Zum Churrischen aus den Ras-Schamra-Texten Von C.-G. V. Brandenstein-Berlin
Auf die Wichtigkeit der alphabetischen Texte aus Ras
Schamra für den Lautbestand des Churrischen hat J. Fried¬
bich in der DEiMBL-Festscbrift Analecta Orientaüa 1935,
S. 128 ff. (im folgenden Fr. abgekürzt) hingewiesen. Besonders
wertvoll dafür ist der von Ch. Virolleaud, Syria X PI. LXIV
als Nr. 4 der Grabung 1929 veröffenthchte und von Hrozny,
Archiv Orientälni 4, S. 126 ff. als churrisch erkannte Text,
denn er weist eine Anzahl bisher nicbt beachteter Wort¬
stämme auf, die sich auch im Bogazköy-Churrischen wieder¬
finden.
Da mir bei der Beschäftigung mit diesem Text eine von
E. FoRRER freundlichst zur Verfügung gestellte Abschrift vom
Original vorlag*), die die ViROLLEAun'scbe Kopie in einigen
Fällen (s. Anm.) erweiterte, so erschien es mir angebracht,
einmal den gesamten Text in Umschrift wiederzugeben*) und
1) FoBBBB schreibt mir dazu: „Meine Abschrift habe ich am 25.—
27. II. 1930 gemacht und damals auch sieben von Vib. nicht verwertete kleine Bruchstücke angesetzt. Viroij.baüd's Kopie lag mir damals nicht
vor, da sie noch nicht erschienen war. Andererseits waren offenbar
von Vib. gesehene Stellen inzwischen abgebrochen und verloren¬
gegangen."
2) Inzwischen (mein Ms. ist im wesentlichen schon im Jahre 1935
entstanden) liegt auch eine Umschrift dieses Textes vor von H. Baueb, Die alphabetischen Keilschrifttexte von Ras Schamra 1936 (kleine Texte
für Vorlesungen und Übungen hrsg. von H. LrETZMAinr, Nr. 168). In
einigen Punkten weichen meine Lesungen von denen Baueb's ab, be¬
sonders dadurch, daß Baueb noch ein c für das Churrische annahm (vgl.
aber seine Vorrede zu Nr. 4 a. a. O. S. 6). Weitere Abweichungen sind
in den Anmerkungen zum Text erwähnt. Ferner war mir bei Abfassung
obiger Zeilen noch nicht bekannt die Arbeit von Th. H. Gastes, A New
Asianic Language, Gaster Anniversary Volume 155 ff. Gastbb gibt
dort auch eine Photographie des Textes (auf ihr ist mehr zu lesen, als in der TransUteration geboten wird, vgl. z. B. Gbv. 23 ff.). Ich habe nur
38»
556 C.-G. V. Brandenstbin, Zum Churrischen a. d. Ras-Schamra-Texten
anschließend die von J. Friedrich aufgestellten Gesetze
durch einige neue Beispiele zu erhärten. Dabei mußten aber
alle die von ihm gefundenen Ergebnisse (mit Fr. gekenn¬
zeichnet) noch einmal wiederholt werden, um die Übersicht¬
lichkeit zu wahren.
iSr Mr MU in atn^)
s'')u^)rm tlmin kim kldns^)*)
in atinps^) p's^dm ubi
aurnm ardnm in at^)inpd
tmrnnk
iSr Mr MIS il'') kmrb
ild kmrbnd i7') an il k[m]r[b]
sbP) pSi tinm /er'") il kmrbns^^) [ar] ^^)snnk
iS[r Mry^) MU tsb^*) hlbs^
ts[b] [x]x^^)s^ [ts]b ugrt anhz i7i")n [xx]n atn snp tsbs")
<6« »)[.... ]0 tsbs itsd'"')n
[sny% ] hdsnnk
i[Sr Asr]**) MU iikss ifm
hz [ Mrs d^^) snm arsnnk
iSr Ä[^r]") MU ddmS^*) x{
igt^') .. .M- .. .]m ng^\
ax[ ]n n{. .] nphm [x'^h
A[z **) ]tstx[. .'^s^ admn
u[ ]n x[. ..] ddmS hdSnnk
iS[r Mr Ml]S su ^^)[sk ]dn
im")[..M. ■]thr")[ ]r
hzhz rn[ JA**)
kW*»)[ ] P'>)nnk
die Übereinstimmungen mit Gaster jeweils angemerkt. Seinen vielen
verallgemeinernden grammatischen Behauptungen möchte ich nicht
folgen, sondern lieber im Gebiete dieser einen Sprache selbst bleiben,
dafür aber um so entschiedener für das Churrische und nicht etwa für
eine ,,neue asianische Sprache" eintreten.
C.-G. V. Brandenstein, Zum Churrischen a. d. Ras-Schamra-Texten 557
26
28 Rs.
30
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38
40
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46
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50
52
54
56
58
iSr h[sr MU Ins s^)r
s')bl ]U
tinm k[r^'^) arSnnk
Ur Mr h[SU] astb idr^*)
P)dr pbns [a«]r(?)«^^)m awrs^Z
ardnm ar[ds^ (?)]Z astb tmrnnk
isr M[r]^») hSU hdn Mir
P)bl <[Z") . ...]htinm kr^^)hdn Mir a/-^[nn]Ä;
i§r As[/-]»») MU s^)grhn pSSph
lifj^ a;[.'«')...]d")m\z5^)Z//?«)gd«) pSlS
yZS*) [x]nm**) pSSph hd[S]nnk
Ur*^) Mr [M]U smg kiu ntsd (od. nqd)
irU smgnm*^) shd mSgd
nnu a[rSn]n .'*')
iir") Mr MU i>[iZ>]*») idrp [xx] adm irSpn idrpn^")
[xx]n admn aSnn urn^) pddm^^)
Ur Mr MU S^)nt amrn
nli [s]nt^^) amrn nli
snm MSnnk
iSr Mr Ml[S] ibn ^)kl
pdgl ibnkl pdgl 's^)r ^
ts^p'P)n ts p[s]n*^) [x(x)x] t^^Snnk
iSr Mr^') MU n^)bdg
hmn^y) hm^^) iVcrw") ain i^Ä;[r]ni')*«)
■äsgd")m st^^)m
snp psm ns^rn
Ur Mr hSU in x[ ]xZ
in trhn^*) in asth{n trh]nm
tsbd a^thnm hbtt [
l'*)l« Ur trhrUr Ur
asthnSr tip nrs^p str^^ysnn snm hdSnnk
3 7«
558 C.-G. V. Brandenstein, Zum Churrischen a. d. Ras-Schamra-Texten
Rand 60
62
iSr Mr MIS hbt hmrbn pbn hbt ii inS
pg inS srn 'sr Sire[x]d*^) sgdlh gshp igd
pnSnn snm hbt hdSnnk^*) cär mtrt pdr^i
Anmerlcungen zur Umschrift^):
1) t»c>- wechselt mit x»-:^ (V. hat hier nur >*->-). 2) 3^ ist un¬
deutlich geschrieben, aber nicht mit =Szm verwechseln, da dieses in
den churrischen Texten nicht vorkommt. 3) B. liest skrm. 4) Von B. wie unter 1) aufgefaßt. 5) B. liest ' statt s.. 6) V. und B. nktnx[. 7) Der graphische Punkt bei B. wohl versehentlich, V. hat deutlich Trenner.
8) V. , B. 3lon ; ein Trenner ist gut möglich, zumal a im Wort in
churr. Texten bis jetzt nicht belegt ist. 9) V. sbl, F. sdl, B.'bl. 10) B. k-.
11) B.'s kmrb.n ist aufzugeben. 12) Bei F. nicht erhalten. 13) Bei F.
14) Nach Spuren bei F. tsb. 15) Bei F. z oder b vor s^, bei B. Lücke.
