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Untersuchungen zum Zusammenhang zwischen den Tierarztkosten und dem Gesundheitsmanagement bei Ferkelerzeugern unter besonderer Berücksichtigung der Medikamentenkosten

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Aus der Außenstelle für Epidemiologie der Tierärztliche Hochschule Hannover und dem

Institut für Tierzucht und Tierhaltung mit Tierklinik der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

Untersuchungen zum Zusammenhang zwischen den Tierarztkosten und dem Gesundheitsmanagement bei Ferkelerzeugern unter

besonderer Berücksichtigung der Medikamentenkosten

INAUGURAL-DISSERTATION

Zur Erlangung des Grades eines Doktors der Veterinärmedizin

(Dr. med. vet.)

durch die Tierärztliche Hochschule Hannover

Vorgelegt von Christian Schilling aus Saalfeld/Saale

Hannover 2006

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Aus der Außenstelle für Epidemiologie der Tierärztliche Hochschule Hannover und dem

Institut für Tierzucht und Tierhaltung mit Tierklinik der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

Untersuchungen zum Zusammenhang zwischen den Tierarztkosten und dem Gesundheitsmanagement bei Ferkelerzeugern unter

besonderer Berücksichtigung der Medikamentenkosten

INAUGURAL-DISSERTATION

Zur Erlangung des Grades eines Doktors der Veterinärmedizin

(Dr. med. vet.)

durch die Tierärztliche Hochschule Hannover

Vorgelegt von Christian Schilling aus Saalfeld/Saale

Hannover 2006

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Wissenschaftliche Betreuung: Prof. Dr. med. vet. habil. Thomas Blaha Prof. Dr. med. vet. habil. Hartwig Prange

1. Gutachter: Prof. Dr. med. vet. habil. Thomas Blaha 2. Gutachterin/Gutachter: Prof. Dr. med. vet. Karsten Feige

Tag der mündlichen Prüfung: 31.05.2006

(7)

Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung und Zielstellung 1

2. Literaturübersicht 3

2.1. Tierarztkosten in Ferkelerzeugerbetrieben 3

2.1.1. Aufwendungen für Tierärztliche Leistungen 6

2.1.2. Aufwendungen für Medikamente 7

2.1.2.1. Antibiotika 8

2.1.2.2. Antiparasitika 9

2.1.2.3. Antiphlogistika 9

2.1.2.4. Biotechnika 10

2.1.2.5. Impfstoffe 11

2.1.2.6. Substituentien 13

2.1.3. Aufwendungen für spezielle Diagnostik 13

2.1.4. Aufwendungen für Beratung 13

2.2. Gesundheitsmanagement in Ferkelerzeugerbetrieben 16

2.2.1. Beeinflussende Faktoren 18

2.2.2. Einfluss auf die Tierarztkosten 22

2.2.3. Ziele des Gesundheitsmanagements 23

2.2.4. Die Rolle des Tierarztes 26

2.3. Datenmanagement und wichtige Kenngrößen 28

2.3.1. Datengewinnung 29

2.3.2. Aufarbeitung der Daten 30

2.3.3. Datenmanagement als Grundlage der Produktionsgestaltung 31

2.4. Formen tierärztlicher Betreuung 31

3. Material und Methoden 34

3.1. Tierarztkosten 35

3.2. Gesundheitsmanagement 38

(8)

3.3. Leistungskennzahlen der Betriebe 38

3.4. Statistische Auswertung 39

4. Ergebnisse 40

4.1. Betriebsdarstellungen 40

4.1.1. Allgemeines 40

4.1.2. Vergleichende Betrachtungen zum Gesundheitsmanagement 41 4.1.3. Vergleichende Betrachtungen zum Datenmanagement 42

4.1.4. Kosten für tierärztliche Leistungen 45

4.1.5. Kosten für Medikamente und deren Verteilung 48 4.1.5.1. Vergleichende Betrachtung der Therapeutikakosten 50

4.1.6. Kosten der speziellen Diagnostik 52

4.1.7. Vergleichende Betrachtungen der Gesamttierarztkosten je Sau, je Ferkel und je Abferkelplatz

52

4.1.8. Tierarztkosten in den verschiedenen Haltungsstufen 56

4.2. Abhängigkeiten der Kosten- und Leistungsparameter 58 4.2.1. Abhängigkeiten verschiedener Parameter voneinander 58 4.2.2. Abhängigkeiten in Zusammenhang mit den Kosten der

Biotechnika

60

4.3. Abhängigkeiten der ermittelten Werte von der Rechtsform der Be- triebe

62

4.4. Abhängigkeiten der ermittelten Werte von Betriebsgrößenklassen 66

5. Diskussion 68

5.1. Untersuchung 68

(9)

5.2. Höhe der Tierarztkosten und der Kosten für Tierärztliche Leistun- gen, Medikamente und Diagnostik

69

5.2.1. Höhe der Tierarztkosten 69

5.2.2. Kosten tierärztlicher Leistungen 73

5.2.3. Medikamentenkosten 76

5.2.3.1. Kosten für Therapeutika 78

5.2.4. Kosten für spezielle Diagnostik 79

5.3. Unterschiede zwischen den beiden Betriebsrechtsformen und de- ren Einfluss auf die Beziehungen zwischen verschiedenen Para- metern

80

5.3.1. Einfluss der Ausgaben für Biotechnik auf die Aufzuchtleistung und die Kosten der Ferkel

80

5.3.2. Einfluss der relativen Tierarztkosten auf die Betriebsleistung 81

5.4. Modernes Datenmanagement als Grundlage effizienter Produkti- onsgestaltung

82

5.5. Vergleich verschiedener Anstellungsverhältnisse und Formen der tierärztlichen Betreuung

84

6. Schlussfolgerungen 86

7. Zusammenfassung 89

8. Summary 91

9. Literaturverzeichnis 93

10. Danksagung 116

(10)
(11)

1. Einleitung und Zielstellung

Aufgrund erheblich gestiegener Ansprüche der Konsumenten an Lebensmittel geho- bener Güte und stabil niedriger Preise durchlebte die Landwirtschaft in den vergan- genen Jahrzehnten eine Phase enormer Intensivierung.

Somit ist heutzutage jeder erfolgreich agierende Landwirt gezwungen, mit einem Bruchteil der Arbeitskräfte ein Vielfaches an Produktionsvolumen zu erwirtschaften als noch vor 4-5 Jahrzehnten. Sowohl die Verbraucher als auch die Politik verlangen trotz zunehmender Entfremdung eine sichere und transparente Produktion, wobei gleichzeitig steigende Anforderungen an den Tier- und Umweltschutz zu gewährleis- ten sind. Überdies stellt sich der Landwirtschaft als Primärproduzent in der Lebens- mittelkette die Aufgabe, durch die stetige Verbesserung der Tiergesundheit zur Mini- mierung Lebensmittel-assoziierter Risiken beizutragen und somit der Humangesund- heit zu dienen.

Diese Entwicklungen spiegeln sich auch im besonderen Maße in der gegenwärtigen Schweineproduktion wider. Da züchterische Maßnahmen zur Steigerung der lebend geborenen und vor allem der abgesetzten Ferkel nur noch begrenzte Fortschritte versprechen, gewinnt die Optimierung der vielfältigen Umweltfaktoren und das auf wissenschaftlichen Fundamenten basierende Gesundheitsmanagement immer grö- ßere Bedeutung. Die Senkung der peri- und postnatalen Verluste bietet sich in Zeiten wirtschaftlichen Druckes als effizientes Mittel der Produktivitätssteigerung bei Ferkel- erzeugern an. Dabei steht als Zielstellung die maximale Ausschöpfung des Leis- tungspotentials der Tiere unter komplexer Nutzung moderner Verfahren der Organi- sation, Technologie, Hygiene und Veterinärmedizin. Tierarztkosten sollten verstärkt von den therapeutischen Aufwendungen hin zu planbaren Größen für Beratung, Dia- gnostik und Prophylaxe verlagert werden.

Grundlage und Spiegelbild eines erfolgreichen Managements sind die kurzfristige Verfügbarkeit von aktuellen Kenndaten, die die derzeitige Kosten- und Leistungs- struktur des gesamten Betriebes, aber auch der einzelnen Produktionsstufen bis hin zu den Tiergruppen reflektieren. Diese Daten dienen als Entscheidungshilfe für durchzuführende veterinärmedizinische Maßnahmen der Prophylaxe, Metaphylaxe und Therapie. Aus diesem Grund ist der Höhe und Differenzierung der Tierarztkosten

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als Gradmesser einer wirtschaftlich erfolgreichen Betreuung besondere Beachtung zu schenken. Erfahrungsgemäß sind in den Betrieben, in denen die relativen Tier- arztkosten (je Sau, je Ferkel, je Abferkelplatz) vergleichsweise hohe Beträge errei- chen, immer Defizite in der Betreuung, Infrastruktur, Organisation, Hygiene und/oder Beratung zu beobachten.

Letztendlich erweist sich aber der aktuelle Ferkelpreis als das entscheidende Regula- tiv des Managements von Tiergesundheit und dafür aufzuwendenden Kosten.

Die vorliegende Arbeit soll am Beispiel von 14 auf die Tierarztkosten und das Ge- sundheitsmanagement untersuchten Ferkelerzeugerbetrieben zeigen, wie die Anfor- derungen der modernen Landwirtschaft in diesem speziellen Bereich umgesetzt wer- den und wo die Reserven zur Optimierung zu finden sind. Hierbei werden die Unter- schiede der Betriebsgröße ebenso berücksichtigt wie die Betriebsform (Lohn- bzw.

Familienbetrieb) selbst.

Weiterhin soll die Rolle und Einbindung praktizierender Tierärzte als dienstleistende Spezialisten und als Partner des Ferkelerzeugers beleuchtet werden.

(13)

2. Literaturübersicht

2.1. Tierarztkosten in Ferkelerzeugerbetrieben

Der Anteil der Tierarztkosten an den Gesamtkosten in industriemäßig produzieren- den Anlagen der DDR wird von PRANGE und BERGFELD im Jahr 1975 mit 2,5 bis 5,0 % angegeben. Dieser Wert wird unter den Voraussetzungen der Marktwirtschaft mit 5 bis 9 % benannt (PRANGE 2004). Andere Autoren ermittelten ebenfalls einen Wert von ca. 5 % (DIAL et al. 1992, ZEDDIES 1997, ZEDDIES et al. 1997).

