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Archiv "Ultraschall in der Anästhesie und perioperativen Intensivmedizin" (27.07.2001)

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ie transösophageale Echokardio- graphie (TEE) und die transkrani- elle Doppler-Sonographie (TCD) werden in der Anästhesiologie und ope- rativen Intensivmedizin hauptsächlich zu diagnostischen und überwachungs- technischen Zwecken eingesetzt. Dane- ben werden in bestimmten Bereichen die konventionelle B-Mode-Sonogra- phie, einfache Doppler-Verfahren sowie miniaturisierte transvenös-intravaskulä- re und zukünftig möglicherweise auch intrakardiale Katheter angewendet.

Transösophageale Echokardiographie

Kein Verfahren hat in den letzten zwanzig Jahren die Möglichkeiten zur perioperativen Kreislaufdiagnostik und -überwachung am Krankenbett so er- weitert wie die TEE. Mit ihrer Ein- führung in den klinischen Arbeits- bereich der Anästhesiologie ließen sich endlich intraoperativ und auch bei nichtkardiochirurgischen Eingriffen die kardiale Funktion und die Effekte von kreislaufwirksamen Medikamen- ten, von verschiedenen kontrollierten Beatmungsformen und von akuten Vo- lumenverschiebungen visualisieren und beurteilen. Die seitdem publizierten Resultate der wissenschaftlichen Arbei- ten auf diesem Gebiet bilden heute die Grundlage für die Indikationen der TEE in der Anästhesiologie (Grafik).

An oberster Stelle der Indikations- liste für die intraoperative Echokardio- graphie steht die Befunderhebung bei kardiochirurgischen Patienten, die sich einer Klappen- oder aortokoronar- venösen Bypass-Operation unterziehen (29, 30). Neben dem diagnostischen Po- tenzial der TEE kommt dem intraope-

rativen Monitoring des Herz-Kreislauf- Systems eine besondere Bedeutung zu, und dies nicht erst seitdem der Gold- standard der invasiven hämodynami- schen Überwachung mittels des Swan- Ganz-Katheters zunehmend kritisch hinterfragt wird (14).

Insbesondere beim Abgang von der Herz-Lungen-Maschine und in der un- mittelbaren Folgezeit erleichtert die TEE die Kontrolle des Volumen- und Kontraktilitätsstatus, eignet sich zum Ischämienachweis mittels regionaler und globaler Wandbewegungsanalysen und ist eine Entscheidungshilfe bei der Wahl exogen zugeführter Katechol- amine (7). Sie kann zudem auch bei nichtkardiochirurgischen Eingriffen im Falle einer plötzlich aufgetretenen hä- modynamischen Instabilität unklarer Ursache wichtige Zusatzinformationen liefern oder gar Kausalzusammenhän- ge aufdecken, dient dem perioperati- ven Monitoring des kardialen Risiko- patienten während größerer operativer Eingriffe und kommt darüber hinaus auch in der Akutdiagnostik des insta- bilen Traumapatienten zum Einsatz (Abbildung 1), insbesondere bei Ver- dacht auf eine thorakale Aortenruptur, Aortendissektion oder Myokardkontu- sion (48).

Außerhalb dieser mittlerweile eta- blierten Einsatzgebiete eignet die TEE sich in der Anästhesiologie zur Beant- wortung von Fragestellungen, die sich beim narkotisierten Patienten etwa aus der kontrollierten Beatmung, dem Leta- litätsrisiko des operativen Eingriffes, der speziellen Lagerung (58) oder aus Volu- menverschiebungen ergeben. So können beispielsweise während minimalinvasi- ver bauchchirurgischer Eingriffe die Auswirkungen des Pneumoperitoneums auf die Herzfunktion (20) und die Le- berperfusion (51) erfasst werden. Bei der Implantation von Gelenkprothesen der unteren Extremitäten liefert die TEE bei der Untersuchung des Phäno-

