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90 Jahre industrielle Messtechnik bei Carl Zeiss

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90 Jahre

industrielle Messtechnik

bei Carl Zeiss

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Sehr geehrter Kunde, sehr geehrter Leser,

zu den unbestreitbaren Errungenschaften von Carl Zeiss gehört es, Optik, Wissenschaft und Technik auf vielen Gebieten – teilweise mit revolutionären Ideen – vorangebracht und neue Einsatzgebiete erschlossen zu haben.

Schon der Unternehmensgründer Carl Zeiss hatte erkannt: Eine moderne, serienfähige Industriepro- duktion hochqualitativer Mikroskopoptiken ist nur auf wissenschaftlicher Grundlage effi zient und erfolgreich durchzuführen. So holte er den Physiker Ernst Abbe als Partner und Teilhaber in sein Un- ternehmen. Und der Glaschemiker Otto Schott, der den Kontakt nach Jena gesucht hatte, brachte mit der Entwicklung und Herstellung spezieller Glassorten den Bau optischer Geräte weiter voran.

Im Jahr 1889 hat der Physiker, Unternehmer und Sozialreformer Ernst Abbe die Carl-Zeiss-Stiftung gegründet. Er hat mit seiner damals weit über die Gepfl ogenheiten hinausgehenden sozialen Verantwortung Zeichen gesetzt, die Vorbild waren für die Industrie und die Gesellschaft am Ende des 19. Jahrhunderts. Seine genialen Entwicklungen auf wissenschaftlichem und optischem Gebiet haben noch heute ihre Gültigkeit.

Carl Zeiss begeht im Jahr 2009 das 90-jährige Bestehen des Bereichs Industrielle Messtechnik. Doch den Grundstein für die Messtechnik in der Industrie von heute legte Ernst Abbe bereits 1890 mit der Formulierung des nach ihm benannten Komparatorprinzips.

Otto Eppenstein leitete insgesamt 19 Jahre die 1919 gegründete „Abteilung Feinmess“ und hat in dieser Zeit 78 Patente angemeldet. Sie waren für die Entwicklung der industriellen Messtechnik von elementarer Bedeutung. Viele vom ihm entwickelte Messgeräte waren konstruktiv und technisch so ausgefeilt, dass sie mehrere Jahrzehnte unverändert gebaut wurden. Von Eppenstein stammt auch die „Goldene Regel der Messtechnik“: Die Ungenauigkeit des verwendeten Messgerätes sollte höchstens ein Zehntel der zu prüfenden Toleranz am Prüfl ing betragen.

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3 Die stürmischen Zeiten der noch jungen Industrieentwicklung wurden nicht zuletzt auch maß-

geblich durch Carl Zeiss geprägt. Von jeher ist Carl Zeiss in Verbindung mit namhaften Industrie- unternehmen zu sehen, beispielsweise mit Bosch, Daimler und Siemens.

Heute, 90 Jahre nach der Gründung der „Abteilung Feinmess“, ist die Carl Zeiss Industrielle Mess- technik mit drei Fertigungsstandorten und einer globalen Ausrichtung eine wichtige Säule von Carl Zeiss. Weltweit stehen kompetente Kollegen im Vertrieb, im Technischen Service und in der Anwen- dungstechnik zu Ihrer Verfügung. Sie verstehen Ihre Aufgaben, beraten Sie und achten darauf, Ihre Wünsche zu erfüllen und Ihre Anforderungen umzusetzen. Unsere lokalen Organisationen bieten Ihnen vor Ort ihre Dienste an, die Sie für eine produktive, effi ziente Industriefertigung und Qualitäts- sicherung benötigen. Diese Organisationen sind eingebunden in die globale Struktur des Unterneh- mens Carl Zeiss mit seinem ausgewogenen und breiten Produktprogramm.

Nahezu 30.000 Installationen von Messmaschinen weltweit empfi nden wir als ebenso viele Beweise für das Vertrauen in Problemlösungen, Produkte und Dienstleistungen der Carl Zeiss Industriellen Messtechnik. Dafür möchten wir Ihnen an dieser Stelle ausdrücklich danken. Und wir versprechen Ihnen, alles dafür zu tun, dass wir auch weiterhin dieses Vertrauen verdienen.

Dr. Rainer Ohnheiser

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Feinmess-Revolution

Neue Geschäftsfelder für Carl Zeiss

Wenige Messgeräte, auf einem kleinen Tisch präsentiert – damit begann im Jahr 1919 auf der Leipziger Frühjahrsmesse die Erfolgsgeschichte der heutigen Carl Zeiss Industrielle Messtechnik GmbH, IMT. Damals, vor nun 90 Jahren, zeigte Carl Zeiss zum ersten Mal seine Produktions- messtechnik. Zahlreiche Industriekunden, die in Leipzig nach Neuheiten Ausschau hielten, wa- ren begeistert.

Der Einstieg von Carl Zeiss in das Geschäftsfeld der industriellen Messtechnik war eigentlich einer Notsituation entsprungen. Das Carl Zeiss-Werk in Jena verzeichnete um die Jahrhun- dertwende hohe Wachstumsraten und mit Beginn des Ersten Weltkrieges stieg die Produktion nochmals stark an, was vor allem auf die Herstellung militärischer Gerätschaften zurückzufüh- ren war. 1918 war damit Schluss. Mit der Niederlage des Deutschen Reiches ging die auf Heer und Marine konzentrierte Fertigung stark zurück. Um die plötzlichen Ausfälle zu kompensieren, musste sich Carl Zeiss nach neuen Betätigungsfeldern umsehen: Haushaltsartikel, Möbel und künstliche Gliedmaßen wurden als Ersatzprodukte vorgeschlagen. Tatsächlich versprach aber nur eine Idee nachhaltigen Erfolg: Die Aufnahme der Herstellung von präzisen Messgeräten für die Industrie.

Genaue Messung ermöglicht rationelle Fertigung

Seit der Jahrhundertwende setzte sich in einigen Branchen die industrielle Fließbandproduk- tion durch, mit der in den USA enorme Produktivitätssteigerungen erzielt worden waren. Die am Fließband unabhängig voneinander gefertigten Teile mussten nach dem Prinzip des Aus- tauschbaus ohne Nachbearbeitung beim Zusammenbau eines Automobils oder einer Werkzeug- maschine genau zusammenpassen. Präzision war notwendig. Um Toleranzen und Qualität im Fertigungsprozess genau überwachen zu können, bedurfte es hochwertiger Messgeräte, soge- nannter Feinmessgeräte.

Zunächst begnügten sich die Hersteller mit Messmitteln, die sie selbst hergestellt hatten. Doch mit zunehmender Präzisionsanforderung genügte die Qualität der eigenen Messgeräte häu- fi g nicht mehr. Otto Eppenstein, bis Kriegsende Leiter der Entfernungsmesserabteilung bei Carl Zeiss, erkannte die Marktlücke und begann mit dem Aufbau des neuen Geschäftsfeldes.

1846 gründete der Mechaniker Carl Zeiss (1816-1888) in Jena eine feinmechanisch-optische Werkstatt, die sich innerhalb weniger Jahrzehnte zu einem Weltunterneh- men entwickelte. Am Ende des 19. Jahrhunderts dominierten Mikroskope, Brillen- und Ferngläser sowie andere feinmechanisch-optische Produkte aus Jena die Märkte der Welt. Die Aufnahme entstand um 1847.

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links: Ernst Abbe (1840–1905), Carl Zeiss‘ kongenialer Geschäftspartner. Ohne den Physiker wäre der Aufstieg der Firma kaum möglich gewesen. Seine bahnbrechenden Entwicklungen auf dem Feld der Mikroskopie revolutio- nierten den Mikroskopbau. Abbe stellte allgemeingültige physikalische Prinzipien auf, nach denen die Mikroskop- linsen in Serie hergestellt werden konnten. Bis dahin musste durch mühsames Probieren, „Pröbeln“ genannt, die perfekte Kombination von Linsen gesucht werden. Abbe bewies auch unternehmerischen Weitblick als er 1889 die Carl-Zeiss-Stiftung als alleinige Trägerin des Unternehmens Carl Zeiss gründete und seine Anteile an den Schott Glaswerken der Stiftung übertrug.

mitte: In Otto Schott (1851–1935) fanden Carl Zeiss und Ernst Abbe zu Beginn der 1880er Jahre einen exzellenten Glasfachmann, der für ihr Unternehmen in einer eigenen Fabrik hochwertiges Glas herstellte. Bis dahin gab es keine Glasmaterialien, die speziell für optische Geräte entwickelt worden waren. 1920 wurden auch Otto Schotts Unternehmensanteile auf die Carl-Zeiss-Stiftung übertragen. Damit war die Stiftung alleinige Eigentümerin beider Unternehmen.

rechts: Mit dem zunehmenden Erfolg entwickelte sich die Firma Carl Zeiss seit dem ausgehenden 19. Jahrhun- dert zu einem modernen Großbetrieb mit rationeller Fertigung. Das Firmengelände wurde zum dominanten Mittelpunkt der Stadt Jena. Dabei entstanden bald sogar Hochhäuser, etwa der Bau 15, der während des Ersten Weltkrieges errichtet wurde und Bereiche der optischen Fertigung aufnahm.

