Carl Schoy und seine Schriften.
i" 7. Dezember 1925.
Ein Nachruf.
Von Otto Spies.
Cabl Schot ist am 7. April 1877 zu Bittelschies in Hohen¬
zollern geboren. Er verbrachte in einem sonnigen Elternbaus
seine Jugendjahre, in diesem ruhigen Dörfchen und der herrlichen
es umgebenden Natur und Landschaft der Alp. Hier empfing
der Knabe die Eindrücke, die für Berufswahl und Charakter¬
bildung ausschlaggebend waren. Die Natur, ihre Wunder und
Geheimnisse ergriffen den Jüngling aufs tiefste. Der Himmel,
getaucht in Sonne und Licht, in Bläue und Wolken, der stete
Wandel von Tag und Nacht, der geheimnisvolle Sternendom
am Abend hielten ibn in Staunen und Sinnen. Auf dieser Grund¬
lage bildete sich auch sein Charakter: tief und verinnerlicht,
offen und ehrlich in jeder Beziehung, schlicht und bescheiden
gegen jedermann, beschaulich und ruhig, aber unruhig und
nicht eher rastend, bis er Lösung oder Resultat gefunden.
Einer Lehrerfamilie entsprossen, sollte der Junge auch
wieder des Vaters Beruf ergreifen und wurde daher auf das
alte badische Lehrerseminar nach Meersburg gesebickt. So hat
er auch einige Zeit auf dem Lande als Volksscbullehrer im
Amt gestanden. Aber bald schon trieb ibn sein Wissensdurst
aus dem Schuldienst zur Universität, nachdem er in dieser Zeit
1) Bis jetzt sind mir nur drei liürzere Nachrufe zu Gesicht ge¬
kommen: in der Kölnischen Zeitung vora 16. Dez. 1925 (Nr. 931) von
J. KüSKA, iu der Rheiuisch-We>tfiilifchen Zeitung vom 22. Dez. 1925 (Nr. 80.3; von 0. .Spies und in den Astronomischen Nachrichten (Nr. 5428),
Bd. 227, März 1926 von E. Avmm.
820 0. Spies, Carl Schoy und seine Schriften
durch Selbstunterricht sich den Lehrstoff für die Reifeprüfung
angeeignet hatte, die er am Realgymnasium zu Karlsruhe ablegte.
1901 ging er nach München, um dort Naturwissenschaften,
vomehmlich Mathematik und Astronomie zu studieren. Da er
selbst für seinen Lebensunterhalt zu sorgen hatte, war er an
der Sternwarte nebenbei als Rechner beschäftigt. Besonders
die Astronomie, in der er durch seine Tätigkeit auch praktisch
ausgebildet war, zog ihn an. Der Astronomieprofessor Seeliger
wurde sein väterlicher Berater. Von seinen anderen Lehrern
beeinflußte S. Günther und A. v. Beaunmühl seine spätere
Entwicklung dadurch, daß sie sein Interesse auf die Geschichte
der Mathematik und Astronomie lenkten. Schon seine erste
Arbeit hatte dieses Gebiet zum Gegenstand: auf Grund einer
geschichtlich-mathematischen Abhandlung: „Die geschichtliche
Entwicklung der Polhöhenbestimmung bei den älteren Völkern"
wurde er zum Dr.-Ing. promoviert.
Um seine Studien durch ein Examen abzuschließen, das
ihm materielle Lebensgrundlage und Möglichkeit zum Weiter¬
arbeiten gäbe, machte Schot die Prüfung für das höhere Lehr¬
amt an den Schulen Bayerns, und da er wegen Überfüllung
dieses Berufs in Bayern keine Anstellung finden konnte, 1906
das preußische Staatsexamen in Bonn mit sehr gutem Erfolg.
Einige Jahre war er in verschiedenen Städten aushilfsweise
beschäftigt, bis er 1909 eine feste Anstellung als Oberlehrer
am städtischen Gymnasium und Realgymnasium in Essen fand,
wo er bis Herbst 1925 geblieben ist.
Nun waren alle seine Mußestunden ganz der Wissenschaft
geweiht, wie die Reihe kleinerer oder größerer Aufsätze beweist.
Noch im Jahre 1913 erwarb er sich in Heidelberg mit der
Arbeit: „Arabische Gnomonik" den Dr. phil. nat.. Die Aufsätze
aus dieser Zeit — es sind mehr als zwei Dutzend, die den
Orientalisten weniger interessieren — behandeln teils Fragen
der reinen Astronomie, teils Aufgaben aus der Nautik, teils
Probleme der geographischen Ortsbestimmung. In der Beband¬
lung sucht er meist konstruktive Lösungen, im Stoff zieht ihn
immer wieder die Geschichte der mathematischen Wissen¬
schaften an.
