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Schule, quo vadis? (© Herbert Paukert im Februar 2016)

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Schule, quo vadis?

(© Herbert Paukert im Februar 2016) Die Faktenlage, Pisa-Test 2012.

In Österreich zählen in Mathematik 19%, in Lesen 20% und in Naturwissenschaften 16% der von der OECD getesteten 15- und 16-Jährigen zur Gruppe der Leistungsschwachen. In dieser Gruppe befinden sich 30% Schüler aus Familien mit niedrigem Bildungsabschluss und niedrigem Einkommen, aber nur 6%

aus Familien mit höherem Bildungsabschluss und höherem Einkommen. Ein entscheidender Faktor für den Bildungserfolg ist daher die soziale Herkunft.

Soziale Durchmischung und Inklusion.

Diese vom Bildungsministerium propagierten Allheilmittel zur Genesung unseres - laut letztem OECD- Bericht - kranken Schulsystems sind schöne, aber leider realitätsferne Illusionen. Wenn eine durchgängige soziale Durchmischung schon in den urbanen Kommunen nicht funktioniert, wie soll sie dann in der Schule funktionieren? Die Menge an traumatisierten Flüchtlingskindern und an Kindern mit großen Bildungsrückständen sind unleugbare Realität. Die radikale Inklusion von diesen Kindern in den regulären Unterricht hilft ihnen nicht, erschwert den Unterricht enorm und senkt seine Qualität. Die radikale Inklusion von Kindern mit einem Handikap führt bei solchen Kindern häufig zu starken psychischen Belastungen, weil sie unter Dauerstress stehen und keine Selbstwirksamkeit erleben. Sie bedürfen besonderer Zuwendung, die sie aber im normalen Schulbetrieb nicht erfahren. Entscheidend für den Bildungserfolg ist immer die achtsame, persönliche Beziehung zwischen dem Lehrer und seinen Schülern.

Es ist fraglich, ob diese in sehr heterogenen und schwierigen Schulklassen gelingt.

Innere Differenzierung.

Wenn damit die gleichzeitige und gleichräumige Unterrichtung von sehr leistungsschwachen und sehr leistungsstarken Kindern in sozial durchmischten und inklusiven Schulklassen der Neuen Mittelschule (NMS) gemeint ist, dann ist eine sinnvolle Binnendifferenzierung kaum möglich. In sehr heterogenen Schulklassen ist der leistungsschwache Schüler überfordert und frustriert. Der leistungsstarke Schüler jedoch ist unterfordert und langweilt sich. So wird Lernunwilligkeit von Schülern erzeugt bzw. vermehrt.

Der Lehrer, der den Lehrstoff schülergerecht unterrichten und seine Schüler auch dafür begeistern will, erkrankt an „Burn Out“. Das Kernproblem „Wie können Lehrer in sehr heterogenen und schwierigen Schulklassen erfolgreich unterrichten?“ bleibt ungelöst.

NMS oder AHS.

Die zweigliedrige Aufspaltung unseres Schulsystems in eine Neue Mittelschule (NMS) und eine All- gemeinbildende Höhere Schule (AHS) und die dadurch bedingte frühe Selektion der Kinder mit zehn Jahren verstärkt die soziale Ungerechtigkeit. Eine spätere Selektion bringt entwicklungspsychologisch und qualitätsmäßig nur Vorteile. Wenn aber der ÖPU-Vorsitzende Gerhard Riegler behauptet, dass der spätere Schulerfolg bereits im Alter von vier Jahren determiniert ist, dann ist diese Aussage neuro- biologisch völlig falsch, dann erübrigt sich jedes pädagogische Bemühen, aber auch jede psychothera- peutische Arbeit. Leider erkennen solche Befürworter einer elitären AHS nicht, dass die AHS-Unterstufe in der Großstadt Wien in vielen Bezirken bereits eine undifferenzierte Gesamtschule ist. Andererseits ist die Struktur der NMS in vielen Hinsichten mangelhaft (große Heterogenität, Binnendifferenzierung, etc.).

Ein alternatives Schulkonzept.

Ein einfaches und kostenneutrales Konzept im Sekundarbereich ist die Einrichtung einer differenzierten, gemeinsamen Schule (DGS) mit kleinen, homogenen Lerngruppen in allen Schulfächern (eingeteilt nach Leistung oder Neigung) und flexiblen Umstiegsmöglichkeiten. Dazu braucht man nur die Schüler statt in drei parallele, heterogene Schulklassen in drei differenzierte, homogene Lerngruppen aufzuteilen. Mit dem Konzept der flexiblen, durchlässigen, äußeren Differenzierung kann in sehr vielen Bereichen optimal gefördert werden (z.B. Sprachförderung). Eine solche Schule wird der individuellen Begabungsstruktur des Kindes und seinem Entwicklungsverlauf optimal gerecht. So wie eine Erziehung ohne angemessene Grenzsetzungen den Kindern mehr schadet als hilft, so ruiniert eine übertriebene Wohlfühlpädagogik ohne Leistungsansprüche unser Schulsystem (und unsere Wirtschaft). Angemessene Disziplin und Leistung müssen wieder eingefordert werden.

Zur Person: Mag. Herbert Paukert war AHS-Lehrer für Philosophie, Psychologie, Mathematik und Informatik; Fachkoordinator an einer IGS; Dozent in der Lehrerfortbildung; Verfasser von Lehrbüchern und eLearning-Projekten, die von seiner Homepage „www.paukert.at“ kostenlos herunter geladen werden können.

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