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Heute auf Seite 3:17. Juni 1953 - Mahnung für alle Deutschen

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Heute auf Seite 3:17. Juni 1953 - Mahnung für alle Deutschen

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U N A B H Ä N G I G E W O C H E N Z E I T U N G F Ü R D E U T S C H L A N D

Jahrgang 33 — Folge 24 Erscheint wöchentlich

Postvertriebsstück Gebühr bezahlt

1 2 . J u n i 1 9 8 2

Landsmannschaft Ostpreußen e. V.

Parkallee 84/86, 2000 Hamburg 13

C 5 5 2 4 C

Frieden und Freiheit:

Manifestation

der Freundschaft

Die „schweigende Mehrheit" bekennt sich zum Partner USA

Man m ö g e die Bonner Bürger fragen, die in den letzten Jahren so manches an Demonstrationen miterleben „durften": Eine solch eindrucksvolle und disziplinierte Manifestation hat es in der Bun- deshauptstadt noch nicht gegeben wie jene, zu der die Unionsparteien am vergangenen Wochenende aufgerufen hatten, um für Frieden, Freiheit und Freundschaft zu den Vereinigten Staaten einzuste- hen. W i r vermeiden hier bewußt den Begriff

„Demo", weil sich mit dieser Vokabel in der Vorstel- lungswelt unserer Bürger alles das verbindet, was weitgehend mit roten Fahnen, geballten Fäusten, nicht selten auch mit eingeworfenen Fensterschei- ben und schweren Z u s a m m e n s t ö ß e n mit den Ord- nungskräften des Staates verbunden ist. V o n all dem war in Bonn nichts zu sehen, obwohl sich über 100 000 Deutsche (und in M ü n c h e n weitere 50 000) zusammengefunden hatten.

Es war verdienstvoll, daß die Führung der Unions- parteien — endlich — auch einmal zu einer macht- vollen Manifestation aufgerufen hatte, die im Bon- ner Hofgarten Gelegenheit bot, ein machtvolles Be- kenntnis zu Frieden und Freundschaft mit den U S A abzulegen. Wohlgemerkt: Diese Kundgebung war keineswegs gegen unsere Nachbarn im Osten ge- richtet und es wäre sicherlich nicht fehl am Platze gewesen, wenn auch Vertreter anderer Parteien sich diesem Freundschaftsbekenntnis zur Schutz- macht U S A angeschlossen hätten. Der Meinung des Kanzlers, Freundschaft sei zu selbstverständlich, als d a ß man dafür demonstrieren müsse, vermögen wir nicht beizupflichten. Gerade im Hinblick auf die immer wieder aufklingenden Stimmen, die im an- tiamerikanischen Sinne gewertet werden können, wäre es sicherlich jenseits des Atlantiks nicht ohne Eindruck geblieben, wenn die Bekundung der Freundschaft nicht nur von einer der großen Bun- destagsparteien getragen worden wäre. Dabei wäre eine solche Gemeinsamkeit durchaus vertretbar gewesen, denn hier sollte vor aller W e l t Zeugnis ab- gelegt werden für Frieden, Freiheit, Menschenrech- te und A b r ü s t u n g auf der ganzen Welt.

Freie Partnerschaft

Die Veranstaltung stand im Vorfeld des Besu-, ches, den der amerikanische Präsident Ronald Reagan in dieser Woche der Bundesrepublik ab- stattet. Er vertritt ein Land, mit dem wir in einem V e r t e i d i g u n g s b ü n d n i s stehen, von dem Walter Leisler Kiep im Hofgarten sagte, es sei „das zweite ungeschriebene Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland".

„Wir Berliner haben mehr als einmal erprobt, auf wen wir uns in der Stunde der Not verlassen konn- ten", ergänzte Berlins Regierender Bürgermeister, und so wie Strauß in M ü n c h e n betonte von Weiz- säcker in Bonn, Deutsche und Amerikaner seien

„freie Partner und keine Befehlsempfänger unter- einander." Gewiß gebe es in Einzelfragen unter- schiedliche Auffassungen, vor allem, wenn die In- teressen nicht parallel geschaltet seien, doch über allem stehe der gemeinsame Wunsch nach Erhal- tung der Freiheit. Das Problem der Sicherheit, das uns insbesondere mit den Amerikanern verbindet, soll nicht gegen den Osten, sondern mit ihm ge- meinsam gelöst werden.

So stand denn diese eindrucksvolle Manifesta- tion in Bonn nicht im Zeichen der Demonstration gegen irgendwelche Feinde und Gegner, sondern, wie Helmut Kohl sagte, man demonstrierte für gute und verläßliche Freunde. Das deutsche Volk wolle Frieden in Freiheit und jeder in Ost und West könne sich darauf verlassen: „Wir werden nie Gewalt an- wenden, um Freiheit und Menschenrechte durch- zusetzen oder die Spaltung unseres Vaterlandes zu überwinden." Jedoch sei die Idee der Freiheit auf die Dauer stärker als alle Waffen und sie vermöge auch Mauern und Stacheldraht zu ü b e r w i n d e n . So appel-

lierte Helmut Kohl an den sowjetischen Staatschef Breschnew wie an US-Präsident Reagan „bei ihrem Zusammentreffen ein Zeichen des guten Willens für Entspannung und Abrüstung zu setzen". W i r Deutsche hätten keine Freude daran, „daß in Ost und West Milliarden in Rüstung investiert würden, und wir können nur beten, daß diese Rüstung nie gebraucht wird". Kohls abgewogene Ausführungen bestätigten, daß hier keine Parteipropaganda be- trieben, sondern aus ernster Sorge um Deutschland gesprochen wurde. Sein Appell richtete sich auch an die Führung der Sowjetunion, die er aufforderte, von der Friedensliebe der Deutschen überzeugt zu sein. „Bei uns gibt es keine Militaristen." „Wir setzen auf die Macht der Ideen. Die Idee der Freiheit ist auf die Dauer stärker als alle Waffen."

Freiheit als das h ö c h s t e Gut m u ß verteidigt wer- den. Notwendige Opfer müssen gebracht und junge Männer müßten zum Wehrdienst bereit sein. Ohne die Vereinigten Staaten und ohne unsere eigene Be- reitschaft zur Verteidigung der Freiheit werde es schwerlich möglich sein, Frieden und Freiheit zu bewahren.

Symbol für Freiheit

A u c h Franz Josef Strauß, der in München vor fast 50 000 Teilnehmern einer Kundgebung sprach, er- klärte sich als ein überzeugter Gegner der Anwen- dung militärischer Mittel. Heute wie gestern sei Washington das Symbol für Freiheit und die stärk- ste Garantie für die Erhaltung einer menschenwür- digen Lebensordnung.

Strauß: „Der Marxismus ist tot wie eine Kirchen- maus. Bei uns gibt es heute mehr marxistische Spinner als im ganzen Ostblock."

In M ü n c h e n wie auch in Bonn fanden die Worte der Redner lebhaften Beifall. Und wenn der saarlän- dische Ministerpräsident Zeyer sagte, man wolle den Amerikanern auch einmal das andere Deutsch- land zeigen, nicht nur die Teile, „die das Fernsehen normalerweise verbreitet", dann darf man feststel- len, daß die schweigende Mehrheit dem US-Präsi- denten ein herzliches „Willkommen Mr. President"

entboten hat. Hans Ottweil

Willkommen M r . President!

Wahlen:

Der Erdrutsch an der Alster

H . W . — W e n n g l e i c h das junge „ K i e p - T e a m " e i n e n ebenso i n t e n s i v e n wie m o d e r n e n W a h l k a m p f f ü h r t e , war es schwer, d a r a n z u glauben, der Herausforderer v e r m ö g e die ab- solute M e h r h e i t z u erringen. I m m e r h i n hatten die S o z i a l d e m o k r a t e n b e i der B ü r g e r s c h a f t s - w a h l i m J a h r e 1978 beachtliche 51,5% auf ihre L i s t e n gebracht, w ä h r e n d s i c h die U n i o n — u n d das galt bereits als e i n gutes E r g e b n i s — m i t 37,6 % zufrieden geben m u ß t e . A l s a m s p ä - ten S o n n t a g a b e n d das e n d g ü l t i g e W a h l e r - gebnis bekanntgegeben wurde, zeigte sich, d a ß die C h r i s t d e m o k r a t e n u m 0,4 % die S P D ü b e r r u n d e t hatten. 43,2 % k o n n t e n die C h r i s t - d e m o k r a t e n für s i c h notieren, w ä h r e n d s i c h die S P D m i t 42,8% zufrieden geben m u ß t e .

.Solidarnosc":

Angst ist ein schlechter Ratgeber

Polnische Gewerkschaftler beklagen Bonns Anpassungspolitik

V O N D r . O T T F R I E D H E N N I G M d B , M I T G L I E D D E S A U S W Ä R T I G E N A U S S C H U S S E S

„Solidarnosc", die unabhängige polnische Ge- werkschaft, hat ein Informations- und Koordina- tionsbüro für die Bundesrepublik Deutschland in Bremen eröffnet, in dem von derzeit außerhalb der Volksrepublik Polen lebenden Funktionären die gewerkschaftliche Tätigkeit wieder aufgenommen worden ist. Nach einer Kontaktaufnahme mit die- sem Büro mußte ich feststellen, daß dessen A k t i v i - tät durch ungünstige Stellungnahmen einiger Poli- tiker erschwert wird. Auf meine Frage, um welche Politiker es sich dabei handele, war die Antwort ganz klar: „Um alle Spitzenpolitiker der SPD, die eine sehr gemäßigte Politik mit dem Osten treiben."