0. Spies, Carl Schoj und seine Sehriften 321
Doch bald lernte Schoy einsehen, daß dem Historiker der
mathematischen Wissenschaften des Orients Übersetzungen und
sonstige sekundäre Quellen nicht viel nützlich und förderlich
sind, daß er vielmehr an die orientalischen Quellenwerke selbst
herangehen müsse. So begann er im Alter von 37 Jahren,
neben den Mühen des Lehramtes, Arabisch zu lernen, zunächst
in der Hauptsache durch Selbstunterricht, dann — anläßlich
eines Urlaubs — während eines Semesters in Tübingen, bei
C. F. Setbold. Mit Freude und Begeisterung erzäblte er mir
immer von diesen Vorlesungen und Übungen, die Seybold, da
er in diesem Semester der einzige Hörer war, zu Hause ab¬
hielt und meist stundenlang ausdehnte. Hier erwarb er sich
Schulung und Verständnis im Erfassen arabischer Texte, be¬
sonders auch im Lesen von Handschriften. Auch Persisch und
Türkisch — wenigstens in den Grundlagen — hat er getrieben.
Nachdem Schoy einige Jahre, hauptsächlich die Kriegs¬
jahre, mit Sprachstudien verbracht hatte, füblte er sich stark
genug, an die Werke der arabischen Mathematiker heranzugehen.
Die erste Frucht ist die Arbeit: „Das 20. Kapitel der großen
Häkemitischen Tafeln des Ibn Jünis: Über die Berechnung des
Azimuts aus der Höhe und der Höhe aus dem Azimut" und
gleich darauf „Abhandlung des Hasan b. al-Husain b. al-Haitam
über eine Methode, die Polhöhe mit größter Genauigkeit zu be¬
stimmen. Aus dem Arabischen übersetzt und mit Erläuterungen
versehen". Inzwischen hatte sich C. Schoy in der Philoso¬
phischen Fakultät der Universität Bonn habilitiert (1919).
Jedoch konnte er infolge der damaligen politischen Verhält¬
nisse diese venia legendi von Essen aus nicht ausüben.
Diese Qaellenstudien, besonders nach Handschriften, be¬
deuten Fortschritt und Erweiterung unserer Kenntnisse von
der Geschichte der exakten Wissenschaften bei den Arabern.
Dabei hat Schoy dem Mathematiker gezeigt, wie man Quellen
erschließen, analysieren und für die Geschichte der mathe¬
matischen Wissenscbaften benutzen soll. Soweit das Schwer¬
gewicht in der Übersetzung liegt, ist diese mit Erläuterungen
versehen, und die umständliche arabische Textmathematik durch
die moderne Formelsprache ersetzt. Meist aber bebandelt Schoy
Zeitschrift d. D.M.G., Neue Folge Bd. V(Bd. 80). 22
322 0. Spies, Carl Schoy und seine Sehriften
ein bestimmtes Thema, das ihn interessierte, nicht etwa nach
einem Schriftsteller, sondern verfolgt es durch die arabische
Literatur hindurch. So ging er der Bestimmung der geo¬
graphischen Breite bei Ibn al-Haitam, bei Ibn Jünis und bei
al-Birüni nach. Und ebenso verfolgt er die Bestimmung des
Azimuts in mehreren Arbeiten nach verschiedenen Werken oder
Schriftstellern. Gerade die Bestimmung des Azimuts hat in
den islamischen Ländern wegen der Qibla eine große praktische
Bedeutung. Nach dieser Arbeitsmethode ist aucb Schoy's größtes
Werk verfaßt: „Die Gnomonik der Araber" (Lieferung F des
Bandes I des Werkes: Ernst v. Bassermann-Jordan, Die Ge¬
schichte der Zeitmessung und der ühren, Berlin 1923), das
von grundlegender Bedeutung ist.
Bei einer solchen Durchforschung stieß Schoy bei Täbit
ibn Qurra (f 901) auf die arabische Übersetzung der verloren
gegangenen Schrift des Archimedes über die Konstruktion des
regelmäßigen Siebenecks. Eine ähnliche Entdeckung ist die,
daß die sog. Heron'sche Inhaltsformel eines Dreiecks, die seit
Jahrhunderten als solche in allen Lehrbüchern aufgeführt wird,
gar nicht von Heron (f 180 n. Chr.), sondern von Archimedes
herrührt 1). Druckfertig liegt das großzügig angelegte Werk
vor: „Die trigonometrischen Lehren des ostarabischen Astro¬
nomen al-Birüni", das von J. Ruska und H. Weeleitnee mit
Unterstützung von gelehrten Körperschaften zum Druck be¬
fördert wird.