16) Da dies h der einzige Beleg in den churr. Texten wäre*), liegt es
näher, an i zu denken, das nur durch die Schwäche des kleinen Senk¬
rechten als h erscheint, B. liest ilhn. 17) s oder t? 18) Bei V. und B.
19) Bei F. ..]/> tsb. 20) u anstatt d?, B. hat n. 21) B. [3Sr h^r h]äU.
22) B. . . .Jyrxd, V. l^rs^d. 23) B. Ji[Sr m]S. 24) Bei V. und B. dbmS.
25) B. 3gcl. 26) Bei B. 27) B. tt. 28) Nicht bei B. 29) F. u statt S,
B. k§Sn. 30) S fehlt bei B. 31) B. s{l/?)- - -. 32) r erg. nach Z. 8.
33) B. }S. 34) B. wohl versehentlich'dr. 35) B. ]-nn. 36) B. b[Sr bSl]i.
37) Vgl. Z. 27, (8). 38) B. Druckfehler, zwischen kr und Jdn fehlt
Spatium. 39) B. bW. 40) g oder Trenner? 41) d oder b? 42) i (so B.)
anstatt p möglich. 43) Ohne Trenner, B. ohne Spatium. 44) B. Lücke
bis einschl. erg. p von pääpb. 45) B. [3S]r. 46) B. Lücke. 47) B. [k].
48) B. [3S]r. 49) Die Spuren lassen kein p sondern nur b zu. 50) B.'s 3(b/d)--n ist idrpn zu lesen. 51) Nach B.'s Anm. m) vielleicht pdrm ge¬
meint, s. auch Z. 62. 52) V. 0^ statt 53) B. M[r]. 54) B. [n]bdg.
55) F. hat t»X( = D, was aber nach dem unten über die Konsonanten
Gesagten nichts für sich hat. 56) B. 3w[r]n, dazu seine Anm. q), wo¬
nach auch das vorausgehende 3krn vielleicht für 3wrn verschrieben sei.
57) F. hat also 5? 58) V. sam, F. demnach stm zu lesen, B.
(gl')tm. 59) B.'s Lesungen im folgenden sind überholt, s. J. Friedrich, OLZ 1937 Sp. 516ff. 60) S fraglich. 61) s oder g?, B. 't/n (s. 5)). 62) Bei V. n statt st, B. nrxn. 63) B. ]b. 64) B. bdSinn\k.
1) B. = H. Bauer a. a. O. (s. S. 555 Anm. 2), F. = E. Forber (s. S. 555
Anm. 1), V. = Ch. Vibolleaud a. a. O.
2) Vgl. auch Gastbb a.a.O. 157 Nr. 3: „the letter H nowhere
occurs, except in the obviously foreign name E-l-h-n (Semitic nb« etc.) in A Obv. 12."
C.-G. V. Brandenstein, Zum Churrischen a. d. Ras-Schamra-Texten 559
Bemerkungen zu einzelnen Wörtern:
Z. 1 u. ö. iSr Mr MIS (iSr auch Z. 57).
Bedeutung unbekannt. Die durchweg jeden der siebzehn
Abschnitte des Textes einleitenden Wörter sind schon von
J. FniEDmcH, AfO X 295, 1. Sp. bezüglich ihrer letzten
Bestandteile mit ha-Sa-ra-a-i ha-a-Su-li-e-eS KUB XXVII
42 Rs. 20f., 22 zusammengebracht worden. Während
haSari öfters belegt ist*), findet sich für iSr nichts Ent¬
sprechendes^). haSuleS ist sicher abzutrennen haS^-le-S =
Stamm haS + Stammauslautvokal -u-, der stets vor -li
anstatt des normalen -i- stehen muß^), wie bei "Ai (s. d.),
+ Suffix -li- + Suffix S. Der Stamm haS- ist öfters belegt,
z. B. ha-Si Bo 2684 Vs. 7; ha-Si-en Mit. I 113, II 13; ha-a-
Si-im-mi-e-me-eS (vor ha-a-Sar-ri-ma) Bo 2881 II 16 und
in zahlreichen Namen als erster verbaler Bestandteil*).
Z. 1 u. ö. in (s. Z. 3, 4, 39, 54 ff., 60 f. (?))
gibt das churrische Wort für „Gott" wieder, das als Glosse
zu ilu in der Form e-ne CT XXV, 18 (K 2100, Ulla) belegt
ist. Im Mitannibrief finden sich u. a. Formen des Genetivs
e-e-ni-i-ua und mehrere determinierte Schreibungen lingir.
1) KUB VIII 61 12; XII 12 VI 5, 36; XXVII 1 119, IV 39;
10 V 13; 22 I 18; 42 Vs. 10,11,17, 24ff., 32.
2) Vgl. vielleicht e-eS-Sar-ra XXVII 37, 7.
3) Vgl. dazu außer fiaSi : haSuleS noch folgende Formen : am-mu-li
EA 52, 39, a-am-mu-li-eS XXVII 42 Rs. 14,16; a-ni-e VBoT 19,2:
a-an-nu-li-ia-ai XXV 43, 8; a-na-ri : a-ncu,-ru-id-li XXVII 28 IV 4; a-ri
XXVII 1 175 u.a.: a-ru-ul-li-ni-ta XXVII 34 IV 21; it-ki-m[a {?),
KBo 1121,12: it-ku-li-eS Bo 3664 IV 9, it-ku-li-ma-a-aS-Si XXVII 46
I 13 -f Bo 3613 u. ö.; ka-a-ti HT 93 II 4: ka-tu-li-en HT 93 II 6; qa-ti-hi EA 53, 64: qa-ti-hu-li-eS EA53, 65; gi-ri-it-ti XXVII 10 V 5: gi-ra-at-
tu-u-li-iS XXVII 42 Rs. 14; ma-li XXVII 1 II 3: ma-lu-u-li XXVII 25,
13; ma-a-te-na XXVII 42 Vs. 22: ma-tu-u-li XXVII 38 II 15 usf.
4) Z.B. ffa-Si-ia N 222, 27 u.a.; ffa-Si-Gi-ma-ar N 72, 7, ffa-aS- Si-mi-qa N 74, 31; ffa-Si-In-na HSS IX 12, t ; ffa-Si-Na-mar N 250, 31;
ffa-Si-Pa-am-pa Gadd 35,6; ffa-Si-Ü-ki N 203, 8 u.a.; in der Form
baS^-b-: ffa-Si-ib HSS V 73, 53; ffa-Si-ib-A-bu N 227,14 u. a., ffa-Si-ib- A-ri Louvre Drehem 5488, SAjjffa-Si-ib-Qa-an-zu N 429, 5, BAljffa-Si-
im-Ma-ti(bm > mm? Zu -m statt -b bei weiblichen n. p. vgl. jetzt
L. Oppenheim, AfO XII, 37) Gadd 82,23; ffa-Si-ib-Pa-ra-al-la HSS
IX 88, 29; ffa-Si-ib-Sarru N 88,19, ffa-Si-ib-Til-la N 296, 20 u. a.