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Einfache Winkelmesser, Messuhren, Schraublehren und Anschlagwinkel wurden gefertigt. Bei Carl Zeiss konnte man auf langjährige Erfahrung zurückgreifen. Schon seit den 1890er Jahren baute die Firma Messmittel für den Eigenbedarf. Ernst Abbe hatte mit dem Komparatorprinzip, das durch Kip- pung verursachte Fehler beschreibt, eine der wichtigsten Grundregeln der Messtechnik formuliert.

Die Gründung der Feinmessabteilung

Der Anfang war bescheiden, doch auf der Leipziger Messe kam es zu einem Kontakt, der für die Entwicklung der Feinmessabteilung von überragender Bedeutung werden sollte. Der Stand von Carl Zeiss erregte die Aufmerksamkeit der Berliner Werkzeugfi rma Schuchardt & Schütte, die Carl Zeiss darin bestärkte, die Produktion der ausgestellten Messgeräte auszuweiten, wobei Schuchardt

& Schütte den Alleinvertrieb der Feinmessgeräte übernehmen wollte. Die Berliner hatten erkannt, welches Potential in den Geräten steckte, und am 23. Mai 1919 wurde das Unternehmen offi ziell Partner von Carl Zeiss. Beide arbeiteten knapp zehn Jahre zusammen. Dem Engagement des Berliner Unternehmens war es zu verdanken, dass die Nachfrage aus der Industrie nach Feinmess geräten von ZEISS rasch anstieg. Von Schuchardt & Schütte, deren Ingenieure die Fertigungsabläufe der Kunden genau kannten, kamen immer wieder Anregungen, wie die Geräte kundenspezifi sch wei- terentwickelt werden könnten.

Feinmessgeräte aus Jena in aller Welt

Innovativ von Beginn an

Als Spezialist für Optik war es für Carl Zeiss konsequent, die Optik auch für die bis dahin feinme- chanisch geprägte Feinmesstechnik nutzbar zu machen. Die Konstrukteure der Feinmessabteilung integrierten bereits Anfang 1919 technische Optik in die Messinstrumente und nahmen damit die Konstruktion anspruchsvoller Instrumente auf. Insbesondere Eppenstein erlangte mit fast 80 ange- meldeten Patenten große Bedeutung für die Entwicklung der industriellen Messtechnik. Von Eppen- stein stammte auch das nach ihm benannte Eppenstein-Prinzip, das mit einer optischen Vorrichtung das Messen größerer Längen vereinfachte und Fehler erster Ordnung ausschaltete. Auch die „Gol- dene Regel der Messtechnik“, wonach die Ungenauigkeit des Messgerätes höchstens ein Zehntel der zu prüfenden Toleranz am Prüfl ing betragen soll, geht auf ihn zurück.

oben: 1847 begann Carl Zeiss in Jena mit der Herstellung einfacher Lupenmikroskope.

unten: Ein Auftrag über 10.000 Schraublehren für den internen Prüfgebrauch gab im November 1918 den Initialfunken für die Gründung der Feinmessabteilung.

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links: Bis 1930 war die Werkzeugfi rma Schuchardt & Schütte für den Vertrieb der Feinmesswerkzeuge von Carl Zeiss verantwortlich. Nachdem Mitarbeiter des Berliner Unternehmens auf der Leipziger Frühjahrsmesse 1919 erstmals die Feinmesswerkzeuge gesehen hatten, rieten sie den Jenensern, die Produktion auszuweiten. Dank der guten Kontakte von Schuchardt & Schütte zur Industrie und der hervorragenden Produktqualität waren die Feinmesswerkzeuge von Carl Zeiss schnell überall gefragt.

rechts: Otto Eppenstein, Gründer und langjähriger Leiter der Feinmessabteilung von Carl Zeiss Jena. Seine Erfi ndungen brachten die noch junge Disziplin der Fein- messtechnik in den 1920er und 1930er Jahren entscheidend voran. Eppenstein, ursprünglich jüdischen Glaubens und später zum Protestantismus konvertiert, konnte aufgrund seiner herausragenden Bedeutung bis zu seinem Tod im Jahre 1942 für Carl Zeiss Jena arbeiten – sein Name durfte in der Öffentlichkeit und in wissenschaft- lichen Publikationen jedoch nicht mehr genannt werden.

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Die Geschichte der Feinmessabtei- lung von Carl Zeiss ist eng mit der Entwicklung der Messtechnik im Allgemeinen verknüpft. Bereits um 1920 begann in Jena der Bau von Messgeräten mit optischen Kompo- nenten, die eine echte Alternative zu den herkömmlichen feinmechani- schen Messmitteln boten. Mit ihnen konnte in Zeiten des Durchbruchs der rationellen Fertigung zügig und genau gemessen werden. Eines der bedeutendsten Geräte aus dieser Zeit war der Interferenzkomparator zur Überprüfung von Endmaßen.

Stolz, mit diesen Innovationen und der stürmischen Entwicklung der Feinmesstechnik in Verbindung zu stehen, verkündete die Firma Schuchardt & Schütte 1923 im Vorwort eines Kataloges: „Es ist ein besonderes Verdienst der Firma Carl Zeiss, Jena, deren Generalvertrieb für Meßwerkzeuge wir führen, die empfi ndliche optische Messung und mikroskopische Werkstoffuntersuchung dem Arbei- ter und der Werkstatt dienstbar gemacht zu haben.“ Industrieunternehmen wie Opel, BMW, MAN, Ford, Daimler-Benz, Bosch, Krupp, die Zahnradfabrik Friedrichshafen und viele andere kauften fortan Carl Zeiss Messgeräte, mit denen sie in ihren Messräumen Werkstücke und Werkzeuge prüften. Sie konnten sich dabei auf eine intensive Kundenbetreuung von Carl Zeiss verlassen. Bemerkenswert war auch der internationale Erfolg: In den 1930er Jahren wurde zeitweise jedes zweite Feinmessgerät ins Ausland verkauft.

Frühe Meilensteine der Gerätetechnik

Zu den wichtigsten Geräten aus der Frühzeit von Feinmess gehörte das Längenmessgerät Optimeter von 1920. Mit ihm konnte der Anwender bis auf 1 µm genau messen. Als Meilensteine der Mess- technik gelten auch das Große Werkzeugmikroskop von 1924 und das erste Universalmessmikroskop (UMM) von 1926. Das UMM machte es erstmals möglich, alle fünf Bestimmungsgrößen eines Gewin- des in einer einzigen Einspannung zu ermitteln. Der ab Mitte der 1920er Jahre gebaute Interferenz- Komparator war ein bedeutendes Gerät zur Überprüfung von Endmaßen. Diese und viele andere Ge- räte aus Jena waren innerhalb weniger Jahre zum „Maßstab“ optisch-mechanischer Feinmesstechnik geworden. Nicht verwunderlich deshalb, dass eine britische Werkzeugfi rma ihren Messraum einfach nur „Zeiss-Room“ nannte. Sie wird vermutlich nicht die einzige gewesen sein.

Weltkrieg, Teilung, Wirtschaftswunder

Carl Zeiss am Abgrund

Im Zweiten Weltkrieg produzierten Carl Zeiss und die Feinmessabteilung auch unter Einsatz von Fremd- und Zwangsarbeitern fast ausschließlich für militärische Zwecke. Die Rüstungskonjunktur be- scherte der Firma zwar hohe Produktionszahlen, sie war aber auch für den tiefen Fall des Weltunter- nehmens Carl Zeiss nach dem Krieg verantwortlich. Durch die Bombardierungen der Alliierten wurden die Fabrikgebäude schwer beschädigt oder zerstört, zahlreiche Mitarbeiter verloren ihr Leben. Die

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Stolz präsentieren sich die ZEISS Feinmessvertreter anlässlich einer Vertretertagung der Kamera. 9

Die Mannschaft wurde innerhalb von drei Jahren aufgebaut, nachdem die Händlerorganisation Schuchardt & Schütte 1930 Konkurs angemeldet hatte.

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US-Truppen, die Thüringen nach Kriegsende zunächst besetzt hielten, mussten das Land nach alliierter Übereinkunft den Sowjets überlassen. Bei ihrem Abzug nahmen die US-Amerikaner nach der Devise „We take the brain“ die gesamte Führungsriege von Carl Zeiss und der Schott Glaswerke mit in den Westen. Das Stammwerk in Jena wurde von der sowjetischen Besatzungsmacht demontiert und erst später mühsam als volkseigener Betrieb wieder auf- gebaut.

