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Sozialisation in unterschiedlichen Systemen. Zum Profil der Persönlichkeitstypenin West- und Ost-Berlin

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Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung

FS m 93-204

Sozialisation in unterschiedlichen Systemen.

Zum Profil der Persönlichkeitstypen in West- und Ost-Berlin

Carolin Schöbel

Berlin, Juni 1993

Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung gGmbH (WZB) Reichpietschufer 50, D-10785 Berlin,

Telefon (030) 25 49 1-0

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Persönlichkeitsmerkmale als relativ stabile Dispositionen von Individuen können als wichtige Indikatoren zur Analyse der politisch-kulturellen Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschland angesehen werden. Auf der Basis einer 1990 in Ost- und West-Berlin durchgeführten Umfrage werden die Bürger in beiden Teilen Deutschlands im Hinblick auf die Ausprägung bestimmter generalisierter (Autoritarismus und Entfremdung) und handlungspezifischer Persönlichkeitsmerkmale (politische Kompetenz- und Kontroller­

wartung) verglichen. Während bei den generalisierten Merkmalen die Unterschiede domi­

nieren und in Ost-Berlin ein deutlich höherer Grad an Autoritarismus und Entfremdung anzutreffen ist, überwiegen bei den handlungsspezifischen Merkmalen die Gemeinsam­

keiten.

Zur Analyse der politischen Konsequenzen der Persönlichkeitsmerkmale werden diese zu verschiedenen Persönlichkeitstypen zusammengefaßt und ihr Bezug zu politischen Ein­

stellungen und Verhaltensweisen analysiert. Dabei zeigen sich erstaunliche Differenzen zwischen Ost und West. Diejenigen Typen in Ost-Berlin, bei denen eine autoritäre Orien­

tierung überwiegt, sind in bezug auf ihre Einstellungen und Verhaltensweisen demokrati­

scher als die vergleichbaren Typen im Westen.

Abstract

Personality traits as long-standing stable individual dispositions can be seen as important indicators to analyse the political-cultural differences between East and West Germany. On the basis of a survey conducted in East and West Berlin in 1990 the citizens are compared with respect to generalized personality traits (authoritarianism and alienation) and action specific personality traits (personal political competence and political control expectancy).

Concerning authoritarianism and alienation there are much higher levels in East Berlin, whereas the action specific traits do not differ much.

Discussing the political consequences the personality traits were combined to different personality types and analysed with respect to their relevance for political attitudes and political behavior. Astonishing differences among the types were found between East and West. In East Berlin the types with a dominant authoritarian orientation are more de­

mocratic in their attitudes and behavior than their counterparts in West Berlin.

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1. Fragestellung

Nach der Wende in der DDR und in Anbetracht der deutschen Vereinigung haben Analy­

sen zu den Bedingungen und Voraussetzungen der Herausbildung einer gemeinsamen po­

litischen Kultur Deutschlands besondere Aufmerksamkeit erhalten. Trotz gewisser Unter­

schiede im Detail wurden in einer Reihe von Analysen z.T. verblüffende Übereinstimmun­

gen bezüglich der Einstellungen, Wertorientierungen und Verhaltensdispositionen der Bürger in Ost und West herausgearbeitet1. Ob es sich dabei um konsistente Einstellungen und Verhaltensmuster handelt, kann aber gerade in einer außergewöhnlich dynamischen Situation nach einem Systemzusammenbruch nur unvollständig beantwortet werden, zumal vergleichbare Angaben aus der Zeit vor der Wende fehlen. Es wurde deshalb bereits an anderer Stelle2 darauf hingewiesen, daß Persönlichkeitsmerkmale für die Analyse der politischen Kultur ein zusätzlicher wichtiger Untersuchungsaspekt sein können, da

"Persönlichkeit sich auf relativ breite stabile Differenzen zwischen Personen und auf das Zusammenspiel dieser Differenzen und spezifischer Situationen bezieht"3. Dieses Vorge­

hen beruht auf der Annahme, daß anhand von Persönlichkeitsmerkmalen stärker als mögli­

cherweise über Einstellungen und Wertorientierungen sozialisationsbedingte Unterschiede beider politischer Systeme deutlich gemacht werden können.

Das Ziel dieses Artikels ist es, die Gemeinsamkeiten und Unterschiede auf der Persön­

lichkeitsebene näher zu analysieren. Dazu sollen zunächst die soziodemographischen Ein­

flußfaktoren dieser Merkmale betrachtet werden. Es wird dann der Versuch unternommen, die Merkmale zu verschiedenen Persönlichkeitstypen zusammenzufassen. Auf dieser Basis werden anschließend die politischen Konsequenzen dieser Merkmalstypen diskutiert.

1 Vgl. u.a. Petra Bauer, Politische Orientierungen im Übergang. Eine Analyse politischer Einstellungen der Bürger in West- und Ostdeutschland, in: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsycholgie, 43.

Jg., 1991, H. 3, S. 433-453; Ursula Feist, Zur politischen Akkulturation der vereinten Deutschen, in: Aus Politik und Zeitgeschichte, B 11-12/1991, S. 21-32; Werner Harenberg, Vereint und verschieden, in:

SPIEGEL Spezial, 1991, H. 1, S. 10-23.

2 Vgl. Dieter Fuchs/Hans-Dieter Klingemann/Carolin Schöbel, Perspektiven der politischen Kultur im vereinigten Deutschland, in: Aus Politik und Zeitgeschichte, B 32/1991, S. 35-46.

3 Günter Krampen, Handlungstheoretische Persönlichkeitspsychologie, Göttingen: Hogrefe 1987, S. 80.

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2. Politische Kultur und politische Sozialisation in der DDR

Brown4 hat auf die Notwendigkeit hingewiesen, zwischen der offiziellen und der domi­

nanten politischen Kultur zu unterscheiden, d.h. zwischen den durch die politischen Insti­

tutionen und das Bildungssystem propagierten offiziellen Werten und Einstellungen und denen, die tatsächlich die Köpfe der Menschen beherrschen. In der offiziellen politischen Kultur wurde die "sozialistische Persönlichkeit" propagiert. Diese sollte sich durch ein ho­

hes gesellschaftliches Verantwortungsbewußtsein beispielsweise in Form eines umfassen­

den persönlichen Engagements in gesellschaftlichen Massenorganisationen, die Anerken­

nung der führenden Rolle der SED, ein starkes politisches Bewußtsein und der Akzeptanz gesellschaftlicher und kollektiver Ziele auszeichnen5. Wie weit allerdings Anspruch und Wirklichkeit auseinanderklaffen, ist aus heutiger Sicht nur noch unvollständig zu klären.

Zum einen kann man davon ausgehen, daß die Bestrebungen des DDR-Regimes, die Herausbildung eines "sozialistischen Persönlichkeitstypus" voranzutreiben, durch eine deutsche Nachkriegskultur erleichtert wurde, die durch politische Passivität und Unterstüt­

zung autoritärer und nicht-demokratischer Strukturen im persönlichen und sozialen Leben gekennzeichnet war6. Als Gründe für das von den meisten Autoren zumindest als teilweise erfolgreich angesehene Bemühen7 werden darüberhinaus auch die relative Homogenität der DDR-Bevölkerung, d.h. die Abwesenheit von relevanten ethnischen Minderheiten, so­

wie ein begrenzter Wohlstand verantwortlich gemacht. Desweiteren hat die organisierte politische Sozialisation in Schule, Berufsausbildung, Studium, Jugendverband und vormi­

litärischer Wehrerziehung die Konformität der Bevölkerung gefördert8.

Zum anderen darf aber auch der Einfluß der Familie sowie anderer nicht-staatlicher So­

zialisationsagenturen einschließlich der Möglichkeit des Konsums westlicher Massenme­

dien, nicht unterschätzt werden. Gerade die Familie hat als "Freiraum des privaten Diskur­

ses" die Entwicklung einiger offiziell nicht erwünschter Einstellungen und Verhaltenswei­

sen begünstigt9. Nicht zuletzt diese relative Autonomie der Privatsphäre, so die Einschät­

zung, hat zu einer dichotomisierten politischen Kultur geführt, die strikt zwischen öffentli­

4 Archie Brown, Introduction, in: Archie Brown/Jack Gray (Hrsg.), Political Culture and Political Change in Communist States, New York: Holmes & Meier 1977, S. 1-24.

5 Christiane Lemke, D ie Ursachen des Umbruchs 1989. Politische Sozialisation in der ehemaligen DDR, Opladen: Westdeutscher Verlag 1991; Henry Krisch, Changing Poütical Culture and Political Stability in the GDR, in: Studies in Comparative Communism, 19. Jg., 1986, H. 1, S. 41-53.

6 Vgl. Krisch, Changing Political Culture (Anm. 5), S. 46.

7 Vgl. Russell J. Dalton, Communists and Democrats: Attitudes toward Democracy in the two Germanies, Paper Prepared for the Presentation at the Annual Meeting of the American Political Science Associa­

tion, Washington, D.C. 1991.

8 Arthur M. Hanhardt, East Germany: From Goals to Realities, in: Ian Volgyes (Hrsg.), Political Sociali­

zation in Eastern Europe, New York: Praeger 1975, S. 66-91.

9 Vgl. Lemke, D ie Ursachen des Umbruchs 1989 (Anm. 5).

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chem und privatem Leben unterscheidet. Dafür spricht beispielsweise, die immense Wert­

schätzung des Familienlebens auch unter Jugendlichen10.