Ultraschall in der Anästhesie und perioperativen Intensivmedizin

Clemens-A. Greim, Jörg Brederlau, Norbert Roewer

Zusammenfassung

In der Anästhesiologie und perioperativen In- tensivmedizin haben die klinisch verfügbaren Ultraschallverfahren das diagnostische, über- wachungs- und verfahrenstechnische Options- spektrum in den letzten Jahren beträchtlich er- weitert. Ein großer methodischer Vorteil ist, dass die meisten dieser Verfahren nicht- oder nur minimalinvasiv sind und anwendungsbe- dingte Komplikationen nur wenig Bedeutung haben. Die Ultraschallverfahren können in der Regel zeit- und ortsungebunden am Patienten eingesetzt werden und eignen sich deshalb be- sonders für den akuten Einsatz. Das Spektrum der Einsatzorte umfasst den Operationssaal und die Intensivstation, aber auch die Notauf- nahme bis hin zum Behandlungsraum für die interventionelle Schmerztherapie.

Schlüsselwörter: Ultraschall, Echokardiogra- phie, Doppler, Kreislauf, Monitoring

Summary

Ultrasound in Anaesthesia and Periopera- tive Intensive Care Medicine

In anaesthesia and perioperative intensive care, clinically available ultrasound procedures have enhanced the spectrum of diagnostic options, patient monitoring and methodological approach over the past years. As a major ad- vantage, most of the ultrasound procedures are non- or semi-invasive and therefore related to only few and minor complications. Ultra- sound is normally applicable in patients inde- pendent of daytime and location and therefore particularly useful in acute settings. The loca- tion for their appliance includes the operation room and intensive care unit, but also the emergency room and facilities for interven- tional pain therapy.

Key words: ultrasound, echocardiography, Doppler, circulation, monitoring

Klinik für Anaesthesiologie (Direktor: Prof. Dr. med.

Norbert Roewer) des Universitätsklinikums, Bayerische Julius-Maximilians-Universität, Würzburg

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mens der „Fettembolie“ wichtige Er- kenntnisse (38, 47, 50). Sie wird außer- dem bei neurochirurgischen Operatio- nen in halbsitzender Position zur Unter- suchung auf ein funktionell offenes For- amen ovale beziehungsweise zur recht- zeitigen Erkennung venöser Luftembo- lien genutzt (60). Beschrieben wurde kürzlich die intraoperative Stressecho- kardiographie zum Screening von kar- dialen Risikopatienten während eines nichtkardiochirurgischen Eingriffs (55), ebenso wie die intraoperative myokar- diale Kontrastechographie (34), deren zukünftiger routinemäßiger Einsatz et- wa bei koronaren Bypass-Operationen aber eine Weiterentwicklung der TEE- Sonden und weitere intensive Untersu- chungen über die Wechselwirkungen zwischen dem Ultraschall und dem Kon- trastmittel voraussetzt.

Für die Anästhesiologie interessante Neuentwicklungen wie zum Beispiel die automatische Endokardbestimmung als Mittel zum Monitoring des Volumen- status (Abbildung 2) und farbkodierte Darstellungen der myokardialen Kine- tik zur leichteren Erkennung von regio- nalen Wandbewegungsstörungen, der so genannte Gewebe-Doppler, sind bis- lang für den perioperativen Routineein- satz nur bedingt geeignet. Auch die fort- laufende dreidimensionale Darstellung des Herzens, die den Weg zu einer kon- tinuierlichen intraoperativen Volume- trie des linken Ventrikels bahnen könn- te, bedarf noch der technologischen Verbesserung. Als zukunftsweisendes, wenn auch hochinvasives und kostspie- liges Verfahren wird die Echokardiogra- phie mittels intrakardialer Ultraschall- katheter (11) hier möglicherweise an Bedeutung in der Anästhesiologie und Intensivmedizin gewinnen. Dagegen hat die angesichts der limitierten räum- lichen Kapazitäten und der einge- schränkten Handlichkeit der Sonden auch von Anästhesisten geforderte Miniaturisierung echokardiographischer Geräte zur Prototyp-Entwicklung mi- niaturisierter TEE-Sonden geführt, die einerseits in der pädiatrischen Anästhe- sie (Abbildung 3),andererseits bei der Narkoseeinleitung des erwachsenen Pa- tienten das kardiale Monitoring bereits komplementieren konnten (69).