Feinmess Ost – Feinmess West

Den in den Westen nach Heidenheim auf der Schwäbischen Alb verbrachten Zeissianern gelang es, in dem nahe gelegenen Dorf Oberkochen ein neues ZEISS-Werk aufzubau- en. Zunächst erhielten sie Unterstützung aus Jena. Im Zuge des aufkommenden Kalten Krieges grenzten sich die „feindlichen Brüder“ jedoch zunehmend voneinander ab und führten einen erbitterten Streit um Namens- und Markenrechte. Ungeachtet dessen ent- wickelte sich Carl Zeiss in Oberkochen sehr erfolgreich. Aus der Spaltung der Firma resul- tierten auch zwei Carl Zeiss Feinmessabteilungen: Feinmess Ost und Feinmess West. Beide konzentrierten sich zunächst weiterhin auf die Herstellung optisch-feinmechanischer Ge- räte. In Oberkochen bemühte man sich jedoch, nicht auf Vorkriegskonstruktionen zurück- zugreifen. Schon drei Jahre nach Gründung der Abteilung im Jahre 1950 entwickelten die Oberkochener ein neues, technisch anspruchsvolleres Universalmessmikroskop UMM.

Weitere bedeutende Geräte waren der Abbe-Längenmesser senkrecht und waagerecht und das Steigungsprüfgerät SPG 600, die auch im weltweiten Vergleich als Spitzenpro- dukte galten.

Die Zukunft ist elektronisch

Mit Beginn der 1960er Jahre kündigte sich in der Messtechnik die Verwendung numerisch gesteuerter Messmaschinen an. Noch wurde wegen der geringen Rechenleistung der ver- fügbaren Computertechnik vor allem mit der elektronisch-numerischen Messwertausgabe experimentiert. Dies nahm den Einsatz von Rechnern und Mikroelektronik vorweg, die in den 1970er Jahren die Messtechnik revolutionieren sollten. Während man in Oberkochen dem Trend folgte und erste Geräte mit digitaler Anzeige auf den Markt brachte, verlor man in Jena den Anschluss: Die Datenverarbeitungstechnik konnte nicht mit der des Westens mithalten.

Die wachsende Mobilität war eines der sicht- barsten Zeichen des westdeutschen Wirt- schaftswunders der Nachkriegszeit. Millionen Bürger konnten sich ein Auto leisten. Wichtige Bauteile lieferten Hersteller wie die ZF Fried- richshafen, ohne deren Getriebe kein Auto gelaufen wäre – egal, ob Kleinwagen oder die in dieser Werbung dargestellten luxuriösen Fahrzeuge. Die Zahnräder von ZF Friedrichs- hafen wurden von ZEISS Feinmessgeräten vermessen.

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Ein Mitarbeiter der 1950 in Oberkochen neu gegründeten Feinmessabteilung von Carl Zeiss bei

der Montage eines Universalmess- mikroskops UMM. Das Gerät, das

Mitte der 1950er Jahre erstmals vorgestellt wurde, galt gegenüber den Jenaer Vorkriegsmodellen als völlig neuartig, da es die Zentral- beobachtung aller Messstellen und des Mess objektes in einem einzigen binokularen Mikroskop ermöglichte.

Das UMM konnte hierdurch mehrere Einzweckmessgeräte ersetzen.

Allerdings verlief auch die Entwicklung von Feinmess Oberkochen alles andere als gut, die Ab- teilung hatte jahrelang mit Verlusten zu kämpfen. Über den Zentralvertrieb von Carl Zeiss, der auch Feinmessgeräte verkaufte, fand keine ausreichende Kommunikation zwischen Kunden und Geschäftsbereich statt. Bei den Kleingeräten verlor Feinmess West zu viele Kunden an Carl Zeiss Jena und an die Konkurrenz aus Fernost, die ihre Produkte zu deutlich geringeren Preisen anboten.

Zudem galten zwar einige Produkte wie das „UMM 200 digital“ als technisch sehr fortschrittlich, viele Geräte des breiten Produktspektrums wie die Handmessgeräte waren jedoch veraltet, nicht praxisgerecht und zu teuer. Als Ausgleich entwickelte die Abteilung hochpräzise Geräte, die nur in sehr kleinen Stückzahlen gebaut wurden. Diese „Flucht in die Supergenauigkeit“, wie einige Jahre später fi rmenintern kritisiert wurde, brachte jedoch keinen Erfolg. Die defi zitäre Feinmessabteilung war seit den 1960er Jahren personell deutlich geschrumpft. Anfang der 1970er Jahre stand Fein- mess am Rande der Schließung.

Mit ZEISS-Messtechnik in die 3. Dimension

Chance Koordinatenmesstechnik

Den wenigen verbliebenen Mitarbeitern um den neuen Abteilungsleiter Klaus Herzog war klar, dass die Zukunft der Messtechnik im Bereich der rechnergesteuerten 3D-Koordinatenmesstech- nik lag. Diese Technik, bei der das zu messende Werkstück punktweise von einem Tastsystem erfasst und die gemessenen Koordinaten in einer Datenverarbeitungsanlage numerisch zu einer vollständigen Werkstückgeometrie verknüpft werden, würde die vielfach verwendeten teuren Ein- zweckmessgeräte überfl üssig machen. Eine Koordinatenmessmaschine verursacht trotz des hohen Anschaffungspreises geringere Messkosten als herkömmliche Geräte.

Die Initialzündung für den Einstieg in die Koordinatenmesstechnik waren intensive Gespräche mit dem Autohersteller VW. Mit genauen Vorstellungen von den Messproblemen und -bedürfnissen der Industrie entwickelten die Feinmess-Ingenieure von Carl Zeiss eine neuartige Koordinatenmess- maschine mit einem bis dahin nicht gekannten messenden Tastkopf mit fünf sternförmig angeord- neten Einzeltastern. Hinzu kam zur Steuerung und mathematischen Verarbeitung der Messergeb- nisse eine eigens entwickelte Software, die auf einem Rechner von Hewlett-Packard lief.

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Die UMM 500

1973 drängten sich auf der Züricher Messe Microtecnic erstaunte Besucher um den Stand der Carl Zeiss Feinmessabteilung. Grund des Andrangs: Die UMM 500! Eine 3D-Messmaschine, die die Mess- technik revolutionieren sollte.

Den Zuschauern wurde vorgeführt, dass die Maschine Dinge vermochte, die in der Messtechnik bisher kaum jemand für möglich gehalten hätte. Werkstücke konnten ohne vorheriges Ausrichten mit einer Genauigkeit von 0,5 µm gemessen werden; eine elektronische Lageregelung sorgte dafür, dass das Längenmesssystem im Messkopf immer die Nullstellung erreichte; der Anwender konnte die Maschi- ne komfortabel mit Joysticks bedienen sowie Programme einfach über ein Bedienpult aufrufen.

Die UMM 500 erwies sich für die Feinmess-Abteilung als echtes Erfolgsmodell. Zahlreiche in- und ausländische Unternehmen wie Philips, Daimler-Benz, Bosch, IBM, Ford und Hitachi wollten die Ma- schine in ihren Messräumen haben. Die von Öl- und Wirtschaftskrise geprägten 1970er Jahre boten ein gutes Marktumfeld, um Koordinatenmessgeräte in größerer Stückzahl zu verkaufen. Wer seine Werkstücke einer exakten, schnellen und gleichzeitig kostensparenden Messoperation unterzog, lief später kaum Gefahr, seinen Produktionsprozess wegen zu hoher Toleranzabweichungen stoppen zu müssen und damit viel Geld zu verlieren. Bis Ende der 1970er Jahre waren weltweit bereits mehr als einhundert UMM 500 im Einsatz. Das Gerät wurde zu einer Legende, und einige UMM 500 verrichten – nachgerüstet mit neuer Software – noch heute ihren Dienst.

Zukunft gesichert

Mit dem Erfolg der UMM 500 hatte sich die Perspektive für die Feinmessabteilung innerhalb kürzester Zeit verändert: Eben noch vom Aus bedroht, gab die Firmenleitung grünes Licht zum Weitermachen.

Diese Entscheidung fi el, als Feinmess für den noch in der Planung befi ndlichen Nachfolger der UMM 500, die UMM 800 mit größerem Messbereich, mehrere Käufer wie BMW und MBB vorweisen konn- te. Die Abteilung für Feinmessgeräte war damit gerettet und hatte sich mit ihren Entwicklungen im Bereich der Koordinatenmesstechnik gleichsam über Nacht neu erfunden.

Ein weiterer wichtiger Baustein des Erfolgs war, dass der Vertrieb umstrukturiert wurde. Der Carl Zeiss Vertrieb war bisher in der Industrie nicht ausreichend präsent. Deshalb ging die Feinmess abteilung in vielen Regionen eigene Wege und arbeitete vermehrt mit Vertretungen zusammen. Gute Kontakte in die Industrie wurden aufgebaut. Mit Kompetenz, Kundenfreundlichkeit und Überzeugungskraft leistete der neue Industrie-Vertrieb einen erheblichen Beitrag zum wachsenden Erfolg der Carl Zeiss Koordinatenmesstechnik in den 1970er Jahren.