560 C.-G. V. Brandenstein, Zum Churrischen a. d. Ras-Schamra-Texten
MESe-e-era-rt ... (I 78; II 52, 76, 77). Im Bogazköy-
Churrischen erscheint das Wort zwar meistens in der
ideographischen Gestalt DINGIR.'^^^^-rea (pl.), doch sind
auch eine Anzahl klarer phonetischer Schreibungen der
Form e-en-n... bekannt (z.B.: VBoT 14,12; KUB
VII 58 III 15; VIII 60 Vs. 16; XX 44, 6, 8; XXV 42 V 6;
XXVII 25, 13; 29 IV 9; 34 19 (IV 31); 37, 8; 42 Vs. 11).
in (Z. 1) könnte, wie unten Z. 55 sicher, den Plural enna
wiedergeben, wenn sich in in atn und in atinps (Z. 3), in
atinpd (Z. 4) die aus hethitisch-churrischen Ritualen so
bekannten ,, Vatergottheiten", heth. addaS SiunaS^), akk.
iläni abi, churr. enna addaniuina nachweisen ließen. Zu¬
nächst spricht dafür die Tenuis / zwischen Vokalen, die
die Doppelkonsonanz ausdrückt (Fr. s. u.), also at = adda,
dagegen aber das Fehlen des in DINGIR^^'^^.^g adda-ni-
ui-na deutlich vorhandenen Genetivsuffixes ui(bi). Immer¬
hin ließe sich das erklären, wenn man den ganzen Aus¬
druck als eine enge Verbindung auffaßt. Zu dem auffälli¬
gen i in atinp- vgl. Bo 9250 I 9 at-ta-ia-na-pa (vor DIN-
GiRMEs.ei-ia) und Bo3109 III 10 at-ta-ib-bi-na-a-Sa. Auch
der Mitannibrief zeigt denselben Stamm für „Vater" in
der Form at-ta-(i)-i(u- des öfteren.
Daß atn etwa die ägyptische Sonnenscheiben-Gott¬
heit Itn hier bezeichnen solle, wie Bauer a. a. 0. zu Nr. 4
Anm. b andeutet, glaube ich keineswegs.
Z. 2 $vrm.
Zu surm ist der Stamm Suuar- unbekannter Bedeutung zu
vergleichen in: Su-ua-ra-Se-na KUB XXVII 1 III 1, [Su]-
ua-ra-a-Si-na ibd. 3 IV 10, Su-ua-ar-ri-iS-Sa-am ibd. 29
IV 12, Su-ü-ua-ru-ta-nam ibd. 38 III 13. -m wäre in sur-m
als Suffix abzutrennen (s. u. S. 572).
1) Meist idgr. DINGIR**^^ A.BI geschrieben, aber sicher heth. zu
lesen nach DINGIRME§ A.BI-aS X 92 V 10 und ad-da-aS DINGIRMEs.
ai KBo V2 III 3, XXVII 42 Rs. 7. Zu DINGIRMEs.ai = ^unaS
s. Ehelolf, ZA NF IX 170ff.
C.-G. V. Bbandenstein, Zum Churrischen a. d. Ras-Schamra-Texten 561
Z. 2 kldn's
kann sehr wohl das keilschriftliche keldi = „Wald"
(Sommkr-Ehelolf, BoSt. X 63ff.) enthalten und wäre
in kld-n-s zu zerlegen. Die entsprechenden keilschr. Suf¬
fixe wären -ni- oder -na- und -ijaS.
Z. 4 aurnm ardnm (s. Z. 30f.).
In aur-n-m und ard-n-m liegen die Wörter auari = „Feld"
(KUB XXVII Vorwort zu Nr. 1) und arte = „Stadt"
(ibd.) vor, die auch in der Gruppe ka-ri ar-te-ni-ue^ ka-ri
a-ua-ar-ri-ue^ KUB XXVII 1 II 12 in umgekehrter
Reihenfolge und abhängig von kari offenbar in ähnlichem
Sinne wie unser „Stadt und Land" zusammenstehen*).
Die Suffixe -n- und -m entsprechen wieder -na- oder -ni-
und -m.
Z. 6 il kmrb.
Zu kmrb = Gott Kumarbi s. Fr. 130 f. Das il davor halte
ich für einen Vornamen und identifiziere es mit dem aus
dem semitischen Götterkreis Ugarits stammenden El
irgendeiner Schattierung, vielleicht sogar dem „Vater der
Jahre" (vgl. J. Friedrich, Ras Schamra AO 33 Heft 1/2
S. 36). Denn es ist wohl möglich, daß Kumarbi, der im
Epos*) als Vater der Götter bezeichnet wird, nachdem er
als Rächer seines Vaters Alalu den Götterkönig Anu be¬
siegt und an den Füßen aus dem Himmel herabgezogen
hatte, von den churrischen Einwohnern Ugarits mit jenem
semitischen Götterbaupt in Verbindung gebracht worden
ist. Vielleicht ist denn auch mit il an (Z. 7) dieser Gott Anu
gemeint. Das ilin (Z. 12) (s. u. S. 574) gehört aber wohl
nicbt hierher.
1) Auch Gastbb a. a. O. 168 (s. S. 555 Anm. 2), der übersetzen will:
„those who dwell in the fields, open land, and those who dwell in the cities" und für den Gegensatz „beduin fellahin" einige Beispiele bringt.
2) Das auch ins Hethitische übersetzte churrische Epos von Ku¬
marbi liegt in den Texten KUB XII 65 und XVII 7 ediert aber un¬
bearbeitet vor, eine Anzahl wichtiger Stücke, z. B. Bo 2388, sind noch unveröffentlicht. Auch die churrische und zugleich wohl Originalfassung existiert in einigen Bruchstücken.
s
562 C.-G. V. Bbandenstein, Zum Churrischen a. d. Ras-Schamra-Texten
Z. 10 tsb (vgl. tS^psn Z. 49?)
= Gott Tesub. Es sind hier die Tesub von den drei Städten
hJbS^ (ob wirklich Halpa = Aleppo?)*), einer Stadt, deren
Name auf ]zs^ oder ]bs^ ausgebt, und Ugarit = Ras Scham¬
ra genannt. Das Suffix der Herkunft -h (s. bei trh-, aUh-)
ist bier nicht zu erwarten (so wollte es Fr. 127), denn in
der Verbindung Gottheit der Stadt X. steht in cburrischer
Konstruktion der Stadtname -f hi gewöhnlich voraus,
z. B. "^^^Sa-mu-ha-hi ^ffe-pat KUB XXVII 1 II 39,
^^'"A-ri-na-hi »UTU Bo 3068 Vs. 6 u. a. m. Über
s. S. 575.
Z. 15 iikSs^ i\m.
In dreizehn Fällen von siebzehn möglichen steht nach
iSr hSr hSlS ein bekannter Gottesname (im ersten oder
zweiten Wort). Es scheint mir deshalb sicher, daß auch
in den noch nicht bestimmbaren Wörtern an dieser Stelle
ebenfalls Namen oder Beinamen von Gottheiten vor¬
liegen. Zu diesen würde iikS^ ifm gehören.
Z. 17 ddmS
ist eine Gottheit (s. das zu Z. 15 Gesagte), die m. W. im
Bogazköy-Material nicht vorkommt, vielleicht also auf
das südwestchurrische Gebiet beschränkt war. Gaster
a. a. 0. 171 denkt an Bossert's Dadamimma§ (AfO
VIII 287). Dafür würde man aber eher Ddmm oder Dtmm
erwarten.
Z. 20 admn (auch Z. 43, adm Z. 42).
Vielleicht Göttin Adamma (s. Bauer a. a. O. Nr. 4 Anm. f).
Z.22 Su[SA:]?
Die Ergänzung zu 'iu§k = Göttin Sauäka (churrische
lätar) gerade an dieser Stelle hinter iSr hSr hSlS (s. zu Z. 15)
ist in Anbetracht ihres häufigen Vorkommens in Ras
Schamra (Fr. 129*) wohl möglich.
Z. 29 a&tb
= Gott AStabi (Bo 4811 II 24 ^AS-ta-ua) Fr. 129, 131.
1) Vgl. auch die Stadt VKVffal-bi-ni in dem Ras-Schamra-Text Syria XII Nr. 1,13, 26 (PI. LXXVI).
C.-G. V. Brandenstbin, Zum Churrischen a. d. Ras-Schamra-Texten 563
Z. 32 f. hdn hdlr
= Hutena Hutellurra Fr. 130. Es handelt sich um eine Grup¬
pe von Göttinnen, über die an anderer Stelle gehandelt
werden soll. Sie entsprechen, wie sich aus dem Vergleich
hethitischer Ritualstellen ergibt, den °GUL-M ^MAH?^'^.