In der Untersuchung von BICSERDY (1994), die in 3 ungarischen Schweinezuchtan- lagen für den Zeitraum 1987 – 1992 durchgeführt wurde, nehmen die Expensen für das Tiergesundheitswesen 1988 2,08 %, 1991 4,65 % und 1992 3,58 % des durch- schnittlichen Verkaufspreises ein. Die Steigerung der Kosten in den letzten Jahren wird hierbei den im Untersuchungszeitraum zugenommenen Arzneimittelkosten zu- geschrieben.

Gemäß PRANGE (2004) setzen sich die Tierarztkosten aus Kosten für tierärztliche Leistungen, Medikamente, Fahrtkosten und spezielle diagnostische Aufwendungen zusammen. Hingegen werden nach dem Verdener Modell darunter die Ausgaben für Arzneimittel, tierärztliche Leistung und Desinfektionsmittel erfasst (NIENHOFF 1987).

Um Tierarztkosten verschiedener Betriebe vergleichbar zu machen, ist es notwendig, Koeffizienten zu berechnen, die zum einen die entsprechenden Gesamt- oder Teil- kosten und zum anderen repräsentative Produktions- bzw. Leistungsparameter ver- binden. LUDEWIG und ESCHENBACH (1985) schlagen dafür folgende Vergleichs- größen vor: - Prozent der Bruttoproduktion sowie

- Prozent der Selbstkosten des Bruttoproduktes - Kosten je Tier des Jahresdurchschnitts

- Kosten je Sau ab Erstbesamung - Kosten je 100 kg Bruttoproduktion - Kosten je 100 kg Marktproduktion - Kosten je 100 kg Eigenproduktion - Kosten je produziertes Jungschwein - Kosten je Stallplatz.

(14)

Häufigste und in zahlreichen Veröffentlichungen und Auswertungen gebräuchliche Bezugsgröße ist die Angabe in DM bzw. Euro pro Sau und Jahr.

In Tabelle 1 werden einige Vergleichswerte für die Höhe der Tierarztkosten, welche verschiedene Autoren in den letzten 20 Jahren eruiert haben, dargestellt. Beim Ver- gleich dieser Werte ist dem Parameter abgesetzte Ferkel je Sau und Jahr als Abbild des Leistungsniveaus unbedingte Beachtung zu schenken.

Die Arbeitsgruppe um DEERBERG et al. errechnet 1987 für Erzeugergemeinschaf- ten in Schleswig-Holstein durchschnittliche Aufwendungen zur Liquidation der Tier- ärzte von 33 € je Sau und Jahr ohne die Berücksichtigung der Kosten für Biotechni- ka. Außerdem bewerten die Autoren die Kosten nach ihrer Höhe als gering bis 20 €, als mittelmäßig bis 30 € und hoch bis und über 40 €. REIMANN (1998) teilt die von ihm in Sachen Tierarztkosten verglichenen Bestände gleichen Leistungsstandes le- diglich in 2 Gruppen mit weniger als 45 € und mehr als 60 € pro Sau und Jahr ein.

PRANGE (2004) stellt fest, dass bei gut geführten Betrieben Tierarztkosten von etwa 60 € je Sau und Jahr zu erwarten sind. Bei gleichem Leistungsstandard der Betriebe weisen diese in den Untersuchungen von ZIRON (2004) eine Schwankungsbreite von 36 bis 147 € je Sau und Jahr auf, wobei Prophylaxemaßnahmen, wie Schutzimp- fungen für Ferkel und Sauen, über die Hälfte der Ausgaben ausmachen. Weiterhin bemerkt der gleiche Autor, dass in Spitzenbetrieben die Höhe der Tierarztkosten kurzfristig nur einen sehr geringen Einfluss auf die biologischen und ökonomischen Leistungen hat. Diese Meinung wird von ZEDDIES et al. (1997) widerlegt, da er im Allgemeinen beim Anstieg der Tierarztkosten auch einen Anstieg der Anzahl abge- setzter Ferkel aufgrund geringerer Aufzuchtverluste beobachtet, was sich letztendlich auch in höheren Deckungsbeiträgen niederschlägt. SCHOLTEN (1990) stellt fest, dass bei hohen Tierarztkosten mit Mängeln in den Umwelt- und Managementbedin- gungen zu rechnen ist. Daraufhin wird versucht, die Gesundheit und Leistungsfähig- keit der Tiere durch den Einsatz von Arzneimitteln aufrechtzuerhalten.

Ein Thüringer Schweinezüchter beweist ebenfalls, dass hohe Leistungen nicht zwin- gend mit hohen Tierarztkosten verbunden sind. Der im geschlossenen System arbei- tende 800-Sauen-Betrieb, in dem das Minimal-Disease-Konzept umgesetzt wird, zieht mit jährlichen Tierarztkosten (inklusive Desinfektion) von 33 € je Sau angeblich über 28 Ferkel pro Sau und Jahr auf (ANONYM 2005).

(15)

Autor(en), Jahr Erzeugergemeinschaft - Region

Untersuchte Tierzahl

Abgesetzte Ferkel je Sau und Jahr

Tierarztkosten gesamt je Sau

und Jahr

davon

Arzneimittel Bemerkungen LUDEWIG/

ESCHENBACH, 1985

Produktionsvereinigung

„Schweineproduktion“

Weimar - Apolda

k. A. 21,7 185,85 M 156,55 M Untersuchungs-

zeitraum 5 Jahre SCHOLTEN, 1990 Erzeugerring Westfalen

1985/86 4836 Sauen 18,46 39,14 € 35,64 €

UTHE, 1997 Thüringen 7687 Sauen

ab 1. Wurf 20,3 70,05 € 52,66 €

ANONYM, 1999 Westfahlen k. A. 16,8 61,35 € k. A.

ZIRON, 2004 Deutschland k. A. 23,0 78,30 € k. A. Jahresanalyse von

Spitzenbetrieben

ANONYM, 2005 Thüringen 800 Sauen > 28,0 33,00 € k. A.

k.A. keine Angabe

Tabelle 1: Literaturvergleich – Tierarztkosten in Sauenbetrieben

(16)

Ein weiterer wichtiger Aspekt bei der Betrachtung der Tierarztkosten ist, wie sich die Kosten für tierärztliche Leistungen zu denen für Arzneimittel verhalten. Bei einer an- gemessenen Betreuung mit regelmäßiger Präsenz des Tierarztes in großen Betrie- ben liegt die Relation zwischen Leistungs- und Medikamentenkosten bei etwa 1:3 bzw. bei 1:2 ohne Anwendung von Hormonpräparaten zur biotechnischen Fortpflan- zungssteuerung. Ein deutlich weiteres Verhältnis (≥ 1:5) verweist auf eingesparte tierärztliche Leistung, die häufig mit schwächeren Leistungen und dadurch letztend- lich mit deutlichen Gewinneinbußen verbunden ist (PRANGE 2004).

2.1.1. Aufwendungen für tierärztliche Leistungen

Die tierärztlichen Leistungen werden nach der Gebührenordnung für Tierärzte (GOT vom 28.07.1999), die den finanziellen Rahmen vorgibt, abgerechnet. Nach § 1 GOT stehen den Tierärzten für ihre Berufstätigkeit Vergütungen (Gebühren, Entschädi- gungen, Barauslagen sowie Entgelte für Arzneimittel und Verbrauchsmaterialien) zu.

Dabei wird die Gebührenhöhe (§ 2 GOT) unter Berücksichtigung der besonderen Umstände des einzelnen Falles, insbesondere der Schwierigkeit der Leistungen, des Zeitaufwandes, des Wertes des Tieres sowie der örtlichen Verhältnisse nach „billi- gem Ermessen“ bestimmt. Hinsichtlich der Vergütung von Tätigkeiten an landwirt- schaftlichen Nutztieren legt man hierbei den einfachen Gebührensatz zugrunde, es sei denn, die Leistungen werden bei Nacht (zwischen 19.00 und 07.00 Uhr) oder an Wochenenden (samstags 13.00 Uhr bis montags 07.00 Uhr) bzw. an Feiertagen er- bracht. Der einfache Gebührensatz kann aber nach schriftlicher Vereinbarung mit dem Auftraggeber um 20 % sowohl über- als auch unterschritten werden (PRANGE 2004). In den neuen Bundesländern dürfen die Gebühren für tierärztliche Leistungen derzeit mit einem Abschlag von 16 % liquidiert werden (§ 10 Abs. 1 GOT).

Verträge, die sich auf die langfristige Betreuung geschlossener Bestände mit regel- mäßigen Untersuchungen erstrecken (Betreuungsverträge), bedürfen der Schriftform (§ 4 Abs. 2 GOT). Dabei sind Vereinbarungen über abweichende Gebührensätze möglich. Solche Betreuungsverträge sind außerdem der zuständigen Landestierärz- tekammer vorzulegen und durch sie genehmigen zu lassen (PRANGE 2004).

(17)

Die separate Ausweisung der Aufwendungen für tierärztliche Leistungen ist wenig gebräuchlich. SCHOLTEN (1990) stellt bei den 60 von ihm untersuchten Betrieben eine weite Streuung dieses Kostenfaktors zwischen 0 % und maximal 41% fest, was im Maximum einem Jahresbetrag von 16,00 € je Sau bzw. 0,95 € je Ferkel entspricht.

Bei der Aufschlüsselung der Tierarztkosten eines Betriebes errechnet PRANGE (2004) für tierärztliche Leistungen einen Anteil von 22,1 % (12,98 €) und liegt damit in dem von SCHOLTEN (1990) beschriebenen Bereich.

2.1.2. Aufwendungen für Medikamente

Medikamente bzw. Arzneimittel sind gemäß § 2 Absatz 1 Arzneimittelgesetz (AMG vom 11.12.1998) Stoffe und Zubereitungen von Stoffen, die dazu bestimmt sind, durch Anwendung am oder im menschlichen oder tierischen Körper

1. Krankheiten, Leiden, Körperschäden oder krankhafte Beschwerden zu heilen, zu lindern, zu verhüten oder zu erkennen,

2. die Beschaffenheit, den Zustand oder die Funktionen des Körpers oder seelische Zustände erkennen zu lassen,

3. vom menschlichen oder tierischen Körper erzeugte Wirkstoffe oder Körperflüssig- keiten zu ersetzen,

4. Krankheitserreger, Parasiten oder körperfremde Stoffe abzuwehren, zu beseitigen oder unschädlich zu machen oder

5. die Beschaffenheit, den Zustand oder die Funktion des Körpers oder seelische Zustände zu beeinflussen.

