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Einfluss verschiedener Desinfektionsmittel auf die Detailwiedergabe und die Oberflächenqualität dentaler Abformwerkstoffe

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Academic year: 2021

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Aus der Universitätspoliklinik für Kieferorthopädie

des Departments für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde

an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

(Direktor: Prof. Dr. Dr. Robert A.W. Fuhrmann)

Einfluss verschiedener Desinfektionsmittel auf die

Detailwiedergabe und die Oberflächenqualität

dentaler Abformwerkstoffe

Dissertation

zur Erlangung des akademischen Grades Doktor der Zahnmedizin (Dr. med. dent.)

vorgelegt

der Medizinischen Fakultät

der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

von Elisabeth Anna Bader

geboren am 22.05.1981 in Halle (Saale)

Gutachter:

1.

Prof. Dr. Dr. Robert A.W. Fuhrmann

2. Prof. Dr. K.- E. Dette 3. Prof. Dr. Dr. R. J. Radlanski eröffnet am: 03.04.2012 verteidigt am: 17.10.12

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Referat

Eine unzureichende Desinfektionskette von zahnärztlichen Abformungen kann zu Kreuzkontaminationen führen, die Zahnarzt, zahnärztliches Personal, Reinigungspersonal, Zahntechniker und Patient gefährden.

Da die Literaturrecherche zum Thema Alginate und Desinfektionsmittel gegenläufige Ergebnisse aufweist, war es Ziel der vorliegenden Arbeit, die Detailwiedergabe und die Oberflächenqualität verschiedener zahnärztlicher Abformmaterialien nach Anwendung der Desinfektionsmittel Impresept™, Kanipur und Silosept® mit unterschiedlichen Einwirkzeiten (10, 20, 2x10, 60 und 480 Minuten) zu prüfen. Es wurden fünf der häufig in Deutschland gebrauchten Alginate (Blueprint® Cremix, Palgat™ Plus, Tetrachrom, Xantalgin® Crono, Xantalgin® Select) und ein additionsvernetzendes Silikon (Kettosil®) angewandt. In dieser

in-vitro-Studie wurde als Prüfkörper für die Abformungen der in DIN EN ISO 6873 beschriebene

Prüfblock aus Gussstahl mit drei vertikalen Einkerbungen (Linie a: 50 µm, Linie b: 20 µm, Linie c: 75 µm) und zwei horizontalen Einkerbungen (Linie d: 75 µm) verwendet. Die desinfizierten Abformungen wurden mit dem Gips Esthetic Base© ausgegossen. Eine nicht desinfizierte Serie diente als Kontrollgruppe. Insgesamt wurden 576 Abformungen erstellt. Innerhalb der Testreihe 1 wurden unter Schrägwinkelbeleuchtung (45°) erst die Abformungen vor und nach Desinfektionsvorgang und später deren Gipsmodelle auf die Detailwiedergabe der vollständigen 20, 50 und 75 µm-Linien über die gesamte Länge von 25 mm inklusive Kreuzungsstellen durch lichtmikroskopische Vermessung mit 6-facher Vergrößerung (nach DIN EN ISO 6873) untersucht. Innerhalb der Testreihe 2 wurde eine profilometrische Oberflächenuntersuchung (Messen der gemittelten Rauheit Rz nach DIN 4768) der Gipsfläche vorgenommen, welche im Kontakt zum Abformmaterial stand.

Die Gipsmodelle aller desinfizierten Alginate in Testreihe 1 wiesen im Vergleich zur undesinfizierten Kontrollserie hochsignifikante Unterschiede im Liniendetail auf. Dagegen konnte gezeigt werden, dass nach der Abformung mit einem A-Silikon eine hohe Detailwiedergabe bestand.

In Testreihe 2 lagen die Werte der gemittelten Rautiefen bei den Gipsmodellen (Alginate) zwischen Rz = 9,56 µm (Xantalgin® Crono, Impresept™, 480 Minuten) und Rz = 46,72 µm (Blueprint® Cremix, Silosept®, 60 Minuten). Beim A-Silikon waren deutlich glattere Oberflächen zu verzeichnen (Werte zwischen Rz = 4,77 µm (Kanipur, 60 Minuten) und 6,85 µm (Silosept®, 480 Minuten)). Die höchsten Rautiefen im Gips (Alginate) wurden nach Desinfektion mit Silosept® (20, 2x10 und 60 min) ermittelt. Somit sind hochsignifikante Veränderungen der Oberfläche aufgrund verlängerter Einwirkzeit zu verzeichnen.

Bader, Elisabeth Anna: Einfluss verschiedener Desinfektionsmittel auf die Detailwiedergabe und Oberflächenqualität dentaler Abformwerkstoffe. Halle (Saale), Univ., Med. Fak., Diss., 79 Seiten, 2012

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Inhaltsverzeichnis _____________________________________________________________________________

Inhaltsverzeichnis

Seite 1 Einleitung 1 1.1 Abformungen 2 1.1.1 Alginate 4 1.1.2 Silikone 7 1.2 Dentalgipse 8

1.3 Zur Bedeutung der zahnärztlichen Hygiene 9

1.4 Desinfektion 10

1.5 Untersuchungsergebnisse Desinfektionsmittel / Alginat 15

2 Zielstellung 19

3 Material und Methodik 20

3.1 Materialien 20 3.1.1 Alginate 20 3.1.2 Silikone 21 3.1.3 Desinfektionsmittel 22 3.1.4 Dentalgips 24 3.1.5 Geräte 24 3.2 Methoden 25

3.2.1 Herstellung der Prüfkörper 25

3.2.2 Untersuchung der Abformungen 27

3.2.3 Untersuchung der Gipsmodelle 29

3.2.4 Statistik 32

4 Ergebnisse 33

4.1 Statistische Auswertung der Messergebnisse 33

4.1.1 Testreihe 1: Detailwiedergabe – Mikroskopische Sichtprüfung 33

4.1.2 Testreihe 2: Oberflächengüte – Profilometrie 47

5 Diskussion 54

5.1 Allgemeines 54

5.2 Diskussion der Methodik 55

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Inhaltsverzeichnis

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5.3.1 Testreihe 1: Detailwiedergabe – Mikroskopische Sichtprüfung 56

5.3.2 Testreihe 2: Oberflächengüte – Profilometrie 57

5.3.3 Ursachen für die Oberflächenbeeinträchtigungen 58

5.4 Klinische Bedeutung 59 6 Schlussfolgerungen 60 7 Zusammenfassung 61 8 Literaturverzeichnis 62 9 Anhang 71 10 Thesen 78 11 Tabellarischer Lebenslauf 12 Selbstständigkeitserklärung

13 Erklärung über frühere Promotionsversuche

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Abkürzungsverzeichnis

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Abkürzungsverzeichnis

Abb. Abbildung

AIDS aquired immune deficiency syndrome

bzw. beziehungsweise

°C Grad Celsius

ca. circa

CaSO4 Calciumsulfat

cm Zentimeter

CNOMO Comité de Normalisation des Moyens de Production

Kommission zur Normung von Werkzeugen und Werkzeugmaschinen

DAZH Deutscher Arbeitskreis für Hygiene in der Zahnmedizin

d.h. das heißt

DIN Deutsche Industrie Norm

EN Europa Norm

et al. et alii (lat.), und andere (dt.)

FRW 750 Tastspitze Perthometer g Gramm Gew.-% Gewichtsprozent H2O Wasser HBV Hepatitis-B-Virus HCV Hepatitis-C-Virus

HIV Humanes Immundefizienz-Virus

ISO International Organization for Standardization

kg Kilogramm K2SO4 Kaliumsulfat le Einzelmessstrecke lm Gesamtmessstrecke lt Taststrecke µm Mikrometer min Minuten ml Milliliter mm Millimeter

N/mm2 Newton pro Quadratmillimeter

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Abkürzungsverzeichnis _____________________________________________________________________________ Na3PO4 Natriumphosphat -OH Hydroxygruppe % Prozent R Rauheitsprofil Ra Mittenrauwert

RKI Robert Koch-Institut

Rmax größte Rautiefe

Rz gemittelte Rauheit

s Sekunden

Tab. Tabelle

VAH Verbund für angewandte Hygiene

Z Einzelrautiefe

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1 Einleitung

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1 Einleitung

Die Auseinandersetzung mit den Infektionsgefahren in der zahnärztlichen Praxis wirft die Frage nach geeigneten Hygienemaßnahmen auf. In Anbetracht des Infektionsrisikos hinsichtlich Hepatitis B und auch der Immunschwächekrankheit AIDS trägt der Zahnarzt eine besondere Verantwortung im Umgang mit kontaminierten Instrumenten und Materialien. Eine zentrale Stellung nimmt dabei die zahnärztliche Abformung ein (Setz und Heeg, 1991). Dass zahnärztliche Abformungen in Hinblick auf eine mögliche Keimübertragung eine Gefahrenquelle darstellen, ist hinreichend belegt. So wiesen Borneff und Borneff (1991) nach, dass eine Überlebensfähigkeit von Keimen wie Staphylococcus aureus, Escherichia coli und

Candida albicans auf Alginatabdrücken gegeben ist. Die Materialien sind nach Entnahme aus

dem Mund des Patienten mit Blut und Speichel behaftet, welche als potentiell infektiöse Substanzen gelten (Setz et al., 1992). So enthält Speichel nach Borneff und Borneff (1991) zwischen 105 und 1010 Keime je Milliliter. Beim Abblasen der mit Blut und Speichel kontaminierten Abdrücke kommt es zu einer Aerosolbildung mit weiträumiger Keimverteilung in der Praxis und im Labor (Bößmann und Heinenberg, 1990; Setz und Heeg, 1991). Die unzureichende Desinfektionskette führt zu Kreuzkontaminationen, die Zahnarzt, zahnärztliches Personal, Reinigungspersonal, Zahntechniker und Patient gefährden (Engelhardt, 1986). Um eine Unterbrechung der Infektionskette zu gewährleisten, gilt es, den Behandlungsbereich und alle kontaminierten Instrumente nach dem Kontakt mit dem Patienten zu desinfizieren. Empfehlungen und Richtlinien (RKI und DAHZ) sind zu beachten und einzuhalten. Daher wird empfohlen, dass alle Abformungen als kontaminiert anzusehen sind (Bensel et al., 2010). Sie müssen so behandelt werden, dass eine Infektion von Patienten, Beschäftigten im zahntechnischen Labor oder von Dritten während des Transportes ausgeschlossen ist.