Mit dem messenden Tastkopf, erst- mals verwendet in der UMM 500, präsentierte Carl Zeiss den Schlüssel zum taktilen 3D-Messen.

Klaus Herzog, der Initiator der Drei- Koordinaten-Messtechnik bei ZEISS, präsentiert „seine” UMM 500.

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Die UMM 500 mit einem Messbereich von 500 x 200 x 300 mm war die erste von Carl Zeiss gebau- te Dreikoordinatenmessmaschine. Sie zeichnete sich durch zahlreiche besondere Eigenschaften und Systemkomponenten wie den messenden Tastkopf, einen integrierten Rechner, Software und benutzer- freundliche Ergonomie aus. Die Maschine konnte in 3D mit einer Genauigkeit von 0,5 µm messen. Dabei

entfi elen das Ausrichten der zu prüfenden Werkstücke zu den Geräteachsen der bisher verwendeten Einzweckgeräte, das Ablesen von Skalenwerten und die manuelle Weiterverarbeitung der Messergebnis-

se. Die UMM 500 war ein großer Erfolg und brachte die technologische Wende in der Feinmesstechnik.

Kurze Zeit später benannte man die Abteilung in IMT (Industrielle Messtechnik) um.

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Neue Technik, neuer Name: IMT

Umbenennung der Abteilung

Mit dem Bau der UMM 500 und ihrer Messkomponenten hatte die Oberkochener Feinmessabteilung ein neues Zeitalter der industriellen Messtechnik eingeläutet. In- nerhalb weniger Jahre sattelten viele Industrieunternehmen, aber auch Einrichtun- gen wie Eich- und Prüfämter, technische Lehranstalten und Forschungsinstitute auf die Koordinatenmesstechnik um. Auch wenn kleinere und mittlere Unternehmen noch längere Zeit auf die herkömmlichen Messmittel setzten, war abzusehen, dass dem komfortablen 3D-Messen die Zukunft gehörte. Um den veränderten Bedin- gungen in der Messtechnik gerecht zu werden, entschied sich Carl Zeiss 1976 für die Umbenennung ihrer Abteilung: Der Name Feinmess erinnerte zu sehr an die wenig erfolgreiche jüngere Vergangenheit der traditionellen Messgeräte. Koordi- natenmessgeräte (KMGs) aus Oberkochen kommen seither von der Abteilung für Industrielle Messtechnik (IMT). Dieser Name steht bis heute unverändert für die Ko- ordinatenmesstechnik von Carl Zeiss.

Ein weites Feld für Neuentwicklungen

Jedem bei IMT war klar, dass man sich auf einem neuen Technikfeld bewegte, das noch zahlreiche Innovationsmöglichkeiten und Chancen zur Profi lierung offen hielt.

Die wachsende IMT arbeitete ungebremst an weiteren Neuentwicklungen. Ein wich- tiger Schlüssel zum Erfolg war (und ist) die Fähigkeit von IMT, die Wünsche und Ideen der Kunden im direkten Austausch in Erfahrung zu bringen und in die Ge- räte- und Komponentenentwicklungen einfl ießen zu lassen. Unter diesem Einfl uss entstand bis 1980 etwa der schaltende Tastkopf mit Piezo-Sensor, dessen additives Piezo-Signal die Hysterese- und Biegeeinfl üsse der Antastung eliminiert. Neben dem messenden Tastkopf bildet er bis heute einen der Standards der Sensorik in der Koordinatenmesstechnik. Weiterhin entwickelte IMT den Zentralantrieb für Mess- maschinenportale, zahlreiche Softwareprogramme wie UMESS zur Messung unter- schiedlicher und teils komplizierter Geometrien sowie die Möglichkeit zur vollauto- matischen Zahnradmessung auf einer Koordinatenmessmaschine. Als Weltneuheit

Mit den Werkstattmessmaschinen WMM 500 und 850 kamen Ende der 1970er Jahre Koordinatenmess- maschinen von IMT auf den Markt, die in der Nähe der Fertigung eingesetzt werden konnten. Ein erster Schritt hin zur Fertigungsmesstechnik. Mit dieser Abbildung einer WMM 850 belegte MTU in einer Imagebroschüre der 1980er Jahre ihren hohen Qualitätsanspruch.

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links: Eine Klimakabine zur Umhausung einer Koordinatenmessmaschine in den 1980er Jahren. Sie bot Bedingungen wie in einem Messraum und schützte die empfi ndliche Koordinatenmessmaschine vor ungünstigen Umgebungsbedingun-

gen in der Produktion. Jetzt war das 3D-Messen in der Fertigung möglich.

oben: Bei der Fertigung von Großserien wurden bis in die 1980er Jahre aus- schließlich Lehren und Spezialmessvorrichtungen eingesetzt. Eine gemeinsame Pionierleistung von IMT und seinen Kunden war die Integration von universellen Koordinatenmessmaschinen in die Produktionslinien. Erfolgreich konnte 1984 ein Projekt von IMT gemeinsam mit den Ford-Werken in Köln durchgeführt werden.

Dabei wurde eine WMM mit einer Schutzkabine versehen und direkt in der Mo- torenfertigung verwendet. Weitere Hersteller folgten dem Beispiel und brachten

IMT einen guten Ruf auf dem Feld der Fertigungsmesstechnik. Die Aufnahme stammt aus der Motorenfertigung der Ford-Werke im Jahre 1987.

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konnte auch ein Luftlager präsentiert werden, mit dem das Maschinenportal nur 3 µm über der Grundplatte schwebt. Da IMT keine Großbrückenmessmaschinen baute, ging Carl Zeiss 1976 eine Kooperation mit der Firma Mauser in Oberndorf ein. Mauser integrierte die IMT Komponenten wie Steuerung, Tastkopf und Software in ihre Großgeräte.

Neue Messmaschinen

Messmaschinen wie das Präzisionsmesszentrum PMC 850 und die Universalmesszentren-Reihe UMC für das Messen großvolumiger Teile und zur Serienmessung ganzer Paletten entstanden bis 1980 in Oberkochen. Eine weitere neue Baureihe stach aber besonders hervor: Werkstattmessmaschinen der WMM-Baureihe. Die WMM 550 und WMM 850 machten es möglich, die hochempfi ndliche Koordi- natenmesstechnik räumlich näher an den Fertigungsbereich anzubinden – eine schwierige Aufgabe, wenn man bedenkt, wie Staub, Ölnebel, Hitze und Schwingungen die Genauigkeit beim Messen stark einschränken, damals noch viel mehr als heute. Carl Zeiss IMT hatte mit der WMM-Baureihe den ersten Schritt in Richtung Fertigungsmesstechnik getan.

Partnerschaften: Die Firma KOMEG

Seit den Anfangstagen der Feinmesstechnik in Jena setzt ZEISS auf die Zusammenarbeit und Part- nerschaft mit anderen Firmen. Dieser Erfahrungs- und Know-how-Austausch hatte die Entwicklung der Messtechnik immer wieder befruchtet. Mit dem Erfolg der Koordinatenmessmaschinen suchte die Feinmessabteilung nun erneut starke Partner. Kurz nach Einführung der UMM 500 vereinbarte sie eine Kooperation mit der Firma Koordinaten Messmaschinen Gesellschaft, kurz KOMEG, im saar- ländischen Völklingen. Das 1974 gegründete Unternehmen war ebenfalls frühzeitig auf dem Gebiet der Koordinatenmesstechnik tätig geworden. Die Firma stellte unter anderem den ersten Fertigungs- messrechner mit SPC-Anwendung her. Die KOMEG engagierte sich in folgenden Jahren sehr erfolg- reich für den Vertrieb der ZEISS-Geräte und nahm in mancherlei Hinsicht eine ähnliche Stellung ein wie fünf Jahrzehnte zuvor die Firma Schuchardt & Schütte zu Jenaer Feinmesszeiten. Der Geschäfts- führer der KOMEG war der Vertriebsprofi Dieter Gengenbach, der über gute Kontakte in die Industrie verfügte und der mit seiner Überzeugungskraft viele zweifelnde Messtechniker zur Anschaffung einer Koordinatenmessmaschine bewegen konnte.

In Deutschland wurde während des Ersten Weltkriegs zur Steigerung der Produktion der Normenausschuss der deutschen Industrie gegrün- det, der Ursprung des heutigen Deutschen Instituts für Normung (DIN). Seit der Gründung sind Mit- arbeiter der Carl Zeiss Messtechnik Mitglieder des Ausschusses. Auch heute arbeiten Mitarbeiter von Carl Zeiss IMT ständig in nationalen und internationalen Arbeitskreisen und Ausschüssen wichtiger Normungs- institutionen. Aufgrund des hohen Ansehens der Firma und der Qualität ihrer Produkte haben ihre Stimmen hier großes Gewicht.