Nach § 4 Abs. 10 AMG sind Fütterungsarzneimittel solche Arzneimittel in verfütte- rungsfertiger Form, die aus Arzneimittelvormischungen in Mischfuttermitteln herge- stellt werden und dazu bestimmt sind, zur Anwendung bei Tieren in den Verkehr ge- bracht zu werden. Analog ist dieser Paragraph auch für mit Arzneimitteln versetztes Tränkwasser anzuwenden.

In der eingesehenen Literatur (PRANGE et al. 1972a, PRANGE 2004, REIMANN 1998, SCHOLTEN 1990, ZIRON 2004) wird eine isolierte Betrachtung über die Höhe und Verteilung von Medikamentenkosten in Sauenzuchtbeständen nur bedingt be-

(18)

trieben. Häufig stellt sich die Darstellung dieses Aspektes als schwierig heraus, da die bestandsbetreuenden Tierärzte die Arzneimittelkosten und die Aufwendungen für deren Applikation als Komplettpreis ausweisen. PRANGE (2004) ermittelt in einem Beispielbetrieb Medikamentenkosten pro Sau und Jahr in Höhe von 40,26 €, was einem Anteil an den jährlichen Tierarztkosten pro Sau von 68,5 % entspricht, und schlüsselt diese gesondert nach den Medikamentengruppen Antibiotika, Antiparasiti- ka, Biotechnika, Impfungen, Substituentien und Sonstiges auf. PRANGE et al.

(1972a) erheben ebenfalls Medikamentenkosten und gliedern diese in antibiotische Prophylaxe, Therapeutika, Brunstinduktion, Trächtigkeitsdiagnostik, Immunprophyla- xe und Allergische Tests auf. Sie beschränken sich bei ihren Untersuchungen aber auf die Aufzucht von Jungsauen. Eine ähnliche Aufteilung nimmt REIMANN (1998) vor, indem er nach Kosten für die Prophylaxe (ohne Impfung), für Impfungen, für die Metaphylaxe, für den Hormoneinsatz und für den therapeutischen Medikamentenein- satz unterscheidet.

ZEDDIES (1997) stellt fest, dass ein Aufwand für Medikamente von über 60 € je Mut- tersau auf Managementprobleme verweist.

2.1.2.1. Antibiotika

Antibiotika sind Stoffe, die das Wachstum von Bakterien hemmen (bakteriostatische Wirkung) oder diese abtöten (bakterizide Wirkung) (LÖSCHER et al. 1997).

In der Schweineproduktion werden sie sowohl meso- bzw. metaphylaktisch als auch therapeutisch eingesetzt. Voraussetzung für jeden Antibiotikaeinsatz sollten genaue Kenntnisse über die momentane Resistenzsituation, die Wirksamkeit und die genaue Dosierung des ausgewählten Mittels sein. Gerade bei Schweinen ist infolge der Ap- plikationspraxis der vergangenen Jahre ein breites Resistenzgeschehen zu verzeich- nen (JUNGNITZ und LEYK 2003).

Sowohl die metaphylaktische Verwendung als auch die Verwendung speziell zuge- lassener Antibiotika über das Futter als Leistungsförderer ist in den letzten Jahren aufgrund der progressiven Entwicklung der Resistenzlage von Mensch und Tier beim Verbraucher zunehmend in Verruf gekommen (BLAHA 1996b). Für antibiotische Leistungsförderer wurde mit Wirkung zum 01.01.2006 die EU-Zulassung entzogen,

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so dass deren Einsatz seither entfällt (Verordnung (EG) Nr. 183/2005, PRANGE 2004).

Um eine verantwortungsvolle Handhabung von Antibiotika in der Veterinärmedizin zu gewährleisten, wurden von der Bundestierärztekammer die „Leitlinien für den sorgfäl- tigen Umgang mit antimikrobiell wirksamen Tierarzneimitteln (Antibiotika-Leitlinien)“

erlassen.

Mit der zunehmenden Betonung der Prophylaxe wird in Zukunft der Einsatz von

„Probiotika“ an Bedeutung gewinnen. Darunter versteht man Kulturen von Mikroor- ganismen, die einen stabilisierenden Effekt auf das mikroökologische Gleichgewicht im Darm ausüben und dadurch eine verbesserte Gewichtszunahme und eine erhöhte Widerstandskraft erzielen sollen (GROSSKLAUS et al. 1997).

2.1.2.2. Antiparasitika

Unter Antiparasitika versteht man Chemotherapeutika zur Behandlung und Prophyla- xe von Infektionen und Infestationen mit Endo- bzw. Ektoparasiten. Antiparasitär wirksame Arzneimittel spielen in der Veterinärmedizin eine bedeutende Rolle wegen der hohen Inzidenz von Parasitenbefall und -belästigung bei Tieren und der daraus resultierenden alljährlichen ökonomischen Verluste durch Leistungsminderung bei Nutztieren (LÖSCHER et al. 1997).

Von der schweinebetreuenden Tierärzteschaft werden Antiparasitika in erster Linie mesophylaktisch auf der Basis von integrierten Bekämpfungsprogrammen einge- setzt. Bei gleichzeitiger Einhaltung bestimmter präventiver Kautelen tritt die therapeu- tische Anwendung antiparasitär wirksamer Arzneimittel in den Hintergrund (PRANGE 2004).

2.1.2.3. Antiphlogistika

Als Antiphlogistika werden entzündungshemmende und -abschwächende Arzneimit- tel bezeichnet, die jedoch selbst keine chemotherapeutischen Wirkungen besitzen (WIESNER und RIBBECK 1991), da sie nicht kausal sondern rein symptomatisch wirken. Die Vielzahl der zur Verfügung stehenden entzündungshemmenden Wirkstof-

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fe greift auf verschiedenen Ebenen in die pathophysiologischen Vorgänge bei ent- zündlichen Prozessen ein, indem sie insbesondere die Freisetzung von Entzün- dungsmediatoren beeinflussen, überschießende Immunreaktionen unterdrücken oder degenerative Prozesse abschwächen (LÖSCHER et al. 1997).

In der Schweinezucht werden diese Medikamente überwiegend bei Zuchtsauen ver- wendet, die infolge mangelhafter Haltungssysteme und Bewegungsarmut zu Gelenk- problemen neigen.

2.1.2.4. Biotechnika

Biotechnika sind hormonell wirksame Pharmaka, die dem planmäßigen direkten Ein- greifen in die Fortpflanzungsphysiologie landwirtschaftlicher Nutztiere mit dem Ziel der Leistungssicherung, der Leistungssteigerung und der terminlichen Regulierung der Fortpflanzungsereignisse dienen (WIESNER und RIBBECK 1991).

Aus der konventionellen Produktionsweise in der Schweinezucht, die weitgehend durch die individuelle Sexualrhythmik der Zuchtsauen bestimmt wurde, resultierte ein sehr zeit- und arbeitsaufwendiges Reproduktionssystem. Alle mit der Fortpflanzung direkt oder indirekt verbundenen Leistungen verteilten sich auf eine breiten Zeitraum (NEUNDORF und SEIDEL 1977). Mit der Entstehung von Schweinezuchtanlagen modernen Konzepts und der damit verbundenen Synchronisation und Konzentration gleichartiger Tätigkeiten auf einen engen Zeitraum wurden zunehmend biotechnische Verfahren zur zeitlichen Steuerung und Gleichschaltung des Fortpflanzungsrhythmus der weiblichen Zuchttiere notwendig. Außerdem benötigen die genetisch hochwerti- gen, aber bewegungsarm gehaltenen Muttersauen in modernen Produktionssyste- men biotechnische Maßnahmen, um ihr genetisches Potential entfalten zu können (BILKEI 1993). Dabei erbringen nur solche Produktionssysteme tiergesundheitliche und wirtschaftliche Vorteile, bei denen die weiblichen Zuchttiere gruppenweise in ei- nem immer wiederkehrenden Rhythmus belegt werden, abferkeln und gleichzeitig abgesetzt werden (PRANGE 2004). Um diese Forderungen zu erfüllen, wurden ver- schiedene Induktions- und Synchronisationsverfahren für Pubertät, Brunst, Ovulation und Partus entwickelt und in die Produktion integriert.

Ein weiterer Vorteil zeitgerechter biotechnischer Maßnahmen besteht in der Optimie- rung biologischer Leistungen bei Zuchtsauen durch Senkung der Verluste. So ließ

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sich nachweisen, dass durch eine sachgerecht durchgeführte Geburtsinduktion die Totgeburtenrate verringert werden kann (CHANTARAPRATEEP et al. 1986, KA- LASHNIK und GRUTSEVA 1988; BILKEI 1990, 1991 a, b, 1992 a, b; GEIPEL 2005, PRANGE 2004)

Der finanzielle Aufwand für die Durchführung biotechnischer Verfahren kann be- trächtlich sein. WELP (1997) stellt fest, dass er in ostdeutschen Betrieben bis zu 50 % betragen kann, in den westdeutschen hingegen bei rund 3 % liegt. Die Aussa- ge für Ostdeutschland wird von PRANGE (2004) bestätigt, der für einen Beispielbe- trieb Biotechnikakosten pro Sau und Jahr von 17,64 € ermittelt, was 30 % der Tier- arztkosten entspricht. KERN und SCHULZ (1997) ermitteln für die Schweinezucht im Land Brandenburg pro Sauenbelegung Aufwendungen für Biotechnika zwischen 11,00 und 15,00 €, was einem Jahresaufwand von 25 bis 35 € entspräche.

STRIEDINGER (1997) empfiehlt eine Kostensenkung durch Einsparungen im Be- reich der Biotechnika von ca. 13 € je Sau und Jahr, um damit die Verunsicherungen des Verbrauchers gegenüber dem Hormoneinsatz zu vermeiden.

Die oft kritisierten hohen Aufwendungen für die Biotechnik in der periparturienten Zeitspanne können durch den Profit, der durch die ca. 10 % höheren Absetzwurfge- wichte bei einer großen Anzahl der Sauen erreicht wird, gerechtfertigt werden (BÖLCSKEI und BILKEI 1994, GOOS und BILKEI 1994).

