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Vielschichtig: Psychosomatik – die Beziehungen zwischen Körper und Seele

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April/Mai 2007

Info

Vielschichtig

Psychosomatik – die Beziehungen zwischen Körper und Seele

Weitere Themen

Erster Spatenstich: Zentrum für Herz- und Stammzellforschung

Eingeweiht: Modernstes Brandverletztenzentrum Deutschlands

Patientenuniversität: Medizin für Laien

(2)

Die MHH Info-Redaktion:

Bettina Bandel und Kristina Weidelhofer (von links).

3

Körper und Seele – eine vielschichtige Einheit

MHHInfo April/Mai 2007 Editorial

Jahres in der Sternschnuppen-Gruppe betreut werden. Die Be- schäftigten der KiTa reagierten mit der neuen Krabbelgruppe auf die zahlreichen Nachfragen von jungen Eltern, die in der MHH arbeiten – die Warteliste für Krippenplätze war sehr lang (Seite 11).

Die vierte Lunge erhielt ein und derselbe Patient in der MHH-Abteilung Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie – es war eine weltweit einmalige Transplantation (Seite 30). Die 1000. Leber transplantierten MHH-Chirurgen der Abteilung Viszeral- und Transplantationschirurgie unter der Leitung von Professor Dr.

Jürgen Klempnauer (Seite 28).

Wir wünschen Ihnen eine interessante und abwechslungs- reiche Lektüre. Wenn Sie Fragen, Anregungen oder Informa- tionen für uns haben – bitte mailen Sie uns oder rufen Sie an:

bandel.bettina@mh-hannover.de,Telefon: (0511) 532-4046 oder weidelhofer.kristina@mh-hannover.de,Telefon: (0511) 532-5626 Kristina Weidelhofer und Bettina Bandel

Körper und Seele bilden eine untrennbare Einheit: Ebenso wie Gefühle und Gedanken die leibliche Gesundheit beeinflussen, können körperliche Krankheiten die Psyche beherrschen. Das dieses Beziehungsgeflecht sehr vielschichtig ist, lesen Sie in unserem Titelthema ab Seite 13.

Zweierlei sind Mensch und Mikrobe – das scheint offensicht- lich zu sein. Dass dem nicht ganz so ist, bewiesen Forscherinnen und Forscher: Schon die ersten Menschen, die vor 60.000 Jah- ren von Afrika aus die Welt besiedelten, waren mit der Mikrobe infiziert, die auch heute noch mehr als die Hälfte der Weltbe- völkerung hat. Es handelt sich um ein Bakterium, das Magen- geschwüre und -krebs auslösen kann. Lesen Sie mehr darüber auf Seite 37. Nicht um Magen-, sondern um Herzkrankheiten drehte sich der Tag der Gesundheitsforschung – dieses Thema interessierte die rund 2.500 Besucher, die an diesem Tag der offenen Tür in die MHH kamen (Seite 29).

Ob es einen dritten Weiterbildungskurs »Aktiv in der Lehre«

geben wird, darüber entscheidet die Nachfrage. Für die »Pio- niere« des ersten Kursus, die im Februar nach zwei Jahren ihre berufsbegleitende Weiterbildung beendet haben, steht fest, dass er sich lohnt. Das Erlernen neuer Lehrmethoden ermög- lichte ihnen, den Unterricht noch interessanter und abwechs- lungsreicher zu gestalten und sie haben nun mehr Sicherheit und Spaß beim Unterrichten (ab Seite 24).

Noch keine drei Jahre alt sind die zwölf Kinder, die von Mitarbeiterinnen der MHH-Kindertagesstätte seit Beginn des

Professor Dr. Fitz Hartmann, der »geistige Vater« der MHH, starb am 10. Februar 2007 im Alter von 86 Jahren. Er war der erste gewählte Rektor und hat die Hochschule maßgeblich geprägt. Am 6. Juni 2007 findet eine akademische Trauerfeier zu seinem Tode in der MHH statt.

Lesen Sie einen Nachruf ab Seite 46.

(3)

Aktuelles

6 Das Präsidium informiert

7 Erster Spatenstich für neues Forschungszentrum

8 Patientenuniversität – Medizin für Laien verständlich erklärt Umfrage: Was erwarten Sie von der Patientenuniversität?

9 MHH will leistungsstarke Beschäftigte mit Prämien belohnen 10 »Raucherpoints« zum Schutz von Nichtrauchern

11 KiTa eröffnet vierte Gruppe für die Kleinsten Kurzmeldungen

Titel

13 Psychosomatik: Ein Excurs zum Thema Körper und Seele 14 Nachgefragt bei Professor Dr. Harald Gündel, Leiter der

MHH-Abteilung Psychosomatik und Psychotherapie 16 Glossar psychosomatischer Krankheiten und Begriffe

18 Patientengeschichte: Psychosomatische Beratung rund um eine Transplantation

19 Die Piso-Studie: Wie helfen psychosomatisch Therapien chronisch Kranken?

20 Fachbegriffe aus dem Titelthema

Alumni-Fotoalbum: Professor Dr. Gerhard Schmid-Ott 21 Wir stellen uns vor: Die psychosomatisch-

psychotherapeutische Station 60

Studium, Lehre und Weiterbildung

22 Erstmals promovierten Studierende der Infektionsbiologie Neue AStA-Mitglieder gewählt

23 Die Lehrkrankenhäuser der MHH stellen sich vor:

Das Friederikenstift

24 Erfolgreich: Die Weiterbildung »Aktiv in der Lehre«

25 Kurzmeldungen 13Psychosomatik: Schlaflosigkeit kann Folge eines Traumas sein.

Herausgeber:

Das Präsidium der

Medizinischen Hochschule Hannover (MHH).

Der Inhalt namentlich gekennzeichneter Beiträge unterliegt nicht der Verantwortung der Heraus- geber und der Redaktion. Abdruck honorarfrei.

Redaktion:

Stefan Zorn (stz), verantwortlich, Bettina Bandel (bb), Kristina Weidelhofer (ina), Simone Corpus (sc), Ursula Lappe (la), Eva Satzke (sz), Bodo Kremmin (Fotos) An der Ausgabe wirkte weiterhin mit:

Svenja Laske (sml), Constanze Warnecke (co) und Kim Roxana Bosse (krb).

Gestaltung, Satz und Reinzeichnung:

QART Büro für Gestaltung Stresemannstraße 375, 22761 Hamburg Telefon: (040) 412 613-11 www.qart.de Anzeigen:

Bredehöft & Wittwer GbR Gutsweg 9, 90547 Stein

Telefon: (0911) 6438528, Fax: (0911) 6438529 E-Mail: info@betw.de, www.betw.de

Auflage: 7.000 Stück

Gedruckt auf 100-prozentigem Recycling-Papier.

Druck:

Sponholtz Druckerei GmbH & Co. Betriebs KG Heinrich-Hertz-Straße 21, 30966 Hemmingen Telefon: (0511) 47 32 06-0

www.sponholtz-druck.de E-Mail: info@sponholtz-druck.de Fotos:

Rainer Dröse (5,9), PD Dr. Christine Josenhans (37), Oliver Vosshage (51), DAK (4, 16, 17), Bodo Kremmin (Titel, 5, 6, 7, 8, 10, 11, 12, 15, 18, 19, 21, 22, 25, 26, 28, 29, 30, 31, 32, 33, 34, 43, 44, 45, 47, 48, 49, 50, 51, 53, 54), Bettina Bandel (8, 17, 34), Kristina Weidelhofer (16, 47), Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der MHH. Alle anderen Fotos privat oder aus den Abteilungen.

Anschrift der Redaktion:

Medizinische Hochschule Hannover Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Stefan Zorn, Bettina Bandel und Kristina Weidelhofer

Carl-Neuberg-Straße 1, 30625 Hannover Telefon: (0511) 532-5626 oder 532-4046 Fax: (0511) 532-3852

E-Mail: bandel.bettina@mh-hannover.de weidelhofer.kristina@mh-hannover.de Das nächste MHH Info erscheint voraussichtlich Mitte Juni 2007.

Redaktionsschluss ist der 7. Mai 2007.

ISSN 1619-201X

Impressum

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10Feuerwerk der Ideen 29Tag der Gesundheitsforschung 46Gestorben: Professor Hartmann 54Teddybärkrankenhaus

Klinik

26 MHH weihte modernstes Brandverletztenzentrum Deutschlands ein

Kurzmeldungen

27 MHH-Abteilung Mund-, Kiefer und Gesichtschirurgie hat neues OP-Zentrum

28 MHH-Chirurgen transplantierten die 1000. Leber Alumni-Fotoalbum: Dr. Jan L. Hülsemann und Dr. Claudia Hülsemann

29 Tag der Gesundheitsforschung Kurzmeldungen

30 Weltweit einmalige Transplantation: Ein Patient erhielt die vierte Lunge

MHH untersucht Asthma bei Kindern

31 Der Gesundheitstipp: Hygienische Händedesinfektion 32 MHH-Geschäftsführung Krankenpflege bietet

sieben Fachweiterbildungen

33 Werder-Stürmer Ivan Klasnic hat eine neue Niere

34 Rente mit 67: Bundestagsabgeordnete zu Besuch in der MHH

Forschung

36 Mechanismen der schwangerschaftsbedingten Herzschwäche entdeckt

37 Parallelen zwischen Mensch und Mikrobe 38 Drittmittel

Medien von MHH-Autoren

Veranstaltungen und Termine

40 Vorschau auf Kongresse, Symposien und Tagungen

Namen und Nachrichten 42 Personalien

43 Feier zum 25-jährigen Dienstjubiläum Dienstjubiläen

44 Ehrungen, Auszeichnungen, in Gremien gewählt 45 Examen erfolgreich bestanden

46 Professor Dr. Fritz Hartmann starb im Alter von 86 Jahren 48 Im Ruhestand: Professor Dr. Henning Zeidler,

Professor Dr. Wolf-Rüdiger Külpmann,

Professor Dr. Axel Gehrke, Professor Dr. Hartmut Becker 50 Dr. Peter Bastiaan verlässt die MHH

