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Philosophische Gedichte des 'Abü-l'alä' Ma'arri.
Von A. Ton Kremer.
(Vgl. Band XXIX. S. 304 ff.) I.
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von Kremer, Philosophische Gedichte des Abü-l'cdä' Ma'arri. 41
Wenn Gelehrtheit nnd Wissen der Menschen
keinen Nntzen gewähren,
So sei Verachtung das Loos der Gelebrten, statt desi^Lobs nnd der Ehren!
Gott bestimmt, was da sein soll und es igt,
wie er es gnt befand:
Da zeigt sich machtlos der Weisen Wissen
nnd rathlos ihr Verstand.
Kann etwa der Mensch aus der Gewalt
des Herrn sich erretten,
Kann er Erde und Himmel abschtttteln,
wie ein Sklave die Ketten?
Wir folgen den Spnren nach der Geschlechter, die vorausgegangen:
Dem Trosse von Männern nnd Franen,
die alle der Tod umfangen.
Lang sann ich ttber dies Menschengeschick nnd staune ob des Gedachten;
Sollen wir desshalb nur dürsten um endlich
desto gewisser zu verschmachten?
Lass ich auf den Feind meine Pfeile fliegen,
so irren sie im Flug,
Während jeder Pfeil, den er schosb,
eine Wunde mir schlug.
Sind die menschlichen Leiber nicht etwa
wie grünende Bänme?
Nur dass statt des Saftes das Blnt durchströmt deren innersten Räume.
1) Es liegt sehr nahe im ersten Halhvers statt »Jjyi zu lesen li3jS .
von Kremer, Philosophische Gedichte des 'AbH-l'dld' Ma'arri.
Ach! wie offenbar ist's, dass das Schicksal niemals rastet nnd ruht,
Und vor allen die Sterne jener beherrscht, die weise und gut!
Wer Grossmuth noch so sehr übt von dem Wenigen,
das er hat.
Dem rechnet die Menge nie es an
als Edelthat.
Uns schreckt so manches, doch zuletzt fordern
wir's in die Schranken,
Zum Entsetzen jener, die da zählen
zn den Schwachen nnd Schwanken.
Erwacht, ihr vom Wahne Bethörten,
ans dem Wahne erwacht!
Denn enre Religionen sind Fabeln, mit List
von den Alten erdacht!
Sie wollten nur irdisches Gut gewinnen, und sie baben's erworben,
Sie starben und mit ihnen ist das Gesetz
der Elenden gestorben!
Sie sagten, dass die Zeit dem Ende nahe,
dem Ende der Welt,
Dass von den Tagen zur letzten Stnnde
nur wenig mehr fehlt!
Sie logen, denn wie wüssten sie,
dass der Zeitpunkt gekommen?
Verschliesst ener Ohr den Lügen, die ihr
von jenen vernommen.
Wie aber soll eine Stnnde ich
hier verleben in Frende,
Wo ich weiss, dass dem Tode verpfändet
mein Lebensgebäude I
Seid auf der Hnt vor Freunden und Fremden,
nehmt ench in Acht,
Und folget dem Pfade der Klugen nnd Weisen
stets mit Bedacht!
von Kremer, Philosophische Gedichte de.s 'Ahü-Valff Ma'arri. 43
Ihr Beherrscher der Länder, ihr herrschtet lang
nnd ihr wnrdet alt.
Und je länger ihr leht, desto mehr
missbraucht ihr die Gewalt ^).
Warum wollt ihr nicht die Wege
des Ruhmes beschreiten.
Wenn selbst Zir, der Frauenheld, nicht zögerte
muthig zu streiten.
Anf einen Gottesmann (Imäm) hat das Yolk
seine Hoffnung gebaut.
Der da leiten soll, wenn die Menge rathlos
nach dem Retter schant.
Eitler Wahn! die Vernunft allein
ist der göttliche Leiter,
Der morgens nnd abends ench ftthrt, als erfahrend
Pfadvorschreiter.
]) Bezieht sich auf die Gewalthaber der damals schon auf Kosten des Chalifates der Unabhängigkeit entgegenstrebenden verschiedenen Dynastien.
n.
7 *
44 tion Krtmer, PhäotopMtche Gedichle det 'Abür-Valä' Mafarrt,
Und hörst da was der dir befiehlt, so gewinnst da
den göttlichen Segen,
Der dich ftlrder begleitet aaf allen deinen Wegen.
Oiese verschiedenen Glanbenssekten, die ench zerspalten,
Krfanden hat man , sie, am den Mächtigen za sichem die Gewalten!
iMeser Elenden Ziel ist nichts, als der feige Genoss;
Sie rtthrt nicht selbst ans Chansä's Aage der Thränenerguss
Wild wie der Häuptling der Neger in Basra,
der am Morden sich frent,
Oder der Eannate, der blntbedeckte,
der in Absi' gebeat. —
Meide die Menschen and fliehe die fröhlichen
Zecherrnnden,
Denn, wer die Wahrheit spricht, wird von allen
anleidlich befunden.
m.
