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Untersuchungen zur mikrobiellen Besiedlung von Rachen und Trachea bei Bartagamen (Pogona spp.)

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Untersuchungen zur mikrobiellen Besiedlung von Rachen und Trachea bei Bartagamen (Pogona spp.)

INAUGURAL-DISSERTATION zur Erlangung des Grades einer Doktorin der Veterinärmedizin

- Doctor medicinae veterinariae - (Dr. med. vet.)

vorgelegt von

Catherine Pascale Günther Erlangen

Hannover 2013

(2)

Reptilien, Zier- und Wildvögel)

2. Dr. Karina Mathes (Klinik für Heimtiere, Reptilien, Zier- und Wildvögel

1. Gutachter: Prof. Dr. M. Fehr

2. Gutachter: Prof. Dr. W. Meyer

Tag der mündlichen Prüfung: 29.10.2013

Unterstützt durch das Institut für Mikrobiologie der Stiftung Tierärztliche Hochschule

(3)

Allen,

die mich auf diesem Weg unterstützt haben

(4)
(5)

Inhaltsverzeichnis

Abkürzungen IV

1. Einleitung 1

2. Literaturübersicht 3

2.1. Bartagamen 3

2.1.1. Systematik und Biologie 3

2.1.2. Anatomische Grundlagen von Maulhöhle und Respirationstrakt der

Spezies Pogona 5

2.2. Physiologische mikrobielle Besiedlung von Maulhöhle und Rachen sowie dem Respirationstrakt bei nicht-aquatilen Reptilien 7 2.2.1. Maulhöhle und Rachen: physiologische mikrobielle Besiedlung 8

2.2.1.1. Speziesübergreifende Befunde 8

2.2.1.2. Schlange 9

2.2.1.3. Echsen 13

2.2.1.4. Landschildkröten 18

2.2.2. Respirationstrakt: physiologische mikrobielle Besiedlung 19 2.3. Krankheitserreger bei Reptilien mit Schwerpunkt Maulhöhle und

Respirationstrakt bei nicht-aquatilen Reptilien 21

2.3.1. Bakterien 21

2.3.2. Hefen und Schimmelpilze 28

2.3.3. Viren 30

2.3.4. Parasiten 31

2.4. Kurzsteckbriefe der nachgewiesenen Erreger mit ihrer Bedeutung für

Reptilien 32

2.4.1. Grampositive Bakterien 32

2.4.1.1. Grampositive Kokken 33

2.4.1.1.1. Gattung Staphylococcus 33

2.4.1.1.2. Gattung Streptococcus 34

2.4.1.1.3. Gattung Enterococcus 34

2.4.1.1.4. Gattung Micrococcus 35

(6)

2.4.1.2. Pleomorphe grampositive Bakterien 35

2.4.1.2.1. Gattung Brevibacterium 35

2.4.1.2.2. Gattung Corynebacterium 35

2.4.1.3. Grampositive Stäbchen 36

2.4.1.3.1. Gattung Bacillus 36

2.4.1.3.2. Gattung Listeria 36

2.4.2. Gramnegative Bakterien 37

2.4.2.1. Familie Aeromonadaceae 38

2.4.2.1.1. Gattung Aeromonas 38

2.4.2.2. Familie Enterobacteriaceae 39

2.4.2.2.1. Gattung Citrobacter 39

2.4.2.2.2. Gattung Enterobacter 39

2.4.2.2.3. Gattung Escherichia 40

2.4.2.2.4. Gattung Hafnia 40

2.4.2.2.5. Gattung Klebsiella 40

2.4.2.2.6. Gattung Morganella 41

2.4.2.2.7. Gattung Pantoea 41

2.4.2.2.8. Gattung Proteus 41

2.4.2.2.9. Gattung Salmonella 42

2.4.2.2.10. Gattung Serratia 43

2.4.2.3. Familie Pasteurellaceae 43

2.4.2.3.1. Gattung Pasteurella 43

2.4.2.4. Familie Pseudomonaceae 44

2.4.2.4.1. Gattung Pseudomonas 44

2.4.2.5. Familie Moraxellaceae 44

2.4.2.5.1. Gattung Acinetobacter 44

2.4.2.5.2. Gattung Moraxella 45

3. Material und Methoden 46

3.1. Patientengut 46

3.1.1. Anamnese und klinische Untersuchung 47

3.1.2. Röntgen 48

(7)

3.2. Probennahme und Probenmaterial 48

3.3. Anzucht und Differenzierung 51

3.4. Statistische Auswertung 52

4. Ergebnisse 53

4.1. Reihenuntersuchung der gesunden Bartagamen 53

4.1.1. Ergebnisse der Rachentupfer bei gesunden Bartagamen 57 4.1.2. Ergebnisse der Trachealtupfer bei gesunden Bartagamen 60 4.1.3. Vergleich der Lokalisationen Rachen und Trachea bei gesunden

Bartagamen 61

4.2. Erkrankte Tiere 63

4.2.1. Ergebnisse der Rachentupfer und Trachealtupfer und deren Vergleich

bei erkrankten Bartagamen 63

4.3. Vergleich erkrankter Bartagamen mit den Ergebnissen der

Reihenuntersuchung 66

4.4. Fragliche Probanden 69

5. Diskussion 70

5.1. Patientengut und Methodik 70

5.2. Rachenflora gesunder Bartagamen 73

5.3. Trachealflora gesunder Bartagamen 77

5.4. Vergleich von Rachen und Trachea bei gesunden Bartagamen 79

5.5. Fragliche Probanden 82

5.6. Vergleich von gesunden und erkrankten Bartagamen 83

5.7. Bedeutung der Studie und Ausblick 85

6. Zusammenfassung 87

7. Summary 89

8. Literaturverzeichnis 91

9. Abbildungsverzeichnis 108

10. Tabellenverzeichnis 109

11. Anhang 110

Danksagung 124

(8)

Abkürzungen

B. Brevibacterium

bzgl. bezüglich

bzw. beziehungsweise

°C Grad Celsius

C. Corynebacterium

CMB cooked meat broth

d Tage

d.h. das heißt

E. coli Escherichia coli et al. und andere ggf. gegebenenfalls

Gram + grampositiv

Gram - gramnegativ

griech. griechisch

h Stunden

IBD Inclusion Body Disease

Ii Iguana iguana

IIV Invertebrate Iridescence-Like Virus k.A. keine Angabe

KbE Koloniebildende Einheit/en

n Anzahl der Stichproben

o.g. oben genannt

P. Pogona

S. Seite

sog. sogenannt

sp. Spezies = Art

spp. Plural von sp., mehrere Arten einer Gattung

s.u. siehe unten

u. und

(9)

u.a. unter anderem undiff. undifferenziert

URTD Upper Respiratory Tract Disease VBNC viable but not culturable

Vg Varanus gouldii

Vi Varanus indicus

vs. versus

z.B. zum Beispiel

(10)
(11)

1. Einleitung

Reptilien zählen in Deutschland mittlerweile zu beliebten Haustieren, die laut dem Industrieverband Heimtiere in immerhin 1,2 % der Haushalte anzutreffen sind (INDUSTRIEVERBAND-HEIMTIERE 2011). So wundert es nicht, dass auch die Zahl der Reptilienpatienten in der tierärztlichen Praxis stetig ansteigt. In der Klinik für Heimtiere, Reptilien, Zier- und Wildvögel der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover war in den letzten Jahren ein jährlicher Zuwachs herpetologischer Patienten von 6 - 10 % zu verzeichnen. Davon machten die Bartagamen (Pogona sp.) gut ein Fünftel der vorgestellten Reptilien aus (eigene Daten). Häufige Erkrankungen umfassen neben ernährungs- und/oder haltungsbedingten Mangelerscheinungen und Problemen rund um die Eiablage bei weiblichen Tieren häufig Abszesse oder Veränderungen in der Maulhöhle und angrenzenden Strukturen. Aber auch respiratorische Symptome sind ein regelmäßiger Vorstellungsgrund. Insbesondere Letzteres stellt den Tierarzt auf Grund der anatomischen Gegebenheiten diagnostisch auf die Probe. So stellt sich die röntgenologische Beurteilung der Lunge wegen des umgebenden stacheligen Schuppenkleides und einer einheitlichen Zölomhöhle häufig als schwierig und ungenau dar (KARLO 2009). Lungenspülproben am unsedierten Tier, bei vielen Schildkröten und Schlangen gut durchführbar, sind auf Grund von Abwehrbewegungen, die neben einer Kontamination der Probe auch eine hohe Verletzungsgefahr der Bartagamen bergen (MURRAY 2006), nicht leicht zu gewinnen. Zusätzlich wird die Bewertung solch mikrobiologischer Proben durch mangelndes Wissen über die physiologische Flora von Maulhöhle und Atmungstrakt bei Bartagamen erschwert.

Ziel der vorgestellten Studie war es daher, Grundlagenkenntnisse über die mikrobielle Besiedlung des Oropharynx und der kranialen Trachea als Abschnitt des Respirationstraktes zu gewinnen. Hierzu wurden 67 sowohl gesunde als auch respiratorisch erkrankte Bartagamen an beiden Lokalisationen mittels Tupferproben bakteriologisch und mykologisch untersucht. Die Ergebnisse dieser Arbeit sollen eine wissenschaftlich fundierte Basis zur Beurteilung von im Krankheitsfall erhobenen mikrobiologischen Befunden bilden und damit zu einer verbesserten Bewertung von

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mikrobiologischem Probenmaterial dieser Tiere beitragen. Ein Vergleich der untersuchten Lokalisationen soll die Relevanz der Wahl des Probenahmeortes verdeutlichen. Um der Möglichkeit von Spülproben ggf. eine weitere Technik hinzuzufügen, wurde die tracheale Probennahme auf ihre Praxistauglichkeit getestet.

