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Klimaanpassung als Herausforderung für die Regional- und Stadtplanung

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Academic year: 2022

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Klimaanpassung als Herausforderung für die Regional- und Stadtplanung

Erfahrungen und Erkenntnisse aus

der deutschen Anpassungsforschung und -praxis

Mahammad Mahammadzadeh / Esther Chrischilles (Hrsg.)

Köln 2012

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Mahammad Mahammadzadeh / Esther Chrischilles Institut der deutschen Wirtschaft Köln

Kompetenzfeld Umwelt, Energie, Ressourcen Vervielfältigung

Alle Rechte vorbehalten

Die Verantwortung für die Inhalte der einzelnen Beiträge liegt bei den Autoren. Die darin vertretenen Auffassungen sind nicht unbedingt mit denen des Herausgebers identisch.

ISBN: 978-3-9815121-1-3

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Inhalt

Inhaltsverzeichnis ...ii

Autorenverzeichnis ...v

Vorwort:Hubertus Bardt...1

Einführung:Mahammad Mahammadzadeh / Esther Chrischilles...2

Einleitende Beiträge Gérard Hutter / Bernhard Müller / Stefanie Rößler / Lena Herlitzius Räumliche Planung und Klimaanpassung – Steuerung durch informelle Prozesse oder Verankerung in Plänen ...4

Esther Chrischilles / Mahammad Mahammadzadeh Klimaanpassung aus Sicht der kommunalen Verwaltung und der Wirtschaft...16

Anpassung in Städten: Möglichkeiten und Grenzen der Planung Stefan Greiving / Fabian Dosch Die Modellvorhaben der Stadt- und Raumentwicklung zur Anpassung in Stadtregionen ...28

Jörg Knieling / Lisa Kunert / Thomas Zimmermann Siedlungsstruktur und Klimaanpassung in Stadtregionen...39

Marko Siekmann / Thomas Siekmann Wassersensible Stadtentwicklung – Informelle Planung versus verbindliche Konzepte ...49

Anpassung im Ländlichen Raum: Möglichkeiten und Grenzen der Planung Christian Jacoby Regionalentwicklung und Regionalplanung zur Anpassung an den Klimawandel am Beispiel des Landkreises Neumarkt in der Oberpfalz (Bayern) – Modellvorhaben der Raumordnung (MORO) KLIMA NEU ...60

Lutz Katzschner / Sebastian Kupski Regionalklimakarten und ihre Nutzung für Klimaanpassungsmaßnahmen ...72

Uta Steinhardt / Claudia Henze Raumbezogene Planung im Klimawandel – ebenen- und sektorübergreifend ...78

Anpassung an den Küsten: Möglichkeiten und Grenzen der Planung Roland Wenk Küstenschutz als Bestandteil der vorpommerschen Raumentwicklungsstrategie – Möglichkeiten und Grenzen der Regionalplanung...87

Bastian Schuchardt / Stefan Wittig Anpassung hat begonnen: Wie und weshalb wird der Klimawandel an der deutschen Nordseeküste bereits berücksichtigt? ...98

Rieke Müncheberg / Fritz Gosselck / Timothy Coppack / Alexander Weidauer Klimawandel an der Ostsee: Interessenskonflikte zwischen Natur- und Küstenschutz bei der Gewinnung mariner Sande ...109

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Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Hubertus Bardt...1

Einführung

Mahammad Mahammadzadeh / Esther Chrischilles ...2 Einleitende Beiträge

Räumliche Planung und Klimaanpassung –

Steuerung durch informelle Prozesse oder Verankerung in Plänen...4 Gérard Hutter / Bernhard Müller / Stefanie Rößler / Lena Herlitzius

1. Einleitung

2. Herausforderungen der räumlichen Planung bei der Klimaanpassung

3. Das „Integrierte Regionale Klimaanpassungsprogramm (IRKAP)“ als informelles Planungs- instrument

4. Strategieorientierung am Beispiel des Themas „Städtebauliche Strukturen, Grün- und Freiflä- chen sowie Gebäude“

5. Fazit Literatur

Klimaanpassung aus Sicht der kommunalen Verwaltung und der Wirtschaft...16 Esther Chrischilles / Mahammad Mahammadzadeh

1. Einleitung

2. Unternehmerische Anpassungserfordernisse

2.1.Klimawandel und unternehmensstrategische Bedeutung 2.2.Direkte und indirekte Betroffenheiten

2.3.Betroffenheit durch verschiedene Arten von Klimaereignissen 3. Kommunale Anpassungserfordernisse

3.1.Regionale Verletzlichkeiten 3.2.Sektorale Verletzlichkeiten 4. Fazit und Ausblick

