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Rezension: Neumann, Josef N. (2017): Behinderte Menschen in Antike und Christentum. Zur Geschichte und Ethik der Inklusion

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VHN 3 | 2018

262

REZENSIONEN

Neumann, Josef N. (2017):

Behinderte Menschen in Antike und Christentum.

Zur Geschichte und Ethik der Inklusion

Stuttgart: Anton Hierse- mann (Standorte in Antike und Christentum, Bd. 8).

258 S., € 49,–

Der gesellschaftliche Umgang mit Behinderung ist auf soziologischer Ebene untrennbar mit de- ren anthropologischer und naturphilosophischer Deutung verbunden. Josef N. Neumann zeigt dies in einer Reise durch die abendländische Geistes- und Sozialgeschichte der Behinderung der letzten 2.500 Jahre auf.

Am konkreten Beispiel körperlicher Missbildun- gen werden einleitend Grundbegriffe einer Ethik der Behinderung besprochen. Darauf aufbauend präsentiert Neumann anhand einschlägiger Quel- len den praktischen und deutenden Umgang mit Behinderten im alten Ägypten, dem Vorde- ren Orient und im antiken Hellenismus. Vertieft werden naturphilosophische und medizinische Reflexionen sowie ikonografische Zeugnisse griechischer und römischer Antike. Der zweite his- torische Teil widmet sich der christlichen Refle- xion behinderten Lebens. Dabei zeigt Neumann, dass die Verkündigung des Neuen Testaments mit archaischen Ursachendeutungen bricht. Bei- spiele der Exklusion Behinderter sind paradigma- tische Beispiele jesuanischen Heilungswirkens.

Davon nur teilweise beeindruckt, knüpft die spä- tere Theologiegeschichte an den antiken Speku- lationen zur Entstehung von Behinderung unter theologischen Vorzeichen an. Nach kurzen Aus- führungen zu Missbildungen im Mittelalter wer- den Behinderungen in religiöser Ikonografie der Frühen Neuzeit präsentiert. Schließlich zeichnet Neumann die Herausbildung einer Teratologie (Lehre der Ursachen von Fehlbildungen) nach und kommt abschließend auf zeitgenössische bio- ethische Fragestellungen im pränatalen Umgang mit behinderten Menschen zu sprechen.

Es handelt sich bei dem Buch um ein Überblicks- werk. In philosophische, historische, medizinische, theologische und ethische Fragestellungen wird eingeführt, ohne diese Punkte ausgiebiger zu ver- tiefen. Dieser geistes- und sozialgeschichtliche

Überblick führt insbesondere die wechselseitigen Abhängigkeiten von anthropologisch-naturphilo- sophischer Deutung und Ethos vor Augen. Das Ziehen dieser Verbindung wird allerdings weitest- gehend dem Leser überlassen. Auffallend zurück- haltend äußert sich Neumann, was handlungs- leitende Schlussfolgerungen seiner normativen Reflexionen angeht. Auf die Qualität der Arbeit hat dies allerdings keinen Einfluss. Als Überblickswerk richtet sie sich an alle, die sich mit Behinderung in praktischer, akademischer oder betroffener Hin- sicht befassen. Ihre Potenziale sind für eine Ge- genwartskritik des Umgangs mit Behinderung gar nicht groß genug zu schätzen: Unterminiert die Vernichtungspraxis gegenüber behinder- ten Menschen durch PID und PND womöglich den modernen Humanismus? Was bedeutet eine mehr- heitlich in Anspruch genommene pränatale Eman- zipation des behinderten Kindes für ein gegen- wärtiges und zukünftiges Inklusionsverständnis?

Behinderung als Thema der Lebensethik blieb bis- her vergleichsweise unterbeleuchtet. Josef N. Neu- mann hat Zugänge zusammengestellt, die für eine qualifizierte Auseinandersetzung mit dem Thema unentbehrlich sind.

Dipl.-Theol. Dorian Winter, MA CH-6014 Luzern

DOI 10.2378/vhn2018.art26d

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