Die Kluft zwischen der offiziellen und dominanten, d.h. zwischen der angestrebten und der tatsächlich vorzufindenden politischen Kultur hat sich seit Anfang der 80er Jahre ver­

größert. Nicht nur hat der seit den 70er Jahren in der Bundesrepublik einsetzende Werte­

wandel über die Medien oder über persönliche Kontakte auch die Ostdeutschen beeinflußt.

Hinzu kam, daß die forcierte Modernisierung nicht nur einen steigenden Lebensstandard und ökonomisches Wachstum zur Folge hatte, sondern auch neue Probleme wie Umwelt­

verschmutzung mit sich brachte, die sich nicht mehr in das traditionelle Sozialismusbild einfügen ließen. Diese Entwicklung hat die Entstehung einer Gegenöffentlichkeit gefördert und einen gemäßigten Wertewandel eingeleitet11, der sich besonders bei den Jugendlichen beobachten läßt. So hat sich einerseits eine spezifische Jugendszene mit vorwiegend unpo­

litischem Charakter etabliert, die höhere Ansprüche an Selbstverwirklichung und Eigen­

verantwortung stellt12. Andererseits bildete sich eine bewußt sachorientierte Opposition zu Themen wie Frieden oder Ökologie heraus, die ihre Aktivitäten außerhalb der großen Mas­

senorganisationen und unter dem Dach der Kirche verfolgten.

Auch wenn die politisch-ideologische Erziehung zu vollständiger Systemakzeptanz nicht in allen Teilen und in den letzten Jahren zunehmend weniger erfolgreich war, so bleibt doch die Vermutung bestehen, daß die jahrzehntelange Sozialisation in einem autoritären System auch langfristige Konsequenzen für die Ausprägung bestimmter Persönlichkeits­

merkmale hatte, zumal dieses System den Bürgern auch eine Reihe von Gratifikationen beispielsweise ein hohes Maß an Sicherheit bot. Die Betrachtung politikrelevanter Persön­

lichkeitsmerkmale und ihrer sozialstrukturellen Determinanten sollen diese Annahme überprüfen.

3. Politikrelevante Persönlichkeitsmerkmale

Ein Problem, das sich in bezug auf Persönlichkeitsmerkmale immer stellt, betrifft die Ab­

grenzung dieser Merkmale von Einstellungen oder Wertorientierungen. Bei allen handelt es sich zwar um latente hypothetische Konstrukte, der Unterschied besteht aber darin, daß

"personality traits are not necessarily evaluative in nature. They describe response tenden-

10 Vgl. dazu Walter Friedricli/Hartmut Griese (Hrsg.), Jugend und Jugendforschung in der DDR, Opladen:

Leske und Budrich 1991.

11 Christiane Lemke, New Issues in the Politics of the GDR, in: The Journal o f Communist Studies, 2. Jg., 1986, H. 4, S. 341-358.

12 Vgl. Walter Friedrich, Mentalitätswandlungen der Jugend in der DDR, in: A us Politik und Zeitge­

schichte, B 16-17/1990, S. 25-37.

(6)

cies in a given domain such as the tendency to behave in a conscientious manner (...). The responses that reflect an underlying trait do not focus on any particular external target. In­

stead they focus on the individual him- or herself, and they can thus be used to differen­

tiate between individuals and to classify them into different personality types"13.

Persönlichkeitsmerkmale können - ebenso wie Wertorientierungen - mit Hilfe von Um­

fragen nur indirekt über Einstellungen ermittelt werden. Die zugrunde liegenden Persön­

lichkeitsmerkmale können also nur über Antworttendenzen zu bestimmten Aussagen (Items) rekonstruiert werden. Insofern wird der Begriff "Einstellung" als ein technisch-ra­

tionaler Oberbegriff verstanden14.

Bei der Generalisierung von Stellungnahmen zu bestimmten Aussagen stellt sich dann aber zusätzlich die Schwierigkeit, zwischen Persönlichkeitsmerkmalen und kulturellen Werten zu trennen. Einige der Antworten sind möglicherweise eher von kulturellen Werten geprägt, als daß sich in ihnen spezifische Persönlichkeitsmerkmale widerspiegeln15. Diese Gefahr der Anspielung auf eine kulturelle Norm oder eine ideologische Ausrichtung ein­

zelner Aussagen läßt sich nicht vollständig vermeiden und kann nur durch die Kombina­

tion mit anderen Items relativiert werden16.

In der politischen Psychologie sind eine Reihe von politikrelevanten Persönlichkeits­

merkmalen benannt worden17. Als eines der prominentesten wurde das Konzept der auto­

ritären Persönlichkeit entwickelt. Dies bezieht sich auf die Bereitschaft, sich Autoritäten und Gruppennormen fraglos unterzuordnen und gleichzeitig kompromißlos gegenüber An­

dersdenkenden zu sein. Ursprünglich wurden als Ursache dieser Disposition historisch spezifische Sozialverhältnisse angesehen18. In den Untersuchungen zur autoritären Persön­

lichkeit aus den 50er Jahren von Adorno et al.19 wird dagegen stärkeres Gewicht gelegt auf Autoritarismus als eine Art der Persönlichkeitsstörung und tiefer gehende emotionale Pro­

bleme, die sich in einer autoritären Reaktion in Form von autoritärer Unterwerfung, auto­

ritärer Aggression und Konventionalismus als zentralen Dimensionen äußern. Eine mögli­

che Ursache dieser autoritären Reaktion wird in Entfremdung gesehen. Darunter versteht man eine allgemeine Orientierungslosigkeit in der heutigen Welt, die aus der Wahrneh­

mung resultiert, Ereignisse nicht durch eigenes Verhalten kontrollieren zu können. Beide

13 leek Ajzen, Attitudes, Personality, and Behavior, Chicago: Dorsey Press 1988, S. 7.

14 Vgl. Helmut Thome, Wandel zu postmaterialistischen Werten?, in: Soziale Welt, 36. Jg., 1985, H. 1, S.

27-59.

15 Dazu Nevitt Sanford, Authoritarian Personality in Contemporary Perspektive, in: Jeanne N. Knutson (Hrsg.), Handbook o f Political Psychology, San Francisco: Jossey-Bass 1973, S. 139-170, hier S. 157.

16 Lane geht davon aus, daß auch normative Ideen grundsätzlich Aussagen über Persönlichkeitsmerkmale zulassen. Vgl. dazu Robert E. Lane, Political Thinking and Political Consciousness, Chicago: Markham 1969, S. 29-30.

17 Siehe dazu Jeanne N. Knutson, Personality in the Study of Politics, in: Jeanne N. Knutson (Hrsg.), Handbook o f Political Psychology, San Francisco: Jossey-Bass 1973, S. 28-56.

18 Vgl. Erich Fromm, Escape from Freedom, New York: Farrar, Straus & Giroux 1941.

19 Theodor W. Adorno et al., The Authoritarian Personality, New York/London: Harper & Row 1950.

(7)

Merkmale werden als Teil eines umfassenden psychologischen Profils angesehen, das die Grundlage einer Reihe antidemokratischer Einstellungen bildet. Ihre Konsequenzen für Verhalten ließen sich dagegen nur schwer nachweisen, da konsistentes Verhalten über Si­

tuationen hinweg häufig nicht gegeben ist.

Die aus der sozial-kognitiven Lemtheorie entwickelten Persönlichkeitsmerkmale dage­

gen messen der Person-Situation-Interaktion größere Bedeutung zu. So ist es wahrschein­

lich, daß sich Personen besonders dann ähnlich verhalten, wenn sie bestimmte Situationen auch als ähnlich wahmehmen. Rotter20 hat diese Überlegungen in dem Konzept der Kon­

trollerwartung aufgegriffen. Er geht davon aus, daß Individuen aus solchen Person-Situa- tion-Erfahrungen generalisierte Erwartungshaltungen bezüglich der Kontrollierbarkeit wichtiger Ereignisse in ihrem Leben herausbilden, die ihr zukünftiges Verhalten bestim­

men. Der allgemeine Aspekt der Machtlosigkeit des Entfremdungskonzeptes findet sich hier in spezifischer Weise wieder. Rotter sieht Kontrollerwartungen als zentrale Prädiktoren für Verhalten an. Die von ihm entwickelte "Locus-of-control"-Skala zur Trennung von "Internals", die ihr Leben als selbstbestimmt empfinden, und "Externals", die ihr Leben als von außen determiniert ansehen, war allerdings mehrdimensional, was die Vorhersagekraft dieses Instruments bezüglich des Verhaltens von Individuen beeinträchtigte. Die bereichsspezifische Formulierung von Kontrollerwartungen hat dagegen gute Ergebnisse gebracht. Kontrollorientierungen für den Bereich der Politik werden in spezifischen Person-Situation-Interaktionen generalisiert und repräsentieren subjektive Überzeugungen über den Zusammenhang von politischem Handeln und politischen Ergebnissen21.

Politische Kontrollerwartung umfaßt also die Erwartungen des Bürgers hinsichtlich ei­

ner generellen Beeinflußbarkeit des politischen Prozesses. Diese Einschätzung der Reakti­

onsbereitschaft der politischen Eliten ist aber nur eine Voraussetzung für die Kontrollier­

barkeit politischer Ereignisse, eine andere betrifft die Erwartung des Individuums hin­

sichtlich der persönlichen politischen Kompetenz. Die Logik dieser Zweidimensionalität und die Relevanz von Kontroll- und Kompetenzerwartungen für politische Partizipation sind schon im Zusammenhang mit dem Konzept "political efficacy" nachgewiesen wor­

den22. Kritik wurde allerdings häufig an der Messung des "efficacy"-Konzeptes geübt, da hier Effizienz- und Ergebniserwartungen miteinander vermischt wurden23.