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links: Der Schriftzug OPTON auf diesem Koordinatenmessgerät UC 850 verrät, dass es für den Verkauf in ein Land des früheren Ostblocks bestimmt war. Gemäß der 1971 mit Carl Zeiss in Jena getroffenen Londoner Vereinbarung mussten alle von Carl Zeiss Oberkochen hier verkauften Geräte unter dem Namen OPTON angeboten werden. Carl Zeiss in Jena hingegen trat im Westen unter dem Namen Jenoptik auf.

rechts: Die Keramiktechnik und das Portfolio mit günstigen, aber hochwertigen Portalmessgeräten gaben 1989 den Ausschlag für den Kauf der Firma Numerex, aus der die heutige US-Filiale von IMT hervorging. Das ursprünglich in Minneapolis und später auch in Oberkochen in hohen Stückzahlen gebaute Portalmessgerät ECLIPSE mit Keramikbauteilen bot einen kostengünstigen Einstieg in die Fertigungsmesstechnik. Neben Minneapolis und Oberkochen gibt es seit dem Jahr 2001 eine weitere IMT Fertigung in Schanghai in China.

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In Zusammenarbeit mit dem Kunden

Die Trends der 1980er

Mit Beginn der 1980er Jahre war IMT innerhalb von Carl Zeiss voll etabliert. Zwar gal- ten die Messtechniker mit ihren Industriekunden im Vergleich zum wissenschaftsori- entierten Rest von Carl Zeiss immer noch als etwas seltsam, doch ohne IMT war Carl Zeiss nicht mehr denkbar: Die Erfolge von IMT machten das Gesamtunternehmen wesentlich unabhängiger von konjunkturellen Schwankungen.

An innovativen Entwicklungen, die IMT diesen Status sichern halfen, mangelte es auch in den 1980er Jahren nicht. Das Jahrzehnt war bei IMT und in der Koordina- tenmesstechnik von den Schlagworten „Ausweitung der Prüfmöglichkeiten“, „Ferti- gungsmesstechnik“ und „Geschwindigkeit“ gekennzeichnet. Neue Mikro- und Pro- zessrechner verkürzten die Messzeit weiter. IMT-Entwicklungen jener Jahre waren das CAA-Verfahren, das die beim 3D-Messen entstehenden Führungsfehler rechnerisch korrigierte, die Taumelachsenkorrektur bei vollständiger Einbeziehung einer Drehach- se und die vollautomatische Lehrenmessung.

Die Fertigungsmesstechnik nimmt Gestalt an

1984 verwirklichte IMT gemeinsam mit den Ford-Werken in Köln ein Projekt, bei dem eine Werkzeugmessmaschine vom Typ WMM 850 nicht mehr nur in der Nähe der Produktion aufgestellt wurde, sondern direkt in eine Motorenfertigungslinie in- tegriert werden konnte – ein revolutionärer Schritt, der die traditionell eingesetzten Lehren überfl üssig machte. Um die Maschine vor Staub und Schmutz zu schützen, konstruierte man eine Kabine und entwickelte im Zuge der Arbeiten erstmals eine automatische Tasterwechseleinrichtung. Der erfolgreiche Abschluss des Projekts veranlasste andere Automobilhersteller dazu, ebenfalls Carl Zeiss Koordinatenmess- maschinen für ihren Fertigungsbereich anzuschaffen.

Egal ob Automobilunternehmen wie Daimler-Benz oder Audi, Zulieferbetriebe wie Bosch und Kolbenschmidt oder Triebwerkshersteller wie Pratt & Whitney in den USA: Sie und viele andere in- und ausländische Unternehmen entschieden sich im- mer häufi ger für die Koordinatenmesstechnik. Dabei konnten sie auf eine enge und

Eine breite Palette an Gegenstän- den, die unseren Alltag bestimmen, wird mit Messmaschinen von IMT gemessen. Dazu gehören viele Komponenten, die in einem Auto- mobil zu fi nden sind wie Motorteile, Zahn- und Kegelräder, aber auch Platinen oder Gehäuse jeglicher Art.

Selbst Verschlüsse von Einwegdosen sind Gegenstand von Messaufgaben für Koordinatenmessgeräte von Carl Zeiss IMT.

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19 vertrauensvolle Kooperation mit IMT und die hervorragenden Schulungsmaßnahmen der Oberkoche-

ner zählen. Carl Zeiss IMT ermöglichte es zudem, die Fertigungsmessmaschinen mit der gesamten Produktion zu verketten und die Messtechnik damit in die automatisierte Fertigung zu integrieren, sodass die Messergebnisse direkt vom Fertigungsleitrechner verarbeitet werden konnten.

Diversifi kation

In den 1980er Jahren nahm Carl Zeiss IMT Produktdiversifi kationen vor, die über enge Zusammenarbeit mit anderen Firmen erreicht wurden. Die Kooperation mit der Firma Stiefelmayer in Esslingen – ein alter Kunde aus den Gründungsjahren von Feinmess – erweiterte die Produktpalette um große Horizonta- larmmessgeräte, die Messtechnikfi rma Höfl er sorgte für Geräte zur Zahnradmessung. Mit den Entwick- lungen der US-Firma Numerex in Minneapolis hatte Carl Zeiss IMT am Ende des Jahrzehnts auch kleine und günstige Werkstattportalmessgeräte mit neuartiger Keramiktechnologie im Programm. Numerex wurde kurze Zeit später von Carl Zeiss IMT gekauft und in einen Fertigungsstandort umgewandelt.

Krisen und Erfolge in den 1990ern

Die Wiedervereinigung

Der Fall der Berliner Mauer, das Ende des Ost-West-Konfl ikts und die Vereinigung Deutschlands brach- ten zu Beginn der 1990er Jahre auch die Wiedervereinigung der beiden Carl Zeiss-Firmen in Ost und West. Der Weg dorthin war schmerzhaft, viele zehntausende Beschäftigte des aufgeblähten VEB Carl Zeiss Jena verloren ihre Arbeitsstelle. Carl Zeiss Oberkochen, fortan Hauptsitz des gesamtdeutschen Unternehmens, konnte nicht alle Geschäftsbereiche des Jenaer Optikkonzerns übernehmen. Wegen des Rückstands in der Koordinatenmesstechnik – dem Hauptgeschäftsfeld von IMT – und der fehlen- den Rechenleistung der Jenenser Geräte scheiterten auch Versuche, die Feinmessabteilung in Jena mit IMT zusammenzuführen. In Jena endete damit nach 70 Jahren die Tradition der Carl Zeiss Feinmess- produkte. Das Jenaer ZEISS-Werk konzentrierte sich fortan auf die Felder Mikroskopie und Augenheil- kunde und startete eine bis heute anhaltende Erfolgsgeschichte.

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Mit bedeutenden Innovationen in den Aufschwung

Infolge eines weltweiten Konjunkturabschwungs ab 1992 waren Carl Zeiss und IMT mit einer ernsthaften Krise konfrontiert, die in Oberkochen zu Entlassungen führte. Mit einer Mehr- punktstrategie, die eine Übernahme der Firma Stiefelmayer, die Hinzunahme des Messma- schinenprogramms großvolumiger Werkstücke von der Firma Mauser und die Schaffung einer neuen Vertriebsorganisation beinhaltete, gelangte IMT nach etwa zwei Jahren zurück auf die Erfolgsspur. Bis Ende der 1990er Jahre erreichte IMT mit zahlreichen neuen Produkten einen Marktanteil von 25 Prozent: Horizontalarmmessgeräte und Messmaschinen wie PRISMO und ECLIPSE entwickelten sich zu Verkaufsschlagern. Mit der neuen Scanningtechnologie VAST arbeiteten Firmen wie der Technikkonzern ABB und der Triebwerkshersteller Pratt & Whit- ney bei der Konturmessung von Turbinenschaufelblättern. CALYPSO etablierte sich ebenso als Standard-Messsoftware, wie es der altgediente Vorgänger UMESS war. Und nicht zuletzt brachte IMT mit der Werkstattmessmaschine ScanMax erneut die Fertigungsmesstechnik ent- scheidend voran.

ScanMax konnte erstmals ohne Umhausung im Fertigungsbereich verwendet werden. Statt der ganzen Maschine hatten die IMT-Konstrukteure die Messsysteme verkapselt. Als hand- geführte Gelenkarmmaschine war ScanMax ideal für kleinere Betriebe geeignet, in die die Koordinatenmesstechnik nun auch zunehmend Einzug hielt.