Die Angst dieser Sozialdemokraten „vor den mäch- tigen Gendarmen im Osten" lähme heute ihren poli- tischen Einsatz für Polen, aber auch für die „DDR", Ungarn, die Tschechoslowakei und nicht zuletzt für Afghanistan. Die Funktionäre der „Solidarität" im Ostblock wissen ganz genau, daß sie sich in ihrem Kampf für Freiheit und Demokratie auf diese SPD- Politiker nicht verlassen können.

Diese Aussage polnischer Gewerkschafter kann jeden politisch interessierten Menschen nur traurig stimmen. Denn, „wenn im Ostblock für die Freiheit

gekämpft wird, dann wird auch für die westliche Welt darum gekämpft, denn unser Kampf schützt Euch, Eure Freiheit und Eure Zukunft. Wenn wir un- seren Kampf beenden oder ihn verlieren, seid Ihr bedroht, Eure Freiheit zu verlieren, daß Ihr über Nacht ein Afghanistan sein werdet, für immer verlo- ren". Diese Klage von Leuten, die es wissen müssen, ist gleichzeitg eine heftige Anklage gegen die A p - peasement-Politik der SPD. Es klingt fast resigniert, wenn Henryk Jagielski schreibt: „Wir sind keine Po- litiker. Aber wir kennen das listige Treiben der So- wjets sehr gut, die wir als die besten und schlauesten politischen Genies anerkennen."

Die SPD sollte erkennen, wie weit sie gekommen und wie tief sie gesunken ist. Die unabhängige pol- nische Gewerkschaft „Solidarität" hält jedenfalls von ihr gar nichts mehr. Sie hat erkannt, welche Hilfe sie an den demokratisch-sozialistischen Poli- tikern hat, nämlich gar keine. Die SPD ihrerseits ist unfähig zu erkennen, daß das Schicksal der Deut- schen und der Polen untrennbar miteinander ver- bunden ist, weil beide unter der willkürlichen Tei- lung Europas leiden.

D i e s e s Ergebnis v o n 1982 stellt für die bisher a l l e i n regierenden S o z i a l d e m o k r a t e n eine A r t E r d r u t s c h dar, der d u r c h nichts b e s c h ö n i g t w e r d e n k a n n . M u ß t e n sie d o c h i n e i n e m Stadt- staat, der als ihre gesicherte D o m ä n e galt, e i n e n S t i m m e n v e r l u s t v o n 8,7 % h i n n e h m e n , w ä h r e n d die U n i o n e i n e n Z u g e w i n n v o n 5,6 % v e r b u c h e n k o n n t e n .

M i t i h r e m Ergebnis stellen die C h r i s t d e m o - k r a t e n die s t ä r k s t e F r a k t i o n i n der H a m b u r g e r B ü r g e r s c h a f t , w o m i t , unter B e r ü c k s i c h t i g u n g der H a m b u r g e r Verfassung allerdings n o c h n i c h t gesagt ist, d a ß sie a u c h d e n B ü r g e r m e i - ster stellen. D e n n bei der derzeitigen P a t t - S i - t u a t i o n k ö n n t e die S P D v e r s u c h e n , e i n e n M i n - derheitssenat i m A m t z u halten, der s i c h d a n n für die e i n z e l n e n A u f g a b e n seine M e h r h e i t i m Parlament s u c h e n m ü ß t e .

H a m b u r g ist die H e i m a t s t a d t des K a n z l e r s u n d die S P D hat mit d e m Slogan geworben, d a ß die S t i m m e für die S P D z u g l e i c h das V e r t r a u e n für d e n K a n z l e r bedeutet. So gesehen, k a n n H e l m u t S c h m i d t an d e m A u s g a n g der W a h l k e i n e Freude haben, u m so weniger, als e i n er- h e b l i c h e r S t i m m e n v e r l u s t gerade aus d e n A r - b e i t e r v i e r t e l n gemeldet w i r d , die als traditio- nelle H o c h b u r g e n sozialdemokratischer W ä h - ler galten.

D i e entscheidende Frage i n H a m b u r g war:

W i r d die F D P , die 1978 mit F r a u S c h u c h a r d t aus d e m Rathaus ausziehen m u ß t e , unter d e m Informatikprofessor Brunnstein wieder in die B ü r g e r s c h a f t e i n z i e h e n ? A u c h d i e s m a l h a b e n die L i b e r a l e n das Z i e l verfehlt. Bringt m a n ihre W a h l a u s s a g e z u g u n s t e n der S P D i n Z u s a m - m e n h a n g mit d e n S t i m m v e r l u s t e n , die die S o - z i a l d e m o k r a t e n erlitten haben, so scheint der B ü r g e r an einer s o z i a l l i b e r a l e n K o a l i t i o n w e n i g Interesse gehabt z u h a b e n . Statt der L i - b e r a l e n n u n z i e h e n n e u n A b g e o r d n e t e der G A L ( G r ü n e A l t e r n a t i v e Liste) i n das Rathaus e i n . O b „T-Shirt" -Parlamentarier trotz ihrer oft abstrusen V o r s t e l l u n g e n u n d F o r d e r u n g e n be- reit sein k ö n n t e n , e i n e n S P D - S e n a t ü b e r W a s - ser z u halten, w i r d s i c h erst s p ä t e r b e u r t e i l e n lassen.

G e w i ß , L a n d t a g s w a h l e n s i n d keine Bundes- tagswahl. A b e r gerade i n H a m b u r g , der H e i -

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Politik

£ x i 6 £ f t j r r a i f i r n b l a t l 12. J u n i 1982 — F o l g e 24 — Seite 2

matstadt H e l m u t S c h m i d t s , hat m a n d e n W a h l a u s g a n g z u e i n e m Test für die P o l i t i k des K a n z l e r s hochstilisiert. So gesehen m ü ß t e das schlechteste W a h l e r g e b n i s , das die S P D je i n H a m b u r g erlebte, i n Bonn als ein Signal gewer- tet werden.

E i n e r e n o m m i e r t e Tageszeitung w e i ß z u be- richten, Genscher habe i n e i n e m p e r s ö n l i c h e n G e s p r ä c h e r k l ä r t : „Die F D P verliert, wo sie m i t der S P D geht." A u c h vor d e m F e r n s e h s c h i r m machte der F D P - C h e f k e i n s o n d e r l i c h g l ü c k l i - ches Gesicht, als er sagte, seine Partei werde sich noch s t ä r k e r profilieren m ü s s e n . Das w i r d bei den k o m m e n d e n Haushaltsberatungen s i - c h e r l i c h ebenso z u Buche schlagen wie ü b e r - haupt, w e n n die F o r d e r u n g e n des M ü n c h e n e r S P D - P a r t e i t a g e s i n p r a k t i s c h e P o l i t i k umge- setzt w e r d e n s o l l e n .

Genscher, e i n m a l als Zauderer, d a n n wieder als g r o ß e r T a k t i k e r bezeichnet, w i r d ge- rade nach d e m H a m b u r g e r Ergebnis wissen, d a ß für seine Partei die Stunde der W a h r h e i t a n g e b r o c h e n ist. S c h o n stehen die hessischen Parteifreunde „auf der M a t t e " u n d lassen er- kennen, d a ß sie nicht i n den a l l g e m e i n e n A b - w ä r t s s o g hineingezogen w e r d e n w o l l e n . U b e r Bayern braucht m a n s c h o n n i c h t mehr z u reden.

G e n s c h e r ist zweifelsohne i n einer w e n i g b e n e i d e n s w e r t e n S i t u a t i o n . A m g l e i c h e n Sonntag, d a d e n L i b e r a l e n der E i n z u g i n die H a m b u r g e r B ü r g e r s c h a f t verwehrt wurde, erhob S c h l e s w i g - H o l s t e i n s F D P auf i h r e m L a n d e s p a r t e i t a g F o r d e r u n g e n , die i m G e g e n - satz z u d e n V o r s t e l l u n g e n des P a r t e i v o r s i t - z e n d e n u n d A u ß e n m i n i s t e r s G e n s c h e r stehen.

G e n s c h e r w e i ß , d a ß k ü n f t i g e W a h l k ä m p f e n i c h t mehr u m P l ä t z e i n d e n P a r l a m e n t e n , s o n d e r n u m das nackte Ü b e r l e b e n der F D P ge- führt w e r d e n . R e i n h o l d M e i e r s M e i n u n g , d a ß es a l l e m a l fünf Prozent L i b e r a l e geben w ü r d e , scheint bei dieser F D P n i c h t m e h r sicher z u sein.

Blick nach Bonn:

Friedensbewegung:

Einig keineswegs nur im Feindbild

Die scheinbare „Differenzierung" im Vorfeld der Bonner Demonstration diente bloß der Kosmetik

Ein fast hörbares Aufatmen ging durch die bun- desdeutsche Presse, als einige Wochen vor jener Anti-NATO-Demonstration vom 10. Juni in Bonn die „Grünen" öffentlich Bedenken anmeldeten. Man hatte es, so der Gleichklang der Kommentare, ja gewußt: Die „Friedensbewegung" sei eben doch nicht so sehr kommunistisch beeinflußt, und die

„Grünen" eigentlich ganz vernünftige Leute...