Z. 35 pSSph
= Gott Pi§a(i)saphii) KBo V2 III 4 ^Uii-Sa-i-Sa-ap-hi)
Fr. 127, 129f.
Z. 38 'smg
= Gott Simigi = °UTU (Vorwort zu KUB XXVII Nr. 1)
Fr. 130.
Z. 38 kiu
könnte einem keilschriftlich öfters belegten ki-i-ue^, gi-e-
utta unbekannter Bedeutung entsprechen. Die Schreibung
mit -i-i/e- ist nicht nur graphische Abundanz, sondern
stebt in einigen Fällen für /, z. B. Si-ia, pl. Si-i-e-na^).
1) Ableitung mit dem Suffix der Herkunft und einem noch
nicht erklärbaren -p- davor vom Stamm piSaii-, der zunächst in dem
Amarnabrief 22 belegt ist: 14:1 oiku-duh-hu Sa bi-Sa-iS GUSKIN
GAR.RA = „1 Peitsche aus Bisais mit Gold überzogen." (Daß ilduhhu ,, Peitsche" heißt, ergibt sich auch aus Bo 5693 I Iff., wo von einer Statue der Göttin Pirwa, die auf einem Pferde steht und in der rechten Hand ein ^ du-pa-u-x-[, in der linken ein el-du-hu aus Silber hält, die
Rede ist. Darf man der hethitischen Schreibung vertrauen, so wäre die
Unklarheit, ob d/tah- oder d/tufi- zu lesen ist, nun zugunsten des letzteren
beseitigt. Vgl. die von v. Soden, OLZ 1933 Sp. 738' gegebene Her¬
leitung aus sum. eS-da^ = ,, doppeltes Seil".) Die zweite Stelle I 41:
/ ad-du Sa bi-Sa-iS mit Gold überzogen {addu nach Bezold, Glossar s. v.
„Bumerang"? „Wurfholz"?). Beide Stellen zeigen, daß biSaiS wahr¬
scheinlich eine Holzart ist, denn vergoldete Gegenstände wie Peitsche
und Wurf holz (?) sind doch wohl nur aus diesem Material zu denken.
Aber Landsbeboeb Fauna 143'): biSaiS ein Tier. Nun ist aber aus den
Verträgen (KBo 14 IV 29, V 9 IV 12) auch ein Gebirge Pi-Sa-i-Sa be¬
kannt, das in einer Gruppe nach Lablana und Sari^ana genannt wird.
Es kann deshalb nicht zu weit vom Libanon und Sirjon (vgl. Psalm 29, 6)
(s. Fbibdbich, Vertr. MVAG XXXI 1926 S. 47) entfernt gelegen sein.
In dem heth.-churr. Ritual XXVII 11, 3 ist es in der Schreibung Pl-i- Sa-i-Sa ebenfalls belegt. Von diesem Gebirge werden der Gott Pisaisapbi
und vielleicht auch die Holz- (oder Tier?)art ihren Namen haben.
2) iSi/eia, auch Siu, heißt, wie sich aus Ritualstellen wie loSi-tar-bu KUB XXVII 13 I 22: Si-ia Si-tar-bu XXV 44 II 16: Si-tar-bu-ul Si-i-e-
564 C.-G. V. Brandenstein, Zum Churrischen a. d. Ras-Schamra-Texten
Z. 41f. irSblp
= Gott Irsabbi Fr. 130 f.
Z. 44 f. snt.
Frikdrich will OLZ 1937 Sp. 518 daran festbalten, daß
hier 'nt = Göttin 'Anat gemeint ist. Dagegen spricht, daß
der Schreiber, um dies nur hier auftretende 'Ajin zu be¬
zeichnen, sich entweder der Spezialf orm des Textes Nr. 55:
A mit einem Kreis darum = ' zum Unterschied von A = s
(s. Bauer a. a. 0. S. 26 Vorbem. zu Nr. 55) bedient hätte,
oder überhaupt in churrischer Sprachauffassung anstatt
' ein a (', >->-) geschrieben hätte. Da aber auch das 'nt der
Götterliste Nr. 50 (Syria XII 398) Vs. 2 gar nicht exi¬
stiert (s. Friedrich a. a. 0. u. sofort), wäre dies der
einzige und noch dazu zweifelhafte Beleg für die semi¬
tische Göttin in den churrischen Texten. An der eben zi¬
tierten Stelle lesen nun Friedrich und Eissfeldt (Forsch,
u. Fortschr. 12 [1936] S. 378ff. und „Philister und Phö¬
nizier" S. 16f. Anm. 3)*) Tnt = Göttin Tanit, wodurch
sich die seltsame Parallele eines Götterpaares ffmn (s.
S. 566 f.) Tnt zu dem späteren karthagischen Baal Hammon
und Tanit ergäbe. Zweierlei spricht gegen Tnt (= Tanit) :
Zunächst läßt sich die Zeichengruppe >->-t>-c^>-|^ des strit¬
tigen Gottesnamens nicht nur tnt-d, sondern auch Snt-d
und sogar an-d lesen. Dann aber ist das hethitisch-chur-
rische Götterlistenschema, das die männlichen und weib¬
lichen Gottheiten getrennt aufführt, auch hier in der Ras-
Schamra-Liste gewahrt. Die weiblichen Gottheiten be¬
ginnen erst Vs. 6 mit ffpt (= Hepat). Aus diesem Grunde
kann in {Tnt), Snt oder An nur eine männliche Gottheit
gesucht werden. Der in Ras Schamra verkürzten Reihe:
ni-eä XXVII 46 IV 1, und Komplementierungen wie ID-;a XXVII 46
I 14 ergibt, „Fluß", „Wasser". Der genauere Nachweis erfolgt an
anderer Stelle. Nur nebenbei sei auch auf die Ähnlichkeit mit dem
türk. ««(/')- hingewiesen. (Zu Sitarbu vgl. L. Oppenheim, OLZ 1937
Sp. 5 und J. Friedrich, ZDMG 1937, 213 Anm. 3.)
1) Inzwischen ist O. Eissfeldt in OLZ 1937 Sp. 598f. von Tnt
wieder abgekommen und will zu 'nt zurückkehren.
C.-G. V. Bbandenstein, Zum Churrischen a. d. Ras-Schamra-Texten 565
Wettergott fimn (s. S. 566) — Gott {Tnt), Snt oder An —
Sonnengott Smg — Gott Nbdg — Gott PSSph entspricht
die vollständigere der Bogazköy-Texte: Wettergott —
DNIN.URTA-ti'i) (Bo4811 II 19) oder „des Wettergottes
reiner Bruder" (KBo V 2 II 59) oder '"NIN.URTA
^A-ni (Bo 7968, 5f.) oder »IB (KUB XXVII 13 I 4) —
Kumarbi — Ea — Mondgott — Sonnengott — „Vater¬
gottheiten" oder °LAMA — Astabi — Nupatik oder
Zababa (Bo 7968, 13) oder Nergal Saumatar'') (XXVII 1
I 621.) — Pisasaphi — ... Hiernach entspricht dem
Ras-Schamra-Gott in der Lesung Snt am besten der
Kriegsgott NIN.URTA-ii*) und in der Lesung An offen¬
sichtlich der alte Göttervater Anu (s. o. zu Z. 6). Eine
Entscheidung würde ich ohne das Original gesehen zu
haben nicht wagen.
Schließlich muß man noch in Erwägung ziehen, ob nicht
der luwische Gott Santa(ä), der sehr wohl auch in der
internationalen Küstenstadt Ugarit verehrt worden sein
könnte, mit Snt gemeint sein kann. So würde es für Ugarit
nicht schlecht passen, das hier vorliegende Snt amrn als
,,Santa(s) von Amurru" aufzufassen ^), wobei allerdings
wieder eine enge Verbindung anstatt einer regulären
Genetivverbindung anzunehmen wäre. Diese Vermutungen
gehen aber im Gegensatz zu der Annahme einer Göttin
('Anat, Tanit) von der guten Grundlage eines im Prinzip
eingehaltenen Götterlistenschemas aus.
