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Archiv "Afghanistan: Die Diplomaten gehen — das Rote Kreuz kommt" (26.01.1989)

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HOSPITAL

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Bisher waren die Hilfsorganisationen in der Regel nicht in Afghanistan direkt vertreten, sondern in Grenznähe in Pakistan. Hier zum Beispiel das IKRK-Hospital in Peshawar

Afghanistan:

Die Diplomaten gehen — das Rote Kreuz kommt

Am 15. Februar will die Rote Armee Afghanistan vollständig ver- lassen haben. Bis dahin halten die Kämpfe an, ja, sie werden heftiger.

Die Botschaften schicken ihr Perso- nal nach Hause. Unterdessen treffen Mitarbeiter des Internationalen Ro- ten Kreuzes in Kabul ein.

„Wir arbeiten hier mit dem Se- gen beider Seiten, das heißt sowohl der Regierung als auch der Opposi- tion", erklärte Jean-Jacques Fre- sard, Leiter des Teams des Interna- tionalen Komitees vom Roten Kreuz in Kabul. Die Stadt wird regelmäßig von den Mudschaheddin-Stellungen in den umliegenden Bergen aus un- ter Raketenbeschuß genommen, so daß einige Botschaften, einschließ- lich der amerikanischen Vertretung, äußerst skeptisch waren, als das IKRK im Oktober mit dem Bau ei- nes 50-Betten-Hospitals in Kabul begann.

Inzwischen hat das Rote Kreuz seine Kapazitäten ausgebaut und wird bald über 120 bis 150 Kranken- hausbetten verfügen. Gegenwärtig sind 60 IKRK-Mitarbeiter ein- schließlich zweier chirurgischer Teams in Kabul tätig, die noch von weiteren medizinischen Spezialisten Unterstützung erhalten sollen. Bis- lang hat das Rote Kreuz einen Po- sten in der nordwestlichen Stadt He- rat nahe der Grenze zu Iran und der UdSSR errichtet, wo Verletzten er- ste Hilfe gewährt werden kann.

Unterdessen haben sich die Bot- schaftsgebäude in Festungen ver- wandelt mit Panzerverkleidungen vor den Eingängen und stachel- drahtbewehrten Mauern. Die Leute erwarten nach Angaben eines Di- plomaten, daß sich die Mitglieder der regierenden Kommunistischen Partei und des gefürchteten Ge- heimdienstes Khad nach dem 15. Fe- bruar in die ausländischen Vertre- tungen flüchten werden. Dort arbei- tet gegenwärtig nur noch ein Not- stab, die Angehörigen wurden alle nach Hause geschickt. „Das Rote

Kreuz geht ein Risiko ein. Kabul könnte schlimmer als Beirut wer- den` befürchtete ein Diplomat.

Die Hauptstadt ist zu einem po- litischen und militärischen Einsatz geworden, um den sich Regierungs- truppen und die rivalisierenden Re- bellen-Gruppen streiten. „Die Ge- fahr für die Zivilbevölkerung be- steht gerade in diesem Wettlauf, den sich die Parteien der Mudschahed- din liefern, um als erste in der Stadt zu sein", erklärte ein Diplomat.

Die Ärzte in Kabul sind überlastet

Die Mitarbeiter des Roten Kreuzes können solche Aussichten nicht schwanken machen: „Das ge- samte Team ist zum Bleiben bereit.

(. . .) Der größte Teil unseres stän- dig im Ausland arbeitenden Perso- nals ist sehr erfahren; einige waren bereits in Beirut und Angola" , be- richtete ein Rot-Kreuz-Helfer. „Ich bin froh, daß das IKRK Erste-Hilfe- Stationen für die Mudschaheddin in den Provinzen Kandahar, Kunar und Paktia einrichtet", erklärte er, da die Rebellen die IKRK-Teams nämlich zunächst mit sowjetischen Soldaten verwechselt hatten. Die meisten Afghanen in Kabul zeigen ihren Haß, den sie gegen die Rotar- misten hegen, ganz offen, und Kin- der bewerfen manchmal Ausländer mit Steinen, weil sie sie für Sowjets halten.

In dem Krankenhaus des Roten Kreuzes, dessen Fenster mit Sand- säcken zugestopft wurden, sind die Ärzte überlastet: Amputationen von durch Minen zerfetzten Gliedma- ßen, Versorgung von Schrapnell- wunden und schweren Verbrennun- gen sind an der Tagesordnung. Un- ter den Brandopfern sind häufig Kinder, die von Magnesiumleucht- kugeln der Luftabwehr getroffen wurden. Damit sollen die nur in zwölf Kilometer Entfernung von der Hauptstadt abgeschossenen Boden- Luft-Raketen der Mudschaheddin abgelenkt werden, die durch Wärme gelenkt werden. Am tödlichsten sind die Leuchtkugeln, die von Hub- schraubern aus niedriger Höhe ab- geschossen werden, weil sie nicht selten noch brennend auf Häuser und Menschen fallen. Den städti- schen Krankenhäusern mangelt es häufig an dem zuständigen Personal, das solche Fälle behandeln könnte, oder an Arzneimitteln, so daß die Hilfe des IKRK benötigt wird.

„Seit Frühjahr 1988 dürfen wir auch regelmäßig die Hunderte von Häftlingen im Gefängnis Pul-i- Scharki und in der Jugendhaftanstalt Dar-ul-Tabib besuchen. Wir gehen aber auch in Gefängnisse in Herat und Masar-i-Scharif", berichtete der IKRK-Teamleiter Fresard. Keine Besuchserlaubnis haben die Rot- Kreuz-Helfer hingegen für die Un- tersuchungshaftanstalten sowie für die Gefängnisse des Khad.

Gilles Bertin/afp Dt. Ärztebl. 86, Heft 4, 26. Januar 1989 (15) A-151

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