20 Julian B. Rotter, Generalized Expectancies for internal versus External Control of Reinforcement, in:

Psychological Monographs, 80. Jg., 1966, S. 1-28.

21 Günter Krampen, Political Participation in an Action-Theory Model of Personality: Theory and Empiri­

cal Evidence, in: Political Psychology, 12. Jg., 1991, H. 1, S. 1-25, hier S. 7.

22 Vgl. Angus Campbell/Gerald Gurin/Warren E. Miller, The Voter Decides, Evanston: Row, Peterson 1954; Philip E. Converse, Change in the American Electorate, in: Angus Campbell/Philip E. Converse (Hrsg.), The Human Meaning o f Social Change, New York: Sage 1972, S. 236-337.

23 Vgl. Krampen, Political Participation (Anm. 21), S. 7.

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Die unterschiedlichen Ansätze in der Persönlichkeitspsychologie müssen nicht in Kon­

kurrenz zueinander stehen, sondern lassen sich durchaus in einem handlungstheoretischen Persönlichkeitsmodell integrieren, wie es Krampen24 vorschlägt. Er unterscheidet in sei­

nem hierarchischen Modell vier Generalisierungsniveaus, wobei die höheren konzeptuell und inhaltlich immer breiter gefaßt sind als die darunter liegenden. Autoritarismus25 wäre nach diesem Modell dem obersten, vierten Level zuzuordnen, der ein Suprasystem persön­

licher Bedeutung repräsentiert, da es als ein Syndrom dynamisch aufeinander bezogener Merkmale angesehen wird. Level HI umfaßt generalisierte Persönlichkeitsmerkmale, wie generalisierte Kontrollerwartungen oder Selbstkonzepte. Entfremdung26 als eine generali­

sierte Kontrollerwartung würde diesem Level zugeordnet werden. Level II repräsentiert bereichsspezifische Merkmale, in unserem Fall persönliche politische Kompetenzerwar­

tung27 und politische Kontrollerwartung28. Auf der untersten Ebene (Level I) schließlich wären situationsspezifische Erwartungen und Handlungsziele anzusiedeln, die hier aber nicht weiter berücksichtigt werden, da sie keine generelle Aussagekraft haben.

Die hier vorgeschlagene Zuordnung (Schaubild 1) kann bisher nur als grobe Einteilung angesehen werden, da es in dieser Analyse nicht um die Untersuchung politischen Verhal­

tens mit Hilfe eines handlungstheoretischen Persönlichkeitsmodells geht29, sondern zunächst um die Beantwortung der Frage, ob die Lebens- und Sozialisationsbedingungen in der DDR spezifische Persönlichkeitsprofile gefördert haben, die eine Herausforderung für die Demokratie im vereinigten Deutschland darstellen. Immerhin scheint es möglich, auf der Basis der auf verschiedenen Ebenen angesiedelten Persönlichkeitsindikatoren her­

auszufinden, in welche "Tiefenschichten" das DDR-System vorgedrungen ist.

24 Günter Krampen, Toward an Action-Theoretical Model of Personality, in: European Journal o f Perso­

nality, 2. Jg., 1988, S. 39-55.

25 Items aus Ursula Järisch, Sind Arbeiter autoritär? Zur Methodenkritik politischer Psychologie, Frank­

furt/M.: Europäische Verlagsanstalt 1975.

26 Items aus Artur Fischer/Heinz-Ulrich Kohr, Politisches Verhalten und empirische Sozialforschung: L ei­

stung und Grenzen von Befragungsinstrumenten, München: Juventa 1980.

27 Items aus Günter Krampen, Selbstkonzept eigener politischer Kompetenzen. Messung durch eine Kurz­

skala und einige Korrelate, in: PP-Aktuell, 5. Jg., 1986, H.2, S. 19-25.

28 Items aus Mathias Hoffmann/Josef Schenk, Zur Logik der Operationalisierung des locus-of-control Konzeptes von Rotter: Überprüfung der Bipolarität von internal-external control, in: Diagnostica, 31.

Jg., 1985, H. 2, S. 93-104.

29 Vgl. dazu Dieter Fuchs/Carolin Schöbel, Personality Traits and Political Action in East and West Ger­

many: An Exploratory Model; Paper Prepared for Presentation at the Fifteenth Annual Scientific Mee­

ting of the International Society of Political Psychology; Grand Hyatt Hotel, San Francisco, CA, USA, July 4-8 1992.

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Schaubild 1: Verortung der Indikatoren in einem handlungstheoretischen Persönlich­

keitsmodell

Level Konzept Items

IV Autoritarismus (1) Wenn wir uns nicht gegen Chaoten und Ra­

daubrüder wehren, wird unsere Freiheit bald in Unordnung und Chaos ausarten.

(2) Wer seine Kinder zu anständigen Bürgern er­

ziehen will, muß von ihnen vor allem Gehorsam und Disziplin verlangen.

(3) In unserem Staat sollten sich Gruppen- und Verbandsinteressen bedingungslos dem allgemei­

nen Wohl unterordnen.

in

Entfremdung (1) In diesen Tagen ist alles so unsicher, daß man auf alles gefaßt sein muß.

(2) Früher waren die Leute besser dran, weil jeder wußte, was er zu tun hatte.

(3) Heute ändert sich alles so schnell, daß man of nicht weiß, woran man sich halten soll.

n

Kompetenzerwartung (1) In der Bewertung politischer Sachverhalte bin ich eher unsicher.

(2) Kein Mensch kann alles. Für Politik habe ich einfach keine Antenne.

(3) Die Teilnahme an Diskussionen über politische Themen fällt mir leicht.

Kontrollerwartung (1) Wir können Entscheidungen der Regierung mitbestimmen.

(2) Die Meinung des einzelnen Bürgers hat keinen Einfluß auf die Politik, die durch mächtige Grup­

pen gesteuert wird.

(3) Gegen die politischen Machthaber kann der kleine Mann nicht ausrichten.

Für alle vier Konzepte wurden Mittelwertindizes erstellt, die wieder auf die ursprüngliche 7er Skala zurück­

geführt wurden.

(10)

Tabelle l 30 zeigt die Verteilung der vier Merkmale Autoritarismus, Entfremdung, persönliche politische Kompetenzerwartung und politische Kontrollerwartung in West- und Ost-Berlin31.

Tabelle 1: Persönlichkeitsmerkmale in West- und Ostberlin (in Prozent)

Autoritarismus Entfremdung Kompetenzerw. Kontrollerw.

West Ost West Ost West Ost West Ost

niedrig

1 12 2 18 4 3 4 8 11

2 20 5 19 6 5 7 14 16

3 21 14 22 15 8 11 22 24

4 17 17 16 17 15 13 24 21

5 15 25 14 29 21 22 18 17

6 9 22 6 14 22 20 10 8

7 6 15 5 15 26 23 4 3

hoch

100 100 100 100 100 100 100 100

(N) (1224) (784) (1202) (815) (1289) (826) (1294) (807)

Dabei wird deutlich, daß die größten Unterschiede zwischen West und Ost bei den beiden generalisierten Merkmalen Autoritarismus und Entfremdung zu finden sind, während die Verteilungen bei den beiden handlungsrelevanten Merkmalen sehr ähnlich sind32. In Ost- Berlin sind mehr als doppelt so viele Befragte hoch autoritär und entfremdet als in West- Berlin (Zusammenfassung der Antwortkategorien 5-7).

Während das für die Autoritarismusitems weniger gilt, so sind zumindest was das Ent­

fremdungskonzept betrifft Situationseinflüsse durchaus denkbar. Immerhin hat der Um­

bruch in der ehemaligen DDR eine große Unsicherheitssituation geschaffen, so daß ein er­

höhtes Gefühl der Orientierungslosigkeit auf Seiten der Ost-Berliner plausibel ist. Dafür

30 Die Daten basieren auf einer Umfrage, die im Rahmen des von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Projektes "Die Verarbeitung von Krisenfaktoren im soziopolitischen System Berlins"

durchgeführt wurde. In Ost-Berlin wurden 868 Personen in der Zeit vom 10.4. - 4.5.1990 befragt. In West-Berlin wurden 1378 Personen in der Zeit vom 23.4. -13.7.1990 interviewt. Ost- und West-Berlin als Schnittstelle des deutschen Vereinigungsprozesses werden hier als exemplarisch für die gesamtdeut­

sche Situation angesehen.

31 Die Übertragbarkeit und Dimensionalität der vier Merkmale ist in einer Faktorenanalyse getrennt für die beiden Stichproben (Hauptkomponentenanalyse mit Varimax-Rotation) überprüft worden. Dabei bilden die Items zu den vier Merkmalen - bis auf eine Ausnahme - in beiden Stichproben jeweils einen eigenen Faktor. Im übrigen ist die Faktorenstruktur der 12 Items in beiden Stichproben ähnlich, was ihre Ver­

wendung im Ost-West-Vergleich durchaus rechtfertigt.

32 Minkenberg weist darauf hin, daß die erfolgreiche demokratische Revolution auch zu einem neuen De­

mokratiebewußtsein und zu einem höheren Kompetetenzgefühl beigetragen hat. Michael Minkenberg, The Wall after the Wall. On the Continuing Devision of Germany and the Remaking of Political Cul­

ture, Paper to be Presented at the Eigth International Conference of Europeanists, Council of European Studies, March 27-29,1992, The Palmer House, Chicago, 111., USA.