Immer wieder erwies sich die Desinfektion von Alginatabformungen in der Vergangenheit als problematisch. Obwohl die Abformwerkstoffe seit ihrer Einführung immer wieder untersucht wurden, besitzt das Thema Desinfektion nach wie vor hohe Aktualität. Die permanente Verbesserung und Prüfung neuer Abformmaterialien in Kombination mit neuen Desinfektionsmitteln stellt einen wichtigen Beitrag in der Weiterentwicklung der Qualität und Präzision der Abformung dar.

Trotzdem bleiben die Bedenken, dass Abformdesinfektionsmittel Einfluss auf die resultierenden Gipsmodelle haben könnten.

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1 Einleitung

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1.1 Abformungen

Bei einer Abformung wird ein Material im plastischen Zustand gegen die Mundgewebe gedrückt, damit es dort abbindet. Nach dem Abbinden wird die Abformung aus dem Mund genommen und zur Herstellung einer Nachbildung der Mundgewebe verwendet. Die Abformung ergibt eine negative Reproduktion dieser Gewebe. Eine positive Reproduktion erhält man, indem man Dentalgips oder ein anderes geeignetes Material in die Abformung gießt und aushärten lässt. Die positive Reproduktion wird als Modell bezeichnet (Craig et al., 2006). Eine Abformung soll die Situation der Hart- und Weichgewebe im Mund detail- und dimensionsgetreu wiedergeben (Schulz und Schwickerath, 1989). Eine gelungene Abformung der Situation am Patienten ist ein wichtiger Schritt für die Herstellung eines exakten Modells. Sie bildet das entscheidende Bindeglied zwischen der zahnärztlichen und labortechnischen Arbeit. Fehler, die schon zum Zeitpunkt der Abformung entstanden sind, setzen sich durch alle weiteren Schritte fort. Daraus resultiert ein schlecht sitzender oder unbrauchbarer Zahnersatz. Auch die an Situationsmodellen erstellte Diagnostik wird durch nicht dimensionsgetreue Abformungen in Frage gestellt. Allerdings ist selbst bei der großen Anzahl heute verfügbarer Abformmaterialien, zwischen denen der Zahnarzt je nach Situation wählen kann, erscheint eine 100 %ig genaue Darstellung der Situation nicht möglich (Förster, 2003).

Die Bemühungen in der Zahnmedizin, von der Situation am Patienten formgetreue „Negative“ zu erstellen, um diese als „Gussformen“ für Modelle zu verwenden, reichen bis ins 18. Jahrhundert zurück. Phillip Pfaff (1712 - 1766), Hofzahnarzt unter Friedrich dem Großen, erwähnte als Erster in seinem 1756 erschienenen Buch „Abhandlung von den Zähnen“ eine Abformtechnik mittels erwärmten Siegelwachses. Das Negativ füllte Pfaff mit Gips auf (Pfaff, 1756). Die Abformung mit Hilfe von Gips ist um 1840 in den USA entwickelt worden und geht auf Levi Gilbert und W. H. Dwinelle zurück. 1857 erprobte der Londoner Zahnarzt Charles Stent eine bei Mundtemperatur härtende Kombination verschiedener Wachsarten, die unter dem Namen „Stentmasse“ noch immer Anwendung findet. Um 1860 empfahl Josef Richardson, Professor am Ohio College, Guttapercha aufgrund seiner Elastizität als Werkstoff für Abformungen. Das Zeitalter der elastischen Abformmassen begann um 1925, als Poller in Wien Agar und Gelatinemassen für Abformungen der Schädeldecke einsetzte (Förster, 2003).

Nach der Einführung dieser elastischen Massen konnten die Zahnärzte deutlich besser auch „untersichgehende“ Stellen darstellen. 1940 wurden die Alginat-Abformmassen in die Zahnheilkunde eingeführt (Rehberg, 1978; Verweyen, 1978). Anfang der 50er Jahre wurden die Polysulfide vorgestellt und 1955 fanden die Silikone Einzug in die Zahnmedizin. Zuerst die kondensationsvernetzenden und 1976 folgten die additionsvernetzenden Werkstoffe. Abformmaterialien auf Polyetherbasis stehen seit 1964 zur Verfügung (Wöstmann, 1998).

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1 Einleitung

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Die geschichtliche Entwicklung der Abformmassen verdeutlicht die Vielzahl der bereitstehenden Materialien. Das Dental Vademekum (2009) führt allein auf Silikon-, Polyether-, Polysulfid-, Alginat-, Hydrokolloid- und Gipsbasis über 400 Abformmaterialien auf. Abformmaterialien werden nach ihrem Abbindeverhalten und ihren physikalischen Eigenschaften in drei Hauptgruppen unterteilt: irreversibel elastisch, irreversibel starr und reversibel starr (siehe Tab. 1; modifiziert nach Eichner, 1981).

Tab. 1: Gruppeneinteilung der Abformmassen

Irreversibel elastisch Irreversibel starr Reversibel starr

Alginate Elastomere

Polysulfide Polyether

Silikone (A- und B-)

Abdruckgips Zinkoxid-Eugenol-Pasten Kunststoffe Kompositionsmassen Abdruckguttapercha Anforderungen an Abformmaterialien

Die an Abformwerkstoffe zu stellenden Forderungen fasste Viohl (2000) wie folgt zusammen:

gute Detailwiedergabe hohe Dimensionstreue

Lager- und Transportfähigkeit ausreichende mechanische Festigkeit Kompatibilität mit Modellwerkstoffen einfache Verarbeitung

geeignete Konsistenz geeignete Abbindezeit

ausreichende Festigkeit oder Elastizität

angenehmer Geruch und Geschmack, ästhetische Farbgebung Biokompatibilität

Die Anforderungen, die an ein Modell einschließlich des verwendeten Modellwerkstoffes zu stellen sind, richten sich nach dem Verwendungszweck und den Beanspruchungen des Modells. Grundsätzlich muss jedes Modell die Ausgangssituation bei einem Patienten dimensionsgetreu und in allen Einzelheiten wiedergeben (Borchers, 2000; Viohl, 2000). Es fällt jedoch auf, dass trotz der umfangreichen Auflistung der Aspekt der Desinfektion ausgespart wurde.

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1 Einleitung

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1.1.1 Alginate

Alginat ist in der Zahnmedizin häufig verwendetes, irreversibel elastisches Abformmaterial (Tab. 1). Es zeichnet sich durch eine einfache Verarbeitung und niedrige Kosten aus, dient aber aufgrund seiner eingeschränkten Dimensions- und Detailtreue vor allem zur Herstellung von Situationsmodellen bzw. Schaumodellen (Förster, 2003).

Die Verwendung von Alginaten in der Zahnheilkunde wurde durch die Beobachtungen von Stanford (1883) in England ermöglicht. Stanford erkannte, dass lösliche Alginate durch Reaktionen mit bestimmten Sulfaten oder Karbonaten bei gleichzeitiger Entstehung eines elastischen Gels (Quellung der makromolekularen Verbindung), in unlösliche Alginate überführt werden können. Es dauerte noch bis 1940, als das Alginat durch Wilding für die Zahnmedizin nutzbar wurde (Breustedt und Lenz, 1978; Viohl, 1981). Der wesentliche Bestandteil der Alginatabformwerkstoffe ist das Natrium- oder Kalium- sowie das Ammoniumalginat.

Grundsubstanz der Alginate ist Alginsäure (Abb. 1). Sie kommt zu etwa 40 % in der Trockensubstanz bestimmter Meeresalgen vor und wird aus Seetang gewonnen. Die Alginsäure ist eine Polyuronsäure, wobei α-L-Guluronsäure 1,4-glycosidisch mit β-D-Mannuronsäure verknüpft ist. Es handelt sich also um ein Polysaccharid (Bader, 1989).

Abb. 1: Ausschnitt aus der Strukturformel der Alginsäure, die insgesamt aus bis zu ca. 750 Einheiten besteht (modifiziert nach Bader, 1989).

Abbindereaktion

Das Natrium-, Kalium- oder Ammoniumsalz der Alginsäure ist löslich und bildet beim Mischen mit Wasser eine glatte plastische Masse, die einige Minuten nach dem Anmischen zu einem irreversiblen Gel wird. Die Gesamtreaktion lässt sich wie folgt darstellen:

Paste → Gel

Natriumalginat + CaSO4·H2O → Kalziumalginat↓ + SO4¯ + H2O

Dieser Vorgang läuft sehr rasch ab. Um eine gewisse Arbeitszeit zu garantieren, wird eine Verzögerersubstanz (z.B. Na3PO4) zugesetzt (Viohl, 1972; Breustedt und Lenz, 1978). Das

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1 Einleitung

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Natriumphosphat bildet so lange mit dem Kalzium unlösliches Kalziumphosphat bis es aufgebraucht ist. Erst dann reagiert das Kalzium mit dem Natriumalginat und fällt als wasserunlösliches Kalziumalginat aus. Nach dem Abbindeverhalten unterscheidet man schnell, normal und langsam abbindendes Alginat.