Alumni-Fotoalbum: Brigitte Fehling

Vermischtes

51 Hannover 96 unterstützt die MHH Vernissage der MHH-KiTa 52 Wir stellen uns vor: Der MHH Chor

Kurzmeldungen

53 Gesundheitsförderung in Südafrika Meine Welt im Schrank: Beate Gaulke 54 Rotary-Clubs trafen sich in der MHH

Der Verein Kinderherz Hannover erhielt Spende Teddybärkrankenhaus

Inhalt MHHInfo April/Mai 2007

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Das Präsidium informiert

1 2 3

1 Professor Dr. Dieter Bitter-Suermann

Präsident, Präsidiumsmitglied für Forschung und Lehre 2 Dr. Andreas Tecklenburg

Präsidiumsmitglied für Krankenversorgung

3 Dipl.-Ök. Holger BaumannPräsidiumsmitglied für Wirtschaftsführung und Administration

Sommerfest 2007

Bis auf den heftigen Regen, der am frühen Abend einsetzte und die Feier sozusagen »sprengte«, konnten wir am 1. Juli 2005 ein gelungenes Sommerfest feiern. Weil es ein so großer Erfolg war, hat sich erneut ein Organisationsteam aus verschiedenen Bereichen der MHH zusammen getan, um auch in diesem Jahr ein Sommerfest auf die Beine zu stellen. Am Freitag, den 29. Juli 2007, ist es soweit. Ab 12 Uhr wollen wir entlang der Carl-Neuberg-Straße und auf den Rasenflächen vor den Gebäu- den I3, I4 und I6 ein Fest von Beschäftigten und Studierenden für Groß und Klein aus der MHH veranstalten. Stände mit Informationen oder kulinarischen Köstlichkeiten, Führungen, Aktionen, Spiele und viel Musik werden das Programm füllen.

Und es wird wieder Bratwürste geben – frisch gegrillt von den Präsidiumsmitgliedern. Das ganze dient auch einem guten Zweck: der Reinerlös kommt der Kinderbetreuung der MHH- Beschäftigten und -Studierenden zugute.

Bitte machen Sie mit, damit es wieder ein großartiges Fest wird.

Und drücken wir alle die Daumen, dass an diesem Tag die Sonne sich von ihrer allerbesten Seite zeigt.

Abteilungsleitungen

Physikalische Medizin und Rehabilitation, Balneologie und Medizinische Klimatologie

Herrn Professor Dr. Christoph Gutenbrunner wurde mit Wirkung vom 1.April 2007 die Leitung der Abteilung Physikalische Medi- zin und Rehabilitation, Balneologie und Medizinische Klimato- logie übertragen, nachdem der bisherige Leiter, Herr Professor Dr. Dr. Axel Gehrke, zum 31. März 2007 ausgeschieden ist.

Klinische Immunologie und Rheumatologie

Mit dem Ausscheiden von Herrn Professor Dr. Henning Zeidler, Abteilung Rheumatologie, zum 31. März 2007 wurden entspre- chend der Beschlussfassung des Senats aus dem Jahr 2004 die Abteilungen Rheumatologie und Klinische Immunologie zusam- mengelegt. Die Leitung der neuen Abteilung Klinische Immu- nologie und Rheumatologie übernahm zum 1. April 2007 Herr Professor Dr. Reinhold E. Schmidt.

Almuth Plumeier

Kontakt:

Almuth Plumeier Referentin des Präsidiums OE 9010

Telefon: (0511) 532-6005 Fax: (0511) 532-6008

E-Mail: plumeier.almuth@mh-hannover.de

Aktuelles MHHInfo April/Mai 2007

(bb) Das MHH-Präsidium lädt alle Beschäftigten zu Sprechstunden ein.

Am Mittwoch, 6. Juni 2007, ist Professor Dr. Dieter Bitter-Suermann zu sprechen. Am Dienstag, 12. Juni 2007, bietet Dr. Andreas Tecklenburg eine Sprechstunde an und am Mittwoch, 13. Juni 2007 nimmt sich Holger Baumann für die Beschäftigten Zeit. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Die Präsidiumsmitglieder sind in ihren Dienstzimmern an- zutreffen. Die Sprechzeiten sind jeweils von 10 bis 11 Uhr, sie gelten als Arbeitszeit.

Sprechstunde der Präsidiumsmitglieder

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(ina/sc) Mit einem ersten Spatenstich hat am 23. März 2007 der Bau eines neuen Forschungszentrums für regenerative Medizin auf dem MHH-Campus begonnen. In dem Gebäude, das im Som- mer 2008 fertig gestellt sein soll, werden die Wissenschaftler und weitere Partnerinstitute untergebracht, die im vergangenen Jahr bei der Exzellenzinitiative von Bund und Land mit dem Projekt Rebirth (»From Regenerative Biology to Reconstructive Therapy«) eine Förderung von fast 40 Millionen Euro für die kommenden fünf Jahre erhalten. Die Finanzierung des mehr als 13 Millionen Euro teuren Neubaus, der den Namen Hans Borst- Zentrum für Herz- und Stammzellforschung tragen wird, hat die Braukmann-Wittenberg Herz-Stiftung aus Burgwedel übernom- men. »Zum ersten Mal wird eine solche umfangreiche Baumaß- nahme der MHH von einer Stiftung getragen. Die Zusage für den Neubau ist ein wichtiger Baustein für den Erfolg des Exzellenz- clusters Rebirth«, betonte MHH-Präsident Professor Dr. Dieter Bitter-Suermann. »Es war uns ein wichtiges Anliegen, die MHH beim Wettbewerb um das Exzellenzcluster zu unterstützen und damit gleichzeitig den Forschungsstandort Hannover zu stär- ken«, sagte Dr. Karsten Schmieta, Vorsitzender des Kuratoriums der Braukmann-Wittenberg Herz-Stiftung. »Dieses Forschungs- zentrum wird das exzellente wissenschaftliche Forschungsprofil der MHH weiter schärfen und die nationale und internationale Bedeutung ihrer Forschungsschwerpunkte ein weiteres Mal

steigern«, sagte Lutz Stratmann, Niedersächsischer Minister für Wissenschaft und Kultur.

Als Namensgeber fungiert der ehemalige Leiter der MHH- Abteilung Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie, Professor Dr. Hans Georg Borst. »Elf Jahre nach meinem Abschied aus der Hoch- schule ist diese Benennung eine Freude und Ehre für mich«, sagte Professor Borst in seinem Grußwort. »Ich fasse die Namensgebung als Anerkennung meines Wirkens als Gründer des Zentrums Chirurgie der MHH und meiner Tätigkeit als Leiter der THG-Chirurgie auf.« Professor Borst ist ein MHH-Pionier, er wurde 1968 als erster Ordinarius für Chirurgie an die Hoch- schule berufen und war damit für Aufbau, Gliederung und Funk- tion des neu geschaffenen Faches verantwortlich. Insgesamt war er 28 Jahre lang für die MHH tätig.

Koordinator und Sprecher des Exzellenzclusters Rebirth ist Professor Dr. Axel Haverich, Direktor der MHH-Abteilung Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie. »Für die Rebirth-Forschung ist das Zentrum von maßgeblicher Bedeutung, da nur so die Forschung im Bereich der regenerativen Medizin im Sinne eines Exzellenz-Clusters umgesetzt werden kann«, erklärte Professor Haverich. Und er ergänzte: »Der Neubau ermöglicht erst die Zusammenarbeit unterschiedlicher Disziplinen unter einem Dach an einem Ziel und erleichtert damit den notwendigen inter- disziplinären Austausch.«

Aktuelles MHHInfo April/Mai 2007

Spatenstich für neues Forschungszentrum

Stiftung finanziert Hans Borst-Zentrum für Herz- und Stammzellforschung mit mehr als 13 Millionen Euro

7 Eröffneten den Baubeginn:

Theodor Wilken, Professor Dr. Hans Georg Borst, Professor Dr. Dieter Bitter-Suermann,

Lutz Stratmann, Dr. Karsten Schmieta und Professor Dr. Axel Haverich (von links).

(7)

Aktuelles

(stz) Gesundheitsbildung für jedermann: Das ist das Ziel der MHH- Patientenuniversität. Sie ist die erste ihrer Art in Deutschland.

Nachdem ab Oktober 2006 Patientenvertretern Gesundheits- systemkompetenz vermittelt worden ist, startete am 6. März 2007 der zweite Baustein: Gesundheitsbildung für Bürgerinnen und Bürger – das MiniMed-Studium – mit einer Vorlesung über den Kreislauf. »Die Wissenschaftler der MHH haben ihren Elfenbein- turm schon lange verlassen«, sagte MHH-Präsident Professor Dr.

Dieter Bitter-Suermann bei der Eröffnungsveranstaltung. »Jetzt geht die MHH mit ihren Themen nicht nur in die Medien, son- dern auch direkt auf die Bevölkerung zu.«

Bei insgesamt zehn Terminen geht es etwa um die Organe Herz, Lunge, Darm und um den Bewegungsapparat sowie um Wechselwirkungen zwischen Körper und Seele. Professoren der MHH halten Vorträge und danach können die Zuhörer in kleine- ren Gruppen Tutoren Fragen stellen, an Modellen die Funktions- weise von Organen praktisch erfahren und ihr Wissen vertiefen.