Da Schoy ausgezeichnete Kenntnisse in den mathematischen
Wissenschaften mit gründlicher Kenntnis des Arabischen ver¬
band, war er der geborene Erforscher für die Geschichte der
exakten Wissenscbaften im Orient und hat hier großes ge¬
leistet. Nach dem Tode H. Sutees war er der einzigste, der
den Faden des großen Meisters weiterspann; und jetzt ist auch
der letzte Faden zerrissen. So ist der Verlust, den dieser
1) Zur Bearbeitung dieses Themas ist Schoy nicht mehr gekommen.
In seinem Nachlai] konnten eicht einmal Notizen darüber gefundeu werden.
Zufällig faud ich in eiuem Umschlag aber die Photographien der Hand¬
schrift, woraus sich der Nachweis ergibt. Diese Arbeit werde ich dem¬
nächst herausgeben.
O. Spies, Carl Schoy und seine Schriften 323
Wissenschaftszweig durch das Hinscheiden C. Schoy's erlitten
hat, einstweilen unersetzlich.
Der Wissenschaft und Forschung war sein Leben geweiht:
Überschaut man seine ungefäbr siebzig Abhandlungen, so er¬
kennt man, mit wieviel jugendlichem Idealismus und unermüd¬
licher Arbeitskraft er zu Werke gegangen ist; bedenkt man,
daß der aufreibende Dienst eines Oberlehrers, der fast alles in
Nachtarbeit geschaifen, nacbdem er tagsüber bei voller Stunden¬
zahl und in überfüllten Klassen einer Großstadt Unterricht
gegeben hatte, und langwierige, schwächende Krankheiten
seine besten Kräfte raubten, so begreift man, was er für die
Wissenschaft hätte leisten können. Aber sein Gesundheits¬
zustand war durch Überarbeitung und verschiedene schwere
Operationen zu geschwächt, als daß er 1924 noch lange vollen
Dienst hätte tun können. So schied er noch in demselben
Jabre aus dem Schuldienst aus, indem das preußische Kultus¬
ministerium seine Pensionsbezüge ergänzte. Doch die wohl¬
verdiente Ehrung kam zu spät. Aus Gesundheitsrücksichten
mußte er die Honorarprofessur in Berlin und den Lehrstuhl
einer amerikanischen Universität (Columbia University) ab¬
iebnen; so war er einem Lehrauftrag für Gescbichte der
exakten Wissenschaften im Orient an der Universität Frank¬
furt gefolgt, den er nur fünf Wochen ausgefüllt hat, da ein
allzu frühen, unerwarteter Tod seinem schaffensfreudigen Leben
noch vor Vollendung des neunundvierzigsten Lebensjahres ein
jähes Ziel setzte. So hat ihm das Schicksal noch gezeigt, wie
schön seine Zukunft hätte werden können, indem es einen
wärmenden Sonnenstrahl in sein arbeitsames Leben warf ... —
und es war grausam genug, ihn gerade in diesem Augenblicke
aus seinen Hoffnungen herauszureißen nach so vielen Mühen
am eben erreichten Ziele.
Da die Schriften C. Schoy's sehr verstreut sind, balte ich
es für zweckmäßig, im folgenden eine bibliographische Auf¬
führung derselben zu geben. Jedoch beschränkte ich mich bier
nur auf solche Arbeiten, die orientalische Gegenstände zum
Thema baben, indem ich alle rein mathematischen und astro-
22*
3 I
324 0. Spies, Carl Schoy und seine Schriften
nomischen Aufsätze, hauptsächlich aus der Zeit 1908—17, aus¬
lasse. Auch die Rezensionen sind außer Acht gelassen sowie
die Anzahl von Artikeln, die er für die „Enzyklopädie des
Islam" schrieb. Eine vollständige Bibliographie bringt J. Ruska in der Isis und E. Anding in der Vierteljahrsscbrift der Astrono¬
mischen Gesellschaft. Die Sigel der Zeitschriften halten sich
an die „Liste der empfohlenen Abkürzungen" im Islam Bd. 12.
1911 Die geschichtliche Entwicklung der Polhöhenbestimmung
bei den älteren Völkern. Aus dem Archiv der Deutschen
Seewarte 34, Nr. 2, S. 1—33.
