A 222 Deutsches Ärzteblatt
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Jg. 109|
Heft 5|
3. Februar 2012DATENBANKEN
Simultane Bioproben-Suche
Biomedizinische Forschung benö- tigt Proben und Daten von Patien- ten und gesunden Probanden von definierter Qualität. Diese Proben und Daten werden, bei Einverständ- nis des Spenders, in kodierter Form in Biobanken gelagert. Für viele Forschungsprojekte enthalten auch große Biobanken oft keine hinrei- chende Anzahl an Proben und Da- ten: wenn zum Beispiel zur Validie- rung eines neuen Biomarkers sehr viele Proben benötigt werden oder Bioproben von Untergruppen häufi- ger Krankheiten oder von seltene- ren Erkrankungen. Deshalb haben sich Biobanken zu Netzwerken zu- sammengeschlossen – sogenannten Metabiobanken. Diese stellen In-
formationen zu Proben und Daten der angeschlossenen Biobanken in statistisch signifikanter Anzahl für die Forschung zur Verfügung.
Zwei Metabiobanken – die in Deutschland aufgebaute CRIP (Central Research Infrastructure for molecular Pathology, http://crip.
fraunhofer.de) und die Schweizer BBS (Stiftung biobank-suisse, www.biobank-suisse.ch) – haben jetzt zusätzlich ihre Webportale gekoppelt, um den Pool verfüg - barer Informationen dadurch zu vergrößern.
CRIP und BBS sind Metabioban- ken mit einer vergleichbaren Philo- sophie: Beide bieten eine internet- basierte Abfragemaske an, die re-
gistrierte Forscher nutzen können, um die jeweiligen Kriterien für die von ihnen gesuchten Proben und Daten einzugeben. Alle Biobanken, die sich in der jeweiligen Metabio- bank zusammengeschlossen haben, werden dann nach diesen Kriterien durchsucht. An CRIP sind Bioban- ken aus Deutschland und Österreich angeschlossen, bei BBS sind es schweizerische Biobanken.
CRIP und BBS können jetzt si- multan durchsucht werden: Für re- gistrierte Nutzer über ein „single sign-on“ erreichbar, senden sie auf Wunsch das Suchergebnis aus bei- den Datenbanken auf einmal zurück.
Datenschutzrechtlich ist dieser grenz- überschreitende Datentransfer un- bedenklich, da nur Informationen zugänglich gemacht werden, die ohnehin bereits für Forscher im Internet landesunabhängig legal zugänglich sind. EB
SOFTWARE
Knochenbruch-Operationen virtuell planen
Eine Software, mit der Chirurgen Routine-Operationen am PC-Ar- beitsplatz vorbereiten können, haben die Unternehmen Siemens Health - care und Synthes vorgestellt. Die Software „PreOPlan“ ermöglicht es dem Arzt, einen Knochenbruch an- hand eines digitalen Röntgenbildes des Patienten genau zu analysieren:
Der Chirurg kann die Fraktur am Bildschirm segmentieren, vermes- sen und die Bruchstelle anatomisch
korrekt wieder zusammenfügen. Aus einer Datenbank mit Knochenim- plantaten von Synthes werden auto- matisiert alle geeigneten Implantate für die jeweilige anatomische Regi- on vorgeschlagen. Dabei kann der Arzt spezifische Informationen zu den Implantaten (Länge, Winkel, Di- cke oder Material) direkt auf dem Röntgenbild abrufen.
Hat sich der Chirurg für ein Im- plantat entschieden, schlägt die Soft-
ware eine Reihe von möglicherweise benötigten zusätzlichen Implantaten – etwa Schrauben zum Fixieren – vor, aus denen der Arzt auswählen kann. Insgesamt dauert die Planung einer Routine-Operation mit PreO- Plan nach Angaben der Firmen nur wenige Minuten. Anschließend wer- den die Planungsunterlagen in einem Abschlussbericht zusammengefasst.
Dieser enthält die Planungsbilder, an denen sich der Arzt während der Operation orientieren kann, sowie eine Materialliste für das OP-Perso- nal, das den Eingriff vorbereiten soll. Die Planungsbilder erleichtern es dem Arzt, seinem Patienten die Operation anschaulich zu erklären oder eine zweite Meinung von ei- nem Kollegen einzuholen.
Die Planungssoftware ist neben traumachirurgischen Routine-Ein- griffen auch für die Planung einer Osteotomie am Knie einsetzbar. Da- bei wird ein Schenkelknochen nahe des Knies durchtrennt und ein Keil entfernt, um eine Fehlstellung der Beine zu korrigieren. Mit „PreO- Plan“ kann der Operateur vorab ge- nau berechnen, an welcher Stelle, in welchem Winkel und in welcher Größe er den Keil entnehmen muss, um das Bein geradezurichten. EB Mit der Planungs-
software kann der Chirurg die Fraktur am Bildschirm segmentieren, vermessen und die Bruchstelle anato- misch korrekt wieder zusammenfügen.
Foto: Siemens Healthcare