Die zunehmende Alterung der Gesellschaft und die Verbrei- tung chronischer Erkrankungen führten dazu, dass immer mehr Menschen lernen müssten, mit ihrer Krankheit umzugehen,

betonte Professor Dr. Friedrich-Wilhelm Schwartz, der die Patien- tenuniversität gemeinsam mit Professorin Dr. Marie-Luise Dierks leitet. »Eine angemessene Gesundheitsbildung, Beratung und Schulung von Bürgerinnen und Bürgern sowie Patientinnen und Patienten ist deshalb zwingend erforderlich.«

Mehr als 400 Personen aller Altersschichten und vieler Berufe wollten an diesem kostenlosen Angebot teilnehmen, für 280 Personen reichten aber nur der Platz und die Betreuungsmög- lichkeit.Alle, die jetzt nicht zugelassen werden konnten, sind für die nächsten Kurse vorgemerkt. Für sie und alle weiteren Inter- essierten gilt das Motto »Wer sich zuerst anmeldet, wird zu- gelassen«. Weitere Informationen stehen im Internet unter:

www.patienten-universitaet.de Kontakt:

Dr. Gabriele Seidel Telefon: (0511) 532-8425

E-Mail: seidel.gabriele@mh-hannover.de

Medizin für Laien

Patientenuniversität ist

mit MiniMed-Studium gestartet

1 Heinrich undDoris Heumann aus Gifhorn

Wir erwarten von der Patientenuniversität Informationen über Krankhei- ten und medizinische Erfolge – zu allgemeinen Themen wie Blutdruck und Ernährung. Wir möchten wissen, wie unser Körper funktioniert. Darüber hinaus wollen wir unseren Hausarzt besser verstehen und ihm gezielter Fragen stellen können.

2 Gisela Salgam aus Hannover

Beim Hausarzt erfahre ich zu wenig darüber, wie und warum Krankheiten entstehen. Ich möchte beispielsweise wissen, woran es liegt, dass ich

einen zu hohen Blutdruck habe und wie ich mich im Sinne guter Gesund- heit verhalten muss.

3 Barbara Roller und ihreTochter Julia aus Burgwedel

Mich, Barbara Roller, interessiert Medizin – eigentlich wollte ich das Fach sogar studieren, aber das scheiterte am NC. Zudem informiere ich mich speziell über das Thema Herzkrankheiten, weil meine Eltern daran leiden. Und ich, Julia Roller, gehe in die elfte Klasse des Gymnasiums Burgwedel und möchte mir für den Biologieunterricht mehr Grundwissen aneignen.

Umfrage: Was erwarten Sie von der Patientenuniversität?

MiniMed-Studium, erste Vorlesung:Professor Dr. Hermann Haller, Direktor der MHH-Abteilung Nephrologie, sprach über den Blutdruck.

1 2 3

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Auf der Prioritätenliste ganz oben steht nach Einschätzung der Projektgruppe eine Idee von Michael Born, Leiter des Ge- schäftsbereich I – Personal und Recht. Es stellt die Motivation von MHH-Mitarbeitern in den Vordergrund: »Im öffentlichen Dienst war der BAT ein Problem. Egal ob ein Mitarbeiter viel oder wenig tat – in einer Tarifgruppe wurden alle gleich bezahlt«, sagt Michael Born. Deshalb sei es schwierig, die weniger Leis- tungsstarken zu motivieren. »Hinzu kommt, dass die ,Guten’ in diesem System verheizt wurden«, kritisiert Michael Born. Um dies zu ändern, werden seiner Idee folgend noch in diesem Jahr Mitarbeiter-Vorgesetzten-Gespräche in den Geschäftsbe- reichen I – Personal und Recht – und II – Finanzen – eingeführt:

»Darin sollen die jeweiligen Mitarbeiter ihre Arbeit beurteilen und mit ihren Vorgesetzter besprechen, ob und wie individuelle Qualifikation und Leistung verbessert werden können.Als Mess- latte dienen dafür so genannte Soll-Profile. »Darin werden in einem Punkte-System von eins bis fünf Fähigkeiten von der Fachkompetenz bis zur Motivation der jeweiligen Beschäftigten abgefragt«, sagt Michael Born.

Bis Ende dieses Jahres sollen in den Geschäftsbereichen I und II sämtliche Gespräche mit den Mitarbeitern erfolgt sein und Zielvereinbarungen mit den einzelnen Personen geschlossen worden sein. »Die Vorgesetzten-Schulungen dafür beginnen noch in der ersten Jahreshälfte«, versichert Michael Born.

Weiterhin gibt es nun Zielvorgaben für und Zielvereinbarungen mit Führungskräften, damit auch sie zielgerichteter arbeiten. »In dieser Berufsgruppe steht wirtschaftliches Denken und Handeln sowie die Kundenorientierung ganz oben auf der Wichtigkeits- Skala«, unterstreicht Michael Born.

Damit leistungsstarke MHH-Beschäftigte mit mehr als einem warmen Händedruck und guten Worten gelobt und motiviert werden können, soll ebenfalls in diesem Jahr ein Konzept eines ganzheitlichen Anreizsystems erarbeitet werden. Es soll vor- sehen, dass beispielsweise die Beschäftigten wirtschaftlich erfolgreicher Abteilungen oder auch erfolgreiche Einzelkämpfer mehr Geld bekommen. Vorgesehen ist nach dem Tarifvertrag

(TV)-Land dafür ein Prozent der ständigen Monatsentgelte aller MHH-Beschäftigten, mit Ausnahme der Ärztinnen und Ärzte – das sind 1,9 Millionen Euro. Die Summe soll am Ende des Jahres verteilt werden.

»Im Vergleich zum gesamten MHH-Budget klingt ein Prozent erstmal nach wenig Geld. Aber letztlich kommt es auf den Ver- teilungsschlüssel an. Wenn sich nur wenige Mitarbeiter beson- ders hervortun, dann profitieren diese stärker von dem System«, sagt Dr. Dr. Daniel Wichelhaus, Projektleiter des »Feuerwerk der Ideen«. Auch das neue Konzept koste erst einmal Geld. »Aber wenn es die MHH-Beschäftigten nachhaltig zu besseren Leis- tungen bewegt, lohnt sich die Anschubfinanzierung auf lange Sicht«, unterstreicht Dr. Dr. Wichelhaus.

Aktuelles MHHInfo April/Mai 2007

Mehr Geld für motivierte Mitarbeiter

Erdacht im »Feuerwerk der Ideen«: MHH will leistungsstarke Beschäftigte mit Prämien belohnen

9 (ina) Die MHH als Wirtschaftsunternehmen stärken – das war das Ziel des »Feuerwerk der Ideen«. An dem Projekt haben sich Ende vergangenen Jahres 169 MHH-Beschäftigte beteiligt und dabei insgesamt 1.658 Vorschläge entwickelt.

Ursprüngliches Ziel war es, pro Mitarbeiter und Tag zehn Euro einzusparen – bei mehr als 7.000 Beschäftigten eine Summe von 20 Millionen Euro pro Jahr. Darüber hinaus ging es darum, weitere Verbesserungsmöglichkeiten für die Hochschule zu erkennen. Die MHH-Info-Redaktion stellt beginnend mit dieser Ausgabe besonders viel versprechende Projekte vor.

(9)

Aktuelles

(ina) Im Sommer 2006 erklärte der Senat die MHH offiziell zur rauchfreien Zone – in sämtlichen Gebäuden gilt ein absolutes Verbot gegen den »blauen Dunst«. Auch vor den Eingängen der Klinik-, Lehr- und Forschungsgebäude ist das Rauchen unter- sagt. Deshalb hat das Präsidium nun damit begonnen, so genannte Raucherpoints auf dem Campus einrichten zu lassen.

Die ersten beiden Pavillons stehen seit März 2007 im MHH- Patientengarten zwischen dem MHH-Bettenhaus und der Frauen- klinik. »Insgesamt sollen so schnell wie möglich zirka 20 Zonen entstehen. Sie sind so konzipiert, dass den Rauchern ein Wetter- schutz gewährleistet wird«, sagt Jürgen Mente, Projektleiter der Arbeitsgruppe »Rauchfreie MHH«.

»Als Medizinische Hochschule haben wir eine besondere Verpflichtung, unsere Patienten, Besucher, Mitarbeiter und Stu- dierende vor den Gefahren zu bewahren, die vom Passivrauchen ausgehen«, sagt MHH-Präsident Professor Dr. Dieter Bitter-Suer- mann. In den Gebäuden der Hochschule werden nun Schilder angebracht, die Mitarbeiter, Patienten und Besucher darauf hinweisen, nur in den dafür ausgewiesenen Freigelände-Zonen zu rauchen. »Sobald die Schilder hängen, wird auch die Raucher- zone im MHH-Bettenhaus abgebaut: der »Glaskasten« in der MHH-Ladenpassage. Für die Nachnutzung des Raumes hat die MHH-Abteilung Bauplanung bereits eine Idee. »Es gibt in der

Hochschule wenig Möglichkeiten für Besucher und Patienten, sich zurückzuziehen«, sagt Rainer Schadow. »Deshalb bietet es sich an, dort einen Ruheraum zu schaffen, mit Sitzgelegenhei- ten, Liegestühlen, vielen Pflanzen und einer Außenterrasse.«

Einzige Ausnahme bei der Anti-Raucher-Regelung bildet die Psychiatrie auf einigen Stationen: Dort, wo Patienten geschlos- sen untergebracht sind, wurden Raucherzimmer eingerichtet.

»Denn diese Menschen haben keine Möglichkeit, zu einem der ausgewiesenen Raucherpoints zu gelangen«, sagt Professor Dr.

Hinderk Emrich, Direktor der MHH-Abteilung Klinische Psychia- trie und Psychotherapie.

»Wir gehen davon aus, dass die übrigen Raucher das Verbot mit Verständnis akzeptieren«, betont Professor Bitter- Suermann. Auch den Gesetzgeber hat die MHH auf ihrer Seite.

Das Bundeskabinett hat Ende Februar 2007 den Entwurf eines »Gesetzes zum Schutz vor den Gefahren des Passiv- rauchens« beschlossen. Einig sind sich alle 16 Bundesländer darin, dass unter anderem in Krankenhäusern nicht mehr geraucht werden darf.