Grund derartiger Stoßseufzer: Vertreter der

„Grünen" hatten erklärt, sie werden den Aufruf zum 10. Juni nicht mit unterzeichnen, weil er allzusehr von der D K P beeinflußt sei. Das Kriegsrecht der polnischen Militärs, „Friedens"- und politische Auf- lockerungsbestrebungen in anderen Ostblockstaa- ten sowie die russische Besetzung Afghanistans hätten keinerlei Erwähnung gefunden.

Allerdings: mit demonstrieren wollten die „Grü- nen" dennoch. Hätte deswegen schon damals ein Kommentator gewagt, die Angelegenheit als simp- les taktisches Manöver zwecks Gewinnung einer breiteren „Massenbasis" zu bezeichnen — er wäre flugs als Außenseiter in die dafür übliche „rechte Ecke" gedrängt worden. Wer hingegen Gleiches Anfang Mai, also etwa einen Monat später, andeute- te oder gar aussprach, fiel kaum mehr auf. Der Er- kenntnis über die Taktik der „Grünen" konnte näm- lich nun nichts mehr entgegengesetzt werden: sie hatten sie selbst entlarvt. Denn sie haben schließ- lich den Aufruf zum 10. Juni doch unterschrieben.

Das, was sie zunächst scheinbar davon abhielt, packten sie in eine A r t „Präambel", womit der von der öffentlichen Meinung so hoch bewerteten „Di- stanz zu Kommunisten" Genüge getan war.

Viel wichtiger war und ist den „Grünen" die Ein- heit der „Friedensbewegung". Sie zu spalten, hatten Kommunisten und deren Mitläufer ihnen vorgewor- fen, als ihre Kritik am Aufruf im A p r i l bekannt wurde. Mancher Kommentator meinte daraufhin,

Gerichtsverfahren wartet und in der Haft brutal mißhandelt worden ist. Mugabe ist nach unseren In- formationen in Bonn nach den Menschenrechten nicht gefragt worden. Er nimmt Geld und Hilfe, wo er sie bekommen kann, auch von Ost-Berlin, wo erst kürzlich Mugabes Wohnungsbauminister Dr.

Zvogbo, Mitglied des ZK, einen „Beistandsvertrag"

mit der „DDR" unterzeichnete.

Die Gefahr des Bürgerkrieges ist in Simbabwe noch immer nicht gebannt. Der Hauptfeind Muga- bes, so schreibt der idea-Korrespondent N . Engel- mann, sitzt in Bulawajo, der Hauptstadt der Matabe- le: Joshua Nkomo, von Mugabe aus dem Kabinett gefeuert und gedemütigt. Mugabe verdächtigte sei- nen alten Kampfgefährten, er habe einen Putsch vorbereitet. Dafür gab es viele Beweise. Nkomos Anhänger sind zahlreich. Erst kürzlich versammel- ten sich im Stadion von Bulawajo mehr als 10 000 Getreue aus der früheren Guerillabewegung. M u - gabe will nach b e w ä h r t e m Muster alle Stämme und Gruppen in den Schmelztiegel eines sozialistischen Einheitssystems schütten. Zur Zeit werden die Straßenschilder geändert und nach Lenin, Marx und Tito umbenannt.

Die Bundesregierung scheint auch nicht zur Kenntnis genommen zu haben, daß Simbabwe zu- sammen mit den Ostblockländern in der U N O gegen den auch von der Bundesrepublik Deutsch- land eingebrachten Antrag gestimmt hat, wonach die Lage der Menschenrechte in Polen untersucht werden muß.

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UNABHÄNGIGE W O C H E N Z E I T U N G FÜR D E U T S C H L A N D Chefredakteur: H u g o Wellems

Verantwortlich für den redaktionellen Teil Kultur, Unterhaltung, Frauenseite:

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Soziales u n d Aktuelles:

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O s t p r e u ß i s c h e Familie:

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Paul B r o c k

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die „Grünen" hätten nur aufgrund ihrer politischen Arglosigkeit einerseits und der agitatorischen Überlegenheit der D K P andererseits die Reihen wieder geschlossen: Sie h ä t t e n es sozusagen ver- säumt, den „Spalter"-Vorwurf wirksam umzudre- hen und gegen die Einseitigkeit der Kommunisten zu richten. Dieser Gedankengang verkennt, daß der DKP-Vorwurf durchaus der Lage entsprach.

Denn man macht es sich zu einfach, wenn man die

„Friedensbewegung" einfach als Summe der in und mit ihr agierenden Gruppen betrachtet und so zu dem Ergebnis kommt, der kommunistische Einfluß sei ebenso gering wie die zahlenmäßige Stärke der DKP. Vielmehr agitieren Kommunisten innerhalb der „Friedensbewegung" eben nicht nur im Rahmen ihrer eigenen Partei. Die „Grünen", „Alternativen"

und Rüstungsgegner sind ebenso von Kommuni- sten durchsetzt wie die organisierten Wehrdienst- verweigerer, „Antifaschisten" und nicht zuletzt zahlreiche kirchliche Gruppen insbesondere aus dem evangelischen Bereich. Das wirkt sich an der Basis oft auch sichtbar auf politische Aussagen aus.

Es ist demnach kaum wahrscheinlich, daß wie mancher vermutet, ohne die Kommunisten die

„Friedensbewegung" ganz anders aussehen würde.

Da diejenigen, die nicht Mitläufer der Kommuni-

nicht wahrhaben will), daß dieses Ziel einseitig von der D K P im Interesse Moskaus gesteckt wurde.

Insbesondere in kirchlichen Kreisen hält man dem erneut entgegen, man bedaure zwar natürlich auch die Rüstung im Osten, k ö n n e dagegen aber na- turgemäß nichts tun und m ü s s e daher, wenn man ü b e r h a u p t etwas gegen die Rüstung unternehmen wolle, auf die n ä h e r l i e g e n d e und einzig realisierba- re Möglichkeit zurückgreifen: „Bei sich selbst an- fangen", d. h. im Westen. Daß man dies überhaupt nur kann, weil der Westen erheblich mehr Freihei- ten zugesteht als der östliche Kommunismus, wird dabei ebenso ü b e r s e h e n wie die daraus folgende Notwendigkeit für den Westen, seine Freiheit gegen die aggressive Weltpolitik des Ostens zu schützen.

Bezeichnenderweise waren es evangelische Kir- chenvertreter, die gegen eine Erwähnung der „Frie- densbewegung" in der „DDR" im Demonstrations- aufruf waren: Anderenfalls h ä t t e n diese Mittel- deutschen Schwierigkeiten zu befürchten. Das liegt auf der gleichen Linie wie die Kritik an der Veröf- fentlichung von Schikanen, die im Osten gegen Ausreisewillige und Regimegegner angewandt werden: A u c h hier sagen Kommunistenfreunde, Schweigen sei besser, Reden behindere nur die offi-

226 Millionen für den Sozialismus

Trotz Mißachtung der Menschenrechte weitere Wirtschaftshilfe

Die Buhdesregierung unterstützt den sozialisti- 'strHgft*MIriTsterpräsidenten von Simbabwe, Robert

Mugabe, mit Krediten und Entwicklungshilfe in Höhe von 226 Millionen Mark. Mugabe, der sich bis Mittwoch in Bonn aufhielt, wurde im SPD-Presse- dienst von Rainer Offergeid, Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit, wie ein Demokrat begrüßt: Mugabes Land könne auch weiter auf die

„praktische Solidarität" der Bundesrepublik bauen.

Diese Solidarität gilt einem früheren Massenmör- der, der nach der Machtergreifung nun dabei ist, den

„wissenschaftlichen Sozialismus auf den Prinzipien des Marxismus-Leninismus" zu verwirklichen.

W ä h r e n d die linken Medien und die Bundesre- gierung sich Mühe geben, den Gast als „maßvoll"

und „pragmatisch" darzustellen, wird in christ- lichen Organen Kritik laut. Auch die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte in Frankfurt hat sich zu Wort gemeldet und die Bundesregierung aufgefordert, die „besorgniserregende Entwicklung der Menschenrechte" in Simbabwe beim Besuch Mugabes in Bonn zur Sprache zu bringen. In Sim- babwe komme es immer wieder zu Verletzungen der in der Verfassung des Landes festgelegten Grundrechte. So könne jeder Bürger ohne Verfah- ren zum Staatsfeind erklärt werden. Es gebe keinen Schutz des Post- und Fernmelde-Geheimnisses noch das Recht auf freie Ein- und Ausreise.

Die IGFM macht besonders auf das Schicksal des 62jährigen Parlamentsabgeordneten Wally E. Stut- taford aufmerksam, der seit sechs Monaten auf sein

sten in irgendeinem Sinne sind, an einer Hand ab- zuzählen sind, würde sie vielmehr ü b e r h a u p t nicht bestehen.

So erscheint die Demonstration vom 10. Juni als bloße Neuauflage des ersten Bonner „Friedens" - Spektakels von 1981. A u c h die merkwürdige Dia- lektik mancher Teilnehmer blieb gleich, die sich nicht wie die Jusos überdeutlich mit ihrer Unter- schrift den Kommunisten zugesellen wollen: Sie publizierten eigene Aufrufe und meinen, damit für ein eigenständiges, nicht DKP-beeinflußtes Ziel zu demonstrieren. Ebenso wie das Gerede von den an- geblich „verführten vielen gutwilligen" Demon- stranten ist dies ein vordergründiges Täuschungs- manöver. Was zählt, ist allein die Tatsache, daß man gemeinsam marschiert und so ein gemeinsames Ziel dokumentiert. Und es ist sicher auch jedem Demonstranten bekannt (wenn eres auch vielleicht

Zeichnung aus „Berliner Morgenpost"

ziellen Bemühungen um Abhilfe. Jeder aus dem Ostblock freigekommene Bürger bestätigt hinge- gen, daß ganz im Gegenteil Publizität im Westen die beste Hilfe für Unterdrückte im Osten ist.