Z. 47f. ibnkl.
In diesem Namen kann aus anderen Gründen als Fr. 129
(und so auch Bauer a. a. 0. 70) annimmt, nicht *'^Abbu
^NIN.GAL (vgl. Hroz.vy, Archiv Orientälni 4 S. 120f.,
126 f.) sein. *^Abbu ist vielmehr Gott Umbu zu lesen
nacb !M-um-ttu„ KUB XX 93 16, ^U-um-bu ^NIN.GAL
1) Vielleicht ist aber auch NlN.URTAri = Ninurti zu lesen.
Dann entfiele hier snt als Möglichlceit.
2) Das t von iaumaJar jetzt gesichert durch Bo 2581 11 6DNERGAL iu-ma-ta-a-r[i.
3) Auch Gaster a. a. O. 163 sieht in amrn (,,Anat of) the Amorites".
566 C.-G. V. Brandenstbin, Zum Churrischen a. d. Ras-Schamra-Texten
XXV 46 11115, ^U-um-pa-aS XXV 49 III 30, lUm-bu
XXVII 8 Vs. 8 und an zahlreichen unveröffentlichten Stel¬
len. Umbu muß ein Name für den Mondgott (°XXX) sein,
wie sich aus der Tatsache ergibt, daß einerseits die Grup¬
pen, unter denen auch ^Umiu "NINGAL vorkommen,
immer Götterpaare bilden (als Ausnahme KUB XXVII 1
II 44), und sich KUB X 92 II 27, (V 6) an für ^Umiu zu
erwartender Stelle °XXX ^Ni-[iggal o. ä.] findet, anderer¬
seits °XXX nach XV 3 15 und den akkadischen Götter-
Usten bekanntlich Gemahl der Göttin Ningal ist, und
schbeßlich KUB XVI 28, 6 eine komplementierte Schrei¬
bung ^XXX-ba belegt ist. Zum churrischen Mondgott
KuSa/uh^) an anderer Stelle.
Demnach müssen ibnkl und wohl dazugehörig pdgl^)
Namen einer anderen Gottheitengruppe sein.
Z. 50 Ttidg
= Gott Nupatik, Fr. -130. Zur Aussprache vgl. die inter¬
essante, offenbar auf einem Hörfehler beruhende Schrei¬
bung KUB XXVII 13 I 6 ^Lu-pa-ki-ta.
Z. 51 hmn,
auch belegt in der kleinen Liste Virolleaud, Syria
XII 389 f. in der Form hmn-n-d, wird, wie an anderer
Stelle näher ausgeführt werden soll, keilschriftlich ^ffa-^
ma-ni (Bo 8328,3), ^ffummuni{S) (s. schon Hrozny,
Archiv Orientälni 4 S. 118—129) und ffamanna (Nuzi)
1) Daß DXXX im Churrischen 'OKuSajuh zu lesen ist (vgl. L. Oppen¬
heim, AfO XII S. 33), ergibt sich aus DXXX-u^ XXVII 25, 9: ^Ku-
Su-ub-ha ibd. 12, 13, l>Ku-Su-hu-u-b[i ibd. 13. Dazu l>Ku-ü-Sa-ah
XXVII 38 II 16, JiKu-ü-Su-uji ibd. 11. In Nuzi ist er ein häufiges
Namenselement, z. B. in A-ri-Ku-iu-ufi N 242, 19 u. a. A-ri-ib-Ku- ia-ali N.260, 17 u. a., Ku-Su-uli-A'ri N 283, 17, dazu vgl. akkadische
Bildungen wie oxXX-i-din-na N 248, 17 u. a. Auch der Name des be¬
kannten Königs von Kargamiä "»LUGAL DXXX-uft (dazu vgl. wieder
n»LUGAL DXXX N 43, 9) gehört hierher und ist Sar-KuSuji zu lesen.
2) Vielleicht enthält pdgl den Gottesnamen DPi-en-ti-kal-li XXVII
13 I 20. Zur Reduktion von n vor ( vgl. Ehelolf, Vorwort zu KUB
XXVII zu Nr. 46, allerdings würde man dann lieber ptgl erwarten (zur
Doppelkonsonanz s. u.).
C.-G. V. Brandenstbin, Zum Churrischen a. d. Ras-Schamra-Texten 567
geschrieben und ist Name eines nach 1800 v. Chr. im
ganzen vorderen Orient, in Syrien, Kleinasien bis zum
Zagrosgebirge bin verbreiteten Wettergottes (ideograph.
Schreibung meist °1SKUR, aber auch °U). Später lebte
er in Karthago als Baal Hammon fort. Der Grund seiner
Verbreitung ist vielleicht darin zu suchen, daß sein Kult
offenbar von einer Gegend ausging, die schon seit alters
bedeutender Anziehungspunkt der Kulturvölker war, den
bauholzreichen Gebirgen Nordsyriens.
Z. 55 f. in trhn in a^thn
sind ganz deutlich die enna turuhina enna akuhina = „die
männlichen (und) weiblichen Gottheiten" (vgl. inzwischen
bei Friedrich, OZL 1937 Sp. 519 + Anm.), die in fast
allen churrischen Götterlisten zusammenfassend am Ende
stehen. S. zu „männlich" und „weiblich" Fr. 123*. Analog
dem aucb sonst bekannten Stamm aSt- = „Frau" ist der
Stamm tur- = „Mann" anzusetzen. Vielleicht darf man
aus der Tatsache, daß beide zur Namensbildung benutzt
werden (s. sofort), auf übertragene Bedeutung, etwa
„Mann" > „Stärke", „Männlichkeit" und „Frau" >
„Schwäche", „Weiblichkeit" o. ä. schließen. Bei den weib¬
lichen Namen ist die Bildung klar zu erkennen; ^^^AS-te
Nuzi 428, 3,14, ^^^AS-ta-Me-ri Nuzi 197,1, ^^^AS-du-a-a
Gadd 76, 11, AS-du-a-ka Gadd 82, 25, ^^^AS-du-un-
na-a-a Nuzi 431, 6, ^''^AS-tu-e AfO IX 46; 100, 37, ^^Mi-
tu-ha Louvre Lettres et Contrats 1 109,14 u. a. Schwieriger
zu beurteilen ist die Bildung mit tur- bei männlichen Namen,
weil damit gerechnet werden muß, daß mit tur- noch ein
anderer Stamm anderer Bedeutung gemeint ist (vgl. z. B.
R.-S.-Vokabular: turi = KI = „unten", Gegensatz:
ai-hu = AN = „hoch", ,,oben"). Solche Namen sind:
Du-ur-Sarru Nuzi 235, 17 u. a. (auch mit dem Zeicben tur
geschr.), DjTu-ra-ri Nuzi 239,33 u.a., Du-ra-ar-Te-Sub
Nuzi 2 94,4, 5 u. a., Tu-ra-Sa-ri-a JAOS 47, 201, 58,
Tu-ri-Ki-in-tar Nuzi 90,10 = Du-ur-Ki-in-tar Nuzi
325, 21, Tu-ri-Se-en-ni Nuzi 217, 21 = Tur-Se-en-ni Nuzi
82,1. Immerhin könnten aber mit der oben vermuteten
568 C.-G. V. Brandensteik, Zum Churrischen a. d. Ras-Schamra-Texten
Bedeutungsverschiebung von „Mann" > „Stärke",
„Männhchkeit" diese Namen erklärt werden; z. B. Dur-
ar-TeSub — ,, Stärke gibt Te§ub"(?), Tur-Senni =
„Stärke des Bruders" o. ä.
