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Basistherapie bei rheumatoider Arthritis

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Academic year: 2022

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Auch bei einer ausgebrannten rheuma- toiden Arthritis kann das Absetzen der Basistherapie böse Folgen haben, wie Prof. Diego Kyburz, Universitätsspital Basel, an der Fortbildungsveranstal- tung «Rheuma Highlights 2015» in Zürich anhand eines Fallbeispiels er- läuterte. Eine 86-jährige Patientin, die ihr Methotrexat (MTX) nicht mehr einnahm, entwickelte innert zweier

Monate eine fulminante Motoneuritis multiplex im Rahmen einer Vaskulitis, einer Erkrankung, die bei 1 bis 10 Pro- zent der Patienten mit rheumatoider Arthritis vor allem bei einem schweren Krankheitsverlauf in späten Stadien vorkommt. Die Patientin war seit 25 Jahren an rheumatoider Arthritis mit einem schweren erosiv-destrukti- ven Verlauf erkrankt. Es fanden sich bei ihr keine aktiven Gelenkentzün- dungen mehr, sie befand sich im letzten Stadium ihrer Rheumaerkrankung, der ausgebrannten rheumatoiden Arthritis.

Eine trügerische Bezeichnung, denn sie mag den Eindruck erwecken, dass man nun auch keine Basistherapie gegen rheumatoide Arthritis mehr benötige.

Kyburz riet zur Vorsicht, denn auch in

diesem Stadium könne man die Basis- therapie nicht einfach absetzen: «Man kann durchaus auch bei alten Patienten einen fulminanten Verlauf haben.»

Was geschieht bei Reduktion der Basistherapie?

In einer Studie wurde untersucht, wel- che Konsequenzen die Reduktion oder das Absetzen einer Basistherapie bei

Patienten in Remission hat (1). In der ersten Studienphase erhielten 306 Pa- tienten mit mittlerer bis schwerer Krankheitsaktivität, die zuvor nicht mit MTX oder Biologika behandelt worden waren, ein Jahr lang eine Kom- binationstherapie mit oralem MTX (10–25 mg) plus Etanercept (Enbrel®; s.c. 50 mg 1× pro Woche). In der zwei- ten Phase wurden die 193 Patienten, die mit dieser Kombinationstherapie in Remission waren (DAS28 > 2,6), in drei Gruppen randomisiert und 39 Wochen wie folgt weiterbehandelt: MTX plus halbe Dosis Etanercept (s.c. 25 mg), nur MTX plus s.c. Plazebo oder nur Plazebos (oral und s.c.). In der dritten Phase der Studie wurden bei allen Pa- tienten, die nach den 39 Wochen immer

noch eine niedrige Krankheitsaktivität beziehungsweise Remission aufwiesen (DAS28 ≥ 3,2) die Medikamente abge- setzt, mit einem Follow-up von weite- ren 26 Wochen.

Es zeigte sich, dass der Anteil der Pa- tienten in Remission bei Dosisreduk- tion beziehungsweise unter Plazebo in allen drei Gruppen sank, am langsams- ten in der Gruppe, die noch die halbe Dosis Etanercept erhalten hatte.

Schneller sank der Anteil bei denjeni- gen, die nur noch MTX erhielten, und am schnellsten fiel er unter Plazebo (s. Abbildung).

Nach dem kompletten Absetzen der Medikamente sackte auch in der ehe- maligen Kombinationstherapiegruppe der Anteil der Patienten in Remission stark ab. Am Ende der Studie, 65 Wo- chen nach der Randomisierung in die drei Gruppen, waren noch 44 Prozent (n = 28) der ehemals mit der Kombina- tion behandelten Patienten, 29 Prozent (n = 19) derjenigen mit MTX alleine und 23 Prozent (n = 15) der ehemaligen Plazebopatienten in Remission.

«Eine Dosisreduktion bei Patienten in Remission ist möglich, aber das Abset- zen der Basistherapie führt bei der Mehrheit der Patienten zu einem Ver- lust der Remission», fasste Diego Ky- burz das Studienresultat zusammen.

Zwar bleiben trotz Dosisreduktion oder völligem Absetzen der Basisthera- pie einige Patienten in Remission, es sind jedoch keine Parameter bekannt, die eine Vorhersage erlauben, bei wel- chem Patienten dies der Fall sein wird und bei welchem nicht.