Die meisten Alginate werden in Pulverform (neuere Alginate auch in Pastenform) geliefert und nach einem bestimmten Mischungsverhältnis mit Wasser angerührt (Murata et al., 2004). Der Hauptanteil des als Pulver vorliegenden Alginats besteht aus Füllstoffen (z.B. Kalziumkarbonat,

Talkum, Diatomeenerde), welche die Steifigkeit, Festigkeit und Elastizität der

Alginatabformung maßgeblich beeinflussen (Rehberg, 1980).

Ferner sind dem Alginatpulver in geringen Mengen Farbstoffe, Geschmacksverbesserer und Fluoride zur Verbesserung der Oberflächenqualität des Gipsmodelles zugesetzt.

Tab. 2: Typische Zusammensetzung eines Alginats (nach Wöstmann, 1998)

Bestandteile Gew.%

Natriumalginat 10-20

Kalziumsulfat (Reagenz) 8-10

Natriumphosphat (Verzögerer) 0,5-3,5

Füllstoffe 60-80

Farb- und Geschmackskorrigentien 1-5

Die Verarbeitungs- und Abbindezeiten sind für die klinisch exakte Anwendung eines Abformmaterials von entscheidender Bedeutung. Damit eine präzise Abformung nicht zu einem Zufallsprodukt wird, sind genaue Kenntnisse der Materialeigenschaften erforderlich. Hierzu gehören auch Kenntnisse über die sich verändernden Materialeigenschaften, das Mischen bis hin zur Modellherstellung. Die Hersteller der Abformmaterialien machen zu den jeweiligen Phasen, in der sich die Abformmasse nach Mischbeginn gerade befindet, Zeitangaben. Um Irrtümer zu vermeiden, ist es notwendig, diese Zeiträume genau zu definieren.

Definitionen (nach Schult, 1996)

Mischzeit: Ist die Zeit, in der eine homogene Durchmischung der Komponenten erfolgt.

Verarbeitungszeit: Summe aus Einbringzeit (d.h. Beschicken des Abformlöffels) und

Abformzeit (Positionieren des Löffels).

Abbindezeit: Beginnt mit dem Auftreten erster elastischer Anteile. Nun darf das Material nicht

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1 Einleitung

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Wie bei allen chemischen Reaktionen wird die Abbindegeschwindigkeit des Alginat-Abformmaterials auch durch die Temperatur maßgeblich beeinflusst. So kann durch Verwendung von kaltem Wasser die Abbindereaktion verzögert und durch Verwendung von warmem Wasser beschleunigt werden.

Um Ungenauigkeiten bei der Abformung zu vermeiden, spielen viele Einflussfaktoren eine Rolle. Damit gute Ergebnisse erhalten werden können, muss die Dosieranweisung des Herstellers genau beachtet werden. Wird das Alginatpulver mit zu viel Wasser angerührt, kann die Abformung stellenweise bis zur Löffelwand durchgedrückt werden weil mit zu wenig Widerstand die Abformung über der Zahnreihe platziert wurde. Außerdem können durch zu dünnflüssig angerührtes Alginat die Okklusalflächen im Gipsmodell ungenau oder unvollständig wiedergegeben werden. Ungenauigkeiten der Okklusalflächen im Modell resultieren auch, wenn die Abformung zu spät in den Mund eingebracht wird und die Abbindung schon begonnen hat. Deshalb sind auch den Verarbeitungszeiten des Herstellers Folge zu leisten.

Es wird empfohlen, Alginatabformungen sofort auszugießen, da sie sonst sehr starken Dimensionsänderungen unterworfen sein können. Für den Transport in das zahntechnische Labor sollte die Alginatabformung zusammen mit einem feuchten Zellstofftuch in einen fest verschließbaren Plastikbeutel gegeben werden. Das Tuch erhöht die Luftfeuchtigkeit im Beutel und verhindert die vorzeitige Austrocknung der Abformung (Heraeus Kulzer, 2005). Diese feuchte Kammer wird auch als Hygrophor bezeichnet.

Eigenschaften

Alginatabformmassen werden wegen ihrer einfachen Verarbeitbarkeit und geringen Kosten häufig genutzt. Jedoch ist ihre Verwendung aufgrund ihrer mechanischen Eigenschaften etwas eingeschränkt. Das Material reißt bei ca. 50 % Stauchung und bei relativ geringer Zugbelastung. Die bleibende Deformation ist hoch und hängt von der Stärke und Dauer sowie von dem Zeitpunkt (nach Beginn des Anmischens) der Belastung ab. Die bleibende Verformung nach einer 20 % Stauchung für 5 Sekunden liegt bei Klasse A Alginaten bei bis zu 3 % und bei Klasse C Alginaten bei bis zu 7 % (Rosen et al., 1989). Neben dem mäßigen Rückstellvermögen weisen Alginate auch eine eingeschränkte Detailwiedergabe auf (Franz, 1972; Viohl, 1972; Breustedt und Lenz, 1978; Körber und Ludwig, 1993). Die Auflösungsgrenze, bis zu der die Alginatabformung feine Strukturen detailgetreu wiedergibt, liegt bei etwa 50 µm (Ahmad et al., 2007). Wegen dieser im Vergleich zu anderen elastischen Abformmaterialien weniger genauen Detailwiedergabe kann Alginat nicht als Abformmaterial für Arbeitsmodelle verwendet werden, auf denen Inlays, Kronen und Brücken hergestellt werden sollen (Heraeus Kulzer, 2005).

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1 Einleitung

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Der größte Nachteil der Alginatabformmassen ist ihre Volumeninstabilität. Durch verdunstendes Wasser setzt direkt nach der Abformung eine erhebliche Schrumpfung ein. Diese lässt sich auch durch die Lagerung in Hygrophor nicht einschränken (Viohl, 1981). Zusätzlich ist durch den Wasserverlust beobachtet worden, dass die Oberflächenrauheit zunimmt (Chen et

al., 2004). Chen et al. (2004) sehen dies als einen zusätzlichen Nachteil an und fordern, dass

Alginatabformungen nur zu diagnostischen Zwecken zu verwenden sind. In anderen Studien, wie z.B. von Faria et al. (2008), Federick und Caputo (1997), Lin et al.(1988) oder Peutzfeldt et

al.(1989) liefern Alginatabformungen gute Ergebnisse bezüglich der Dimensionsgenauigkeit,

wenn man den Herstellerangaben Folge leistet und sind damit vergleichbar mit anderen Elastomeren.

Die Verarbeitungszeit variiert zwischen einer Minute bei den schnellabbindenden Produkten und vier Minuten bei den langsam abbindenden Produkten (Das Dental-Vademecum, 2001). Die Eigenschaften des Alginatabformmaterials bei der Abformung sowie des fertigen Abdrucks hängen wesentlich von dem Verhältnis Pulver-Wasser ab (Schwickerath, 1978). Alginate sind auch in verschlossenen Packungen nur begrenzt lagerbar. Die Hersteller geben Lagerfähigkeiten von 1 - 3 Jahren, je nach Produkt, bei kühler und trockener Lagerung an.

1.1.2 Silikone

Silikone oder Polyvinylsiloxane zählen zu den irreversiblen, elastischen Abformmaterialien (Tab.1). Ihre charakteristische Eigenschaft ist die hohe Elastizität. Dieses ermöglicht das Abformen von Unterschnitten und gewährleistet eine nahezu vollständige Rückstellung der beim Entfernen der Abformung auftretenden Deformationen (Meiners, 1980). Hauptbestandteil ist ein Polysiloxan mit endständiger OH-Gruppe. Die Aushärtung der Silikone erfolgt durch eine Vernetzung der einzelnen Polydimethylsiloxanketten zu einem Makromolekül. Je nachdem, ob es sich bei der Vernetzungsreaktion um eine Polykondensation oder um eine

Polyaddition handelt, unterscheidet man K-(kondensationsvernetzende) oder

A-(additionsvernetzende) Silikone. Bei der Polykondensation wird Äthylalkohol als Kondensationsprodukt frei, welcher eine Lagerungskontraktion des Materials bewirkt (Meiners, 1980; Weinert, 1994).

Silikone werden als Paste-Paste oder Paste-Flüssigkeits-Systeme angeboten. Je nach erwünschter Viskosität der Abformmasse werden Polysiloxane unterschiedlicher Kettenlänge mit unterschiedlichem Füllstoff (z.B. Diatomeenerde) und einem Weichmacher (z.B. Parafinöl) eingesetzt. Gebräuchlich sind die Konsistenzen knetbar (putty), schwerfließend (heavy body), mittelfließend (regular body) und leichtfließend (light body). Durch Zumischen eines Härters, welcher Vernetzer und Katalysator enthält, geht die Masse in den elastischen Zustand über. Der

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1 Einleitung

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Katalysator enthält bei kondensationsvernetzenden Silikonen Zinnoktoat oder Dibutyl-Zinndilaurat. Der Vernetzer ist ein mehrfunktionelles Alkoxysilan (Eichner, 1981).

Silikone weisen eine hohe Dimensionstreue (Yeh et al., 1980; Hoederath, 1983) und eine gute Prägeschärfe auf (Pantke, 1991) und werden bevorzugt bei Doppelmisch- und Korrekturabformungen eingesetzt. A-Silikone zeigen in Bezug auf die Dimensionsstabilität bessere Materialeigenschaften als die K-Silikone, was sich klinisch als vorteilhaft zeigt (Sapelli,

et al. 1977; Eames, 1980; Borchers et al., 1984; Lehmann et al., 1984). Elastomere

Abformmaterialien auf Silikonbasis fanden erst in der Mitte des 20. Jahrhunderts in der Zahnheilkunde Verwendung. Seit 1976 stehen additionsvernetzende Silikonabformmassen zur Verfügung (Breustedt und Lenz, 1978; Viohl, 1981; Wöstmann, 1998).

