Ärztinnen
Bühren bei Bulmahn
Gespräch über Förderung von Ärztinnen in
Forschung und Lehre
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ie Bundesministerin für Forschung und Lehre, Edelgard Bulmahn, will eine Arbeitsgruppe in ihrem Mini- sterium bilden, die sich mitden besonderen Belangen von Ärztinnen befasst. Im Dialog mit der Bundesgesundheits- ministerin will sie sich für die Verwirklichung der Gleichbe- rechtigung an Hochschulen und Kliniken einsetzen. Dies machte sie in einem Gespräch mit Dr. med. Astrid Bühren, Vorstandsmitglied der Bundes- ärztekammer und Präsiden- tin des Deutschen Ärztinnen- bundes, deutlich. Bühren wies darauf hin, dass Ärztinnen ins- besondere bei der Besetzung höherer Positionen nach wie vor benachteiligt seien. Sie be- grüßte die Förderprogramme des Forschungsministeriums wie zum Beispiel „Chancen- gleichheit von Frauen in For- schung und Lehre“, mit dem bis zum Jahr 2005 der Profes- sorinnenanteil auf 20 Prozent erhöht werden soll.
Bühren machte die Mini- sterin auch darauf aufmerk- sam, dass bei den Kalkulatio- nen für die diagnosebezoge- nen Fallpauschalen an Kran- kenhäusern die Kosten für Kindertagesstätten nicht ein-
gerechnet würden, sodass die- se über kurz oder lang von der Schließung bedroht seien. Sie forderte zu großen Anstren- gungen auf, um flächen- deckend eine gute Infrastruk- tur an Kinderhorten und Ganz- tagsschulen aufzubauen.
Arzneimittel
Mehr Sicherheit für Kinder
Expertengremium soll Empfehlungen erarbeiten.
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ie Arzneimitteltherapie bei Kindern und Jugendlichen soll sicherer werden. Dass kündigte Bundesgesundheits- ministerin Ulla Schmidt an, die dafür ein Expertengremium beim Bundesinstitut für Arz- neimittel und Medizinproduk- te (BfArM) eingerichtet hat.Das Gremium soll die An- wendung bekannter Arznei-
mittel bei der Therapie von Kindern und Jugendlichen auf therapeutischen Nutzen und medizinische Risiken überprü- fen. Schmidt nannte es nicht zeitgemäß, dass bei der Be- handlung vieler Erkrankun- gen von Kindern immer noch auf Arzneimittel zurückgegrif- fen werde, die nicht für die Be- handlung dieser Altersgruppe zugelassen sind.
Aufgabe des Expertengre- miums wird sein, die Kennt- nisse über die Anwendung be- kannter Präparate bei Kin- dern zusammenzuführen und die Rahmenbedingungen für die Erprobung neuer Arznei- mittel zu verbessern. Die Ar- beitsergebnisse in Form von fachlichen Empfehlungen sol- len die Arbeit des BfArM, des Paul-Ehrlich-Instituts und der europäischen Arzneimit- telzulassungsbehörde (emea) unterstützen. Dem Gremium gehören Kinderärzte, Kinder- und Jugendpsychiater, kli- nische Pharmakologen und Pharmazeuten sowie Vertre- ter von Eltern an.
A K T U E L L
Deutsches Ärzteblatt½½½½Jg. 99½½½½Heft 9½½½½1. März 2002 AA529
Endovaskuläre Brachytherapie
Auch bei zweiter Revaskularisation
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ine Katheter-Bestrahlung der Koro- narien bessert die Behandlungschan- cen von Patienten, bei denen es nach der Implantation eines Stents zu einer Restenose gekommen ist und die des- halb ein zweites Mal revaskularisiert werden müssen. Dies zeigt die „Intimal Hyperplasia Inhibition With Beta In- stent Trial“ (INHIBIT), die in Lancet pu- bliziert worden ist (2002; 359: 551–7). In den USA erhalten 70 Prozent aller Pati- enten mit koronarer Herzkrankheit, die ballondilatiert werden, einen Stent. Die- se Maschendrahtprothese soll das Lu- men der Koronararterie offen halten.Doch bei bis zu einem Drittel der Pati- enten wird der Stent früher oder später von Intimagewebe überwuchert. Dieses Problem versuchen die Kardiologen durch eine intrakoronare Bestrahlung (endovaskuläre Brachytherapie) zu be-
heben. Während des zweiten Versuchs einer Revaskularisierung wird ein Ka- theter in die Koronarien geschoben, der mit einem Beta- oder Gammastrahler beladen ist. In den USA sind in den letz- ten fünf Jahren mehr als 5 000 Patienten in 50 Studien auf diese Weise behandelt worden.
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as die Patienten davon zu erwar- ten haben, zeigt exemplarisch die INHIBIT-Studie, in der unter der Lei- tung des Cardiovascular Brachythera- py Institute in Washington bei 332 Pati- enten an 24 US-Zentren die Koronari- en ein zweites Mal revaskularisiert wurden. Dabei wurden entweder eine Ballondilatation, eine Atherektomie, eine Laser-Angioplastie oder eine er- neute Stent-Implantation durchge- führt. Nach dieser Maßnahme, die zu 95 Prozent technisch erfolgreich war, wurde ein Katheter in die Koronarien vorgeschoben, der entweder mit Phos- phor-32 oder einem Placebo bestückt war. Die frisch erweiterten Koronarien wurden etwa vier Minuten bestrahlt.Bei besonders langen Stenosen war ei-
ne Tandembestrahlung möglich. Neun Monate später waren noch 31 Prozent der Patienten ohne weiteres kardiales Ereignis und ohne (dritte) Revaskula- risierung am Leben. In der Placebo- gruppe erreichten nur 15 Prozent die- sen primären Sicherheitsendpunkt der Studie. Auch im primären Wirksam- keitsendpunkt der Studie – die Rate der angiographisch sichtbaren Resteno- sen – hatte die Beta-Bestrahlung eine positive Auswirkung. Nur bei 26 Pro- zent der Patienten trat eine erneute Restenose auf, während es in der Place- bogruppe 52 Prozent waren.
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alram Bhargava und Prabhakar Tripuraneni (New Delhi) lassen aber Zweifel daran, dass die intrakoronare Bestrahlung die Probleme der Patien- ten auf Dauer lösen wird. Nach der Be- handlung könne es zu Randstenosen und zu Thrombosen kommen, deren Häufigkeit mit der Zeit zunehme. Die Bedeutung des Verfahren und die opti- male Indikation werde man deshalb erst in fünf Jahren kennen, kommentie- ren sie (2002; 359: 543–4). Rüdiger Meyer AkutAstrid Bühren erläutert der Mini- sterin die Sorgen der Ärztinnen.
Foto: privat