Dieselben Adjektiva trh und asth tauchen im folgenden
in deutlich abzutrennenden Gruppen wieder auf: trh-n-m
tSb-d parallel aSth-n-m hbt-t und iSr trh-nSr iSr asth-nSr. Auf
die Frage nach den hier auftretenden Suffixen kann ihres
Umfanges halber noch nicht eingegangen werden (s. u. die
Suffixliste). Ein Übersetzungsversuch von Z. 55 f. lautet:
„die männlichen Gottheiten (und) die weiblichen Gott¬
heiten, (und zwar) die männlichen zu Tesub, die weiblichen
zu Hepat .. .•"
Z. 60 hbt
= Göttin Hepat, Fr. 130.
Z. 60 hmrbn
wohl sicher abzutrennen hmr-b-n, gibt ein wie folgendes
pb-n in die Sphäre der geographischen Elemente gehöriges
ha-ma-ri^), ffa-ma-ar (n. p.), hu-u-ma-ri, ha-am-mu-ri,
ffu-um-mu-ru (n. p.) hierher?, (fi) ha-am-ri, ^ffa-am-ri,
ha-mar-ri-ta, hu-u-ma-ru-uh-hi wieder. Es ist vielleicht
Genetiv zu dem folgenden pb-n.
Z. 60 pbn (s. Z. 30)
= papajenna (KUB VIII 61 IV 11 (16); XII 44 II 23;
XX 95 Vs. 2, 5, 8; XXV 44 V 4; XXVII 38 I 6, 13,
II 13, 19, III 2; 42 Vs. 10; 46 IV 30; 48 IV 1—23 und
zahlreiche unverölTentlichte Stellen). Über die gesicherte
Bedeutung pap- = „Berg", PI. papajenna = ,, Gebirge",
^^^Papahhi — das „Gebirgige" (Land) als Name einer
Landschaft im Nordosten Assyriens, und ^^papahhu
(Nuzi) als Himmelsrichtung = ,, Osten" wird an anderer
Stelle ausführlich gehandelt werden. Sie ergibt sich aus
1) Die Belege sind in entsprechender Reihenfolge: Bo 2892 1 7;
Nuzi 305,16; KUB XXVII 24 I 4f.; XXVII 42 Vs. 31; HSS V 60, 30;
KUB V 7 I 54 und XVIII 41 Vs. 20; TCL IX 57, 18; KUB XXVII 28
IV 3; XXVII 42 Rs. 22.
C.-G. V. Brandenstein, Zum Churrischen a. d. Ras-Schamra-Texten 569
dem Vergleich von Gebirgslisten (z. B. KUB XX 95,
XXVII 48).
Z. 61 g^hp.
Man ist zunächst im Zweifel, ob bier geShi = ''"^"SU.A-
hi/ki = „Sitz", „Thron" (KUB XXVII 1 II 30f. u.a.:
XXV 44 II 5 u. a.) (vgl. auch Ehklolf, OLZ 1926 Sp. 768)
mit folgendem Suffix p, oder der Name des churrischen
Mondgottes Ku§a/uh (s. o. Z. 47 f.) +p vorliegt. Während
aber Ku§a/uh nie mit g(gu-) geschrieben wird, lautet geShi
unter den mir im Augenblick bekannten vierzehn Belegen
immerhin fünfmal mit gi-, einmal mit hi-, die restlichen
Male mit ki- an. Aus diesem Grunde scheint geShi eher für
gshp in Frage zu kommen.
Z. 62 sr Sin.
Hierin sind unschwer die auch im Bogazköy-Material eine
Gruppe bildenden Wörter Seri Seiani (XXVII 1 II 61
und unveröffentlicht) unbekannter Bedeutung (vgl. viel¬
leicht S. 563 Anm. 2) zu erkennen. Die am Ende der
meisten Abschnitte stehenden Wörter tmr-nnk (Z. 5, 31),
ar-S-nnk (Z. 9, 16, 28, 34, 401), hd-S-nnk (Z. 14, 21, 37, 46,
59, 62), t§^-S-nnk (Z. 49) sind sicherlich als verbale Formen
zu betrachten, die auch im sonstigen churrischen Material
am Ende des Satzes stehen können. In ar-S-nnk und
hd-S-nnk scheinen die Stämme ar- = „geben" und hut-
unklarer Bedeutung (adire?) (vgl. Gustavs, OLZ 1912
Sp. 244) vorzuliegen. Das Endsuffix -k könnte unter Um¬
ständen das Negationssuffix des R.-S.-Vokabulars -ki
(I 16 hili-Su-ki = „er sprach nicht") sein?
Nach diesen Bemerkungen zum Text ergeben sich mit
den schon bekannten Namen (Fr. und Bauer a. a. 0.)
(mit ° versehen), folgende Wortübereinstimmungen:
Namen
an amr
ain (50 Vs. 8; 4, 51)*)
(4, 44f.)
(4, 7; 50 Vs. 2)
= "»AUani
= Amurru (?)
= °Am{?)
1) Zitate mit Zahlenbeginn nach Bauer a. a. O. (In 50 fehlt Z. 6.)
Zeitachrift d. DUO Bd. tl (Neue Folge Bd. 16) 39
3 S
570 C.-G. V. Brandenstbin, Zum Churrischen a. d. Ras-Schamra-Texten
astb (4,29,31) = °°Astabi
adm (4, 20, 42, 43) = °°Adamma
hmn (50, Vs. 1; 4, 51) = °Hamani, ""^Hummuni
u. ä. = °lSkuR(U)
m (4, 56, 60, 62; 35, 5 n
Syria XV 153 Z. 5) = °°Hepat
hpt (50 Vs. 6) J
hdlr (50 Vs. 9; 4, 32, 33) = °°Hutellura = "MAH?^^
idn (50 Vs. 9; 4 32, 33) = °°Hutena = °GUL-§e§
(4,10) = "UJ^UHalpa (?)
il (4,6—8) = El, Beiname des Kumarbi
und Ani (?)
iurSr (Syria XII 254ff.
Syria XIV 235, 1) = """Ibri-Sarri
irSb/p (4, 41 f.) = °°Ir§abbi
kmrb (4, 6-^; 7, lf., 8f.) = ""Kumarbi
nbdg (50Vs. 4;4, 50) = °°Nupatik
pSSph (50 Vs. 5; 4, 35, 37) = °"Pi§a§apbi
smg " (50 Vs. 3; 4, 38 f.) == °°Simigi = °°UTU
■Snt(?) (50Vs. 2; 4,44f.) = °Santa(§)(?)
Br (2,12,23,29) = "^^^Subari M
SwäA (Syria XV 153, Z. 2,6 ;|
4, 22 (?)) [ = °"Sa(u)u§ka = °"I§tar
SuSk (34 + 45,2, 12) '
tsb (4, lOf., 13, 56;
35, 5 (?)) = °"Te§ub = °"U (°ISKUR)
ugrt (4,11; sem. Texte) = "Ugarit = °Ras Schamra
uShr (50Vs. 7;4, 23(?);
1,13) = °U§-ha-ra (KUB XXVII
19 111 (9), 22) =°'^Iähara
1) In der Länderaufzählung nach hrj = Churri, J«j = Chatti und
alsi = Alasiia. Nach Bo 3342, 9ff. in hethitischem Kontext werden in
Kargamis Istar und Wettergott vom Lande Sabarra (KUR ^a-bar-
rau-aS-Sa-)na)) verehrt. Da es sich damit doch wohl um die Hauptgott¬
heiten in Kargamis handelt, muß angenommen werden, daß Kargami§
schon zum subaräischen Gebiet, dann sicher als sein westlichster Punkt, gerechnet wurde.
C.-G. V. Bbandbbstbin, Zum Churrischen a. d. Ras-Schamra-Texten 571
Andere Wörter :
al-n (4, 51) = allani
= die Herrin*)
aur- (4, 4, 30) = auari = Feld
ar- (4, 9,16, 28, 34, 40) = ar-
= geben
ard- (4, 4, 31) = arte = Stadt
äst-h-n (4, 55, 56, 58) =°aStuhina
= dieweiblichen(pl.)
at(i)- (4,1, 3, 4,12) = adda{i)- = Vater
hmr- (4, 60) = hajumajuri = geographisches
Element
M-U (4, zu Beginn jedes
Abschnittes) =°ha§uleS = ?
w (4, zu Beginn jedes
Abschnittes) =°hasari = ?
bd¬ (4,14, 21, 37, 59, 62) = hut-
= adire (?) (vgl.