2.1.2.5. Impfstoffe

Impfstoffe dienen im Rahmen von Schutzimpfungen der Verhinderung von Erkran- kungen und Todesfällen, der Verringerung von Leistungsminderungen durch Infekti- onen und im Interesse einer nachhaltigen Verbesserung der Tiergesundheit der Ver- ringerung der Ausscheidung pathogener Erreger sowie der Verhinderung der Entste- hung von Erregerträgern (SELBITZ 1997).

Im Vorfeld durchzuführender Impfungen sind vielfältige Fragen hinsichtlich der Situa- tion und des Immunstatus der Impftiere, der Anwendbarkeit des einzusetzenden Impfstoffes und der begleitenden Managementmaßnahmen zu klären. Nur im optima- len Zusammenspiel dieser Faktoren ist der erwünschte Erfolg der Impfaktion zu er- langen (JUNGBÄCK 1999).

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Die prophylaktische tierärztliche Tätigkeit und insbesondere der Einsatz von Impfstof- fen gewinnen in den letzten Jahren aufgrund wirtschaftlicher Zwänge und gesell- schaftlichen Drucks immer mehr an Bedeutung. In der Ferkelproduktion werden be- reits in über 80 % der Betriebe regelmäßige Impfprogramme durchgeführt (ZEDDIES 1997).

Potentiellen Erkrankungen ist mittels Prophylaxe zuvorzukommen, um Leistungsde- pressionen und somit Gewinneinbußen schon im Ansatz zu vermeiden. Das kommt der Forderung zur Eindämmung des Antibiotikaeinsatzes entgegen, da der Verbrau- cher an einer Verbesserung der Resistenzlage und an rückstandsfreien Lebensmit- teln interessiert ist. Außerdem wird dieser Trend des vorbeugenden Einsatzes von Impfstoffen durch die günstigere Kosten-Nutzen-Relation im Vergleich zum kurativen Einsatz von Antibiotika unterstützt (CASURA 1997, GOTTSCHALK 1998).

In Spitzenbetrieben machen die Kosten der Schutzimpfungen für Ferkel und Sauen mit ca. 50 % den größten Anteil an den Tierarztkosten aus (ZIRON 2004). REIMANN kommt bei seinen Berechnungen ebenfalls auf diesen Wert, wenn die Gesamttier- arztkosten des Betriebes über 60 € liegen. Die 13 %, die PRANGE (2004) dafür er- rechnet, sind nicht ohne weiteres damit vergleichbar, da er die Kosten, die für die Applikation anfallen, gesondert ausweist. DAMMANN-TAMKE (1997) gibt für ein Impfschema gegen Rotlauf, porcines Parvovirus (PPV), Influenza und Aujeszkysche Krankheit (AK), welches in Betrieben mit bis zu 100 Sauen praktiziert wird, Kosten zwischen 10 und 13 € pro Sau und Jahr an. Zur Vakzination der Tiere sind Besuche im 6-Wochen-Rhythmus notwendig.

Der bloße Blick auf die durch Vakzinierungen anfallenden Kosten reicht aber nicht aus. Um den Nutzen von Impfmaßnahmen richtig beurteilen zu können, muss ihr Ein- fluss auf Deckungsbeiträge und Gewinne analysiert werden (ANONYM 2000). Bei- spielhaft sind hier die Analysen verschiedener Autoren zu Mykoplasmen- und PRRS- Impfungen zu nennen (FUCHS 1997, ELSEN 1998, HEUSER und SCHAGEMANN 1998, LENTFÖHR 2001).

(23)

2.1.2.6. Substituentien

Substituentien dienen der Ergänzung von Lebens- und Futtermitteln mit essentiellen Nährstoffen, wie z. B. Spurenelementen und Vitaminen (WIESNER und RIBBECK 1991). In erster Linie werden in den Schweinezuchtanlagen Eisenpräparate zur Ver- hinderung der Eisenmangelanämie der Saugferkel, in geringeren Mengen aber auch Präparate, die mit den Vitaminen A, B, D, E, C und K, den Spurenelementen Selen oder Kalzium aber auch Aminosäuren angereichert sind, appliziert.

Die Expensen für Substituentien sind eher marginal, PRANGE (2004) berechnet in einem Betrieb 0,70 € pro Sau und Jahr.

2.1.3. Aufwendungen für spezielle Diagnostik

Spezielle bzw. labordiagnostische Untersuchungen dienen der Aufklärung von infek- tiösen und nichtinfektiösen Störfaktoren (NEUNDORF und SEIDEL 1977) bzw. als wesentliche Hilfe zur Differentialdiagnostik und Diagnosesicherung sowie zur Ver- laufskontrolle von Tiererkrankungen (PRANGE 2004). Sie können in amtlichen und privaten Laboren durchgeführt werden, die ihrerseits die Aufwendungen dafür über den Landwirt direkt oder über den einsendenden Tierarzt liquidieren. Der Umfang der Aufwendungen für Labordiagnostik ist von vielen Faktoren abhängig, bei dem von PRANGE (2004) beschriebenen Ferkelerzeuger betrugen sie 5,55 € pro Sau und Jahr und somit 9,4 % der jährlichen Tierarztkosten.

2.1.4. Aufwendungen für Beratung

Beratung ist ein Teil der Tierärztlichen Bestandsbetreuung, die das Ziel hat, den Ge- sundheitsstatus des Bestandes aufrechtzuerhalten und sofern erforderlich zu verbes- sern (§ 7 Sch HaltHygV).

Die tierärztliche Beratungstätigkeit hat schon heute im Bereich der intensiven Schweineproduktion einen hohen Stellenwert gewonnen. So wird die schweine- betreuende Tierärzteschaft in Zukunft zunehmend als Berater fungieren, und sie muss für diese Dienstleistung auch entsprechend bezahlt werden (REIMANN 1998,

(24)

ANONYM 2000). Aufgrund der mangelnden Bereitschaft deutscher Landwirte diese gesondert zu entgelten, erfolgt im Allgemeinen die Honorierung der Beratungstätig- keit wie bisher über die abgegebenen Arzneimittel (PLONAIT 2001). Somit ist der zu erwartende Anstieg der Kosten für tierärztliche Leistungen bei hohen Tierarztkosten nicht nachweisbar (SCHOLTEN 1990). LÜDEKE und BECKER (2002) verstehen die tierärztliche Leistung als Teil der Produktqualität und fordern deshalb die gesonderte Vergütung geistiger Leistungen der Tierärzte und nicht deren Einkommenssicherung über den Medikamentenverkauf. Dieser Aspekt wird von BLAHA (1995, 1996a) und WELP (1997) präzisiert, indem sie feststellen, dass eben dieser Weg der Honorie- rung zu lasten der Beratungsqualität geht. PRANGE (2004) hingegen versteht die weitestgehend festgeschriebene Differenz zwischen Ankaufs- und Abgabepreis für Medikamente als Erlös, der zur Deckung der Allgemeinkosten und der mit der Be- handlung verbundenen Beratungsleistung vorgesehen ist.

In Dänemark sind die Tierärzte in der Schweineproduktion in umfassender Weise beratend tätig, was eine hohe Spezialisierung mit einem Rundumwissen, mit vielsei- tigen Kontakten für Nachfragen und eine laufende Fortbildung voraussetzt. Die Be- rechnung des Beratungshonorars erfolgt, basierend auf einer vertraglichen Vereinba- rung mit dem Landwirt nach der aufgewendeten Zeit. Der Stundensatz liegt zwischen 135 und 165 € (NIGGEMEYER 2001, JOHANNSEN 2002, PRANGE 2004). Aufgrund der Gesetzeslage ist ihnen der Handel mit Medikamenten verboten, so dass der dä- nische Landwirt sie nach tierärztlichem Rezept direkt aus der Apotheke bezieht. Da- her findet der Konkurrenzkampf der Tierarztpraxen auf oft hohem fachlichem Niveau bei ständiger Servicebereitschaft statt (PRANGE 2004).

Ähnliches berichtet BLAHA (1997a) aus den USA, wo die Schweinebestände betreu- enden Tierärzte ebenfalls die umfassende Beratung in den Mittelpunkt ihrer Tätigkeit stellen. Dort erfolgt die Abrechnung nach einem vereinbarten Stundensatz (zwischen 80 und 120 Dollar), wobei oft ein Jahressatz vereinbart ist, für den vertraglich fixierte Leistungen erbracht werden.

In Deutschland sieht die Gebührenordnung für Tierärzte (GOT 1999) für eine 15- minütige Beratung eine Gebühr von 15,34 € und bei der Überschreitung des Zeitauf- wandes je 15 Minuten weitere 12,78 € vor. Außerdem dürfen im Rahmen der Integ-

(25)

rierten Tierärztlichen Bestandsbetreuung für die Datenerfassung und -auswertung je Muttersau und Jahr 6,14 € liquidiert werden.

Die Honorare der Schweinegesundheitsdienste (SGD) der deutschen Bundesländer, die einen großen Teil der Beratungstätigkeit im Schweinesektor gewährleisten, sind nicht an die Gebührenordnung für Tierärzte (GOT 1999) gebunden. Sie werden auf der Grundlage unterschiedlicher betrieblicher Kriterien, wie z.B. Bestandsgröße oder Besuchshäufigkeit, berechnet.

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2.2. Gesundheitsmanagement in Ferkelerzeugerbetrieben

Tiergesundheitsmanagement wird von BLAHA (1997b, 1998) definiert als: Das sys- tematische Planen und Umsetzen von organisatorischen, produktionstechnischen, hygienischen und veterinärmedizinischen Maßnahmen einschließlich der Eliminie- rung und Reduzierung von zoonotischen Erregern, die keine Tierkrankheiten verur- sachen. Entscheidend dabei ist, dass die Maßnahmen für alle Tierbestände, die zu einer vertikalen Produktionskette gehören, so abzustimmen sind, dass die weiterver- arbeitende Industrie mit einem weitgehend standardisierten Ausgangsprodukt arbei- ten kann.

Alle Maßnahmen in der modernen Tierhaltung unterliegen primär den Regeln der Rentabilität (KOSZTOLICH 1970, WERNER und WÖRNER 1993, BILKEI 1996), worauf der Faktor Tiergesundheit einen besonderen Einfluss hat (ANONYM 2000).

