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Landgraf Philipp von Hessen

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Academic year: 2022

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Marburger akademische Reden.

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ezm^-sxsxMiKwt* 1905. Nr. 11. =

Landgraf Philipp von Hessen und die Universität Marburg.

Rede

gehaltenbeiderMarbnrgerl'niversitätsfeier seines400.Geburtstags

von

I)r.C.Varreiitrapp.

Marb nr g.

ti.G.Elwert’sclieVerlagsbncbhandlung.

1904. ''

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N.(LElwert’sche VerlagsbuchhandlunginMarburg(Hessen).

Marburger akademische Reden.

1900.

Nr.1:

Birt,Theodor,DeutscheWissenschaft im19.Jahr- hundert. EineRedezurJahrhundertwendegehalten am9.Januar1900. gr.8. 18S. dt

.40 1900.

Nr. 2:

Schröder, Edward, Goethe und die Professoren.

Kaisergeburtstagsrede. gr.8. 31S. dt

.60 1900. Nr. 3:

Niese,Benedictas,DieWeltdes Hellenismus. Rede gehaltenbeimAntrittdes Rectnratsam14.October 1900.

gr.8. 24S. dt -.50

1901. Nr. 4:

Natorp,Paul.

Was

uns dieGriechen sind. Aka- demischeFestredezurFeierdes200jähr.Bestehens desKönigreichs Preussen, gehaltenam18.Januar 1901

.

gr.8. 26S. . k4L—.60

1901. Nr. 5:

Jülicher, Adolf, Moderne Meinungsverschieden- heitenüberMethode, Aufgaben undZieleder Kirchengeschichte. RedegehaltenbeimAntrittdes Rectoratsam13.October 1901.gr. 8.24S. dt

.50 1902. Nr. 6:

Ribbert,Hugo,ÜberVererbung.Kaisergeburtstagsrede,

gr.8. 32S. dt —.60

1902. Nr.7:

Birt,Theodor,LaienurteilüberbildendeKunst beidenAlten. Ein Capitel zur antiken Aesthetik.

Rectoratsredegehaltenam19.October1902. gr.8.

46S. dt1.—

1903. Nr. 8:

Budde, Karl, Die Schätzung des Königtums im Alten Testament. Kaisergeburtstagsrede. gr. 8.

33S. dt —.60

1903. Nr.9:

Mirbt,Carl,Der

Zusammenschluss

derevange- lischenLandeskirchen Deutschlands. Rede gehalten beimAntrittdes Rectoratsam 18.October

1903. gr.8. 26S. dt —.50

1904. Nr.10:

Cohen,Hermann, RedebeiderGedenkfeier der Universität Marburg zurhundertstenWiederkehrdesTodestages von

Immanuel

Kantgehaltenam14.Februar 1904.

gr.8. 31S. -.60

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Landgraf Philipp von Hessen

lind die Universität Marburg.

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gehaltenbei derMarborgerUniversitätsfeier seines400. Geburtstags Ir

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N.(i.Elwcrt’scheVerlagsbuchhandlung.

1904.

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HochansehnlicheFestversammluug

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WennheuteinverschiedenenKreisender 400. Geburts- tagdesgrösstenhessischenFürstenfestlichbegangenwird, sofühltzuseiner FeiervorallenunsereHochschulesichge- trieben,dieseinenNamenträgtund dankbar undstolzihren Stifter inihmverehrt.Kein frühererundkein spätererLandgraf hateinen gleich tiefgreifenden Einflussaufdie Geschicke Hessens,DeutschlandsundEuropas geübt;keinanderer deut- scherFürstseinerZeithatsobedeutsame Pläneentworfen undsokühnsieauszufükrenunternommen. Freilich hater selbstauch Anlass dazu gegeben, dass nicht nurGegnerder Reformationihn lebhaftangegriffen, dassauchProtestanten ungünstigeUrteileüberihn gefällthaben. Denn wenner dieVorzügedersinnlichenStärkebesass, dienachGoethes WortdenHeldenmacht,sozeigensichdeutlichbeiihmauch ihreSchattenseiten*),und nichtnach denGrundsätzendes WahrheitliebendenFürstenhandelte,wersieleugneteoder beschönigte. Weshalb aber haben so vieleZeitgenossen*), diewahrlichnichtblind gegenseineFehler waren,warme AnerkennungdemLandgrafengezollt, weshalbfühlen sich ihm noch heute, wie eben die Feste dieses Jahres be- weisen,sovieleHessen undNichthessen zuDankverpflichtet?

WereineAntwortauf dieseFragensucht,wird besonders beachtenmüssen,mit wie ernstemEifer,mitwelcherUmsicht undEnergie derLandgrafverschiedenartige Pflichtenseines fürstlichenAmtes erfüllteunddiegrössteBewegungseiner Zeitförderte,zuwelchen noch heute blühenden Stiftungen er

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auch die vonihm eingezogenen Kirchengüter verwendete.

HeftigenAnklagengegenüber hober selbsthervor8),mit„wie grossenMühen undKostenerintäglicherArbeitgestanden, rechteKirchen,SpitälerundGotteshäuserundeine Universität anzurichten,umdieJugendunsresFürstentums zuGott,guten Künsten,EhreundTugendzuziehen,welche Universität uns, unsermFürstentumund gemeinemNutzen alleinlieberund nützerist,dennalleMönch und Nonneninden Klöstern ge- wesen.“ MehrZeit undKraft als ihr haterbegreiflicher Weise politischenVerhandlungen und Kämpfen gewidmet;

bezeichnend für ihn aberist, dass, währendihndiesemehr als irgendeinenanderendeutschenFürstenseinerZeit in Anspruchnahmen,er sichzugleichmehralsirgendeinanderer fürdieArmen und KrankenseinesLandesund für die Bildung vonHessenund Deutschland bemühte.ZuvielenBetrachtungen bietetseinereicheGeschichte Anlass,und dankbarbegrüssen wires,dasssievonsoverschiedenen Seitenebenindiesem Jahr behandeltist;wurdebeiderEinweihungseinesDenkmals inHainabesonders seinerchristlichenLiebestätigkeit gedacht, sodrängen beiunsrerFeiersichunsvorallenanderen die Fragenauf:Wasbeabsichtigteundleisteteermitdem Denk- mal,das erselbstsichhierinseinerGeburtsstadt errichtete?

wasbedeuteteihm undbedeutetuns seineSchöpfungunsere almamater Philippina?wieverhältsie sichzuden Universitäts- gründungen,dievorihrinanderendeutschenLandenerfolgt waren?

ZweiJahre,ehe der einzigeSohn undErbeWilhelmsII.

imMarburger Schloss geborenwurde, hatte Friedrich der WeisedieWittenbergerHochschule begründet; zweiJahre nachPhilippsGeburthatKurfürstJoachimseine, die erste voneinem ZollerngestifteteUniversitätinFrankfurtan der Odereingeweiht. SchonindenAnfängenbeiderHochschulen w'arzu spüren,wie sehrsich inDeutschlanddiehumanistischen Bestrebungen ausgebreitethatten,die einstim14.Jahrhundert zuerstderStifterderältestendeutschen Universität zu tordern

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gesuchthatte;abernoch herrschte auf ihnenunddenanderen deutschen Universitäten die Scholastik, noch übten mass- gebendenEinflussaufsieTraditionen undAutoritäten der mittelalterlichenKirche. AuchFriedrichderWeise unddie Zollern bemühten sich fürihre Stiftungen um päpstliche Privilegien. Wohl empfanden gerade auch hervorragende Hessendie Übeldes bestehendenZustands; scharfwurden die„Dunkelmänner“von den jungen Poeten angegriffen,die sichauf dervon Hessenbesonders besuchtenErfurterUni- versitätzusammenfanden undindeminHomberggeborenen Konrad Muth ihrHauptverehrten. Begeisterung für das StudiumunddieNachahmungderaltenKlassiker,Verständnis fürdieWeltanschauungder Renaissanceundseinen universal- istischenTheismuswusste Mutian inseinenJüngernzu er- wecken. Abernichtvermochteerinihnengrosszu ziehen, waser selbstnichtbesass:denMut unddieKraft,inernsten KämpfendiealteOrdnungzustürzenund eine neueOrdnung zugestalten. Mit Recht hatKaufmann4)inseinerGeschichte der deutschen Universitätenhervorgehoben,dass derEinfluss, den aufsiedie mittelalterlicheKircheübte,und die Herrschaft der Scholastiknicht durchdenHumanismus, sonderndurch MartinLuthergebrochenwurden. Fürihnwarennicht,wie fürMutianundErasmuswissenschaftliche, sondernreligiöse Gesichtspunktemassgebend, undnichtzu leugnenist,dass durch die mächtigereligiöseBewegung,dieerentfachte,zu- nächstdiewissenschaftlichenInteressenzurückgedrängtund die alten Bildungsanstalten tieferschüttert wurden. Aber nichtminderistzubetonen,dassdieseauchindenLanden verfielen,dieder Reformation verschlossenblieben,undnach- drücklichhervorzuhebeu,wasdieReformatoren nicht nur für diereligiöse,sondernauchfürdiewissenschaftliche Bildung unseresVolkesleisteten.EingenauerKennerdesHumanismus undder Wittenberger Universität5)hatnachgewiesen, wie auf ihr„diehumanistischenStudiennurArabeske“ waren,bis LutherundMelanchthondieUmgestaltung durchsetzten, von

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der eineneueEpocheunsererHochschulendatirt. Auchauf diesem Gebiettritt unsLuthersprinzipiellerGegensatzwie zuden Vertretern deraltenKirche,soauch zu Karlstadtund Münzerentgegen; jemehrerdurchsieOrdnung undBildung gefährdet sah,umsoentschiedenertraterfürdiese. „Zur seihenZeit,indersichbeiMünzereinSystemphantastischer willkürlicherKombination von Bibelstellenentwickelte, ging Luthervon denaltenWegender spielendenund allegorisirenden Exegeseab undwiesdie Theologen grundsätzlichanden einfachen geschichtlichen Schriftsinnunddie strengereMethode der humanistischen Philologie“6). UndalseinerderGenossen desMutianschen Kreises, der spätere MarburgerProfessor Eoban Hesse1523 überdieAbnahmedesInteressesfürdie humanistischenStudien klagte, sprachihmLuther aus7),wie lebhafterwünsche, dassdieJugenddieseStudiennichtver- nachlässige;denndurchsiewürdesiewie durchnichtsanderes zurrechtenBeschäftigung mitden heiligen Schriftenvorbereitet.

