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Mit Weitblick die Implantologie geprägt Zum Tod des Pioniers der Zahnärztlichen Implantologie Prof. Willi Schulte

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© Deutscher Ärzte-Verlag | zzi | Z Zahnärztl Impl | 2009; 25 (1)

Mit Weitblick die Implantologie geprägt

Zum Tod des Pioniers der Zahnärztlichen Implantologie Prof. Willi Schulte

Der beliebte Zahnarzt, Hochschullehrer und Wissenschaftler Prof. Dr. Dr. h. c.

Willi Schulte verstarb am 4. Dezember 2008 im 80. Lebensjahr. Er war der Direktor der Zahnärztlichen Chirurgie und Parodontologie an der Zahn-, Mund- und Kieferklinik Tübingen.

Nach dem Abitur am humanisti- schen Gymnasium in seiner Geburts- stadt Hamm/Westfallen studierte er in Tübingen von 1949 bis 1953 Zahnmedi- zin. Von seiner Studienzeit bis zur Eme- ritierung 40 Jahre später war Prof. Schul- te Tübingen treu geblieben. Hier lernte er seine spätere Frau Margret kennen, die er 1956 heiratete. Von 1954 bis 1963 war er Wissenschaftlicher Assistent bei Eu- gen Fröhlich in der Chirurgischen Polikli- nik. In dieser Zeit wurde er Planungs- und Baubeauftragter für das neue Zent- rum für ZMK in Tübingen. Nach Habili- tation 1963 folgte die Ernennung zum Apl. Professor und Leiter der Abteilung für experimentelle Zahnärztliche Chi- rurgie. Er war Gründungsberater für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde der Medizinischen Akademien Aachen und Ulm.

Willi Schulte bekam sehr schnell einen Ruf auf ein Ordinariat für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde in Aachen, den er ablehnte. Er wurde 1972 Ordent-

licher Professor und Ärztlicher Direktor des neu geschaffenen Lehrstuhles und der Poliklinik für Zahnärztliche Chirur- gie und Parodontologie in Tübingen. Er war schon immer ein sehr engagierter Forscher mit visionären Ideen gewesen.

Bereits 1974 hatte er die ersten Entwürfe fertig gestellt für das ein Jahr später erst- mals am Menschen eingesetzte Tübin- ger Sofortimplantat. Ein Implantatsys- tem für den Zahnwurzelersatz, das auf einer festen wissenschaftlichen Basis be- ruhte. Im Gegensatz zu allen anderen Systemen zielte das Tübinger Sofortim- plantat auf den unmittelbaren Ersatz der Zahnwurzel nach Zahnverlust und so- mit auf den Gewebeerhalt des Alveolar- fortsatzes. Dies zu einer Zeit, in der die Implantologie gegen starke Vorbehalte innerhalb der DGZMK kämpfen musste.

Diese Widerstände führten zu seiner in die Tat umgesetzten Forderung, jeden implantologischen Fall genauestens zu dokumentieren, um später wissen- schaftlich fundierte Aussagen machen zu können. Das war die Geburtsstunde des einzigartigen Tübinger Implantat- registers.

Beruflich lassen sich bei ihm mehre- re Schwerpunkte setzen: Vorsitzender des Zentrums für Zahn-, Mund- und Kie- ferheilkunde 1974–1979, Dekan der Me- dizinischen Fakultät (Klinische Medi- zin), Pionier der Zahnärztlichen Implan- tologie mit seiner Idee des Tübinger So- fortimplantates und Sprecher des Son- derforschungsbereiches 175 „Implanto- logie“. Als Sprecher des Sonderfor- schungsbereiches Implantologie organi- sierte er mit mehreren Forschergruppen aus Hamburg, Saarbrücken und dem Max Planck-Institut für Metallfor- schung in Stuttgart eine erfolgreiche Forschungsrichtung.

Der Sonderforschungsbereich 175

„Implantologie“ wurde ein Begriff weit über die Grenzen Tübingens und Deutschlands hinaus. Eine der wichtigs- ten amerikanischen Fachzeitschriften, das „International Journal of Oral and Maxillofacial Implants“, widmete dem Sonderforschungsbereich „Implantolo- gie“ sogar eine ganze Ausgabe.