Ein ganzheitliches Gesundheitsmanagement strebt ein hohes Tiergesundheitsniveau an. Es basiert auf einer vertraglich geregelten „Integrierten Tierärztlichen Bestands- betreuung (ITB)“, die Beratung und Prophylaxe vor den Arzneimitteleinsatz stellt, ei- ne unkritische Medikamentenanwendung überflüssig macht und berechenbar mit festgeschriebenen Pflichten und Rechten der Beteiligten geregelt ist (PRANGE 2001c). Die ITB wird mittels tierärztlicher Beratung optimiert und versteht betriebsor- ganisatorische, tierhygienische, prophylaktische sowie metaphylaktische und thera- peutische Erfordernisse als eine Einheit ineinandergreifender Maßnahmen (PRANGE 2002). Nicht das vorrangig kurative Element der individuellen Behandlung von bereits erkrankten Einzeltieren und die Mesophylaxe, sondern die vorsorgende Bestands- betreuung muss das Ziel eines modernen Tiergesundheitsmanagements sein (BLA- HA 1995, BLAHA 1996a, JAEGER 2000).

Um dieses Vorhaben im Bereich der Schweinezucht erfolgreich umzusetzen, werden verschiedene Ansätze diskutiert. LÜDEKE und BECKER (2002) stellen bei der Pro- duktion von qualitativ hochwertigem Schweinefleisch das Ferkel in den Mittelpunkt, denn alle Probleme und Fehler, die in einem frühen Stadium der Kette auftreten, werden durch das gesamte System getragen. VON LENGERKEN und WICKE (1997) gehen mit der Feststellung, dass der Gesundheitsstatus des Muttertieres ganz ent- scheidend den Infektionsstatus des Ferkels bestimmt, noch einen Schritt weiter. Laut HÖRÜGEL (2000) ist die Umsetzung der bereits existierenden strategischen Konzep- te unbedingt erforderlich, um eine Erhöhung des Tiergesundheitsniveaus zu gewähr-

(27)

leisten und damit die Wirtschaftlichkeit der Betriebe sowie den gesundheitlichen Verbraucherschutz zu sichern.

Basierend auf den genannten Ansätzen werden von einer großen Autorenzahl zahl- reiche Managementpraktiken zur Verbesserung der noch defizitären Ergebnisse bei Sauenleistung und Ferkelaufzucht unterbreitet. Kern dieses Bestrebens, das in der aktuellen Literatur vielfach befürwortet wird, ist der Abschluss von Betreuungsverträ- gen, die den Landwirten planmäßige Tierarztbesuche garantieren.

Der erste Schritt beim Aufbau eines effizienten Gesundheitsmanagements muss die Aufklärung des gegebenen Zustandes sein, was die Kombination klinisch- diagnostischer, labordiagnostischer und postmortaler Untersuchungen sowie daten- analytischer Verfahren erfordert (PRANGE 2001c). WELP (1997) und HAXSEN (2004) konzentrieren sich zunächst auf eine Schwachstellenanalyse, deren Abstel- lung den größten Nutzen im Verhältnis zu den Kosten verspricht.

Da trotz neuer Impfstoffe, breitenwirksamer Antibiotika und Desinfektionsmittel sowie intensiver betrieblicher Hygiene die bekannten Faktorenkrankheiten nicht gänzlich beherrschbar sind (PRANGE 2004), werden seit einigen Jahren innovative Strategien zur Verhinderung derselben und zur optimalen Ausnutzung des tierischen Leistungs- potentials angewendet. Das betrifft

- die Spezifiziert-pathogenfreie Aufzucht (SPF) - die Minimal-Disease-Verfahren

- die Multisite-Verfahren

- das Segregated Early Weaning (SEW) - das Medicated Early Weaning (MEW).

Doch um in Zukunft ein hohes Tiergesundheitsniveau über alle Haltungs- und Pro- duktionsstufen von der Sau bis zum Schlachtschwein zu schaffen, ist die Verzahnung bewährter und neuer Methoden zu gewährleisten (HÖRÜGEL 2001, PRANGE 2004).

HOY et al. (2004) gehen einen richtungsweisenden Weg, indem sie das in der Le- bensmittelverarbeitung bereits etablierte HACCP-Konzept (Hazard Analysis Critical Control Point) auf die deutsche Schweinehaltung ausdehnen und adaptieren. BLAHA beschrieb dies bereits 1997 anhand seiner in der amerikanischen Schweineprodukti- on gemachten Erfahrungen. Die Forderung nach Anwendung des HACCP- Konzeptes vom Tierbestand bis zum Einzelhandel soll der Tatsache Rechnung tra-

(28)

gen, dass Lebensmittelsicherheit nur als Kontinuum von der landwirtschaftlichen Ur- produktion bis zum Verzehr der Lebensmittel zu garantieren ist (BÖGEL und STÖHR 1994, GROSSKLAUS 1994, BLAHA 1996c, 1997a, 1998, 2001; BILLY und WACHSMUTH 1997).

2.2.1. Beeinflussende Faktoren

Gesundheitsmanagement beschränkt sich nicht allein auf die tierärztlichen Maßnah- men in einem Schweinebestand, sondern umfasst alle Einflussmöglichkeiten, die da- zu dienen, das Gesundheits- und damit das Leistungsniveau der Tiere aufrechtzuer- halten und bei Bedarf zu verbessern. Wie Abbildung 1 verdeutlicht, ist das Potential der Einflussnahme auf den Gesundheitszustand multifaktoriell.

Abbildung 1: Darstellung der Einflussfaktoren auf den Gesundheitszustand des Schweins (nach HAXSEN 2004)

Da eine Fehlregulation einzelner oder mehrerer Faktoren außerhalb eines bestimm- ten Toleranzbereiches für die Auslösung von Krankheiten verantwortlich ist, werden diese in der einschlägigen Literatur als infektiöse Faktorenkrankheiten bezeichnet, sofern Erreger beteiligt sind.

Hierbei kommt es durch Herabsetzung der natürlich vorhandenen Resistenz und Er- höhung der Kontagiosität schwach virulenter pathogener Keime zur Infektionsförde- rung (WIESNER und RIBBECK 1991). Infektiöse Faktorenkrankheiten, auch als „in- fektiöser Hospitalismus“ bezeichnet, sind plurikausal und entstehen im Zusammen-

Gesundheitszustand

Produktionsergebnis

Abschirmung des Bestandes Futter

Stallklima

Infrastruktur

Herdenmanagement Impfprogramme

Befunde/

Beobachtungen

Hygiene

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wirken erkrankungsfördernder Faktoren im System Wirt-Erreger-Umwelt (Abbildung 2). Wenn dieses System aus dem Gleichgewicht kommt, führt das zu Leistungsmin- derungen, Erkrankungen und Verlusten (HÖRÜGEL 1997b, 2001; WALDMANN 1999, 2001). Intensive, konzentrierte Haltungsformen wirken auf die Anreicherung und Ausbreitung infektiös bedingter Faktorenkrankheiten begünstigend (PRANGE und HÖRÜGEL 2002).

Organismus Belastungen Umwelt

Widerstandskraft Organisation

Ernährung Alter

Leistung Erregeraustrag Haltung Klima Immunität

Disposition Resistenz

Mensch Tierpopulation Erreger

Besiedlung Infektion Krankheit

Virulenz Kontagiosität Pathogenität Antigenität

Anreicherung

Abbildung 2: Wechselwirkungen zwischen Organismus, Umwelt und Erregern (var. nach MAYR und ROJAHN 1968)

Infektiöse Faktorenkrankheiten bilden bei Abwesenheit anzeigepflichtiger Tierseu- chen den Krankheitsschwerpunkt wachsender Schweine (PRANGE 2005). Im Vor- dergrund stehen in Schweinebeständen die Atemwegserkrankungen Enzootische Pneumonie und Rhinitis atrophicans, aber auch Dysenterie sowie Parasitosen (HÖ- RÜGEL 1995, 1999b; HÖRÜGEL et al. 1998; HÖRÜGEL und SCHIMMEL 2000, PRANGE 2004). Daher fordert ZEDDIES et al. (1997), langfristig solche Haltungs- und Organisationsverfahren zu präferieren, welche die Erkrankungsgefahr minimie- ren (Tabelle 2, Abbildung 3).

(30)

Erfordernisse zur Abwehr von Seuchenerregern

• Reglementierung der Tierzuführung:

- mit Quarantäne bei unbekannter Herkunft, bei Einstallung von Einzeltieren (Eber) in geschlossene Anlagen

- ohne Quarantäne bei vertraglichen Lieferbedingungen zwischen Betrieben mit abgestimmten Gesundheits- und Hygienestrategien und zugesicherten Eigen- schaften

• Wahrung des Schwarz-Weiß-Prinzips beim Personen- und Fahrzeugverkehr sowie der Tier-, Futter-, Einstreu-, Geräte- und sonstigen Warenübergabe

• Abfuhr von Kadavern, Müll und Gülle von außerhalb der Anlage bzw. aus sepa- ratem Schwarzbereich

• keine Verfütterung von Küchenabfällen (Ausnahme: zugelassene Erhitzungsan- lage außerhalb des Standortes) und kein Wildschweinkontakt

• Einhaltung der weiteren behördlichen Auflagen zum Seuchenschutz Erfordernisse gegen die Keimanreicherung im Betrieb

• Ein- und Ausstallung wachsender Tiere im Rein-Raus-Prinzip

• Reinigung und Desinfektion der entleerten Ställe

• Sauberkeit und Ordnung, ggfs. Zwischendesinfektionen im belegten Stall

• Abgrenzung erkrankter Tiere, keine Zurückstellung unterentwickelter Tiere

• Wahrung der Erfordernisse der Produktions-, Fütterungs-, Haltungs-, Geburts-, Fortpflanzungs- und Aufzuchthygiene

• Vermeidung anhaltender Belastungen der Tiere und kurzzeitiger Mehrfach- stressoren

• sachgerechte Kadaver- und Abproduktebeseitigung, -lagerung und -abholung

• permanente Schadnager- und Ungezieferbekämpfung Gesundheitsüberwachung und Krankenbehandlung

• tägliche klinische Gesundheitskontrolle

• Aufklärung gehäufter Krankheits- und Todesursachen mit Sektion, Erregerdiffe- renzierung und Resistenzbestimmung

• komplexe tierärztliche Bestandsbetreuung mit kontrolliertem Arzneimitteleinsatz Tabelle 2: Organisatorische Erfordernisse gegen die Einschleppung und Anrei-

cherung von Erregern (PRANGE 2005)

Eine erfolgreiche Bekämpfung infektiöser Faktorenkrankheiten stützt sich auf die sy- nergistische Wirkung produktionsbegleitender Maßnahmen, wie z.B. die strikte Durchsetzung des Rein-Raus-Prinzips mit wirksamer Serviceperiode, die Gewähr- leistung optimaler Haltungs- und Fütterungsbedingungen, zweckmäßiges Manage- ment, die Immunisierungen und den gezielten Medikamenteneinsatz sowie durch organisatorische Schritte (KÜCHENHOFF 1995, HÖRÜGEL 1997b, 2001; STRIE- DINGER 1997, PRANGE und HÖRÜGEL 2002).