Welchen „Frieden" jene evangelischen Befür- worter des Schweigens tatsächlich herbeisehnen, dürfte damit hinreichend geklärt sein. Ganz in deren Sinne hat der zur Juni-Kundgebung eingeladene

„DDR"-Schriftsteller Stefan HeymseineTeilnahme als Redner abgesagt: Er sei kein Vertreter der „Frie- densbewegung" in der „DDR".

Man fragt sich, wann endlich auch jene Leute die Tatsachen akzeptieren, die noch immer versuchen, zu „differenzieren", wo dazu gar kein Ansatzpunkt ist. Jene Tatsachen, die z. B. die C D U in ihrem Pres- sedienst am 25. M a i aufzeigte, als sie die Bonner Demonstration als „sozialistische Friedensvolks- front" bezeichnete. Andreas Proksa

Kriegsverurteilte:

Die Haftstrafen endlich beenden

Sie haben inzwischen jeden rechtsstaatlichen Sinn verloren

A u s Anlaß des 37. Jahrestag des Kriegsendes haben die Bundestagsabgeordneten Dr. Alois Mer- tes (Gerolstein) und Benno Erhard (Bad Schwal- bach) dazu aufgefordert, die letzten deutschen Kriegsverurteilten aus jahrzehntelanger Haft end- lich zu ihren Familien zu entlassen. Dies gelte insbe- sondere für Rudolf Hess, der kürzlich 88 Jahre alt wurde und d e m n ä c h s t sein 41. Haft jähr, davon 16 Jahre in Einzelhaft, vollenden wird. Der Internatio- nale Militärgerichtshof der vier Siegermächte habe Hess von der Anklage, Verbrechen gegen die Menschlichkeit oder Kriegsverbrechen begangen zu haben, ausdrücklich freigesprochen. Das über ihn verhängte Urteil ist international umstritten.

Die genannten Abgeordneten weisen darauf hin, daß in der Bundesrepublik Deutschland vor kurzem ein Gesetz in Kraft getreten ist, wonach Personen, die wegen Mord oder Völkermord zu lebenslanger Haft verurteilt wurden, bereits nach 15 Jahren in die Freiheit entlassen werden können. Die Schwere des Schuldvorwurfs dürfe dabei die Strafaussetzung nicht ausschließen.

Die Bundesregierung h ä t t e den 37. Jahrestag des Kriegsendes zum Anlaß nehmen sollen, bei den Gewahrsamsmächten erneut und mit äußerstem Nachdruck dafür einzutreten, daß alle Haftstrafen

der Kriegsverurteilten beendet werden, da sie jeden rechtsstaatlichen Sinn verloren haben.

Die Abgeordneten Dr. Mertes und Erhard wollen die Kollegen aller Fraktionen bitten, sich einer In- itiative anzuschließen, die sie d e m n ä c h s t einbrin- gen wollen.

U S- T r u p p e n :

Bundespräsident dankt für ihren Einsatz

Bundespräsident Karl Carstens hat den in der Bundesrepublik stationierten amerikanischen Truppen für ihren Dienst gedankt und die bevorste- hende Visite des amerikanischen Präsidenten Ro- nald Reagan in der Bundesrepublik begrüßt. Bei einem Besuch der zweiten US-Panzerdivision in Garlstedt (bei Bremen) sagte Carstens vor US-Sol- daten : „Ich m ö c h t e Ihnen im Namen meiner Lands- eute meinen Dank aussprechen für Ihren Einstz im Interesse der gemeinsamen Sicherheit." Der Bun- despräsident würdigte die Stationierung amerika- nischer Truppen als sichtbaren Beweis des politi- schen und militärischen Engagements der USA „für die Bewahrung des Friedens und der Freiheit in Eu- ropa .

(3)

12. J u n i 1982 — F o l g e 24 — Seite 3

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Zeitgeschehen

A

m 17. J u n i 1983 w e r d e n es 30 J a h r e her s e i n d a ß die W e l t ö f f e n t l i c h k e i t n a c h ii. . , O s t - B e r l i n u n d M i t t e l d e u t s c h l a n d b l i c k t e . E i n e G e n e r a t i o n s p ä t e r - eine lange Z e i t s p a n n e i m L e b e n eines M e n s c h e n , e i n A u - g e n b l i c k a n g e s i c h t s der W e l t g e s c h i c h t e - ist es die H a u p t s o r g e n i c h t w e n i g e r D e u t s c h e r — a u c h v e r a n t w o r t l i c h e r P o l i t i k e r - , d a r ü b e r zu ratsein o b dieses e i n m a l i g e D a t u m i n der d e u t s c h e n G e s c h i c h t e w e i t e r h i n s e i n e n Rang als g e s e t z l i c h e r F e i e r t a g b e h a l t e n soll oder n i c h t . A m 7. A u g u s t 1953 h i e ß es i n d e m „Bun- desgesetzblatt" T e i l I, N r . 45, S. 778: „ A m 17.

J u n i 1953 hat s i c h das d e u t s c h e V o l k i n der so- w j e t i s c h e n B e s a t z u n g s z o n e u n d i n O s t - B e r l i n gegen die k o m m u n i s t i s c h e Gewaltherrschaft e r h o b e n u n d u n t e r s c h w e r e n O p f e r n s e i n e n W i l l e n z u r F r e i h e i t b e k u n d e t . D e r 17. J u n i ist d a d u r c h z u m S y m b o l der d e u t s c h e n E i n h e i t i n F r e i h e i t g e w o r d e n . D e r Bundestag hat folgen- des G e s e t z b e s c h l o s s e n : § 1 D e r 17. J u n i ist der T a g der d e u t s c h e n E i n h e i t . . . "

E i n z e l m e n s c h e n u n d V ö l k e r b r a u c h e n S y m b o l e , d a m i t sie s i c h stets ihrer A u f g a b e n b e w u ß t s i n d . D e r 17. J u n i e r i n n e r t daran, d a ß d i e e i g e n e F r e i h e i t z u e r h a l t e n , d a ß D e u t s c h - l a n d gegen d e n W i l l e n der D e u t s c h e n g e s p a l - ten ist, u n d d a ß d i e E i n h e i t D e u t s c h l a n d s für w e n i g e S t u n d e n greifbar n a h e e r s c h i e n . E r m a h n t aber a u c h , d a ß u n b e i r r t das R e c h t a l l e r D e u t s c h e n auf S e l b s t b e s t i m m u n g gefordert w e r d e n m u ß . U m d i e G e w ä h r u n g dieses R e c h t s für ganz D e u t s c h l a n d g i n g es B u n d e s - k a n z l e r K o n r a d A d e n a u e r s e i t s e i n e r W a h l a m 15. S e p t e m b e r 1949. S c h o n a m 22. M ä r z 1950 e r k l ä r t e die B u n d e s r e g i e r u n g , sie k e n n e „seit i h r e m B e s t e h e n k e i n e v e r p f l i c h t e n d e r e A u f - gabe als die W i e d e r h e r s t e l l u n g der d e u t s c h e n E i n h e i t . S i e ist s i c h b e w u ß t , d a ß die erstrebte, ganz D e u t s c h l a n d umfassende staatliche O r d n u n g aus d e m freien E n t s c h e i d des g a n z e n d e u t s c h e n V o l k e s k o m m e n m u ß " . So war die F o l g e d i p l o m a t i s c h e r B e m ü h u n g e n u n d eines s i c h e n t w i c k e l n d e n V e r t r a u e n s v e r h ä l t n i s s e s z u d e n w e s t l i c h e n V e r b ü n d e t e n , d a ß diese das A n l i e g e n der B u n d e s r e g i e r u n g aufnahmen, i n z a h l r e i c h e n E r k l ä r u n g e n v e r t r a t e n u n d a m 20.

D e z e m b e r 1951 v o r der V o l l v e r s a m m l u n g der V e r e i n t e n N a t i o n e n eine R e s o l u t i o n ü b e r die E i n s e t z u n g e i n e r U N - K o m m i s s i o n zur P r ü f u n g der V o r a u s s e t z u n g für g e s a m t d e u t s c h e W a h - l e n d u r c h s e t z t e n . E i n A u s s c h u ß aus V e r t r e t e r n Brasiliens, Islands, der N i e d e r l a n d e , Pakistans

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1 7 . J u n i 1 9 5 3 : In Ost-Berlin forderten Arbeiter freie W a h l e n . . .

te s i c h n o c h , als der „ D D R - M i n i s t e r r a t " a m 28.