Gustavs, OLZ
1912 Sp. 244)
in (50 Vs. 1;4, 1,3, 4,
39(?), 54f.,60f.) = enna - die Götter
iur-n (28 Rs.9;4, 51 (?)) =°eu{i)rni(-na?) = der (die) Herr(en)
kiu (4, 38) = ki-i-ue^ _ p
kid- (4, 2; 55, 8; 7, 10 f.) = keldi = Wald
gSh- (4, 61) = hjgeShi = Sitz, Thron
pb-n (4, 30, 60;35,4(?)) = papajenna = das Gebirge,
die Berge (pl.)
1) Aus dem unveröffentlichten Text Bo 9250 ergibt sich neben
anderen wichtigen hier noch nicht zu besprechenden Erkenntnissen aus
I 4f. Sar-ri DI§KUR a-kab e-bar-ni ha-\-ur-ni-ia Kl II SAL ^[Qe-pat]
na-ab-ha-ab al-la-ni [e]-S.e-na-Sa \ ni§T.\R KI II (lies: iar« TeSub ak^b eb'^r-ni hanr-ni-a . . . aSV- ffepat nah''-b af-ni eS^-n-a-S-a) und aus 112ff. DlSKUR-<>u-it[n-na?] na-a^-hu-ut e-bar-ni zil {?)-li-ü-he-ga-at-ta <, Dffe-pat-un-na na-ak-fiu-uS-ti al-la-ni zil{?)-li-ü-he-qa-at-ta a. DI[§TAR KI II (lies: TeSub^-n-a nah^-t eb<^r-ni ziliuheqatta(?), Hepat"-n-a nah^-Sti aV^-ni ziliuheqatta (?)), daß dem männlichen ebr-ni(}ia(u)ur-ni-a) = „der Herr (auf der Erde)" das weibliche a/o-ni (ei^-n-a-S-a) = „die ai" (im Himmel)" entspricht, was aus Analogiegründen dann nur „die Herrin"
heißen kann. Der Göttinnenname Allani ist demnach churrisch und
bedeutet einfach „die Herrin". Das diSTAR KI II oben zeigt, daß die Sauska (= Istar) der Allani gleichgesetzt wurde. Auch in den Götter¬
listen erscheint sie meistens neben Isvara und Sauska.
572 C.-G. V. Brandenstbin, Zum Churrischen a. d. Ras-Schamra-Texten
si-n (4,57,61) = Seiani{Siia-?) = das Wasser,
der Fluß?
Sr (in iurSr) = Sarri = König*)
'ir (4,61) = Seri (Sarri?) =? (König?)*)
tr-h-n (4, 55, 57) = ° turuhina — die männlichen
(pl-) Suffixe :
-Ä in: a^t-h-n =^''^hi = Suffix der Herkunft
pSSph ' s. Fr. 126f.
■hdlhii, 61) tr-h-n
-k in: ar-S-n-n-k = -Ä;i(?) = Suffix der Verneinung?
hd-S-n-n-k (s. S. 569)
tmr-n-n-k ts^ -S-n-n-k
•l in : hS-l-S = "-Ii = noch nicht bestimmbares
aur-'sx-l Suffix, s. S. 559 -f Anm. 3
-m in: ast-h-n-m = -m =? (vgl. Gaster a.a.O. 164)
aur-n-m ard-n-m 'smg-n-m 'sur-m tr-h-n-m
-ra- in: at-n = -na = Suffix der Mehrzahl
aur-n-m ard-n-m hd-n hmr-b-n pb-n{-S) si-n tr-h-n(-m)
1) Vgl. aber Gastbr's Lesung (a. a. O. 158 Nr. 8) von Nr. 55, 1
sr-tsb, die, wenn richtig, wahrscheinlich Sar-Tesub wiedergibt und damit die Möglichkeit eines Wechsels von S und s in dem aus dem Akkadischen
übernommenen Fremdwort Sar zeigen würde.
C.-G. V. Brandbkstein, Zum Churrischen a. d. Ras-Schamra-Texten 573
-n- in : adm-n = -ni- = Suffix der Bestimmung,
amr-n das regellos (?) an den
hmn-n-d Stamm treten kann
idrp-n (4, 42) kld-n-'s
kmrb-n-d, -n-'s pSSph-n-d {bOYB.5) Smg-n-m, smg-n-d -b- in: hmr-b-n
kmr-b- (?)
= -bi-
= Suffix der Abhängigkeit (Genitiv)
■P in: gsh-p
S^m-p{i, 36)
= ?
= ? vgl. Gaster a.a.O. 163
-S in: pb-n-S (4,30) = ?
= ? vgl. Gaster a. a. 0. 158
M-l-S = -S § 13, 8. 0. zu Z. 1
-s in: atj-n-p-s = ? = ?
kld-n-S kmrb-n-S tSb-S pSl-S (4, 36)
m (4, 37)
hdn-S-t (50 Vs. 8)
hdlr-Ht] (50 Vs. 8)
•d in : ati-n-p-d = t/da = Suffix der Ricbtung im
aln-d (50 \s. 8) Sinne: „zu", „bin"
an-d? (50 Vs. 2)
a^tb-d (50 Rs. 3)
hmn-n-d (50 Vs. 1)
kmrb-n-d (4, 7)
mSg-d (4, 39)
nbdg-d (50 Vs. 4)
pSSph-n-d (50 Vs. 5)
smg-n-d (50 Vs. 3)
Snt-d? (bO Vs. 2) tsb-d (4, 56) uShr-d (50 Vs. 7)
-t in : A6i-< (4, 56) = t/da = Suffix -d nach « und t
hdn-U (50 Vs. 9) (vgl. aber hpt-d 50 Vs. 6)
hdlr-Ht] (50 Vs. 9)
3 8«
574 C.-G. V. Bbandsksteiii, Zum Churrischen a. d. Ras-Schamra-Texten
Der Vokalbestand aus diesem Material zeigt wie im Semi¬
tischen Nj (0) = a, (3) = eji, «3(1) = « (Fr.), a und u er¬
scheinen nur im Anlaut, u als Ausnahme im Inlaut bei Suik =
'sy^k = Sauäka, i dagegen findet sich in ilin (4,12), äi«, tinm
(4, 8, 28, 33) und tlmin (4, 2).
Trotz des beschränkten Materials lassen sich für die Kon¬
sonanten schon Grundregeln feststellen. Zunächst ist es nicht
verwunderlich, daß das nichtsemitische Churrisch kein 'Ajin
kennt. In dem Text Bauer a. a. 0. Nr. 55 wird das in semi¬
tischen Wörtern notwendige 'Ajin durch einen kleinen um¬
schriebenen Kreis gekennzeichnet und so von dem sehr ähn¬
lichen % unterschieden (s. bei snt Z. 44 f.). Zum Nichtvorkom-
men von 'Ajin vgl. auch Friedrich, OLZ 1937 Sp. 518.
Ebenso verständlich ist auch das Fehlen von = h und
>^ = / (mit der sehr fraglichen Ausnahme in Umschrift-
anm. 55). Für die Explosiva gilt die Regel, daß im Anlaut
die Tenuis steht (Fr.), auch für die neuen Wörter: kiu, kld-,
pb-, tr-h; Ausnahme : gSÄ- (und dui-'S-m 35,3 ?) und der
möglicherweise fremde Gottesname ddmS (s. Bem. zu Z. 15).