Unter den in der Anästhesiologie ge- nutzten Ultraschallverfahren zählt die

TEE insofern zu den risikoreichsten, als es hier – wenn auch sehr selten – zu Per- forationen des Schluck- und Verdau- ungstrakts kommen kann (35). Auch aus diesem Grund wird einer qualifizier- ten Ausbildung für zukünftige Anwen- der im Fachgebiet große Bedeutung bei- gemessen. Dies spiegelt sich in der Erar- beitung und kürzlich getroffenen Be- kanntmachung der „Richtlinien zur Weiterbildung in der transösophagealen Echokardiographie für Anästhesisten“

der Deutschen Gesellschaft für An- aesthesiologie und Intensivmedizin wi- der (42).

Doppler-Sonographie

Die transkranielle Doppler-Sonogra- phie (TCD) ist in der nichtinvasiven Diagnostik von zerebralen Vasospas- men oder Gefäßstenosen sowie arterio- venösen Malformationen bei neurolo- gischen und neurochirurgischen Pa- tienten seit langem ein etabliertes Ver- fahren (4). Auf Intensivstationen wird

die TCD zunehmend auch bei Patien- ten mit Schädelhirntrauma zur Über- wachung der zerebralen Perfusion (39) oder auch zur Hirntoddiagnostik (22, 62) eingesetzt, in diesen Fällen meist eingebettet in ein multimodales Moni- toring, das verschiedene Methoden der Elektroenzephalographie und der di- rekten Hirndruckmessung sowie radio- logische Verfahren zum Nachweis pa- thologischer Hirnbefunde umfasst (61).

In der Anästhesiologie wurden seit Ein- führung der TCD die Einflüsse ver- schiedener Anästhetika und Anästhe- sieverfahren auf den zerebralen Blut- fluss untersucht (18, 53).

Der intraoperative Einsatz des TCD erlaubt beispielsweise bei einer Endar- teriektomie der Arteria carotis interna, ein unter Anlage eines arterioarteriel- len Bypasses akut auftretendes ischä- misches und embolisches Geschehen schnell zu erfassen (23, 46). Die recht- zeitige Erkennung der Bypass-Fehl- funktion, ein sofortiges agressives Ma- nagement der zerebralen Hämodyna- mik und die temporäre Shuntanlage bei Grafik

Einsatzgebiete und Indikationen für die transösophageale Echokardiographie in der Anästhesie und perioperativen Intensivmedizin

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Hinweisen auf eine zerebrale Ischämie oder eine sofortige operative Revision bei Reokklusion (24) sind für den Pa- tienten von großem Nutzen. Allerdings wird der intraoperative TCD-Einsatz hinsichtlich seiner Zuverlässigkeit kon- trovers diskutiert und ist weit davon entfernt, in das Routinemonitoring bei gefäßchirurgischen Eingriffen aufge- nommen zu werden. Eine Studie an 50 in Lokalanästhesie operierten Patien- ten erlaubte beispielsweise den Schluss, dass die TCD nicht einmal ein verläss- liches Mittel zur Indikationsstellung ei- ner Shuntanlage ist (10).

Bei kardiochirurgischen Patienten wird die TCD zur Ermittlung von Mi- kroembolisationen nach kardiopulmo- nalem Bypass benutzt (19). Wie oft in der klinischen Medizin ist auch hier zu bedenken, dass der Befund abnormer Signale allein nicht unbedingt mit ei- nem verschlechterten Behandlungser- gebnis verbunden sein muss (57). Des- gleichen lassen Messungen der Blut- flussgeschwindigkeit in der Arteria ce- rebri media nur bedingt Rückschlüsse auf den zerebralen Blutfluss zu (65).