Pavillons für Paffer

Auf dem MHH-Gelände entstehen »Raucherpoints«, um Nichtraucher vor »blauem Dunst« zu schützen

(ina) Erstmals gibt es in der MHH für Studierende mit Säuglingen die Möglichkeit, diese in Ruhe zu wickeln oder zu stillen: Im Vorraum des Hörsaals G, im klinischen Lehrgebäude JI, Ebene HO, hat das MHH- Gleichstellungsbüro im Rahmen des Audit familiengerechte Hoch- schule einen elf Quadratmeter großen Still- und Wickelraum mit Sofa und Wickeltisch eingerichtet. Er ist montags bis freitags in der Zeit von 8 bis 19 Uhr geöffnet. Weitere Wickelmöglichkeiten auf dem MHH- Gelände gibt es in der MHH-Ladenpassage, beim Knoten A, im Ge- bäude der Zahn-, Mund- und Kieferklinik, Ebene HO gegenüber dem Haupteingang, in der MHH-Kinderklinik, Ebene HO, sowie in der Frau- enklinik gegenüber der Information, ebenfalls auf der Ebene HO. Am 26. Juni 2007 findet im Hörsaal G von 10.30 bis 12.30 Uhr eine Informationsveranstaltung zum Thema »Studieren mit Kind« statt.

Währenddessen bietet das Gleichstellungsbüro Kinderbetreuung an.

Im Anschluss wird der neue Raum eingeweiht.

Studieren mit Kind: Neuer Raum zum Wickeln und Stillen Am 17. Juli 2006 sprach sich der Senat für das Rauchverbot in allen

Gebäuden und Räumen der MHH aus. Um dem Beschluss besonderen Ausdruck zu verleihen, rief der Allgemeine Studierendenausschuss (AStA) der MHH zeitgleich zum Nichtrauchergipfel des Bundes und der Länder am 23. Februar 2007 die Studierendenschaft auf, für das Rauchverbot zu demonstrieren. Rund 50 Studierende beteiligten sich und forderten von den Politikern einen aus- nahmslosen und uneinge- schränkten Nichtraucher- schutz. Die Demonstration fand in Langenhagen am Flughafen statt.

Kristin Remke Protest gegen den »blauen Dunst«

Pavillon im Patientengarten:Wer hier raucht, schützt zwar nicht seine eigene Gesundheit, aber die Gesundheit anderer.

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(ina) Es gibt in Deutschland zu wenig Krippenplätze für Kinder unter drei Jahren. Das war bislang auch in der MHH-Kinderta- gesstätte der Fall. Doch seit Januar 2007 reagiert die Kita auf die besondere Nachfrage: »Unsere Warteliste für Krippenkinder war ellenlang, wir haben deshalb eine unserer vier Kindergarten- gruppen geschlossen, die Kinder auf die anderen Gruppen ver- teilt, und dafür zwölf Plätze für Mädchen und Jungen im Alter von acht Wochen bis zum dritten Lebensjahr geschaffen«, sagt Ilka Maserkopf, Leiterin der MHH-Kita. Sie und ihr Team haben sich ganz bewusst für eine weitere Krippengruppe entschlossen,

»um den Kindern frühzeitig unter Gleichaltrigen optimale Ent- wicklungschancen zu bieten.«

Zu den Sonne, Mond- und Sternenkindern sind also die

»Sternschnuppen« hinzugekommen. Seit Januar 2007 werden die Kinder der »Sternschnuppen«-Gruppe behutsam von drei Erzieherinnen eingewöhnt. »Die Mädchen und Jungen werden in der Zeit von 6 bis 17.30 Uhr bei uns betreut«, berichtet Erzie- herin Nina Prunczak. Das jüngste Kind der Gruppe ist neun Monate alt. In dem 46 Quadratmeter großen, neu gestalteten Raum der ehemaligen Bären-Gruppe haben die Kleinkinder viel Platz zum Spielen und Toben. Nebenan befindet sich ein Wickel- raum mit zwei Mini-Toiletten.Auch auf den Mittagsschlaf müssen die Jüngsten nicht verzichten. Im mintgrün gestrichenen Traum- land liegen zwölf kleine Matratzen auf dem Boden, hier erholen sich die Kinder vom anstrengenden Vormittag. »Für uns ist die neue Gruppe ein Riesen-Gewinn«, sagen Dr. Dirk und Katarina Reinhardt, beide Mitarbeiter der MHH-Abteilung Kinderheilkun- de, Pädiatrische Hämatologie und Onkologie. Ihre Tochter Sara kam mit elf Monaten in die Betriebskita. »Sie war vorher bei einer Tagesmutter – hier lernt sie viel von anderen Kindern und wir sparen zudem jeden Tag mehr als eine Stunde Fahrzeit.«

Aktuelles

Sonne, Mond und Sterne

MHH-Kindertagesstätte eröffnete vierte Gruppe für Kinder unter drei Jahren – die Sternschnuppen

11 Innovationsgipfel findet statt

(bb) Wie werden Patienten, die an Fettsucht leiden, im Adipositas-Zentrum der MHH behandelt? Wie sieht die neue psychotherapeutische Therapie für Trauma-Patienten aus?

Welche Wege führen zum optimalen Herzrhythmus? Antwor- ten auf diese und andere Fragen geben Abteilungsleiterinnen und -leiter oder deren Stellvertreter beim 5. Innovationsgipfel.

Er findet am 23. April 2007 in der Zeit von 9.30 bis 16.30 Uhr im Hörsaal M statt. Alle MHH-Beschäftigten sowie Vertreter regionaler und lokaler Krankenkassen, die an neuesten inno- vativen diagnostischen oder therapeutischen Verfahren interessiert sind, können sich bei den Vorträgen informieren und sich darüber hinaus mit den Referentinnen und Referen- ten austauschen. Der Innovationsgipfel wird im halbjähr- lichen Turnus fortgeführt. Weitere Informationen: Dr. Karen Deegener, Telefon: (0511) 532-6028, E-Mail: deegener.karen

@mh-hannover.de

Treffen für stotternde Kinder

(bb) Spielen, Spaß haben und Sprechen üben – dieses Angebot besteht ab dem 4. Mai 2007 für Kinder, die zwischen sieben und zwölf Jahre alt sind und stottern. Jeden ersten Frei- tag im Monat trifft sich in der Zeit von 16.30 bis 18.00 Uhr hierzu eine Gruppe in der Schule für Logopädie im MHH- Gebäude K23. Das ist gegenüber der Kinderklinik. Die Gruppe soll eine Unterstützung sein, sie ist kein Ersatz für eine logopädische Therapie. Mehr Informationen hat dazu die Lehrlogopädin Birte Ripken. Sie ist unter der Telefonnummer:

(0511) 532-4615 zu erreichen.

Konzerte von Yehudi Menuhin Live Music Now (bb) Herzlich eingeladen sind alle Mitarbeiterinnen und Mitar- beiter sowie Patientinnen und Patienten der MHH zu den Kon- zerten von Yehudi Menuhin Live Music Now. In diesem Jahr finden sie am 9. Mai, 6. Juni, 7. November und 5. Dezember statt. Der Eintritt ist frei, die Vorstellungen beginnen immer um 14.15 Uhr im großen Gemeinschaftsraum des MHH-Zen- trums Psychologische Medizin, neben der Tagesklinik. Die Organisation Live Music Now vermittelt die Grundüberzeu- gung des Violinisten und Dirigenten Lord Menuhins, dass Musik auch Therapie ist und verbindet sie mit der Förderung junger Künstler, die am Beginn ihrer Karriere stehen. Musik soll vor allem den Menschen zugute kommen, die aufgrund ihrer Lebensumstände nicht in Konzerte gehen können.

Konzert des Europäischen Ärzteorchesters

(bb) Am Sonntag, 24. Juni 2007, findet ab 20 Uhr im Konzert- haus Berlin am Gendarmenmarkt ein Konzert des Europäischen Ärzteorchesters statt. Das Konzert leitet Warwick Stengaards.

Gespielt werden von Hector Berlioz »Le Carnaval Romain« – Ouvertüre Opus 9, von Richard Strauss »Konzert für Oboe und kleines Orchester D-Dur« und von Gustav Mahler »Sinfonie Nr. 1 D-Dur.« Den Erlös erhält die Berliner Björn Schulz Stiftung, die Blut- und Krebskranken hilft. Der ehemalige Oberarzt der MHH-Abteilung Anästhesiologie, Professor Dr. Karl-Wilhelm Fritz, ist Orchestermitglied und würde sich freuen, viele MHH Angehörige begrüßen zu können.

Fühlen Sich wohl:Ilka Maserkopf, Leiterin der MHH-Kita, und fünf Kinder aus der Sternschnuppen-Gruppe.

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Psychosomatik:Balanceakt zwischen Körper und Seele

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Psychosoziale, das heißt »seelische« Belastungen aber auch bereichernde Lebensumstände, sind innerhalb der Medizin lange Zeit nicht als wichtige Faktoren erkannt worden, die auch Krankheiten und ihre Verläufe beeinflussen können. Die kultu- rell gewachsene, künstliche Trennung zwischen »Körper« und

»Seele« hat lange Zeit den Blick für eine solche integrative Sichtweise in der Medizin verstellt.

In diesem Zusammenhang hat auch die Öffentlichkeit zu wenig zur Kenntnis genommen, dass gerade tief greifende Störungen oder Abbrüche zwischenmenschlicher Beziehungen häufig mit dem Auftreten körperlicher Erkrankungen einhergehen. Nur eine eher kleine Gruppe von psychosomatisch interessierten Ärzten, Psychologen und Psychotherapeuten hat solche Phäno- mene am Beispiel unter anderem von chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen und der chronischen Schmerzerkrankung früh beschrieben. Tatsächlich sind gerade massive Trennungs- befürchtungen oder -erlebnisse nicht selten im Umfeld sich verschlechternder chronischer Körperbeschwerden zu finden.

Andererseits können nahe und haltgebende Beziehungen einem kranken Menschen oft erstaunliche Energie und Durchhaltever- mögen vermitteln.Aber wie kann dieser »geheimnisvolle Sprung vom Seelischen zum Körperlichen« wie Sigmund Freud, der Begründer der Psychoanalyse, es ausdrückte, geschehen?