1.2 Dentalgipse

Das Wort Gips, lateinisch gypsum, soll sich von gypti = die Ägypter herleiten. Der Mörtel, welcher für den Bau der ägyptischen Pyramiden verwendet wurde, soll, laut Forschungsergebnissen und Analysen des Mörtels, einen Gehalt von über 80 % Gips enthalten. Gips wurde aber erst im 18. Jahrhundert in die Zahnheilkunde eingeführt (Hoffmann-Axthelm, 1973; Franz, 1981).

Durch Ausfüllen der im Munde genommenen Abformung (Negativform) mit einem plastischen Material erhält man nach Aushärtung der Modellmaterials eine Positivform der Mundsituation, das Modell. Für Alginatabformungen ist Gips das Modellmaterial der Wahl (Heraeus Kulzer 2005).

Chemie und Zusammensetzung

Natürlicher Gips kommt als Gipsstein (CaSO4 + 2 H2O) und Anhydritstein (CaSO4), die wasserfreie Form des Kalziumsulfats, als Mineralien in der Erdkruste vor (Franz 1981).

Beim Erhitzen auf 110 - 120 °C verliert der Gips 75 % seines Kristallwassers. Es bildet sich das Halbhydrat:

2 CaSO4 × 2 H2O → (CaSO4)2 × H2O + 3 H2O

Bei noch höheren Temperaturen entsteht das Anhydrit (CaSO4), welches bis zu Brenntemperaturen von etwa 400 °C wasserlöslich, dann aber unlöslich (totgebrannter Gips) ist (Marxkors und Meiners, 1993). Es entsteht, je nachdem, wie das Gipspulver gebrannt wird, feinkristallines β–Halbhydrat oder grobkristallines α–Halbhydrat. Letzteres ist der Grundstoff

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1 Einleitung

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für zahnärztliche Hartgipse und Stone-Sorten. Die Abbindezeit des Gipses ist von der Gipssorte, der zugeführten Wassermenge und von der Mischungszeit und -intensität abhängig (Franz, 1973). Die Menge des zuzuführenden Wassers ist abhängig von dem kristallinen Gefüge und liegt zwischen ca. 21 ml H2O bei 100 g Typ 4 Gipspulver und ca. 60 ml H2O bei 100 g Typ I Gipspulver. Die spätere Expansion, Härte und Porenzahl des Werkstoffs ist abhängig von der zugeführten Menge Wasser.

Nach DIN EN ISO 6873 erfolgt die Einteilung der Gipse folgendermaßen: Typ 1: Abdruckgips

Typ 2: Modellgips Typ 3: Modellhartgips

Typ 4: Superhartgips für Formen, geringe Expansion Typ 5: Superhartgips für Formen, hohe Expansion

Superhartgipse benötigen beim Anrühren noch weniger Wasser als Hartgipse und sind um ca. 15 % härter.

Eigenschaften

Nachdem das Gipspulver und das Wasser gemischt wurden, unterliegt das Gemisch verschiedenen Volumeneffekten. Zu Beginn des Abbindeprozesses ist eine Kontraktion des Gipsbreis zu verzeichnen. Mahler (1953) gibt für diese initiale Kontraktion Werte je nach Gipstyp zwischen 3 – 5 % an. Die Kontraktion setzt weiter fort, bis sich die Masse infolge ihrer fortschreitenden Versteifung nicht mehr zusammenziehen kann. Anschließend ist eine Expansion bis zum Abschluss der Hydration festzustellen, welche durch das Wachstum der Kristalle erklärt wird. Bei normaler Lagerung eines Modells erfordert die Trocknung fünf bis sieben Tage. Mit der Trocknung erfolgt eine Kontraktion, die etwa ein Drittel der Abbindeexpansion ausmacht (Marxkors und Meiners, 1993). Die jeweilige lineare Expansion liegt zwischen 0,3 und 0,15 % und hängt von der Typenklasse und dem Mischungsverhältnis ab. Neben der Expansion ist auch die Endhärte vom Typ und der Lagerungszeit abhängig.

1.3 Zur Bedeutung der zahnärztlichen Hygiene

Etwa 60 % aller Zahnärzte hatten vor Erreichen der beruflichen Altersgrenze Kontakt mit Hepatitis B (Scheiermann et al., 1981). Die generelle Desinfektion der Flächen und

Gebrauchsgegenstände sowie das Beachten der Hygienevorschriften mindert das

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1 Einleitung

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(1983) kontaminierten additions- und kondensationsvernetzende Silikonabformungen mit

Pseudomonas aeruginosa, Staphylococcus aureus, Streptococcus viridans und Candida albicans. Sie konnten nachweisen, dass sämtliche Keimgruppen auf Abformungen überleben.

Schließlich stellten Leung und Schönfeld (1983) fest, dass Mikroorganismen, die auf Alginatabformungen haften, sich auch auf entsprechenden Gipsmodellen nachweisen lassen. Eine erste Keimreduktion wird beim Abspülen der Abformung unter fließendem Wasser erreicht. Dennoch bleibt eine ganze Reihe pathogener Keime lebens- und vermehrungsfähig, sodass aus hygienischen Gründen eine Desinfektion routinemäßig durchzuführen ist (Engelhardt, 1974, 1980).

Neben den als physiologisch anzusehenden standortspezifischen Keimen können in der Mundhöhle pathogene Keime vorkommen. Bei 40 % der Bevölkerung kann man im Mund-Rachenbereich pyogene Staphylokokken nachweisen. Bis zu 10 % der Bevölkerung sind Keimträger von pyogenen Streptokokken (Engelhardt, 1977) und Pneumokokken (Grün, 1980). Es gibt Ernst zu nehmende Hinweise, dass zahnärztliche Abformungen als Träger hochpathogener Keime in Frage kommen. Schon in den 1960iger Jahren hat Engelhardt gezeigt, dass aus dem Patientenmund stammende Keime auf dem hergestellten Gipsmodell nachweisbar sind (Engelhardt, 1977).

Auch Ray und Fuller (1963) publizierten bereits, dass eine Kontamination mit Myobacterium

tuberculosis bei 12 % der Abformungen von Patienten mit einer bekannten Tuberkulose

aufzeigbar war.

Außerdem konnte auch für Mitarbeiter zahntechnischer Laboratorien eine im Vergleich zur Normalbevölkerung wesentlich erhöhte Durchseuchung mit Hepatitis B aufgezeigt werden (Runnells, 1984,1988; Lengert 1994).

1.4 Desinfektion

Durch chemische und physikalische Einwirkungen können sowohl Mikroorganismen, als auch Makroorganismen geschädigt oder abgetötet werden. Es gibt verschiedene Möglichkeiten die vorhandenen Keime oder Viren vollständig oder teilweise abzutöten: Sterilisation, Desinfektion und Konservierung. Für den Begriff Desinfektion gibt es verschiedene Definitionen.

Eine Definition nach Thofern und Botzenhart (1988) ist: „Desinfektion ist die gezielte Reduktion der Anzahl bestimmter unerwünschter Mikroorganismen durch chemische oder physikalische Inaktivierung, sodass sie unter den gegebenen Umständen keine Schäden (Infektion, Verderbnis) mehr verursachen können.“

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1 Einleitung

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Eine andere Definition nach Wiesmann besagt: „die partielle Keimtötung bzw. Inaktivierung“ als „gezielte Maßnahme, wobei nur ein Teil der Keime, so alle pathogenen Keime, ausgeschaltet werden sollen.“

Da zahnärztliche Abformungen keine Hitze tolerieren, ist die chemische Desinfektion Mittel der Wahl (Sofou et al., 2002).

Chemische Desinfektionsmittel

Für die Anforderungen einer Zahnarztpraxis und deren Anwendungsgebiete stehen unterschiedliche chemische Desinfektionsmittel zur Verfügung (Bößmann und Heinenberg, 1985). Chemische Desinfektionsmittel müssen sich durch ein breites Wirkungsspektrum, eine akzeptable Einwirkzeit mit guter Haut- und Materialverträglichkeit, allgemeine Unschädlichkeit sowie Wirtschaftlichkeit auszeichnen (Bößmann und Heinenberg, 1990). Die Erhaltung der Präzision muss gewährleistet sein und darf durch die Desinfektion nicht beeinflusst werden (Borneff und Pichl, 1989). Die Bestrebungen gehen dahin, ein Desinfektionsmittel auszuwählen, welches möglichst bei gleicher Konzentration und Einwirkdauer für alle Abformmaterialien anwendbar ist (Peroz, 1991). Chemische Desinfektionsmittel werden durch verschiedene Wirkstoffe innerhalb mehrerer Wirkstoffklassen repräsentiert. Die meisten Wirkstoffe werden in Kombination miteinander verwendet, damit ein breites Wirkungsspektrum erreicht wird (Bößmann und Heinenberg, 1985). In der zahnärztlichen Praxis wird zur Abformdesinfektion Natriumhypochlorid, Glutaraldehyd, Jodophor und Phenol eingesetzt (Rentzia et al., 2011). Bedingt durch die Vielfalt der Desinfektionsmittel und der möglichen Wechselwirkung mit den zur Abformung und Modellherstellung notwendigen Materialien,

besteht eine spezifische Problematik hinsichtlich der Entwicklung chemischer

Desinfektionsverfahren (Borneff und Pichl, 1989).