M a i 1953 auf W e i s u n g des Z e n t r a l k o m i t e e s der S E D eine E r h ö h u n g der A r b e i t s n o r m e n u m 10 % bis z u m 30. J u n i 1953, d e m 60. G e b u r t s t a g v o n S E D - G e n e r a l s e k r e t ä r W a l t e r U l b r i c h t , v e r l a n g t e . D a s bedeutete eine L o h n s e n k u n g v o n 30 bis 42 %. V o m 1. M a i 1953 an w u r d e n S e l b s t ä n d i g e v o n der L e b e n s m i t t e l k a r t e n v e r - sorgung ausgeschlossen u n d auf d e n v i e l teu- reren freien M a r k t v e r w i e s e n . Sie w a r e n also z u m H u n g e r n verurteilt. W i e ernst die S i t u a - t i o n war, zeigte die w o h l e i n m a l i g e S e l b s t k r i t i k des P o l i t b ü r o s der S E D v o m 9. J u n i 1953: „Das P o l i t b ü r o des Z K der S E D ging d a v o n aus, d a ß seitens der S E D u n d der R e g i e r u n g der D D R i n der V e r g a n g e n h e i t eine R e i h e v o n F e h l e r n be- gangen w u r d e n . . . , w i e z. B. der V e r o r d n u n g ü b e r die N e u r e g e l u n g der L e b e n s m i t t e l v e r - sorgung, ü b e r die Ü b e r n a h m e devastierter l a n d w i r t s c h a f t l i c h e r Betriebe, i n a u ß e r o r d e n t - l i c h e n M a ß n a h m e n der Erfassung, i n v e r - s c h ä r f t e n M e t h o d e n der Steuererhebung usw.

D i e Interessen solcher B e v ö l k e r u n g s t e i l e w i e

T

d e n freie W a h l e n , der R ü c k t r i t t der Regierung u n d die F r e i h e i t für die p o l i t i s c h e n Gefange- n e n gefordert. So w u r d e aus Bitterfeld, w o

10 000 M e n s c h e n demonstrierten, e i n T e l e - g r a m m an die „ s o g e n a n n t e Deutsche D e m o - kratische Regierung, B e r l i n - P a n k o w " g e r i c h - tet, i n d e m der R ü c k t r i t t der Regierung, die B i l - d u n g einer p r o v i s o r i s c h e n Regierung aus d e n fortschrittlichen W e r k t ä t i g e n , Z u l a s s u n g s ä m t l i c h e r g r o ß e n d e m o k r a t i s c h e n Parteien W e s t d e u t s c h l a n d s , freie, geheime, direkte W a h l e n i n v i e r M o n a t e n , Freilassung s ä m t l i - cher p o l i t i s c h e r Gefangenen, sofortige A b - schaffung der Z o n e n g r e n z e n u . a. gefordert.

Das A u s m a ß der v e r s c h i e d e n e n A k t i o n e n m a c h t d e u t l i c h , d a ß die E r h e b u n g v o m 16. u n d 17. J u n i 1953 bisher i n der d e u t s c h e n G e - schichte e i n m a l i g ist. A r b e i t s n i e d e r l e g u n g e n erfolgten i n 13 B e z i r k s h a u p t s t ä d t e n , 97 K r e i s - h a u p t s t ä d t e n , 194 weiteren S t ä d t e n u n d O r t - schaften. D e m o n s t r a t i o n e n gab es i n insge- samt 155 O r t e n . D i e B e v ö l k e r u n g zeigte i h r e n U n m u t i n 72 O r t e n u n d i n 24 v e r s u c h t e sie,

17. Juni 1953:

Mahnung für alle Deutschen

Eine Betrachtung zum Jahrestag des Volksaufstandes in Mitteldeutschland

V O N Dr. H E I N Z G E H L E

u n d Polens sollte u n v e r z ü g l i c h p r ü f e n , o b i n d e r B u n d e s r e p u b l i k D e u t s c h l a n d , i n B e r l i n u n d i n der Sowjetzone, i n der a m 7. O k t o b e r

1949 m i t d e m N a m e n „DDR" eine R e g i e r u n g eingesetzt w o r d e n war, t a t s ä c h l i c h freie u n d g e h e i m e W a h l e n d u r c h g e f ü h r t w e r d e n k o n n - ten. D i e „DDR" lehnte die R e s o l u t i o n ab, a m 18.

J a n u a r 1952 stellte P o l e n seine M i t a r b e i t e i n , u n d d i e S o w j e t u n i o n e r k a n n t e d i e K o m m i s - s i o n n i c h t a n u n d ließ sie n i c h t a r b e i t e n . N a c h e i n e m B e s u c h i n der B u n d e s r e p u b l i k D e u t s c h - l a n d a m 23. M ä r z 1952 m u ß t e sie aus B e r l i n ab- r e i s e n u n d v e r t a g t e s i c h a m 31. J u l i 1952 auf u n b e s t i m m t e Z e i t . D a ß die S o w j e t u n i o n k e i n e freien W a h l e n i n ganz D e u t s c h l a n d z u s t i m - m e n w o l l t e , zeigte s i c h a u c h w ä h r e n d des N o - t e n w e c h s e l s der S o w j e t u n i o n m i t F r a n k r e i c h , G r o ß b r i t a n n i e n u n d d e n U S A , der a m 10. M ä r z 1952 b e g a n n u n d m i t N o t e n der W e s t m ä c h t e v o m 23. S e p t e m b e r 1952 endete. Es ging ihr v o r a l l e m d a r u m , d e n e u r o p ä i s c h e n E i n i g u n g s p r o - z e ß z u s t ö r e n , der m i t der U n t e r z e i c h n u n g des

„ D e u t s c h l a n d v e r t r a g s " a m 26. M a i 1952 u n d des „ E V G - V e r t r a g s " a m 27. M a i 1952 i n e i n ent- s c h e i d e n d e s S t a d i u m getreten war.

W ä h r e n d d i e B u n d e s r e p u b l i k D e u t s c h l a n d i m m e r m e h r V e r t r a u e n z u d e n W e s t m ä c h t e n g e w a n n , als g l e i c h w e r t i g e r Partner a n e r k a n n t w u r d e u n d d e n Staat d e m o k r a t i s c h gestaltete, war d i e S o w j e t u n i o n bestrebt, s y s t e m a t i s c h d i e „DDR" an s i c h z u b i n d e n . D i e M a c h t h a b e r i n O s t - B e r l i n s c h r ä n k t e n die F r e i h e i t der E i n - z e l m e n s c h e n i m m e r m e h r e i n , s t e l l t e n h o h e A n f o r d e r u n g e n an ihre A r b e i t s k r a f t u n d k o n n - ten n i c h t die n o t w e n d i g e n w i r t s c h a f t l i c h e n E r - folge v e r z e i c h n e n . D a s alles, besonders aber die w a c h s e n d e U n t e r d r ü c k u n g , f ü h r t e zu e i n e r M a s s e n f l u c h t . A l l e i n i m J a h r e 1952 stieg die Z a h l der F l ü c h t l i n g e aus M i t t e l d e u t s c h l a n d u n d O s t - B e r l i n auf 182 393 u n d i n d e n M o n a t e n J a n u a r , F e b r u a r u n d M ä r z 1953(waren folgen- de Z a h l e n z u v e r z e i c h n e n : 20 323, 24 244, 51 359. Im J u n i 1953 w a r e n es 39 091.

D i e s c h o n lange gereizte S t i m m u n g Steiger-

der E i n z e l b a u e r n , der E i n z e l h ä n d l e r , der H a n d w e r k e r , der Intelligenz w u r d e n v e r n a c h - l ä s s i g t . B e i der D u r c h f ü h r u n g der e r w ä h n t e n V e r o r d n u n g e n u n d A n o r d n u n g e n s i n d a u ß e r - d e m ernste F e h l e r i n d e n B e z i r k e n , K r e i s e n u n d O r t e n begangen w o r d e n . E i n e Folge war, d a ß z a h l r e i c h e Personen die R e p u b l i k verlas- sen haben." A l s „ N e u e r K u r s " w u r d e n u . a. fol- gende V e r b e s s e r u n g e n v e r s p r o c h e n : Ober-, s c h ü l e r u n d Studenten, die als M i t g l i e d e r der verfolgten e v a n g e l i s c h e n J u n g e n G e m e i n d e i h r e n A u s b i l d u n g s p l a t z verlassen m u ß t e n , s o l l t e n u m g e h e n d w i e d e r aufgenommen, der R e i s e v e r k e h r z w i s c h e n d e n „ b e i d e n deut- s c h e n Staaten" erleichtert u n d n a c h d e m „ G e - setz z u m S c h u t z des V o l k s e i g e n t u m s " V e r u r - teilte amnestiert w e r d e n .

D i e E m p ö r u n g der B e v ö l k e r u n g war aber n i c h t m e h r z u b e s ä n f t i g e n . A m 16. J u n i 1953 legten 80 Bauarbeiter v o m Block 40 i n der Ost- B e r l i n e r S t a l i n a l l e e s p o n t a n die A r b e i t n i e d e r u n d beschlossen e i n e n D e m o n s t r a t i o n s z u g z u m „ H a u s der M i n i s t e r i e n " . Ü b e r 10 000 M e n - s c h e n s c h l ö s s e n s i c h der D e m o n s t r a t i o n an, u n d sie forderten die R ü c k n a h m e der N o r m e n - e r h ö h u n g , d i e sogar a m N a c h m i t t a g des Tages erfolgte. D i e A r b e i t e r trauten aber der R e g i e r u n g nicht mehr, u n d sie riefen für den 17.