Positive wie negative zwischenmenschliche Beziehungen be- wirken Veränderungen in verschiedenen netzwerkartig aufgebau- ten Hirnstrukturen, beispielsweise innerhalb des so genannten limbischen Systems. Dadurch werden weit reichende andere biologische Reaktionen im Hypothalamus und im Hirnstamm angestoßen, beispielsweise die Ausschüttung von Stresshormo- nen. Diese Reaktion kann wiederum zu einer Kaskade weiter- laufender biologischer Prozesse führen. Wir Menschen spüren dies dann als erlebbares Gefühl, wobei der gesamte mensch- liche Körper als »Resonanzboden« unserer Gefühle immer an deren Entstehung und Wahrnehmung beteiligt ist, Gefühle immer auch »körperlich« sind: Sie bestehen im Idealfall immer aus unmittelbaren Körperreaktionen und einer damit einherge- henden, bewussten Gefühlsempfindung, beispielsweise: »Mein

Herz fängt an zu klopfen – ich habe Angst.« Menschen, die Schwierigkeiten mit der bewussten Wahrnehmung von Ge- fühlen haben, empfinden negative Gefühle vor allem körperlich, beispielsweise als Magenbeschwerden, Muskelverspannungen oder wiederkehrende Schmerzen. Daraus können sich auf Dauer auch chronische körperliche Störungen entwickeln. Hier eignen sich individuell ausgewählte psycho- und körperthe- rapeutische Verfahren, um diese zunächst rein »körperlich ge- bundenen« Emotionen wie Trauer, Enttäuschung oder Wut bewusst spürbar werden zu lassen. Das Bewusstwerden eines negativen Gefühls und eines dahinter stehenden Konfliktes kann dann zu einer Verminderung der vegetativen Anspannung und damit einhergehender chronischer körperlicher Symptome beitragen.

Alle Säugetiere reagieren mit Angst, beziehungsweise ent- sprechenden körperlichen Reaktionen, wenn sich eine wichtige Bezugsperson, beispielsweise die Mutter von ihrem Kind, ent- fernt. Die Entwicklung eines solchen beziehungsregulierenden Netzwerkes ist entwicklungsgeschichtlich gesehen sinnvoll, denn funktionierende Beziehungen und Leben in der Gruppe sind wichtige Überlebensvorteile. Zur Beziehungsfähigkeit gehört es, die eigenen, aber auch die Gefühle des Gegenübers zu spüren und darauf adäquat reagieren zu können.

Das komplexe Zusammenspiel verschiedener Hirnregionen und neurochemischer Netzwerke ist störanfällig und kann bei frühkindlichen belastenden Lebensereignissen – beispielsweise bei zu wenig Zuwendung der Bezugspersonen – eine langwirk- same Beeinträchtigung von Emotionalität, Beziehungserleben, aber auch stressverarbeitende Systeme mitbedingen.

Gefühle mit ihren sowohl mehr »körperlich« und als auch mehr »seelisch« spürbaren Anteilen sind wahrscheinlich eines der grundlegenden, lange Zeit verkannten Steuerungssysteme unserer Organismus. In Zukunft wird es in der psychosoma- tischen Präventionsarbeit darum gehen, negative Einflüsse zu vermindern und positive Ressourcen zu nutzen.

Harald Gündel, Direktor der MHH Abteilung Psychosomatik und Psychotherapie

»Herz an Kopf: bitte kommen«

So reagieren Körper und Seele aufeinander – ein Ausflug in die Psychosomatik

13 Titel Psychosomatik MHHInfo April/Mai 2007

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Titel Psychosomatik MHHInfo April/Mai 2007

Das Fachgebiet Psychosomatik berücksichtigt die Bedeu- tung seelischer Vorgänge bei der Entstehung und beim Verlauf körperlicher Krankheiten. Was passiert mit dem Körper, wenn die Seele »streikt«?

Zunächst sind mit dem Begriff der Seele im umgangssprach- lichen und nicht-religiösen Sinn unsere Gefühle und Gedanken gemeint. Sie haben natürlich ebenso wie alle anderen körper- lichen Funktionen eine organische Grundlage und können erheblichen Einfluss auf den gesamten menschlichen Organis- mus haben: Teile des Großhirns und das so genannte limbische System, in der Mitte des Gehirns gelegen, sind wesentlich an der Entstehung und Verarbeitung von Gefühlen beteiligt. Dauerhaft negative und belastende Gefühle, beispielsweise ausgelöst durch chronische seelische Konfliktsituationen, können das Aus- brechen oder das Verschlimmern körperlicher Erkrankungen fördern. Aber auch umgekehrt gibt es diese Wechselwirkung:

Etwa, wenn ein Mensch an einem Tumorleiden erkrankt und als Folge darauf depressiv wird. Insofern muss man die Seele und den Körper immer als eine natürliche und untrennbare Einheit sehen.

Gibt es typische psychosomatische Krankheiten?

Typisch sind in diesem Sinne – neben den eher primär psychi- schen Erkrankungen in unserem Fachgebiet wie posttraumatische Belastungsstörung, Angsterkrankungen und manche Formen der Depression – häufig die chronischen körperlichen Störungen, für die es keine ausreichend fassbaren organischen Ursachen gibt, wie beispielsweise chronische Rücken- oder Ganzkörper- schmerzen, unklare Brustschmerzen, Tinnitus und wiederholte Hörstürze, chronische Magen-Darm-Beschwerden, Essstörungen und auch Angsterkrankungen, die sich vornehmlich körperlich äußern, beispielsweise mit chronischem diffusen Schwindel oder wiederholten unklaren Durchfällen in Stresssituationen.

Gibt es typische Merkmale für Patienten mit psychosoma- tischen Krankheiten?

Menschen mit chronischen seelischen Konflikten – ob mehr mit

sich selbst, Beziehungsstress oder Spannungen und Unzu- friedenheit am Arbeitsplatz – haben ein höheres Risiko. Auch Personen, die traumatische seelische Erlebnisse hatten, sind oft empfänglicher für bestimmte psychosomatische Erkrankungen.

Hinzu kommen Persönlichkeitsmerkmale, die sich belastend auswirken: Beispielsweise haben Menschen mit Hang zu über- hohem Einsatz und gleichzeitigem Perfektionismus im Beruf ein zwei- bis dreifach höheres Herzinfarkt-Risiko.

Inwiefern grenzt sich die Psychosomatik von den

»Nachbarabteilungen« Klinische Psychiatrie und Sozial- psychiatrie ab?

Im Fachgebiet der Psychosomatik und Psychotherapie haben wir es besonderes häufig mit Menschen zu tun, die gleichzeitig an körperlichen und seelischen Beeinträchtigungen leiden, zum Teil auch mit Patienten mit chronischen körperlichen Erkrankungen, die sich auch in einer enormen psychosozialen Belastungssitua- tion befinden, oder als Reaktion auf eine schwere körperliche Erkrankung seelische Probleme entwickeln. Bei anderen, primär psychischen Beschwerden wie Angststörungen oder bei Depres- sionen klären wir dagegen oft im Einzelfall mit den Kollegen aus der Psychiatrie und Psychotherapie ab, welches Konzept für diesen speziellen Patienten besser passt.

Wie reagieren die Patienten, wenn sie zum Beispiel mit einem Herzleiden bei Ihnen landen?

Natürlich besteht grundsätzlich die Gefahr, dass sich Patienten, die mit einer rein körperlichen Behandlungserwartung in die MHH kommen und dann in der Psychosomatik vorgestellt wer- den, stigmatisiert und abgeschoben fühlen. Dies passiert aber tendenziell immer seltener. Außerdem können die Kollegen aus den somatischen Fächern dagegen auch sehr wirksam vorbeugen: Indem sie die psychosomatische Untersuchung bei entsprechenden Risikopatienten bereits zu Beginn der interdis- ziplinären ambulanten oder stationären Diagnostik automatisch mit einbeziehen. Dann können die betroffenen Patienten auch

»Wenn Gefühle und Gedanken krank machen, muss man sein Leben verändern«

Nachgefragt bei Professor Dr. Harald Gündel, Leiter der MHH-Abteilung Psychosomatik und Psychotherapie

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viel eher die eingangs beschriebenen und völlig natürlichen Zusammenhänge zwischen Körper und Seele akzeptieren und eine psychotherapeutische Behandlung beginnen.

Akzeptieren die Kollegen aus den somatischen Abteilun- gen ihr Fach?

Das Fach Psychosomatik und Psychotherapie ist ein wichtiger und sicher noch ausbaufähiger Baustein im Kanon der medizinischen Fächer, ähnlich anderen Querschnittsfächern, die Berührungs- punkte mit vielen anderen somatischen Fächern haben. An der MHH ist meine bisherige Erfahrung ausgesprochen positiv:

Es gibt erfreulicherweise viele offene Türen, und der Bedarf an interdisziplinärer Zusammenarbeit scheint erheblich zu sein.

Wie wichtig ist für Ihr Fachgebiet ein Patient, der Einsicht zeigt?

Da wir weniger mit Medikamenten und mehr mit psychothera- peutischen Behandlungsmethoden arbeiten, ist die eigene Moti- vation unserer Patienten besonders wichtig. Doch die ist in der Regel erst vorhanden, wenn die Behandlungseinsicht da ist.

Ohne sie ist eine Therapie nicht sinnvoll. Natürlich ist es gerade bei vielen Patienten mit vor allem körperlichen Störungen und einer zunächst körperlichen Behandlungserwartung notwendig, eine entsprechende Behandlungseinsicht überhaupt erst zu erreichen: Dies geschieht bei uns im Rahmen eines aktuellen, von der Deutschen Forschungsgemeinschaft unterstützten For- schungsprojektes.Wir bieten den betroffenen Patienten in zwölf Sitzungen eine Art maßgeschneiderte »Probe-Psychotherapie«

(Piso-Studie, siehe Seite 19)* an und vermitteln ihnen den Zu- sammenhang zwischen körperlichen Beschwerden und psychi- schen Belastungen. Um psychotherapeutisch weiterzumachen müssen die Patienten anschließend aber selbst eine Behandlung wünschen. Ein solcher Schritt ist für viele aber nicht leicht:

Einige Patienten wehren sich sogar heftig gegen die Suche nach auslösenden psychischen Ursachen für ihre Krankheit, oft, weil bis heute psychische Störungen nicht selten als schamhaft

und stigmatisierend erlebt werden. Doch wenn es dem Patien- ten gelingt, zusammen mit dem Therapeuten diese Hürde zu überwinden, können krank machende Verhaltensmuster erkannt und bearbeitet, oft auch verändert werden.