(13)

2. Literaturübersicht 2.1. Bartagamen

2.1.1. Systematik und Biologie

Als Zugehörige der Schuppenkriechtiere bilden Bartagamen eine Gattung in der Familie der Agamidae (KÖHLER et al. 2003). Diese beinhaltet u.a. Pogona vitticeps, P. henrylawsonii, P. barbata, P. microlepidota, P. minor, P. minima, P. mitchellli und P. nullabor, deren genaue Differenzierung und Zuordnung noch nicht endgültig entschieden ist (CANNON 2003).

Einteilung der Bartagamen in die Taxonomie nach: Reptile Data Base: Higher taxa in extant reptiles (2012)

Klasse: Reptilia - Reptilien

Ordnung: Squamata - Schuppenkriechtiere Unterordnung: Lacertilia (Sauria) - Echsen Teilordnung: Iguania - Leguanartige

Familie: Agamidae - Agamen Gattung: Pogona - Bartagamen Art: Pogona spp.

Das Aussehen der dorsoventral abgeflachten Echsen mit dem dreieckigen Kopf ist durch das Vorhandensein auffälliger bartähnlicher Stacheln im Kopfbereich (Kehlbereich, kaudal der Trommelfelle, Hinterhaupt) gekennzeichnet, denen die Tiere auch ihren Namen verdanken (griech.: pogon = Bart). Ähnlich prominente Stacheln findet man ebenfalls in unterschiedlicher Ausprägung entlang des Rumpfes. Die bodenbewohnende Art besitzt einen langen runden, zur Spitze hin zulaufenden Schwanz, welcher der Stabilisation dient und nicht abgeworfen werden kann.

(14)

Bartagamen erreichen je nach Spezies eine Gesamtlänge zwischen 300 mm (P.

henrylawsonii) und 580 mm (in Extremfällen bis zu 750 mm) bei P. barbata. Die bei P. vitticeps bereits natürlich vorkommende hohe Variabilität an Grundfarben hat züchterisch dazu geführt, dass die Echsen von beige über grau und braun bis hin zu diversen Orange- und Rottönen mittlerweile in allen möglichen Farbformen vorkommen (KÖHLER et al. 2003). Neuerdings findet man auch Tiere, deren Schuppenkleid nahezu durchsichtig erscheint (translucent) oder denen die markanten Stacheln weggezüchtet wurden, sog. Leather- und Silbacks (MB DRAGON 2012).

Abbildung 1: Habitus einer Pogona sp.

Ihr ruhiges Wesen mit teils markanten individuellen Charakterzügen hat die visuell orientierten, aber nur mäßig gut hörenden Bartagamen zu beliebten Terrarientieren gemacht, denen eine gute „Anfängertauglichkeit“ zugesprochen wird. Der ursprüngliche Lebensraum beinhaltet nahezu alle Trockengebiete Australiens, eingeschlossen Trockenwälder, Baumsteppen, Steppen und Halbwüsten mit teils sehr unterschiedlichen Temperaturzonen. Im Verbreitungsgebiet von Pogona vitticeps betragen die Werte im Sommer 33 – 38 °C am Tage und 20 – 24 °C in der Nacht. Im Winter kann die Temperatur nachts bis auf 10°C absinken (KÖHLER et al.

(15)

2003). Die Luftfeuchtigkeit liegt bei 30 – 40 % (CANNON 2003). Zum Sonnenbaden suchen die ektothermen (poikilothermen) tagaktiven Tiere erhöhte Sonnenplätze auf.

Thermoregulation erfolgt ebenfalls über Farbänderungen des Schuppenkleides.

Farbveränderungen sind zusätzlich Ausdruck emotionaler Zustände wie Aggression, Angst oder Wohlgefühl (KÖHLER et al. 2003).

Bartagamen sind omnivore Echsen, deren Diät verschiedene Insekten sowie vegetarische Nahrung umfasst. Auch Kleinsäuger und andere Reptilien werden nicht verschmäht. Während Jungtiere noch hauptsächlich tierische Nahrung zu sich nehmen, ernähren sich die adulten Echsen vorwiegend von pflanzlicher Kost (KÖHLER et al. 2003).

2.1.2. Anatomische Grundlagen von Maulhöhle und Respirationstrakt der Spezies Pogona

Wie bei allen Echsen wird die Rima oris äußerlich von den Lippen begrenzt. Diese sind auf Grund nicht vorhandener Muskulatur unbeweglich und haben keinerlei mimische Funktion (KÖHLER et al. 2003). Die Farbe der Labien variiert mit dem Grundfarbton der Tiere. Im Inneren der Maulhöhle ist die Schleimhaut meist blass- rosa bis rosarot gefärbt. Die Farbgebung ist häufig abhängig von der Schuppenfärbung der Tiere (eigene Beobachtung) und kann wie auch die Zunge eine regelrecht gelbe Farbe annehmen (NEVAREZ 2009).

Vorwiegend sind die Zähne der Bartagamen nicht direkt von Schleimhaut ummantelt, sondern sitzen frei auf dem oberen Rand der Kieferknochen (KÖHLER et al. 2003).

Dieser Zahntyp wird als akrodont bezeichnet. Zähne dieses Typs werden im Gegensatz zu den medial an der Mandibula befestigten pleurodonten Zähnen nicht gewechselt oder ersetzt (O´MALLEY 2008b). Dies kann im Laufe des Alterungsprozesses die Gefahr von peridontalen Erkrankungen bergen (BARTEN 2006). Akrodonte Zähne finden sich bei der Spezies Pogona auf der Maxilla und dem Dentale, als Ausnahme kommen pleurodonte Zähne auf dem Prämaxillare und der Spitze des Dentale vor (KÖHLER et al. 2003).

Bartagamen besitzen eine bewegliche und sehr fleischige Zunge, welche durch Züngeln mittels des Jacobsonschen Organs den Geruchssinn unterstützt (KÖHLER

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et al. 2003). Sie dient dem Lecken und Schlucken, allerdings sind die Geschmacksknospen nur schwach entwickelt (O´MALLEY 2008a). Die Zungenspitze ist meist gelblich-weiß gefärbt (eigene Beobachtung, STÖCKER 2002) und leicht gespalten (eigene Beobachtung).

Abbildung 2: Blick in die Maulhöhle einer Bartagame

Am Zungengrund ist die knorpelige Glottis gelegen, die sich bei geschlossener Maulhöhle in Juxtaposition zur Choane befindet (KÖHLER et al. 2003; NEVAREZ 2009). An die Glottis schließen sich unvollständige Knorpelspangen an, welche die Trachea bilden (O´MALLEY 2008a). Diese ist mit Flimmerepithel ausgekleidet, welches besonders im kaudalen Anteil von Schleim-sezernierenden Zellen durchsetzt ist (FRYE 1991b). Auf Höhe des Herzens teilt sich die Luftröhre in zwei Bronchien, die jeweils einen Lungenflügel versorgen (KÖHLER et al. 2003). Anders als die Iguaniden besitzen Agamen keinen intrapulmonären Bronchus (SCHUMACHER 2011), d.h. die Bronchien öffnen sich direkt in das zentrale Lumen der Lunge.

Bei der Lunge der Agamen spricht man von einer unicameralen Lunge des transitionalen Typs. Diese stellt eine Übergangsstufe zwischen den recht einfachen einkammrigen Lungen z.B. der Lacertiden (Eidechsen) und der vielkammrigen

(17)

Lungen der Warane (Varanidae) dar. Obwohl als unicameral bezeichnet, existiert eine kleine anteriore Kammer dorso-kranial der Eintrittspforte des Bronchus. Die posteriore Kammer wird durch breitere Septen in sog. Nischen unterteilt, die ihrerseits aber alle mit dem zentralen Lumen in Verbindung stehen. Im Gegensatz dazu stehen bei einer gekammerten Lunge die Kammern mit intrapulmonären Bronchien in Kontakt. Die o.g. Nischen wiederum werden in kleinere Lobi segmentiert, welche besonders kaudal von trabekulärem Parenchym ausgekleidet sind. Der Gasaustausch findet sowohl in den wabenförmigen Faveoli als auch in Ediculi statt. Letztere sind breiter oder zumindest genauso breit wie tief und sind eher in den distalen Bereichen der Lunge angesiedelt (PERRY 1998).

Da Bartagamen kein Diaphragma besitzen, muss die Atmung aktiv über eine Bewegung der Rippen sowohl bei der In- als auch bei der Exspiration erfolgen (NEVAREZ 2009). Unterstützt wird dies durch die Rumpf- und Bauchmuskulatur (O´MALLEY 2008a). Auf Grund des fehlenden Zwerchfells ist ein aktives Abhusten von Fremdkörpern oder Entzündungsprodukten nicht möglich, so dass diese lediglich mit Hilfe von Alveolarmakrophagen abgebaut werden können (DRIGGERS 2000).

Neben dem Gasaustausch kommt die Lunge auch bei der Abschreckung von Feinden oder Gegnern zum Einsatz. Hierzu blasen die Tiere die Lungenflügel auf, um größer zu erscheinen (KÖHLER et al. 2003; BARTEN 2006; O´MALLEY 2008a).

2.2. Physiologische mikrobielle Besiedlung von Maulhöhle und Rachen sowie dem Respirationstrakt bei nicht-aquatilen Reptilien

Untersuchungen der mikrobiellen Flora der Maulhöhle werden häufig in Hinblick auf die potentielle Gefahr für den Menschen bei Bissverletzungen oder engem Kontakt zu gefangenen Tieren durchgeführt, daher befasst sich ein großer Teil der Studien mit (Gift-)Schlangen oder größeren Echsen und Alligatoren (z.B. GOLDSTEIN et al.

1979; FLANDRY et al. 1989; THEAKSTON et al. 1990; MONTGOMERY et al. 2002;

IBARGÜENGOYTÍA et al. 2005; FERREIRA JUNIOR et al. 2009; FONSECA et al.