Durch die Einführung neuer Algo- rithmen hat sich die ösophageale Doppler-Sonographie (ÖDS) zur Be- stimmung des Herzzeitvolumens von einem insbesondere bei beatmeten Pa- tienten unzuverlässigen Monitor (12) zu einem nützlichen semiinvasiven Werkzeug in der Hand des erfahrenen Anwenders entwickelt (18). Die fort- schreitende Miniaturisierung erlaubt die Anwendung der ÖDS sogar bei Kindern (27). Die Vorteile der ÖDS gegenüber der TEE liegen in der kon- tinuierlichen Messung des Herzzeitvo- lumens, die auf der Doppler-Analyse des Blutstroms in der thorakalen Aor- ta beruht. Im Vergleich zur kontinuier- lichen Herzzeitvolumenmessung mit- tels modifiziertem Swan-Ganz-Kathe- ter ist die ÖDS nicht unumstritten, weil die Signalstabilität und die Mess- genauigkeit erheblich schwanken (37).

Die Indikationen für die ÖDS sind derzeit unklar. Sinnvoll erscheint der Einsatz bei Risikopatienten mit ausge- wählten kardiovaskulären Erkrankun- gen, die „zu gesund“ für einen Pulmo- naliskatheter sind und bei denen die TEE wenig neue Informationen erge- ben würde, bei denen ein kontinuierli-

ches Monitoring des Herzzeitvolu- mens jedoch eingriffsbedingt wün- schenswert wäre, zum Beispiel bei la- paroskopisch durchgeführten Opera- tionen unter Anlage eines Kapnoperi- toneums (28).

Weitere Anwendungen der eindi- mensionalen Doppler-Sonographie – in diesen Fällen ohne Kurvenregistratur – liegen in der intraoperativen präkordia- len Anschallung des rechten Ventrikels, einer Routinemaßnahme zum Luftem- bolienachweis bei neurochirurgischen Patienten, die in sitzender Position ope- riert werden. Ebenso kann der Blutfluss in kanülierten Gefäßen, zum Beispiel bei extrakorporalen Membranoxy- genierungs- und Hämodialyse- bezie-

hungsweise Filtrationsverfah- ren, kontrolliert werden. Die Doppler-Sonographie ist eben- falls eingesetzt worden, um zu prüfen, ob eine Spinal- oder Epiduralanästhesie bei nor- maler Schwangerschaft die Blutströmung in der Arteria umbilicalis beeinflusst (45).

Auch ein neu auftretendes Strömungshindernis durch Kompression der Arteria ca- rotis, das beim narkotisierten Patienten zum Beispiel durch das Blocken einer so genann- ten Kehlkopfmaske entstehen kann (13), ließe sich mit der Doppler-Sonographie identi- fizieren. Eine zusätzliche in- teressante Anwendung der Doppler-Technik findet sich in der so genannten „smart needle“, ein für die Kanülie- rung von zentralen Venen ent- wickeltes Punktionsset mit in- tegriertem Schallkopf (63).

Konventionelle B-Mode-Sonographie

Die bildliche Darstellung von nichtkardialen Schnittebenen mithilfe der B-Mode-Sono- graphie dient in der Anästhe- siologie und Intensivmedizin in erster Linie der Erleichte- rung und Überwachung von Punktionen verschiedenster Art. Gelegentlich wird sie von An- ästhesisten für einige diagnostische Fragestellungen – zum Beispiel zur Ab- klärung eines Pleuraergusses – heran- gezogen, wenn Konsiliardienste radio- logischer Abteilungen nicht verfügbar sind. Die ultraschallgesteuerte Punk- tion der Vena jugularis interna mit ei- nem herkömmlichen Sonographiegerät wurde 1988 beschrieben (52). Seit 1993 stehen spezielle portable Geräte für Gefäßpunktionen zur Verfügung (3).

Diese erleichtern wegen des variablen Verlaufs der V. jugularis interna bei 20 Prozent der Kleinkinder (2) besonders die zentralvenöse Katheterisierung in der Kinderanästhesie (Abbildung 4) und reduzieren das anästhesiologische Risiko (59). Aber auch bei Erwachse- Abbildung 1: Bei einer verunfallten hämodynamisch instabi-

len 54-jährigen Patientin mit schwerem Thoraxtrauma zeigt sich in der transösophagealen Echokardiographie ein abge- rissener rechtsventrikulärer Papillarmuskel (Pfeil) am Triku- spidalklappensegel, der in der Systole in den rechten Vorhof umschlägt.