J u n i 1953 d e n G e n e r a l s t r e i k aus. I n z w i s c h e n w a r e n s c h o n 12 000 Stahlarbeiter v o n H e n - nigsdorf a m n ö r d l i c h e n Stadtrand Berlins u n - terwegs. Im s t r ö m e n d e n Regen m a r s c h i e r t e n sie 27 K i l o m e t e r bis U n t e r d e n L i n d e n z u m Lustgarten, d e m heutigen M a r x - E n g e l s - P l a t z , u n d ü b e r a l l s c h l ö s s e n sich M e n s c h e n aller Be- rufsgruppen d e m Z u g an. Sehr s c h n e l l griff der A u f s t a n d auf alle T e i l e M i t t e l d e u t s c h l a n d s ü b e r . U m 12 U h r fuhren sowjetische Panzer v o m T y p T 34 r ü c k s i c h t s l o s auf d e m M a r x - E n - g e l s - P l a t z i n die auf 50 000 M e n s c h e n ange- w a c h s e n e M e n g e . D i e V o l k s p o l i z e i s c h o ß auf A r b e i t e r u n d J u g e n d l i c h e , die sich mit S t e i - nen, Brechstangen u n d den b l o ß e n H ä n d e n gegen die Panzer w e h r t e n . Immer wieder w u r -

H ä f t l i n g e z u befreien. In 121 O r t e n w u r d e so- wjetisches M i l i t ä r eingesetzt. D i e sowjetische Besatzungsmacht v e r h ä n g t e d e n A u s n a h m e - z u s t a n d ü b e r 10 v o n 14 B e z i r k e n b z w . 167 der 214 K r e i s e der Sowjetzone. In den A u f s t a n d s - zentren streikten insgesamt m i n d e s t e n s 110 G r o ß b e t r i e b e m i t 267 000 A r b e i t e r n . D i e ge- naue Z a h l der Opfer w i r d w o h l nie b e k a n n t w e r d e n . 1963 stellte das B u n d e s m i n i s t e r i u m für G e s a m t d e u t s c h e Fragen n a c h s o r g f ä l t i g e r P r ü f u n g folgende Z a h l e n z u s a m m e n : S t a n d - r e c h t l i c h erschossen w u r d e n 92 M e n s c h e n , s p ä t e r verurteilt u n d hingerichtet 14, w ä h r e n d des A u f s t a n d s v e r l o r e n 267 A r b e i t e r , 116 S E D - F u n k t i o n ä r e u n d 18 sowjetische Soldaten ihr L e b e n , v e r w u n d e t w u r d e n 1067 D e m o n s t r a n - ten, 645 F u n k t i o n ä r e u n d V o l k s p o l i z i s t e n u n d 126 sowjetische Soldaten, insgesamt w u r d e n 6000 J a h r e Z u c h t h a u s , A r b e i t s l a g e r u n d G e - f ä n g n i s v e r h ä n g t .

Selten ging bisher eine so e i n m ü t i g e Bewe- gung d u r c h das ganze deutsche V o l k wie n a c h der g e w a l t s a m e n N i e d e r w e r f u n g des F r e i - heitskampfes v o m 17. J u n i 1953. Fast alle w a r e n s i c h d a r i n einig, d a ß unbeirrt weiter n a c h der E i n h e i t D e u t s c h l a n d s i n Freiheit ge- strebt w e r d e n m ü ß t e . D a s zeigte s i c h a u c h i n den E r k l ä r u n g e n , die d a m a l s v e r a n t w o r t l i c h e P o l i t i k e r abgaben. N a c h d e n k e n s w e r t s i n d die S ä t z e des Regierenden B ü r g e r m e i s t e r s v o n Berlin, Ernst Reuter, die er a m 17. J u n i 1953 i n W i e n s p r a c h : „Es gibt k e i n e M a c h t der Erde, die das d e u t s c h e V o l k auf die D a u e r z u e i n e m S k l a v e n v o l k e r n i e d r i g e n k a n n . W i r w e r d e n zeigen, d a ß es m ö g l i c h ist, a u c h mit e i n e m tota- l i t ä r e n R e g i m e fertig z u werden, w e i l w i r ent- schlossen sind, unter a l l e n U m s t ä n d e n unser Z i e l zu e r r e i c h e n . Das Z i e l unserer n a t i o n a l e n Einheit, das Z i e l unserer Freiheit u n d das Z i e l , das uns a l l e n h e i l i g ist u n d uns a m H e r z e n liegt: F r i e d e n für die W e l t . D e n n es gibt nur e i n e n F r i e d e n für die W e l t , der auf Recht u n d Freiheit g e g r ü n d e t ist, e i n e n anderen F r i e d e n k e n n e n w i r nicht, e i n anderer Friede ist n i c h t

m ö g l i c h . " Unvergessen s i n d die W o r t e v o n B u n d e s k a n z l e r K o n r a d A d e n a u e r auf der Trauerfeier für die Opfer des A u f s t a n d e s a m 23. J u n i 1953 v o r d e m S c h ö n e b e r g e r R a t h a u s :

„ W i r w e r d e n n i c h t ruhen, u n d w i r w e r d e n n i c h t rasten — d i e s e n S c h w u r lege i c h ab für das gesamte deutsche V o l k — bis a u c h sie w i e d e r Freiheit h a b e n (die M e n s c h e n i n M i t - teldeutschland, d. Verf.), bis ganz D e u t s c h l a n d wieder vereint ist i n F r i e d e n u n d Freiheit."

A c h t J a h r e s p ä t e r , a m 17. J u n i 1961, e r k l ä r t e der R e g i e r e n d e B ü r g e r m e i s t e r v o n Berlin, W i l l y Brandt, als A n t w o r t auf Erpressungsver- suche der Sowjetunion, die s i c h seit d e m 27.

N o v e m b e r 1958 gegen das freie Berlin richte- t e n : „Von uns die Z u s t i m m u n g zur deutschen T e i l u n g z u v e r l a n g e n , ist die Erwartung, d a ß w i r uns ehrlos m a c h e n . Es ist das A n s i n n e n z u m V e r r a t an unseren L a n d s l e u t e n , z u m V e r - rat a m Z i e l der d e u t s c h e n Einheit." W e n i g e W o c h e n n a c h dieser R e d e w u r d e a m 13. A u - gust 1961 der B a u der „ M a u e r " i n B e r l i n b e g o n - nen. M i t dieser u n m e n s c h l i c h e n Handljupg er- r e i c h t e n die E r p r e s s ü n g s v e r s u c h e der K o m - m u n i s t e n O s t - B e r l i n s e i n e n H ö h e p u n k t . S c h r i t t für Schritt w u r d e e i n S y s t e m aufgewer- tet, das w i e d e r h o l t bewiesen hatte, d a ß es die M e n s c h l i c h k e i t k a u m achtet. Es k a m z u d e n V e r t r ä g e n v o n M o s k a u v o m 12. A u g u s t 1970 u n d v o n W a r s c h a u v o m 7. D e z e m b e r 1970, die b e i d e a m 17. M a i 1972, v o r 10 J a h r e n , v o m D e u t s c h e n Bundestag ratifiziert w u r d e n . Be- reits a m 21. D e z e m b e r 1972 erfolgte die U n t e r - z e i c h n u n g des Vertrages ü b e r die G r u n d l a g e n der B e z i e h u n g e n z w i s c h e n der B u n d e s r e p u - b l i k D e u t s c h l a n d u n d der D e u t s c h e n D e m o - k r a t i s c h e n R e p u b l i k .

D a s B e m ü h e n u m die E i n h e i t D e u t s c h l a n d s i n d e n G r e n z e n v o m 31. D e z e m b e r 1937 ist d a m i t nicht leichter geworden. D i e s e Tatsache k a n n nicht aus der W e l t geschaffen werden, selbst w e n n heute m a n c h e P o l i t i k e r nur n o c h ihre A u f g a b e d a r i n sehen, einige m e n s c h l i c h e E r l e i c h t e r u n g e n , die es z u m T e i l vorher bereits gab, w i e d e r z u r ü c k z u g e w i n n e n . D a b e i w i r d ä u ß e r s t selten n a c h der D e v i s e „do, ut des" (ich gebe, d a m i t d u gibst) gehandelt, ja, d u r c h i m m e r neue Z u g e s t ä n d n i s s e w e r d e n das S y - stem der „DDR" gefestigt u n d die S p a l t u n g D e u t s c h l a n d s v e r s t ä r k t . D i e D e m a r k a t i o n s l i - nie, d u r c h die V e r t r ä g e zur G r e n z e h o c h s t i l i - siert, w i r d i m m e r u n ü b e r w i n d l i c h e r . M a u e r n , Stacheldraht, W a c h t t ü r m e u n d 54 000 Selbst- s c h u ß a u t o m a t e n v o m T y p S M 70 ( T ö t u n g s m a - schinen) s i n d das S y m b o l einer traurigen W i r k l i c h k e i t , der Spaltung D e u t s c h l a n d s .

D i e M a h n u n g des 17. J u n i 1953 aber b l e i b t : D e r Ruf n a c h Freiheit u n d S e l b s t b e s t i m m u n g . D i e s e s h o h e Recht erntete e i n e n T r i u m p h , als n a c h freier W a h l a m 1. Januar 1957 i m R a h m e n der B e m ü h u n g e n u m E u r o p a das S a a r l a n d z u D e u t s c h l a n d z u r ü c k k e h r t e . 25 J a h r e s p ä t e r s c h l o ß B u n d e s p r ä s i d e n t Professor D r . K a r l C a r s t e n s seine Rede auf d e m Staatsakt i n der K o n g r e ß h a l l e i n S a a r b r ü c k e n a m 8 J a n u a r 1982 mit folgenden a u f r ü t t e l n d e n W o r t e n , die R i c h t s c h n u r jeder D e u t s c h l a n d p o l i t i k sein m ü s s e n : „ W e n n wir heute i n D e u t s c h l a n d v o n Einigkeit, Recht u n d Freiheit sprechen, n a c h d e n e n wir b r ü d e r l i c h streben w o l l e n , d a n n gilt das a u c h z u g l e i c h für das Europa, das wir schaf- fen w o l l e n , ein Europa, i n d e m jedes V o l k seine E i g e n s t ä n d i g k e i t u n d seine I d e n t i t ä t bewahrt, u n d i n d e m d o c h alle V ö l k e r n a c h e i n e m ge- m e i n s a m e n Z i e l streben: die Bewahrung des F r i e d e n s i n Freiheit u n d G e r e c h t i g k e i t u n d e i n E u r o p a , i n d e m s c h l i e ß l i c h a u c h das d e u t s c h e V o l k i n F r i e d e n u n d i n freier S e l b s t b e s t i m - m u n g seine E i n h e i t wiederfindet."