2009; SHEK et al. 2009; DAS et al. 2011). Generell wird vermutet, dass die Maulhöhlenflora das Keimspektrum der Umwelt in Form einer Mischkultur widerspiegelt (PARÉ et al. 2006). Über die mikrobielle Besiedlung des

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Atmungstraktes der Reptilien findet sich im Schrifttum deutlich weniger.

Vorherrschend sind Studien bei Landschildkröten (MÖRK 1997; STRAUB 2002), hier insbesondere im Zusammenhang mit Untersuchungen zur Upper Respiratory Tract Disease (URTD) (z.B. SNIPES et al. 1980; DICKINSON et al. 2001).

2.2.1. Maulhöhle und Rachen: physiologische mikrobielle Besiedlung 2.2.1.1. Speziesübergreifende Befunde

Eine sehr generell gehaltene Untersuchung ohne jegliche Artangaben stammt von BEEHLER u. SAURO (1983). Die mikrobiologische Probennahme an der kaudalen pharyngealen Region erfolgte dort bei 21 Reptilien. In 43 % (n = 9) der Proben waren kulturell keine Bakterien nachweisbar, in den restlichen fanden sich einige gramnegative (Alkaligenes sp., Pseudomonas aeruginosa, Salmonella spp., Escherichia coli, Proteus vulgaris, Providencia sp.) und lediglich zwei grampositive Bakterienspezies (Bacillus sp., Micrococcus sp.).

Eine umfassendere Studie zur physiologischen Keimflora des Rachens bei Reptilien wurde von GÖBEL (1990) durchgeführt. Alle Tiere wurden im Abstand von einer Woche nach zweitägiger Nahrungskarenz viermal beprobt, allerdings waren die speziesspezifischen Tiergruppen sehr klein und umfassten lediglich ein bis vier Individuen. Es wurden sowohl zwölf Echsen (Leopardgeckos, Wickelschwanzskinke, Stachelskinke, Sudanschildechsen, Rauhnackenwaran, Madagaskarleguane, Scheltopusik) als auch acht Schlangen (Hundskopfschlinger, Abgottschlangen, Schmucknatter, Amurnatter, Ametystpython) und zehn Landschildkröten (Griechische Landschildkröten, Strahlen- und Spaltenschildkröten) untersucht. Im Rachen der Echsen wurden hauptsächlich Micrococcus spp. und weitere grampositive Bakterien (Bacillus spp., Streptococcus spp., Staphylococcus spp.) nachgewiesen.

Enterobacteriaceae oder andere gramnegative Stäbchen waren kaum vorhanden. Ein ähnliches Keimspektrum wurde auch bei den untersuchten Schlangen gefunden, allerdings wurde hier zweimal Pseudomonas aeruginosa isoliert. Bei den Schildkröten herrschten ebenfalls die grampositiven Kokken vor, zusätzlich waren hier auch in größerer Anzahl Aeromonaden und weitere gramnegative Bakterien präsent. Der Autor führt dies auf die Lebensweise der Landschildkröten (die Tiere laufen über Kot

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und anschließend Nahrung hinweg) und die damit regelmäßig auftretende Aufnahme von in Faeces enthaltenen Bakterien zurück. Auffällig war bei allen Tierarten die Kontinuität des Keimspektrums in den beim einzelnen Individuum nacheinander erfolgten Proben. Insbesondere bei Echse und Schlange deutet der Autor das Fehlen bzw. nur vereinzelte Vorkommen einer gramnegativen Flora als Hinweis darauf, dass eine solche nicht als normale Besiedlung des Rachens angesehen werden kann, und bewertet das Auftreten gramnegativer Bakterien als Kontamination durch z.B.

Ausscheidungen oder Umweltkeime.

2.2.1.2. Schlange

In einer Studie Anfang der 1980er Jahre wurde von GOLDSTEIN et al. (1981) die orale aerobe Flora bei Strumpfbandnattern verschiedener Altersstufen untersucht.

Hierzu wurden 38 Neugeborene innerhalb der ersten vier Stunden post partum, die aus diesem Wurf überlebenden einmonatigen (n = 25) und zweimonatigen (n = 7) Jungtiere sowie zwölf davon unabhängige adulte Schlangen herangezogen. In der ersten Gruppe konnten bei fast zwei Dritteln der Proben kulturell keine Bakterien nachgewiesen werden, bei allen anderen waren koagulasenegative Staphylokokken nachweisbar, sowie eine gramnegative Mischflora, welche u.a. Pseudomonas aeruginosa, Klebsiella sp., Escherichia coli, Citrobacter freundii und Proteus vulgaris (in absteigender Reihenfolge) enthielt. Es handelte sich hierbei also vornehmlich um ubiquitäre oder enterische gramnegative Stäbchen. Die darauffolgenden Probennahmen zeigten keine signifikante Änderung des Keimspektrums, so dass der Autor das Vorhandensein einer vergleichbaren Maulhöhlenflora bei Neugeborenen ohne jegliche Futteraufnahme und adulten Schlangen schlussfolgert. Da die Tiere unterschiedliche Nahrungspreferenzen zeigten (Fisch und/oder Regenwürmer), scheint auch die Nahrungsquelle keinen bedeutenden Einfluss auf das Vorkommen unterschiedlicher Mikroorganismen zu haben, wobei hierzu auf Grund zu kleiner Gruppengrößen rein spekulative Aussagen gemacht wurden. Eine ähnliche Maulhöhlenflora wurde auch bei Klapperschlangen (GOLDSTEIN et al. 1979) sowie in anderen Studien bei unterschiedlichen Giftschlangen (WILLIAMS et al. 1954;

PARRISH et al. 1965; LEDBETTER u. KUTSCHER 1969) nachgewiesen.

Interessanterweise berichten GOLDSTEIN et al. (1981), dass es hinsichtlich der

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Wachstumsergebnisse bei unterschiedlichen Inkubationstemperaturen (Raumtemperatur und 37 °C) keine signifikanten Unterschiede gab. Zu diesem Ergebnis kam auch DRAPER (1981) sowie SOVERI und SEUNA (1986), welche die kulturelle Anzucht ebenfalls bei zwei unterschiedlichen Temperaturen durchführten.

Tabelle 6 im Anhang gibt eine Übersicht über verwendete Anzuchtverfahren und Bebrütungstemperaturen, soweit diese den in dieser Arbeit zitierten Veröffentlichungen zu entnehmen sind.

Wenn auch die Autoren bezüglich der Erkenntnis zu den Bebrütungstemperaturen einig sind, unterschieden sich doch die nachgewiesenen Keimspektren voneinander.

So fand DRAPER (1981) in seiner Untersuchung von Maulhöhlenabstrichen an zwei Lokalisationen (lateraler Zahnfleischrand und mittig am Gaumendach) bei 40 gesunden Schlangen und Schlangen mit Stomatitis aus den Familien der Boidea, Viperidae und Colubridae eine hauptsächlich grampositive Flora (insgesamt 60,3 % aller Isolate waren grampositiv). Diese bestand hauptsächlich aus Corynebacterium spp. (45 %), die bei GOLDSTEIN et al. (1981) gar nicht isoliert wurden, und koagulasenegativen Staphylokokken (32,5 %). Gramnegative Bakterien wurden kaum gefunden. Hier stach der Nachweis von Pseudomonas aeruginosa bei einem Viertel der als gesund eingestuften Schlangen heraus. Lediglich bei drei Tieren war von keiner der beiden Lokalisationen eine kulturelle Anzucht von Bakterien möglich.

Eine Studie einer ebenfalls sehr heterogenen Gruppe ungiftiger Schlangen wurde von SOVERI und SEUNA (1986) veröffentlicht. 23 Schlangen (7 Boas, 6 Pythons, 2 Anakondas, 4 ungiftige Nordamerikanische Schlangen und 4 unter „rat snakes“

zusammengefasste Tiere) wurden hier hinsichtlich der aeroben Flora in Maulhöhle und kranialem Ösophagus auch unter Berücksichtigung des Zeitpunktes der Futteraufnahme und der Auswahl der Futtertiere untersucht. Am häufigsten wurden hier Pseudomonas sp., Alcaligenes sp. und Vertreter der Micrococcaceae sowie nicht weiter differenzierte grampositive Stäbchen nachgewiesen. Auffällig ist auch die große Anzahl an Proben ohne kulturellen bakteriellen Nachweis (41 %). Bei immerhin sechs Schlangen konnten bei keinem der beiden Tupfer eine bakterielle Besiedlung nachgewiesen werden. In der Gesamtheit der untersuchten Gruppe betrachtet entsprach die Flora der Maulhöhle derjenigen des Ösophagus. Bezogen

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auf das jeweilige Individuum bestanden aber relevante Unterschiede in beiden Lokalisationen. Wie auch bei GOLDSTEIN et al. (1981) hatten Nahrungskarenz und Auswahl der Futtertiere (Ratten/ Mäuse oder Hühnchen) keinen Einfluss auf die Mikrobiota der einzelnen Lokalisationen. Auf Grund dieser Ergebnisse mutmaßen SOVERI und SEUNA (1986), dass Schlangen eine spezifische autochthone Flora fehlt und sich in den Proben lediglich die Besiedlung durch Bakterien der Umwelt widerspiegelt. Diese Aussage steht in Widerspruch zu den Vermutungen von GOLDSTEIN et al. (1981), wird aber von BLAYLOCK (2001) unterstützt. In dessen Studie über die bakterielle aerobe und anaerobe Besiedlung der Maulhöhle einer sehr heterogenen Gruppe von 11 giftigen sowie ungiftigen Schlangenarten aus verschiedenen geographischen Regionen Südafrikas entstammten die nachgewiesenen Bakterien zu 81,5 % der Familie der Enterobacteriaceae. Die restliche Flora setzte sich aus grampositiven Kokken und einem zweimaligen Nachweis von Clostridium sordelii (anaerob) zusammen. Insgesamt fielen die Koloniezahlen gering aus. In den Wintermonaten wurden mehr Bakterienspezies je Probe isoliert als im Sommer, es kamen allerdings nie mehr als drei Arten pro Abstrich vor. Die Proben der ungiftigen Versuchstiere waren in 66,7 % ohne kulturellen bakteriellen Nachweis, die der giftigen nur zu etwa einem Viertel. Die Autoren sprechen dem Speichel ungiftiger Schlangen gewisse antibakterielle Eigenschaften zu. Auffällig war, dass bei den an den einzelnen Schlangen zu späteren Zeitpunkten durchgeführten Wiederholungsproben zumeist andere Bakterien als in den vorherigen Isolationen nachgewiesen wurden. Auch stimmte die orale Flora der Schlangen aus identischen Behältnissen sowohl bei artgleichen als auch bei artfremden Tieren nicht zwingend überein, so dass der Autor mutmaßt, dass keine ausschließliche Abhängigkeit der Flora von Umweltkeimen oder von der Spezies existiert. Seiner Meinung nach scheint es keine permanente, sondern eher eine transiente Maulhöhlenflora zu geben, die durch Züngeln oder Futtertiere eingebracht wird und somit veränderbar ist.