(11)

spricht auch, daß die Differenzen zwischen Ost und West vor allem bei den auf die Ge­

genwart bezogenen Items am größten sind33. Damit ist aber Entfremdung als Persönlich­

keitsmerkmal noch nicht in Frage gestellt, denn das starke Gefühl der Orientierungslosig­

keit muß nicht allein ein Produkt der Umbruchsituation sein. Vielmehr kann man auch die These vertreten, daß ein autoritäres System wie die ehemalige DDR, das seine Bürger ei­

nerseits zu Gehorsam und Unterordnung verpflichtet und ihnen andererseits Sicherheit ge­

boten hat, Unselbständigkeit und ein gesteigertes Bedürfnis nach autoritärer Regulierung, also Autoritarismus, produziert. In einer sicheren Situation mag sich die autoritäre Grund­

haltung der Bürger nicht auswirken, in einer unsicheren Situation dagegen kann sie zu au­

toritären Reaktionen führen.

Um abschätzen zu können, in welchem Maße gesellschaftliche Strukturen durch den Zugriff der Politik geformt sind, muß auch der Einfluß unterschiedlicher Lebensbedingun­

gen berücksichtigt werden. Aus diesem Grund sollen zunächst die sozialstrukturellen De­

terminanten der Persönlichkeitsmerkmale untersucht werden.

4. Sozialstrukturelle Determinanten von Persönlichkeitsmerkmalen

4.1 D ie B e d e u tu n g so zio d em o g ra p h isch er M erkm a le

Bei der Herausbildung von Persönlichkeitsmerkmalen spielen soziodemographische De­

terminanten eine Rolle. Geht man von einem lemtheoretischen Ansatz aus, dann werden solche Persönlichkeitsmerkmale in der Sozialisation durch die Mechanismen des Bekräfti- gungs- und des Beobachtungslernens erworben, d.h. in der Interaktion zwischen Indivi­

duum und seiner familiären, schulischen, beruflichen und sozio-ökonomischen Lernum­

welt. Nicht alle diese Faktoren können hier angemessen berücksichtigt werden. Wir kon­

zentrieren uns deshalb auf die drei klassischen Merkmale Bildung, Alter und Geschlechts­

zugehörigkeit, die im folgenden kurz in ihrer Bedeutung für die einzelnen Persönlich­

keitsmerkmale erläutert werden sollen. Darüber hinaus wird zusätzlich die Systemzugehö­

rigkeit in die Analyse eingeführt. Diese Zugehörigkeit der Befragten zu Ost- oder West- Berlin steht zusammenfassend für die Sozialisation in unterschiedlichen politischen Sy­

stemen. Die Hypothese ist, daß die Persönlichkeitsmerkmale in West- und Ost-Berlin einen ähnlichen Zusammenhang zu den soziodemographischen Merkmalen aufweisen und deshalb die gefundenen Unterschiede am ehesten über die Systemzugehörigkeit erklärt werden können.

33 Vgl. dazu Wortlaut der Items in Schaubild 1.

(12)

Einer lemtheoretischen Perspektive zufolge wird Autoritarismus mit einer "Erziehung zur Unselbständigkeit" begründet, die eine erfolgreiche Bewältigung von beängstigenden Situationen verhindert und als Angstabwehrmechanismus funktioniert. Dies könnte auch ein Grund dafür sein, warum Autoritarismus vor allem bei strukturell benachteiligten Gruppen in stärkerem Maße auftritt, d.h. bei den niedrig Gebildeten, den sozioökonomisch Schwachen oder den Älteren.

Lipset34 sieht Autoritarismus in erster Linie als Phänomen der Arbeiterklasse. Die empi­

rische Überprüfung hat aber ergeben, daß vor allem der Bildungsgrad für den Zusammen­

hang von Schichtzugehörigkeit und Autoritarismus verantwortlich ist, andere Kriterien, die diesen sozioökonomischen Status auszeichnen hier aber keine Rolle spielen35.

Ein niedriger Bildungsgrad als eine der Hauptdeterminanten für Autoritarismus wird nicht nur als Maßstab für die individuelle kognitive Entwicklung gesehen, sondern umfas­

sender als Synonym für eine Aufklärungskultur interpretiert36. Inwieweit sich diese Inter­

pretation allerdings auch auf die ehemalige DDR anwenden läßt ist fraglich, da eine lange Verweildauer im Bildungssystem gegensätzliche Sozialisationskonstellationen schafft. Ei­

nerseits kann man von einem höheren Bildungsstand und damit einer höheren Kompetenz und einem niedrigeren Grad an Autoritarismus ausgehen. Auf der anderen Seite war man damit auch länger der Erziehung des autoritären Systems ausgesetzt37.

Ein anderer wichtiger Einflußfaktor für Autoritarismus ist das Alter. Mit zunehmendem Alter werden häufiger autoritäre Einstellungen gefunden. Dabei konkurrieren ein Lebens­

zyklus- mit einem Generationenmodell. Dem Lebenszyklusmodell zufolge kristallisiert sich ein bestimmter Autoritarismusgrad als Folge eines individuellen Reifungsprozesses heraus. Dem Generationenmodell zufolge erweisen sich die spezifischen soziohistorischen Ereignisse in den formativen Jahren (späte Adoleszenz bzw. frühes Erwachsenenalter) als besonders prägend für die Kristallisation bestimmter Persönlichkeitsmerkmale, d.h. in dem Generationenmodell finden sich in eingeschränkter Form auch Aspekte der Sy­

stemzugehörigkeit wieder. Demnach sind die Älteren in Deutschland aufgrund ihrer So­

zialisation unter nicht-demokratischen gesellschaftlichen Bedingungen autoritärer. Dieser Generationeneffekt wird beispielsweise beim Zusammenhang von Alter und Konservatis­

mus stärker gewichtet als der Lebenszykluseffekt38. In dieser Analyse wird ebenfalls dem

34 Seymour M. Lipset, Democracy and Working Class Authoritarianism, in: American Sociological Re­

view, 24. Jg., 1959, S. 482-501.

35 Vgl. dazu auch Sanford, Authoritarian Personality (Anm. 15), S. 159; Robert N. Altemeyer, Right Wing Authoritarianism, Manitoba: University of Manitoba Press 1981, S. 61.

36 Vgl. Sanford, Authoritarian Personality, (Anm. 15), S. 162.

37 Diese Vermutung konnte Klingemann auch empirisch belegen: vgl. Hans-Dieter Klingemann, Keine Säulen der Demokratie: Über die Haltung der Gebildeten zu NPD, in: Erwin K. Scheuch/Hans-Dieter Klingemann, Materialien zum Phänomen des Rechtsradikalismus in der Bundesrepublik 1966, Institut für vergleichende Sozialforschung, Universität zu Köln, 1967, S. 63-79.

38 Vgl. Michael Zängle, Einführung in die politische Sozialisationsforschung, Paderborn: Schöningh 1978, S.70.

(13)

Generationenmodell der Vorzug gegeben. In beiden Teilen Deutschlands werden fünf Pe­

rioden unterschieden. Das Kaiserreich bzw. die Weimarer Zeit bis zum Jahr 1932 und der Faschismus von 1933 bis 1945 sind in beiden Systemen identisch. Die Nachkriegszeit wird für die Bundesrepublik unterteilt in die Periode bis 1965 unter CDU-Regierung, in die Pe­

riode bis 1982 unter SPD-Regierung und in die Periode nach der Wende zur CDU ab 1982.

Für die DDR werden ebenfalls drei Nachkriegsperioden unterschieden: die Periode der sowjetischen Besatzungszone und der ersten Regierungszeit unter Ulbricht bis zum Mau­

erbau 1961, die Regierungszeit Ulbrichts nach dem Mauerbau bis zu seinem Rücktritt 1971 und schließlich die Regierungszeit Honeckers bis 198939.

Entfremdung, als allgemeiner Aspekt der Orientierungs- und Machtlosigkeit und somit der mangelnden Kontrollierbarkeit der Umwelt, ist ebenfalls durch Bildung determiniert, wobei Bildung auch als ein Indikator für individuelle sozioökonomische Sicherheit ange­

sehen werden kann. Über die subjektive wirtschaftliche Lage hinaus wird dieses Merkmal auch als von den politischen und ökonomischen Strukturen des Gesellschaftssystems de­

terminiert angesehen40.

Was die persönliche politische Kompetenzerwartung anbelangt, so wird in der Literatur ein deutlicher Einfluß des Bildungsniveaus berichtet41. Ein Zusammenhang von Kontroll- und Kompetenzerwartungen mit dem Alter konnte dagegen nicht nachgewiesen werden, vielmehr scheinen sich diese Überzeugungen in der frühen Adoleszensphase stabilisiert zu haben42. Dagegen wurde besonders auch für die persönliche polititische Kompetenzer­

wartung darauf hingewiesen, daß sich Frauen in politischen Belangen weniger kompetent fühlen als Männer. Das mag aber vor allem dort zutreffen, wo klassische Rollenteilungen noch am wahrscheinlichsten sind, d.h. in der Gruppe mit dem niedrigsten Bildungsniveau oder bei nicht berufstätigen Frauen43.

39 Ein Befragter wurde dann einer Periode zugeteilt, wenn der Beginn seiner Sozialisation (Alter = 10 Jahre) noch vier Jahre vor Ende dieser Periode lag.