Intervokalisch steht die Media (Fr.), neue Beispiele: hd-, pb-;
Verdopplung aber wird durch die Tenuis ausgedrückt (Fr.),
neues Beispiel: at = adda. Nach S steht die Tenuis (Fr.),
neues Beispiel: dSt-h-n-, hdn-^-t hdlr-i-[t], wo das normal d
geschriebene Suffix der Richtung zu t geworden ist. Nach r
steht die Media (Fr.), neues Beispiel: ard-. Im Auslaut steht
die Media, jetzt gesichertes Beispiel: t^b. Eine Ausnahme
bildet b^/pt. Von den Gaumenlauten finden sich ft und g.
Die Existenz von q in nqd (?) (4, 38) und ohne Erkenntnis
des Zusammenhanges (7, 4) ist fraglich. Über tf s. Fr. 131
und Thureau-Dangin, Syria XII 251 ff. Für |< in ajtr = auari
ist interessant, daß dieses Wort in Bogazköy meist, auch an
der einzigen Belegstelle im Mitannibrief III 1, nur mit ein¬
fachem -ua- und nicht etwa mit -ua^- geschrieben wird*).
Anders dagegen verhält es sich mit su^k, iur und kiu, wo
-V- = -yUu" = 'V^e'i 'V^r oder -ib, und = -ua^ ist.
1) Aber a-iiaa-ru-ul-li S. 559 Anm. 3.
C.-G. y. BRANDBusTEnr, Zum Churrischen a. d. Ras-Schamra-Texten 575
Das Suffix der Abhängigkeit aber, das in Bogazköy als -ttCg,
-tti'i, -bi, im Mitannibrief als -ib-ua-e, in Nuzi als -ua erscheint,
wird durch -b wiedergegeben. Von den Hauchlauten kennt
das Churrische offenbar nur h (vgl. aber Umschriftanm. 16),
Hierin ginge es demnach mit dem Sumerischen und dem
Akkadischen parallel, denn dieses hat gerade unter dem Ein¬
fluß von Nichtsemitischem von den Hauchlauten nur h er¬
halten (Brockelmann, Vergl. Gramm, d. Sem. Spr. 1908,
S. 49). Beispiele für A in der Wort- und Suffixliste.
Das bisher unklare und umstrittene (s. Fr. 126*) Zei¬
chen ^ (Friedrich, AO 1933, S. 22, Fr. 126 und Bauer
a. a. O. S. 66) ist ebenso wie das <{>- der ViROLLEAun'schen
Kopie von Nr. 4 weiter nichts als eine Form von = %, gut
zu beobachten in den Texten Nr. 7 und 34 -f 45. Es ist oben
mit ^wiedergegeben. entsteht nämlich durch einen Waage¬
rechten, über den ein Winkelhaken gedrückt wird. Je nach¬
dem, wie dieser Winkelhaken durch verschobenen Druck
kurz, lang oder breit angesetzt ist, entstehen scheinbar ver¬
schiedene Zeichen wie 3^ >^ die aber alle nur
Varianten für s sind. So verhält es sich auch in den semiti¬
schen Texten Nr. 6 und 14, aus denen ich s und x der Um¬
schrift Bauer's mit den Zeichen auf den Photographien (Syria
XII PI. LXXVIII f.) vergleichen konnte (Nr. 6,3 11 nabk,
14 '%qbm, 19 M, 31 Sdp : Nr. 6, 9 Ixrk, 10 ktxrk, 24 mr{xß) ('/t),
Nr. 14, 7 xrn). Es wäre von berufener Seite zu prüfen, ob
nicht auch in den übrigen semitischen Texten in vielen Fällen
s anstatt x zu lesen und gegebenenfalls lautgesetzlich zu ver¬
treten wäre. Für das Churrische wird durch die Erkenntnis
von §x = ^ leider nichts Sprachliches gewonnen.
Von den Zischlauten stehen neben deutlich unterschie¬
denem s und S (Fr.), s. aber S. 572 Anm., die beide durch silben¬
schriftliches S wiedergegeben werden, auch noch s, z und s.
Das Zahlenverhältnis selbständiger Belege ist allerdings ein
sehr ungleiches: s 37, S3l,sb,z5,s2 (ohne Erkenntnis des
Zusammenhanges nur in Nr. 7, 5 f.). Danach hat es unbedingt
576 C.-G. V. Bbandbnstbin, Zum Churrischen a. d. Ras-Schamra-Texten
mehr als zwei Zischlaute gegeben, nur läßt sich leider für die
letzten drei (s, z, s) keine Silbenschreibung sicher heranziehen.
Wenn man wirklich erwägen darf, ob sbl (4, 8) (vgl. aber
Umschriftanm. 9) nicht der ähnlichen Umgebung halber mit
sbl (4,27,33) gleichzusetzen ist, müßte damit gerechnet
werden, daß es sich um einen Zischlaut handelt, den die alpha¬
betische Schrift von Ras Schamra ursprünglich nicht kannte,
womit also die Churrier als Erfinder dieser Schrift (so Bauer
a. a. 0. 66) ausscheiden. Dagegen spricbt auch die geringere
Anzahl von Zeichen, mit denen das Churrische auskommt.
Schließlich bleibt noch über r zu sagen, daß es im Anlaut
nur einmal und unsicher belegt ist in rn[ (4, 24). Das paßt
zum übrigen churrischen Material insoweit, als die Belege für
anlautendes r dort ganz selten sind und vielleicht Wörter
fremder Herkunft vorliegen. Z. B. ri-ip-pa KUB XXVII 46
IV 21, ri-mi-el-ku[ (?) VBoT 59 III 8, ri-ta-an-[ XII 44 II 11;
die beiden letzten Belege könnten natürlich auch talmelku[-
und taüan[- gelesen werden. Der churrische Konsonanten¬
bestand scheint mit Friedrich's Feststellungen und den
obigen Ausführungen'vorläufig im wesentlichen klargestellt
zu sein. Aufschlüsse über den Vokalbestand sind nun weiter
aus dem silbenschriftlichen Material zu erwarten.
Zum syrischen Text der Clementinen Von Wilhelm Frankenberg-Marburg
In „Texte und Untersuchungen zur Geschichte der alt-
christhchen Literatur", 48. Band, 3. Heft, habe ich die syri¬
schen Clementinen mit griechischem Paralleltext heraus¬
gegeben*).
Die sog. pseudoclementinische Literatur hat in der Be¬
wertung sehr wechselvolle Schicksale durchgemacht. Für die
von der Hegeischen Philosophie beeinflußte Tübinger Schule
war sie von hervorragender Bedeutung, weil man in den dort
geschilderten geistigen Zuständen ein brauchbares Mittel zu
haben glaubte, die Konstruktion der kirchlichen Entwicklung
des Urchristentums geschichtlich zu begründen. Während
Baub (1831 ff.) die in Homilien und Rekognitionen geprägte
Materie als ziemlich einheitliche Größe verwandte, ist seit
Hilgenfeld (1848) insofern ein großer Fortschritt festzu¬
stellen, als man begann, die beiden Typen kritisch zu ver¬
gleichen und auf ihre Übereinstimmung und Abweichung zu
achten ; man suchte Kriterien für das Verhältnis beider Grö¬
ßen zueinander zu gewinnen. Diese Entwicklung, die durch
die Frage nach der Priorität zwischen Homilien und Recog-
nitionen und schließlich durch das Suchen nach einer beiden
gemeinsamen Quelle, nach einer „Grundschrift" gekennzeich¬
net ist, ist durch die Hypothese von Waitz (1904) zu einem
gewissen Abschluß gekommen ; mit msuicherlei Einschränkung
bat jene Hypothese, hauptsächlich durch Harnack's Ein¬
treten, in weiten Kreisen Anerkennung gefunden, nicht ohne
gewichtigen Widerspruch zu erfahren.
1) Die syrischen Qementinen mit griechischem Paralleltext. Eine
Vorarbeit zu dem literaturgeschichtlichen Problem der Sammlung,
Leipzig 1937.