In Hongkong wurden bei 32 Chinesischen Kobras und 7 Weißlippen-Bambusottern oropharyngeale Abstriche genommen (SHEK et al. 2009). Insgesamt überwogen hier mit 20 Spezies gramnegative aerobe Bakterien, wobei auffiel, dass bei den Kobras

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ein deutlich breiteres Erregerspektrum vorkam. Bei zwei Dritteln der gefangenen Kobras wurde Morganella morganii nachgewiesen. Als weitere wichtige pathogene Keime im Zusammenhang mit Infektionen des Menschen nach Bissen durch diese Schlangen wurden Aeromonas hydrophila und Proteus sp. genannt. Pseudomonas aeruginosa und Citrobacter freundii wurden ebenfalls isoliert. Enterococcus faecalis und koagulase-negative Staphylokokken waren als Hauptvertreter der grampositiven Flora nachzuweisen, wobei deutlich mehr Isolate von Enterococcus faecalis gefunden werden konnten. Als Vertreter der Anaerobier konnten Bacteroides spp., Clostridium spp., Fusobakterien und Prevotella spp. nachgewiesen werden. Da dieser Studie die potentielle Gefahr für den Menschen als Hauptfragestellung zu Grunde liegt, wird auf die generelle Zusammensetzung der Maulhöhlenflora, bezogen auf die Verteilung der einzelnen Bakterienspezies, nur bedingt eingegangen.

Ebenfalls eher eine Aufzählung isolierter Bakterien stellt eine brasilianische Untersuchung von FONSECA et al. (2009) dar. Bei einmaliger Beprobung von zehn verschiedenen Spezies (Boa constrictor, Bothrops alternatus, Bothrops pauloensis, Crotalus durissus, Eunectes murinus, Mastigodryas bifossatus, Micrurus frontalis, Phalotris mertensi, Philodryas nattereri, Waglerophis merremii) wurden grampositive Stäbchen und Kokken sowie gramnegative Stäbchen und Kokkobazillen nachgewiesen. Eine weitergehende Differenzierung war nur bei nachfolgenden Keimen erfolgreich: Staphylococcus aureus (M. frontalis), koagulase-negative Staphylokokken (bei C. durissus, E. murinus, M. bifossatus), Bacillus subtilis (bei B.

alternatus, P.mertensi), Actinomyces sp. (bei M. frontalis), Burkholderia sp. (bei E.

murinus), Moraxella sp. (bei M. frontalis), Proteus sp. (bei B. constrictor), Sarcina sp.

(bei P. nattereri), und Yersinia enterocolitica (bei B. pauloensis). Die Autoren interpretieren die Ergebnisse der Studie als Beispiel für die Diversität der Maulhöhlenflora bei Schlangen.

Eine weitere brasilianische Studie, die sich mit dem Vergleich der Maulhöhlenflora wildlebender und in Gefangenschaft gehaltener Klapperschlangen (Crotalus durissus terrificus) befasst, ergab ein Keimspektrum, das vorwiegend aus gramnegativen Bakterien bestand (FERREIRA JUNIOR et al. 2009). In der Untersuchung wurden

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die Maulhöhlen von je zehn frisch gefangenen Tieren, Tieren in Einzelhaltung und Schlangen in einer Gruppen-Außenhaltung beprobt. Schlangen der Außenhaltung wiesen mit nur drei nachgewiesenen Mikroorganismen eine deutlich geringere Besiedlung als die der wildlebenden (15) und der Tiere in Einzelhaltung (25) auf.

Ähnliche Ergebnisse bezüglich der Artenvielfalt und Besiedlungsstärke liefern auch KOSTKA u. HELMUTH (1998) beim Grünen Leguan. Bei Komodowaranen scheint es genau anders herum zu sein. Hier findet sich in den Maulhöhlen wildlebender Individuen eine artenreichere und dichtere Besiedlung mit Bakterien als bei in Gefangenschaft gehaltenen Artgenossen (MONTGOMERY et al. 2002). Eine weitergehend differenzierte Auflistung der in den Maulhöhlen der Schlangen identifizierten Bakterien liefert der Artikel von FERREIRA JUNIOR et al. (2009) leider nicht, da diese gemeinsam mit den aus Kloake und Gift der Tiere isolierten Keimen aufgeführt werden. Lediglich das Vorkommen von Pseudomonas aeruginosa, Proteus vulgaris und Salmonella enterica in der Maulhöhle wird detailliert geschildert.

2.2.1.3. Echsen

Im Gegensatz zu den insbesondere von Giftschlangen in großem Umfang bestehenden Untersuchungen der Mikrobiota der Maulhöhle existieren von Echsen nur wenige Studien. Ausführliche Ergebnisse brachte die Beprobung von 21 Grünen Leguanen (Iguana iguana), 12 Gould´s Waranen (Varanus gouldii) und 7 Pazifikwaranen (Varanus indicus) unterschiedlicher Halter (SCHILDGER et al. 1998).

Bei allen Echsen wurde sowohl die mikrobielle Flora des Pharynx als auch der Kloake ermittelt. Keine der untersuchten Tupferproben erwies sich als steril. Bei allen Tieren wurde insbesondere in der Kloake eine Mischung grampositiver und gramnegativer Keime nachgewiesen. Beim Grünen Leguan traf dies auch auf den Rachen zu. Im Pharynx von Iguana iguana (im Folgenden Ii). waren deutlich mehr Spezies grampositiver Bakterien nachzuweisen als bei beiden Waranarten. Neben Staphylococcus epidermidis und Corynebakterien mit einer Prävalenz von je 38 % fanden sich Staphylococcus aureus, α-, β-, und anhämolysierende Streptokokken sowie Bacillus sp. in unterschiedlicher Ausprägung. Bei Varanus gouldii (im Folgenden Vg) kamen ebenfalls zu einem hohen Anteil Staphylococcus epidermidis (58,3 %) und Corynebakterien (33,3 %) vor, zusätzlich wurden α-hämolysierende

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Streptokokken und Bacillus spp. nachgewiesen. Varanus indicus (im Folgenden Vi) wiesen lediglich in je 14,3 % der Proben Staphylococcus epidermidis und β- hämolysierende Streptokokken auf. Insgesamt erzielen die Autoren damit ähnliche Ergebnisse bezüglich des Vorkommens grampositiver Bakterien in der Maulhöhle wie auch einige Studien bei Schlangen (DRAPER et al. 1981; HILF et al. 1990). Im gramnegativen Bereich war die Speziesvielfalt bei Ii größer als bei den Waranen.

Heraus stachen hier Escherichia coli und Klebsiella sp. (je 38 %) sowie Aeromonas spp. (33,3 %) und Pseudomonas aeruginosa (14,3 % ). Auffällig war, dass bei Vi alle Tiere positiv auf Escherichia coli getestetet wurden und die koliformen Bakterien ebenfalls stark vertreten waren (42,9 %). Pseudomonaden wurden dort nicht nachgewiesen, allerdings bei Vg. Pasteurella testudinis und Pasteurella multocida kamen nur beim Grünen Leguan vor. Salmonellen wurden zu unterschiedlichen Prozentsätzen im Rachen aller Tiergruppen gefunden (Ii = 4,8 %, Vg = 8,3 %, Vi = 14,3 %). Aus der Kloake wurden sie bei 42,9 bis 66,7 % der Tiere isoliert. Die Autoren äußern die Vermutung, dass es sich hierbei um die physiologische Besiedlung des Darmtraktes handeln könnte. Hefen und Aspergillus ssp. wurden lediglich aus den Tupfern der Kloake von Ii isoliert, kamen im Rachen aber in keinem einzigen Fall vor. Insgesamt spekulieren die Autoren, dass die Unterschiede im Vorkommen der Bakterienspezies zwischen dem pflanzenfressenden Grünen Leguan und den carnivoren Waranen mit deren jeweiliger Ernährungsweise zu tun haben könnten. Die Differenzen der beiden Varanus-Spezies untereinander könnten auf die im Gegensatz zum Gould´s Waran sehr wasserbezogene Lebensweise des Pazifikwarans zurückzuführen sein, bei der ins Wasser gelangte Fäkalkeime eher in der Maulhöhle wiederzufinden sind.