(31)

Präventive

Sicherung der Tierge- sundheit bei der

Belegung

Hygienische Vor- aussetzungen

optimale Umweltges- taltung

Vorbereitung

Produktionsprozess laufende Produktion

Stabilisierung des Ge- sundheitszustandes

Einhaltung hygieni- scher Erfordernisse

laufende Umweltop- timierung Prophylaxe

Abbildung 3: Präventive und Prophylaxe als Voraussetzungen einer ungestörten Produktion (PRANGE 2004, 2005)

2.2.2. Einfluss auf die Tierarztkosten

Ein funktionierendes Gesundheitsmanagement ist infolge der Verlagerung von der Therapie hin zur konsequenten Prophylaxe und intensiven Beratung nicht zum Null- tarif zu bekommen. Vielmehr bemerkt man bei weniger Arzneimittelaufwand eine Verschiebung der gesundheitlichen Aufwendungen in Richtung Diagnostik, Analytik und Beratung, wobei die Tierarztkosten etwa gleich bleiben (BLAHA 1996b, PRAN- GE 2004). ZEDDIES (1997) hingegen konstatiert im Rahmen differenzierter Be- triebsanalysen, dass gutes Haltungs- und Fütterungsmanagement sowie gute Tech- nik und sorgfältige Hygiene Tierarzneimittel und tierärztliche Aufwendungen substitu- ieren können.

Mit steigender Intensität und Konzentration wachsen die Ansprüche an tierhygieni- sche und tiermedizinische Aufwendungen, die von tierärztlicher Seite durch Bera- tung, Leistung und Medikamenteneinsatz zu erbringen sind (PRANGE 2005). In Spit- zenbetrieben machen die Prophylaxe als Impfungen für Ferkel und Sauen und die Mesophylaxe, die sich aus Antiparasitikaapplikationen und vorbeugenden Substituti-

(32)

onen (z.B. Eisenversorgung der Ferkel) zusammensetzt, bereits mehr als die Hälfte der Tierarztkosten aus (ZIRON 2004).

Tiergesundheits- management

S P F MEW, SEW,

ISOWEAN (Rein-Raus)

Umsetzung geschl. Gruppen (Rein-Raus-Prinzip)

eine Herkunft oder

„geschl.“ Bestände mehrere Herkünfte

mit System mehrere Herkünfte

ohne System

Abbildung 4: Die Zusammenhänge zwischen Tiergesundheitsmanagement einer- seits und der Tiergesundheit, der Tierleistung, den Tierarzneimit- tel(TAM)kosten, den Tierarztkosten und dem Gewinn andererseits (I- SOWEAN = von der Pig Improvement Company patentiertes Verfah- ren der altersgruppengetrennten Aufzucht von Schweinen) (BLAHA 1996b)

Um die ökonomische Wirkung von Impfungen (ANONYM 2000) oder biotechnischen Maßnahmen (BILKEY 1996) richtig zu beurteilen, bedarf es nicht allein der Betrach- tung gestiegener Tierarztkosten, sondern es ist deren Effekt auf die Deckungsbeiträ- ge und Gewinne des Betriebes zu analysieren. Daher muss der Tierarzt in der Lage sein, für die von ihm empfohlenen Maßnahmen Kosten-Nutzen-Analysen mit prog- nostizierter Leistungs- und nachfolgender Gewinnsteigerungsrate zu erstellen (BLA- HA 1994).

Natürlich haben auch Änderungen in anderen Managementbereichen entsprechende Auswirkungen auf das Gesundheitsmanagement und die damit verbundenen Veteri- närkosten. Beispielsweise bewiesen REIMANN (1998), PIEPER (1999) und LENT- FÖHR (2001), dass sich in Mastbetrieben infolge Reduzierung der Ferkelherkünfte auf maximal 2 Erzeuger durch Herabsetzung des Erregerdrucks bzw. Einsparung der

Gesundheit Leistung TAM- Kosten

Tierarzt-

kosten Gewinn

(33)

antibiotischen Einstallmetaphylaxe die deutliche Senkung der tierärztlichen Kosten verwirklichen lässt.

2.2.3. Ziele des Gesundheitsmanagements

Aufgrund der derzeitigen wirtschaftlichen Gegebenheiten in der Schweinezucht muss sich ein erfolgsorientiertes Gesundheitsmanagement in Verbindung mit einem effi- zienten Produktionsmanagement die optimale Ausnutzung der potentiellen Repro- duktionsleistung der Sauen (FURCHT 1997, HÖRÜGEL 1999a) unter den vorgege- benen Produktionsbedingungen zum Ziel machen. Um dieses Bemühen in wirtschaft- lichen Erfolg umzumünzen, steht für den Produzenten danach die Aufgabe, vor allem durch Senkung der peri- und postnatalen Verluste die höchstmögliche Anzahl an ge- wichtshomogenen vitalen Ferkeln abzusetzen. Die Verlustminimierung in den 3-5 Wochen, die die Zuchtsauen mit den Würfen im Abferkelstall verbringen, ist dabei ein Faktor mit enormer Hebelwirkung auf den wirtschaftlichen Erfolg (MILLER und DORN 1987, RÖHE und KALM 2000). Die in der eingesehenen Literatur bestätigten Auf- zuchtverluste an Ferkeln belaufen sich zwischen 10 % und zum Teil über 20 % (EICH 1973, WERNER und WÖRNER 1993, BOLLWAHN 1994, SCHWARTING et al. 1996, VON LENGERKEN und WICKE 1997, ZEDDIES et al. 1997, REIMANN 1998, ANONYM 1999, IBEN 2001a, HOY 2003, HOY et al. 2004). Zirka 80 % der gesamten Ferkelverluste sind während der Geburt und den ersten 3 bis 4 Lebensta- gen zu verzeichnen (BILKEI 1996, RÖHE und KALM 2000). Meist haben sie nichtin- fektiöse Ursachen, da sie zu großen Teilen durch geburtshilfliche Probleme oder feh- lende Maturation, Adaptation und Toleranz der Ferkel herbeigeführt werden (STAN- TON und CARROLL 1974, BILKEY 1996, PRANGE 2001b). Allein der Faktor „er- drückte Ferkel“ kann zwischen 36 % bis über 50 % der Verluste ausmachen (KUNZ und ERNST 1987, WERNER und WÖRNER 1993, HOY 2000). Andererseits ist das Merzen untergewichtiger (< 800 g) und missgebildeter Ferkel nach der Geburt biolo- gisch gerechtfertigt, wirtschaftlich sinnvoll und aus Tierschutzgründen angemessen (NEUNDORF und SEIDEL 1977, HÖRÜGEL 1997c; PRANGE 2004, 2005), da sie eine höhere Anfälligkeit gegenüber Erregern von Infektionskrankheiten besitzen, hö- here Erkrankungsquoten aufweisen, weniger Kolostrum aufnehmen und damit einen schlechteren Immunstatus erlangen (HOY 1998).

(34)

SCHWARTING et al. (1996) ermitteln in einer Beispielrechnung, bei der die durch- schnittlichen Ferkelverluste auf Gesamtdeutschland hochrechnet werden, Minderein- nahmen für die Ferkelerzeuger von mindestens 390 Millionen €.

+ 1 aufgezogenes Ferkel

(16-21 aufgezogene Ferkel/Sau u. Jahr)

- 1 % Ferkelverlust + 7,50 - 10,20 € je Sau und Jahr + 1 kg Ferkelverkaufsgewicht

(25-30 kg)

- 1 % Spanferkel + 5,00 - 7,50 € je Sau und Jahr - 2 Tage Zwischenwurfzeit - 10 % Umrauscher + 0,03 Würfe je Sau und Jahr

+ 10,20 - 12,30 € je Sau und Jahr - 1 mal Umrauschen + 46,00 - 51,00 € je Sau und Jahr

+ 0,10 - 0,14 Würfe je Sau und Jahr - 0,06 - 0,10 aufgezogene Ferkel/Wurf

+ 0,9 - 1,2 aufgezogene Ferkel je Sau und Jahr + 25,50 - 43,50 € je Sau und Jahr

- 1 Leertag + 2,30 - 2,55 € je Sau und Jahr - 1 € je dt Sauenfutter + 9,00 - 12,00 € je Sau und Jahr - 1 € je dt Sauenfutter + 5,90 - 9,00 € je Sau und Jahr - 0,10 Futterverwertung/Ferkel + 8,20 - 10,20 € je Sau und Jahr

+ 23,00 - 38,30 € je Sau und Jahr + 1,10 - 2,40 € je Ferkel und Jahr

Einflussfaktoren Grenznutzen

+ 10 % Bestandsergänzung

+ 10,20 - 14,30 € je Sau und Jahr + 38,00 - 41,00 € je Sau und Jahr

bei gleichzeitiger Selektion unproduktiver Sauen/25-50 %

255 € Baukosten je Sauenplatz -

Tabelle 3: Einflussfaktoren der Reproduktionsleistung und deren Grenznutzen (ANONYM 2000)

Die kurative tierärztliche Tätigkeit ist vom Ansatz her gar nicht in der Lage, Leis- tungsdepressionen zu vermeiden, denn beim Notwendigwerden der Kurative ist die Leistungsdepression bereits eingetreten (EICH 1973). Das Resultat sind finanzielle Verluste infolge veterinärmedizinischen Wirkens, Leistungsminderung und Kümmer- wachstum (JAEGER 2000). Tabelle 3 (ANONYM 2000) verdeutlicht, welche finanziel- len Effekte mit einer Verbesserung des Managements in Sauenzuchtbetrieben er- zielbar sind.