11 Im Texte: die Thrünen der äammä' oder Q*»'^'.
7 *
«on Kremer, Philosophische Gedichte des 'AM-l'alä' Ma'arri. 45
Die Standen sind das Gefäss, das nmschliesst die Menschengeschicke;
E]rst wenn der Deckel entfällt, dann zeigen sie sich dem Blicke.
Die Zeit, die ewig dahin rollt, ist wie ein Gedicht:
Doch denselben Reim wiederholt Der Dichter nicht.
Und es ahnen nicht die Tage und Nächte
in ihrem Jagen,
Wie Tiele ob ihrer Eile, und andre
ob ihres Zanderns klagen 1
Getroster als in der Stadt lebt man
in der Wüste Gefild,
Wo den Führer der Katä geleitet
nnd das flüchtige Wild.
Achl dass des Geschickes Pfeile
das Ziel nie Terfehlen:
Doch sie dürfen nicht irren, and fliegen nach Gottes Befehlen.
Die irdischen Güter sind nichts als Darlehn, die man ans borgt;
Ein Thor ist, wer solcher Dinge wegen
sich kümmert nnd sorgt 1
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0 Jungfrau halt ein! denn die Wallfahrt
nach Mekka i«t nicht
Für Franen und Mädchen eine bindende
Glaubenspflicht.
Im Felsthal von Mekka, da wohnen
gar schlimme Gesellen,
Unwürdige Hüter des Tempels
und der heiligen Stellen.
Die Shaiba-Männer sind betraut mit der Tempelwart,
Wenn zur Kaaba die Völker versammelt
die Pilgerfahrt.
Da stossen sie paarweis die Leute
in die heilige Kammer, Während sie selber taumeln
vor Katzei^ammer.
All ihr Streben geht daranf sich Geld zu erlisten:
Sie lassen für Geld in die Kaaba
selbst Juden und Christen.
von Kremer, Philoiophisclie Gedichte des 'Alü-l'ala' Ma'arri. 47
Ersetze die Wallfahrt durch Gutes, das du gethan,
Drum, wenn eine Wohlthat man heischt,
sprich hurtig: wolan! ^)
Ach hättest du frtther doch meine
Enthüllung erhalten.
Womit ich zerriss jener Lügen
bauschige Falten!
Was sie sannen nnd spannen, dem trau' nicht,
weil's nutzlos dich grämt;
Denn schon ist ja die Kraft ihrer Rosse
für immer gelähmt:
Sie sprengten dahin, doch bald —
da standen sie still,
Denn kein Ringen hilft gegen das,
was der Allmächtige will!
Oh vielleicht, dass dies neue Gestirn, das strahlt aus der Wolke,
Zum Führer der Rettung wird
dem bethörten Volke!
Dem Volke, das ohne Labe
duldet so lang.
Dessen Kameele das Sandmeer
der Wüste bezwang,
Kaum wüsst' ich wer mehr bei Sinnen ist:
der da oben reitet,
Oder das Kameel, welches
unter ihm schreitet.
Eine Herrschaft kam über sie,
voll Stolz und Macht,
Und hält gefangen die Menge
in des Irrwegs Nacht.
Sie glauben, die Herrscher seien
sttndenrein :
1) Eine Anmerkung in meiner Handscbrift erkUrt das Wort wie folgt
w Cl,,
iUAVjLftJb L^Lot* jjySj .
48 von Kremer, Philosophische Gedichte des 'AbH-l'alä' Ma'arrt.
Oh nein! sie sind nicht von SUnden
rein, oh nein!
Nicht aller Angen sind
vom Schlafe nmfangen, Aber sie thnn, als schliefen sie
in der Nacht, der langen.
Ihre Worte sind das Gegentheil ihrer Gedanken,
wahrend sie im tiefsten Innern an Zweifeln kranken.
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Gar mancher, der betet in der Moschee,
der fürchtet nnd zittert,
Dass man seine nächtlichen Zechlage
an ihm wittert.
Statt in Falschheit zn verrichten das Gebet,
Ist es besser, wenn man's mit Vorsatz
gänzlich nmgeht.
1) Es sind die Fätimiden gMAeint, die ' fiber Aeg^ten Uettsriite«. Die ün- fehlbarlceit und SUndenlosigkeit der Herrseber (Imäma) i iati ein Oogma der äi'iten.
2) Heine Handschrift, die ziemlich genau ist, hat ^ju-tJ ^ und nicht
^jf^*.i was gegen das Histnun wäre: Das Wortspiel xwiseh«n ^Lic,
von j£ . Uuhm, und ,L=^, Irdenwaare, ist natürlicb unSbenetzbar.
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von Kremer, Philosophische Gedichte des 'AiH-Valä' Ma'arri.
Der Töpfer, der die Erde formt
mass endlich werden,
Was er gewesen, zur fügsamen
schmiegsamen Erdeu.
Ans seinem Stanbe wird vielleicht ein Ge^s
einst gedreht.