Eine ebenfalls beim Grünen Leguan durchgeführte Reihenuntersuchung wurde von KOSTKA und HELMUTH (1998) vorgestellt. In dieser Studie erfolgte die Beprobung von Pharynx und Kloake sowohl an gesunden wildlebenden Leguanen (n = 14) in Honduras (diese Tupfer wurden bei -20 °C kryokonserviert) als auch am Patientengut (n = 28), wobei es sich hier um Tiere mit bakteriellen als auch mit nicht-infektiösen Erkrankungen handelte. Die Autoren weisen deshalb darauf hin, dass die Gesamtheit der Ergebnisse dieser Tiergruppe sehr vorsichtig zu bewerten ist, da der Einfluss der

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jeweiligen Beschwerden auf die Normalflora nur schwer bestimmbar ist. Auch wurden 15 euthanasierte oder zur Sektion eingesandte Echsen untersucht. Hier erfolgte zusätzlich eine mikrobielle Probennahme der inneren Organe. Auf die Ergebnisse dieser Gruppe wird im Kapitel 2.3. Krankheitserreger bei Reptilien mit Schwerpunkt Maulhöhle und Respirationstrakt eingegangen. Auffällig war die insgesamt deutlich geringere Speziesvielfalt an Bakterien, insbesondere der gramnegativen, bei den wildlebenden Tieren (10 vs. 23 bei den Patienten). Es gab allerdings bei den Wildlebenden anders als beim Patientengut keine Proben ganz ohne kulturellen Nachweis von Bakterien. Die Speziesverteilung der nachgewiesenen grampositiven Bakterien war bezogen auf die Artenvielfalt bei beiden Gruppen ähnlich (hauptsächlich Streptococcus spp., Staphylococcus spp.

und Micrococcus spp.). Eine Zuordnung zur Lokalisation erfolgt in der Veröffentlichung nur ungenau. Bei den gramnegativen Mikroorganismen kamen in der Wildpopulation sowohl im Rachen als auch in der Kloake nur Einzelnachweise in geringen Mengen vor. In dieser Gruppe war die grampositive Flora deutlich vorherrschend. Als gramnegative Erreger war Serratia liquefaciens dominierend, wobei erneut keine Zuordnung zu Rachen oder Kloake erfolgt. Bei den Echsen des Patientengutes wurden besonders viele Pseudomonaden isoliert. Auch vier verschiedene Salmonellenarten wurden in den Kloakentupfern gefunden. Kein einziges Tier der wildlebenden Population wurde positiv auf Salmonella spp.

getestet. Bei den mykologischen Nachweisen ergaben sich ebenfalls deutliche Unterschiede. Fast alle frei lebenden Leguane (12 von 14) beherbergten mindesten eine Hefenart sowohl im Rachen als auch in der Kloake, bei den meisten (n = 11) wurden zwei oder drei Spezies nachgewiesen. Dominierend war hier Rhodotorula rubra (heute Rhodotorula mucilaginosa). Bei lediglich sechs der 28 Patienten konnten Hefen isoliert werden. Es handelte sich dabei ausschließlich um Candida spp.. Die Autoren führen dies auf die meist sehr vereinfachte Futterzusammensetzung mit geringem Rohfaseranteil der domestizierten Grünen Leguane zurück. Für wild lebende Echsen scheinen die Hefen als häufig auftretende Kommensalen eine gewisse Rolle bei der Stabilisierung der Darmflora zu spielen.

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Abstriche der Maulhöhle bei erkrankten Grünen Leguanen wurden im Rahmen einer Dissertation zur Abszessbildung ausgewertet (ZURR 2000). Da alle Echsen Abszesse aufwiesen, die tierindividuell entweder in der Maulhöhle oder anderweitig am Körper auftraten, kann keine Bewertung als Normalflora erfolgen. Lediglich zwei Proben ergaben keinen bakteriellen Nachweis. Bei 44 % der isolierten Bakterien handelte es sich um grampositive Kokken. 22 % entfielen auf die Familie der Enterobacteriaceae. Pseudomonas spp. und Aeromonas spp. wurden nur vereinzelt nachgewiesen. Das vorhandene Spektrum war also dem der Studien von KOSTKA u. HELMUTH (1998) und SCHILDGER et al. (1998) ähnlich. Wiederholte Probennahmen ergaben kein konstantes Keimspektrum in der Untersuchung von ZURR (2000). Im Rahmen dieser Studie wurden auch Maulhöhlenabstriche von vier Bartagamen genommen, die ebenfalls eine Abszesserkrankung aufwiesen. Bei den nachgewiesenen Bakterien handelte es sich um Acinetobacter sp., Bacillus sp., Citrobacter sp., Streptococcus sp., Sphingobacter sp., Proteus sp. und Pseudomonas sp., wobei Streptokokken bei allen Tieren isoliert wurden, es sich bei den anderen Keimen nur um Einzelnachweise handelte.

Bei oropharyngealen Abstrichen wurden in einer mexikanischen Studie bei freilebenden klinisch gesunden Skorpion-Krustenechsen (Heloderma horridum) ebenfalls eine eher geringe Anzahl aerober Bakterienspezies nachgewiesen (ESPINOSA-AVILÉS et al. 2008). Am häufigsten (9/16) waren hier Enterococcus sp.

zu finden. Als weitere grampositive Vertreter wurden koagulasenegative Staphylokokken, Streptococcus spp. und diphteroide Bakterien isoliert.

Pseudomonaden und Vertreter des Genus Proteus waren in acht bzw. sechs Abstrichen vorhanden. Weiterhin fanden sich in absteigender Anzahl Escherichia coli, Klebsiella ozaenae, Enterobacter aerogenes und Neisseria sp.. Die Zusammensetzung der oropharyngealen Flora bzw. das gemeinsame Auftreten verschiedener Bakterienspezies wird nicht geschildert.

Auch bei der kulturellen Anzucht oropharyngealer Tupferproben von 90 wildlebenden Individuen der Gattung Uromastyx wurde nur eine geringe Anzahl an Bakterienspezies (n = 14) nachgewiesen. Lediglich bei 35 Abstrichen waren Bakterien zu isolieren. Staphylokokken, Escherichia coli und Providencia spp.

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wurden in absteigender Reihenfolge am häufigsten kultiviert. Ob und in welcher Zusammensetzung und Quantität verschiedene Bakterien gemeinsam auftraten, erfährt der Leser nicht (NALDO et al. 2009).

Im Rahmen der Behandlung verschiedener Fälle peridontaler Erkrankungen bei Agamiden in den Melbourne Zoological Gardens wurden auch Ginigivaabstriche bei fünf symptomlosen Pogona spp. untersucht. Anaerobier waren kulturell nicht nachzuweisen. Das ermittelte Keimspektrum umfasste u.a. Escherichia coli, coliforme Keime und Corynebacterium sp. Informationen zu weiteren Bakterien und einem zeitlichen Zusammenhang zur Futteraufnahme erhält der Leser nicht (MCCRACKEN u. BIRCH 1994).

Anders als in den zuvor beschriebenen Studien konnten in einer lediglich zwei Geckos der Gattung Hemidactylus umfassenden Untersuchung lediglich Staphylokokken in der Maulhöhle nachgewiesen werden (DAS et al. 2011).

Ebenfalls nur grampositive aerobe bzw. anaerobe Bakterien konnten aus der Maulhöhle von vier Tieren der in Patagonien heimischen Echsengattung Diploleaemus isoliert werden. Außer Staphylococcus warneri, Stomatococcus muscilaginosus und den Anaerobiern Clostridium bifermentans und Clostridium perfringens waren kulturell keine weiteren Bakterien nachzuweisen. Alle genannten Bakterien werden von den Autoren als potentielle Verursacher von septikämischen Erkrankungen bei Mensch und Tier eingestuft. Dies könnte eine Erklärung für den in Patagonien existierenden Mythos sein, dass es sich bei den bis zu 12 cm großen Diploleaemus spp. um eine giftige Gattung handelt (IBARGÜENGOYTÍA et al. 2005).

Eine weitere Echsenart, die mit septischen bis hin zu tödlichen Wundverläufen in Verbindung gebracht wird, ist Varanus komodoensis. Eine Arbeit von MONTGOMERY et al. (2002) untersuchte den bakteriellen Keimgehalt im Speichel von 26 wilden und 13 in Gefangenschaft gehaltenen Komodowaranen. Hierbei zeigte sich ein deutlicher Unterschied in der Zusammensetzung der Maulhöhlenflora. Schon die Anzahl der pro Tier isolierten Bakterienspezies differierte deutlich. So wurden bei den in der Wildnis beprobten Komodowaranen durchschnittlich fünf, bei den in menschlicher Obhut gehaltenen Echsen lediglich zwei bis drei Arten nachgewiesen.

Während bei den in Gefangenschaft gehaltenen Echsen grampositive Bakterien,

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insbesondere Staphylococcus spp. deutlich dominierten, überwog bei den Proben der aus der Wildbahn entnommenen Tiere eine weit gefächerte gramnegative Flora mit 26 unterschiedlichen Spezies hauptsächlich aus der Familie der Enterobacteriaceae. Insbesondere Escherichia coli - bei den in Freiheit lebenden Tieren häufig nachgewiesen - konnte bei gehälterten Waranen kein einziges Mal isoliert werden. Auch Klebsiella spp., Pseudomonas spp., Serratia spp. und Pasteurella spp. wurden bei den in Gefangenschaft gehaltenen Echsen nur sporadisch gefunden. Bei den grampositiven Bakterien war die Speziesvielfalt in der wilden Gruppe mit 25 Arten ebenfalls deutlich höher. Streptococcus spp. und Bacillus spp., die bei dieser Gruppe sehr regelmäßig auftraten, wurden bei den Gefangenen nicht isoliert. Bei der Beurteilung dieser Ergebnisse müssen sicherlich die Fressgewohnheiten und auch das Einfangprozedere beachtet werden. So ernähren sich die wildlebenden Echsen häufig von Aas, und während bei den gehälterten Echsen z.T. auch ohne direkte vorherige Futtergabe Speichelproben gewonnen werden konnten, wurden viele der freien Warane mit Hilfe von Fisch angelockt und erst nach Kontakt der Maulhöhle mit dem Ködertier beprobt.