Es wird empfohlen, dass alle als kontaminiert anzusehenden Materialien und zahntechnischen Werkstücke aus dem zahnärztlichen Bereich erst nach Reinigung und Desinfektion mit geeigneten Verfahren zur weiteren Verarbeitung abgegeben werden. Die Anforderungen an die Desinfektion von Abformmaterialien beziehen sich auf eine ausreichend hohe Keimreduktion von ≥ 5 Zehnerpotenzen in der definierten Einwirkzeit (Bensel et al., 2010). Deshalb ist ein vorheriges Abspülen unbedingt notwendig um dies auch zu gewährleisten (Jatzwauk et al., 2002). Außerdem sind, laut DAHZ-Hygieneleitfaden (2011), folgende Punkte zu beachten:

1. Die Reinigung von Abformungen erfolgt unmittelbar nach der Entnahme aus dem Mund des Patienten durch vorsichtiges und sorgfältiges Abspülen, vorzugsweise unter fließendem Leitungswasser. Spritzer vermeiden!

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2. Anschließend wird ein Desinfektionsverfahren als Tauch- oder Sprühdesinfektion im geschlossenen System durchgeführt.

3. Nach der Desinfektion sollte das Desinfektionsmittel unter fließendem Leitungswasser oder mit besonderen Mitteln, die auf das Desinfektionsverfahren abgestimmt sind, abgespült werden.

4. Für die Desinfektion sollen nur nachweislich wirksame und Material kompatible Verfahren nach Angaben der Hersteller angewendet werden.

Es gibt vier große Gruppen von gängigen Abdruckdesinfektionsarten (Schiller-Nau, 1997):

1. Sprühdesinfektion. Bei der Sprühdesinfektion wird das Desinfektionsmittel als Spray appliziert. Es ist leicht anzuwenden, geht jedoch mit Hautirritationen und Inhalationsschäden einher. Außerdem besteht die Gefahr, nicht die gesamte Oberfläche der Abformung zu bedecken. Nach entsprechender Einwirkzeit werden die Abformungen abgespült und ausgegossen. Nach heutigem Stand der Wissenschaft wird eine Anwendung nicht mehr empfohlen.

2. Tauchbaddesinfektion. Bei diesem Verfahren werden die Abformungen in einen Behälter mit dem Desinfektionsmittel getaucht, verbleiben je nach Angaben der Hersteller im Bad und können dann weiter verwendet werden. Von Vorteil ist nicht nur die gleichmäßige und vollständige Benetzung der Oberfläche. Tauchbaddesinfektionen weisen auch gute Materialverträglichkeit und hohe Wirksamkeit auf.

3. Kurzzeittauchdesinfektion. Bei der Kurzzeittauchdesinfektion werden die

Abformungen nur relativ kurze Zeit in ein Bad getaucht (5-10 s) und dann für die Dauer der Einwirkung (5-10 min) hygrophor gelagert. Nach anschließendem Abspülen können sie ausgegossen werden. Bei diesem Verfahren ist zwar die Materialverträglichkeit gut, es wird jedoch keine Reinigungswirkung während der Desinfektion gewährleistet. Weiterhin sind die Desinfektionsmittel schwer abspülbar und man benötigt ein zweites Gefäß (Hygrophor).

4. Selbstdesinfizierende Alginate. Bei diesem Verfahren ist vom Hersteller schon ein desinfizierendes Agens zugefügt, das seine Wirkung entfaltet, sobald man das Alginatpulver mit Wasser anrührt. Somit kann eine gesonderte Desinfektion entfallen. Dieses von der Anwendbarkeit leichtes Verfahren, dekontaminiert aber nicht den Löffel und ist nach der Abbindereaktion in seiner Wirksamkeit vermindert.

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1 Einleitung

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An Desinfektionsmittel für Abformungen sind folgende Anforderungen zu stellen (DAHZ, 2011):

1. Sie müssen den Erwartungen des VAH an Flächendesinfektionsmittel (Präparate zur

Spühdesinfektion) bzw. an Instrumentendesinfektionsmittel (Präparate zur

Eintauchdesinfektion) entsprechen und gegen Tuberkulose-Erreger sowie HBV, HCV und HIV (begrenzte Viruzidie) wirksam sein.

2. Ihre desinfizierende Wirksamkeit muss zusätzlich unter Blut- und Speichelbelastung und unter praxisnahen Bedingungen nachgewiesen worden sein.

3. Durch das Desinfektionsverfahren dürfen die in Normen festgelegten und prüfbaren Werkstoffeigenschaften der Abformungen (hier vor allem die Formstabilität und Gipskompatibilität) nicht verändert werden.

4. Für die Behandlung von Patienten, von denen ein erhöhtes Infektionsrisiko ausgeht, sind solche Abformmaterialien zu bevorzugen (z.B. elastomere Materialien), die eine sichere Desinfektion entsprechend den vorgenannten Bedingungen erlauben.

5. Zusätzlich muss das Desinfektionsverfahren in den Praxisalltag integrierbar sein. Es muss schnell und ohne größeren Aufwand durchführbar sein (Setz et al., 1992).

Desinfektionsmittel führen zur quantitativen Reduktion von Mikroorganismen und Viren, jedoch nicht zur sicheren Keimfreiheit. Die Kontamination einer zahnärztlichen Abformung wird angenähert mit 106 Keimen angegeben, ein Wert, der jedoch sicher großen Schwankungen unterliegt. Abformungen müssen unverzüglich in der Zahnarztpraxis dekontaminiert werden, da Verzögerungen potentiell zu Keimstreuung und – vermehrung führen (Setz und Heeg, 1991). Das Wirkungsspektrum muss Bakterien (einschließlich Mykobakterien), Pilze und Viren umfassen. Eine ideale Desinfektion muss also chemische und physikalische Eigenschaften des Gipsmodells unverändert lassen.

In unterschiedlichen Untersuchungen wurde publiziert, dass eine Desinfektion von Elastomeren und Alginaten ohne wesentliche Beeinträchtigung der Dimensionsstabilität möglich ist (Bergman et al., 1980; Bößmann und Franz, 1983; Merchant et al., 1984; Baumann, 1986; Herrera und Merchant, 1986; Lehmer, 1986; Johnson et al., 1988; Minagi et al., 1990; Biffar und Bitschnau, 1991; Peroz, 1991).

Als Alternative wurden verschiedene andere Methoden der Abdruckdesinfektion diskutiert. Eine Studie der Arbeitsgruppe um Ghani et al. (1990) belegten die Effektivität von Alginaten, die antimikrobielle Agenzien in ihrem Pulver beinhalten. Andere Studien wiesen auf die Ineffektivität von Prozeduren mit ultraviolettem Licht (Larsen et al., 2000) hin. Nach Soares und Ueti (2001) erschien auch die Beimengung von chemischen Desinfektionsmitteln während

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1 Einleitung

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des Anmischens als ungeeignet, da Härte und Oberfläche des Gipses negativ beeinflusst wurden.

Trotzdem bleiben die Bedenken, dass Abformdesinfektionsmittel Einfluss auf die resultierenden Gipsmodelle haben könnten, insbesondere auf die Detailwiedergabe und die Oberflächengüte.

Detailwiedergabe

Die Detailwiedergabe wird auch als Abformschärfe bezeichnet. Die Abformschärfe ist als Werkstoffgröße nicht definiert. Sie beschreibt die Genauigkeit der Wiedergabe feinster Oberflächenstrukturen im Abdrucknegativ und wird in der Literatur auch als Detailwiedergabe, Wiedergabegenauigkeit oder Prägeschärfe bezeichnet. Sie ist abhängig von der Struktur des Abformwerkstoffes, dessen Viskosität, dem Oberflächenverhalten, der Schichtstärke des Abformmaterials, der Temperatur, dem Abformdruck und dem Zeitpunkt des Einbringens (Krebs und Marx, 1972).

Die Genauigkeit der Detailwiedergabe in der Alginatabformung wird von der Korngröße der Füllstoffe und der Art der polymeren Makromoleküle bestimmt, so dass hier zwischen den einzelnen Fabrikaten geringfügige Unterschiede bestehen können. Dies wird klinisch als nicht relevant eingestuft (Heraeus Kulzer, 2005). Für festsitzenden Zahnersatz wird es als notwendig erachtet, Oberflächendetails der präparierten Zähne im Bereich von mindestens 25 μm wiederzugeben, während eine Detailreproduktion der Weichgewebe im Bereich von 50 μm ausreichend erscheint (Stoll, 2001).

Oberflächengüte

Die Oberfläche stellt die Grenze zwischen zwei Medien dar; z. B. die Grenze zwischen einem festen Körper (Werkstück) und der Luft. Eine Oberfläche besteht also immer aus den sich überlagernden Gestaltabweichungen (siehe Abb. 2):

1. Formabweichung (1. Ordnung) 2. Welligkeit (2. Ordnung) 3. Rauheit (3. und 4. Ordnung).

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1 Einleitung

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Abb. 2: Darstellung der Gestaltabweichung 1. bis 4. Ordnung (nach DIN 4760)

Um die Gestaltabweichungen getrennt voneinander charakterisieren zu können, wurden Oberflächenkennwerte definiert und genormt. Eine weit verbreitete Methode stellt das Tastschnittmessverfahren dar, welches die Oberfläche zweidimensional erfasst.