Wie helfen Sie Ihren Patienten?

Eine psychoanalytische Weisheit lautet in diesem Zusammen- hang: Nach und nach dorthin schauen, wo es seelisch schwierig ist, wo auf Dauer belastende und krankmachende seelische Konflikte bestehen. Ist ein Problem oder Konflikt bewusst und offensichtlich, der dazugehörige seelische Schmerz nicht mehr verdrängt, sondern offen fühlbar, ist es für den Betreffenden selbst zum Glück oft viel schwerer, einfach wider besseres Wis- sen so weiterzumachen wie bisher. Dann stellen viele Patienten nach und nach ihr Leben an den entsprechenden Stellen um. Das geht natürlich nicht von heute auf morgen – es kann mehrere Jahre dauern. Die in unserer Abteilung eingesetzten Therapie- formen sind überwiegend psychodynamische und verhaltens- therapeutische Verfahren sowie weitere Körper- und Kreativ- therapien.

Welche Zukunft hat das Fach Psychosomatik und Psycho- therapie?

Es hat im Licht der hochaktuellen Forschungsergebnisse zur großen Bedeutung von psychosozialen Lebensumständen für Gesundheit und Lebenserwartung mehr als gute Chancen, weiterhin zu wachsen und innerhalb der Medizin einen zuneh- mend wichtigen Beitrag zu leisten. Im Blick speziell auf die MHH als einem Klinikum der Supra-Maximal-Versorgung stehen Lebensqualität, aber auch die medizinische Komplikationsrate bei vielen chronischen körperlichen Erkrankungen in direktem Zusammenhang mit dem seelischen Befinden. An dieser Stelle interdisziplinär mitzuarbeiten sehe ich als eine wichtige Auf- gabe unserer Abteilung an.

Das Gespräch führte Kristina Weidelhofer.

* Anmerkung der Redaktion

15 Titel Psychosomatik

Im Gespräch:

Professor Dr. Harald Gündel

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Titel Psychosomatik MHHInfo April/Mai 2007

Posttraumatische Belastungsstörung

Schwere Verkehrsunfälle, Verbrechen oder Unglücksfälle sind Geschehnisse mit potentiell lebensbedrohlichem Charakter.Dabei überschwemmen Affekte, Sinneseindrücke und Gedanken den Betroffenen. Seine normalen Stressverarbeitungsmechanismen funktionieren dann nicht mehr – es läuft eine Art biologische Notfallreaktion ab. Bleiben können tiefe Gefühle von Ohnmacht, Angst und Erschrecken. Fast jeder Mensch erlebt dies in seinem Leben. Bei den meisten verschwinden die negativen Gefühle weitgehend von alleine – nach drei bis sechs Monaten. Leider klappt das nicht immer. Im Mittel bleibt etwa bei fünf bis 15 Pro- zent der Betroffenen eine posttraumatische Belastungsstörung zurück – bei Opfern eines schweren Verbrechens können es bis zu 50 Prozent sein. Sie leiden dann beispielsweise an Alp- träumen oder an immer wieder zurückkehrenden Bildern des Traumas, innerer Unruhe und Schlafstörungen.

Die indizierte Behandlung ist dann eine traumazentrierte Psy- chotherapie, mit der sich in der Regel recht gute Ergebnisse erzielen lassen. Leider werden besonders Kinder nicht oder unzureichend therapiert. So kann es – speziell wenn sie mehr- fach traumatisiert werden – zu einer besonders schwerwiegen- den Störung kommen. Das hat eine entsprechend schwierige und langwierige Behandlung zur Folge. Dennoch lohnt sich eine traumazentrierte Psychotherapie immer, da sie das Leiden reduzieren kann.

Wolfgang Lempa

Psychoonkologie

Die Diagnose »Krebs« ist bei Patientinnen und Patienten sowie ihren Angehörigen mit intensiven Belastungen verbunden: Ge- danken drängen sich auf – beispielsweise an Schmerz und Leid, Verlust körperlicher Integrität, Sterben und Tod. Bei etwa 40 bis 50 Prozent aller Krebspatienten entwickeln sich daraus psychi- sche Störungen – meist sind es Angststörungen oder Depres- sionen. Ziel der Psychoonkologie ist es, die psychosozialen Aspekte im Verlauf einer Krebserkrankung und -behandlung wissenschaftlich zu untersuchen, um besonders Frauen, die an Krebs leiden, besser versorgen und betreuen zu können.

Die Patientinnen brauchen eine psychosoziale Betreuung – insbesondere, wenn sie auf die Diagnose »Krebs« mit übergroßer Angst reagieren oder wenn sie Anzeichen einer Depression zeigen – etwa Schlaf-, Antriebs- oder Konzentrationsstörungen, Verlust des Interesses oder der Freude an Tätigkeiten, starke Ermüdbarkeit, Empfinden von Schuld oder Wertlosigkeit. Die Be- treuungssituation ist in Deutschland noch nicht ausreichend.

Zum psychoonkologischen Behandlungsangebot gehören:

Entspannungsverfahren, kreative Behandlungen wie Musik- und Maltherapie, körperorientierte Verfahren und Gesprächs- kreise. Hinzu kommt eine Psychotherapie. Der Patientin soll geholfen werden, ihre Krankheit zu bewältigen und sich neu zu orientieren. Dazu gehört auch die Verbesserung von Kontakten zur Familie, zu Freunden oder Selbsthilfegruppen. Ziel ist es, Angst und Depression abzubauen und Denkprozesse anzu- stoßen – etwa zum Sinn des Lebens, Umgang mit Sterben und Tod sowie zur Verantwortung und Selbstverwirklichung. Im MHH-Brustzentrum sind psychoonkologische Aspekte in das Versorgungsangebot integriert: Es gibt kunsttherapeutische Angebote, psychosoziale Beratung und ein bedarfsorientiertes psychotherapeutisches Angebot.

Mechthild Neises

Psychsomatische Krankheiten und Begriffe

Schlafstörungen:Sie können Folge eines Traumas sein.

Wenn die Brust nicht so gesund ist wie diese:Patientinnen mit Brustkrebs können von einer psychosozialen Betreuung profitieren.

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Essstörungen

Die Anorexie (Anorexia nervosa, Magersucht) ist durch ein extremes, oftmals lebensgefährliches Untergewicht gekenn- zeichnet. Dieser ausgezehrte Zustand wird durch Fasten und eventuell durch exzessiven Sport oder Tabletteneinnahme erreicht. Anorektische Patientinnen und Patienten empfinden ihren Körper als schön oder wenigstens als bessere Alternative zu einer normalen Körpergestalt. Die Magersucht sollte zumin- dest anfänglich stationär behandelt werden.

Die Bulimie (Bulimia nervosa, Ess-Brech-Sucht) ist durch häufige Essanfälle und weitgehend eingeschränkte Nahrungs- aufnahme außerhalb der Essanfälle gekennzeichnet. Um der Gewichtszunahme entgegenzuwirken, praktizieren die Betroffe- nen absichtliches Erbrechen nach den Essanfällen. Zum Teil experimentieren Betroffene auch mit Abführtabletten und exzessivem Sport. Die Bulimie kann eher als die Anorexie auch ambulant psychotherapeutisch behandelt werden.

Wenn das Essverhalten durch Essanfälle mit Kontrollverlust gekennzeichnet ist, aber kein Versuch der Regulation gegen die Gewichtszunahme – zum Beispiel durch absichtliches Er- brechen – gemacht wird, kann es sich um eine Binge Eating Störung handeln. Diese Erkrankung, die erst vor wenigen Jahren benannt wurde und für die es noch keinen deutschen Begriff gibt, geht meistens mit einer Gewichtszunahme einher.

Verhaltenstherapeutische Verfahren haben sich als recht wirk- sam gegen die Störung erwiesen.

Bei der Adipositas (krankhaftes Übergewicht) handelt es sich nicht unbedingt um eine Essstörung, da genetische und in früher Kindheit erworbene Faktoren einen großen Anteil an der Krankheitsentstehung und dem Verlauf haben können. Es gibt aber eine Untergruppe von Patienten, die Essen zur seelischen Stabilisierung benutzt. Bei diesen Patienten ist mehr als bei anderen Adipösen eine psychotherapeutische Begleitung in der Behandlung notwendig.

Burkhard Jäger

Somatisierungsstörungen

Bis zu 20 Prozent aller Menschen leiden zeitweilig oder auch chronisch an Somatisierungsstörungen. Sie gehören zu den häu- figsten Störungsbildern in der allgemein-medizinischen Praxis.

Somatisierungsstörungen – auch somatoforme Störungen ge- nannt – sind durch körperliche Symptome gekennzeichnet, für die keine oder keine ausreichenden organischen Befunde als Erklärung erhoben werden können. Neben allgemeinen Be- schwerden wie Müdigkeit und Erschöpfung stehen Symptome wie ausgeprägtes Schmerzerleben (zum Beispiel Rücken- schmerzen, Kopfschmerzen, Gliederschmerzen), Magen-Darm- Beschwerden (etwa Blähungen, Übelkeit, Reizmagen, Reizdarm) sowie Herz- und Kreislaufprobleme (beispielsweise Herzstol- pern, Herzrasen, Herzschmerzen) an erster Stelle. Auslösende Faktoren sind in der Regel akute konflikthafte Belastungssitua- tionen (etwa in Beruf und Familie), die im Wechselspiel mit längerfristigen psychosozialen Schwierigkeiten aber auch gene- tischen Dispositionen des einzelnen Patienten stehen. Die Diag- nose einer somatoformen Störung wird nach Ausschluss einer die Beschwerden ausreichend erklärenden organischen Ursache und nach Erhebung der psychischen Symptome sowie der psy- chosozialen Anamnese gestellt. Häufig werden die somato- formen Symptome von Depression und Angst begleitet. Wichtig ist eine frühzeitige Diagnosestellung, um den Prozess der Chro- nifizierung zu verhindern. Entscheidend für einen Behandlungs- erfolg ist neben der Beschwerde-

linderung das Erarbeiten von Verständnis und Handlungskompetenzen beim Patienten für den Umgang mit symptomaus- lösenden und -unterhalten- den Bedingungen im psy- chosozialen Alltag. Dazu ist in vielen Fällen eine Psycho- therapie der Schlüssel zu einer Heilung.

