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Archiv "„The Exploding girl“: Ein Leben auf Distanz" (14.05.2010)

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A 944 Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 107

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Heft 19

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14. Mai 2010

W

eniger ist bekanntlich mehr.

Diese Weisheit hat sich der amerikanische Regisseur Bradley Rust Gray bei seinem neuen Film

„The Exploding Girl“ zu Herzen genommen. Die erste Einstellung des 80-minütigen Dramas zeigt ein Mädchen auf einem Beifahrersitz – gefilmt durch eine Windschutz- scheibe, die mehr den blauen Him- mel reflektiert, als die Sicht auf den Menschen dahinter zu ermöglichen.

Hiermit ist die Rolle des Zuschau- ers klar definiert: Er ist (und bleibt) der distanzierte Beobachter der 20-jährigen Schülerin Ivy, die den Betrachter auch im weiteren Ver- lauf des Films nicht näher an sich heranlässt. Während sie ihre Som- merferien mit ihrem besten Freund Al bei ihrer Mutter in Brooklyn ver- bringt, sieht der Zuschauer sie meistens von der gegenüberliegen- den Straßenseite oder als Spiegel- bild im Schaufenster.

Ihren festen Freund Greg lernt man nur als Stimme am Telefon kennen – eine Stimme, die zuneh- mend desinteressierter und mono- toner wird. Dieser Inszenierungsstil ist ein bemerkenswerter Schach- zug, da er dem Zuschauer allein

durch eine ausgefeilte Bildsprache einen Einblick in die Gefühlswelt der in sich gekehrten Hauptfigur gewährt. Denn Ivy leidet an juveni- ler myoklonischer Epilepsie, einer Krankheit, die sie in ihrem alltägli- chen Leben stark einschränkt: Al- kohol, zu viel Stress oder zu wenig Schlaf führen zu tonisch-kloni- schen Kräm pfen. Des-

halb gibt sich Ivy größte Mühe, ihre Gefühle zu kontrollieren, was auf Außenstehende bald apa- thisch wirkt. Dargestellt wird dieses Mädchen von der amerikanischen Schauspielerin Zoe Ka- zan, die zuletzt als Ge- liebte von Leonardo di Caprio in „Revolution- ary Road“ zu sehen war.

In ihrer ersten Haupt- rolle trum p ft Kazan hier mit einem dezenten Mie- nenspiel auf, das ohne große Gesten ihr aufgewühltes In- nenleben für den auf Distanz gehal- tenen Zuschauer greifbar macht.

Nichts lenkt den Zuschauer von Ivy ab, die sich im Laufe der Zeit von ihrem Freund Greg entfremdet

und sich stattdessen in ihren Kumpel Al verliebt. Die beiden kennen und mögen sich seit der achten Klasse, und so kommt es während der gemeinsamen Streif- züge durch Brooklyn zu vorsich- tigen Annäherungsversuchen. Um das Großstadtgetümmel und Ivys Gefühl von Verlorenheit in Szene zu setzen, hat sich der Regisseur für eine eigenwillige, aber umso effektivere Methode entschieden:

Dank der „Red One“, einer digita- len Alternative zu herkömmlichen 35-mm-Kameras, war der Kamera- mann zuweilen einen ganzen Häu- serblock von den Schauspielern entfernt, die gar nicht wussten, von wo aus sie überhaupt gefilmt wer- den. Durch das Bild laufen nicht Statisten, sondern Passanten – das Filmteam hat den hektischen Alltag einer Metropole eingefangen, ohne den Fokus von seinen Akteuren zu lassen.

Das Ergebnis schlägt sich in at- mosphärischen Szenen nieder, die den Eindruck vermitteln, als stehe man mitten in Brooklyn und beob- achte zufällig zwei junge Menschen im Straßen- und Gefühlschaos. Im- provisation als bewusstes Stilmittel tut bei diesen Außenszenen ein Übriges, um die Authentizität des Films zu erhöhen. Als i-Tüpfelchen steht der Titel „The Exploding Girl“

in krassem Kontrast zu der wort- kargen, geradezu zer- brechlich anmutenden Hauptfigur. Dieser Kniff verleiht dem Indepen- dent-Film eine konstante Spannung, die sich für den Zuschauer, der end- lich sehen will, wie die schüchterne Ivy aus ihrer emotionalen Festung aus- bricht, schlichtweg nicht erfüllt. Doch wer geneigt ist, genauer hinzuschauen und der Bildsprache zu lauschen, dem wird die Explosion mit Sicherheit nicht entgehen. Eben die- sen Liebhabern der leisen Töne sei diese feinfühlige Charakterstudie einer jungen Frau, die sich mit ihrer Krankheit zu arrangieren versucht, sehr ans Herz gelegt. ■

David Lensing

„THE EXPLODING GIRL“

Ein Leben auf Distanz

Sie ist jung, hübsch, verliebt – und gefangen in einer emotionalen Festung. Das Porträt einer 20-jährigen Epileptikerin

Selbstschutz: Ivy ist stets darauf bedacht, ihre Gedanken und Gefühle unter Kon- trolle zu halten.

Fotos: Peripher

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