UndnochentschiedenererklärtesichMelanchthonin seiner Antwortauf seineKlagen gegendieVerächter der humanist- ischenStudien;„glaubemir,schrieberihm,siedenkennicht besserauch überdietheologischen“. Jedermannaber weiss, wie fruchtbar fürdiehumanistischenStudienebender Prae- ceptorGermaniaegewirkt,wie ersolcheGesinnungbetätigt hatauchbeianderen Universitäten,soinFrankfurt, Leipzig und Tübingen,alssienachseinem Rat neugestaltetwurden.

Zunächst aberwaran solcheWirksamkeitdesWittenberger Professorsnichtzudenken,da ebenanallden genannten Orten entschiedeneFeindeseinesGlaubensgeboten;umso erfreulicherwarfürihnundLuther,umsowichtiger fürihre Bestrebungen,dasssichfürsieschon1524derSchwiegersohn von Luthers erbittertem Gegner,dem Herzog Georgvon Sachsen, derNachkommeder heiligenElisabeth,derjungehessische Landgraferklärte. AnschaulichstellenunsdieBriefwechsel, die ermitdenReformatorengeführthat,diegrossenVer- schiedenheitenvorAugen,diezwischen ihnenunddemfürst-

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liehenPolitikerbestanden. Unbekümmertumjedeäussere Rücksicht wollteLutherstetsnur dasWortGottesvertreten, wieeresverstand;ihnbeschäftigtevor allem die Sorge, dass nicht„dasEvangeliumvondemStrudelder politischenund sozialenTendenzenverschlungen*1

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)werde.Mitdaraus erklärt sichauchdieHaltung, die er1529inMarburgeinnahm; schon Dahlmann9)hattreffendhervorgehoben, „dass eineAccomo- dationblossumdes äussern Friedens willenohneinnere Über- zeugung LutherimMark seinesWesensaufgezehrt hätte“, und neuerdings hatnamentlich Hermann Baumgarten klar gezeigt,wieheilvolleswar, dassLuthersichnichtaufdie weitgreifendenpolitischenPläneeinfiess,diedamalsZwingli und derLandgrafentworfenhatten.GeradedurchBaumgarten

istaber auchhellbeleuchtetworden,wie grosseVerdienste sichPhilippumdieevangelischeSache erwarb,indemerden drohenden Gefahrengegenübersichbemühtedie Protestanten zu einigen unddiepolitischenKonstellationen zubenutzen, dieihnen freiere Bahn und grösseren Einfluss verschaffen konnten. Freilich haben ihn dabei Leichtgläubigkeitund Unbesonnenheitöfterszuverkehrten Schrittenverleitet;noch bedenklichermachtensichdiestarken sinnlichenTriebe geltend, dieervon seinen Eltern ererbthatte, und das Streben, die fürstlicheMacht,diesiegewonnenhatten,invollemUmfang zubehauptenundzuvermehren. Erhatdadurchauchdem Protestantismusmanchen Schadenbereitet;unverkennbar aber hat erihmauch grösserenGewinnalsirgendeinerseiner fürstlichenZeitgenossendurchden Scharfblickund die Tat- kraftgebracht,die erin seinemDienstbewährte. Undin diesemDiensterblickteerseinewichtigste Aufgabe; uner- müdlich strebteeraufden verschiedenstenGebieten diese seinePflichtzuerfüllen, undimmerbesser suchteerindie evangelischenGedankendurcheifrigesselbständigesStudium der Bibel einzudringen. ErlassieinLuthersÜbersetzung;

geradeauchwenn ereinevon LutherabweichendeHaltung einnahm, suchteersiedurchAusführungenzurechtfertigen,

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indenenermitLuthersehenGrandgedankenübereinstimmte.

Sobetonteer1528 denWittenbergerReformatorengegenüber10), inLuthersSchriftenselbstfinde erseine Anschauungaus- geprägt: „WirsollenarbeitenundGott die Sorge heimgeben“.

„WirsollenGott vertrauenunddoch dasUnseredanebentun“.

„So uns GottMittelundWegeschickt, sollenwirdiebrauchen.

Christushätt’auchwohlzum Tempelhinauskönnenspringen, erging aber die Stiegen herab.“ Wieauch dieseWortezeigen, empfandPhilippstarkseine Verantwortlichkeitnichtnur für das,wasertat,sondernauch für versäumte Gelegenheiten;

beidieserStimmung,durchdieerundzwareralleinunter seinen fürstlichen Glaubensgenossen unsan Cromwell und Bismarckerinnert,undbeider Lebhaftigkeit seines impulsiven Temperamentsbeweist esumsomehrfür dieGewissenhaftig- keit, mitwelchererseinesAmteswaltete, dasser,ehe er zum Handelnschritt,zwarnichtimmer, soleiderauchnicht beidenPackschenHändeln, aberdoch häufigeralsmeistan- genommen wird, denRatSachkundiger einholte über die Mittel,die zuergreifen,die„Stiegen, dieherabzugeben“seien.

Erwarweitvon derMeinungentfernt,dasserselbstalles

am bestenverstände, undwenn erdurchdrungen war von der Grösse derihmobliegenden Arbeit, sowürdigteerdoch völlig auchdieBedeutungunddieSchwierigkeit der Tätig- keitanderer. Melanchthongegenüber äusserteereinmal,er haltedieArbeiteinesdoctor ecclesiaefürvielschwererals die einesFürsten11).WiePufendorfundRankeesdemGrossen Kurfürstennachrühmen, dassergründlicheBeratungen an- stellte,den sorgfältig überlegten Entschlussdaunaber schnell undkräftigausführte,soerkannteauch Lutheres an,Philipp seiein vortrefflicherFürst, der„sichratenundsagen lässt, gutenRäten bald weicht,stattgibtundfolgt,undwenn’sbe- schlossenist,sosäumeternichtlangeundexiquirtsmitFleiss.

DarumwirderauchumsolcherfürstlichenTugendwillen von den Widersachern gefürchtet.“ Luther schätztedenLand- grafenhoch, weiler„kühn undklüglich“war,noch mehr

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aber,weilerbeständig dieLehre desEvangeliumsbekannte trotzallerVersucheihnzumAbfallzubestimmen. Soviel- fach dieAnsichtenbeider auseinandergingen:in dertreuen Hingabe anihrgemeinsamesIdealfandensiesiehzusammen.

Undeinverstandensehenwirsie,wiealleFührer der Refor- mationinSachsenund Hessen,inStrassburgund derSchweiz namentlichauchinihren Bildnngsbestrebungen,einverstanden im Gegensatz zu den Vertretern deraltenOrdnungund ebenso zu Karlstadt und Münzerin der Förderung humanistischer Studien.

Philippselbstwar, wieereinmal schrieb**)„,keinsonder- licherLatinus“;erwarinseinerJugend mehrinden Künsten des Jägersalsdes Gelehrtenausgebildet; soveranlassteer auchdieReformatoren, diegewöhnlichlateinisch schrieben, ihreBriefeanihndeutschabzufassen,_undebenso ermahnte er1540 seinen KanzlerihmseineBerichte „in teutscher Sprach undnitlatinischerzuzufertigen,dannwir verstehen das Latin nit“. AbergeradeweileransichselbstdieüblenFolgen mangelhafterBildung verspürte,warerumsomehrfür eine bessereErziehung seinerSöhneundseines Volkesbesorgt13).

Wieder ChronistBucherzählt,hatderLandgrafzuweilen, wenner„nichtszutunoder keinJagengehabt, siehneben seineKinder gesetztundzugehört, wasihnenderPräceptor vorgelesen,und sonderlichwannder Historicus Justinusinter- pretirtworden, hat esihmtrefflichwohl gefallen“. Bei seiner vielseitigenEmpfänglichkeitfolgte ermitregerTeilnahme verschiedenartigenBelehrungen;klarerkannteer,wie wert- volleDiensteauchfür dieBestrebungen,die ihm besonders amHerzen lagen,wissenschaftlicheStudienleistenkönnten, dassihrePflegeauchinseinem Fürstentum nicht vernachlässigt werdendürfe. Ineiner1541hiergehaltenenFestrede14)ist bemerk*, schonLandgraf WilhelmII.habe daran gedacht auch in Hesseneine Universität zu errichten; diesenGedanken brachtenunsein Sohn,als erdie kirchlichenVerhältnisse seinesLandes, ähnlichwie esinSachsenunterdemEinfluss

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derWittenbergerReformatoren geschehen war, neugestaltete, inÜbereinstimmungmitihnenzurAusführung.