Christiane Waller

Titel Psychosomatik

Essstörungen:

Man sieht sie einem Körper nicht unbedingt an.

Rückenschmerzen:

Konflikte können sie auslösen.

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Titel Psychosomatik

(bb) Sie zerriss ihren Organspendeausweis. Trauer, Entsetzen und Wut brachten die MHH-Patientin Brigitte Gravermann dazu, als sich ihre Mutter im Alter von 64 Jahren nach einer Organ- transplantation sieben Wochen lang tapfer quälte und dann starb. Das war im Jahr 1989, Brigitte Gravermann war 38 Jahre alt. Nie wollte die Sozialpädagogin in die gleiche Situation kommen, niemals würde sie zustimmen, ein fremdes Organ zu erhalten – obwohl sie schon damals wusste, dass sie, wie ihre Mutter, eine Zystenleber und Zystennieren hat und wahrschein- lich darunter sehr leiden und daran sterben wird.

24 Jahre war Brigitte Gravermann alt, als sie im Jahr 1975 auf Wunsch ihrer Mutter zur genetischen Beratung in die MHH ging, und dort von ihrer Krankheit erfuhr. »Ich bin aus allen Wolken gefallen, da ich mich damals pudelwohl fühlte«, erinnert sie sich. Mit Anfang 40 bekam sie jedoch hohen Blutdruck, die Nierenfunktion ließ nach und Wasser lagerte sich in ihrem Gewebe ein. Ihre Gliedmaßen wurden dünner, ihr Bauch nahm an Umfang zu. Infektionen kamen hinzu, Zysten platzten, Ein- blutungen und Fieber schwächten sie. MHH-Ärzte schlugen eine Transplantation vor. »Das kam mir wie ein Todesurteil vor«, sagte Brigitte Gravermann. Sie ignorierte alles und leitete weiterhin eine Kindertagesstätte. Als ihre Kräfte deutlich nach- ließen, suchte sie bei anthroposophischen Ärzten die Bestäti- gung, dass sie keine Transplantation benötigt. Doch auch die rieten ihr zu dem Schritt. »Da wachte ich auf«, erzählt die Patientin. Das war im Jahr 2004.

»Dann ließ ich mich auf die Warteliste schreiben, mit dem Gefühl, das Richtige zu tun«, sagt sie. Sie schrieb Vollmachten, Abschiedsbriefe, eine Patientenverfügung und ihr Testament. Sie heiratete ihren Lebensgefährten und reiste mit ihm nach Neu- seeland. Doch da sie immer noch die Erinnerungen an den Tod ihrer Mutter sehr quälten, hatte sie Angst vor der Transplantation.

Deswegen suchte sie Professor Dr. Hans-Werner Künsebeck auf, Diplom-Psychologe der MHH-Abteilung Psychosomatik und Psychotherapie. Dort sprach sie ihre Ängste aus und fühlte sich verstanden. Er unterstützte sie dabei, ihre Sorgen und Ängste loszulassen und sich ohne Wenn und Aber für die Transplanta- tion zu entscheiden. »Ich konnte seinem Urteilsvermögen ver- trauen, da er gute und schlechte Verläufe von Organtransplan- tationen kennt. Er wusste wovon er sprach«, sagt sie. »Zudem kennt er Mitarbeiter, Gepflogenheiten und Strukturen der MHH.

Er war es auch, der mich ermutigte, überhaupt an einen positi-

ven Ausgang der Operation zu denken – etwa daran, dass mein Bauch wieder schrumpft und dass ich wieder zu Kräften kommen könnte.« Damals waren ihre Gliedmaßen mager, sie konnte kaum noch essen, war schlapp, müde und musste fast an die Dialyse.Aufgrund der stark gewachsenen Leber und Nieren hatte sie einen Bauch, als wäre sie im siebten Monat schwanger.

Im Juli 2006 kam der erwartete Anruf, eine Niere und eine Leber waren für sie da, sie wurde in der MHH operiert. »Frau Gravermann, ihre Leber macht ja schon fast normale Werte«, hörte sie, als sie nach der OP aufwachte. »Das gibt’s doch nicht, ich darf weiterleben«, dachte sie damals. Kaum noch schlafen konnte sie – vor Glück und Dankbarkeit. »Diese Zeit war sehr aufwühlend, ich hätte alle Ärzte und Schwestern küssen kön- nen«, sagt sie. Bereits nach drei Wochen konnte sie entlassen werden. Sie schloss ihre 2002 begonnene berufliche Weiter- bildung zur Soziotherapeutin-Kunst ab und wünscht sich nun, selbst mit Patienten vor und nach einer Transplantation kunst- therapeutisch arbeiten zu können.

»Mit meinen neuen Organen habe ich keine Probleme«, sagt sie heute, acht Monate nach der OP. Zur Nachsorge kommt sie in die MHH, sie lässt ihr Blut untersuchen und spricht mit Pro- fessor Künsebeck – über Gefühle ihres neuen Lebens, wozu auch Dankbarkeit gehört. Deswegen hat sie auch wieder einen Organspendeausweis.

»Ich darf weiterleben«

MHH-Psychologe Professor Künsebeck therapiert Transplantationspatienten

Die psychosomatische Medizin nutzt eine Vielzahl von Therapiever- fahren, die für Transplantationspatienten hilfreich sein können. Grund- lage für den Abbau von Ängsten ist eine ausführliche Information und Beratung, oft ergänzt mit Verhaltenstherapie, die auch Entspannungs- verfahren einschließt. Ein weiteres, oft angewandtes Verfahren ist die supportive Psychotherapie. Sie greift ressourcenorientiert die Verar- beitungsmöglichkeiten des Patienten auf, stärkt und erweitert seine Fähigkeiten zur Problem- und Krisenbewältigung.

Hans-Werner Künsebeck, Mitarbeiter der Abteilung Psychosomatik und Psychotherapie

Therapie für Transplantationspatienten

Nach der Transplantation:Brigitte Gravermann malte das Gefühl, das Glück, das sie verspürte, kaum noch tragen zu können.

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(bb) »Ich schlucke immer alles«, sagt Peter Siebert*. Angela Angelovski, Psychologin der MHH-Abteilung Psychosomatik und Psychotherapie, hört ihm genau zu. Seit Jahren quälen ihn Bauchschmerzen, keiner der Ärzte, die er aufsuchte, konnte dies bisher mit einer körperlichen Ursache ausreichend erklären.

Sie rieten ihm, an einer Studie teilzunehmen, die sich »Psy- chosomatische Behandlung bei somatoformen Beschwerden«

nennt – kurz: Piso. Wissenschaftler sechs deutscher Universitä- ten erforschen, ob Patientinnen und Patienten mit jahrelangen chronischen Symptomen, die bereits zahlreiche Arztbesuche und erfolglose Diagnostiken hinter sich haben, eine psychosoma- tische Therapie nützt. Die Betroffenen nehmen je einmal pro Woche eine Therapiestunde in Anspruch – zwölf Wochen lang.

Die Studie wird in Kooperation mit der Schmerzambulanz der MHH-Abteilung Anästhesiologie durchgeführt. Ein großer Teil der Studienteilnehmer kommt aus der Schmerzambulanz, aber auch aus anderen MHH-Abteilungen. Die Untersuchung erstreckt sich vom Frühjahr des Jahres 2006 bis zum Herbst 2007 und wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft und vom Ministerium für Bildung und Forschung unterstützt.

Zunächst konnte Peter Siebert seine Bauchschmerzen nur diffus beschreiben, später genauer – und so fand er zusammen mit der Psychologin heraus, dass sie etwas mit den Gefühlen Ärger, Aufregung und Angst zu tun hatten. »Dies war ein Wendepunkt für ihn, bis dahin hatte er ausschließlich an kör- perliche Ursachen gedacht. Dann hat er gemerkt, dass der Körper ihm zeigte, dass er seine Gefühle nicht ausreichend beachtet«, sagte Angela Angelovski. Zusammen mit ihr erar- beitete der Patient Wege, seine Gefühle angemessen zu äußern und zu regulieren – und die Schmerzen blieben fern.