Bei der mikrobiologischen Untersuchung der Maulhöhle von 42 Waranen unterschiedlicher Arten aus verschiedenen Regionen Indonesiens wurde ebenfalls Escherichia coli (12 verschiedene Isolate) nachgewiesen (YOGIARA u. ERDELEN 2001). Primär diente diese Untersuchung allerdings der Resistenzbestimmung dieses Erregers, so dass auf weitere ggf. isolierte Bakterien im Bericht nicht weiter eingegangen wurde.

2.2.1.4. Landschildkröten

Auf Grund der Zugehörigkeit zu einer anderen Ordnung wird hier auf Untersuchungen bei Landschildkröten nur kurz eingegangen. Wegen ihrer vorwiegend aquatilen Lebensweise und der dadurch möglichen Kontamination der Maulhöhle mit Wasserkeimen kann den Wasserschildkröten keine Beachtung geschenkt werden.

In einer Studie zur mikrobiologischen Untersuchung von Rachen, Kornea und Kloake klinisch gesunder europäischer Landschildkröten fand die Autorin hauptsächlich gramnegative Erreger aus der Familie der Enterobacteriaceae sowie Pseudomonas

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sp. und Pasteurella sp.; auch grampositive Kokken kamen regelmäßig vor.

Sprosspilze wurden bei 38% der Tiere aus dem Rachen isoliert, Schimmelpilze bei 23 % der Landschildkröten (MÖRK 1997).

Eine weitere Studie bei europäischen Landschildkröten, welche die Veränderungen in der aeroben Bakterienflora von Kornea, Rachen und Kloake vor und nach der Winterruhe erfasst, hat ähnliche Ergebnisse gebracht. Der Autor fand eine Gemischtflora aus grampositiven und gramnegativen Erregern mit leichtem Schwerpunkt auf den Gramnegativen. Nach der Hibernation war das Gleichgewicht weiter in Richtung gramnegativer Bakterien verschoben. Insbesondere Pasteurella spp. und Flavobacterium spp. waren sowohl vor als auch nach der Winterruhe dominierend. Im Rachen herrschte eine gramnegative, auf der Kornea eine grampositive Flora vor. In der Kloake setzte sich keine der Bakteriengruppen deutlich ab. Eine mykologische Differenzierung fand in dieser Untersuchung nicht statt (STRAUB 2002).

2.2.2. Respirationstrakt: physiologische mikrobielle Besiedlung

Auf Grund der mit Mykoplasmen in Zusammenhang stehenden Upper Respiratory Tract Disease beschäftigen sich viele der Studien zur mikrobiellen Besiedlung des oberen Respirationstraktes bei Reptilien mit der nasalen Keimflora gesunder oder an respiratorischen Symptomen leidenden Landschildkröten (z.B. SNIPES et al. 1980;

DICKINSON et al. 2001; HENTON 2003).

So wurden in einer Feldstudie von DICKINSON et al. (2001) neben Staphylokokken, Streptokokken, Corynebacterium spp., Flavobacterium spp. und Pseudomonas spp.

in 22 % der Nasenspülproben oder Nasenabstrichen der Kalifornischen Gopherschildkröte Pasteurella testudinis nachgewiesen. Bei erkrankten Schildkröten wurden signifikant häufiger Pasteurella testudinis gefunden.

Für Schlangen existieren im Schrifttum einige Studien oder Berichte, welche die physiologische Besiedlung der Trachea oder Lunge untersuchen. So wurde eine der wenigen Studien, die sich mit der Flora des Respirationstraktes bei Schlangen beschäftigt, von HILF et al. (1990) veröffentlicht. Im Verlauf eines Jahres wurde in zweimonatigem Abstand bei acht Schlangen der Familie Boidae eine Tupferprobe aus der Glottis entnommen. Bei einem Tier wurde zusätzlich in vier Fällen eine

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bronchiale Lavage durchgeführt. Die Ergebnisse dieser Studie zeigen, dass im Falle einer positiven kulturellen Anzucht (negative als steril bezeichnete Tupfer kamen bei den einzelnen Probanden in unterschiedlicher Häufigkeit vor) bei allen Tieren koagulase-negative Staphylokokken vorhanden waren, die durch einzelne gramnegative Bakterien in geringer Keimzahl ergänzt wurden. Als am häufigsten gefundenes gramnegatives Bakterium wird Providencia rettgeri genannt; anaerobe Bakterien wurden nicht nachgewiesen. Die bei Lavagen isolierten Keime stimmten mit denen der Tupferprobe überein. Leider wurde dies nur bei einem Tier durchgeführt, so dass keine statistische Aussage über die Korrelation Lavage- Tupferprobe getroffen werden konnte.

In einer Studie zu durch starken Wurmbefall mit Rhabdias verursachten Veränderungen an der Lunge von Klapperschlangen (Crotalus durissus terrificus) wurden auch sechs gesunde Vergleichstiere herangezogen. In der Sektion gewonnene Teile des Lungengewebes wurden mikrobiologisch untersucht. Bei den nicht mit Würmern befallenen Schlangen konnten in vier Fällen kulturell keine Bakterien nachgewiesen werden. Bei zwei Tieren wurden Acinetobacter baumanii und Burkholderia cepacia zusammen mit Pseudomonas fluorescens isoliert (SANTOS et al. 2008).

PEES et al. (2007a) beschreiben in einer Untersuchung zur computertomographischen Beurteilung der Lunge bei acht gesunden und fünf respiratorisch erkrankten Tigerpythons (Python molurus) ebenfalls eine mikrobiologische Probennahme bei diesen Schlangen. Es wurden Kloakal- und Choanentupfer, sowie transtracheale Spülproben bei allen Tieren gewonnen.

Allerdings liegt der Schwerpunkt des Artikels auf der bildgebenden Diagnostik, so dass nur kurz auf die Ergebnisse dieser mikrobiologischen Untersuchungen eingegangen wird. Die Keimspektren der klinisch gesunden Tiere bleiben hierbei ohne Erwähnung, bei den erkrankten Tieren sind gramnegative Bakterien vorherrschend, insbesondere Pseudomonas spp. und Enterobacter spp..

Da im Schrifttum insgesamt sehr wenig über die physiologische Besiedlung des unteren Respirationstraktes bei Reptilien veröffentlich ist, soll an dieser Stelle eine Studie bei in Gefangenschaft gehaltenen Mississippi-Alligatoren erwähnt werden,

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obwohl diese einem aquatilen Habitat zuzuordnen sind. Im Rahmen der Studie wurden bei zwölf klinisch gesunden Tieren der Spezies Alligator mississipienses im Rahmen von Bronchioskopien auch Trachealspülungen vorgenommen und sowohl bakteriologisch (aerob) als auch mykologisch ausgewertet. Bei 23 % der Spülungen wurden Actinomyces spp., Bacillus spp., Corynebacterium spp. und Staphylococcus spp. (alle grampositiv) in sehr geringgradigem Maße nachgewiesen. Über die genaue Verteilung bezüglich Zuordnung zu einzelnen Individuen, Gemischt- oder Einzelnachweis oder Jahreszeit gibt der Artikel keine Auskunft. Gleiches gilt für den Nachweis von sehr geringen Mengen Aspergillus spp., Penicillium spp. und melaninproduzierenden Schimmelpilzen, welche in 19 % der Trachealspülungen gefunden wurden. Da alle restlichen Proben keinen kulturellen Nachweis von Bakterien oder Pilzen ergaben, schließen die Autoren eine Verunreinigung der Proben mit Keimen der Maulhöhle allerdings nicht aus und vermuten, dass die unteren Atemwege eher steril sind (LAFORTUNE et al. 2005).

2.3. Krankheitserreger bei Reptilien mit Schwerpunkt Maulhöhle und Respirationstrakt bei nicht-aquatilen Reptilien

2.3.1. Bakterien

Gramnegative Bakterien

Viele Autoren stimmen darin überein, dass als Ausgangspunkt für die meisten infektiösen Erkrankungen der Reptilien eine Minderleistung des Immunsystems verantwortlich gemacht werden muss und Krankheiten durch mikrobielle Pathogene nicht immer im Sinne einer Primärerkrankung verstanden werden können. Ursächlich sind häufig Stress, z.B. durch Transport, Vergesellschaftung und unzureichende Rückzugsmöglichkeiten sowie mangelhafte Haltungsbedingungen, insbesondere fehlerhafte Temperaturregelung und Luftfeuchtigkeit, unsachgemäße Fütterung, falsches Licht, schlechte Hygiene und unzureichende Bewegungsmöglichkeiten (JACOBSON 1978; COOPER 1981; IPPEN 1985; FRYE 1991a; SCHUMACHER 1997; KOSTKA u. HELMUTH 1998; CANNON 2003; MURRAY 2006; NEVAREZ 2009; SCHUMACHER 2011).

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Bei den Verursachern bakterieller Erkrankungen von Reptilien handelt es sich hauptsächlich um Vertreter der gramnegativen Bakterien (Pseudomonas spp., Aeromonas spp., Proteus spp., Salmonella spp., Klebsiella spp., Morganella morganii), die z.T. als Umweltkeime oder Fäkalkeime zu bezeichnen sind.

Grampositive Bakterien spielen eher eine untergeordnete Rolle (PARÉ et al. 2006;

JACOBSON 2007a; SCHUMACHER 2011). Ein ähnliches Erregerspektrum nennt auch FRYE (1991a) als verantwortlich für Stomatitiden und Pneumonien.

CUSHING et al. (2011) werteten die in den Jahren 2008 und 2009 in einem britischen Untersuchungslabor eingegangen 251 mikrobiologischen Proben von Reptilien aus. Das Patientengut umfasste 41 % Schildkröten, 37,5 % Schlangen und 21,5 % Echsen. Hierbei entfielen ordnungsumfassend je etwa ein Fünftel aller untersuchten Proben auf die Maulhöhle und den Respirationstrakt. Ob es sich bei dem Probengut aus dem Atmungstrakt um Abstriche oder um Tracheal- oder Lungenspülproben handelte, war dem Text nicht zu entnehmen. Generell war eine Isolierung gramnegativer Bakterien vorherrschend. Bei den Echsen nahmen die Proben der Maulhöhle etwa 14,8 %, die des Respirationstraktes lediglich 3,7 % ein.