Abbildung 2: Die schallsignalgesteuerte automatische Er- kennung des Endokards mit der transösophagealen Echo- kardiographie ermöglicht eine kontinuierliche Bestimmung der linksventrikulären Querschnittsfläche, mittels derer die Füllung des linken Ventrikels intraoperativ abgeschätzt werden kann (EDA, enddiastolische Fläche; ESA, endsystoli- sche Fläche; FAC, echokardiographische Ejektionsfraktion).

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nen kann die Ultraschalluntersuchung die zentralvenöse Punktion beschleu- nigen und die Katheterisierung verein- fachen (16, 56).

Über die erleichterte ultraschallge- steuerte Punktion des Epiduralraums wurde erstmals 1980 berichtet (15). Die Sonographie ist hier aber nicht nur Hilfsmittel für die Insertion eines Epi- duralkatheters bei Patienten mit unkla- ren anatomischen Verhältnissen (8), sondern hat das Potenzial, eventuell auch bei epiduralen Corticosteroidin- jektionen zur Behandlung radikulärer Schmerzsyndrome die Durchleuch- tungskontrolle der Punktionskanüle zu ersetzen. Eine solche Lagekontrolle er- scheint deshalb wünschenswert, weil oh- ne diese in bis zu 25 Prozent der Fälle die Injektion trotz des Zeichens ei- nes vermeintlichen Widerstandsverlusts nicht in den Epiduralraum appliziert wird (66).

Obwohl die von anterior vorgenom- mene ultraschallgesteuerte Blockade beziehungsweise Neurolyse des Plexus coeliacus beim Pankreaskarzinom und bei der chronischen Pankreatitis schon 1985 als neue Technik präsentiert wur- de (26), kommt in den meisten Fällen weiterhin die klassische posteriore Technik mit oder ohne Durchleuch- tungs- beziehungsweise CT-Kontrolle zur Anwendung (21). Der ultraschall- gesteuerte anteriore Zugang bietet je-

doch gleiche Ergebnisse ohne das Risi- ko einer Paraplegie, die Rückenlage wird von Patienten im Terminalstadi- um besser toleriert, auf Kontrastmit- tel- und Röntgenexposition kann ver- zichtet werden, und das Verfahren ist zudem kostengünstiger (68). Ähnli- ches gilt für lumbale Grenzstrang- blockaden (35). Auch bei Stellatum- blockaden (32), dem Glossopharyn- geusblock (5), der Blockade des Plexus brachialis über verschiedene Zugangs- wege (31, 67) und beim so genannten 3-in-1-Block des N. femoralis und be- nachbarter neuronaler Strukturen wird das Ultraschallverfahren von Anästhe- sisten genutzt, um Komplika-

tionsraten, Zeiten bis zum Wirkungseintritt und Lokal- anästhetikadosen zu reduzie- ren (43, 44).

In der perioperativen In- tensivmedizin sind häufige Indikationen für die B-Mode- Sonographie unter anderem die Frage nach freier intraab- dominaler Flüssigkeit oder Hinweise auf eine Cholezysti- tis. Bei der Beurteilung eines Pleuraergusses oder Hämato- thorax werden neben der Vo- lumenbestimmung etwaige Septierungen dargestellt und der günstigste Ort für das An- legen einer Thoraxdrainage

gewählt. Beim Aufweisen eines so ge- nannten „Kometenschweif“-Artefakts kann mit hoher Wahrscheinlichkeit so- wohl ein kompletter Pneumothorax ausgeschlossen (41), als auch ein in- terstitielles Lungenödem von der Exa- zerbation einer chronisch obstruktiven Lungenerkrankung differenziert wer- den (40). Bei nasal intubierten Patien- ten ist die sonographische Diagnose- stellung einer Sinusitis maxillaris mög- lich (49), was unter Umständen er- hebliche Konsequenzen für die weite- re Therapie hat, etwa die Tracheo- tomie. Eine der perkutanen Dilata- tionstracheotomie vorangehende Ul- traschalluntersuchung des Halses kann durch die Lokalisation des Schild- drüsenisthmus oder kaliberstarker Venen die Wahl der Punktionsstelle ge- legentlich beeinflussen (10). Die sono- graphische Orientierung bei der Anla- ge eines suprapubischen Blasenkathe- ters gehört dagegen auf vielen Intensiv- stationen zum Standardvorgehen.