Das neue Jahrtausend

Globalisierung

Als Reaktion auf die beschleunigte globale wirtschaftliche Vernetzung seit dem Jahr 2000 gründete IMT eine Niederlassung in Schanghai und vergrößerte den Produktionsstandort in Minneapolis. In beiden Werken wird nach den gleichen Qualitätsstandards gefertigt wie im schwäbischen Oberkochen. Erst jüngst wurde von IMT ein Technologie-Zentrum für industrielle Messtechnik im indischen Bangalore gegründet. Dass IMT-Produkte auch international längst die Benchmark für Qualität in der Koordinatenmesstechnik sind, zeigt, dass sich Firmen wie VW, Stihl oder Renault beim Bau neuer Fabriken auf anderen Kontinenten fast schon selbstverständ- lich für die Messmaschinen aus Oberkochen samt der IMT-Serviceleistungen entscheiden.

Mit dem handgeführten ScanMax, gebaut seit 1995, kamen die Vorteile des Scannings in die Werkstatt. Der mechanische Aufbau entspricht dem in der Roboterwelt bewährten Skara- Prinzip, bei dem durch Einsatz von Hightech- Materialen die schädlichen Umwelteinfl üsse kompensiert werden und eine geringe Masse ermöglicht wird. Der Clou des ScanMax ist der spezielle Scanningtastkopf mit seinem 3D-Sen- sorhandgriff. Damit lassen sich Werkstückober- fl ächen mühelos, schnell und genau abscannen.

Das kleine Gerät ist einfach zu bedienen und kann fast überall verwendet werden. Wichtige Komponenten des ScanMax wurden von Prof.

Dr. Werner Lotze aus Dresden entwickelt. Aus dieser Partnerschaft ging 2001 das Carl Zeiss Innovationszentrum für Messtechnik in der sächsischen Landeshauptstadt hervor, das an Entwicklungen für IMT arbeitet.

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Seit vielen Jahren arbeitet der Sportwagenhersteller Porsche mit Koordinatenmessmaschinen von IMT. Maschinen wie die SMM und verschiedene Mess- und Bearbei- 21

tungsköpfe kommen im gesamten Produktionsablauf zum Einsatz. Messungen werden bereits in der Designphase eines neuen Porsche an den ersten Plastilinmodellen vorgenommen.

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links: Die Mitte der 1990er Jahre auf den Markt gebrachte Messmaschine PRISMO entwickelte sich zu einem Verkaufs- schlager. Viele zehntausend Exemplare dieser günstigen und einfach zu bedienenden Maschine der Mittel- bis Oberklasse wurden seither gebaut. Ferrari etwa setzte sie bei der Messung der Außenverkleidung ihrer Formel-1-Rennwagen ein.

rechts: VAST, die in den 1990ern auf den Markt gebrachte aktive Scanningtechnologie, ermöglicht dem Anwender das multifunktionale und gleichzeitig kostengünstige Scannen der Prüfl inge. Das Scanning hatte sich frühzeitig zu einem Spezial gebiet von IMT entwickelt. Bereits in den 1970er Jahren konnte der Anwender mit dem messenden Tastkopf auf diese Technologie zurückgreifen.

IMT positioniert sich neu

Carl Zeiss und IMT durchliefen in den stürmischen Jahren der jüngeren Vergan- genheit einige bedeutende Veränderungen. Das Mutterunternehmen wurde ebenso wie die Schott Glaswerke im Jahre 2003 in eine AG umgewandelt, de- ren alleiniger Eigentümer die Carl-Zeiss-Stiftung ist. Für IMT drückten sich die Veränderungen vor allem in einer deutlichen Ausweitung der Aufgabengebiete und Geschäftsfelder aus. Schon seit mehreren Jahren hatte man registriert, dass Kunden Mess operationen zunehmend von externen Dienstleistern durchführen lassen wollten. IMT, seit je stark in der Betreuung der Kunden, nahm diesen Ball auf und positionierte sich als umfassender Dienstleister für Messaufgaben. Zu- sammen mit der Tochterfi rma Carl Zeiss 3D Metrology Services GmbH in Aalen bietet IMT heute Beratung in der Anschaffungs- und Betriebsphase, On-Site- Support, Lohnmessung, Auftragsprogrammierung, Schulung in einer eigenen Akademie und den Ausbau von Democentern an. Auf dem Servicesektor errang man so innerhalb kurzer Zeit die Weltmarktführerschaft. Mit diesem erweiterten Serviceangebot und vielen neuen Produkten im Portfolio konnte IMT seit 2000 dynamisch wachsen. Weltweit arbeiten heute knapp 1.800 Mitarbeiter für das Unternehmen.

Ungebremste Innovationskraft

Mehrere neu vorgestellte Produkte und Technologien zeigen, dass IMT auch im neunten Jahrzehnt des Bestehens nichts an Innovationskraft verloren hat.

Das Produktionsmesszentrum CenterMax, das kleinere CNC-Produktionsmess- zentrum GageMax und die kleine Messmaschine DuraMax etwa erlauben es nun endgültig, direkt in der Produktion zu messen und Ergebnisse wie in ei- nem Messraum zu erzielen. Zudem näherte man sich der Messung kleiner und kleinster Teile an. Das Multisensorik-Messgerät O-INSPECT gestattet hierbei die abwechselnde Verwendung optischer und taktiler Sensoren im CNC-Betrieb, während das Messsystem F25 Messungen im Nanometerbereich möglich macht.

Mit der Technik „Metrotomografi e” muss sich das Messen nicht länger auf das Äußere eines Werkstücks beschränken: METROTOM vereinigt Metrologie und Tomografi e, indem ein 3D-Computertomograf mit Röntgenröhre und Detektor

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23 die zu prüfenden Werkstücke durchleuchtet. Geometrien und Maße selbst im Innenleben winzigster

Bauteile können so erfasst werden. Der Anstoß zur Entwicklung kam von der Robert Bosch GmbH, die IMT angeregt hatte, einen Tomografen zur Messmaschine aufzurüsten.

Gut aufgestellt für die Zukunft

90 Jahre IMT steht für 90 Jahre Kompetenz, Verlässlichkeit und ein hohes Maß Innovation in der indu- striellen Messtechnik. Dafür spricht nicht zuletzt, dass die Carl Zeiss Messtechniker der größten Krise ihrer Abteilung zu Beginn der 1970er entgegentraten, indem sie mit Ideenreichtum etwas völlig Neues schufen und den Grundstein für die moderne Koordinatenmesstechnik legten. IMT steht in der Tradi- tion von Carl Zeiss, Ernst Abbe und Otto Eppenstein, die mit den ersten Entwicklungen vor über 160 Jahren ihrerseits das Fundament der heutigen Messtechnik in der Industrie gelegt hatten.

90 Jahre jung und ein bedeutender Unternehmensteil der Carl Zeiss Gruppe bietet IMT aber nicht nur bewährte Messtechnik, die in zahlreichen namhaften Unternehmen rund um den Globus zu fi nden ist, sondern auch Finanzierungen und besondere Nutzungsmodelle an. Die dezentral angesiedelten Mess- häuser ermöglichen jede Art von Auftragsmessung oder -programmierung und stellen den Kunden von IMT das Know-how von Carl Zeiss zur Verfügung. Geschichte, Erfahrung und Kundennähe sowie Motivation und Ausbildung der Mitarbeiter sind Garantien dafür, dass IMT auch in Zukunft federfüh- rend die Entwicklung der Koordinatenmesstechnik vorantreiben wird.

DuraMax ist eine kostengünstige und einfach zu bedienende Messma- schine. Sie kann im CNC-Betrieb gefahren werden und ist standard- mäßig mit der Scanningtechnologie

ausgestattet.

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links: Mit dem CNC-Produktionsmesszentrum GageMax waren die Koordinatenmessmaschinen endgültig in der Fertigung angekommen. Die verkapselten Messsyste- me erlauben es, GageMax direkt in der Fertigung aufzustellen, wo das Gerät Ergebnisse wie in einem geschützten Messraum liefert.

mitte: METROTOM ist ein 3D-Computertomograf, der die zu prüfenden Werkstücke durchleuchtet. Dabei dreht sich das Bauteil 360° um die eigene Achse, wobei ein 3D-Bild vom gesamten Volumen des Werkstücks entsteht. Mit dem Gerät können sehr komplexe und kleine Innen- und Außengeometrien gemessen werden. METRO- TOM wurde von IMT auf Initiative der Robert Bosch GmbH entwickelt, die die Computertomografi e für das zerstörungsfreie Messen nutzbar machen wollte. Während der Versuchsreihen wurde ein Legostein als Messobjekt verwendet, da er ähnliche Geometrien wie etwa Steckersysteme in einem Auto aufweist.

rechts: F 25 wurde für die Messung von mikrosystemtechnischen Komponenten im Nanometerbereich entwickelt. Mit der 2004 vorgestellten Koordinatenmess- maschine können zum Beispiel rotationssymmetrische Teile mit Freiformfl ächen, kleinen Radien und Hinterschnitten oder prismatische Teile mit kleinen und tiefen Bohrungen gemessen werden.