40 Milton J. Yinger, Anomie, Alienation and Political Behavior, in: Jeanne N. Knutson (Hrsg,), Handbook o f Political Psychology, San Francisco: Jossey Bass 1973, S.171-202.

41 Vgl. Converse, Change in the American Electorate (Anm. 22).

42 Vgl. Günter Krampen, Differentialpsychologie der Kontrollüberzeugungen, Göttingen: Hogrefe 1982, S.

136.

43 Samuel H. Bames/Max Kaase et al., Political Action. Mass Participation in Five Western Democracies, Beverly Hills: Sage 1979.

(14)

4.2 Empirische Ergebnisse

Tabelle 2 zeigt die Beta-Koeffizienten der Regression der Persönlichkeitsskalen mit den soziodemographischen Merkmalen und der Systemzugehörigkeit.

Tabelle 2: Persönlichkeitsmerkmale in Abhängigkeit von soziodemographischen Merk­

malen und Systemzugehörigkeit (Multiple Regression)

Autoritarismus Entfremdung Kompetenzerw. Kontrollerw.

Bildung -.30** -.29** .35** .16**

Pol. Generation _ 29** -.03 -.06* -.07*

Geschlecht -.05* .15** -.26* -.06*

Systemzugehörigkeit .43** .41** _ 07** -.06*

R2 .34 .26 .18 .03

(Min N) (1972) (1983) (2082) (2068)

(** p < .001; * p < .01)

Wie vermutet hat Bildung für die beiden generalisierten Merkmale Autoritarismus und Entfremdung einen hohen Erklärungsanteil. Bei Autoritarismus gibt es darüber hinaus auch einen deutlichen Generationeneffekt, in der Richtung, daß Personen, die in früheren Perioden sozialisiert wurden auch stärker autoritär sind. Beide Merkmale erklären jeweils 30 Prozent der erklärten Varianz. Betrachtet man die Beziehung zwischen Autoritarismus und den einzelnen Generationen44 dann zeigt sich eine höchst interessante Struktur.

Sowohl in Ost- als auch in West-Berlin gibt es einen deutlich positiven Zusammenhang zwischen der Periode des Kaiserreichs bzw. der Weimarer Zeit und dem Ausmaß an Auto­

ritarismus (Pearson's r: West .24, Ost .21). Dagegen ist die Beziehung von Faschismus und Autoritarismus in Ost-Berlin deutlich schwächer (Pearson's r: West .30, Ost .16). Über die Gründe kann hier nur spekuliert werden, aber eine Hypothese wäre, daß - nachdem man anfangs wohl von einer Gleichverteilung von Anhängern der Faschisten in Ost- und West­

deutschland ausgehen konnte - möglicherweise in den Anfangszeiten der DDR ehemalige Faschisten aufgrund der allgemeinen linken Ideologie verstärkt das Land verlassen haben.

Interessant sind besonders die beiden jüngsten Nachkriegsgenerationen. Im Osten der Nach-Mauerbauzeit unter Ulbricht zeigt sich keinerlei Beziehung zu Autoritarismus (Pearson's r: Ost -.05). Im Westen dagegen gibt es einen sehr starken negativen Zusam­

menhang zwischen Autoritarismus und der Regierungszeit der SPD bis 1982 (Pearson's r:

West -.37). Das bedeutet, daß diejenigen, die in dieser Regierungsperiode politisch soziali­

siert wurden, weniger autoritär sind. In der letzten Periode dreht sich dieses Verhältnis

44 Dafür wurden für die einzelnen Generationen Dummy-Variablen gebildet.

(15)

zwischen den beiden Systemen um. In Ost-Berlin gibt es einen deutlich negativen Zusam­

menhang zwischen der Regierungszeit unter Honecker und dem Grad an Autoritarismus (Pearson's r: Ost -.27). Diejenigen, die unter Honecker sozialisiert wurden (d.h. die 18- 32jährigen), sind demnach weniger autoritär. Hier zeigen sich möglicherweise Auswirkun­

gen des auch in der DDR stattgefundenen Wertewandels. In West-Berlin gibt es keinerlei Zusammenhang zwischen der Periode nach der Wende 1982 und dem Ausmaß an Autori­

tarismus (Pearson's r: -.02).

Bemerkenswert ist bei beiden generalisierten Variablen der hohe Erklärungsanteil der Systemzugehörigkeit (Entfremdung: Beta .41; Autoritarismus: Beta .43), d.h. der Grad an Autoritarismus und Entfremdung wird am stärksten durch die Zugehörigkeit zu West- oder Ost-Berlin erklärt, ohne damit genau zu wissen, welche spezifischen Aspekte der Sozialisation in unterschiedlichen politischen Systemen hier den Ausschlag geben.

Auch bei den beiden bereichsspezifischen Merkmalen Kompetenz- und Kontrollerwar­

tung erweist sich Bildung als einer der wichstigsten Einflußfaktoren. Bei Komptenzer- wartung spielt zudem die Geschlechtszugehörigkeit eine nicht unerhebliche Rolle. Frauen haben demnach häufig ein geringeres Zutrauen in ihre politischen Fähigkeiten. Diese Dif­

ferenzen zwischen Männern und Frauen verringern sich zwar in den höheren Bildungs­

gruppen, verschwinden aber auch dort nicht völlig45.

Weder die Generationen- noch die Systemzugehörigkeit haben einen Einfluß auf die beiden handlungsrelevanten Merkmale. Politische Kontrollerwartung wird damit am schlechtesten durch soziodemographische Merkmale erklärt, denn auch zu Bildung zeigt dieses Merkmal einen geringeren Zusammenhang als die persönliche politische Kompetenzerwartung. Auch wenn Kompetenz- und Kontrollerwartung in Zusammenhang stehen, so ist doch erstere möglicherweise stärker durch die Erfahrungen mit dem politi­

schen System als durch Wissen über die Funktionsweise des politischen Systems geprägt.

Zusammenfassend kann man festhalten, daß die erwarteten Zusammenhänge zwischen den soziodemographischen Merkmalen und den Persönlichkeitsmerkmalen bestätigt wur­

den. Besonders interessant ist allerdings die Tatsache, daß in den Kausalanalysen für Auto­

ritarismus und Entfremdung der größte Erklärungsanteil auf die Variable entfällt, die die Befragten zur Ost- bzw. zur West-Stichprobe zuordnet. Diese Systemzugehörigkeit wird hier als ein Indikator für die Sozialisation in unterschiedlichen politischen Systemen gese­

hen. Diese hat sich aber bemerkenswerter Weise in erster Linie auf die generalisierten Per­

sönlichkeitsmerkmale ausgewirkt und weniger auf die bereichsspezifischen und unmittel­

bar handlungsrelevanten Merkmale persönliche politische Kompetenzerwartung und poli­

tische Kontrollerwartung. Gerade für die beiden letzteren waren aber vermutlich auch die Erfahrungen des Umbruchs von entscheidender Bedeutung. Anders ist es nicht zu erklären,

45 Die Daten sind hier nicht im einzelnen ausgewiesen.

(16)

daß die Einschätzung der Responsivität der Regierung, die eigentlich in einem undemo­

kratischen System niedriger sein sollte als in einem demokratischen, gleich hoch wie im Westen ausgeprägt ist, da es in der DDR in der Tat außerhalb der Partei kaum Einfluß­

möglichkeiten gab.

5. Persönlichkeitstypen in West- nnd Ost-Berlin

Schon am Anfang wurde auf den Stellenwert von Persönlichkeitsmerkmalen für die Erklä­

rung politischer Phänomene hingewiesen. Die politischen Konsequenzen bestimmter Per­

sönlichkeitsmerkmale ergeben sich aber in erster Linie über spezifische Einstellungs- und Verhaltensprofile, die sie fördern. Um den Stellenwert der Unterschiede in Ost und West in bezug auf die generalisierten Merkmale beurteilen zu können, soll in einem nächsten Schritt das Einstellungs- und Verhaltensprofil bestimmter MerkmalsZype« untersucht wer­

den. Dieses Verfahren bietet sich nicht nur aus Gründen der Reduktion der Variablenviel­

falt an. Vielmehr wurde bei der Analyse von Persönlichkeitsaspekten verschiedentlich darauf hingewiesen, daß sich kombinierte Persönlichkeitsmerkmale anders verhalten können, als die jeweiligen Merkmale einzeln betrachtet46. Dieses Ergebnis spricht dafür, nicht nur die Interaktion von Person und Situation zu untersuchen, sondern auch die Interaktion von Persönlichkeitsmerkmalen.

5.1 Typologie

Zur Vereinfachung sollen ein generalisiertes und ein bereichsspezifisches Persönlichkeits­

merkmal miteinander kombiniert werden. Autoritarismus ist das Merkmal auf dem gene­

rellsten Niveau und stellt ein Suprasytem persönlicher Bedeutung dar. Da Entfremdung als generalisierte Kontrollerwartung hoch mit Autoritarismus korreliert47 und darüberhinaus auch von der Umbruchsituation beinflußt ist, wird Autoritarismus als generalisiertes Merkmal für die Typologie ausgewählt.

Bei den bereichsspezifischen Merkmalen wählen wir persönliche politische Kompetenz­

erwartung, da Kontroll- und Kompetenzerwartungen beide auf einer Ebene liegen und

46 Vgl. dazu besonders Paul M. Sniderman, Personality and Democratic Politics, Berkeley: University of California Press 1974.