In der Maulhöhle wurden zu einem hohen Prozentsatz Pseudomonaden (33,3 %) nachgewiesen, auch Proteus sp. (26,7 %) und Stenotrophomonas maltophilia (12 %) spielten eine Rolle. Eine ähnliche Verteilung war auch in den Tupfern der Maulhöhle von Schlangen vorhanden. Allerdings fanden sich Pseudomonaden hier nur in 20 % der Proben. Insgesamt machten die Abstriche der Maulhöhle ein Drittel aller Proben der Ordnung Ophidia aus. Ein weiteres Drittel war respiratorischen Ursprungs. In diesen Proben wurde Pseudomonas aeruginosa in 15,4 % der Fälle nachgewiesen.

Bei den Schildkrötenproben entfielen etwa 40 % aller Proben auf die Lokalisationen Maulhöhle und Respirationstrakt. Hier dominierten E. coli, Moraxella und weitere Non-Fermenter. Den Autoren fiel auf, dass es ordnungsumfassend in Frühjahr und Herbst deutlich mehr Isolate pro Probe gab als in den Sommermonaten. Sie spekulieren, dass auf Grund der ektothermen Natur der Tiere und der damit verbundenen Funktionsfähigkeit des Immunsystems die Anfälligkeit gegenüber

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Bakterien insbesondere unter suboptimalen Haltungsbedingungen höher sein könnte.

In einer Studie von PEES et al. (2007b) wurden 137 Proben von Reptilien mit respiratorischen Symptomen bakteriologisch (aerob) untersucht. Ein als pathologisch einzustufender Befund (hochgradiges Vorkommen der Erreger oder Reinkulturen) wurde bei 52 % der bakteriologischen Proben erhoben. Bei 90 % der isolierten Erreger handelte es sich um gramnegative Bakterien. Pseudomonas aeruginosa, Klebsiella pneumoniae und Stenotrophomonas maltophilia machten mehr als 50 % aller nachgewiesenen Keime aus. Mit insgesamt 13 Bakterienarten stellte sich das Spektrum als eher eng dar. Insgesamt wurden lediglich fünf Echsen, darunter eine Bartagame, beprobt. Eine Probe war trachealen Ursprungs, den Rest machten Rachenabstriche aus. Als Erreger wurden aus den Proben Klebsiella pneumoniae, Stenotrophomonas maltophilia und, als Vertreter der grampositiven Bakterien, Corynebacterium sp. isoliert. Bei den untersuchten Schlangen (36 % der untersuchten Patienten) wurden eine Trachealspülprobe sowie eine Tupferprobe aus dem Rachen gewonnen. Lediglich bei 19 % ergab sich eine Übereinstimmung der Bakterienisolate der beiden Lokalisationen. Insgesamt waren in 45 % der als pathologisch interpretierten Ergebnisse Pseudomonas aeruginosa nachzuweisen.

Ebenfalls erwähnt werden Stenotrophomonas maltophilia und Burkholderia cepacia.

Schildkröten (sowohl Wasser- als auch Landschildkröten) stellten mit etwa 60 % die größte Gruppe der untersuchten Tiere dar. Ihnen wurde in der Regel ein Tupfer aus dem Rachen entnommen und bei geeigneter Größe ebenfalls eine Trachealspülung durchgeführt; am häufigsten traten Klebsiella pneumoniae und hämolysierende Staphylokokken auf. Bei den Schildkröten wurden mehr als ein Viertel aller als pathogen eingestuften Keime aus den Trachealspülproben gewonnen, obwohl diese nur bei 16 % der Schildkröten Anwendung fand. Dies und die geringe Übereinstimmung zwischen den Proben aus beiden Lokalisationen bei Schlangen lässt die Autoren zu dem Schluss kommen, dass Trachealspülproben einen hohen Wert als Diagnostikum besitzen, hingegen Rachentupferproben nur eingeschränkt aussagekräftig sind.

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Auch GÖBEL und SCHILDGER (1990) stufen gramnegative Bakterien als die Hauptverursacher bakterieller Infektionen ein. In der Studie werden die Ergebnisse bakteriologischer Untersuchungen von Patienten mit unterschiedlichen Krankheitsbildern und Sektionsfällen ohne Quantifizierung dargestellt. Von 60 vorgestellten Echsen des Patientengutes litten je 21,6 % an Stomatitis und Pneumonie. Als verantwortliche Erreger wurden bei den Lungenentzündungen der Echsen Pseudomonas aeruginosa, Klebsiellen und Salmonellen diagnostiziert. Für die Stomatitiden der Echsen waren Pseudomonas aeruginosa, Morganella morganii und Staphylokokken verantwortlich. 44,4 % der Schlangen waren an einer Stomatitis erkrankt, nur etwa 20 % hatten eine Pneumonie. Als Haupterreger beider Krankheitsgeschehen fand man bei diesen Pseudomonas aeruginosa. Bei den Schildkröten (keine Differenzierung in terrestrisch oder aquatil) mit den genannten Erkrankungen stellte sich das Keimspektrum als deutlich weiter gefächert dar.

In einer brasilianischen Untersuchung, welche ordnungsübergreifend die bakteriologischen Ergebnisse von Maulhöhlentupfern bei Stomatitis und Nasenabstrichen bei Pneumonie auswertet, wurden vier Tejus (Tupinambis merianae), drei Boa constrictor constrictor und fünf Köhlerschildkröten beprobt. Bei den Maulhöhlenentzündungen wurden Pseudomonas aeruginosa und Citrobacter sp.

als Erreger nachgewiesen. Das Spektrum der nasalen Tupfer der an Pneumonie erkrankten Reptilien war etwas breiter, allerdings auch betont gramnegativ. So wurden je einmal Pseudomonas aeruginosa, Klebsiella sp., Proteus vulgaris und Staphylococcus aureus (Köhlerschildkröte) isoliert (SALVADOR u. FÁVERO 2009).

Bei den Echsen gibt es im Schrifttum wenig groß angelegte Untersuchungen zu Erkrankungen von Maulhöhle und Respirationstrakt, doch Einzelfalldarstellungen und kleinere Studien deuten auch hier auf ein gramnegatives Erregerspektrum hin. Im Rahmen einer Studie mit Grünen Leguanen mit verschiedensten bakteriellen Erkrankungen (n = 16), die auch Pneumonien und Stomatitiden umfassten, waren bis auf einen Fall alle durch gramnegative Erreger, insbesondere Pseudomonas

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aeruginosa und Citrobacter freundii, hervorgerufen worden (KOSTKA u. HELMUTH 1998).

Die Auswertung der Ginigvaabstriche von 17 mehr oder weniger stark peridontal erkrankten australischen Agamiden (hauptsächlich Pogona sp.) ergab gleicherweise ein zum größten Teil gramnegatives Keimspektrum (koliforme Bakterien, Escherichia coli, Proteus sp., Acinetobacter sp., Pseudomonas sp., Aeromonas sp.). Über die genaue Verteilung (Rein- oder Mischkulturen) und die Befallsstärke wurden keine Aussagen gemacht (MCCRACKEN u. BIRCH 1994).

Bei drei Bartagamen wurde in Gesichtsabszess und Eidotterzölomitis (Tier 1), chronischer granulomatöser Pneumonie (Tier 2) sowie Leberabszess und eitrigen Hautveränderungen am Rücken (Tier 3) eine aerobe Variante von Porphyromonas sp. nachgewiesen. Allerdings war an allen infektiösen Veränderungen ebenfalls Pseudomonas aeruginosa beteiligt. Zusätzlich konnten die Autoren hämolytische, unpigmentierte und areob wachsende Porphyromonas sp. bei klinisch gesunden Bartagamen auf der Gingiva isolieren (BEMIS et al. 2011). Porphyromonas gingivalis gilt als Verursacher von humaner Peridontitis (FOURNIER u. MOUTON 1993), Porphyromonas gulae ist als Pathogen bei kaniner Peridontitis (FOURNIER et al.

2001) bekannt.

Ein ebenfalls nicht in der eigenen Untersuchung isoliertes Bakterium stellt Arcanobacterium pyogenes dar. Dieses wurde im Rahmen zweier Sektionen bei einer Bartagame und einem Gecko in großer Anzahl in Lunge und anderen Organen nachgewiesen und hier als Hauptverursacher für ein septikämisches Geschehen identifiziert. Ebenfalls in der Lunge der Bartagame nachgewiesen wurden anhämolysierende Streptokokken, Pseudomonas spp. und koliforme Bakterien.

(ÜLBEGI-MOHYLA et al. 2010).

In einer umfassenderen Studie von DRAPER (1981), welche die Maulhöhlenflora 40 gesunder Schlangen mit dem Keimspektrum von 19 an Stomatitis erkrankten Tieren verglich, überwogen bei den erkrankten Schlangen die gramnegativen Bakterien.

Zwar waren auch hier bei etwa einem Fünftel der Tiere Corynebakterien zu isolieren, allerdings dominierte Pseudomonas aeruginosa mit einem Anteil von fast 60 %,

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gefolgt von je knapp einem Drittel Providencia rettgeri und Stenotrophomonas maltophilia bei den untersuchten Proben. Auch kamen diese und andere gramnegative Stäbchen in mehr als 100 Kolonien pro Platte vor, wohingegen bei gesunden Tieren durchschnittlich weniger als 25 Kolonien gezählt wurden. Die Autoren schlussfolgern daraus, dass jeglicher Nachweis einer hohen Koloniedichte gramnegativer Bakterien bei an Stomatitis erkrankten Schlangen als pathologisch und der jeweils nachgewiesene Keim als pathogen einzustufen ist. In der Studie wurden ebenfalls Kloakenabstriche von gesunden Schlangen untersucht und es stellte sich heraus, dass die dort isolierten Bakterien ein ähnliches Spektrum aufwiesen wie die der Stomatitisverursacher. Die Vermutung liegt nahe, dass es sich bei den Stomatitiserregern also nicht um exogene Pathogene, sondern eher um opportunistische Eindringlinge handelt. Bezüglich Keimspektrum und Familienzugehörigkeit der Tiere (Boidae, Viperidae, Colubridae) ergaben sich keine signifikanten Unterschiede.