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Anmerkungen

Feinmess-Revolution: Literatur: Auerbach, Felix: Das Zeisswerk und die Carl-Zeiss-Stiftung in Jena. Ihre wissenschaftliche, technische und soziale Entwicklung und Bedeutung, Jena, 5. Aufl . 1925; Erker, Paul: Dampfl ok, Daimler, Dax. Die deutsche Wirtschaft im 19. und 20. Jahrhundert, Stuttgart/München, 2001, S. 534 ff.; Florath, Bernd: Immer wenn Krieg war. Die Bedeutung der Rüstungsproduktion für die wirtschaftliche Entwick- lung der Carl-Zeiss-Werke, in: Markowski, Frank (Hrsg.): Der letzte Schliff. 150 Jahre Arbeit und Alltag bei Carl Zeiss, Berlin, 1997, S. 34-53; Freyberg, Thomas von: Industrielle Rationalisierung in der Weimarer Republik.

Untersucht an Beispielen aus dem Maschinenbau und der Elektroindustrie, Frankfurt/New York, 1989; Gerth, Kerstin/Wimmer, Wolfgang: Ernst Abbe. Wissenschaftler, Unternehmer, Sozialreformer, Jena, 2005; Hellmuth, Edith/Mühlfriedel, Wolfgang: Zeiss 1846-1905. Vom Atelier für Mechanik zum führenden Unternehmen des optischen Gerätebaus, Weimar, 1996, v.a. 223-232; Mütze, Klaus: Die Macht der Optik. Industriegeschichte Jenas 1946-1996, Bd. 1: Vom Atelier für Mechanik zum Rüstungskonzern 1846-1946, Jena, 2004, S. 126-131; Schomerus, Friedrich: Geschichte des Jenaer Zeisswerkes 1846-1946, Stuttgart, 1952, v.a. S. 244-248; Walter, Rolf:

Zeiss 1905-1945, Weimar, 2000, S. 65-78, 85-98, 115-123. Quellen: Carl Zeiss Archiv, 27833: Zusammenstellung bemerkenswerter Daten über wissenschaftliche Fortschritte auf dem Gebiet Feinmeßtechnik bei C.Z. Jena, 25.1.1958; ebd., GB 2143: 25 Jahre Feinmess, 15.11.1944; ebd.: Text zur Geschichte der Abteilung Feinmess, 3.9.1956, ebd.: Erinnerungen an Feinmess von Max Jaensch, Berlin, o.D.; ebd., 7809: Protokolle der Geschäfts- leiterbesprechungen 1918-1919.

Feinmessgeräte aus Jena in aller Welt: Literatur: Hultzsch, Erasmus: Geschichte und Entwicklung technischer Feinmeßgeräte bei Carl Zeiss Jena. 1. Teil: 1918-1945, in: Jenaer Rundschau 5 (1967), S. 268-278; Lotze, Werner: Die Entwicklung der industriellen Fertigungsmeßtechnik, in: Technische Rundschau 41 (1988), S. 38-45; Mütze, Macht der Optik, S. 253-259; Söldner, Franz/Glomb, Renate: 70 Jahre Fertigungsmeßtechnik aus Jena, in: Jenaer Rundschau 3 (1988), S. 124-128; Walter, Zeiss 1905-1945, S. 119-123; Reindl, Rudolf: Dr. Otto Eppenstein. Ein Wissenschaftler des Jenaer Zeiss-Werkes, in: Jenaer Rundschau 5 (1967), S. 263-267; Zeiss- Werkzeitung: Heft 3, Dezember 1920, S. 38-44, Heft 4, Januar 1921, S. 54-61, Heft 5, Februar 1921, S. 65-84. Quellen: Katalog der Firma Schuchardt & Schütte: Meß-Werkzeuge, o.O., 1923, S. 3; Carl Zeiss Archiv, BACZ 21200: FE-Umsätze 1923-1949/1953; ebd., BACZ 22072: diverse Reiseberichte der Feinmess-Vertreter aus den 1930er Jahren.

Weltkrieg, Teilung, Wirtschaftswunder: Literatur: Vgl. Hermann, Armin: Carl Zeiss. Die abenteuerliche Geschichte einer deutschen Firma, München/Zürich, 1992, v.a. S. 9-73; Mühlfriedel, Wolfgang/Hellmuth, Edith: Carl Zeiss in Jena, S. 3-23, 72-86, 257-280; Boelcke, Willi A.: Wirtschaftsgeschichte Baden-Württembergs: von den Römern bis heute, Stuttgart, 1987, S. 497, 654-655; Meier, Bernhard: Geschichte und Entwicklung technischer Feinmeßgeräte bei Carl Zeiss Jena. 2. Teil: 1947-1967. Die neuen Leistungen des VEB Carl Zeiss Jena, in: Jenaer Rundschau 5 (1967), S. 279-284; Köhler, Horst: 30 Jahre Forschung und Entwicklung im Zeiss Werk Oberko- chen, Carl Zeiss Oberkochen 1988, Kapitel 7.8, S. 1-58, hier S. 3 ff.; Walter, Zeiss 1905-1945, S. 239-195; Peterke, Joachim: Der Londoner Zeiss-Prozess. Vorgeschichte und Dilemma eines deutsch-deutschen Rechtsstreites in Großbritannien (1955-1971), Dissertation Universität Stuttgart, 2002; Zeichen, Gerfried: Ergebnisse und Ziele der Feinmeß-Geräteentwicklung bei Carl Zeiss in Oberkochen, Zeiss Informationen 77 (1970), S. 96-104.

Quellen: Carl Zeiss Archiv, BACZ 17099: Fe-Bericht 1940/41; ebd., BACZ 17125: Bericht der Feinmess-Abteilung 1946/47; ebd., CZO 001301: Feinmeß – Situation und Ausblick (stichpunktartige Betrachtung), 5.9.1974;

„Erinnerungen an IMT – eine Stichwortsammlung“, aufgezeichnet von Hans-Gerd Pressel; Diverse Werbematerialien, Carl Zeiss.

Mit Zeiss-Messtechnik in die 3. Dimension: Literatur: Herzog, Klaus: Universalmeßmaschine UMM 500, in: Zeiss Informationen 83 (1974), S. 36-40; Keferstein, Klaus P.: Fertigungsmesstechnik – Entwicklung, heutiger Stand und Perspektiven: Von Werkstatt zu Messraum, in: Schweizer Maschinenmarkt 39 (1996), S. 20-22; Köhler, 30 Jahre Forschung und Entwicklung, v.a. S. 27 ff.; Neumann, Hans Joachim: Präzisionsmesstechnik in der Fertigung mit Koordinatenmessgeräten. Entwicklung, Normung, Grundlagen, Messunsicherheit, Anwendungsverfahren, Auswahlkriterien, Ausbildung, Renningen, 2004, v.a. S. 13-33. Quellen: Carl Zeiss Archiv, Kundenliste UMM 500 (ohne Signatur); ebd., CZO 001301: Feinmeß – Situation und Ausblick (stichpunktartige Betrachtung), 5.9.1974; ebd., CZO 001335, v.a. Denkschrift „Situation in Feinmess“, 20.11.1975; ebd., VA 02170: Dossier betr. Feinmess 16.5. bzw. 31.5.1974; Pressel, „Erinnerungen an IMT – eine Stichwortsammlung“; diverse Werbematerialien, Carl Zeiss.

Neue Technik, neuer Name: IMT: Literatur: Vgl. Hermann, Abenteuerliche Geschichte, S. 256 f.; Herzog, Klaus: Zeiss Mehrkoordinatenmeßtechnik. Hardware – Software – Einsatzgebiete, in: Zeiss Informationen 91 (1980), S. 52-63; Köhler, 30 Jahre Forschung und Entwicklung; Neumann, Präzisionsmesstechnik in der Fertigung, S. 13-33; Pressel, Hans-Gerd: Werkstatt-Meßmaschinen WMM – eine neue Baureihe leistungsfähiger Dreikoordinaten-Meßgeräte von Zeiss, in: Zeiss Informationen 88 (1978/79), S. 27-28. Quellen: Carl Zeiss Archiv, CZO 000997: Beirat 12.11.1976; ebd., CZO 001279, Diagramme und Datenübersichten, 1974-1975; „Erin- nerungen an IMT – eine Stichwortsammlung“, aufgezeichnet von Hans-Gerd Pressel; diverse Werbematerialien, Carl Zeiss.

In Zusammenarbeit mit dem Kunden: Literatur: Becker, Herbert: Neue Entwicklungen in der Koordinatenmeßtechnik, Sonderdruck aus VDI-Z 128 (1986), Nr. 6.; Löschner, Herbert: Einsatz von KMG, in: Quality Enginee- ring 8 (2000), S. 68; ders., Neumann, Hans Joachim: Koordinatenmeßtechnik in der Fertigungslinie von Vierventilmotoren. Teamwork sichert Qualität, Sonderdruck aus: Kontrolle 9 (1993); Löschner, Herbert/Neumann, Hans Joachim: Zylinderkopfproduktion übernimmt Verantwortung für die Qualität, in: Werkstatt und Betrieb 11 (1985), S. 731-734; Interview mit Hans Joachim Neumann „Koordinatenmeßtechnik rückt näher an die Fertigung.

