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Die Zukunft der deutschen Universitäten

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Bulletin SAGW 3·05 Dossier 45

Von dem, was die Zukunft bringen wird, haben deutsche HochschullehrerInnen schon einen intensiven Vorgeschmack erhalten.

Sie bietet zwei Aspekte, diese Zukunft.

Einerseits: weniger Geld. Andererseits:

auch weniger Geld, aber man kann einen Teil davon zurückerkämpfen. Das heisst seit neuestem «Exzellenz». Jahrelang waren die entsprechenden Finanzierungs- programme durch Bund-Länder-Strei- tigkeiten blockiert, jetzt muss es ganz schnell gehen. Und so tun sich die Profes- sorInnen, noch erschöpft von den Strapa- zen des Bologna-Prozesses (Umstellung auf Bachelor- und Master-Studiengänge), wieder zusammen, um in einer neuen Runde Graduiertenschulen und Exzel- lenzcluster zu entwerfen. Überall finden ausserordentliche Kommissionssitzungen statt, an den Abenden, Wochenenden und in den früher einmal, in besseren Zeiten, der Forschung vorbehaltenen Semester- ferien.

Wer sich umhört, kann nur mit Erstau- nen feststellen, wie viel heimliche Exzel- lenz das Land beherbergt – selbst wo man es gar nicht erwartet hätte. Kaum eine Universität, die nicht unter Hochdruck einen oder mehrere Anträge vorbereitet.

Da nicht einfach bestehende exzellente Forschungseinrichtungen, sondern neu zu errichtende interdisziplinäre Mega- Strukturen gefördert werden, müssen erst gemeinsame Terminologien gefunden, Synthesen aus unterschiedlichen Ansät- zen entwickelt, inhaltliche und methodi-

Die Zukunft der deutschen Universitäten

Albrecht Koschorke, Professor für Germanistik an der Universität Konstanz

sche Anschlüsse geschaffen werden. Das mag manches Gute auf den Weg bringen.

Aber es ist auch, wieder einmal, die grosse Stunde der Strategen, Phraseologen, Eva- luierer und control freaks, die das Geschäft des Wissenschaftsbetriebs (nicht der Wis- senschaft) am perfektesten beherrschen.

Wer sich jedoch – mit guten Gründen – an dieser neuen Eskalationsstufe der Hektik an deutschen Hochschulen nicht beteili- gen will, verzichtet von vornherein auf die Aussicht, die bestehende Notlage durch zusätzliche Gelder zu lindern.

Allerdings gibt es für wissenschaftliche Innovation ein paar sehr schlichte Regeln.

Erstens: Man muss sie den Forschern über- lassen, nicht den Planern. Bis neue Ideen sich durchsetzen und als aussichtsreiche catchwords in Anträgen einsetzbar sind, bis sie auf der Ebene von Forschungsbüro- kratien und Ministerien angelangt sind und dort als zeitgemäss gelten, vergehen kost- bare Jahre. Mindestens in der Grundlagen- forschung, die für die wissenschaftlichen Durchbrüche von morgen zuständig ist, sind Top-down-Strukturen langsam und ineffizient. Zweitens: Innovation braucht stabile Rahmenbedingungen, Konzentra- tion und Ruhe. Dies alles wird durch den immensen Reformstress der Hochschu- len nicht gefördert, sondern zerstört. Man kann es nicht drastisch genug sagen: Einer ganzen Generation von Wissenschaftlern geht durch den derzeitigen universitäts- politischen Aktivismus die beste Lebens- phase verloren. Drittens: Umverteilung, das wissen wir nicht erst seit dem Fall der

Erschienen in: Bulletin SAGW ; (2005), 3. - S. 45-46

Konstanzer Online-Publikations-System (KOPS) URL: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:352-189895

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Sowjetunion, bringt beträchtliche struk- turelle Kosten mit sich. Die Hochschulen erst auszuzehren und ihnen dann in einem doppelten Instanzenzug – den Passions- weg der Projektanträge hinauf, die Bewil- ligungs- und Reglementierungskaskade hinunter – eine Art von Entschädigung zukommen zu lassen, produziert einen

nicht zu tolerierenden Anteil an inner- betrieblichem Verschleiss.

Das Verrückteste ist: All die Mass- nahmen, die in der Summe auf eine Erhö- hung der Kontrolldichte hinauslaufen, firmieren auch noch unter «Stärkung der Hochschulautonomie» und «Entbürokra- tisierung»!

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