(35)

Parallel zur Leistungssteigerung und Verlustminimierung steht für die auch in Zukunft erfolgreichen Schweinezüchter die Aufgabe der Produktion möglichst großer, in Ge- sundheitsstatus, Resistenzlage und Gewicht (28 kg) einheitlich hochwertiger Ferkel- chargen (PLONAIT und GINDELE 1995, BREITSCHUH 1998, LENTFÖHR 2001).

PRANGE (1997, 2005) charakterisiert hierzu den Begriff des definierten Gesund- heits- und Hygienestatus mit folgenden 7 Merkmalen:

1. Seuchenfreisein, stabile Gesundheit, hohes Hygieneniveau, hohe Leistungen - Freisein von Europäischer Schweinepest, Brucellose, Aujeszkyscher Krankheit

u.a.

- geringe Tierverluste und Krankheitsquoten, hohe Leistungen

- komplettes Hygieneregime einschließlich Schwarz-Weiß- und Rein-Raus-Prinzip 2. (klinisches) Freisein von wirtschaftlich bedeutsamen Krankheiten

- Dysenterie - Pleuropneumonie - PIA

- Rhinitis atrophicans - Räude, Läuse

3. Immunprophylaktische Maßnahmen gegen infektiöse Erkrankungen (nach Bedarf) - Rotlauf, Parvovirose, PRRS

- E. coli-, Bordetella bronchoseptica-, Pasteurella multocida A und D-, Mykoplas- men-, Clostridium perfringens D-Infektionen (Cl. p. A als stallspezifische Vakzine) 4. Zurückdrängung („Freisein“) von Salmonellen und Endoparasiten

- Salmonella Enteritidis, Salmonella Typhimurium - Befall von Spulwürmern, Zwergfadenwürmern u.a.

5. Erzeugung von rückstandsfreien Lebensmitteln.

- Senkung des Arzneimittel-Einsatzes

- keine Grenzwertüberschreitung bzw. keine Nachweise von Schwermetallen und Pestiziden im Fleisch

6. Tierartgerechte Aufstallung und Haltung

- Vermeidung von Haltungsschäden (Techno- und Ethopathien) - Beschäftigungsmöglichkeiten für die Tiere

7. Rechtskonformität bezüglich - Tierhaltungs-VO (Tierschutzrecht)

- Schweinehaltungshygiene-VO (Tierseuchenrecht)

- Tierärztlicher Betreuung und Medikamenteneinsatz (Arzneimittelrecht)

Der „Minimal-Disease-Status“ der Tiere steht letztendlich immer im Fokus des Ge- sundheitsmanagements. Denn nur eine hohe Tiergesundheit kann der Garant für

(36)

hohe Leistungen, Wirtschaftlichkeit und sicheren gesundheitlichen Verbraucher- schutz sein (HÖRÜGEL 1995, 1997a, 2000; HÖRÜGEL et al. 1998) und zur Risiko- minimierung in diesem Teil der Lebensmittelkette beitragen (HAXSEN 2004). Vor- rangig ist hierbei die weitere kontrollierte und systematische Zurückdrängung der Zoonosen, also Infektionen wie Tuberkulose, Brucellose, Salmonellose, Campylobac- teriose, Yersiniose, enterohämorrhagischen E. coli (EHEC), Listeriose sowie ver- schiedener Parasitosen zu nennen, die durch kontaminierte Lebensmittel auf dem Menschen übertragbar sind (BLAHA 1997b, 1998, 2001; GROSSKLAUS et al. 1997, ECKERT und HIEPE 1998, PRANGE und HÖRÜGEL 2002). Gleichzeitig fordern die Verbraucher in steigendem Maße die Minimierung des Medikamenten-, insbesondere des Antibiotikaeinsatzes und die Rückstandsfreiheit hinsichtlich bedenklicher chemi- scher Kontaminanten, wie z.B. Schwermetallen und Pestiziden, ein (PRANGE und LESCH 1998, ECKERT und HIEPE 1998, HOY und BORELL 2002).

Die Ziele des Gesundheitsmanagements, bei deren Erfüllung die bereits genannten und vom Landwirt und Tierarzt gewünschten Effekte eintreten, werden von PRANGE (1996) wie folgt formuliert:

1. Stärkung der Belastbarkeit und Widerstandskraft der Tiere 2. Minimierung von Erregerdruck und anderen Umweltbelastungen

3. vorbeugende Medikation (Immunprophylaxe, Parasitenbekämpfung) anstelle ei- ner umfangreichen Metaphylaxe und Therapie

4. laufende Bestandsdiagnostik mit Beobachtung der Leistungen und Kosten, des Erreger- und Parasitenspektrums sowie der Resistenzlage und Titerbewegungen spezieller Krankheiten.

2.2.4. Die Rolle des Tierarztes

Infolge des Strukturwandels der Landwirtschaft in den letzten 4 Dekaden und den geänderten gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und gesundheitlichen Voraussetzun- gen hat sich das Tätigkeitsspektrum des praktizierenden Tierarztes von der vorwie- genden kurativen Behandlung des Einzeltieres über zunehmend prophylaktische Maßnahmen am größer gewordenen Nutztierbestand hin zur komplexen tiergesund- heitlichen Bestandsbetreuung entwickelt (PRANGE 2004). Deshalb steht nicht mehr

(37)

die Heilmittelabgabe im Mittelpunkt der tierärztlichen Praxis, sondern die qualifizierte Beratungstätigkeit (WELP 1996). Um die nötige Zeit dafür zu gewinnen, ist es laut EICH (1973) notwendig, innerhalb von Betreuungsverträgen die Mehrzahl der tier- ärztlichen Verrichtungen an den Tierhalter zu delegieren. In den Publikationen von NIGGEMEYER (2001), JOHANNSEN (2002) und PRANGE (2004) wird dieses Vor- gehen am Beispiel der dänischen Schweineproduktion bestätigt.

Der Tierarzt in der intensiven Schweinehaltung wird im Zuge einer solchen Entwick- lung mehr und mehr zum Wirtschaftspartner des Landwirtes, da ihn dieser als wichti- gen Produktionsfaktor benötigt (BLAHA und BLAHA 1995, JAEGER 2000). LÜDEKE und BECKER (2002) verstehen tierärztliche Leistungen als Teil der Produktqualität und daraufhin fordern sie seitens der Tierärzte eine stärkere Identifikation mit dem Produkt.

BILKEI (1996) sieht im Gegensatz zu WELP (1996) den Tierarzt weiterhin als Dienstleistungsverrichter für Agrarproduzenten, der aber aufgrund seiner naturwis- senschaftlichen Denkweise eine maßgebliche Rolle in der intensiven Schweinepro- duktion erringen kann. Damit verbunden sind die Einführung und Durchsetzung der Richtlinien der „Guten Veterinärpraxis“ (BLAHA 1998, PRANGE 2001c). Vorausset- zung dafür sind besonderes Fachwissen im sehr komplexen Bereich des Gesund- heitsmanagements bei Schweinen sowie die regelmäßige Teilnahme an Fortbil- dungsveranstaltungen, um seinen Wissensstand stets auf aktuellem Niveau zu hal- ten (§ 7 (2) 2 Sch HaltHygV, BLAHA 1997a, CASURA 1997, JAEGER 2000, LÜDE- KE und BECKER 2002, PRANGE 2001c, 2004). IBEN (2001a) erkennt im Tierarzt sogar den gegebenen Partner des Landwirtes zur Durchsetzung eines Qualitätssi- cherungssystems und nachfolgend einer Zertifizierung nach DIN EN ISO 9002.

Letztendlich wird sich die tierärztliche Praxisstruktur unter der beschrieben Entwick- lung weiter vom „Einzelkämpfer“ mit Allroundtätigkeit zur spezialisierten Mehrperso- nenpraxis wandeln (BLAHA und BLAHA 1995).

(38)

2.3. Datenmanagement und wichtige Kenngrößen

Dokumentation ist eine Grundvoraussetzung der Qualitätssicherung zur Erzeugung gesunder Tiere und somit unverzichtbar, da diese zunehmend auch in die Urproduk- tion der Lebensmittelindustrie, sprich die Landwirtschaft, Einzug hält (IBEN 2001a).

Mit wachsendem Konzentrationsgrad und Spezialisierung ist ein steigender Aufwand hierfür festzustellen (NEUNDORF und SEIDEL 1977, PRANGE 2004). So kann nur anhand systematischer Auswertungen die Bedeutung spezieller Einflussfaktoren auf die Produktion bewertet (PETERSEN et al. 1987, PRANGE 2004) und der Erfolg ge- sundheitlicher Maßnahmen beziffert werden (KERN und SCHULZ 1997, GOTT- SCHALK 1998).

Zur Analyse gesundheitlicher Bestandsprobleme ist es notwendig, eine zeitnahe Da- tenerfassung und -auswertung durchzuführen (WERNER und WÖRNER 1993, CA- SURA 1997). Das Mindestmaß an Dokumentation in Schweinezuchtbetrieben, wel- ches aber einem erfolgsorientierten Landwirt bei weitem nicht ausreicht, ist im § 9 (1) der Verordnung über hygienische Anforderungen beim Halten von Schweinen (Sch HaltHygV) festgeschrieben. BLAHA und BLAHA (1995) bezeichnen die permanente Datenerfassung als das Kernstück der präventiven Bestandsbetreuung und fordern mindestens die Berücksichtigung folgender Bereiche:

- Morbidität und Mortalität

- postmortale Befunde (von Sektionen und Schlachthof) - Ergebnisse von Laboruntersuchungen und

- Leistungsparameter des Bestandes.

Neben den Abgängen durch Krankheiten, vor allem bei Häufung, sind zusätzlich die eingeleiteten Gegenmaßnahmen mit Datum zu dokumentieren (REIMANN 1998), damit der Tierarzt über den Verlauf und Behandlungserfolge bescheid weiß (BLAHA 1996a, IBEN 2001b, SCHÄFFER et. al. 1999).

