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Archiv "Lebensqualität: Messung und Ergebnisbeurteilung" (05.05.1995)

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POLITIK

Lebensqualität gehört zu den auch in der Medizin diskutierten The- men, die schon seit einiger Zeit Hoch- konjunktur haben. Vor allem Gesund- heitsökonomen haben dafür gesorgt, daß dieses Konzept zunehmend Be- achtung findet. Je weniger man bereit ist, wachsende Aufwendungen im Ge- sundheitswesen zu finanzieren, desto notwendiger ist es, den Blick auf den Nutzen für die Patienten, und das heißt: auf ihre Lebensqualität zu rich- ten. Aber auch die Pharmaindustrie setzt sich für das Konzept ein. Je mehr Zweifel am Sinn ausschließlich soma- tischer Wirkungsparameter von Arz- neimitteln aufkommen, desto stärker haben die Produzenten ein Interesse daran, einen positiven Einfluß ihrer Produkte auch auf das subjektive Be- finden (sprich: Lebensqualität) von Patienten nachzuweisen.

Die Tagung „Lebensqualitäts- messung als Ergebnisbeurteilung im Gesundheitswesen", die kürzlich vom

Nicht jede Maßnahme ist nützlich

Professor Dr. med. Franz Porz- solt, Leiter des Tumorzentrums der Universität Ulm, betonte, daß nicht jede Maßnahme, die wirksam ist, dem Patienten auch nützt. Als wichtigste Kriterien des Nutzens medizinischer Maßnahmen aus Patientensicht nann- te er die Verlängerung der Lebenszeit und die Verbesserung der Lebensqua- lität. Porzsolt sprach sich dafür aus, daß man von einer „ wirkungsorien- tierten Medizin" wegkommen und zu einer „ nutzenorientierten Medizin"

hinkommen müsse. So seien in der Onkologie etwa die Ansprechraten bei Patienten aufgrund unterschied- lich intensiver Therapieschemata durchaus nicht immer mit der Überle- lensdauer korreliert. Um so mehr 3edeutung komme der Frage zu, ob

;s dem Patienten unter einer be- timmten Therapie subjektiv wirklich )esser geht. Ebenfalls anhand von tudienergebnissen berichtete Pro-

TAGUNGSBERICHTE

Deutschen Verband für Gesundheits- wissenschaften Public Health e. V.

durchgeführt wurde, verdeutlichte:

Nicht Lebensqualität als Bewertungs- kriterium der Medizin ist neu, son- dern die Entwicklung von Methoden zur Messung dieses Konstrukts bei Patienten.

Insbesondere im Bereich der On- kologie und bei der Behandlung chro- nischer Schmerzpatienten werden be- reits Instrumente zur Messung von Lebensqualität angewendet. Darge- stellt wurden die Vielfalt gegenwärti- ger Forschungspraxis wie auch die Leistungsfähigkeit dieses theoreti- schen Konstrukts für klinische Fra- gestellungen, und zwar überwiegend aus der Perspektive der Forscher, die das Konzept selbst praktisch anwen- den. Die Anwender waren sich einig, daß Lebensqualität als operationali- sierbares Bewertungskriterium geeig- net ist, medizinische Entscheidungen zu unterstützen.

fessor Dr. med. Karl-Christian Berg- mann, daß aufgrund der Ergebnisse aus Lebensqualitätsfragebogen die Therapiewirksamkeit besser einge- schätzt werden könne als aufgrund bestimmter klinischer Parameter, et- wa bei Asthmakranken aufgrund des Lungenfunktionstests. Über eine er- staunlich hohe Akzeptanz für schrift- liche Befragungen zwecks Erfassung der subjektiven Lebensqualität be- richtete Priv.-Doz. Dr. med. Thomas Küchler von der Universitätsklinik Kiel. Gleichzeitig dämpfte er aber die Erwartungen bezüglich des Einsatzes psychometrischer Verfahren. Die ein- schlägigen Fragebogen eigneten sich vorwiegend für den statistischen Vergleich von Patientengruppen. Zur Bestimmung der Lebensqualität ein- zelner Patienten bleibe die Anamnese die Methode der Wahl.

Deutlich wurde bei der Veran- staltung auch, daß der Begriff der (ge- sundheitsbezogenen) Lebensqualität mangels einer allgemein akzeptierten Definition unscharf bleiben muß. Ei-

nigkeit herrschte nur darüber, daß es sich um ein mehrdimensionales Kon- zept handelt, welches körperliche, emotionale, mentale und soziale Komponenten des Wohlbefindens be- ziehungsweise der Funktionsfähigkeit umfaßt. Von daher überrascht es auch nicht, daß bis heute insgesamt etwa 800 Meßinstrumente zur Erfassung der Lebensqualität vorliegen, wie Pri- vat-Dozentin Dr. phil. Dr. med. Moni- ka Bullinger, Medizinpsychologin von der Universität München, erläuterte.

Die „Qual der Wahl" besteht darin, psychometrische Gütekriterien gegenüber Gesichtspunkten der Praktikabilität abzuwägen. Die Frage allerdings, ob eine Quantifizierung der verschiedenen in das Konzept der Lebensqualität eingehenden Fakto- ren überhaupt möglich ist, ob mithin interindividuelle Vergleiche möglich sind, wurde nicht diskutiert.

Förderungswürdig

Die Teilnehmer waren sich einig darin, daß es nützlich und förderungs- würdig sei, das „Konzept Lebensqua- lität" als Bewertungskriterium in der Medizin zu berücksichtigen. Dr. med B. Steinberg, Arzt aus Hamburg, be- tonte, daß der niedergelassene Arzt in der Regel ohne fachliche Korrek- turmöglichkeiten arbeite. Daher be- grüßte er die Möglichkeit, daß die Qualität des ärztlichen Handelns durch den Einsatz entsprechender In- strumente objektiviert werden könne.

Wichtig sei es aber, die Rahmenbe- dingungen dafür zu schaffen, daß sol- che Ansätze zeitlich und ökonomisch in den bereits engen Handlungsrah- men der Praxis integriert werden kön- nen. Dr. med. Matthias Klein-Lange, Akademie für ärztliche Fortbildung Niedersachsen, Hannover, wies dar- auf hin, daß Qualität ärztlicher Lei- stungen bisher fast ausschließlich in- nerhalb der Profession definiert wur- de, sich aber zunehmend am Maßstab der direkten Nutznießer medizini- scher Leistungen entscheide. Sowohl unter Wettbewerbsgesichtspunkten der ärztlichen Profession als auch un- ter dem Aspekt ärztlicher Berufszu- friedenheit sei es daher notwendig, diesem Wandel Rechnung zu tragen.

Dr. phil. Ingbert Weber, Köln

Lebensqualität: Messung und Ergebnisbeurteilung

L-1286 (20) Deutsches Ärzteblatt 92, Heft 18, 5. Mai 1995

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