Esistbezeichnend,dassdiefrühesteNachricht über seinen Plansichin einem Brief MelanchthonsausdemSeptember 1526findet15);ausdem Anfangdes folgenden Jahresstammen zwei Denkzettel des Landgrafen,indenenerunterden Auf- gaben, dieerzunächstzu lösenhabe,auchdie Errichtung einerUniversitätinMarburgnennt. Dieseundandere eigen- händige Aufzeichnungen Philippsbekundendeutlichdaswarme persönliche Interesse,das eran seinerStiftungnahm; sie verdanktihmmehralsdieanderen deutschenHochschulenden Fürsten,unterderen Regierungensiebegründetundmitderen Namensiedeshalb bezeichnetsind. Ichmöchte das Verdienst nicht unterschätzen, dassichGeorgll.undFriedrichWilhelmlH.

dadurcherwarben, dasssie diePlänebilligten, dieMünch- hausenfür dieGeorgiaAugustainGöttingenundHumboldt fürdieFridericiaGuilelmainBerlinentworfenhatten;aber auchhiersind diemassgebenden Impulsenichtvon ihnen, sondern von ihren Ratgebern ausgegangen.AnderswarPhilipps VerhältniszuseinenBeamten. Die AbsichtenundGedanken des Landgrafenhatzumeistauch nurseinKanzler,seintreuer unermüdlichtätigerDienerJohannFeige ausgeführt,dessen Verdienste umdie Stiftungund Förderungder Universität, zu deren erstem Kanzlererernanntwurde, beiihrenMit- gliedernwarme Anerkennunggefundenhaben16). Genauzu scheiden, welchenAnteil einjedervon beidenanderEr- richtung undLeitungunsrerHochschule genommenhat, ist beider Dürftigkeit der Quellennichtmöglich;wermehrals ich demlandgräflichenKanzler zuschreiben möchte, wirddann umsoentschiedenerbetonenmüssen,dassPhilippauchhier diewichtigstestaatsmännischeKunst desMonarchenübte,den rechten Mann andenrechten Platzzu stellen. Und diese Kunst bewährteerauchbeiderWahlderLehrerderUni- versität. DurchWort undTat bekundeteer,wieervon der Überzeugung durchdrungenwar, dasses vorallem darauf

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ankomme, gelehrteundlelirfäliigeProfessorenzugewinnen.

1564 beauftragteerden bedeutendsten derdamaligen Lehrer Oldendorp,denerzumReformator derUniversitäternannt hatte, namentlichdarauf zusehen, dass„jedeFakultät mit geschicktenundtauglichen Professoren bestellt, diejenigen, so keineAuditores haben und keinen erheblichen Nutzen schaffen,beurlaubtund durch anderegelehrte,berühmteund erfahrenePersonenersetzt“würden;dabeibestimmte Philipp ausdrücklich, dass,fallser„selbstoderseinSohn Wilhelm einenGelehrtender Universität commendirenunddenselben zu einem Professoraufzunehmenbegehrenwürden,doch diese Commendationoder Vorschrift andersnichtdennmitdieser Condition verstanden werden solle, nämlich sofern solche commendirtePersontauglich,gelehrtundgeschickt,genugsein würde;erschieneder Geschicklichkeit halber einigerMangel bei einersolchenconunendirten Person, sollte siejederzeit beurlaubt und abgeschafft undein anderergelehrterMann angenommen werden,sintemal unser Gemüt und Meinung endlichdahin gerichtetist,dassWirUnsere Universität mit geschickten tauglichenberühmtenunderfahrenenl’rofessoribus jederzeitversehenhabenwollen“l7).Inhohem Gradescheinen mir diese Erklärungen bezeichnend für die Auffassung zusein, diederLandgrafnach den Erfahrungen eines Menschenalters hinsichtlichderUniversitätvertrat;nichtminder bedeutsame Äusserungen sind uns über die Absichtenüberliefert,dieder jugendlicheFürstheiStiftungunsererHochschule hegte.

Eingehend wird in zwei Aktenstücken der zwanziger Jahre von demGeistgesprochen, derauf derneuenHoch- schulegepflegtwerdensolle:indem Entwurfeiner Kirchen- ordnung,deneinauf der HornbergerSynodeeingesetzterAus- schuss1526 ausarheitcte,undindemFreiheitsbrief,den im August 1529derLandgrafderzweiJahre zuvoreröffneten Universitätverlieh18). NachbeidenAktenstücken handelt es sichbeiderneuen Marburger Bildungsanstaltnichtumeine theologischeSchule, sondern um eine aus vierFakultäten

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zusammengesetzte Universität; inbeulenAktenstückenwird deren evangelischer Charakter betont;verschiedenaber klingen dieÄusserungenbeiderüber die hiernebenden theologischen zupflegenden Studien. Mit grösstemNachdruckwirdindem Entwurfder Kirchenordnungvon 1526 eingeschärft,nichts solleanderneuen Universität gelehrt werden,wasder För- derungdesReiches Gotteshinderlichseinkönne; verboten wird deshalb der Vortrag des sogenannten kanonischen Rechts;

alles,wasmitGottesWortnichtübereinstimme,solle beseitigt, GottesWortüberallundnamentlichauchfürMathematikals sichersterCensorbetrachtet,jeder Lehrer, deretwas wider GottesWortlehre,entfernt und gebannt werden. Auchdie Formulirung dieser Sätze scheint mir dafür zu sprechen, dass aufdieRedaktiondieserOrdnungdenmassgebendenEinfluss LambertvonAvignonübte. Siepasstezudem Systemkirch- licherDisziplin,dasder frühereFranziskaner empfahl. Der Landgrafaber erbatsichüber seine Vorschläge dasGutachten Luthers und dieserwarnte davor, „einen solchenHaufen Gesetze mit so mächtigenWortenvorzunehmen“, unddarauf sahPhilippdavonab,dievonLambertentworfeneOrdnung einzuführen. Nichtihr, die fürden Laudgrafen„nur eine informatorischeBedeutunghatte“ undderer nachLuthers Gutachten keinenweiterenEinflusseinräumte,vielmehrnur den Äusserungen des wichtigen von Feige concipirtenPrivilegs, das Philipp 1529 derneuenHochschule verlieh, ist daher eine authentischeAuskunftüberdieAnschauungenundAb- sichtenzu entnehmen, die derLandgrafbeiihrerStiftung hegte. Hierwurdenun ähnlich wieoftvonden Reformatoren die der Bildung ungünstigeZeitströmung beklagtundnach- drücklich hervorgehoben, wieverkehrteswäre, wenn„wir dieheilsamen Studia,Künste und Sprachen,dieuns Gott zu nnsernZeitenzugleichsammtseinem gnadenreichenWortso gewaltigwiederumhaterscheinenlasseu,verachtetenunddas EdelgesteinunterdieFüssekommenHessen“;dann wärezu fürchten, dassderHerrsieundsein„Evangelium,mitdem

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ergewöhnlichwie auchjetztguteKünsteundSprachenals einenotdürftigeZugehör pflegtzuzusenden“, wiederumhin- wegnähme. In dieser Überzeugunghabe derLandgraf, so erklärteer hierfeierlich,dieUniversitätaufgerichtet, „auch derUrsach,damit männiglichsehen underkennen könnte, dass wirnit derMeinung (wiewir durchetlicheungütlich beschuldigtwerdenmochten),dass wirdurch dasEvangelium alleanderen Studiasolltenundwolltenumgestossen,nieder- gelegtund abgetan haben.“

MitRechthatschon früherderbesteKennerunserer Universitätsgeschichte, unser Kollege Julius Caesar19) auf diese Worte hingewiesen als bedeutsamen Ausdruck der Gesinnung,diebeider Stiftung unsererUniversitätgewaltet hat; sieerscheinen um sobedeutsamer, da,wiehieran- gedeutet ist, andere Bestrebungen ihren Stiftern Schuld gegeben waren. Vielleicht könnten dazu eben Lamberts VorschlägeAnlass gebotenhaben; dassman inWittenberg besorgte,LambertsEinflusskönnediePflegehumanistischer Studien anderneuenHochschuleschädigen, istdurchein Schreibenbezeugt,dasimJanuar 1527,indemselben Monat, indemLuther vor derEinführung derLambertschenOrdnung warnte,an Balthasar von Sehrautenbach geschicktwurde und das dieserneben FeigebeiderneuenGründungbesonders tätigeRat desLandgrafen zu denAkten gegeben hat90).

Eswarvon einemHessenverfasst,derdamalsinWittenberg studierte,unddessenTalent undCharakterMelanchthon in einemeigenhändigen Brief andenLandgrafen gerühmthat.

HeinzHessus beriefsichhieraufÄusserungen, dieLambert 1526in einer Abhandlunggegen die artes liberales ver- öffentlichte. Ob Lambertdaraufhin auch inMarburg, wie später Friedrich Myconius gegenüber21), betonte, dass er keineswegs die Gelehrsamkeit, sondern nur deren Über- schätzungbekämpfenwollte,wissen wirnicht:jedenfallsist derLandgraf allen Besorgnissen, wiesie vonWittenberg geäussertwaren, schon vor den Erklärungen seinesFreiheits-

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briefes entschieden durch die Tat, durch die Berufungen hervorragender Vertreter der Wittenberger Richtung entgegen- getreten. Corvinus schriebineinem Brief andenspäteren Marburger Professor Drach. derLandgrafhaltehierher Luther, Melaucbtbon und Bugenhagen ziehen wollen; sind sie begreiflicherWeiseinWittenberggeblieben, sowurdedoch geradeauch imKreiseMelanchthons mitbesondererFreude begrüsst.dass nachMarburgderdenReformatoren schon lauge bekannte eifrigeundgelehrteVorkämpferdesHumanismus HermannvondemBusche**/ berufenwerde. Undbald darauf wurden dieersten beiden Rektoren der neuen Universität zweialteSchälerundFreundeMelanchthons, derJuristJohann EisermannausAmöneburg, wieer mitseiuem Humauisten- namensichnannte,Johannes FerrariusMoutanus, und der TheologeAdamKraftvon Fulda,denderLandgrafauchbei der Ordnung der kirchlichen Verhältnisse besonders viel benutzte. Ihnen und anderen Vertretern des evangelisch vertieftenHumanismushatunterAbweisungspiritualistischer TendenzenderStifterder erstenprotestantischen Universität massgebendenEinfluss anihreingeräumt. Erhatsichda- durch, darfman vielleicht sagen, ein ähnlichesVerdienst erworben,wieWilhelmvon Humboldt,indemerFichtesPlan einer radikalen Neuordnung zurückwies und nach neu- humanistischenGedankendieUniversitätBerlinorganisierte.