1.5 Untersuchungsergebnisse Desinfektionsmittel / Alginat

Obgleich die Forderung nach routinemäßiger Desinfektion zahnärztlicher Abformungen unumstritten ist (Engelhardt, 1986; Scholz, 1986; Kern et al., 1993) werden auch heute noch nichtdesinfizierte Abformungen weitergereicht (Schulz, 1977; Bergler und Borneff, 1986; Stoll

et al., 1996; Kugel et al., 2000). Gründe dafür sind folgende (Wang, et al. 2007):

Der Desinfektionsvorgang bedeutet immer einen zusätzlichen Arbeitsschritt

Sprüh- oder Tauchdesinfektion könnten die Oberflächenqualität und die

Detailwiedergabe negativ beeinflussen

Desinfektionsmittel könnten Hautirritationen oder Inhalationsschäden hervorrufen und Toxische Desinfektionsmittel könnten Korrosionen von Abformlöffeln hervorrufen.

Bei einer epidemiologischen Studie von Muller-Bolla et al. (2004) wurden Fragebögen an 131 Zahnkliniken bzw. 373 Abteilungen gesandt. Es wurde eruiert, ob und wie die Alginat- und Silikonabformungen desinfiziert werden. Von den Abteilungen, die geantwortet haben, spülten 92 % die Abformungen ab. 15 % nahmen keine Desinfektion von Alginatabformungen vor und

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1 Einleitung

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bei 11 % erfolgte keine Desinfektion von Silikonabformungen. Tauchbaddesinfektionsmittel wurden in 65 % für Alginatabdrücke und in 73 % für Silikonabdrücke angewandt.

Eine Umfrage aus dem Jahr 1996 von Stoll et al. (1996) belegt, dass lediglich 25-30 % der Zahnarztpraxen eine Desinfektion von Abformungen und Zahnersatzteilen vor Ausgang aus der Praxis vornehmen. 45 % der Labore wiederum desinfizieren die eingehenden Abformungen. Die Umfrage ergibt auch, dass bei der Kommunikation zwischen Dentallabor und Praxis bezüglich der Behandlung von Arbeitsunterlagen und Werkstücken ein Nachholbedarf besteht. Eine Studie von Mitchell et al. (1997) beweist, dass sich die bakterielle Kontamination der Abformungen signifikant verringert, wenn man sie nach Abspülen mit Wasser, mit 2 %iger Glutaraldehyd-Lösung desinfiziert. Außerdem zeigten die Autoren, dass die bakterielle Besiedlung quantitativ nicht reduziert wird, wenn man Abformungen mehrere Stunden liegen lässt.

Sofou et al. (2002) machten in ihrer schwedischen Studie interessante Beobachtungen, die die Desinfektion unter ganz anderem Blickwinkel erscheinen lassen. Untersucht wurden in Dentallaboratorien eingetroffene Alginatabformungen auf Qualität und Quantität der bakteriellen Kontamination. Von den 107 untersuchten Abformungen waren auf 77 (72 %) Bakterienwachstum nachzuweisen, besonders α-hämolysierende und nicht-hämolysierende Kolonien. Nur ungefähr die Hälfte der Praxen benutzten Desinfektionsmittel – dennoch war auch bei der Mehrheit der desinfizierten Abformungen Bakterienwachstum zu verzeichnen. Es gab keine signifikanten Unterschiede zwischen den desinfizierten und nicht desinfizierten Abformungen hinsichtlich der Anzahl der Bakterien. Sofou et al. zogen den Schluss, dass die Desinfektion weder routinemäßig noch effizient genug erfolgte (Bock und Fuhrmann, 2008). Die Desinfektion von Abformungen sollte mittlerweile zur Routine in der zahnärztlichen Praxis gehören. Der Zahnarzt ist für die Praxishygiene verantwortlich. Ihm obliegt daher auch die Aufsicht über die Desinfektion von Abformungen (Wirz, 1993). Welker (1994) konstatierte, dass die Desinfektion von Abformungen alleinige Aufgabe des Zahnarztes ist und die Aufgabe der Infektionsprophylaxe nicht dem Dentallabor überlassen werden kann, da die Abdruckdesinfektion Vorrang vor Modelldesinfektion haben muss.

Häufig bestehen jedoch Bedenken, durch das Desinfizieren die Genauigkeit des Abdruckes oder die Qualität des Modells zu verschlechtern (Kern et al., 1993). Sind hydrophobe Abformmaterialien, wie z.B. die Silikonmaterialien, relativ unempfindlich gegenüber Desinfektionsmitteln, so steigt die Empfindlichkeit bei hydrophilen Materialien an, da diese entweder Feuchtigkeit aus dem Desinfektionsmittel aufnehmen oder Feuchtigkeit an dieses abgeben können und damit Dimensionsänderungen unterliegen (Lepe et al., 1998).

Der Einfluss zweier Desinfektionsmittel (Hygojet/MD 520; Dürr Dental GmbH & Co. KG, Bietigheim-Bissingen, Deutschland) und Impresept™ (Espe GmbH & Co. KG, Seefeld, Deutschland)) auf die Detailtreue von acht Abformmaterialien (zwei Polyether, drei

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1 Einleitung

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Polysiloxane, zwei Alginate und ein reversibles Hydrokolloid) wurde von Kern et al. im Jahr 1993 untersucht. Zusätzlich wurde auch ein selbstdesinfizierendes Alginat unter selbigen Bedingungen ohne Desinfektion getestet. Obwohl eine statistische Signifikanz zu verzeichnen war, ist der Einfluss der beiden getesteten Desinfektionsmittel bezüglich der Detailtreue klinisch nicht relevant. Beide Desinfektionsmittel und das selbstdesinfizierende Alginat können, sowohl für den klinischen als auch für den zahntechnischen Gebrauch, empfohlen werden.

In einer britischen Studie von Ahmad et al. (2007) wurde der Effekt des

Tauchbaddesinfektionsmittels Perform ID (Schülke und Mayr GmbH, Norderstedt, Deutschland) an drei verschiedenen Abformmaterialien getestet. Die mit einem Typ III Gips ausgegossenen Abformungen des fast-set Alginats Alginoplast® (Heraeus Kulzer, Hanau, Deutschland), des Alginatalternativs Position Penta (3M™-Espe™ AG Dentalprodukte, Seefeld, Deutschland) und des konventionellen A-Silikons President (President PlusJet light body, Coltène Whaledent AG, Schweiz) wurden auf Abrasion, Härte und Detailreproduktion getestet. Es wurde der aus Gussstahl gefertigte Probekörper (DIN EN ISO 6873) mit drei vertikalen Einkerbungen (50 μm, 20 μm, 75 μm) verwendet. Ein Alginat genügt dann den Anforderungen an die Norm, wenn allein durch visuelle Bewertung eine 50 µm tiefe Rille durchgehend über 25 mm zwischen zwei Querrillen wiedergegeben ist. Bei keinem der desinfizierten Alginatausgüsse war die 50 μm Linie erkennbar. Gipsmodelle des desinfizierten Alginats wiesen eine geringere Oberflächenhärte auf als Modelle von den desinfizierten Silikonen Position Penta und President. Durch Desinfizieren wurde die Abrasionsfestigkeit der Modelle von Position Penta signifikant herabgesetzt (Ahmad et al., 2007).

Bei einer Studie von Hall et al. (2004) wurden die Effekte chemischer Desinfektionsmittel auf die physikalischen Eigenschaften von Gips getestet. Untersucht wurden das Silikon Reprosil (Dentsply De Trey GmbH, Konstanz, Deutschland) und das Alginat Jeltrate (Dentsply De Trey GmbH, Konstanz, Deutschland). Die Autoren wandten eine Kombination von Gipspulver und Desinfektionsmittel Asepto-Sol (Asepto-Systems, Venice, Kanada) in Gruppe eins an und in Gruppe zwei besprühten sie die Abformungen mit Asepto-Sol vor dem Ausgießen mit einem Wassergipsgemisch. Im Vergleich mit der undesinfizierten Kontrollgruppe waren keine signifikanten Veränderungen der physikalischen Eigenschaften des Gipses (Dimensionstreue, Detailreproduktion, Härte) und Biegefestigkeit feststellbar. Breault et al. (1998) zeigten sogar, dass sich mit Zusatz einer 5,25 %igen Sodiumhypochloridlösung beim Anmischen des Gipses, die Druckfestigkeit verbessert und die Abbindezeit verkürzt, während alle anderen physikalischen Eigenschaften unberührt bleiben.

Eine Literaturrecherche von Kotsiomiti et al. (2008) gibt eine Liste von Autoren heraus, die sich mit der Problematik der Dimensionsveränderung und Detailwiedergabe von verschiedenen

Abformungen nach Desinfektion beschäftigten. Obwohl es viele Studien über

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1 Einleitung

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unterschiedlichen experimentellen Aufbaus, sie zu vergleichen. Die Untersuchungen stimmen aber weitgehend überein, sodass sich der Desinfektionsprozess nicht auffallend auf die

Abformungen auswirkt. Die Autoren ziehen den Schluss, dass chemische

Desinfektionsverfahren zu keinen klinisch relevanten Veränderungen der Materialeigenschaften der Abformmaterialien führen.

Weite Verbreitung fanden bisher aldehydhaltige Desinfektionsmittel, deren Wirksamkeit mikrobiologisch nachgewiesen ist und die vergleichsweise geringe Dimensionsveränderungen

der Abformungen erwarten lassen. Ivanovski et al. (1995) betrachten 2 %ige

Glutaraldehydlösung als effektivstes Desinfektionsmittel, das die physikalischen Eigenschaften von Gipsabdrücken am wenigsten negativ beeinflusst. Jedoch sollten Glutaraldehydlösungen wegen ihrer Toxizität vom täglichen Gebrauch ausgeschlossen werden (Hall et al., 2004). Glutaraldehyd kann in Kontakt mit der Haut eine Reizwirkung haben, und bei einem kleinen Prozentsatz exponierter Personen ist eine Hautsensibilisierung aufgetreten. Dass Glutaraldehyd Gesundheitsschäden wie Dermatitis und berufsbezogenes Asthma hervorruft, ist ausreichend belegt (Norbäck, 1988; Gannon et al., 1995; Di Stefano et al., 1999; Vyas et al., 2000).