Das jedem, der will, zum beliebigen Gebrauche steht,
Und versandt wird von einem Lande
nach einem andem —
Ach der Arme: zum Staube geworden,
mnss er noch wandern!
In der Wüste haasen die R&nber von Pferden und Kameelen,
In den Moscheen und Strassen aber
sind andre Arten von ihnen.
Diese nennt man Notare
oder Kaafherm,
Aber jene, die nennt man
verftchtlich Bedainen!
YI.
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Der Mann naht der Gattin,
nnd ans den Zwei'n
Tritt ein Drittes in das Leben ein.
Bd XXX. 4
fiO w?! Kremer, Philosophische Gedichte iles 'Abü-l'alä' Ma'arri.
Sie trägt geduldig die Last, bis die Stunde sclilug
Und die Rechnung endet und sie hinlegt,
was sie trug.
Sie aber kehrt zum Ursprung zurück,
denn alles, was lebt, Ist mit den vier ewigen
Elementen verwebt.
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Uiti Uli' cr^
Wie? lebend werd' ich geschmäht, aber kaum bin ich begraben.
So beginnen mich zu loben,
die früher geschmäht mich haben;
So sind wir Menschen alle:
an Schwächen übervoll;
Jeder liebt die Welt mehr
als er sie lieben soll.
IX.
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Die Wandrer riefen, als sie
des Morgens aufbrachen:
Ein reichlicher Regen erquickte Die Felder und Brachen!
Doch mancher, der nach des Gewitters
Anzeichen späht.
Verdurstet eher: für ihn
kam t^s zu spät
«on Kremer, Philosophische Oedichte des 'Abü-l'ald' Ma'arrt. 51
Die einen gedeihen mitten in der Wüste,
Die andern verkommen mitten
im Genuss der Gelüste.
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oLsULwt eI— t — oLfib uioüj! ij-Lü! oLcUjs-
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i.^liy^i-wj L-SioLs-t o--i—Lp!y^ L^ac ^y o.-*—'»t lXäs
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^j.. A. öijUjj lAXi —« j ^U!! bit 1^ L-«j
Ich seile da Leute, die sind darauf erpicht.
Das zu beweisen, wofür
der Beweis entbricht.
Ibren Irrthum verkünden die Jahre,
die sie zählen.
Die Sonntage und Sabbate anch,
die zum Feste sie wählen.
Alles das ist, wie das F'euer, das einmal blinkt
Und flammt, und dann wieder erlischt,
und im Dunkel versinkt.
XI.
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4^
von Kremer, Philotophische Oedichte des 'Abü-l'ald' Ma'arrt.
Der Banm, der ist ewig and lässt sich nicht biegen
noch zusammenfalten,
Aber die Zeit, die eilt flüchtig dahin nnd will nicht halten.
Es spricht der Thor: den Gegner habe
ich endlich besiegt!
ünd wie hätte er jenen besiegt?
fürwahr er lügt!
Der Mensch gleicht der Flamme, die da flackert
nnd lastig lodert.
Und erlischt: drum glücklich, wer von dem Leben
das mindeste fodert.
Die Wechselfälle der Zeiten sind wie das Gras,
es wird gemäht.
Aber der Allmächtige befiehlt, dass es wieder ersteht.
Ist es des Menschen Loos, dass er
ins Grab sich legt,
Wamm hat dann die sorgsame Mutter
ihn liebevoll gepflegt?
Wenn die Rabbinen den Sabbath in weihvoller
Stimmung begebn.
So wird von dem Weisen als Sabbath
jeder Tag angesebn.
53
Ueber Aussprache und ümschreibung des
Altarmenischen.
Von H. Hflbsohmsnn.
I.
Die Aussprache den Modernarmenlaohen.
Wenn wir nntersnchen wollen, wie das Altarmenische in der
classischen Zeit (V — VI. Jahrhundert) ausgesprochen worden ist, so
wird es unsere erste Aufgabe sein, die Aussprache des Modern¬
armenischen festzustellen. Und zwar könnten wir geneigt sein,
znnächst den Dialekt von Konstantinopel zum Gegenstand unserer
Betrachtung zu machen, weil wir über ihn die meisten Angaben
besitzen, indess da diese Angaben sämmtlich nngenau sind, so wer¬
den wir uns sogleich dem Dialekt zuwenden, dessen Aussprache
uns durch eine wissenschaftliche Beschreibung genau bekannt ge¬
worden ist, dem Dialekte von Tiflis. Lepsius giebt in seinem
Standard Alphabet (2. Aufl. 1863, p. 132) folgende Transcription
des armenischen Alphabetes nach der Tifliser Aussprache:
Vocale. Consonanten. <^ h
Bei dieser Umschreibung f&llt nnr eins anf. Im Westarme-
nischen (Konstantinopel etc.) lanfen die beiden Reihen der Zisch¬
laute in folgender Weise nebeneinander:
P r, n-r, L 1 i[_w.
j y