47 Pearson's r .39 in beiden Stichproben.

(17)

recht hoch miteinander korrelieren. Im übrigen, gilt die persönliche politische Kompeten­

zerwartung in der Literatur als der wichtigere Prädiktor für politisches Verhalten48.

Für die Erstellung der Typologie wurden die beiden Merkmale als erstes dichotomisiert und alle Skalenwerte (7er Skala) größer als vier als hoch und alle Skalenwerte kleiner gleich vier als niedrig eingestuft. Anschließend wurden die Merkmale entsprechend der vier Möglichkeiten zusammengefaßt. Aus sprachlichen Gründen wird der positive Pol zu autoritär autonom genannt, im Sinne einer Nichtunterordnung unter Autoritäten49.

Schaubild 2: Typologie

Autoritarismus

Kompetenzerwartung niedrig hoch

autonom- autoritär-

niedrig inkompetenter Typ inkompetenter Typ

hoch autonom­

kompetenter Typ

autoritär­

kompetenter Typ

Tabelle 3: Persönlichkeitstypen in West- und Ost-Berlin (in Prozent)

West-Berlin Ost-Berlin

autonom-inkompetenter Typ 18 8

autoritär-inkompetenter Typ 12 25

autoritär-kompetenter Typ 18 37

autonom-kompetenter Typ 52 30

(N) (1176) (757)

Tabelle 3 zeigt die Verteilungen der vier Typen in West- und Ost-Berlin. In West-Berlin ist der bedeutendste Typ der autonom-kompetente, d.h. Personen, die eine hohe Kompe­

tenzerwartung haben und nur gering autoritär sind. 52 Prozent der Befragten fallen in diese Kategorie. Jeweils knapp ein Fünftel der Befragten fallen auch in die Kategorie des auto­

ritär-kompetenten und des autonom-inkompetenten Typs. Ersterer zeichnet sich sowohl

48 Vgl. dazu Fred Mengering, Zur Differentialpsychologie politischer Partizipation, Frankfurt/Main: Peter Lang 1992.

49 Vgl. zu dieser Begrifflichkeit Detlef Oesterreich, Autoritarismus und Autonomie, Stuttgart: Klett 1974.

(18)

durch einen hohen Grad an Autoritarismus, als auch durch hohe Kompetenzerwartung aus, während letzterer zwar eher als emanzipiert im Sinne einer Unabhängigkeit gegenüber ge­

sellschaftlichen Autoritäten auzusehen ist, sich aber gleichzeitig in politischen Belangen nicht als kompetent einschätzt.

Die beiden bedeutendsten Typen in Ost-Berlin sind der autoritär-kompetente und der autonom-kompetente. Allerdings ist hier das Verhältnis nahezu umgekehrt. Die Gruppe des autoritär-kompetenten Typs ist in Ost-Berlin doppelt so groß wie in West-Berlin. Au­

ßerdem fallen etwa ein Viertel der Befragten in die Kategorie des autoritär-inkompetenten Typs. Immerhin knapp ein Drittel der Befragten zählen zum autonom-kompetenten Typ.

Für Ost-Berlin kann man keinen der Typen als dominant ansehen. Demnach scheint sich hier zu bestätigen, was am Anfang mit der Bezeichnung der dichotomen politischen Kultur bereits angedeutet wurde. Es hat unterschiedliche und vor allem auch widersprüchliche Einflußfaktoren gegeben, und gerade in den letzten Jahren fand bei den Jüngeren eine stär­

kere Abgrenzung vom System statt. In der Tat befindet sich der größte Anteil des auto­

nom-kompetenten Typs in der Gruppe der 25-34Jährigen50. Ähnliche Ergebnisse findet Dalton51 auch in bezug auf demokratische Einstellungen in Ostdeutschland: Die beiden jüngsten Altersgruppen zeigen die größte Unterstützung für demokratische Normen.

Bei der Unterscheidung der Typen nach Bildungsgruppen deutet sich bereits eine unter­

schiedliche Struktur in West- und Ost-Berlin an. Während sich in West-Berlin beide auto­

ritären Typen ähneln und überproportional häufig zu den niedrig Gebildeten gehören, überwiegt beim autoritär-kompetenten Typ in Ost-Berlin die Gruppe der hoch Gebildeten.

5 .2 E in ste llu n g s- u n d V erh a lten sp ro fil d e r P ersö n lich keitstyp en

Die Bedeutung der Persönlichkeitsmerkmale für die politische Kultur lassen sich anhand des Einstellungs- und Verhaltensprofils der Persönlichkeitstypen ablesen. Daher sollen hier ausgewählte Einstellungen und Verhaltensweisen dieser Typen untersucht werden.

Zu den wichtigen Prinzipien einer Demokratie gehört die Toleranz gegenüber Anders­

denkenden52. Dazu gehört auch die Toleranz gegenüber Fremden. Ein Problem, das in letzter Zeit besonders viel Aufmerksamkeit erlangt hat, ist die wachsende Ausländerfeind­

lichkeit, in beiden Teilen Deutschlands - besonders aber auch in Ostdeutschland -, die vor allem bei Jugendlichen immer öfter in gewalttätigen Übergriffen eskaliert. In Untersu­

chungen zu diesem Thema werden u.a. Entfremdungsgefühle, wie Orientierungslosigkeit

50 Die Daten sind hier nicht im einzelnen ausgewiesen.

51 Dalton, Communists and Democrats (Anm. 7), S. 11.

52 Vgl. James L. Gibson, The Political Consequences of Intolerance: Cultural Conformity an Political Freedom, in: American Political Science Review, 86. Jg., 1992, H. 2, S. 338-356.

(19)

und wachsende Furcht vor der Zukunft als Gründe für diesen Ethnozentrismus genannt53.

Darüber hinaus ist auch die enge Beziehung von Ethnozentrismus54 zu Autoritarismus be­

legt.

Tabelle 4: Ethnozentrismus-Mittelwerte1 der Persönlichkeitstypen

West-Berlin Ost-Berlin

autonom-inkompetenter Typ 2.8 3.2

autoritär-inkompetenter Typ 4.2 3.9

autoritär-kompetenter Typ 3.9 3.3

autonom-kompetenter Typ 2.3 2.3

Gesamt 2.8 3.2

(N) (1093) (713)

(p: < .001)

1Skala von l(niedrig) bis 7(hoch)

Tabelle 4 zeigt die Mittelwerte für die vier Personentypen. Für den autonom-inkompeten­

ten Typ sind die Werte in West-Berlin geringfügig niedriger als die in Ost-Berlin, und die Werte des autonom-kompetenten Typ sind in beiden Stadtteilen gleich. Die beiden autoritären Typen dagegen sind in Ost-Berlin weniger ausländerfeindlich. Am deutlichsten unterscheidet sich das Profil zwischen West und Ost bei dem autoritär-kompetenten Typ.

Insgesamt betrachtet ist die Differenz zwischen Ost und West nicht besonders groß und zumindest für das Frühjahr 1990, den Zeitpunkt der vorliegenden Umfrage, kann man die später konstatierte hohe Ausländerfeindlichkeit in Ostdeutschland55 noch nicht feststellen.

Eine weitere zentrale Voraussetzung einer Demokratie ist die Bereitschaft der Bürger, sich aktiv am politischen Geschehen zu beteiligen. Nach Barnes und Kaase56 kann generell zwischen konventionellen und unkonventionellen Beteiligungsformen unterschieden wer­

den57. Erstere umfassen Formen wie die Mitarbeit in einer politischen Partei, die Unter-

53 Vgl. Peter Förster/Walter Friedrich, Politische Einstellungen und Grundpositionen Jugendlicher, in: Aus Politik und Zeitgeschichte, B 38/1992, S. 3-15; Harry Müller/Wilfried Schubarth, Rechtsextremismus und aktuelle Befindlichkeiten von Jugendlichen in den neuen Bundesländern, in: A us Politik und Zeitge­

schichte, B 38/1992, S. 16-28.

54 Die drei Ethnozentrismus Items lauten: (1) Wir sollten jeden Ausländer, der gern in unserem Lande le­

ben möchte, willkommen heißen. (2) Es geht zu weit, wenn sich Ausländer auch noch an deutsche Mäd­

chen und Frauen heranmachen. (3) Man sollte Ausländem jede politische Betätigung in Deutschland untersagen. Aus den drei Items wurde ein Mittelwertindex gebildet, der durch Rimdung auf die ur­

sprüngliche 7er Skala zurückgeführt wurde.

55 Vgl. "Studie: Jugend im Osten ausländerfeindlich", Süddeutsche Zeitung vom 23.6.1992, S.6; "Fast ein Drittel lehnt Fremde ab", Süddeutsche Zeitung, 30.9.1992, S.6.

56 Bames/Kaase et al., Political Action (Anm. 43).

57 Zur Angemessenheit dieser Begriffe siehe den Beitrag von Dieter Fuchs, Strukturen politischer Beteili­

gung, in: Hans-Dieter Klingemann/Lutz Erbring/Nils Diederich (Hrsg.), Zwischen Wende und Wieder-

(20)

Stützung von Kandidaten, sowie die Bereitschaft, politische Verantwortung zu überneh­

men* 58. Bei den unkonventionellen Formen kann zusätzlich zwischen legal-unkonventio­

nellen Handlungsformen, wie Beteiligung an einer Unterschriftensammlung, einer Bürge­

rinitiative oder einer genehmigten Demonstration und den Formen des zivilen Ungehor­

sams unterschieden werden. Darunter fallen Aktionen wie die Teilnahme an einer nicht genehmigten Demonstration, die Zahlungsverweigerung von Mieten, Raten oder Steuern, die Beteiligung an einem wilden Streik, die Besetzung von Fabriken oder das Blockieren des Verkehrs59. Die Erwartung wäre, daß vor allem bei den legal-unkonventionellen und den Formen des zivilen Ungehorsams die Persönlichkeitstypen in Ost-Berlin eine niedri­

gere Beteiligungsbereitschaft aufweisen als die West-Berliner Typen. Interessanterweise ist dies nicht der Fall.

