Eidgenössisches Volkswirtschaftsdepartement EVD
Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil ACW Extension
Invasion der Glasflügelwanze Liorhyssus hyalinus
(Auszug aus Gemüsebau-Info Nr. 12/2009, 3.06.2009)
Serge Fischer, Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil ACW
In der hochsommerlich warmen Auffahrtswoche ist plötzlich weit verbreitet die Wanze Liorhyssus hyalinus in grossen Anzahlen an verschiedenen Ge- wächshauskulturen aufgetreten (insbesondere an Tomaten, aber auch an Auberginen, Gurken, Zucchetti und Erdbeeren).
Abbildung 1: Erwachsene Wanze Liorhyssus hyalinus aus der Familie der Glasflügelwanzen (Rhopalidae).
Foto: H. Günther, Sprendlingen (D).
Es handelt sich um ein hübsches, kleines und dennoch robust wirkendes Insekt von 6-7 mm Länge, welches grau-braun bis schmutzig-rosa gefärbt ist. (Abb.1).
Mit der Lupe ist unter den halbtransparenten Flügeln die dunkle Rückenfläche des Hinterleibs zu sehen. Dieser ist mit hellen Flecken verziert, die in Form eines Kreuzes angeordnet sind. Die Flügel sind mit gut sichtbaren Adern versehen und tragen seitlich zwei rötliche Flecken. Die karminroten Eier werden in kleinen Hau- fen gut sichtbar an oberirdischen Teilen der Wirtspflanzen abgelegt, oft in der Nä- he der Aufleitschnüre der Kultur (Abb.2). Die Nymphen (Larven) sind ebenfalls rot gefärbt.
Anhand der genannten Merkmale lässt sich die Glasflügelwanze leicht von den Wanzen der Gattung Lygus unterscheiden. Lygus-Wanzen sind nicht nur viel schmächtiger, sie legen auch ihre Eier für uns unsichtbar im Pflanzengewebe ab.
Ausserdem sind ihre Nymphen grün gefärbt.
Die Wanze L. hyalinus kann sich an verschiedensten Pflanzenarten entwickeln und ist ein Kosmopolit. In der Schweiz kommt diese Art natürlicherweise an war- men Standorten vor und hat bislang noch keine Schäden an Kulturpflanzen verur- sacht.
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Es ist sehr wahrscheinlich, dass diese Glasflügelwanzen mit den warmen Luft- massen vor rund 14 Tagen aus dem Mittelmeerraum passiv nach Mitteleuropa verfrachtet wurden. Ähnliche Invasionen wurde parallel im Südosten Frankreichs und in Süddeutschland beobachtet. Insbesondere aus dem Raum Lörrach bis Achern wird ein starkes Vorkommen gemeldet. In der Schweiz ist das Flachland, ebenso wie das Wallis und das Tessin flächendeckend besiedelt worden.
Abbildung 2: Durch die rote Farbe sind die Eigelege der Liorhyssus-Wanze sehr auffällig.
Foto: Julien Mourrut-Salesse (UMG).
In der Kultur halten sich die adulten Wanzen mit Vorliebe in den oberen Teilen der Pflanze auf, zum Beispiel in Triebspitzen und Blüten. Es ist im Moment nicht be- kannt, ob durch die Glasflügelwanze wirtschaftlich bedeutende Schäden entste- hen. Offensichtlich verursachen die erwachsenen Tiere keinen direkten Schaden, so dass sie nicht bekämpft werden müssten. Hingegen wird es notwendig sein, die Nymphen, die jetzt schlüpfen, aufmerksam zu überwachen. Die Beobachtungen der Berater in den betroffenen Kulturen und in unserem Labor werden es ermögli- chen, Ihnen bald umfassende Informationen zu diesem Thema zu liefern.
Serge Fischer
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