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Archiv "Künstliche Intelligenz: Stellungnahme" (05.11.1986)

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Academic year: 2022

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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

Bildgebende Verfahren Künstliche Intelligenz

mGy = 125 mGy oder 12,5 rad. Im Vergleich dazu wird die natürliche Strahlenexposition mit 110 mrem pro Jahr angegeben.

Die Professoren Büll und Hör schlagen in ihrer Zuschrift eine neue Einteilung der bildgebenden Verfahren in funktionsorientierte und morphologische Methoden vor. Es lassen sich jedoch viele Beispiele finden, in denen diese starre Einteilung der Wirklichkeit nicht gerecht wird: So lassen sich mit der Magnetresonanz einerseits Strukturen wie Rückenmark, Ge- lenke usw. in ihrer Morphe hervor- ragend darstellen. Andererseits zeigen neueste Entwicklungen der Arbeitsgruppe um P. Lauterbur das funktionsorientierte Potential dieses Verfahrens im Na- und P-Spectroscopic Imaging. Rönt- gen-CT-Untersuchungen mit Kon- trastmitteln, Herzfunktionsunter- suchungen mit Ultraschall (Flow mapping) sind weitere Beispiele.

Die meisten bildgebenden Verfah- ren haben sich von der rein mor- phologischen Darstellungsmetho- de zum morphologisch/funktions- orientierten Diagnoseverfahren weiterentwickelt.

Wie wir auch in unserer Arbeit er- wähnt haben, liegt die Zukunft der Nuklearmedizin in der Darstellung komplexer Funktionsabläufe. Ins- besondere die Positronen-Emis- sionstomographie betrachten wir als ein wichtiges Instrument für deren Weiterentwicklung. Aller- dings ist zu bemerken, daß nur we- nige hochspezialisierte Zentren als potentielle Anwender dieser Systeme in Betracht kommen kön- nen. Bei der Positronen-Emis- sionstomographie werden dies zu- meist Forschungszentren sein, die auch über entsprechende Radio-

nuklid-Produktionsmöglichkeiten verfügen.

Dr. rer. nat. Dieter Schlaps Dr. rer. nat. Wolfgang Schlegel Institut für Nuklearmedizin Deutsches

Krebsforschu ngszentrum Im Neuenheimer Feld 280 6900 Heidelberg 1

Stellungnahme

Professor Habermehl ist sicher zu- zustimmen in der Auffassung, daß eine scharfe Grenze zwischen in- telligentem und nichtintelligentem Verhalten nicht zu erkennen ist.

Mir erscheint es jedoch auch frag- lich, ob Begriffe wie Intelligenz, Kreativität, Emotionalität und Per- sonalität so klar voneinander zu trennen sind, wie er es tut.

Seiner Definition des Begriffs In- telligenz (lat.: Einsicht, Verständ- nis, Erkenntnisvermögen) scheint mir ein wesentlicher Aspekt zu fehlen: Intelligenz als Fähigkeit des Findens, Erfindens, Sichzu- rechtfindens in neuen, ungewohn- ten Lebenslagen auf Grund von Einsicht. Daraus ergeben sich fol- gende Eigenschaften als wesent- liche Voraussetzungen für Intelli- genz:

— sehr flexibel auf die jeweilige Si- tuation reagieren;

— günstige Umstände ausnützen;

— aus mehrdeutigen oder kontra- diktorischen Botschaften klug werden;

— die relative Wichtigkeit ver- schiedener Elemente in einer Si- tuation erkennen;

— trotz trennender Unterschiede Ähnlichkeiten zwischen Situatio- nen finden;

— trotz Ähnlichkeiten, die sie zu verbinden scheinen, zwischen Si- tuationen unterscheiden können;

— neue Begriffe herstellen, indem man alte Begriffe auf neuartige Weise zusammenfügt;

— Ideen haben, die neuartig sind.