Die Sonnenuhren der Araber in ihrer Bedeutung für die
arabische Astronomie und Religion. Nw. W. 26. J.,
S. 240—47.
1912 Die arabische Sonnenuhr im Dienste der islamischen Re¬
ligionsübung. Nw. W. 27. J., S. 625—29.
1913 Arabische Gnomonik. Aus dem Archiv der Deutschen
Seewarte 36. J., Nr. 1, S. 1—40.
1915 Geschichtlich-astronomische Studien über die Dämmerung.
Nw. W. 30. J., S. 209—14; Nachtrag S. 273.
Längenbestimmung und Zentralmeridian bei den älteren
Völkern. MGGW., S. 27—62.
Mittagslinie und Qibla. Notiz zur Geschichte der mathe¬
matischen Geographie. ZGE., S. 558—76.
1917 Eine merkwürdige Naturerscheinung im Jordantal. Nw.W.
32. J., S. 17—20.
über einige dem Arabischen entlehnte Benennungen in
den exakten Wissenschaften. MGMN. 16. Bd., S. 125—30.
Erdmessungen bei den Arabern. ZGPl, S. 431—445.
Die Mekka- oder Qiblakarte (gegenazimutale mittabstands-
treue Projektion mit Mekka als Kartenmitte. Kartogr.
Zeitschr. 6. J., S. 184/85.
Die ürsacbe der hohen Wärme im Jordantal. Zeitschr.
f. Balneol. X. J., S. 123—25.
3 0
O. Spies, Carl Schoy und seine Schriften 325
1918 Elementare Theorie der ebenen Sonnenuhren nebst einigen
speziellen Bemerkungen zur Gnomonik der Araber.
Zeitschr. f. mathem. u. naturwiss. Unterricht 49. Bd.,
S. 49-57.
Der Gnomon. Separatabdruck der Zeitschrift „Aus der
Natur"; Zeitschr. f. mathem. u. naturwiss. Unterricht, S. 279—315.
1920 Das 20. Kapitel der großen Häkemitischen Tafeln des
Ibn Jünis: „Über die Berecbnung des Azimuts aus der
Höhe und der Höhe aus dem Azimut". Ann. d. Hydr.
u. maritim. Meteor. 48. J., S. 97—111.
Abhandlung des Hasan ben al-Husain ben al-Haitam über
eine Methode, die Polhöhe mit größter Genauigkeit zu
bestimmen. Aus dem Arabischen übersetzt und mit
Erläuterungen versehen. De Zee, Jaargang 1920,
Nr. 10, S. 586—601.
1921 Über eine arabische Methode, die geographische Breite
aus der Höhe der Sonne im 1. Vertikal („Höhe ohne
Azimut") zu bestimmen. Ann. d. Hydr. u. maritim.
Meteor. 49. J., S. 124-33.
Abhandlung des al-Hasan ibn al-Hasan ibn al-Haitam
(Alhazen) über die Bestimmung der Richtung der Qibla.
Nach dem Oxforder Mscr. Seiden, Arcb. A 34 aus
dem Arabischen übersetzt. ZDMG. 75. Bd., S. 242—53.
1922 Ortsbestämmingar i den arabiska Astronomien. Nordisk
Astr. Tideskr. Köbenhavn, Nr. 2, S. 64—73.
Heinrich Suter. Ein Nekrolog. Neue Zür. Ztg. 8. 4.
Abhandlung von al-Fadl b. Hätim an-Nairizi: Über die
Richtung der Qibla (Arab. Hdschr. Nr. 2457, 17° der
Bibl. Nat. in Paris). Sitzbercht. d. Bayr. Akad. d. Wis¬
sensch. Mathem.-Pbysikal. Klasse, S. 55—68.
Die Bestimmung der geographischen Breite eines Ortes
durch Beobachtung der Meridianhöhe der Sonne oder
mittels der Kenntnis zweier anderen Sonnenhöhen und
den zugehörigen Azimuten nach dem arabischen Text
326 0. Spies, Carl Schoy und seine Sehriften
der häkemitischen Tafeln des Ibn Yunus. Ann. d.
Hydr. u. maritim. Meteor. 50. J., S. 3—20.
Aus der astronomischen Geographie der Araber. Original¬
studien aus: <A1-Qänün al-Mas'üdi» des arabischen
Astronomen Muh. b. Ahmed Abü'l-Eihän al-Birüni
(973—1048). Isis Nr. 13, Vol. V, S. 51—74.
Abhandlung über die Ziehung der Mittagslinie, dem Buche
über das Analemma entnommen, samt dem Beweis
dazu von Abü Sa'id ad-Darir. (Arab. Handschrift der
Vizekönigl. Bibliothek in Kairo.) Übersetzt und erläutert.