Sowohl die Managementverantwortlichen eines Betriebes als auch der betreuende Tierarzt sind auf aktuelle und periodische Übersichten zu allen gesundheits- und produktionsrelevanten Parametern angewiesen. Diese sind regelmäßig, nach Grup- pendurchlauf, je Quartal, am Monatsende oder wöchentlich für die verschiedenen Haltungsstufen und Produktionsbereiche anhand geeigneter Kennziffern durchzufüh- ren (LAMPE 1995, PRANGE 2004).

(39)

Zur Einschätzung des Leistungsstandes in einem Schweinezuchtbetrieb schlägt I- BEN (2001c) den in Tabelle 4 aufgeführten Benotungsschlüssel vor.

Note 5 4 3 2 1

Merkmal von… bis …bis …bis …bis …bis

Würfe/Sau/Jahr 1,63 2,13 2,19 2,23 2,29 2,45

abgesetzte Ferkel/Sau/Jahr 13,8 18,7 19,6 20,5 21,6 24,6 Leistungstage/Wurf 165,4 153,6 151,0 149,3 147,7 143,4

Verlusttage/Wurf 68,3 20,3 15,5 12,4 9,4 4,2

Absetz-Beleg-Tage/Wurf 15,6 7,8 6,9 6,3 5,6 4,0

lebend geborene Ferkel/Wurf 8,5 10,1 10,5 10,7 11,0 12,6 lebend geborene Ferkel/Wurf AS 8,7 10,4 10,8 11,0 11,3 13,3 Saugferkelverluste in % 26,7 18,5 16,0 14,3 11,9 3,3

abgesetzte Ferkel/Wurf 7,1 8,6 8,9 9,2 9,6 10,7

Tabelle 4: Benotungsschlüssel für Leistungsparameter in der Sauenhaltung (IBEN 2001c)

2.3.1. Datengewinnung

Die Grunddaten sollen möglichst einfach und schnell zu erheben und zu dokumentie- ren sein. PRANGE (2004) weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass die Ge- nauigkeit der Datenerfassung über deren späteren Informationsgehalt entscheidet.

Um deren Vollständigkeit und Vergleichbarkeit zu gewährleisten, sind die Primärda- ten auf entsprechend entworfenen Formularen zu fixieren (BLAHA und BLAHA 1995).

Während der Zeit im Abferkelstall hat es sich bewährt, die erfassten Werte, wie Ab- ferkelergebnis (besonders auch Anzahl Mumien, Totgeburten, Abgangsursachen, ggf. auch Geburtsgewichte), Erkrankungen und Behandlungen in der jeweiligen Sau- enkarte zu vermerken (SCHÄFFER et. al. 1999, PRANGE 2001b, PRANGE 2004).

Gerade die systematische Dokumentation der Erkrankungs- und Abgangsursachen als auch der Ergebnisse von Sektionen mit den entsprechenden Nachfolgeuntersu- chungen wird von einer breiten Autorenschaft als Basis für die ätiologische Abklärung von Erkrankungsfällen angesehen (PRANGE 1971, 1978, 2001c, 2004, PRANGE et al. 1972a, WERNER und WÖRNER 1993, SCHÄFFER et. al. 1999, BRANDT 2002).

(40)

Für die Erhebung zusätzlicher Informationen, die zur Einschätzung verschiedener Produktionsfaktoren notwendig sind, wird die Nutzung entsprechend ausgearbeiteter Checklisten empfohlen (KOSZTOLICH 1970, BLAHA 1996a, IBEN 2001c, HÖRÜ- GEL 2001, PLONAIT 2001, PRANGE 2004).

2.3.2. Aufarbeitung der Daten

Die Aufarbeitung der Daten mittels Computertechnik erfolgt sinnvollerweise im land- wirtschaftlichen Betrieb, da sie dort anfallen und auch zur Unterstützung der Be- triebsführung genutzt werden können (WERNER und WÖRNER 1993). Vornehmlich verwenden die Landwirte dazu sogenannte „Sauenplaner“, eine Software, die sowohl eine breite Palette an Auswertungen entsprechender Daten als auch die langfristige zeitliche Planung aller notwendigen Maßnahmen im Bestand anbietet. Teilweise werden die Betriebe dabei auch von den Zuchtverbänden bzw. Erzeugergemein- schaften unterstützt. Die Nutzung von Computertechnik ist aber nur bei kontinuierli- cher Datenerfassung sinnvoll, da lücken- und fehlerhafte Eintragungen die Auswer- tungen beeinträchtigen (SCHÄFFER et. al. 1999).

PRANGE (1997) formuliert die Ansprüche, die die aktuelle Schweinezucht an moder- ne Auswertungsprogramme stellt. Danach sollten sie Leistungs-, Fortpflanzungs- und Gesundheitsparameter, dazu gegebenenfalls Informationen zur Ökonomie und Um- welt so darlegen, dass

- die Daten dem Informationsziel folgend zeitnah, periodisch oder im Bedarfsfall als Grundlage für weitere Entscheidungen verfügbar sind,

- Soll-Istwert-Vergleiche für Leistungen, Fortpflanzungs- und Gesundheitsdaten die Grenzwertüberschreitungen anzeigen

- gruppenbezogene Termine für diagnostische und prophylaktische Tätigkeiten als Teil der Arbeitorganisation angezeigt werden und

- eine hohe Variabilität der Auswertungen und Datenkombinationen möglich ist (Gruppen, Monate, Jahre, Jahreszeiten, Ställe, Rassen, Wurfzahlen, Eber, Tier- pfleger u.a.)

(41)

2.3.3. Daten und Parameter als Grundlage der Produktionsgestaltung

Die Erfassung und Bewertung von Leistungs-, Gesundheits- und Umweltdaten gehört zur betrieblichen Selbstkontrolle (PRANGE 2004). Durch die Nutzung eines potenten Datenmanagements, welches auch detaillierte Auswertungen erstellen kann, verfü- gen der Ferkelzüchter und auch der betreuende Tierarzt über ein effizientes Früh- warnsystem, welches Erfolge und Probleme reflektiert. Erst dadurch ist eine solide tierärztliche Bestandsbetreuung realisierbar (VON MICKWITZ 1993). Werden in die- se Auswertungen entsprechende Soll-, Grenz-, Schwellen- bzw. Referenzwerte als Vergleichsindices integriert, erhält man eine fundierte Entscheidungsgrundlage, die gleichzeitig die Aufdeckung und Analyse von Schwachstellen im Produktionsprozess ermöglicht (PETERSEN 1984, GIESEN und HEVELLING 1987, REIMANN 1998, JAEGER 2000, BRANDT 2002). Mit der zusätzlichen Einbeziehung der Produktions- kosten lässt sich zudem eine Aussage zur Rentabilität der Produktion treffen (BIL- KEY 1996).

2.4. Formen tierärztlicher Betreuung

Darüber, dass in der modernen Schweinehaltung die traditionelle kurative tierärztli- che Praxis, die maßgeblich auf der Therapie von bereits entstandenen Erkrankungen basiert, ausgedient hat, ist man sich in der breiten Palette jüngerer Publikationen zu diesem Thema einig. Im Zuge der Erlassung tierseuchenrechtlicher Neuerungen (Schweinehaltungshygieneverordnung - Sch HaltHygV), geänderter Rahmenbedin- gungen in der Landwirtschaft und gestiegener Anforderungen an den gesundheitli- chen Verbraucherschutz haben sich das Berufsbild des praktischen Tierarztes und somit auch die Verfahrensweisen tierärztlicher Betreuung entscheidend gewandelt (JAEGER 2000). Als Konsequenz gewinnen fachkompetente Beratung, gezieltes prophylaktisches Wirken, umfangreiche Diagnostik und Qualitätssicherung im Rah- men einer Integrierten Bestandsbetreuung immer mehr an Bedeutung. Die präventive Betreuung von Schweinebeständen ist dazu in durchgängige vertikale und horizonta- le Qualitätssicherungssysteme durch mehr oder weniger feste Verträge und ständi- gen Informationsaustausch mit den vor- und nachgelagerten Produktionsstufen ein- schließlich des Schlachtbetriebes eingebunden (BLAHA 1995, 1996a, 1996b, 2001;

(42)

Mensch

allgemeine Infektionsprophylaxe Maßnahmen gegen

Erregereinschleppung

- Quarantäne

- Gesundheit einzustallen- der Tiere

- Schwarz-Weiß-Prinzip - Standortwahl

- Standortzonenbedingun- gen

- Schadnagerbekämpfung

Maßnahmen gegen Erregerausbreitung

- Rein-Raus-Belegung - Ordnung und Sauberkeit - Geburts- und Aufzucht-

hygiene

- Tierkörper-, Abproduktbe- seitigung

- Isolierung erkrankter Tiere

- [Vakzination gegen Tierseuchen]

spezielle Infektions- prophylaxe

- Vakzination gegen infekti- öse Faktorenkrankheiten

- Produktionsmanagement - Umweltgestaltung

Stärkung der Wider- standskraft

- Konstitutionspflege u. Se- lektion auf Belastbarkeit - Fütterungshygiene

- Diagnostik an lebenden

und toten Tieren Gesundheitsfürsorge - medikamentelle Prophyla- xe, Metaphylaxe, Therapie Abbildung 5: Gesamtkonzept der tierärztlichen Bestandsbetreuung von Schweine-

haltungen (PRANGE 2004, 2005)

BLAHA und BLAHA 1995). Sie unterscheidet sich gemäß dieser beiden Autoren in 5 wesentlichen Punkten von der konventionellen tierärztlichen Praxis:

- Orientierung auf die Tiergesundheit des Bestandes statt auf die Krankheit des Einzeltieres.

- Der Tierarzt wird vom Landwirt als Produktionsfaktor benötigt statt als lästiger Kostenfaktor empfunden, ist also Wirtschaftspartner statt Wirtschaftskonkurrent.

- Regelmäßige Bestandsbesuche werden nach Plan durchgeführt statt der sporadi- schen Tätigkeit auf Abruf.

- Vergütet wird die tierärztliche Leistung statt der Menge der eingesetzten Medika- mente.

- Spezialisierung in Mehrpersonenpraxen statt Allroundtätigkeit als „Einzelkämpfer“.

Auch andere Autoren stimmen der Notwendigkeit der „Integrierten Bestandsbetreu- ung“, die häufig auch als „präventive tierärztliche Bestandsbetreuung“ bezeichnet wird, zu und teilen die von BLAHA und BLAHA (1995) publizierte Auffassung mit ent-

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