Nun haben Computer die für uns Menschen durchaus angenehmen Eigenschaften, nicht nur die schnellsten, sondern auch die un- flexibelsten, wunschlosesten, re- geltreuesten Arbeiter zu sein; sie

sind damit aber auch der Inbegriff des Nicht-Bewußt-Seins. Auch nach Prof. Habermehl ist Intelli- genz „eine geistige Qualität und bezieht sich auf das bewußte Denken".

Somit erscheint das Problem, ei- nem Computer intelligentes Ver- halten zu programmieren, ähnlich der Quadratur des Kreises als Contradictio in adjecto.

Literatur beim Verfasser Dr. med. Ulrike Straeter Blütenweg 14

2000 Hamburg 55

Schlußwort

Das Editorial behandelt den Be- griff der „Künstlichen Intelligenz", wie er heute in der Informatik ver- wendet wird. Die Ausführungen zu dem Oberbegriff „Intelligenz" soll- ten die Voraussetzungen für das Verständnis verbessern. Es wäre vermessen gewesen, diesen kom- plexen und für uns Menschen so wichtigen Begriff in einer Spalte umfassend klären zu wollen.

Die Aussage, daß sich die Begriffe Intelligenz, Kreativität, Emotionali- tät und Personalität gegenseitig ausschließen, war nicht beabsich- tigt, sie kann auch nicht aus der Aufzählung gefolgert werden. Die Begriffe überschneiden sich na- türlich mindestens teilweise. Krea- tivität hat sicher etwas mit Intelli- genz zu tun. Der von Frau Dr. Strae- ter vermißte Aspekt bei meiner De- finition von Intelligenz scheint mir in der Aussage „Intelligenz als Fä- higkeit, sich in unbekannten Si- tuationen durch Nachdenken wir- kungsvoll mit einem Problem, ei- ner Situation und der Umwelt aus- einanderzusetzen", enthalten zu

Künstliche Intelligenz

Zu dem Editorial von Professor Dr. rer. nat. Adolf Habermehl in Heft 19/1986, Seiten 1370 bis 1371

Ausgabe A 83. Jahrgang Heft 45 vom 5. November 1986 (63) 3121

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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

Künstliche Intelligenz

sein. Ich sehe hier eine fast identi- sche Aussage. Auch den bei der Detaillierung der allgemeinen De- finition genannten konkreten Ei- genschaften eines intelligenten Systems stimme ich zu.

Auch wenn man die Aussage von Frau Dr. Straeter, der Computer sei der Inbegriff des Nichtbewußt- seins, als richtig voraussetzt—was aber diskutiert werden kann — und damit in Verbindung mit der Aus- sage „Intelligenz bezieht sich auf das bewußte Denken" der logi- sche Schluß zutreffend ist, daß ein Computer nicht intelligent sein kann, ist hier zu beachten, daß die Eigenschaft des Computers nicht als intelligent schlechthin, son- dern als künstlich intelligent be- zeichnet wird. Das Mißverständnis

Stellungnahme

Herr Dr. Puppe schreibt in seinem Artikel, daß immer noch kein Ex- pertensystem routinemäßig in der Medizinischen Praxis eingesetzt wird und daß diese wegen vielfälti- ger Beschränkungen keine rele- vanten Ergebnisse gebracht ha- ben.

In der Neurochirurgischen Abtei- lung des Rudolf-Virchow-Kran- kenhauses und im Klinikum Char- lottenburg der FU (Prof. Dr. E. Kaz- ner) und in Zusammenarbeit mit dem Institut für Neuropathologie Klinikum Steglitz (Prof. J. Cervos- Navarro) läuft seit 1983 routinemä- ßig ein Expertensystem „Tumor", mit dem die histologische Tumor- diagnostik möglich ist. Die Treffsi- cherheit richtiger Diagnose liegt bei 98,20 Prozent, und es hat sich als sehr hilfreich erwiesen. Bis

rührt also daher und tritt dann ein, wenn man Künstliche Intelligenz und Intelligenz gleichsetzt. Künst- liche Intelligenz bezieht sich per definitionem auf den Computer, Intelligenz zunächst auf den Men- schen. Trotzdem ist ein Vergleich der Systemleistungen hinsichtlich dieser Eigenschaften erlaubt, auch in quantitativer Hinsicht. Er- laubt ist aber nicht, daraus den Schluß zu ziehen, beide Systeme seien gleich. Und dies steht ex- pressis verbis am Ende des Edito- rials.