Ann. d. Hydr. 50. J., S. 265—71.
1923 Die Gnomonik der Araber. Berlin.
Über den Gnomonschatten und die Scbattentafeln der
arabischen Astronomie. Ein Beitrag zur arabischen
Trigonometrie nach unedierten arab. Handschriften.
Hannover, Orient-Buchhandlung Heinz Lafaire.
Heinrich Suter. Vierteljahrsscbrift der naturforsch. Ge¬
sellsch. in Zürich 67. Bd., S. 407—13.
Beitiäge zur arabischen Trigonometrie. Originalstudien
nach unedierten arabisch-astronomischen Manuskripten.
Isis Nr. 14, Vol. V, S. 364—99.
1924 Sonnenuhren der spätarabischen Astronomie. Isis Nr. 18,
Vol. VI, S. 332—360.
The geography of the moslems of the middle ages. The
Geograph. Review, New York, S. 257—69.
1925 Abhandlung des Schaichs ibn 'Ali al-Hasan al-Hai thani:
Über die Natur der Spuren (Flecken), die man auf der
Oberfläche des Mondes sieht. Nach einer bisher unedier¬
ten Handschrift in der Bibliothek zu Alexandria aus dem
Arabiscben zum ersten Male ins Deutsche übertragen.
Hannover, Orient-Buchhandlung Heinz Lafaire.
Die Bestimmung der geographischen Breite der Stadt
Gazna mittels Beobachtungen im Meridian, durcb den
arabischen Astronomen und Geograpben al-Birüni.
Ann. d. Hydr. u. maritim. Meteor. 53. J., S. 41—47.
0. Spies, Carl Schoy und seine Schriften 327
1925 Drei planimetrische Aufgaben des arabischen Mathe¬
matikers Abü'l-Jüd Muhammad ibn al-Lith. Isis Nr. 21,
VII, S. 5-8.
1926 Graeco-Arabische Studien nach mathematischen Hand¬
schriften der Vizekönigl. Bibliothek zu Kairo. Isis Nr. 25,
VIII. S. 21—40. *
Bebandlung einiger geometrischer Fragepunkte durcb
muslimische Mathematiker. Isis Nr. 26, VIII, S. 254—63.
3 2*
R. G. Bhandarkar.
Von Robert Zimmermann.
Mit Bhandabkae ist wieder einer der Großen aus der alten
Generation der modemen Sanskritgelehrten geschieden. Sir
Ramkeishna Gopal Bhandabkae, M.A., Ph.D., LL.D., K.C.I.E.,
and K.C.S.I., starb am 24. August 1925 — der Rsipaücami
des Hindukalenders — in seinem Samgamäsrama zu Poona.
Kurze Perioden am Anfang und Ende abgerechnet, war sein
ganzes langes Leben dem Studium und der Forschung geweiht.
Bhandarkar war seines Glückes Schmied: daß er reich an
Wissen und Ehren starb, verdankt er seinen ungewöhnlichen
Talenten und seinem labor improbus. Seine größte Kraft be¬
stand wohl in der Verbindung vom Wissen des Ostens mit
der Methode des Westens, die ihn zu einem Gründer und einem
der bedeutendsten Führer der Renaissance der Sanskrit-Studien
und -Gelehrsamkeit in Indien gemacht.
Bhandarkar wurde 1837 zu Malvan^) geboren, einem Ort
an einer der schläfrigen Buchten an der Westküste zwiscben
Bombay und Goa. Dort war sein Vater Schreiber in der Re¬
gierungskanzlei. Glücklicherweise wurde derselbe nach einigen
Jahren nach Ratnägiri, dem Hauptort des Distrikts, versetzt;
denn dort bestand eine Schule, an der die Anfangsgründe des
Englischen gelehrt wurden. Bald zeigte es sich, daß in dem
jungen Bhandarkar mehr als ein bloßer Kanzlist steckte.
Deshalb ließ ihn sein Vater zur weiteren Ausbildung nach
Bombay ziehen, in jenen Zeiten etwas wie ein Abenteuer 2).
1) Bhandabkae erwähnte später in seinen Wilson Philological Lec¬
tures, S. 120, das Mälvanl, einen Dialekt des Maräthi, als seine „native
tongue'. Der Kaste nach war er ein Gauda-Sarasvata-Brahmane, dem
Gotra nach ein Kausika.
2) Ratnägiri hat den Ruf, gute Sanskrit-Studenten und -Gelehrte zu liefern, neben Bhandarkar sei auch V. N. Mandlik, der Kenner der Rechts¬
literatur, genannt.
3 S *