Pro Universität machen bei der Studie 40 Patienten mit. 20 von ihnen sind in einer Vergleichsgruppe. Sie nehmen an Gesprächen zur Behandlung ihrer Symptome teil, aber nicht an einer Thera- pie. Die Therapie besteht aus drei Phasen: Zunächst erhalten die Teilnehmer viele Informationen über somatische, aber auch psychische Hintergründe von Schmerzen und vor allem deren Wechselwirkung. In der zweiten Phase lernen sie, besser mit den Beschwerden umzugehen – zum Beispiel, diese nicht in den Mit- telpunkt ihres Lebens zu stellen, aber auch, akute psychische Belastungen mit sich daraufhin verstärkenden Schmerzen über- haupt erst in Verbindung zu bringen. Um zu merken, wann die Beschwerden erträglicher werden – etwa bei einem Spazier-

gang – führen die Patienten außerdem ein Tagebuch. In der letzten Phase werden die neuen Erfahrungen mehr und mehr in den Alltag übertragen. Vor Beginn, nach dem Ende der Thera- piesitzungen sowie ein Jahr darauf erhalten die Teilnehmer Fragebögen. Zudem werden dann auch die Schwankungen des Herzrhythmus gemessen, um die Fähigkeit der Stressbewälti- gung zu erfassen. »Das autonome Nervensystem ist bei Patien- ten mit somatoformen Störungen nicht gut reguliert. Das kann anhand der Schwankungen gemessen werden«, erklärt Angela Angelovski. Nur sehr selten bleiben – wie bei Peter Siebert – die Schmerzen schon nach den zwölf Therapiesitzungen aus. Doch schon, wenn die Teilnehmer erkennen, dass ihre körperlichen Beschwerden mit ihrer psychischen Situation zusammenhän- gen, ist ein Ziel der Studie erreicht. Manche sind dann motiviert, sich auch nach dem Ende der Studie weiter therapieren zu las- sen. »Das Ziel kann leider nicht immer sein, dass die Schmerzen vollständig verschwinden. Aber die Lebensqualität, die kann sich in jedem Fall verbessern«, sagt Angela Angelovski.«

*Name von der Redaktion geändert

Wenn der Körper unbeachtete Gefühle zeigt

Piso-Studie: Helfen psychosomatische Therapien, die Lebensqualität chronisch Kranker zu verbessern?

19 Titel Psychosomatik MHHInfo April/Mai 2007

Balanceakt:Der Körper zeigt oft ein Ungleichgewicht zwischen Körper und Seele an.

Er beachtete seine Gefühle nicht genug

Ziel: Eine verbesserte Lebensqualität

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Alumni-Fotoalbum

(ina) Die Lebenssituation des Patienten berück- sichtigen – diesem wichtigen Teil der Psychoso- matik hat sich Professor Dr. Gerhard Schmid- Ott verschrieben. Nach dreizehneinhalb Jahren als Leitender Oberarzt der MHH-Abteilung Psy- chosomatik und Psychotherapie zog es den Medi- ziner nun zu neuen Aufgaben nach Löhne bei Bad Oeynhausen: Dort leitet er seit dem 1. April 2007 die Abteilung Psychosomatik der Berolina Klinik, einer Rehabilitationsklinik mit den Schwerpunkten integrierte Psycho- somatik und Verhaltensmedizin. Doch Professor Schmid-Ott nimmt nicht endgültig Abschied von der MHH: »Ich werde weiterhin in der Lehre tätig

sein und Doktorarbeiten betreuen«, sagt der 51-Jährige. In der MHH war es einer seiner Forschungsschwerpunkte, den psychosomatischen Zusam- menhang von chronischen Erkrankungen der Haut wie beispielsweise Schuppenflechte oder Neurodermitis näher zu beleuchten, ein Teilgebiet der Psychoneuroimmunologie. Wichtig war ihm dabei immer die intensive Zusammenarbeit mit Selbsthilfeorganisationen. Als Chefarzt freut er sich darauf, neue Konzepte mitzugestalten. Dabei betrachtet er seine Patienten auf Augenhöhe: »Diese gegenseitige Achtung ist wie ein Lächeln – sie kostet nichts – und jeder freut sich darüber«, sagt er. Vermissen wird er die gute Zusammenarbeit mit Kolleginnen und Kollegen aus seiner, aber auch aus anderen Abteilungen.

Titel Psychosomatik MHHInfo April/Mai 2007

(ina) Unter Neurosen wird eine Gruppe von psychischen Störungen verstanden. Es wird angenommen, dass eine Neuro- se durch einen inneren, unbewussten Konflikt entsteht. Psychi- sche Störungen sind erhebliche Abweichungen vom Erleben oder Verhalten gesunder Menschen im Denken und Fühlen.

Die Psychoanalyse ist ein psychotherapeutisches Behand- lungsverfahren. Sie zählt zu den aufdeckenden Therapien, die versuchen, dem Patienten ein tieferes Verständnis der Zusam- menhänge seines Leidens zu vermitteln. Die vor allem rationale Einsicht in die Verursachungszusammenhänge ist jedoch nicht das wesentliche Ziel einer psychoanalytischen Therapie. Viel- mehr wird eine weitergehende Umstrukturierung der Persön- lichkeit und insbesondere des Gefühlslebens in denjenigen Bereichen angestrebt, die zur Aufrechterhaltung beispielsweise krankhafter Persönlichkeitseigenschaften beitragen.

Unter Psychotherapieversteht man die Behandlung psychi- scher, emotionaler und psychosomatischer Krankheiten, Leidens- zustände oder Verhaltensstörungen mit Hilfe wissenschaftlich fundierter Methoden. Je nach Form der Psychotherapie findet hierbei gegebenenfalls auch eine Auseinandersetzung mit dem Unbewussten statt, um die Ursachen der Erkrankung zu klären, oder es wird der Bereich des bewussten Denkens und Empfin- dens ergründet und durchleuchtet. Dies geschieht beispiels-

weise bei einer Gesprächs- oder Verhaltenstherapie. Alle Psy- chotherapien beruhen wesentlich auf dem Prinzip, neue Ver- haltensweisen zu erproben und diese zu festigen.

Psychodynamische Verfahrensind Psychotherapiemethoden, die sich wie die Psychoanalyse mit den bewussten und unbe- wussten Kräften der Psyche beschäftigen. Dabei geht es darum, wie die verschiedenen psychischen Anteile das eigene Verhalten und Erleben beeinflussen. Häufig wird hierfür auch der Begriff Tiefenpsychologische Verfahren verwendet.

Das Unbewusste ist im psychologischen Sprachgebrauch der Bereich der menschlichen Psyche, der dem Bewusstsein nicht direkt zugänglich ist. Die Tiefenpsychologie geht davon aus, dass unbewusste psychische Prozesse die Menschen in ihrem Han- deln, Denken und Fühlen entscheidend beeinflussen, und dass die Bewusstmachung unbewusster Inhalte eine wesentliche Voraussetzung für die Therapie von Neurosen ist. Umgangs- sprachlich wird für das Unbewusste auch der Begriff Unterbe- wusstsein verwendet.

Tiefenpsychologieist die zusammenfassende Bezeichnung für psychologische und psychotherapeutische Ansätze, die unbe- wussten psychischen Prozessen einen zentralen Stellenwert für die Erklärung menschlichen Verhaltens und Erlebens einräumen.

Von der Neurose bis zum Unbewussten

Fachbegriffe aus unserem Titelthema

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(ina) Essstörungen, Ängste und Depressionen, seelische Belas- tungen infolge einer schweren körperlichen Erkrankung, kör- perliche Beschwerden ohne entsprechenden pathologischen Befund: Solche Patientinnen und Patienten werden auf der psy- chosomatisch-psychotherapeutischen Station 60 behandelt. Es sind Menschen mit schweren und chronifizierten psychosoma- tischen und psychischen Störungen, bei denen eine Kombination verschiedener psychotherapeutischer Methoden in einer Inten- sivbehandlung angezeigt ist.

Das Stationsteam besteht aus zwei Ärztinnen sowie sieben therapeutischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Diese qua- lifizieren sich durch eine Krankenpflegeausbildung und eine psychotherapeutische Weiterbildung. Ein Psychologe, der in mehreren Psychotherapieverfahren ausgebildet ist, leitet die Station.

Bis zu 15 erwachsene Personen finden auf Station 60 Platz, die in der MHH-Kinderklinik untergebracht ist. Sieben Zweibett- zimmer und ein Einzelzimmer stehen für die Patienten bereit. Sie bleiben hier durchschnittlich neun Wochen – eine lange Zeit, in der sie sich einer konflikt- und lösungsorientierten tiefen- psychologischen Behandlung unterziehen. Ziel ist es, dass die Patienten die Ursachen ihrer Beschwerden, also den Zusam- menhang zwischen Konflikten und Stress, Gefühlen und körper- lichen Symptomen verstehen und dann mit Hilfe verhaltensthe- rapeutischer und psychodynamischer Verfahren eine Besserung der Symptomatik erreichen. Einzelpsychotherapie und die nach

Bedarf stattfindenden Kontaktgespräche mit den Stationsmitar- beitern sowie die ärztliche Visite und Sprechstunde gehören zum integrativen Konzept. Vorgehalten werden zwei unterschied- liche Behandlungsangebote, eines mit einem Schwerpunkt auf Einzelpsychotherapie und eines auf Gruppenpsychotherapie.

Alle Patienten nehmen an einer Reihe von Gruppentherapiean- geboten teil. Beispielsweise lernen sie in einer Gruppe anhand von Rollenspielen, ihre sozialen Kompetenzen und ihre eigenen Interessen wie Durchsetzungsfähigkeit, Selbstsicherheit und Abgrenzungsvermögen zu verbessern oder nehmen an einem Entspannungstraining teil.

Voraussichtlich im Herbst 2007 wird die Station 60 ins Haus F auf dem MHH-Gelände umziehen. Damit erweitert die Abteilung Psychosomatik und Psychotherapie ihre Behand- lungsmöglichkeiten auf 20 stationäre Plätze.Weiterhin ist ange- dacht, dort ein Angebot von zehn tagesklinischen Plätzen zu schaffen. Ab April 2007 ist es für Menschen mit chronifizierten psychosomatischen und psychischen Störungen möglich, sich in der neuen Institutsambulanz der Abteilung Psychosomatik und Psychotherapie behandeln zu lassen.

Vor einer stationären Aufnahme ist grundsätzlich ein ambulan- tes Vorgespräch in der psychosomatischen Poliklinik erforderlich.

Kontakt:

Station 60

Telefon: (0511) 532-9416 E-Mail: station.60@mh-hannover.de

Wir stellen uns vor

Die psychosomatisch-psychotherapeutische Station 60

21 Titel Psychosomatik MHHInfo April/Mai 2007

Sie gehören zum Team der Station 60:

Irmgard Kiegeland, Dr. Wolfgang Lempa, Sebastian Becker, Martina Schrader, Simone Nowak, Waltraud Engelskirchen und Maren Wilhelm (von links).

Referenzen

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