Complianceproblem wird unterschätzt

Auch bei einer so schmerzhaften Er- krankung wie der rheumatoiden Ar- thritis darf man offenbar nicht davon ausgehen, dass so gut wie alle Patienten

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ARS MEDICI 192015

Basistherapie bei rheumatoider Arthritis

Welche Konsequenzen hat eine Dosisreduktion bei Patienten in Remission?

Patienten mit rheumatoider Arthritis in Remission stellen sich oft die Frage, ob sie ihre Medikamente wirklich weiter einnehmen müssen. Doch selbst bei «ausgebrannter» rheumatoider Arthritis ist dies ein Risiko. Prof. Diego Kyburz erläuterte an einer Fortbildungsveranstaltung die Fakten zur Dosis- reduktion der Basistherapie bei rheumatoider Arthritis sowie zum häufig unterschätzten Problem der Compliance.

Renate Bonifer

Eine Dosisreduktion ist möglich, das Absetzen der Basistherapie führt

aber bei den meisten Patienten zum Verlust der Remission.

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die ihnen verordneten Medikamente auch tatsächlich einnehmen. Diego Kyburz erläuterte eine in diesem Jahr am EULAR-Kongress in Rom vorge- stellte Studie vor, die ernüchternde und

überraschende Resultate zur Therapie- treue der Patienten mit rheumatoider Arthritis zutage förderte (2).

Die Studienautoren arbeiteten nicht mit Fragebögen – eine Methode, deren Aussagekraft völlig von der Ehrlichkeit der antwortenden Patienten abhängt –, sondern sie werteten Krankenkassen-

daten aus. Insgesamt wurden die Daten von 9592 Patienten berücksichtigt, das heisst die Anzahl der Methotrexatver- ordnungen, die von den Patienten in einem bestimmten Zeitraum eingelöst

wurden. Waren es weniger als 80 Pro- zent der eigentlich üblichen Anzahl, wurde dies als mangelnde Therapie- treue gewertet. Bei den 1118 Patienten, die neu auf MTX gesetzt worden waren, forschte man nach Therapie - lücken von mehr als 12 Wochen, was als Therapieabbruch gewertet wurde.

Es zeigte sich, dass ein Drittel der neu auf MTX eingestellten Patienten ihre Therapie innert zweier Jahre abbre- chen, im Durchschnitt nach einem guten halben Jahr (29 Wochen). Inter - essanterweise gab es mehr Abbrecher unter oraler als unter subkutaner MTX-Therapie (36,5% vs. 29,8%).

Der intuitiv unterstellte Compliance- vorteil einer oralen gegenüber einer Injektionstherapie trifft zumindest für Patienten mit rheumatoider Arthritis demnach nicht zu.

Ähnlich verhält es sich bei den Patien- ten, die bereits seit längerem MTX be- kommen. Von ihnen nahmen 19,4 Pro- zent ihr Medikament nicht regelmässig ein. Auch hier war der Anteil der Pa- tienten mit mangelnder Therapietreue bei denjenigen mit oralem MTX höher als bei MTX-Injektion (23,1% vs.

11,9%).

Renate Bonifer

Quelle: Diego Kyburz: Rheumatoide Arthritis. Vortrag an der Fortbildungsveranstaltung «Rheuma Highlights 2015»

am 25. Juni 2015 in Zürich.

Referenzen:

1. Emery P et al.: Sustained remission with etanercept tapering in early rheumatoid arthritis. N Engl J Med 2014; 371:1781–1792.

2. Mueller S et al.: Non-adherence and non-persistence in the therapy of rheumatoid arthritis with metho - trexate. An analysis of German claims data based on 9592 patients. Ann Rheum Dis 2015; 74(Suppl2): 476.

BERICHT

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ARS MEDICI 192015

Abbildung: 193 Patienten, die unter MTX plus Etanercept (50 mg s.c. pro Woche) in Remis- sion waren, wurden in drei Gruppen randomisiert und 39 Wochen mit reduzierter Dosis und/oder Plazebo behandelt; danach wurden alle Medikamente abgesetzt und der Verlauf weitere 26 Wochen beobachtet (nach Emery P et al., 2014 [1]).

Die Therapietreue ist bei oraler Medikation offenbar nicht besser

als bei Injektionen, sondern schlechter.

Referenzen

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