(4)

Politik

txis tftjmujfcnblatt 12. J u n i 1982 — F o l g e 24 — Seite 4

Umweltschutz:

Die Panikmacher

Mal sind es die Giftkapseln aus dem 2.

Weltkrieg, die spielende Kinder am Waldrand finden, und mal handelt es sich um Fässer mit gefährlichen Chemie- abfällen auf einer dafür nicht vorgese- henen Mülldeponie, die das Leben und die Gesundheit von arglosen Menschen bedrohen.

Aber für unsere industrielle Umwelt typische Katastrophen sind sie nicht.

Das giftige Schwermetall Cadmium in den Klärschlämmen der Wasserwerke, das DDT in den Gärten und auf den Äckern, Quecksilber im Rhein und Chemie allerorten — wenn man den fleißigen Statistikern und profilsüchti- gen Umweltschützern glauben würde, dann hätte die Umwelt vor lauter Ver- schmutzung keine Chance mehr. Was bei den Geängstigten haften bleibt, ist der Eindruck, daß man seines Lebens nicht mehr sicher ist. Und wer sich täg- lich durch den Horror der Panikmacher verunsichert fühlt, der wird zum Sicher- heitsfanatiker. Jedes strafbare Verge- hen gegen die Umweltgesetze anzu- prangern, ist verdienstvoll und hilft ver- hüten.

Brunnenvergifter der öffentlichen Meinung sind sie allesamt, die nur die statistischen Leichen zählen und ihre angeblichen Mörder jagen, weil es dafür ein so hellhöriges Publikum gibt.

Wieviel ehrlicher und wirkungsvoller wäre es, die Menschen vor den viel grö- ßeren Gefahren für Leben und Gesund- heit durch ihr eigenes Fehlverhalten wie Rauchen und Uberernährung zu war- nen, das klinisch und statistisch nach- weisbar ist. Bernhard Kramer

Zeitgeschichte:

Strittige Fragen im Visier

Interessante und sehr erfolgreiche Fachtagung bei der Forschungsstelle Ingolstadt

A m Wochenende hielt die Zeitgeschichtliche Forschungsstelle Ingolstadt (ZFI) eine Fachtagung über umstrittene Probleme der jüngsten Geschich- te ab. Prominente Wissenschaftler und Zeitzeugen aus dem In- und Ausland waren in die Donaustadt gekommen, um unter der Leitung des Zeithistori- kers und ZFI-Direktors, Dr. Alfred Schickel, neue Erkenntnisse der Zeitgeschichtsforschung zu dis- kutieren. Grundlage bildeten jeweils einleitende Fachreferate namhafter Experten.

So behandelte der langjährige Botschaftsrat an der deutschen Mission in Tokio, Dr. Karl-Otto Braun, die Frage, ob die amerikanische Staatsfüh- rung im Dezember 1941 Kenntnis von den Angriffs- absichten der Japaner gegen die US-Pazifik-Flotte in Pearl Harbor gehabt habe oder von dem Bom- bardement der japanischen Luftflotte völlig über- rascht worden sei. Anhand von ihm in Washing- toner Archiven eingesehenen Geheimakten legte der Referent dar, daß sowohl Präsident Roosevelt als auch der amerikanische Generalstab, dank der vom US-Geheimdienst abgehörten und entzifferten Geheimkabel der Japaner an ihre Auslands- vertretungen, beizeiten vom geplanten Tokioer Überraschungsschlag erfahren hatten, jedoch ab- sichtlich keine Abwehrvorkehrungen treffen lie- ßen, um die U S A durch diese Angriffshandlung Ja- pans kriegsbereit zu machen und gegen die A c h - senmächte führen zu können.

Nach der Darstellung Karl-Otto Brauns hat die amerikanische Führung, insonderheit Präsident Roosevelt, durch zunehmenden wirtschaftlichen Druck auf Tokio, ein bewußt ehrenrühriges Ultima- tum an die kaiserliche Regierung und das geflissent- liche Verlegen von amerikanischen Abwehreinhei- ten (Flugzeugträgern) von Pearl Harbor nach ande- ren Stützpunkten den Verzweiflungsschlag der Ja- paner geradezu planmäßig herausgefordert, um sich über diese „ostasiatische Hintertür" entschei- dend an der Niederringung der faschistischen und nationalistischen Diktaturen beteiligen zu können;

eine Rechnung, die mit Hitlers Kriegserklärung an die Vereinigten Staaten am 11. Dezember 1941 dann auch tatsächlich aufging.

Jüngst freigegebene Geheimunterlagen des Washingtoner State Departmens untermauern die vorgetragene These und verstärken zugleich die Kritik an der Politik Franklin Delano Roosevelts. Er- gänzend zur Aktenlage konnte Braun auch aus sei- nen eigenen Erfahrungen und Bekanntschaften mit amerikanischen und japanischen Diplomaten zur Erhellung der hierzulande immer noch umstritte- nen Pearl-Harbor-Frage beitragen und die Zuhörer durch seinen aufschlußreichen Zeitzeugenbericht beeindrucken.

Der bekannte Berliner Zeitgeschichtsforscher Dankwart Kluge beschäftigte sich in seinem Vor- trag mit den sogenannten Schlüsseldokumenten zur Kriegsschuldfrage und untersuchte dabei ins- besondere das oft zitierte „Hoßbach-Protokoll" über eine Besprechung Hitlers mit den obersten Befehls- habern der Deutschen Wehrmacht am 5. November

1937. Aufgrund eigener Nachforschungen in A r c h i - ven und bei Beteiligten stellte er fest, daß diese Pri- vatniederschrift des einstigen Wehrmachtsadju- tanten Hoßbach weder von Hitler in Auftrag gege- ben noch von ihm später autorisiert worden ist, son- dern als subjektive Erinnerungsnotiz angefertigt wurde. Im Gefolge von Aktenauslagerungen wäh- rend des Krieges sei das Original abhanden ge- kommen und nur noch eine unbeglaubigte A b - schrift erhalten geblieben. Diese wurde dann nach dem Zusammenbruch von den Amerikanern auf Mikrofilm aufgenommen und anschließend auf Kopie gezogen, um im Nürnberger Prozeß als

„Schlüsseldokument" eingeführt zu werden. In Wahrheit handle es sich jedoch bei diesem Papier um ein dokumentarisch wertloses Schriftstück aus vierter Hand, das obendrein teilweise verstümmelt und mehrfach verändert worden ist.

Bundestreffen:

Im dritten Vortrag befaßte sich der Mannheimer Neuhistoriker, Dr. Dietrich Aigner, mit „Pazifisten und Friedenskämpfern am Vorabend des Zweiten Weltkriegs" und stellte dabei besonders die inter- nationale Friedensbewegung in Frankreich und England in den Mittelpunkt seiner Betrachtungen.

Danach gingen die verschiedenen Pazifisten- s t r ö m u n g e n darauf aus, den Status quo in Mittel- europa im Rahmen von „Kollektivschutzsystemen"

zu erhalten. Ihre Träger und Verfechter reichten in den frühen dreißiger Jahren von katholischen Gruppierungen über sozialistische Zirkel bis zu moskauhörigen K O M I N T E R N - A b l e g e r n . Mit dem Erstarken des faschistischen Italiens und des nationalsozialistischen Deutschlands setzte zu- gleich der Niedergang dieser Friedensbewegung ein und m u ß t e 1938/39 schließlich vollends der De- vise weichen: „Wir wollen Frieden — aber ohne Hit- ler!" Und solange der deutsche Diktator das volk- reichste Land des Kontinents führte und seine Expansionspolitik gegen die Nachbarn fortsetzte, hatte der Friede keine Chance. A u c h die soge- nannte Appeasement-Politik Chamberlains war nach den Worten Dietrich Aigners keine Politik des

„Friedens um jeden Preis", sondern letztlich der diplomatische Versuch, die dynamische Bewegung in Mitteleuropa an weiterer V e r ä n d e r u n g der im Versailler Friedensvertrag festgeschriebenen Gren- zen zu hindern.

In diesem Sinne sprachen sich damals auch die drei britischen Friedensnobelpreisträger Lord Cecil of Chelwood, Sir Norman Angell und Philip Noel- Baker gegen den absoluten Pazifismus aus und tra- ten für die Losung „Frieden und Freiheit" ein, was schlußendlich einer Konfrontation mit den mittel- europäischen Diktaturen gleichkam. A . S.