Bei der Bereitschaft sich konventionell zu beteiligen gibt es deutliche Unterschiede zwi­

schen den Typen. Der autoritär-inkompetente Typ hat in beiden Stadtteilen die niedrigste und der autonom-kompetente die höchste Bereitschaft. Zunächst verblüffend scheint die Tatsache, daß die Ost-Berliner Befragten gleichmäßig über alle Typen eine höhere Beteili­

gungsbereitschaft vorweisen. Das mag zum Teil daran liegen, daß mit der höchsten Ant­

wortkategorie "habe mich bereits beteiligt" auch eine Reihe von Leuten erfaßt werden, die sich auch im alten Regime engagiert haben.

Dieses Argument läßt sich allerdings bei den unkonventionellen Formen kaum anführen.

Wiederum zeigt auch hier der autoritär-inkompetente Typ die niedrigste und der autonom­

kompetente die höchste Beteiligungsbereitschaft. In Ost-Berlin hat der autoritär-kom­

petente Typ darüberhinaus ein deutlich höheres Beteiligungsniveau als in West-Berlin.

Vereinigung. Vergleichende Analysen zur politischen Kultur in West- und Ost-Berlin 1990, Opladen:

Westdeutscher Verlag (im Erscheinen).

58 Die Items wurden übernommen von Hans-Martin Uehlinger, Politische Partizipation in der Bundesre­

publik Deutschland, Opladen: Westdeutscher Verlag 1988. Die Befragten wurden gebeten, für jede Handlungsform anzugeben, ob (1) sie das selbst schon gemacht haben, (2) es bei einer wichtigen Sache (3) in einer außergewöhnlichen Situation oder (4) unter keinen Umständen machen würden.

59 Items aus Bames/Kaase et al., Political Action (Anm. 43). Die Befragten wurden gebeten, zu jeder Akti­

onsform anzugeben, ob sich (1) daran bereits beteiligt haben, (2) sich bei einer wichtigen Sache, (3) in einer außergewöhnlichen Situation oder (4) unter keinen Umständen daran beteiligen würden. Für die einzelnen Beteiligungsdimensionen wurden Mittelwertindizes unter Beibehaltung der 4er Skala der Ein­

zelitems gebildet.

(21)

Tabelle 5: Politische Beteiligungsbereitschaft1 und Repressionshaltung2 der Persönlich- keitstypen (Mittelwerte)

West-Berlin Ost-Berlin

Konventionelle politische Beteiligung-

autonom-inkompetenter Typ 1.6 1.9

autoritär-inkompetenter Typ 1.3 1.6

autoritär-kompetenter Typ 1.8 2.2

autonom-kompetenter Typ 2.1 2.4

Gesamt 1.8 2.1

(N) (1122) (712)

Unkonventionelle politische Beteiligung*

autonom-inkompetenter Typ 3.0 3.0

autoritär-inkompetenter Typ 2.4 2.8

autoritär-kompetenter Typ 2.8 3.2

autonom-kompetenter Typ 3.5 3.4

Gesamt 3.1 3.2

(N) (1159) (733)

Ziviler Ungehorsam**

autonom-inkompetenter Typ 1.8 1.5

autoritär-inkompetenter Typ 1.1 1.3

autoritär-kompetenter Typ 1.2 1.5

autonom-kompetenter Typ 2.0 1.9

Gesamt 1.7 1.6

(N) (1080) (639)

Repressionshaltung *

autonom-inkompetenter Typ 1.8 1.7

autoritär-inkompetenter Typ 2.5 2.0

autoritär-kompetenter Typ 2.4 1.9

autonom-kompetenter Typ 1.6 1.7

Gesamt 1.9 1.9

(N) (1036) (683)

Antwortkategorien: 1l(niedrig) - 4(hoch); 2l(sehr schwach) - 4(sehr stark) ( * * p < .001; * p < .10)

(22)

Was schließlich die Formen des zivilen Ungehorsams anbelangt, so ist wiederum der autonom-kompetente Typ am ehesten bereit, diese Formen anzuwenden und der autoritär­

inkompetente Typ am wenigsten. - In Ost-Berlin haben in dieser Gruppe 75 Prozent und in West-Berlin 91 Prozent den niedrigsten Wert 1. - In West-Berlin zeigt der autoritär-kom­

petente Typ eine ähnlich hohe Ablehnung wie der autoritär-inkompetente, während er in Ost-Berlin mehr mit dem autonom-inkompetente vergleichbar ist.

Als komplementär zu der Bereitschaft illegale Handlungsformen anzuwenden kann man die Bereitschaft der Bürger ansehen, politische Repression von Seiten des Staates zu ak­

zeptieren60. Während die Repressionshaltung61 in Ost-Berlin bei allen Typen ähnlich nied­

rig ist - den relativ höchsten Wert weist der autoritär-inkompetente Typ auf - ist sie in West-Berlin bei den beiden autoritären Typen merklich höher. Daß auch das Niveau des autoritär-inkompetenten Typs entgegen den Erwartungen in Ost-Berlin soviel niedriger ist, ist wohl auf die Erfahrungen mit einem repressiven System zurückzuführen.

Fassen wir die Ergebnisse noch einmal zusammen: Die vier betrachteten Persönlich­

keitstypen zeigen sowohl in bezug auf Ethnozentrismus als auch auf politisches Verhalten signifikante Unterschiede. Dabei entspricht vor allem der autonom-kompetente Typ den Erwartungen an einen demokratischen Bürger. Am problematischsten stellt sich der auto­

ritär-inkompetente Typ dar. Er ist der Typ mit der höchsten Fremdenfeindlichkeit, der niedrigsten Bereitschaft, konventionelle oder unkonventionelle Formen politischer Beteili­

gung anzuwenden, sowie der höchsten Bereitschaft, repressive Aktionen von seiten des Staates zu akzeptieren. Der autonom-inkompetente Typ ist nicht genau zuzuordnen. Er zeigt zum Teil eine ähnlich hohe Beteiligungsbereitschaft wie der autonom-kompetente Typ. Interessant ist die Tatsache, daß sich das Profil des autoritär-kompetenten Typs in Ost-Berlin von dem in West-Berlin unterscheidet. Während der autoritär-kompetente Typ in Ost-Berlin zum Teil mehr Gemeinsamkeiten mit dem autonom-kompetenten Typ auf­

weist, ähnelt er in West-Berlin eher dem autoritär-inkompetenten Typ.

60 Vgl. Fuchs/Schöbel, Personality Traits (Anm. 29).

61 Entsprechend der Frageformulierung bei Bames/Kaase et al., Political Action (Anm. 43), wurden die Befragten gebeten anzugeben, ob sie die folgenden vier Aussagen (a) voll befürworten, (b) im großen und ganzen befürworten, (c) im großen und ganzen ablehnen oder (d) entschieden ablehnen: (1) Wenn Polizisten mit Schlagstöcken gegen Demonstranten Vorgehen. (2) Wenn Gerichte gegen harte Strafen über solche Protestierer verhängen, die sich gegen Anweisungen der Polizei zur Wehr setzen. (3) Wenn die Regierung zur Aufrechterhaltung von Sicherheit und Ordnung jede öffentliche Demonstration ge­

setzlich verbietet. (4) Wenn die Bundesregierung (Regierung) den Bundesgrenzschutz (die Bereit­

schaftspolizei) oder die Bundeswehr (die Armee) einsetzt, um einen Streik zu beenden. Für die Repres­

sionsskala wurde ebenfalls ein Mittelwertindex gebildet. Durch Rimdung erhält man vier Ausprägungen, die von sehr schwach bis sehr stark reichen.

(23)

5 .3 R e le v a n z d e r E rg e b n isse f ü r d ie d em o kra tisch e K u ltu r

Wenn eine der zentralen Anforderungen an einen demokratischen Bürger seine Bereit­

schaft sich aktiv am politischen Geschehen zu beteiligen umfaßt, dann entspricht der auto­

ritär-inkompetente Typ am wenigsten diesen Anforderungen. Die Frage ist nur, wie viele solcher Bürger eine Demokratie vertragen kann. Der Anteil des autoritär-inkompetenten Typs in Ost-Berlin ist zwar doppelt so hoch wie in West-Berlin, aber dennoch keine domi­

nante Gruppe. Die in Ost-Berlin stärkste Gruppe, der autoritär-kompetente Typ, ist nicht unbedingt mit dem in West-Berlin zu vergleichen, sondern hat in allen untersuchten Bereichen ein deutlich demokratischeres Profil als dieser.

Scheuch und Klingemann62 haben in ihrer Theorie des Rechtsradikalismus darauf hin- gewiesen, daß rigide Wert- und Orientierungssysteme zwar eine Bedingung für rechtsradi­

kales Verhalten sind, aber per se noch keine Bedrohung darstellen. Eine Bedrohung für das demokratische Gemeinwesen können sie dann darstellen, wenn sie sich in extremem politi­

schen Verhalten manifestieren. Der autoritär-inkompetente Typ ist bislang in unseren Analysen eher durch mangelnde Beteiligungsbereitschaft aufgefallen. Extremes politisches Verhalten kann sich aber auch in der Wahl einer extremistischen Partei äußern. Wir wollen deshalb abschließend die vier Persönlichkeitstypen noch in bezug auf ihre Parteipräferenz betrachten63 (Tabelle 6).