Professor Dr. rer. nat.

Adolf Habermehl Radiologie-Zentrum der Philipps-Universität Bahnhofstraße 7 3550 Marburg/Lahn

heute sind mehr als 2200 Tumore mit diesem Expertensystem unter- sucht worden. Dieses System ist in der Lage, nicht nur Diagnosen festzustellen, sondern auch Diffe- rentialdiagnosen, Malignitätsgra- de, automatische Befundung und Ratschläge über die Begründung der Diagnosen und Differentialdia- gnosen zu geben.

Die Objektivierung der morpholo- gischen Parameter ist eine große Hilfe für eine einheitliche Nomen- klatur und für die Kontrolle der Computertomogramme und der therapeutischen Maßnahmen. Au- ßerdem laufen auch in unserer Gruppe Expertensysteme für die Diagnostik des Computertomo- gramms, Muskeldiagnose u. a.

Nach meinen Informationen lau- fen auch routinemäßig Experten- systeme im Institut für Pathologie

des Klinikums Charlottenburg der FU (Prof. Dr. Sigurd Blümcke).

Dr. med. J. R. Iglesias-Rozas Abteilung für Neurochirurgie des Rudolf-Virchow-Krankenhauses und des Universitätsklinikums Charlottenburg

Augustenburger Platz 1 1000 Berlin 65

Schlußwort

Wie mir Herr Dr. Iglesias-Rozas te- lefonisch mitteilte, sind die von ihm in seinem Leserbrief erwähn- ten „Expertensysteme" sogenann- te Bayes-Programme, von denen nicht nur in Berlin in der Vergan- genheit zahlreiche entwickelt wur- den. Beides sind CT-Programme, die medizinisches Problemlösen unterstützen können. Hinsicht- lich Programmaufbau und Metho- dik bestehen jedoch fundamen- tale Unterschiede: Wohingegen Bayes-Programme aus Inzidenz (A-priori-Wahrscheinlichkeit) und Symptom-Diagnose-Korrelations- koeffizienten (bedingte Wahr- scheinlichkeit) Diagnosewahr- scheinlichkeiten berechnen, ver- suchen Expertensysteme die Art und Weise des ärztlichen Diagno- stizierens zu simulieren (z. B. in:

Kassirer, J. P., et al.: „Clinical Pro- blem Soving: A Behavioral Analy- sis." Ann. Intern. Med. 89 [1978]

245-25). Eines dürfte jedem Arzt unmittelbar klar sein: Sein diagno- stisches Vorgehen unterscheidet sich grundsätzlich von der oben beschriebenen Bayes-Methodik.

Damit ist nichts gegen die Nütz- lichkeit von Bayes-Programmen für engumgrenzte Anwendungs- gebiete (insbesondere Differen- tialdiagnostik) gesagt. Demge- genüber sind Expertensysteme (im engeren Sinne) komplexere Programme mit einem weitaus größeren Anwendungspotential, das jedoch noch nicht zum routi- nemäßigen Einsatz bereitsteht.

Dr. med. Bernhard Puppe Fachbereich Informatik Universität Kaiserslautern Postf. 30 49, 6750 Kaiserslautern

Mit künstlicher Intelligenz gegen das Wissensdilemma

Zu dem Beitrag von Dr. med. Bernhard Puppe in Heft 19/1986, Seiten 1367 bis 1376

3122 (64) Heft 45 vom 5. November 1986 83. Jahrgang Ausgabe A

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