Perspektiven

Die Miniaturisierung von Echokardio- graphiegeräten, die die intraoperative TEE erheblich vereinfachen würde, und kleinkalibrige Sonden, die sich wie Magensonden durch die Nase ein- führen lassen (25), könnten den Ein- satz der TEE als ein perioperatives Überwachungsverfahren wesentlich er- leichtern. Dies käme einer im Operati- ons- und Intensivbereich erforderlichen

Abbildung 4: Der Einsatz kleiner Schallköpfe erlaubt eine ul- traschallgesteuerte zentralvenöse Punktion und Katheteri- sierung. Die Darstellung des größeren jugulovenösen Ge- fäßquerschnitts in Relation zur kleinkalibrigen Arteria caro- tis communis reduziert insbesondere bei Kleinkindern und Säuglingen das Risiko einer Fehlpunktion.

Abbildung 3: Die technische Entwicklung der medizinischen Ultraschallverfahren hat ösophageale Sonden hervorgebracht, die auch bei Kindern zur intraoperativen Volumensteuerung eingesetzt wer- den können.

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räumlichen Ökonomisierung entgegen.

Weitere Innovationen, wie die dreidi- mensionale TEE oder automatisierte Verfahren zur Volumenbestimmung oder Wandbewegungsanalyse, sind be- reits heute wegweisend für ein kontinu- ierliches Herz-Kreislauf-Monitoring, das die perioperative Überwachung bei kardialen Hochrisikopatienten und operativen Eingriffen mit hoher Kreis- laufbelastung bereichern wird.

Die 1960 erstmals vorgestellte in- trakardiale Ultraschalluntersuchung ist in den letzten Jahren von Kardiolo- gen wiederentdeckt worden (64). Par- allel zur rasant verlaufenden Geräte- entwicklung sind hierfür klinische Einsatzgebiete definiert worden, die bislang in der verbesserten Visualisie- rung kardiologischer Interventionen (zum Beispiel bei Angioplastie oder Elektroablation) und der Erkennung hierbei auftretender Komplikationen (etwa einer Koronararteriendissekti- on) liegen. Nach ersten Versuchen mit Kathetern, die mit 20 MHz operierten, eine zu geringe Eindringtiefe für den intrakardialen Einsatz aufwiesen und deshalb zunächst nur intravaskulär einsetzbar waren, sind inzwischen 10- MHz-Katheter verfügbar, mit denen vom rechten Herz aus alle Herzregio- nen, abgesehen von apikalen Ab- schnitten des linken Ventrikels, darge- stellt werden können (54).

Damit rückt ein kontinuierliches bildgebendes intrakardiales Monito- ringverfahren in greifbare Nähe. Al- lerdings handelt es sich hier um ein hochinvasives und teures Verfahren, dessen Risiken und Kosten-Nutzen- Relation einer sorgfältigen Analyse unterzogen werden muss, bevor ein Einsatz in der Anästhesiologie erwo- gen werden sollte.

Ausbildung und Qualitätsmanagement

Der zunehmende Einsatz von Ultra- schallverfahren in der Anästhesie und operativen Intensivmedizin und die zu- nehmende Zahl von Anästhesisten, die sich dieser Methoden bedienen, lassen Fragen nach einer qualifizierten Aus- und Weiterbildung, einer entsprechen- den Qualitätskontrolle und Untersu-

chung der gerade in Zeiten reduzierter Budgets immer wichtiger werdenden Anschaffungs- und Unterhaltungsko- sten aufkommen. Im Zeitalter der evi- denzbasierten Medizin sind Verlaufs- studien und Kosten-Nutzen-Analysen zwingend.