Nichtminderbezeichnend aberist, dass trotzsolcher Differenzen,wie FichteinBerlin,soLambertinMarburgzum Professor ernannt wurde. Der Landgrafhatte wohl eine persönlicheSympathiefürdenvielverfolgtensüdländischen Feuergeist, dessenTemperamentdemseinenverwandtwar;

derUrheberdes MarburgerReligionsgesprächswollteauch inderMarburger Universität nicht eineeinseitigetheologische Richtungalleinherrschen sehen. Dashätteseinen politischen und kirchenpolitischen Bestrebungen, das hätte auch der tolerantenGesinnungwidersprochen,dieschonderersteBrief bekundete, dener 1526andieWittenbergerReformatoren

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richtete. Indem er ihnen für ihren trenen Rat dankte, erklärte er doch,erwissenicht, oberMelanchthons Auf- forderung folgensolle,zwiespältige Prediger nicht zu leiden

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habe er doch in der Bibelgelesen, dass Christusallerlei Weisegepredigtwerde unddassmandasUnkrautundden Weizen zugleich solle aufwachsen lassen*3). Bei solcher Gesinnung konnteernicht billigen, dass Kraft Kanditaten, diesichnichtzuLuthersAuffassung desAbendmahlsbekannten, vom Examenzurückwies; erentzogdaraufdiePrüfung der Kanditaten der SuperintendenturundübertrugsiederMarburger Fakultät; dabeiverboterausdrücklich, dassJemandem die Anstellungversagtwerde, weilerinderFragedesAbend- mahls nichtmit Lutherübereinstimme. NichtmitGewalt- massregeln, sonderndurchBelehrungwollteer aufanders Denkende in religiösen Frageneinwirken; sobat er, als Schwenkfeld ihm ein Buch übersandt hatte, das, wieer erkannte, seinen „Verstand übertraf“, Melanchthonsolches Buch„zu verlesen undda Schwenkfeld inetwas irrte, ihn denselbigen gütlich zu unterrichten. Denn man ja ein christlichesgutesWerkdarantäte, wennersichirrte, dass manihngütlichunterrichteteund wieder aufdieBeine brächte“.

Undnoch entschiedener wünschteernatürlich beiihmnoch geringer erscheinenden Differenzen der Ansichten unter ProtestantensiedurchgütlicheVerständigung auszugleichen;

solcherWunsch und politischeRücksichtenwirkten beiihm zusammen, um ihn zu freudigerUnterstützung der Unions- bestrebuugenMartin Bucersgeneigtzustimmen. Auchaus diesemGrunde warihm sehr erwünscht die Wirksamkeit desBucerinseinerGesinnung verwandten AndreasHvperius, der1541fürdieMarburger Universitätgewonnenwurde, des

„Prophetendermodernenevangelischen Theoriepraktischer Theologie“24).

Indemlandgräflichen Freiheitsbrief von1529wurdevon denMarburger Theologen nicht dieVerpflichtung auf ein kirchlichesBekenntnis, sondern„lautere,mitfremderLehre

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unvermengte Auslegungder heiligenSchrift“verlangt. Dafür warenphilologischeStudien unentbehrlich; wieinWittenberg undStrasshurg wurde deshalb auch inMarburg jetztdas Studium der Sprachendes Alten und Neuen Testaments gefördert. Auch imMittelalterhatten vieleGeistlicheUni- versitätenundauf ihnen namentlich Vorlesungen derartistischen Fakultät besucht;dieseaber hatten sienichtzum Studium derBibel undderaltenKlassiker geführtundkeineswegs wardamals das Universitätsstudiumalsunbedingtes Erfordernis fürden Beruf des Geistlichenbetrachtet.Eine solcheForderung wurdeerstinFolge der Reformationaufgestelltundbeiden protestantischen Geistlichen durchgesetzt,undhierdurchwurde, wiePaulsen25) bemerkt, auch die katholische Kirche zu stärkerer Betonung wissenschaftlichen Studiums gedrängt.

Einen bezeichnendenUnterschied zwischen protestantischen und katholischen Bildungsanstalten gewahren wir aber in ihrerStellung wie zum Studiumder Bibel soauch zudem der griechischenSpracheundLiteratur. Vonden Reformatoren istauch diesStudiumgefördertworden;dagegenhabensich dieJesuitenstetsdem Hellenentum abgeneigt gezeigt, das, wie einfrühererLehrerunserer Hochschule,wieHeinrich Nissen betont hat, „in demgrossen Kampf, welcher den geistigen Inhalt derganzen neueren Geschichtenausmacht, mögen die Gegensätze nach Zeit und Ort ihren Namen wechseln, immer und unterallenFormenim Gefolge der nationalenundhumanenBestrebungen erscheint“. Als Lehrer des Griechischen wurde schon 1527 der Wittenbergische MagisterJohannLonicerus*6)angestellt;inseiner lateinischen ÜbersetzungvonRedendes Isokrates dankteerdemLandgrafen dafür, dass er auchdieseStudien auf seiner Hochschule fördere. Persönlich interessiertesichPhilippbesonders für Geschichte*7

); für sie wurde hier zuerst an einer philo- sophischen Fakultät eine eigene Professureingerichtet. Nicht unbedeutende Persönlichkeitenwurdenmitihr betraut,zuerst HermannvondemBusche, daunseinwestphälischer Lands-

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mann Glandorpund GerhardGeldenhauer ausNymwegen, 1536derschon genanntebekanntesteJünger Mutians,der Dichterkönigunterden Humanisten, EobanHesse, derhier in seiner hessischen Heimat dievier letztenJahre seines Lebensverbrachte und 1538auch dasRektoratbekleidete.

Dem Landgrafen, dessen „ausserordentliches Wohlwollen“

Eobanmehrfach gerühmt hat,widmete erdas ersteWerk, daser in Marburgvollendete,seine von den Zeitgenossen besonders hochgeschätzte Übertragung des Psaltersinlateinische elegischeVerse,da auch Philipp wieDavidzugleicheinHeld der Waffenund desGlaubenssei. WerEoban undsolche Schriftenvonihmbetrachtet,demdrängtsichbesonders stark esauf,wie verschiedeneAnforderungen damals undspäter andenProfessorderGeschichtegestelltwurden. Als die Aufgabe,diedieserzulösenhatte,warindemPrivilegvon 1529bezeichnet,er solle„bewährteundglaubwürdige Historicos lehrenundlesen“undalssolchewarennebenLivius,Caesar, SallustundTacitusauch Sueton, JustinundCurtius,Florus, OrosiusundValeriusMaximus, aber keinGriechegenannt.

Um

so wichtigerwar es auch deshalb, dass ein eigener Professorbestelltwar, der griechischeGrammatik und„Homeri, Hesiodi,Aristophanis,Theokriti undandereOperafürund fürtreiben“sollte. Wohlsindleichtauchbeider Tätigkeit von Lonicerus, der damit betraut wurde,mannigfacheMängel undFehler zuerkennen; gegenüber denfrüheren Zuständen bezeichneteesaber unfraglich einen hochbedeutenden Fort- schritt, dass Forderungenwie die erwähntengestellt,dass Lehrer undZöglinge derUniversität von abgeleiteterund getrübterTraditionhinwegauf die Quellenhingewiesenwurden.

Dasaberwarnötigundgeschah auchinder medizinischen Fakultät. Nachdrücklich betonten Marburger Professorenund PhilippsBiographLauzedas Unheil,das „unwissende Kälber- ärzte,dieIlippokratesEid nichtgeschworen hatten, Land- läuferundEmpiriker,die imSchein bewährterArzneidie armen KrankennichtalleinumsGeld,sondernauchumden

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Leib brächten“, unddiearabischen Interpreten der griechischen klassischenMediziner anstifteten; wichtigwar es deshalb, dass nichtnur Lonicerus aut'diegriechischenOriginaltexte hinwies,dassnamentlichJanus Gornarins, derseit1542 hier als medizinischer Professorwirkte. die Handschriften des Hippokrates studierte und eine Ausgabe diesesKlassikers veranstaltete, noch wichtigeraber, dassandere Marburger Medizinersich zu dem Studium derNaturselbstgetrieben fühlten. Sogleichschonderbeider Stiftungder Universität hierherberufene hervorragende Humanist, Eobans Freund, Euricius Cordus*®). Seine Epigramme, vondenen manche Lessing benutzte, haben ihn bekanntergemacht, als seine naturwissenschaftlichenArbeiten; doch istauchunterdiesen namentlichsein Botannlogikon auchvon neuerenForschem rühmenderwähnt worden. Eszeigtihn, wie unser Kollege ArthurMeyermiraussprach, als kritischenBeobachter,als Kenner nichtnurder Botanik des Altertums, sondernauch einheimischerPflanzen, undfür seineBegabungalsLehrer der Pflanzenkunde spricht wohl, dass für sie noch be- deutenderesalserseinSohnValeriusCordus schoninjungen Jahren leistete. Sein Nachfolger aber, Johann Eichmann oderDryander ausWetterundBurchardMithobiusnahmen schon 1535 Sektionen vor, auf Grund deren Dryander ineinerSchriftvon1537Abbildungen verschiedener Körper- teile veröffentlichte, die neuere Gelehrteals beachtenswert bezeichneten;auchunser KollegeAsehoffhob mirgegenüber hervor, dass namentlichdie hiermitgeteilteZeichnung des HerzenstrotzgroberFehler früherenAbbildungengegenüber einenwesentlichenFortschrittbezeichne. Ausdrücklich betont nunindieserSchriftDryander, dass derLandgrafandiesen anatomischen Untersuchungen persönliches Interesse nahm unddeshalb häutigeAbhaltung von Sektionen in Marburg gestattete* 9).

Die nächstenBeziehungenzu seinenfürstlichenBerufs- pflichtenhattedieTätigkeitder juristischenFakultät. Auch

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ihreBedeutungwurdeindieser Zeitwie die der theologischen verändertundgesteigert. WissenschaftlicheVorbildungwurde jetztauch für den Richterund Verwaltungsbeamtengefordert, und dergelehrteJuristenstandwurde einwichtigerFaktor dermodernenEntwicklung des staatlichenLebensundder Kräftigungfürstlicher Macht. Die Wahl unsrerStadtzum Sitzder Universitätwarwohl mitdadurch bestimmt,dass hiervon Philipps Vater das Hofgericht eingesetzt war, dessen Kompetenz Philipp selbst erweiterte30). Beisitzer dieses Gerichts war auch der erstejuristische Professor unserer UniversitätFerrariusMontanus,der1527 als ersterRektor in ihr Album die ersten Professoren und Studenten ein- zeichneteundspäterdannnoch siebenmalzumRektor, und da andere Geschäfte FeigesehrinAnspruch nahmen,auch zumVize-Kanzler ernanntwurde31). NachdemFreiheitsbrief vom Jahre1529sollten zum wenigsten 3 gelehrte Juristen angestellt werden, damit „die Auditoresjuris neben der Praktikdes Hofgerichtstäglich3 StundeninRechten, nämlich vormittagsInstitutiouesimperatoriasund nachmittags Codieein Justiniani samt den Büchern Pandectarum hören mögen“.