Ebenfalls gramnegative Bakterien fand man bei zwei im Rahmen einer Studie zur Besiedlung des oberen Respirationstraktes untersuchten Tigerpythons (siehe auch 2.2.2. Respirationstrakt). Diese wurden im Verlauf einer diagnostizierten Pneumonie wiederholt an der Glottis beprobt. Es wurden im Gegensatz zu den klinisch gesunden Schlangen hochgradige Besiedlungen mit Bakterien nachgewiesen. Bei Tigerpython 1 handelte es sich um Aeromonas hydrophila, Citrobacter sp., Morganella morganii und Proteus mirabilis. Bei der post mortem durchgeführten Sektion und anschließenden Anzucht wurde aus der Lunge eine Reinkultur von Aeromonas hydrophila isoliert. Im zweiten Fall wurden Salmonellen in hochgradiger Befallsstärke verantwortlich gezeichnet. Hier entsprach die Glottisprobe im weitesten Sinne den post mortem nachgewiesenen Keimen aus der Lunge (HILF et al. 1990).

Ein ähnliches Spektrum wies auch SOVERI (1984) bei an Stomatitis oder Pneumonie erkrankten ungiftigen Schlangen nach. Neben Aeromonas hydrophila und Pseudomonas aeruginosa spielten in der finnischen Untersuchung auch Proteus sp., Morganella morganii und Providencia rettgeri eine Rolle. Diese Bakterien kamen in ähnlicher Verteilung sowohl bei den untersuchten Stomatitiden als auch bei den Erkrankungen der tiefen Atemwege vor.

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Grampositive Bakterien

Auf Grund des deutlich selteneren Vorkommens werden die grampositiven Krankheitserreger an dieser Stelle nicht gesondert aufgeführt. Es wird auf das Kapitel 2.4.1 (Grampositive Bakterien) verwiesen.

Anaerobe Bakterien

Wenn auch nicht so häufig beschrieben, kommt neben aeroben und microaerophilen Bakterien auch Anaerobier eine Bedeutung zu (PARÉ et al. 2006). Schon 1977 stellten MAYER und FRANK auf dem Internationalen Symposium über die Erkrankungen von Zootieren in Poznan, Polen Auszüge einer Untersuchung an Hand von Sektionsmaterialien ihrer Institute vor. So fanden sie u.a. im Respirationstrakt von Reptilien anaerobe Mikroorganismen, wobei es sich zumeist um gramnegative sporenlose Anaerobier und grampositive anaerobe Kokken handelte. Insbesondere letzteren kommt eine Bedeutung bei Pleuropneumonien zu (MAYER u. FRANK 1977).

Im kalifornischen Veterinary Medical Teaching Hospital wurden über einen Zeitraum von zwei Jahren Ende der 1980er 148 Reptilienproben mikrobiologisch untersucht, 65 davon auch anaerob. Bei 39 dieser Proben zeigte sich ein Wachstum und aus 54% dieser positiven Proben konnten anaerobe Erreger isoliert werden. Es handelte sich dabei um Bakterien der Gattungen Bacteroides, Fusobacterium, Clostridium und Peptostreptococcus. Insgesamt entsprechen diese Ergebnisse der ermittelten Prävalenz in einer Studie des gleichen Krankenhauses bei Säugetieren, wobei die Lokalisationen bei Reptilien (Abszesse, pleuropulmonare und peritoneale Infektionen) dem Vorkommen bei den untersuchten Säugern ähneln (STEWART 1990). McCRACKEN und BIRCH (1994) wiesen in 15 von 17 untersuchten Gingivaabstrichen von Agamen mit peridontalen Erkrankungen neben hauptsächlich aeroben gramnegativen Bakterien auch anaerob wachsende Erreger nach. Diese beinhalteten Bacteroides sp., Fusobacterium sp., Clostridium sp. und anaerobe Streptokokken.

CUSHING (2011) wies in 29,5 % der anaerob kultivierten Proben Bakterien nach und empfiehlt eine anaerobe Anzucht bei Proben herpetologischen Ursprungs, um die

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anschließende Behandlung nötigenfalls darauf abzustimmen. Über die nachgewiesenen Spezies und die Probenherkunft gibt es keine Angaben.

2.3.2. Hefen und Schimmelpilze

Mykotische Erreger schienen immer eine geringere Rolle als Verursacher von Erkrankungen des Respirationstraktes zu spielen und wurden eher als sekundäre Besiedlung bei immungeschwächten Tieren gedeutet (JACOBSON 1978;

SCHUMACHER 1997).

Das seltenere Auftreten von Pilzinfektionen bestätigten auch einige umfassendere Studien. So konnten z.B. bei der kulturellen Anzucht aus Sektionsmaterial von 148 Reptilien im Staatlichen Tierärztlichen Untersuchungsamt Stuttgart nur in 6,7 % Hefen außerhalb des Verdauungstraktes nachgewiesen werden. Lediglich zweimal wurden Candida sp. aus der Lunge isoliert, wobei hier keine genaue Speziesangabe vorlag (MAYER u. FRANK 1974). Bei 60 % der 251 untersuchten Proben von Reptilienpatienten eines britischen Labors wurde ebenfalls eine kulturelle Anzucht in Hinblick auf Pilzwachstum durchgeführt, lediglich 10,6 % dieser Kulturen waren positiv, wobei deutlich mehr Schildkröten betroffen waren. Auf die Verteilung dieser Ergebnisse bezüglich Probennahmelokalisation und mykologische Differenzierung wurde im Artikel nicht weiter eingegangen (CUSHING et al. 2011).

In einer Untersuchung von KOSTKA et al. (1997) wurden insgesamt etwa ein Viertel der in der Maulhöhle und Kloake beprobten Reptilienpatienten (n = 49) unterschiedlicher Arten kulturell positiv auf Pilze der Gattungen Candida, Trichosporon, Torulopsis und Rhodotorula getestet. Eine Differenzierung der Lokalisation erfolgte im Artikel nicht, so dass eine Zuordnung zur Maulhöhle allein nicht möglich war. Es fiel auf, dass insbesondere bei Vertretern der Lacertilia und Testudinae ein Nachweis in 23,5 % bzw. 40,6 % der Fälle möglich war, hingegen bei Schlangen kein einziges Tier positiv getestet wurde. In einem anderen Artikel des Autors zitiert er sich selbst dahingehend, dass Hefen bei in Gefangenschaft gehaltenen Echsen als übliche Kommensalen des Darmtraktes mit einer Prävalenz von etwa 25 % anzusehen sind (KOSTKA u. HELMUTH 1998), so dass eine Einschätzung bezüglich der Pathogenität der Nachweise, insbesondere durch die fehlende Lokalisation, schwerfällt. Bei der Sektion von 15 Grünen Leguanen konnten

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die Autoren lediglich zweimal den Nachweis einer generellen Candida-Besiedlung innerer Organe erbringen. In einem Fall handelte es sich um die systemische Aspergillose eines Schlüpflings, welche auch die Lunge befallen hatte.

Trotzdem sollten Pilze bei der Diagnostik nicht außer Acht gelassen werden (PARÉ et al. 2006). Bei erkrankten Reptilien wurden u.a. Aspergillus spp., Hefen und Penicillium spp. isoliert (SCHUMACHER 1997). Auch ist nicht zu unterschätzen, dass mykotische Erreger leider häufig kulturell nicht nachgewiesen werden, sondern erst in histologischen Präparaten diagnostiziert wurden (PARÉ u. JACOBSON 2007, eigene Beobachtung). MURRAY (2006) macht insbesondere eine Überexposition, lange Zeiträume, in denen Antibiotika verabreicht wurden, und Haltungsstress für Pilzinfektionen verantwortlich. Allerdings gibt es durchaus Pilze, die als primäre Pathogene bei Reptilien fungieren und Erkrankungen auch bei Tieren verursachten, deren Haltung als optimal anzusehen war (PARÉ u. JACOBSON 2007). Zudem gibt es Berichte mykotischer Infektionen bei Populationen freilebender Reptilien. So wurden in Florida im Laufe mehrerer Jahre wiederholt vier verschiedene Pilze (Sporothrix schenckii, Pestalotia pezizoides, Geotrichum candidum Paecilomyces sp.) aus Biopsie- und Tupfermaterial einer Population von Zwergklapperschlangen (Sistrurus miliarius barbouri) isoliert (CHEATWOOD et al. 2003). MARTÍNEZ SILVESTRE u. GALÁN (1999) identifizierten histologisch und kulturell Penicillium sp.

als Verursacher von Dermatitis und Choanitis bei in Spanien endemischen Mauereidechsen (Podarcis bocagei).

In einer Studie über den mikrobiologischen Nachweis in Proben von respiratorisch erkrankten „domestizierten“ Reptilien fanden PEES et al. (2007b) einen als pathologisch einzustufenden mykologischen Befund (hochgradiges Vorkommen der Erreger oder Reinkulturen) bei immerhin 31 % der Proben; 16 % der untersuchten Proben von Schlangen wiesen Pilze auf. Bei einer der fünf untersuchten Echsen wurde Mucor sp. isoliert. Landschildkröten wurden in 27 % der Proben positiv auf Hefepilze und in 21 % positiv auf Aspergillus fumigatus getestet. Insgesamt gesehen werden mykologische Befunde am Respirationstrakt häufiger bei Landschildkröten erhoben (JACOBSON 1978; SCHUMACHER 1997, 2011).

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