Halbe Meßzeit bei gleichbleibender Genauigkeit“, Sonderdruck aus Industrieanzeiger 37 (1987), S. 51-54. Quellen: Carl Zeiss Archiv, CZO 001894: IMT Konzept 5 Jahre, Mai 1983; ebd., CZO 001894: Zeitungsauschnitt

„Licht und Schatten in der Optik“; diverse Werbematerialien, Carl Zeiss; „Erinnerungen an IMT – eine Stichwortsammlung“, aufgezeichnet von Hans-Gerd Pressel.

Krisen und Erfolge in den 1990ern: Literatur: Hermann, Abenteuerliche Geschichte, S. 329-345; Schreiner, Katharina/Gattnar, Klaus-Dieter/Skoludek, Horst: Carl Zeiss. Ost und West. Geschichte einer Wiedervereinigung, Jena, 2006; Mühlfriedel/Hellmuth, Carl Zeiss in Jena 1945-1990, S. 339-348; Meßtechnik aktuell, Ausgaben: Januar 1994, Oktober 1994, Mai 1995, September 1995, Mai 1996, September 1996, April 1997; Innovation Meßtechnik Spezial 9 (1997), 5 (1998), 1 (1999). Quellen: Carl Zeiss Archiv, CZO 001826: Führungskräfteworkshop 17./18.Juli 1995; ebd., CZO1833 Powerpointpräsentation 1995; ebd., CZJ 000524: v.a. IMT-Präsentation zur Auslandsgeschäftsführertagung AGT 1991, 1.-6.9.1991; „Erinnerungen an IMT – eine Stichwortsammlung“, aufgezeichnet von Hans-Gerd Pressel; diverse Werbematerialien, Carl Zeiss.

Das neue Jahrtausend: Literatur: Wirtschaftsregion Ostwürttemberg, hrsg. v. in Zusammenarbeit mit der Industrie- und Handelskammer Ostwürttemberg (= Monographien deutscher Wirtschaftsgebiete). Edition „Städte – Kreise – Regionen“), Oldenburg 3. Aufl . 2008, S. 101-105; Innovation Spezial Messtechnik, Ausgaben 2 (2000)–10 (2008); VDI-Z, 7-8/2008, Sonderdruck: Carl Zeiss und die Geschichte der Messtechnik. Quellen: Werbe- materialien, Carl Zeiss.

Interviews: Wolfdieter Betsch, Eduard Bott, Otto Boucky, Bernd Georgi, Kurt Hesch, Klaus Herzog, Rainer Kolossa, Alfons Lindmayer, Herbert Löschner, Joao Carlos Oliveira Lopez, Hans-Gerd Pressel, Ulrich Wagener, Josef Wanner.

Bildnachweis: ZF Friedrichshafen AG, Ford-Werke GmbH Köln, DIN, Carl Zeiss Archiv Jena.

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26

1978

Die WMM Serie für den fertigungsnahen Einsatz mit neuartigem Luftlager mit extremer Steifi gkeit und geringem Luftverbrauch

1980

Beginn der Vermarktung von CNC-gesteuerten Horizontalarm-Messgeräten:

Sensorik, Steuerung und Software sind von Carl Zeiss, die Gerätetechnik von Stiefelmayer;

Universalmesszentrum UMC 850 1982

Drei neue 3D-Koordinatenmessgeräte: Zahnradmesszentrum ZMC, Universal-Präzisionsmesszentrum UPMC, Präzisionsmesszentrum PMC 1983

Erster Anbieter eines CNC-Tasterwechsels für Koordinatenmessgeräte;

Umfangreiche Softwarepakete ermöglichen Freiformfl ächen-, Kurven- und Zahnradmessung: HOLOS, KUM, GON

1985

CAA-Verfahren: Rechnerische Kompensation systematischer Führungsfehler;

Erstmals CAD-Programmierung von CNC-Messabläufen anhand des gespeicherten Werkstückmodells

1989

Horizontalarm-Messgerät SMC: Wechsel zwischen mechanischem und opti- schem Antasten möglich

1990

CARAT Technologie zur Eliminierung von Temperatureinfl üssen bei hochge- nauen Messzentren;

Übernahme von Numerex, Minneapolis, einem amerikanischen Hersteller von Portal-Messgeräten

1990

Laser-Tastkopf LTP für den Einsatz an Horizontalarm-Messgeräten

Chronologie

1890

Komparatorprinzip von Ernst Abbe: Fundament der modernen Messtechnik 1900

Erste Messgeräte wie Dickenmessgeräte und Komparatoren 1918

Erster interner Großauftrag über 10.000 Feinmessschraublehren 1919

Gründung der Feinmessabteilung 1920

Erste Großgeräte: Optimeter, Werkstattmessmikroskope und Stichmaße 1924

Großes Werkzeug-Messmikroskop für Formprüfungen, Messung von Recht- winkel- und Kreiskoordinaten an Formlehren, Gewindemessungen

1926

Das erste Universalmessmikroskop 1953

Neues Universalmessmikroskop wird vorgestellt 1962

Interferenz-Komparator für Parallel-Endmaße von 10 cm bis zu 1 m 1963

Erste digitale Messgeräte mit numerisch-elektronischer Messwertausgabe 1973

UMM 500: Hochgenaues Dreikoordinatenmessgerät mit messendem Tast- kopf, integriertem Tischrechner von HP und eigener Messsoftware UMESS 1976

Schaltender Tastkopf, Rechnergesteuerter Rundtisch RT 05

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27 1991

HighSpeed-Scanning;

Fertigungsmesszentren FMC: Hochgenauer und schneller Lehren- ersatz für Fertigungsbereich und Messraum.

1994

Scanning mit der VAST Technologie;

Übernahme von Stiefelmayer, um die eigene Reihe von Horizontal- arm-Messgeräten zu komplettieren

1995

3D-Koordinatenmessgerät PRISMO VAST: Scanningtechnologie in der Fertigung;

ScanMax – Messgerät in Gelenkarm-Bauweise – präzises Messen in der Fertigung ohne Umhausung;

CALYPSO: Ein revolutionäres CAD-basiertes Messsoftware-Konzept 1998

VISTA: Kleines hochgenaues 3D-Koordinatenmessgerät 1999

Demo-Center für industrielle Messtechnik in Schanghai 2000

Verkürzung der „Kalibrierzeit“ mit rastendem Dreh-Schwenk-Gelenk RDS-CAA ;

CONTURA: Messgerätefamilie der Mittelklasse 2001

Gründung der Carl Zeiss 3D Metrology Services GmbH;

Standard-Messsoftware CALYPSO auch auf dem PC einsetzbar;

CenterMax Fertigungsmessgerät zum temperaturstabilen Messen wie im Messraum

2002

Navigator-Prinzip: So schnell messen, wie niemals zuvor

2003

GageMax: Koordinatenmessgerät für den Einsatz als fl exible Lehre direkt in der Ferti- gung;

Horizontalarm-Messgerät PRO select 2004

F25: Koordinatenmessgerät für Messungen an Mikrobauteilen, Messgenauigkeit bei 100 Nanometer;

Dritter Montagestandort: Schanghai 2005

UPMC ultra mit spezifi zierter Längenmessabweichung von 0,3 µm + L/1000: das Refe- renzgerät für Forschung, Entwicklung und Qualitätssicherung

2006METROTOM: Computer-Tomografen für die industrielle Anwendung, Metrotomogra- fi e im Mikrometer-Bereich

2007

Zum dritten Mal in Folge: Lieferantenpreis der Bosch-Gruppe (Bosch Supplier Award);

O-INSPECT: Multisensorik-Messmaschine;

25.000. 3D-Koordinatenmessgerät ausgeliefert 2008

DuraMax: Scanning-Technologie für jede Werkstatt;

Größte von Carl Zeiss IMT jemals gebaute Brückenmessmaschine MMZ B plus mit einem Messbereich von 5 x 16 x 2,5 Meter

2009

Die neue ACCURA, komplett neu entwickeltes, schnelles und präzises Koordinaten- messgerät mit Laser-Sicherheitsabschrankungen und großen Messbereichen

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28

Recherche und Text: Dr. Matthias Georgi, Dr. Michael Kamp und Tobias Mahl, M. A.

Neumann & Kamp Historische Projekte München Satz: Anne Dreesbach Gesamtherstellung: Wahl-Druck GmbH, Aalen/Württ.

Printed in Germany.

August Dreesbach Verlag München Alle Rechte vorbehalten.

Carl Zeiss Industrielle Messtechnik GmbH

73446 Oberkochen Verkauf: +49 7364 20-6336 Service: +49 7364 20-6337 Fax: +49 7364 20-3870 Email: imt@zeiss.de Internet: www.zeiss.de/imt

DE_60_025_108I Printed in Germany. IV/2009

Referenzen

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