Aus mehralseinemGrund istinteressant, dassschon1527 derLandgrafsichbemühte, für solcheAufgabeauch Cantiuncula zugewinnen32); ist diesernichtnach Marburggekommen, sogelang esdagegenspäter hierherJohannOldendorp33)zu ziehen,dernachden vielen Kämpfen,die erin Rostock, Lübeckund Köln für die Reformation geführthatte,hierim AltereinVierteljahrhundertlang diefruchtbarstefriedliche Tätigkeitals Schriftsteller,LehrerundOrganisatorentfaltete.

Eine praktischgerichteteNatur wollteerdoch,wie Stintzing darlegt,dasgesamteBildungsmaterial,das die Zeit zur Ver- fügungstellte, fürdieZweckedesjuristischenUnterrichts verwenden,indessenHebungerdiewichtigsteVoraussetzung auch für dieBesserung der Rechtspflegeerblickte. Eingehend underfolgreich hatersich auch mitGeschichteundPhilo- sophiedes Rechtes beschäftigt;unterschiedsichseinemarkige

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KürzevonderverschwommenenBreite,ander Schriftenvon Ferrariuslitten,sohaterebendeshalb,nurnochwirksamer alsdieser,die humanistischeRichtung gefördert,der Beide ergehen waren. Manversteht,dass nichtnur seineSchüler ihnhochgerühmthaben,dass auchderLandgrafinseinem Testamentseinen Erben empfahl, ihnnicht ausdem Land kommenzulassen.

Stintzing hat ihn als „die bedeutendste Erscheinung unterdendeutschen Juristenumdie Mittedes16.Jahrhunderts-' bezeichnetund namentlich hervorgehoben, dassOldendorpder erstewar,derdaspositiveRecht ausdemNaturrechtherleitete.

Erist deshalb alsVorläufer von HugoGrotius betrachtet;

dochtrittbeigenauererPrüfungauch deutlich hervor, wie

Oldendorpsichvon diesem unterschied, wie die Freiheit seiner philosophischenErörterungen durchdiemassgebendeAutorität, dieerdem Dekalog undCiceroeinräumte, gehemmtwurde.

Auch bei ihm wie ja auch bei Luther und Melanchthon gewahren wir mittelalterliche Vorstellungen neben bahn- brechenden neuenGedanken, ausdenen dievollen Konse- quenzenzu ziehensieebendadurch verhindertsind,undeinen noch stärkerenEindruckvon der Beschränktheit der wissen- schaftlichen Bestrebungendes16.Jahrhundertsgewinnenwir, wennwirandereMarburger Professoren dieserZeitunddie Bestimmungen des Marburger Privilegs von 1529 über MathematikundPhilosophieinsAugefassen:gewissistdie modernewissenschaftlicheForschungund Lehreerstdurch die mathematische Naturwissenschaft und die Philosophie einerspäterenZeitundihreAufnahmeaufden Universitäten herbeigeführt worden. Aberdasshierfür, dass für Leibniz, Kantund Goethe durchdiegeistigeBewegungdes16.Jahr- hunderts derBoden bereitet wurde, das hatebenGoethe bezeugt. „Wirwissen garnicht,sagteerEckermann34),was wirLutherundder Reformationalleszudankenhaben.Wir sindfrei geworden von denFesseln geistigerBorniertheit, wir sindinFolge unsrerfortwachsenden Kultur fähiggeworden

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zurQuelle zurück zu gehen unddasChristentumin seiner Reinheit zufassen. Wirhaben wieder den Mut,mitfesten Füssen auf GottesErdezu stehen undunsinunserer Gott- begabten Menschennatur zu fühlen.“ UnddieseEntwicklung haben auch Professoren unserer Hochschule, hatauch ihr fürstlicherStifter fordern helfen;ja in mancherBeziehung war erfür die Lösungdieser Aufgabenachseiner Natur undseinen Anschauungen noch besser geeignet, als seine grossen Wittenberger Ratgeber. Sie waren nicht nur an Kenntnissen und Bildung,sondern auch angeistigerTiefe undsittlichemErnstihmweitüberlegen; es warnichtun- begreiflichundnichtunberechtigt,wennsieundandereihrer Fachgenossen in ihmeinentheologischenDilettanten sahen und ihm ausserdem vorwarfen, dass er auch in wissen- schaftlichenundkirchlichenFragensichmit durchpolititisehe RücksichtenbestimmenHesse. Aber damithing zusammen, dasser auchwenigerals sie durch theologischeVorurteile beeinflusst wurde; freierals sie stand ermittelalterlichen Überlieferungen gegenüber; ein überzeugter entschiedener Bekenner der religiösenGrundgedanken derReformatoren, wollteerdoch gerade nach diesensich unddieSeinenund namentlichdieLehrer seiner Universitätnichtfesselnlassen durchihreDogmatik. Wie beidenZollern des17.Jahr- hunderts,nachdemsiedervorwiegend lutherischen Bevölkerung Brandenburg-Preussens gegenübersich zum Bekenntnis der reformiertenMinderheit hinüber gewandthatten, politische Erwägungenmitwirkten,um siezuveranlassen,dasPrinzip derToleranz zu proklamieren, sowarauch fürden politischen Vorkämpfer des Protestantismus in der Reformationszeit natürlichderWunsch vonEinfluss, dendrohenden Feinden nicht ihrSpieldurch Zwietracht der Protestanten zu erleichtern:

inbeidenFällen aberwar nichtalleindiesMotivwirksam.

DemLandgrafen schien solche Haltungnichtnur aus politischen Gründengeboten zusein: sieentsprachseinem regen Wahrheits- strebenundseinerAuffassung seinerfürstlichen Pflichten.

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„IchwilldenHessen helfen“:mit diesenWorten hatte erschon1526 den Wittenberger Reformatoren angekündigt, erdenkeauch Klostergüter,diejetztsovieleAnhänger und GegnerevangelischerAnschauungensichanzueignenstrebten, zugemeinemNutzen und auch zurGründungvon Schulen zu verwenden Bereits imJahrdaraufsinddanachauch der neuen Universität die Häuser, welche hier Kugelherrn, Dominikanerund Franziskanerinnegehabthatten, sindihr dannauch andere Klostergüter überwiesen,isteinGrundstock auch füreineUniversitäts-Bibliothek*5) geschaffen worden.

„Schonwährendderdreivorausgehenden Jahrhunderte hatte dieHierarchie, wie MoritzRitter36)treffendhervorhebt, die Herrschaft überdas Schul- und Armenwesen mitdervor- dringenden Staatsgewaltteilenmüssen

auch dieswieder einZeichenvonder innerenKräftigung des Staatesundder zunehmendenUnfähigkeit der Kirche, ihren weitgezogenen Wirkungskreis auszufüllen.“ DieseEntwicklung wurdenun aberweitermächtig durch die Reformationgefördert, und besonders fühltesich ihrfürstlicherVorkämpferinHessen auch,,zn erhöhter Sorgefür denUnterricht, wie für die Unterstützung der Notleidenden“angeregt, lnseinerSchrift anden Adel deutscherNation hatteLuther gefordert, „auf diehohen Schulensollemannichtjedermannschicken, wie jetztgeschieht,womannurfragt nachderMenge und ein jederwill einen Doktor haben, sondern allein die aller- geschicktesten,inden kleinen Schulen zuvor wohl erzogenen.“

DieserForderungentsprechenderklärtenun derLandgrafin den Statuten seiner neuen Universität,essollenichtaufzahl- reicheihreZeit vertuende,sondern auffleissigeHörer gesehen werden; um für bessereVorbildungvon ihnen zu sorgen, wurdegleichzeitigmitder UniversitäteinPädagogium*7)und um länger dauernden Aufenthalt derkünftigen Schul-und Kirchendiener auf der Hochschule zu ermöglichen, die Stipendiaten-Anstalteingerichtet. Geradeheiihrnehmenwir wahr, wie überHessens Grenzen hinaus die Ordnungen

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gewirkthaben,diehiergetroffenwerden: nach ihrem Muster istdas TübingerStifteingerichtetworden. MitgutemGrund

istdeshalb auchhierinunsererAulaPhilippsSiegheiLauffen imBildeverherrlichtworden,durch dendieVoraussetzung für eine NeugestaltungWürttembergsundder TübingerHoch- schulenachhessischemVorbildgeschaffenwurde.

Freudigwerdenwirbekennen, dass das TübingerStiftfür dasgeistige Leben Deutschlands noch grössereBedeutung gewann als unsere Stipendiatenanstalt; schmerzlich istes, hervorheben zumüssen, dass die Entwicklung unsrer Universität durchintellektuelleund moralischeMängel undFehlerihrer MitgliederundauchihresStifters gehemmtwurde. Freilich ist es nichtschwer, die Angriffe prinzipieller Gegnerder Reformationzuwiderlegen,nachderenBehauptungensolche Schäden durchdiereligiöseNeuerungveranlasstwurden3*):

esgenügtdaran zu erinnern, dasswahrlichnoch schlimmer als damals auf protestantischen vorher und später auf katholischenUniversitäten Unfleiss undGelehrtenzank von Professoren, Roheit undZuchtlosigkeit von Studentensich geltendmachten. Trotzdemaber hatmitRecht schonRanke gerade im Hinblick auf Philippbetont,„welche Schwierigkeit fürdieDurchführungder reformatorischenGedanken, deren letztesFundamentein religiös-moralisches war, darin lag, dass die Vorfechterdesselben, an dieman denAnspruch machte,diese Prinzipien in ihrem Leben darzustellen, das dochkeineswegsimmerleisteten. SiewarenKinder einer rohen,mitGewaltsamkeitundFehdeerfüllten Zeit: kräftige Naturen,alterihrerLeidenschaftenwenigMeister.“ Mit Ernst undEiferhatderLandgrafsichumdieZucht der Studenten Marburgsbemüht;dasserselbstseine sinnliche Leidenschaft nichtzu zügelnvermochte und dass er, um nach seiner Bigamiesichpersönlichzusichern,ineinebedenkliche Ver- bindungmitdemKaiser sich einliess: darunterhaben wie seinHaus undseinLand, so auchdieSacheder Reformation unddievonihmgestifteteHochschuleschwergelitten. Freilich

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brachtedieserder Blind zwischendemKaiserunddemLand- grafenzunächst die Erfüllung eineslanggehegtenWunsches:

imJuli1541begabteKarl V.auchsie mitdenPrivilegien, mitdenendieanderen deutschen Universitäten versehen waren.