Dies gilt besonders für komplexe Ul- traschallverfahren wie die TEE und TCD, die prinzipiell eine lange Ausbil- dung erfordern (33), potenziell jedoch schon nach minimalem Training die dia- gnostischen und therapeutischen Mög- lichkeiten des Anwenders bereichern können (6). Beispielhaft sind die Richt- linien der Deutschen Gesellschaft für Anaesthesiologie und Intensivmedizin für ein originär kardiologisches Ultra- schallverfahren wie die TEE zu nennen (42), die auf der Basis der 1996 publi- zierten nordamerikanischen Richtlini- en (1) eine den deutschen Verhältnissen angepasste Position absteckten. Hier ist einerseits die Abgrenzung gegenüber dem Einsatz der TEE in der Kardiolo- gie, zum Beispiel im Hinblick auf die Indikationstellung, andererseits aber auch die konsiliarische Zusammenar- beit bei bestimmten Fragestellungen als ein schwieriger Balanceakt evident ge- worden.

Der Einsatz von Ultraschallverfah- ren hat in der Vergangenheit bereits viel zur Beantwortung anästhesierele- vanter Fragestellungen beigetragen.

Die Vorteile für die anästhesiologi- sche Patientenbetreuung sind wissen- schaftlich belegt; die Ultraschallver- fahren können aber nur dann einen sinnvollen Versorgungsbeitrag in der Anästhesie und perioperativen Inten- sivmedizin leisten, wenn die Ausbil- dung auf diesem Gebiet eine hohe Qualität der Anwendung gewährlei- stet.

Zitierweise dieses Beitrags:

Dt Ärztebl 2001; 98: A 1963–1967 [Heft 30]

Die Zahlen in Klammern beziehen sich auf das Literatur- verzeichnis, das über den Sonderdruck beim Verfasser und über das Internet (www.aerzteblatt.de) erhältlich ist.

Anschrift für die Verfasser:

Priv.-Doz. Dr. med. Clemens-A. Greim

Klinik für Anaesthesiologie des Universitätsklinikums der Bayerischen Julius-Maximilians-Universität Josef-Schneider-Straße 2

97080 Würzburg

E-Mail: greim@anaesthesie.uni-wuerzburg.de

Es ist immer wieder behauptet wor- den, dass unerwünschte Wirkungen bei einer Behandlung mit Medika- menten bei alten Menschen häufiger auftreten würden als bei jüngeren Pa- tienten. Diese Behauptung konnte in Untersuchungen der Erlanger Univer- sitätsklinik zumindest in Bezug auf Erkrankungen des Verdauungstrakts widerlegt werden.

Bei einer Analyse, an der 532 Pa- tienten teilnahmen, von denen 30 Prozent älter als 65 Jahre waren, fand sich kein Unterschied in der Neben- wirkungsrate. Die Untersuchung er- streckte sich über einen Zeitraum von 6 213 Behandlungstagen. 25,9 Prozent beziehungsweise 24,2 Prozent der Pa- tienten boten unerwünschte Wirkun- gen, die nur bei Gallenwegserkran- kungen des alten Menschen signifi- kant häufiger waren als in einem jün- geren Kollektiv.

Die vier beobachteten Todesfälle betrafen allerdings ausschließlich älte- re Patienten. 75,3 Prozent der uner- wünschten Wirkungen erwiesen sich als vorhersehbar, jedoch wurden nur 37,5 Prozent von den behandelnden Ärzten erkannt. Unabhängig vom Le- bensalter waren unerwünschte Arz- neimittelreaktionen besonders bei denjenigen Patienten anzutreffen, die wegen Magengeschwüren, einer aku- ten Pankreatitis, einer Cholangitis oder einer chronisch entzündlichen Darmerkrankung behandelt werden

mussten. w

Dormann H, Krebs S, Muth-Selbach U et al.: Adverse drug reactions in patients with gastroenterological dis- eases: does age increase the risk? Aliment Pharmacol Ther 2001; 15: 171–180.

Dr. H. Dormann, Medizinische Klinik I mit Poliklinik, Krankenhausstraße 12, 91054 Erlangen.

Nebenwirkungen bei älteren Menschen nicht häufiger

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