Köln durch die „Rote Optik"

Was das „DDR"-Fernsehen über das Ostpreußentreffen berichtete Schleswig-Holstein:

pie SPD zog ihre stärkste Karte

Björn Engholm soll gegen Stoltenberg antreten

Der 13. März 1983 ist der letztmögliche Wahlter- min in der Bundesrepublik Deutschland, an dem die Sozialdemokratie — sollte Hessen, und dies ist zu erwarten, für sie schiefgehen — noch eine allgemei- ne Trendwende vor den Bundestagswahlen im Herbst 1984 einleiten könnte. A n diesem Tage wird der Schleswig-Holsteinische Landtag gewählt! Um für diese entscheidende Runde für 1983 gerüstet zu sein, hat die SPD die einzig mögliche Karte gezogen:

der Landesvorstand der Partei im nördlichsten Bundesland nominierte einstimmig den früheren Lübecker Bundestagsabgeordneten und heutigen Bundesbildungsminister Björn Engholm zum M i n i - sterpräsidentschaftskandidaten.

Rennen um die Mehrheit

Mit Engholm hat der schleswig-holsteinische Ministerpräsident, Dr. Gerhard Stoltenberg, den stärksten Gegner im Rennen um die Mehrheit im Kieler Landeshaus aus dem Felde zu schlagen, den die ansonsten weit links gewirkte Landes-SPD je aufstellte. Jochen Steffen und sein Schüler und Nachfolger Klaus Matthiesen, die bisherigen Kon- kurrenten Stoltenbergs, waren zum ideologischen linken Flügel der Sozialdemokratie zu zählen.

Trotzdem stand der CDU-Wahlsieg 1979 auf des Messers Schneide. Sowohl die hansestädtische Wurzel als auch der sportlich-joviale Typ Eng- holms, der schon im Äußeren sich vom verbissenen Ideologen-Image vieler seiner Parteifreunde unter- scheidet, sind Garantien dafür, daßder Union dieses Mal ein besonders schwerer Kampf bevorsteht.

Alles deutet darauf hin, daß Engholm sich vom Bundesvorstand weitgehende Garantien zur Unter- stützung seines zukünftigen Wahlkampfes geben ließ, bevor er nach reiflicher Überlegung einwilligte, nach Kiel zu gehen, wenn die Koalition hier am 13.

März 1983 eine Mehrheit erringen sollte.

Dies war schon deshalb notwendig, weil die auf- müpfigen Kieler SPD-Ideologen sich in den Fragen der Verteidigungspolitik, der Kernenergie, des De- monstrationsrechts und in anderen Bereichen so stark von Helmut Schmidts Linie entfernt hatten, daß dieser, wie andere führende Politiker der So- zialdemokratie, in den letzten beiden Landtagswah- len sich nicht gerade stark für einen Sieg ihrer Kieler Parteifreunde engagierten.

Chancen und Gefahren

Im Kieler Landeshaus wird man sich auf die neue Situation einstellen müssen. Sollte die C D U aller- dings auch in Schleswig-Holstein nach hessischem Muster die FDP immer wieder als möglichen Koali- tionspartner hofieren, so könnte hier eine These ihre Wirksamkeit zeigen, die auch in Schleswig- Holstein manche Politiker der C D U noch nicht be- griffen haben: Je mehr sich die Union um eine Koali- tion mit der FDP bemüht, um so geringer wird ihre Möglichkeit, die absolute Mehrheit zu erreichen.

Der FDP wiederum wären die Heiratsavancen der C D U höchst willkommen; gäben sie ihr doch das Vorstellungsbild einer „Partei der Mitte" in der Öf- fentlichkeit zurück. Da im nördlichsten Bundesland eine starke nationalliberale Tradition herrscht, würde eine solche Entwicklung die Chancen der C D U wesentlich verschlechtern. Der aus der Deut- schen Partei stammende heutige FDP-Landesvor- sitzende, Uwe Ronneburger, der es an Opportunis- mus mit Graf Lambsdorff aufnehmen kann, wäre be- stimmt sogar für eine Koalition mit der C D U zu ge- winnen, aber sein linksliberales Gefolge würde dabei nicht mitspielen. Und Koalitionsentschei- dungen sind allemal Parteitagsentscheidungen.

Noch weht der Union der W i n d in den Rücken und sie hat alle Chancen, aus einem Trend gegen die Regierungsparteien einen Trend zu christdemokra- tischer Politik zu formen. Der Mut, klar und eindeu- tig zur absoluten Mehrheit zu streben, wird in Schleswig-Holstein eine Hauptgrundlage zum möglichen Wahlsieg sein, so wie dies auch für die Bundestagswahlen im Herbst 1984 gilt.

Uwe Greve

Gekommen waren sie alle; W D R , Z D F und mit sauber überdeckten Kamerasymbolen: das Fernse- hen der „DDR". Doch die Berichte fielen unter- schiedlich aus. Ganze zwei Minuten Sendezeit füllte der Bericht.des j,DDRT-Fernfieh«ns>über das Bun*

destreffen und verdummteunsere mitteldeutschen Landsleute mit einem Filmbericht.aus Köln, der nicht viel mehr als einen stummen Auftritt der Ge- samtdeutschen Fahnenstaffeln und Porträts von Kundgebungsbesuchern und deren Plaketten zeig- te. Dazu bekamen unsere Landsleute folgenden Text in ihre Wohnzimmer, der wohl mehr hetzte, als informierte. Originalwortlaut des Sprechers und Originalton des Filmberichts:

„Am Pfingstwochenende haben auf sogenannten Landsmannschaftstreffen in der BRD, Revanchi- stenverbände die Wiederherstellung der deut- schen Grenzen von 1937 gefordert. Dabei wurde die Einverleibung von Territorien Polens, der CSSR und der UdSSR verlangt. Revanchistensprecher verstiegen sich in der Forderung, in der Politik müsse deutlich gemacht werden, daß die europäi- schen Nachkriegsgrenzen nicht endgültig seien. In Kiel wurde erklärt, die deutsche Frage m ü s s e offen- gehalten werden." Originalton des Filmberichts:

„Alljährlich zu Pfingsten, so auch in diesem Jahr zeigten die Revanchistenverbände in der Bundes- republik Flagge. In Köln nannte sich dies Bundes- treffen der Landsmannschaft der Ostpreußen. Ä h n - liches spielte sich eben in Ulm, Heilbronn, Braun- schweig, Nürnberg und anderen Städten ab. Es sol-

„ S e h r richtig, Helmut, aber mit .Verdienen' meinst du doch wohl netto nur das, was Berlin-För- derung und Abschreibung übriglassen?!" Zeichnung aus „Kölnische Rundschau"

len mehrere hunderttausende Teilnehmer dabei- gewesen sein. Es wäre sicher fahrlässig diese ewig gestrigen lediglich zu belächeln. Denn hier in Köln stellt Landsmannschaftssprecher Hennig, der im- merhin Bundestagssabgeordneter ist, Völkerrecht»»

lieh gültige Grenzen in Frage.

Es wurde ziemlich unverhüllt Einmischung indie inneren Angelegenheiten sozialistischer Staaten betrieben. M i t einer eigens für dieses Treffen ge- prägten Plakette wurden die revanchistischen For- derungen u n v e r b l ü m t nach außen zur Schau getra- gen.

Solche Bekenntnisse verdienen nach Ansicht von Beobachtern insofern besondere Beachtung, weil diese Kreise zu den hartnäckigsten Befürwor- tern der atomaren H o c h r ü s t u n g gehören, weil sie mit Vehemenz für die Neubelebung des .kalten Kriegs' eintreten, weil sie schließlich immer an der Seite derer zu finden sind, die Konfrontation an die Seite von Entspannung setzen m ö c h t e n . Daher fühlt sich heutzutage nicht von ungefähr vor allem die Friedensbewegung von solchen revanchistischen Aufmärschen herausgefordert."

Dieser Bericht war wieder einmal ein Beweis dafür, wie objektiv das „DDR"-Fernsehen berichtet und offen bleiben die Fragen, wie der Reporter zu der H o c h r ü s t u n g der „DDR" steht, und ob er sich jemals mit völkerrechtlichen Vereinbarungen be- faßt hat. Und m u ß t e nicht auch das Filmteam mit der Eintrittsplakette das Messegelände betreten, oder gehörte die Plakette mit zur Tarnung wie das über- klebte Sendersymbol?

Tröstlich nur, d a ß unsere Landsleute in Mittel- deutschland im „Westfernsehen" zwar objektivere, aber dafür weitaus knappere Berichte zu sehen be- kamen. Stephan H . Schaade

Am Rande:

Reisen bildet

Anti-Reagan-Demonstration

Reisen bildet. Jüngst machte auch Petra Kelly, Mitglied des Bundesvorstands der „Grünen", diese Erfahrung: In manchen Fragen mit der amerikani- schen „Freeze"-(Einfrier)-Bewegung übereinstim- mend, nahm sie in den U S A Kontakte auf. Es ging darum, ein prominentes Mitglied dieser Bewegung gegen die atomare Rüstung als Redner für die Anti- Reagan-Demonstration in Bonn zu gewinnen.

Aber siehe da: Der aktiven Deutschen wurde der Wunsch von den aktiven Amerikanern abgeschla- gen: Schließlich sei der Präsident höchste Institu- tion der U S A . So wenig man mit seiner Politik über- einstimme und ihn im Inland bekämpfe, so unmög- lich sei es aus patriotischen Überlegungen, diesen Kampf im Ausland fortzusetzen.

Frau Kelly kam ohne amerikanische Unterstüt- zung in die Bundesrepublik zurück; sicher aber um eine Erfahrung reicher: Zwischen Deutsrhen und Amerikanern gibt es gravierende Unterschiede.

Fred Freymann

Referenzen

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