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Archiv "Arzneimittelversorgung: Es hakt an der Schnittstelle" (02.05.2008)

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A932 Deutsches ÄrzteblattJg. 105Heft 182. Mai 2008

P O L I T I K

S

ie sind nicht die Ersten, die sich des Problems angenom- men haben. Doch sie sind die Ersten, deren Erfolg durch eine Diplomar- beit belegt wird. Im nordrhein-west- fälischen Remscheid haben sich niedergelassene Ärztinnen und Ärz- te mit den Kolleginnen und Kolle- gen am dortigen Sana-Klinikum zu- sammengefunden, um die Schnitt- stellenprobleme in der Arzneimit- telversorgung beim Übergang vom Krankenhaus in die ambulante Ver- sorgung zu lösen. Hintergrund ist ei- ne strategische Kooperation, die die Kassenärztliche Bundesvereinigung und die Sana-Kliniken im Dezember 2005 geschlossen haben. Die Part- ner vereinbarten unter anderem, Arzneiverordnungen zwischen dem ambulanten und stationären Sektor besser abzustimmen.

Problematisch ist das unterschiedliche Preisniveau

Häufig werden Patienten im Kran- kenhaus auf Medikamente einge- stellt, die der niedergelassene Arzt nach der Entlassung nicht weiter verordnet. Grund dafür ist meist das unterschiedliche Preisniveau in den öffentlichen und den Krankenhaus- apotheken. So können die Tages- therapiekosten, die im Kranken- haus bei fünf Cent liegen, im nie- dergelassenen Bereich für das iden- tische Präparat mit 72 Cent zu Bu- che schlagen, wie Heike Krämer in ihrer Diplomarbeit* am Beispiel Remscheid ermittelt hat. Der des- halb notwendige Therapiewechsel kann wiederum die Compliance der

Patienten beeinträchtigen. Zudem kostet er den Arzt Zeit und damit Geld. Die Leistungserbringer soll- ten aus eigenem Antrieb zusam- menarbeiten, um diese Defizite zu reduzieren, lautet die Analyse von Krämer.

Therapiefreiheit soll gewahrt bleiben

In Remscheid fand die erste Sitzung einer gemeinsamen Arzneimittel- kommission, in der niedergelassene Ärzte und Mitarbeiter des Kranken- hauses vertreten waren, im Dezem- ber 2006 statt. Man verständigte sich auf die Einrichtung einer Ar- beitsgruppe, die für die medikamen- tenintensivsten Bereiche eine ein- heitliche Wirkstoffliste erarbeiten sollte. „Dabei sollte die Thera- piefreiheit aber gewahrt bleiben“, betont der Leiter der Krankenhaus- apotheke am Sana-Klinikum Rem- scheid, Hans-Peter Geiger. „Wir ha- ben uns auf Wirkstoffe geeinigt.

Welches Präparat der Patient erhält, bestimmt nach wie vor der Arzt.“

Die Arbeitsgruppe, der drei nie- dergelassene, vier Krankenhausärz- te und Geiger angehörten, befasste sich mit fünf Arzneimittelgruppen:

kardiologische Präparate, Schild- drüsen- und Osteoporosepräparate, Analgetika, Insuline und andere Diabetika sowie Antibiotika. Für die Gruppe der Betarezeptoren- blocker einigte man sich beispiels- weise auf den Wirkstoff Bisoprolol.

Als Alternative steht Carvedilol auf der gemeinsamen Liste. Bei den ACE-Hemmern soll Ramipril ver- ordnet werden. Als Alternative gilt Benazepril.

„Das gegenseitige Vertrauen ist gewachsen“, sagt Krankenhausapo- theker Geiger über die gemeinsame Arbeit. Darüber hinaus habe sich

unter dem Einfluss der niedergelas- senen Ärzte aber auch das Verord- nungsverhalten der Krankenhaus- ärzte stark verändert.

Das wissenschaftliche Urteil fällt ähnlich positiv aus. Krämer hatte zwischen September 2006 und Mai 2007 die Fälle von 226 Patienten der kardiologischen Abteilung des Sana- Klinikums analysiert. Sie kommt zu dem Schluss, dass durch die ge- meinsame Wirkstoffliste im ambu- lanten Versorgungsbereich Einspa- rungen erzielt werden konnten.

Doch die Wissenschaftlerin schlägt auch kritische Töne an. Die Unter- suchung belege, dass die Zusam- menarbeit zwischen dem ambulan- ten und dem stationären Sektor in der Kardiologie „bei Weitem noch nicht optimal“ sei. Krämer kritisiert insbesondere, dass nur acht Prozent der Patienten einen Medikamenten- pass besaßen, der dem Kranken- hausarzt zum Zeitpunkt der Aufnah- me deren Medikation auflistete. 81 Prozent der Patienten gaben bei der stationären Aufnahme selbst Aus- kunft über ihre Medikamente. Dabei war unter anderem von blauen, gel- ben und grünen Tabletten die Rede.

Initiative muss von Ärzten vor Ort ausgehen

Das Problem des Medikamenten- passes ist noch immer ungelöst, wie Krankenhausapotheker Geiger ein- räumt. Doch er hofft, dass zumin- dest die gemeinsamen Sitzungen weitergehen. „Wenn sich die Ar- beitsgruppe einmal im Jahr trifft, ist das schon ein Erfolg“, sagt Bern- hard Brautmeier, Hauptgeschäfts- führer der Kassenärztlichen Vereini- gung Nordrhein, die das Projekt in Remscheid angestoßen hat. Umfra- gen belegten, dass die niedergelas- senen Ärzte inzwischen seltener die Medikation ihrer Patienten umstellen müssten. „Natürlich ist es schwie- rig, eingefahrene Gewohnheiten zu ändern“, räumt auch Brautmeier ein. Dennoch hofft er, dass andere dem Beispiel aus Remscheid folgen.

„Die Initiative muss von den Ärztin- nen und Ärzten vor Ort ausgehen.

Sie müssen den Kontakt zu den Krankenhäusern aufnehmen. So et- was kann man nicht verordnen.“ I Heike Korzilius

ARZNEIMITTELVERSORGUNG

Es hakt an der Schnittstelle

Der Wechsel der Versorgungsebene geht häufig mit einem Wechsel der Medikation einher. Dem wollen niedergelassene und Krankenhausärzte in Remscheid durch eine gemeinsame

Wirkstoffliste entgegenwirken.

* Heike Ursula Krämer, Verbesserung der Zusammenarbeit des ambulanten und stationären Bereichs hinsichtlich der Arzneimittelversorgung am Beispiel Remscheid, Diplomarbeit an der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Univer- sität zu Köln im Fach „Gesundheitökonomische Entscheidungsverfahren“, 2007.

Die Arbeit kann bei der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein, Tersteegenstraße 9, 40474 Düsseldorf, E-Mail: kvno.hauptstelle@kvno.de, angefordert werden.

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