Hatteman schon früherin Marburgakademische Würden verliehen,sowurdenihreInhaber nunimganzenUmfange des Reiches anerkannt. Unddasses sichdabeiumwichtigeres handelte, wie grosseprinzipielleBedeutung es hatte, dass jetzt die vomPapsteunabhängige evangelische Hochschule dievolleAnerkennungdurchKaiserundReicherhielt: das hat1841ineinergedankenreichen Festrede Rettberg entwickelt, und dieseBedeutungwirdnochhöher schätzen,werausden Rettbergunbekannt gebliebenen, inunseremundimWiener ArchivaufbewahrtenAktenersehenhat,wie früher der Kaiser sichgeweigerthatte,einesolcheAnerkennungauszusprechen39

).

Nochdeutlicheraberhabendie seitdieser Zeitveröffentlichten Quellenunserkennenlassen,dassdochbeidemVertragvon 1541keineswegs demLandgrafen, sonderndemKaiserder Hauptgewinn zufiel. Nie habengrössereGefahren Karls V.

kirchliche undpolitischeStellung bedroht,niegrössereAus- sichtensichdemdeutschen Protestantismuseröffnet,alsda es damals demKaisergelang, dieseAussichtenzumSöheitern zu bringen und jene Gefahrenzu beschwören, indemder bisherigeeifrigsteVorkämpferdesProtestantismusgegenGe- währungderAmnestie sich verpflichtete, keinBündnismit denGegnern desKaiserseinzugehenundihreUnterstützung durchden SchmalkaldischenBundzu hindern. Dadurchwurde esdemKaiser ermöglicht1543denHerzogvon Cleve nieder- zuwerfennud ihnzu zwingen,wieauf seinepolitischenso auchauf seine reformatorischenBestrebungen zuverzichten und „dieBeobachtungdessen, wassichhierzntrug,öffnete dieAugendesKaisers,wieerselbstinseinenDenkwürdig- keitensagt,underleuchteteseinen Verstanddermassen, dass esihmleichtvorkamdieProtestantenzubesiegen,wenner dasmitpassenden Mitteln und unterdengeeignetenZeit-

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umständen unternähme“. Und wirklichhaben dem Kaiser weiter derLandgraf undseineVerbündeten geholfen,diefür KarlgeeignetenUmständeundMittelzu beschaffen. Soge- langes ihm wenigeJahrenach demSiegüberCleve den Schmalkaldischeu Bund zu zersprengen und seine beiden HäupterzuGefangenenzumachen.

AuchindenAnnalenunserer Universitätistdem Schmerz Ausdruckgegeben,derihreMitgliederbeiPhilippsGefangen- nahmeergriff, aber auch 1552 derFreude überseineBe- freiung. Hierempfingerauf derHeimreisenach Kasselam

10.SeptemberProfessorenundStudenten; dabeifeierteNicolaus RodinginlateinischenVersendenjungenLandgrafenalsden BefreierseinesVaters,desMärtyrers deutscherFreiheitund Religion. Und eifrigund erfolgreichhatsichdannPhilipp inden 15 Jahren, dieihm nochzu wirken vergönntwar, bemühtStudienund Zucht auf der Universität, die Interessen derLehrendenund Lernendenzufördern. Besonders wichtig wares,dasser ihrAndreasHvperiuserhielt,alsdie Schweizer diesen fürLausannezugewinnensuchten40);seine Anziehungs- kraftalsLehrer hat derMarburgerHochschulevieleStudenten namentlich ausderSchweizundder niederländischenHeimat vonHyperiuszugeführt. In.dem erstenJahrzehntwarnur einmaldasersteHundertinderZahlder Immatrikulationen überschrittenworden:1531sind 106,inallenandern Jahren abereine geringere Zahlvon NamenindieMatrikel ein- getragen;dagegentrittindemfolgendenJahrzehnteinent- schiedenesWachstum ein,nurunterbrochendurchdie1541 auchinMarburgwütendePest. Dannaberstörteder Schmal- kaldischeKrieg dieseerfreulicheEntwicklung; dagegen er- reichtenachPhilippsRückkehrdieFrequenz eine früher nie erlebteHöhe; 1566, inPhilipps letztemJahrwurdennicht wenigerals231inscribirt:„manwirddieGesamtfrequenz für UniversitätundPädagogiumumdieseZeitauf500unbedenklich ansetzen dürfen“41). Wichtiger-aberwaren die Massregeln, durchdiederLandgrafbekuudete,wieernster esmit seiner

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Erklärunginden Statutender Universitätnahm,erlegedas Hauptgewicht nichtaufdie Zahl, sondern aufdie frucht- bringende Arbeit der Studenten; wiebedeutsamfür das geistige LebenHessens namentlichdie 156Udurchgeführte Reform derStipendiaten-Anstaltwar, ist in einer der Festschriften zu diesemTag vonWilhelm Diehl hellbeleuchtet worden.

Wohlwurdendadurchin erster Linie theologischeStudien gefördert; zu ihremgründlichenBetrieb aberwurdegerade liierdasStudiumdes GriechischenundLateinischenverlangt undfestgesetzt,dassneben denTheologenmindestensein Jurist undeinMedizinervon den Stipendien unterhaltenundsiein den Stand gesetztwerdensollten,ihreStudieninFrankreich und Italien fortzusetzen, da „diesebeidenStudiaindiesen fremden Nationenambestensein“. Auchübteden grössten Einflussauf die allgemeinen Verhältnisse derUniversitätda- mals einJurist, nämlich derzu ihremReformatorbestellte Oldendorp. AnderSorge fürsieHessderLandgrafimmer mehrauch seinen ältestenSohn Wilhelmsichbeteiligen,dem er eine besserewissenschaftlicheBildung zu verschaffenbe- mühtwar.als er sichhatte erwerben können.

Um

soschmerz-

lieberwaresdemLandgrafen,alsererfuhr,dass dieser Sohn, der „grosseLustzu allerleiKünsten, alssonderlichzuder Mathematik“zeigte,danebendoch auch abergläubischen Vor- stellungenund Künsten der Neeromantiesichzuneigte.Philipp wardamit,wieer1560seinemFreundeChristophvonWürtem- berg schrieb42),„gar übelzufrieden;dennwir wissenwie es ganz wider Gott, dassmanden Teufel fragenundinKrystall sehenwill,Segen, die mit Zaubereiund undanderer Teufelei umgehen,erforschenund brauchen.“ Auchaussolchemreli- giösenGesichtspunktwünschte er Verbreitung und Vertiefung wissenschaftlicherBildung; inihrsahermitRechtzugleich das besteMittel,den Sinn derJugendvon Roheiten abzulenken, denen scharf entgegenzutretener sich verpflichtet hielt. Nach- drücklich erklärteerim Mai 156643),nieseiesseineMeinung gewesen, „die Universität zuMarburgdarumaufzurichten,dass

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dieStudiosimitPfeifen,Lauten,Geigen undandermSaitenspiel desNachts aufdenGassengehen,nochsichmitdemHofgesind, BurgernoderAndern schlagen und allenMutwillentreiben sollen,sondern,dass siechristlich ehrbarlichund alsoein Leben führen,wie das lohliehen Studiosengebührt. Denn sonstenwäreesnichteinechristliche,sondern eineteuflische Universität.“

Noch war nichteinJahrverflossen, seitPhilipp diese Verfügungerlassenhatte:daschlugam31.März1567 seine letzteStunde. Mitden Worten: „Vater,iudeineHändebe- fehleichmeinenGeist“gingernach stürmisch bewegtem Lebenin dieewigeRuheein. Abermit seinemTodesind die Wirkungen seinesStrebens undTuns nicht erloschen:

gestatten SiemirzumSchlusskurz hervorzuheben, welche Erinnerungen an ihnsichauchbeieinem Blick aufdieweitere Geschichte unserer Universität aufdrängen.

Erhatte die Aufsicht übersieseinen beiden ältesten Söhnen überwiesen, undmannigfacheFörderunghatsiebe- sondersdurchWilhelmerfahren,der seinevielseitigenwissen- schaftlichenInteressenund seine persönliche Liebenswürdigkeit auch imVerkehr mit den Marburger Professoren bekundete;

auch trug zurHebungihresBesuchs namentlich durch hessische und ausserhessischeAdlige hei, dass durchdeninMarburg residierendenBruder Wilhelms,durchLudwig eineständige Hofhaltung hiereingerichtetwurde. DieseVorteiledes Re- gimentsvon PhilippsSöhnenaberwurdenleiderÜberwegen durchden verhängnisvollenEinfluss,den aufdieweitere Ent- wicklung der Universität wie des hessischenLandesdieWirk- samkeit lies vonLudwig begünstigtenTheologen Aegidius Hunnius übte. Durch ihn wurde nunauchinMarburg,wo

152!)Philipp eineVerständigung zwischen Luthers und Zwinglis Anhängern herbeizuführen versuchthatte, derheftigstekon- fessionelleHaderentzündet,derauf dasSchwerstedieKraft der deutschenProtestantenschädigte. DerbesteKennerder GeschichtedieserZeit,MoritzRitterhatdavorgewarntdie

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Geistesarbeitderdamalsin derdeutschen protestantischen Weltmit einander streitenden FlacianerundMelanehtonianer zuunterschätzen;„sicdurchdrangen,sagter, diejungeKirche mitdemGefühlihrerEigenart gegenüberder katholischen Kircheeinerseitsundden mancherlei Sekteu andrerseits;sic gabenden protestantischen Landeskirchen einefestedogmatische Grundlage,dieMöglichkeitdesZusammenhangsuntersichund desfestenBestandsnach aussen.“ Nochdeutlicheraber liegen dieübelenFolgenihrerKämpfezuTage. Beiihremeifrigen StreitenfürdieReinheit vonLuthersLehrekamihnennicht zumBewusstsein,dasssieeben dadurch von Luthers Auffassung desGlaubenssichabwandten;siebildeten eineneue Scholastik aus,durchdieauch dasStudiumderQuellenwiederinden Hinter- grund gedrängt wurde,unddurchihreZwistigkeitenundihre poli- tischenUnfähigkeit fördertensie ihreentschiedenstenGegner.