Laut Herstellerangaben beträgt die Einwirkzeit der meisten modernen

Tauchbaddesinfektionsmittel 10-15 Minuten. Oft ist es jedoch in der Praxis der Fall, dass längere Einwirkzeiten durch unkontrolliertes Timing resultieren. Denkbar ist auch, dass ein zweites Mal im zahntechnischen Labor desinfiziert wird (Walker et al., 2007).

Veröffentlichungen, die sich mit der Problematik Abformmaterial/Desinfektion beschäftigen, reichen bis 1980 zurück und haben bis heute nicht an Aktualität verloren. An der Notwendigkeit zur Desinfektion von dentalen Abformmaterialien hat sich bis heute nichts geändert. Generell

ist festzustellen, dass für die Gewährleistung der Materialverträglichkeit von

Desinfektionsmitteln die produktspezifischen Anwendungshinweise der Hersteller zu beachten sind (Muller-Bolla et al., 2004). Es ist auch bekannt, dass Firmen dentaler Produkte ihre Materialen optimal aufeinander abstimmen. In der Praxis ist es jedoch häufig so, dass Produkte verschiedener Hersteller miteinander kombiniert werden. Wichtig erscheint die richtige Kombination von Abformmaterial und Desinfektionsmittel, um die Dimensionsveränderung so gering wie möglich zu halten (Bergman et al., 1980).

Besonders Studien über Alginate und Desinfektionsmittel weisen gegenläufige Ergebnisse bezüglich Detailwiedergabe und Oberflächengüte der resultierenden Gipsmodelle auf (Ahmad

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2 Zielstellung

Zielstellung dieser Untersuchung war es, neuere Desinfektionsmittel dentaler

Abformmaterialien hinsichtlich ihrer klinisch relevanten Eigenschaften vergleichend zu untersuchen, zu bewerten und eine Empfehlung für die Praxis abzuleiten. Es sollte der Einfluss verschiedener Desinfektionsmittel auf Alginate bezüglich folgender werkstoffkundlicher Parameter des resultierenden Gipsmodells geprüft werden:

Detailwiedergabe (DIN EN ISO 6873) Oberflächenrauheit (DIN 4768)

Zusätzlich sollte der Einfluss verschiedener arbeitsorganisatorischer Faktoren (Überschreiten der Desinfektionszeit, zweifache Desinfektionszeit) für diese Parameter überprüft werden. Als Referenzmaterial ist ein A-Silikon verwendet worden.

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3 Material und Methodik

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3 Material und Methodik

Im Rahmen dieser Arbeit wurden fünf der häufig in Deutschland gebrauchten Alginate und ein additionsvernetzendes Silikon untersucht. Zur Desinfektion der Abformungen standen drei Desinfektionsmittel zur Verfügung.

Es wurden die Alginate Blueprint® Cremix (Dentsply De Trey, Konstanz, Deutschland), Palgat™ Plus (3M™ Espe™, Seefeld, Deutschland), Tetrachrom (Kaniedenta, Herford,

Deutschland), Xantalgin® Crono (Heraeus Kulzer GmbH, Hanau, Deutschland) und Xantalgin®

Select (Heraeus Kulzer GmbH, Hanau, Deutschland) auf die Verträglichkeit von drei Desinfektionsmitteln (Impresept™ (Espe GmbH & Co. KG, Seefeld, Deutschland), Kanipur (Kaniedenta, Herford, Deutschland), Silosept® (Kettenbach GmbH & Co. KG, Eschenburg, Deutschland)) untersucht. Als Referenzmaterial wurde das A-Silikon Kettosil® (Kettenbach

GmbH & Co. KG, Eschenburg, Deutschland) verwendet. Die desinfizierten

Alginatabformungen wurden mit dem Gips Esthetic Base© (Dentona AG, Dortmund,

Deutschland) ausgegossen. Eine nicht desinfizierte Serie diente als Kontrollgruppe. Innerhalb der Testreihe 1 wurden erst die Alginatabformungen und später deren Gipsmodelle auf Detailwiedergabe untersucht. Innerhalb der Testreihe 2 wurde eine profilometrische Oberflächenuntersuchung (Messen der gemittelten Rauheit Rz) der Gipsfläche vorgenommen, welche im Kontakt zum Alginat stand.

3.1 Materialien

3.1.1 Alginate

Die bei der vorliegenden Untersuchung verwendeten Alginate sind in Tabelle 3 zusammengestellt. Es handelt sich hierbei ausschließlich um handelsübliche, normalabbindende Alginate. Sie wurden alle direkt vom Hersteller bezogen.

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3 Material und Methodik

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Tab. 3: Verwendete Alginate

Handelsname Blueprint ® cremix1 Palgat™ Plus2 Tetrachrom 3 Xantalgin® crono4 Xantalgin® select4 Chargennummer 0309000156 ZP0010483 0159320159.201 2578437 2357239 Hersteller Dentsply De Trey, Konstanz, Deutschland 3M™ Espe™ Seefeld, Deutschland Kaniedenta, Herford, Deutschland Heraeus Kulzer GmbH, Hanau, Deutschland Heraeus Kulzer GmbH, Hanau, Deutschland Anmischverhältnis Pulver / Wasser 14,7 g / 34 ml 9 g / 17,5 ml 9,5g / 20ml 22,5 g / 50 ml 21 g / 50 ml

Verarbeitungszeit 1:30 min 1:45 min 1:30 min 1:15 min 1 min

Gesamtabbindezeit 2:10 min 3:45 min 2:15 min 2:15 min 2 min

Inhaltsstoffe: 1

Diatomeen-Erde, Kalium-Alginat, Calciumsulfatdihydrat, Polypropylenglykol,

Dinatriumorthophosphat, Kaliumhexafluorotitanat, Natriumaluminiumsilikat, Magnesiumoxid, Ultramarinblau-Pigment, Pfefferminzöl

2

Anorganisches Füllmaterial, Calciumsulfat, Natriumalginat, Trinatriumorthophosphat,

Dikaliumhexafluorotitanat, Magnesiumoxid 3

Natriumalginat, Natriumphosphat, Calciumsulfat, Magnesiumoxid, Magnesiumcarbonat, Thymolphtalein, Kieselgur, gebrannt, andere Füllstoffe

4

Natriumalginat, Natriumphosphat, Calciumsulfat, Kieselgur flußkalziniert, Talkum,

Dikaliumhexafluorotitanat, Magnesiumoxid

3.1.2 Silikone

Als Referenzmaterial wurde Kettosil® (Kettenbach, Eschenburg, Deutschland) verwendet, ein

mittelfließendes, additionsvernetzendes, elastomeres Situationsabformmaterial auf

Vinylpolysiloxanbasis.

Kettosil® ist ein dimensionsstabiles A-Silikon für die Erstellung von provisorischen Kronen und Brücken, Situations- und Gegenbissabformungen, einfacher herausnehmbarer Prothetik, KFO-Apparaturen und Schienen. Kettosil® wird im Schlauchbeutelsystem geliefert und ist in allen relevanten 5:1 Dosier- und Mischgeräten verarbeitbar (Kettenbach, 2008). Als Mischgerät wurde das Pentamixgerät™ (3M Espe, Seefeld, Deutschland) verwendet. Das Pentamixgerät™ durchmischt die Abformmaterialien in einem düsenartigen Mischaufsatz, der im Inneren eine Spindel enthält. Die Dosierung wird von dem Gerät übernommen. In das Gerät können nur Abformmaterialien in normierten Kartuschen eingebracht werden. Das Pentamixgerät™ eignet sich für das Anmischen von dünnflüssigen und zähflüssigen Abformmassen auf Polyether- und A-Silikonbasis (Förster, 2003).

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3 Material und Methodik

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3.1.3 Desinfektionsmittel

Mit Hilfe einer Literaturrecherche wurden die Empfehlungen der wichtigsten

zahnmedizinischen Fachgesellschaften analysiert. Anhand des Dentalvademekums werden die verschiedenen Desinfektionsmethoden für Alginate vorgestellt und kritisch bewertet. Eine wichtige Voraussetzung für die Wirksamkeit von Desinfektionsmitteln stellt die Einwirkzeit dar. Es soll die Dekontamination der Krankheitserreger erfolgen, ohne die Prägeschärfe oder die Oberfläche nachteilig zu beeinflussen.

Unter verschiedenen Möglichkeiten der Infektionsprophylaxe auf der Technologiestrecke Abformung-Modell hat sich heute aus mikrobiologischen, werkstoffkundlichen und juristischen Gründen die Tauchdesinfektion durchgesetzt. Bei der Tauchdesinfektion haftet etwa doppelt soviel Desinfektionsmittel an der Abdruckoberfläche als bei der Sprühmethode. Die fehlende Aerosolbildung und die gleichmäßige Benetzung der Abdruckmaterialien sind weitere Vorteile der Tauchdesinfektion (Borneff und Pichl, 1989; Welker, 1994).

Zur Desinfektion standen drei Tauchdesinfektionsmittel mit unterschiedlichen Wirkstoffen zur Verfügung. Alle Desinfektionsmittel erfüllen die Anforderungen der Deutschen Gesellschaft für Hygiene und Mikrobiologie und sind sowohl wirksam gegen Bakterien und Pilze als auch virusinaktivierend. Für die Desinfektionsmaterialien liegt nach Angaben der Hersteller eine Prüfung gemäß VAH vor. Der Ansatz der Lösungen erfolgte gemäß den Herstellerangaben.