Bei der Betrachtung der Parteipräferenz in beiden Stadtteilen muß man berücksichtigen, daß Ost-Berlin im Gegensatz zum Rest der neuen Bundesländer (mit Ausnahme Branden­

burgs) in der Volkskammerwahl stark von der SPD dominiert wurde. Die SPD ist deshalb bei allen Typen mit Ausnahme des autonom-kompetenten die dominante Partei.

62 Erwin K. Scheuch/Hans-Dieter Klingemann, Theorie des Rechtsradikalismus in westlichen Industriege­

sellschaften, in: Heins-Dietrich Ortlieb/Bruno Molitor (Hrsg.), Hamburger Jahrbuch für Wirtschafts­

und Gesellschaftspolitik, Tübingen: Mohr 1967, S. 11-29.

63 Es handelt sich hierbei um die Parteipräferenz (Sonntagsfrage) in beiden Stadtteilen zum Zeitpunkt der Umfrage (Frühjahr 1990). Die wählbaren Parteien waren zu diesem Zeitpunkt in Ost- und West-Berlin unterschiedlich, so daß wir hier für beide Stadtteile verschiedene Listen haben.

(24)

Tabelle 6: Parteipräferenz der Persönlichkeitstypen in West- und Ost-Berlin (in Prozent) autonom- autoritär- autoritär- autonom­

inkompetenter inkompetenter kompetenter kompetenter

Typ Typ Typ Typ

West Ost West Ost West Ost West Ost

PDS (O) 18 11 - 35 30

AL(W) 13 - 1 - 1 - 24 -

B90/Grüne (0) - 28 - 8 - 11 - 25

SPD 43 32 29 46 26 34 50 26

Liberale P. (O) - 4 - 3 - 3 - 3

FDP (W) 3 - 4 - 5 - 3 -

CDU 25 14 56 20 61 11 17 7

REP (W) 2 - 1 - 2 - 0 -

Sonstige 1 0 0 3 1 4 1 4

Ohne 13 4 9 9 4 2 5 5

100 100 100 100 100 100 100 100

N (West: 966); (Ost: 664)

(O) = Partei nur in Ost-Berlin gefragt (W) = Partei nur in West-Berlin gefragt

In Ost-Berlin spielt sowohl bei dem autonom-inkompetenten Typ als auch beim autonom­

kompetenten das Bündnis'90/Grüne eine ähnlich starke Rolle. Interessant ist darüberhinaus der starke Zuspruch des autoritär-kompetenten wie auch des autonom-kompetenten Typs für die PDS. Dazu muß man sagen, daß die PDS bei der Volkskammerwahl ihr stärkstes Ergebnis in Ost-Berlin erzielte. Dennoch bleibt diese hohe Ähnlichkeit dieser beiden Ty­

pen in Ost-Berlin, die wir ja schon in bezug auf andere Aspekte hervorgehoben haben, doch bemerkenswert. Ein Erklärungsansatz wäre, daß diese beiden Typen unterschiedliche Motive für die Präferenz der PDS haben. Während der autoritär-kompetente Typ sie mög­

licherweise eher als Kontinuität des alten Regimes, als Nachfolgepartei der SED sieht, ver­

steht der autonom-kompetente Typ sie vielleicht eher als Alternative zu den aus dem west­

deutschen Parteiensystem übernommenen Parteien und als Vertreter eines dritten Weges im Sinne des demokratischen Sozialismus.

In West-Berlin entsprechen die Daten durchaus der Erwartung, daß Personen mit auto­

ritären Orientierungssystemen eher konservativeren Parteien zuneigen. Beide autoritären Typen bekunden überdurchschnittlich häufig eine Präferenz für die CDU, während die beiden autonomen Typen eher der SPD und der AL zuneigen. Die Republikaner haben bei

(25)

allen Typen nur einen sehr geringen prozentualen Anteil64. Auffällig ist darüberhinaus, daß sowohl der autonom-inkompetente als auch der autoritär-inkompetente Typ in West-Berlin einen vergleichsweise hohen Anteil an Personen ohne Parteipräferenz haben. Dasselbe gilt auch für den autoritär-inkompetenten Typ in Ost-Berlin. Man könnte vermuten, daß dieser Typ dem "rationalen Wechselwähler" entspricht, der bei jeder Wahl sachbezogen neu ent­

scheidet. Dagegen spricht allerdings, daß dieser Typ sich selbst als politisch wenig kom­

petent einstuft, so daß man hier wohl eher von Unentschlossenheit als von Unabhängigkeit sprechen kann.

Wir haben oben resümiert, daß der autoritär-inkompetente Typ in beiden Stadtteilen das eindeutigste Profil hat und gleichzeitig am wenigsten den demokratischen Anforderungen entspricht. Dennoch hat Tabelle 6 gezeigt, daß auch hier der überwiegende Teil sich de­

mokratischen Parteien zugehörig fühlt. Auf der Basis dieser Daten kann man also noch nicht von einer Bedrohung für das demokratische System sprechen. Ungewiß ist allerdings, wie sich dieses autoritäre Potential in Krisenzeiten verhält. Gerade für die neuen Bundes­

länder gilt, daß die autoritären Typen eine beachtenswerte Größe darstellen, wenn die zu­

künftige Entwicklung für sie nicht zufriedenstellend verlaufen sollte.

7. Zusammenfassung und Schlußfolgerung

Wir haben in diesem Artikel die Profile unterschiedlicher Persönlichkeitstypen in West- und Ost-Berlin analysiert, mit dem Ziel, daraus Hinweise auf die weitere Entwicklung der demokratischen politischen Kultur in Deutschland zu ziehen. Zunächst hat sich gezeigt, daß es zumindest hinsichtlich zweier Merkmale, Autoritarismus und Entfremdung, sehr deutliche Unterschiede gibt. Dagegen sind die beiden handlungsbezogenen Merkmale, per­

sönliche politische Kompetenzerwartung und politische Kontrollerwartung in beiden Stichproben sehr ähnlich ausgeprägt. Entsprechend ihrer Ausprägung auf den beiden Per­

sönlichkeitsdimensionen - einer generalisierten und einer handlungsbezogenen - wurden die Befragten dann unterschiedlichen Persönlichkeitstypen zugeordnet, um die Frage nach der Bedeutung dieser Merkmalskombinationen für demokratische Einstellungen und Ver­

haltensweisen zu beantworten.

Die Häufigkeitsverteilungen der Persönlichkeitstypen in beiden Stadtteilen entsprechen durchaus den Erwartungen. In Ost-Berlin sind die beiden autoritären Typen jeweils doppelt so häufig vertreten wie in West-Berlin. Interessanter sind allerdings die Ergebnisse zum Profil dieser Persönlichkeitstypen. Hier zeigt sich, daß die DDR heterogener gewesen ist

64 Dabei ist aber zu berücksichtigen, daß die Republikaner im Jahr der Vereinigung prinzipiell schlechte Ergebnisse erzielt haben, da das Vereinigungsissue am besten von den großen Parteien abgedeckt wurde.

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als angenommen. Die Dominanz der Partei in der politischen Sozialisation konnte nicht verhindern, daß es auch in der politischen Kultur der DDR Modemisierungsprozesse wie in anderen Industrienationen gegeben hat, die den autoritären Einfluß des Staates kompen­

siert haben. Nur so ist zu erklären, daß sich die Profile der Persönlichkeitstypen im Osten und im Westen zum Teil deutlich unterscheiden. Die größten Unterschiede ergeben sich dabei beim autoritär-kompetenten Typ, der im Osten wesentlich demokratischere Züge aufweist als im Westen.

Trotz des relativ hohen Anteils der beiden autoritären Persönlichkeitstypen im Osten lassen diese Ergebnisse bisher noch nicht darauf schließen, daß dieser Personentyp eine Herausforderung für die Entwicklung der demokratischen politischen Kultur in Deutsch­

land darstellt. Die Frage ist nur, unter welchen Bedingungen das der Fall ist. Dalton65 hat darauf hingewiesen, daß die Unterstützung demokratischer Normen in Ostdeutschland viel stärker mit der persönlichen wirtschaftlichen Lage verknüpft ist als im Westen. Die vorlie­

gende Umfrage wurde schließlich zu einem Zeitpunkt gemacht, da die positiven Erwartun­

gen in bezug auf die allgemeine und persönliche wirtschaftliche Entwicklung überwogen.

Schon im Juli 1991 aber sahen sich bereits 84 Prozent aller Ostdeutschen als Bürger zwei­

ter Klasse66, und die wirtschaftliche Angleichung beider Teile Deutschlands hatte sich als wesentlich schwieriger und langwieriger herausgestellt als zunächst erwartet. Die Frustra­

tion darüber steigt nach Zeitungsmeldungen Tag für Tag67. Unter solchen Bedingungen stellt das erhöhte Bedürfnis nach autoritärer Regulierung, als Relikt des alten Systems, sehr wohl einen Unsicherheitsfaktor dar.

65 Vgl. Dalton, Communists and Democrats (Anm. 7).

66 Minkenberg, The Wall after the Wall (Anm. 32), S. 24.

67 "Psychologen sehen Signale für gesellschaftliche Krise", Süddeutsche Zeitung vom 21.7.1992, S. 2.

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