Sotrugensieselbstdazubei,dassder Habsburger,deram meisten ihrenAnschauungensich zugeneigtbatte, dass der im JahrederGründung derMarburger Universität geborene MaximilianII.,der auch mit derenStifterinpersönliche Ver- bindung getretenwar11),sichwieder von ihnenabwandtc und dassimmergrösserenEinflussauchinDeutschland.seinspa- nischerVetterund derspanischeOrden gewannen, diemit allen Mitteln dieKetzer inEuropabekämpften. MitRecht hatTreitschkedie„wohlfeilenAnklagengetadelt,welche die protestantischenHistorikerbeiderSchilderung dieserEpoche wider die Gesellschaft Jesu zurichtenpflegen. Die Jesuiten taten,wasdieVorkämpferder streitbaren Kirchenichtlassen durften;unsere Glaubensgenossenunterliesseu,wasdemDeut- schen,demProtestantendieheiligstender Pflichten geboten.“

Klareralsihremeisten Zeitgenossen erkannten Philippsältester Sohn undEnkel, WilhelmundMoritz,diedenProtestanten drohenden Gefahren; abersieabzuwehrenvermochtensienicht;

ja Moritz schärfte durchdieMassregeln,die ergegenüber den Vertretern Lutherischer Orthodoxie ergriff, den konfessio- nellenStreitinMarburgundinder hessischen Fürsteufamilie.

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So-wurde der reformierten Marlmrger Hochschuledielutherische Universität Giessen entgegengesetzt,undwasPhillipp gepflanzt hatte,schiendem Untergangegeweiht zusein,als 1624 an Stelleder vertriebenenMarlmrger Professoren Giesser Luthe- ranerhiereinzogenundPhilippsDarmstädterEnkel und Ur- enkel, umMarburgdenKasselerVerwandten zuentreissen, sichengandenHabsburgeranschlossen,dersichanschickte dieAxt an die Wurzel derMachtdesdeutschenProtestautis- muszulegen. Dabrachtediesem ans derFremdeeinanderer Urenkel PhilippsdieRettung:derEnkel seiner Tochter Chri- stine,der schwedischeKönigGustav Adolf.

Alsdieser inDeutschland erschien, mahnteihnLand- grafWilhelmV.andiePflichten, welchedieErinnerung an ihrengemeinsamenUrgrossvater ihnen auferlege; wirklich ge- wann durchGustav Adolfsund seinerSchwedenHülfe das HausHessen-KasselMarburgwiederundstelltehierinPhilipps Geist seineHochschule wiederher. Der 1624vondenLigi- stisch-DarmstädtischenTruppen vertriebeneJohannes Crocius wurde 1653 derersteRektor der reorganisiertenaltnamater Philippina45);wie derenfürstlicher Stifterbetonteerdas Ge- meinsamebeider protestantischenBekenntnisse. Freilicheine Union,wieersiewünschte,wurdenichterreicht,und nicht dervonPhilippeingeschlagenenRichtung entspraches,dass zunächsteineexklusivreformierte konfessionelleGesinnung sich hiergeltend machte und der Vortrag Cartesianischer Philosophie verboten wurde. DochnichtlangeHesssolches Verbotsichaufrechthalten, undkurzehedieUniversitätdas 200jährigeJubiläum ihrerGründungfeierte, wurdean sie durchPhilippsNachkommen,denLandgrafen Karl, der schon zuvor seineGesinnungsverwandtschaft mit diesem seiuemAhnen durch seineAufnahmederHugenotteninseinLandbetätigt hatte,der wirksamsteakademischeLehrer der Philosophie der Aufklärung, Christian Wolff berufen. Soklar dieUnterschiede zwischen seinen unddenAnschauungen der Reformatoren zu Tage liegen,so hat mitRechtdoch auch auf Verbindungs-

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fädenzwischendenBestrehungen des16.und des18.Jahr- hunderts wieRanke undTreitschke so auch einer derver- ehrtestenLehrer unserer Hochschule, kein GeringereralsAlbert Lange“*) hingewiesen. DassdiedeutscheAufklärungaufdem Boden desdeutschenProtestantismuserwuchs, darinistihr Unterschied von der französischen Aufklärung begründet;dar- auserklärtessich,dasssiedurchden deutschen Idealismus weitergebildetundabgelöstwurde. Oft sinddieBeziehungen seineshervorragendstenVertretersinMarburg, Savignys,zu einzelnenWortführern derRomantikhervorgehoben;näher aber sindseinWesenund seineAnschauungenmitdenen Goethes verwandt,undwiebeidiesemistauchbeiihmeineWeiter- bildungvonGedankenund Bestrebungen des16.Jahrhunderts bemerkbar. Der Stimmungdes Stifters unsererUniversität entsprachenmanche Äusserungenvon Savignys zugleichwarmer undtoleranterreligiöserGesinnungunddieWorte,indenen der grösstekonservativeJurist die Besorgnisseängstlicher Reaktionärewegender Gefahrenakademischer Lehrfreiheit zurückwies47). Nochwichtiger aberistesdaran zu erinnern, wie durchSavignymitvielgrösserenKräftenundreicheren Mitteln, als sieFerrarius undOldendorpbesassen,humani- stischerJurisprudenz die beherrschende Stellung gewonnen und wieBedeutendes durch ihn undseineSchülerfür die Wissenschaftgeleistetwurde, fürdieLandgrafPhilipphier zuerst eineeigne Professur eingerichtet hatte:dieGeschichte.

Inseinen Vorlesungenhaben wie dieJuristen,diehierseine Tätigkeitfortführten,PuchtaundWetzell, soauch JacobGrimm und Heinrichv.Sybel die fruchtbarstenAnregungenempfangen.

DurchSvbclaberwurde danninMarburginderselbenZeit, inder hierBimsen,Ludwig undRoser naturwissenschaftlichen undmedizinischen Studien neueBahnen wiesen undinder Rettbergdie erstekritischeKirchengeschichte Deutschlands, Zellerseine DarstellungderPhilosophie derGriechenund HildebrandundKniesihrehistorischeBetrachtung wirtschaft- licherFragen begannen, dieGeschichte der Revolutionszeit

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bearbeitet. Dabei überzeugteersichvonder Notwendigkeit umfassenderarchivalischer Forschungen für den Historiker, so wirkte erspäterfreudigdazumit,dass,das angrossen historiseben Erinnerungen reichste hessische Gebäude,dass PhilippsGeburtshaus zurAufnahmederQuellen der Geschichte Hessens und seines grössten Fürsten, zur Heimstättedes wichtigsten deutschenArchivs eingerichtetwurde. Dadurch

istesunsganz andersalsfrühererleichtertdenWunschzu erfüllen,denPhilipp in seinemTestamentgeäusserthatte, undzuverlässigeAufklärung über seine Geschichte zu geben;

dadurchistden historischen Studien an unserer Universitätein Hiilfsmittel geschaffenworden,soreichhaltigund brauchbar namentlichauch für pädagogischeZwecke,wieeskeineandere deutscheHochschulebesitzt.

Diese UmwandlungvonPhilippsGeburtshaus wareine der ersteninMarburgsichtbarenFolgen der grossenWendung, dieim vorigenJahrhundertindenGeschickenHessensund Deutschlandseintrat. Schoninder Zeit Philippswarengerade in seinem Kreislebhaft dieUbelständederdamaligenVer- fassungund Leitung Deutschlands empfundenworden; der ihm nächststehende,derpolitischbegabtesteunterden deut- schenReformatorenMartinBucer hat auf denKernpunktder KlagenundWünscheseinerGesinnungsgenossen hingewiesen, indemer1543 schrieb; „Viel vermöchte der Kaiser,wenner nurDeutschlands KaiserundChristiDienerseinwollte“. Eine solcheAuffassung desKaisertumsaber lagNiemandemferner alsdemEnkelundErbender katholischenKönige Spaniens, dessenWahl1519vieledeutsche Patrioten mitFreude begrüsst hatten. SiehattendamalsdenEnkel des liebenswürdigsten und geliebtestenHabsburgers dem vondemwelschenPapst unterstützten welschenfranzösischenKönig vorgezogen; hat auch derLandgrafoftunberechtigtesVertrauendemKaiser eutgegengebraeht, so erkannte er dochzu anderenZeiten schärferals die meisten seinerGlaubensgenossen, wiever- derblichfürDeutschlanddiePolitikdes an seiue Spitze ge-

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stelltenHerrscherswar;eswarseinetragischeSchuld,dass ertrotzdem, wie wir sahen,inentscheidenderStundeKarls Macht gefördert hat. DochnichtalleinKarlsundPhilipps Taten haben die Erfüllung der nationalenWünschedeutscher protestantischerPatriotenverhindert;schwerwaresdiedafür nöthigen Voraussetzungen zuschaffen,den entschiedenenBruch mitOrdnungenundAnschauungenherbeizuführen,dieindem heiligen römischenReiche deutscherNation seitseinerBe- gründung durch Otto den Grossen entwickelt waren. So musste langeundschwere wissenschaftlicheund politische Arbeitvorangehen, ehe derzweite,dergrössere Ottoder Grosse,der gewaltigsteVorkämpfereinerallerRomantikab- holdenpreussisch-deutschen Realpolitikund zugleich derent- schiedensteBekennerdesGlaubens unserer Reformatoren, ehe Otto von Bismarck uns den vondemaltenheiligenrömischen Reich grundverschiedenennationalenStaatunterdemKaisertum der Hobenzollernschaffenkonnte,dienach den Überlieferungen ihresHausesnichtsanderesseinkönnenundseinwollenals Deutschlands KaiserundChristiDiener.