1. Impresept™ enthält verschiedene Aldehyde. In 100g der gebrauchsfertigen Lösung sind enthalten:

1,7 g Glyoxal 1,1 g Pentandial

0,01 g Undecylensäuremonoethanolamid

2. Kanipur ist eine Kombination aus Aldehyden und einer stark antibakteriell wirkenden Ammoniumverbindung. In 100g gebrauchsfertiger Desinfektionsmittellösung sind enthalten:

0,01 g Pantandial 0,2 g Ethandial

0,48 g Dimethylbenzylalkylammoniumchlorid

3. Silosept® basiert im Gegensatz dazu auf der Wirkung oxydierender Verbindungen und ist aldehydfrei.

100 g Silosept® enthalten:

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3 Material und Methodik

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15 g Natriumbenzoat 10 g Weinsäure

Silosept® liegt in Pulverform vor. 40 g in zwei Liter lauwarmes Wasser eingestreut ergibt eine 2 %ige Lösung.

Die Eigenschaften der verwendeten Desinfektionsmittel sind in Tabelle 4 zusammengefasst.

Tab.4: Eigenschaften der verwendeten Desinfektionsmittel

Handelsname Impresept™ Kanipur Silosept®

Hersteller Espe GmbH & Co.

KG

Kaniedenta Kettenbach

Anwendungsverfahren Tauchdesinfektion Tauchdesinfektion Tauchdesinfektion

Anwendungsgebiete Alginate, Silikone, Polyether, Polysulfide, Hydrokolloide, Prothesen, Metalle, Modellwerkstoffe Alginate, Silikone, Polyether, Hydrokolloide, Prothesen Alginate, Silikone, Polyether, zahntechnische Werkstücke

Wirkspektrum Bakterien (einschl.

TBC), Pilze, Viren (HBV, HIV)

Bakterien, Pilze, Viren (HBV, HCV, HIV, Rota),

Bakterien, Pilze, Viren (HIV, HBV, HCV)

Aussehen Klar, hellgrün, leicht

stechender Geruch

Klar, hellblau Klar, farblos, leicht stechender Geruch

Einwirkzeit 10 Minuten 10 Minuten 10 Minuten

Chargennummer 100001 414810 1117356

Umweltverträglichkeit Gut biologisch abbaubar

Die im Produkt enthaltenen Tenside sind biologisch abbaubar

Leicht und voll biologisch abbaubar

Laut Herstellerangaben soll der Abdruck nach der Entnahme aus dem Mund kurz unter fließendem Leitungswasser abgespült und dann für zehn Minuten in das dazugehörende Tauchbad gelegt und anschließend nochmals unter fließendem Leitungswasser abgespült werden.

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3 Material und Methodik

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3.1.4 Dentalgips

Die Modellerstellung erfolgte mit Esthetic Base© (Dentona AG, Dortmund, Deutschland).

Esthetic Base© ist ein Superhartgips. Nach Herstellerangaben liegen umfassende

Untersuchungen gemäß DIN/EN zur Detailwiedergabe, Fließfähigkeit, Erstarrungsende, Abbindeexpansion, Druck- und Biegefestigkeit und Härte vor.

3.1.5 Geräte

Als Probekörper wurde der in DIN EN ISO 6873 beschriebene Prüfblock aus Gussstahl verwendet. Dieser hat drei vertikale Einkerbungen im rechten Winkel (siehe Abb.3 und Abb.4):

Linie a: 50 µm Linie b: 20 µm Linie c: 75 µm

Dazu gibt es zwei horizontale Einkerbungen (Linie d, 75 µm) welche die senkrechten Linien kreuzen (siehe Abb.3 und Abb.4).

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3 Material und Methodik

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Abb. 4: Prüfblock DIN EN ISO 6873 mit den Einkerbungen (Linien) (Ahmad et al. 2007)

Eine passende Ringform aus Gussstahl diente als Abformträger, eine geteilte Form aus Gussstahl ist angefertigt worden, damit der Gipsabdruck ohne Beschädigung herausgenommen werden kann. Eine Glasplatte war vorhanden, um die Ringform zu tragen. Ein 1 kg- Gewicht und ein Wasserbad, dessen Temperatur auf 35( 1)°C gehalten werden kann, wurden für die Abformungen bereitgestellt.

3.2 Methoden

3.2.1 Herstellung der Prüfkörper

Die Verarbeitung der Alginate erfolgte gemäß den Herstellerangaben mit destilliertem Wasser und unter Zuhilfenahme eines maschinellen Anrührgeräts (Firma Hauschild&Co., Lilienthal, Deutschland). Das A-Silikon Kettosil® wurde mit dem Pentamixgerät™ und den mitgelieferten Ansätzen zur gebrauchsfertigen Abformmasse angemischt. Als Probekörper wurde der in DIN EN ISO 6873 beschriebene Prüfblock aus Gussstahl verwendet. Die Ringform wurde auf die Platte aufgesetzt und mit der angemischten Alginatmasse leicht überfüllt. 20 Sekunden vor dem Ende der vom Hersteller angegebenen Verarbeitungszeit wurde der saubere Prüfblock über der Ringform zentriert und gegen die Alginatmasse gedrückt. Die Anordnung wurde danach sofort in ein Wasserbad mit konstanter Temperatur von 35(±1)°C gebracht und mit dem auf 35(±1)°C erwärmten Gewicht von 1 kg belastet. Drei Minuten nach der angegebenen Abbindezeit wurde die ganze Anordnung aus dem Wasserbad genommen und die Ringform zusammen mit der Platte vom Prüfblock getrennt. Die Alginatoberfläche wurde etwa zehn Sekunden unter fließend kaltem Wasser abgespült und der Flüssigkeitsüberschuss wurde abgeschüttet (siehe Abb. 5). Danach wurden die Linien mikroskopisch geprüft, bewertet und ein digitales Foto wurde

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3 Material und Methodik

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Tauchbaddesinfektion für zehn Minuten mit anschließendem Abspülen. Die Abformung wurde wieder mikroskopisch geprüft, bewertet, protokolliert und digital fotografiert (siehe Abb. 5). Danach wurde sie in einer feuchten Kammer für 30 Minuten gelagert (siehe Abb. 5). Zum Anmischen des Gipsbreies wurde destilliertes Wasser verwendet. Nach Auswiegen einer Gipspulvermenge von 100 g auf einer Laborwaage wurde das Pulver dem Wasser zugegeben, welches sich im Anmischgefäß des mechanischen Gipsrührgerätes Wassermann Wamix 2M (Wassermann Dental-Maschinen GmbH, Hamburg, Deutschland) befand. Das Wasser/Pulver-Verhältnis entsprach den Herstellerangaben (10 ml:100 g). Nach einer „Sumpfzeit“ von 30 Sekunden wurde der Gips, nach kurzem Durchspateln, im Vakuumanrührgerät für 30 Sekunden angerührt (siehe Abb. 5). Jeder vorbereitete Abdruck wurde auf dem Rüttler mit dem Gips ausgegossen. Dazu wurde die geteilte Form auf die Ringform aufgesetzt und mit dem Gipsbrei unter Vibration so aufgefüllt, dass der Gipsbrei die noch anhaftende Flüssigkeit auf dem Alginat verdrängte. Der Gips härtete 30 Minuten über seine vom Hersteller angegebene Abbindezeit hinaus aus. Danach wurde die geteilte Form mit dem Gipsabguss von der Ringform mit dem Alginat getrennt.

Abb. 5: Das Schema des Versuchsablaufs zur Herstellung der Modelle.

Aus jedem der fünf unter 3.1.1 genannten Alginate und dem unter 3.1.2 genannten Silikon wurden 96 Abformungen hergestellt (6 Abformungen pro Serie). Die desinfizierten Abformungen wurden 60 s unter fließend destilliertem Wasser (23°C) abgespült um das Desinfektionsmittel vollständig zu entfernen. Bis zum Ausgießen (spätestens nach zwei

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3 Material und Methodik

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Stunden) wurden die Serien in einem hygrophoren Raum gelagert. Um ein versehentliches Vergessen der Abformung im Desinfektionsbad zu simulieren, wurden zusätzliche Testserien jedes Alginats artifiziell zu lange (20; 60; 480 Minuten) in den drei Tauchdesinfektionsmitteln belassen und eine Reihe wurde angefertigt, bei der ein zweites Mal (2x10 min) desinfiziert wurde (siehe Abb. 6), nachdem die Abformungen fünf Stunden im hygrophoren Raum gelagert wurden. Gegen die so behandelten Abformungen wurde der Superhartgips Esthetic Base© gegossen.

So ergeben sich für Desinfektion (siehe Abb. 6): sechs Abformmaterialien x drei Desinfektionsmittel x fünf Desinfektionszeiten = 90 à sechs Abformungen = 540 Gipsprobekörper, sowie ohne Desinfektion sechs Abformmaterialien à sechs Abformungen = 36 Gipsprobekörper. Somit standen für die Untersuchungen 576 Probekörper zur Verfügung.

Abb. 6: Schema der Versuchsanordnung

3.2.2 Untersuchung der Abformungen

Detailwiedergabe - mikroskopische Sichtprüfung

Die Wiedergabe des Feinprofils des Urkörpers im Alginat wurde unter

Schrägwinkelbeleuchtung (45°) sofort nach dem Abbindevorgang und nach Desinfektion auf die Wiedergabe der vollständigen 20, 50 und 75 µm-Rillen über die gesamte Länge von 25 mm zwischen den Begrenzungslinien bei einer sechsfachen Vergrößerung mikroskopisch geprüft. Auch die Kreuzungsstellen und die horizontalen d-Linien wurden beurteilt (insgesamt also fünf

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