Standespolitisch waren seine Tätig- keiten vielfältig: Mitglied der Vertreter- versammlung der BZK-Tübingen und der Landeszahnärztekammer Baden-Würt- temberg, Vizepräsident in beiden Vor- ständen, Vorstandsmitglied der Deut- schen Gesellschaft für Parodontologie, Vorstandsmitglied der DGZMK, Mitglied der Kommission Zahnmedizin des Wis- senschaftsrates der Bundesregierung.

Mitgliedschaft der Beiräte folgender wis- senschaftlicher Zeitschriften: „Deutsche Zahnärztliche Zeitschrift“, „Zeitschrift für Zahnärztliche Implantologie“ und

„Die Quintessenz“. Er bemühte sich im- mer um die Fortbildung der Kolleginnen und Kollegen und war aus diesem Grund 18 Jahre lang Fortbildungsreferent der Bezirkszahnärztekammer Tübingen und der Landeszahnärztekammer Baden- Württemberg. Als erster Universitätspro- fessor in Deutschland etablierte er eine Implantologievorlesung für die Studen- ten im klinischen Studienabschnitt.

Mit seinen Innovationen wurde er weit über die Grenzen des Landes hinaus bekannt. Frühzeitig wies er auf die Notwendigkeit einer interdisziplinä- ren Zusammenarbeit hin. In seinen Vor- lesungen entwickelte er eine neue Sicht für die erfolgreiche Behandlung der Kie- fergelenkserkrankungen und entwarf ein spezielles Vorgehen für die Funk- tionsanalyse und einen Stufenplan für die Therapie. Bekannt unter seinem Na- men wurden die Begriffe Interzeptor, das Tübinger Sofortimplantat, das Perio- tom, das Periotest-Gerät, welches in der Diagnostik der Parodontologie und Im- plantologie kaum mehr wegzudenken ist, und nicht zuletzt das stabilisierte Ko- agulum und die Modifikation mit zen- trifugiertem Blut zur Auffüllung von Knochendefekten.

In zahlreichen Kursen und Vorträ- gen bei Kongressen berichtete er in über- zeugender Weise über seine Forschungs- ergebnisse. Er war ein brillanter Redner.

Bei der Entwicklung der Implantologie war sein Verdienst, dass er die Daten sehr genau erfasste und nach Jahrzehn- ten statistisch auswerten konnte. Er ini- tiierte die Frankfurter Konferenzen, die Prof. Dr. Dr. h.c. Willi Schulte, der Pionier der

Zahnärztlichen Implantologie. (Foto: privat)

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© Deutscher Ärzte-Verlag | zzi | Z Zahnärztl Impl | 2009; 25 (1)

zum Zusammenschluss der „Gesell- schaft für Orale Implantologie – GOI“

und der AG „Implantologie“ zur DGI führten.

Die Anerkennung seines Werkes spiegelt sich durch zahlreiche Ehrungen und Preise wider: Er erhielt den Jahres- bestpreis der DGZMK 1968, 1972 und 1978.

Folgende Ehrungen sind besonders hervorzuheben: Die Ehrenmitglied- schaft der Academy of Osseointegration (1998) aus den USA, die Ehrenmitglied- schaft der DGI und die Verleihung der Ehrendoktorwürde des Fachbereichs Medizin der Johannes Gutenberg-Uni- versität Mainz 2004.

Für Privates blieb wenig Zeit. Nur in den Ferien, wenn er mit Frau und den beiden Kindern nach Langenargen am Bodensee fuhr. Dort hatte er ein Motor- boot im Hafen liegen, an dem es immer

etwas zu tun gab. Willi Schulte war stets hilfsbereit und hat sich auch immer um das Wohl seiner Mitarbeiter gekümmert.

So setzte er eine Sondervergütung für länger dienende Assistenten durch, deren Einsatz für die Betreuung der Pa- tienten besonders wichtig war.

Weniger bekannt ist, dass er didak- tisch wertvolle Lehrfilme zusammen- stellte. Auf der Medicinale Marburg er- hielt 1973 einer seiner Lehrfilme die Goldmedaille. Dieses Hobby hat er auch in seinem Ruhestand weiter entwickelt, eindrucksvolle Filme von fremden Län- dern und Kulturen selbst geschnitten und vertont, die er bis vor kurzem im Freundeskreis vorführte. Wir werden seine wissenschaftlichen Anregungen, sein Engagement und seine persönliche Zuwendung vermissen.

G. Gómez-Román, Tübingen;

B. d’Hoedt, Mainz; J. Meyle, Gießen

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Referenzen

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