Wie mannigfachdadurch unsere Universitäten gefördert sind,dasstelltanschaulichgeradeeinBlickauf dasWachs- tumdes Besuchsundder Lehrmittel deraltenStiftungPhilipps unsvorAugen; derFreudeüber dieseWendungaber hat besondersbedeutsamen Ausdruck Marburgsberühmtester Histo- rikerbei derEinweihungdesDenkmalsgegeben, dasbald nachden Siegenvon 1870demFührerimKampfderBe- freiuung vom Joch Napoleons, demgrössten und edelsten Sohn desLahutuls hieranseiner Geburtsstätte inNassau errichtetwurde. Sybel beschränktesichnichtdarauf,Steins historischeStellung zuzeichnen; nachdrücklichhob er auch hervor, wasdie Erinnerungan ihnfürdie Aufgaben der Gegenwartund gegenüber den Gefahren der Zukunft bedeute.

Denn, so sagteerdamals imSommer1872,„esisteinaltes Wort:Die Vergeltunglauertaufden Glücklichen. Uns um- gibtderNeid und Hassder Besiegten;inunserer Mitte rühren

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sich vaterlandsloae, staatsfeindliche, nur zu weit heran- gewachseneKräfte;an unser eignes Inneretrittvon hundert PunktendieVersuchungheran,aufLorbeerenundMilliarden gebettet,endlicheinmaldas glücklicheDaseinschwelgendzu gemessen. Steigenistschwer:sichauf derHöhebehaupten istschwerer.“

Werdenwirnach ernster Selbstpriifung erklären können, dasswir dievon Sybel angedeutetenVersuchungensiegreich bestanden,dasswiruns auf der geistigenHöhebehaupteten, durch die unserVolk einst die Bewunderungdesgrossen ProphetenundCensors des19.JahrhundertsThomasCarlyles erregte? Achnur zuoftsindinunsernTagen wohlManchem von unsdieWorteFaustsinden Sinngekommen:

Wennwirzum GutendieserWeltgelangen, DannheisstdasBessreTrug undWahn.

Dieuns dasLebengaben, herrlicheGefühle ErstarrenindemirdischenGewühle.

Eben deshalbaberistumsonötiger, dasswir unsbe- sinnenaufdieWurzelnunsererKraft, dasswir derhervor- ragenden Deutschen gedenken, dieinschlimmerenTagenals den unseren nicht an der Zukunft unsresVolks verzweifelten, sondern zugleich seine Bildung und seineFrömmigkeitzu stärken strebten. Und in diesemStreben sinddie beiden grösstenSöhnedes Lahntalseinander verwandt. Wenn man

sichBeider Eltern undJugend vergegenw'ärtigt, wirdman sichnichtwundern, dass derSohn WilhelmsII.vonHessen undderAnnavon Mecklenburg, der seinen Vaterniegekannt hatund ohne sorgsame Erziehunginder wirrenreichen Zeit vorder Reformation heranwuchs, Versuchungenerlegenist, vordenen Stein durch seine Eltern behütet wurde, durch deren BeispielundLehre,wieerselbstgesagthat,„dieIdeenvon Frömmigkeit, Vaterlandsliebe, Standes- undFamilien -Ehre, PflichtdasLebenzu gemeinnützigenZweckenzuverwenden und diehierfür erforderliche Tüchtigkeit durch Fleissund Anstrengungzuerwerben,tiefseinem jugendlichenGemütein-

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geprägtwurden“:manwird es doppelt schätzen müssen, dass derLandgrafgleichfallsdiesenIdeensichzuwandte, sooft ihnauch nochinseinem späterenLebensinnlicheLeidenschaft indieIrretrieb, dass er trotzdem wurde, wasdieInschrift hierinunsererAulavonihmrühmt:etpietatis etlitterarum vindex. Wirkönnen,binichüberzeugt,seinenheutigen 400.

Geburtstagnicht besserinseinemSinne feiern, als indem wirunsgelobendafür zuarbeiten,dass diese seine grösste Stiftung,dass unsere geliebtealmamater Philippina auchin ZukunftstetswürdigbefundenwerdeihrerStellungalsder erstgeborenen Tochter der Reformationunter Deutschlands Hochschulen.

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Anmerkungen.

1.(S.3). Absichtlichhabeichhierwörtlich einonSatzausmeinen Bemerkungenüber Philippinmeinem1878veröffentlichtenBuchüber HermannvonWiedwiederholt, weilin.E.diespäteren Mitteilungen überdenLandgrafendasUrteilbestätigthaben,dasichdamalsim GegensatzzuGeorgVoigtüberihnfällte. Dennwennseitdem nicht nurEhsesundNiemöller,sondernauch MeinardusundIssleibdieDoppel- züngigkeitvonPhilipps Politiknochentschiedener betonten,alsesVoigt gethanhatte,sowurde,wiemirscheint,diel'nhaltharkeitderBe- hauptungen, welcheuaclidieserRichtungdiebeidenletztgenannten durch wertvolle archivalische MitteilungenumdieGeschichte desLand- grafen verdientenForscher aufstellten, durchBrandenburg,Diemar,Küch undReimerebenso dargethan, wie schon früher Friedensburg,Kawerau, Lenz und SchwarzdieUnrichtigkeitderErörterungen der ultramontaneu GegnerPhilipps erwiesen. IndemichfürdieLiteraturimGanzenauf dieVerzeichnisse verweise, dieKoldeim15.Bd.der3.Autl.der Real- EncyklopädiefürprotestantischeTheologieundSeeligimJbg.1904 des

„llessenland“veröffentlichten, möchteichhiernur hervorheben,dass UberdieMarburgerUniversitätinseiner ZeitdiewichtigstenQuellen Hildebrand,Urkundensammlungüber dieVerfassung und Verwaltungder Universität MarburgunterPhilippdemGrossmütigen(Marburg1848) undCaesarsAusgabedesAlbumsbieten. Denlangersehnten Schlüssel für dieletztePublicationhatabererstzumPhilipp-Jubiläumdasvon W.Falckenheinor bearbeitetePersonen-undOrtregisterzuder Matrikel unddenAnnalenderUniversitätMarburg1527

1652gebracht. Ich hedaure sehr, dass mir diesemühsame,inhohem Gradewerthvolle Arbeit unddasihrhinzugefügteNachwort vonEdward Schrödererstzukamen, nachdemichmeineRede imwesentlichenbereitsfertiggestellthatte;

somussteichmichdaraufbeschränkenbeiihromDruckmitRück- sichtauf dieseundandere Festschriften einige Sätze cinzufügen. Leider

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»*dmPauk-ccaBesprach-.ngdiesesBseistsinder .-vüntagvBeSagv der Voss »ebenZei'zwrvom8.JanurI'Xß.

2. 8.3. Ausser denschonvonBomzcei, Philipp2,98ff.iü*junir.ec gesteClenÄassernr-gen> namentlichdievonLutherna 61.Bandder KriaagerAusgabeseinerWerkeundinKxoker*PnbtieatioBderTisch reder.inderMathesisebenSammlung.vonZwingliinder Zeitschrift für Kirehengesebiehte3,47andvon Barereieis.245undinderLmsebrg EditionseinesBriefwechsels mit deinLandgrafen. WiedieGegnerder Reformationdiesen besondersbassten andfürchteten, zeigt dieim 6.Bd. der Würteuiberg.GeschiehtscjuellenvonKolb veröffentlichte ChronikWidmans;sehr anschaulich schildert der kaiserliche Vieekanzler BaltliasarWaltkirchineinem Berichtvom21.Juni1528dendamals 23jährigenLandgrafen,der .einensermonsagte,alsober50jaralt wer“, Meinardus,Katzeneiribog.Erbfolgestreit1.2,281.

3.'8.4;. DieWortePhilippsioseiner1540gedruckten Apologie wider Heinrichvon Braun schweigs.beiHortleder,Ursachendes teut- schenKriegs (1617^ B. 4 C. 7 8. 126.

4.<8.5;. 8.Kaufmann, Gesch.der deutschen Universitäten2,560.

Vgl.ausserdemüber das Verhältnis»vonHumanismus nnd Reformation zu einander dieAusführungen vonFichteinder sechstenseinerReden an die deutsche Nation, diewohlbesonderenEindruckauch aufRanke gemachthaben,im7.Bd.seinerSämmtlichenWerkeS.345ff. ;Herrn.

Baumgartcn,AufsätzeS.465ff.;Dilthey,ArchivfürGeschichteder Philosophie5,355ff.

;Ellinger,Melanchthon S. 45ff.

;Haraack,Reden undAufsätze1,145ff.; Lenz,VorträgeundAufsätzeS.17ff.42ff.

;

Histor. Zeitschrift77, 422ff.und49.Heftder Schriftendes Vereins für Keformationsgescbichte;Loof»,LeitfadenderDogmengeschichteS.352

;

Hertz,SchulwesenderdeutschenReformationS.62ff.;Wernle, Renaissance des Christentumsim16.JahrhundertS.30ff.nndZiegler,Gesch.der Paedagogik2.Aufl.8.52ff.

5.(8.5). Bauch,NeuesArchiv für sächsische Geschichte18,285ff.

Vgl.auch die im27.Bandder Deutsch-evangelischen Blätter abgedruckte RodevonHaupt: „Wasunsere UniversitätenderGründungder Uni- versitätWittenbergdanken“.

6.(8.6>. Karl Müller,GrundrissderKirchengeschichte2. 1,313.

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