Literatur

Anpassung in Städten: Möglichkeiten und Grenzen der Planung

Die Modellvorhaben der Stadt- und Raumentwicklung zur Anpassung

in Stadtregionen...28 Stefan Greiving / Fabian Dosch

1. Einleitung

2. Die regionalen Modellvorhaben (KlimaMORO)

3. Die kommunalen Modellvorhaben (StadtKlimaExWoSt) 3.1 Analytisch-technische Ansätze

3.2 Planerisch-bauliche Ansätze

3.3 Informatorisch-organisatorische Ansätze 4. Fazit und Ausblick

Literatur

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Siedlungsstruktur und Klimaanpassung in Stadtregionen...39 Jörg Knieling / Lisa Kunert / Thomas Zimmermann

1. Siedlungsstrukturelle Leitbilder und Klimaanpassung 2. Herausforderungen des Klimawandels für Stadtregionen

3. Bewertungskriterien für resiliente Siedlungsstrukturen auf regionaler Ebene 4. Bewertung punkt-axialer Siedlungsstrukturkonzepte

5. Analyse weiterer Siedlungsstrukturmodelle im Hinblick auf eine Weiterentwicklung punkt- axialer Modelle

6. Fazit und Ausblick Literatur

Wassersensible Stadtentwicklung – Informelle Planung versus

verbindliche Konzepte...49 Marko Siekmann / Thomas Siekmann

1. Einleitung

2. dynaklim – Klimawandel und Siedlungsentwässerung 3. Gefährdungsanalyse

4. Vulnerabilitätsanalyse und Erstellung von Risikokarten 5. Anpassungsmaßnahmen

6. Instrumentarien 7. Fazit und Ausblick Literatur

Anpassung im Ländlichen Raum: Möglichkeiten und Grenzen der Planung

Regionalentwicklung und Regionalplanung zur Anpassung an den Klimawandel am Beispiel des Landkreises Neumarkt in der Oberpfalz (Bayern) – Modellvorhaben der Raumordnung (MORO) KLIMA NEU...60 Christian Jacoby

1. Einleitung

2. Struktur und Ablauf des Modellvorhabens KlimaNEU

3. Handlungsempfehlungen für Regionalplanung und -entwicklung 3.1 Themengruppe „Energien“

3.2 Themengruppe „Siedlungs- und Infrastruktur, Bauwesen, Gesundheit“

3.3 Themengruppe „Land- und Forstwirtschaft, Naturschutz, Tourismus“

4. Fazit und Ausblick Literatur

Regionalklimakarten und ihre Nutzung für Klimaanpassungsmaßnahmen...72 Lutz Katzschner / Sebastian Kupski

1. Einleitung

2. Methodik zur Erstellung von Klimafunktionskarten 3. Fazit und Ausblick

Literatur

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Raumbezogene Planung im Klimawandel – ebenen- und sektorübergreifend...78 Uta Steinhardt / Claudia Henze

1. Einleitung

2. Regionale Systemzusammenhänge

3. Grenzen zwischen Planungshierarchien und Fachplanungen überwinden: Wasserwirtschaft und Naturschutz auf kommunaler und regionaler Ebene

3.1 Wasserwirtschaft und Naturschutz

3.2 Wasserbezogene Planung auf kommunaler und regionaler Ebene 4. Vom Flächenmanagement zum Landnutzungsmanagement

5. Fazit und Ausblick Literatur

Anpassung an den Küsten: Möglichkeiten und Grenzen der Planung

Küstenschutz als Bestandteil der vorpommerschen Raumentwicklungsstrategie – Möglichkei- ten und Grenzen der Regionalplanung...87 Roland Wenk

1. Einleitung

2. Stand der Regionalplanung in der Planungsregion Vorpommern unter besonderer Berücksich- tigung des Küstenschutzes

3. Die Raumentwicklungsstrategie „Anpassung an den Klimawandel und Klimaschutz in der Pla- nungsregion Vorpommern“

4. Raumplanerische Erfordernisse und Küstenschutz

5. Zielstellungen für die Abstimmung von Raumplanung und Küstenschutz sowie Governance- Prozesse

6. Fazit und Ausblick Literatur

Anpassung hat begonnen: Wie und weshalb wird der Klimawandel an der deutschen Nordsee- küste bereits berücksichtigt?...98 Bastian Schuchardt / Stefan Wittig

1. Einleitung

2. Klimawandel und Küstenschutz: Sensitivität und potenzielle Auswirkungen 2.1 Küstenschutz in der Metropolregion

2.2 Klimawandel und Küstenschutz in der Metropolregioen 3. Wie wird der Klimawandel vom Küstenschutz berücksichtigt?

4. Welche Faktoren haben zur frühzeitigen Berücksichtigung des Klimawandels geführt?

5. Fazit und Ausblick Literatur

Klimawandel an der Ostsee: Interessenskonflikte zwischen Natur- und Küstenschutz bei der Gewinnung mariner Sande...109 Rieke Müncheberg / Fritz Gosselck / Timothy Coppack / Alexander Weidauer

1. Einleitung

2. Naturschutzfachliche Belange bei der Kiesgewinnung 3. Marine Sande für den Küstenschutz

4. Gesetzliche Rahmenbedingungen und Regelungsbedarf 5. Zusammenfassung und Entwicklungsperspektiven Literatur

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Autorenverzeichnis

Bardt, Hubertus,Dr., Institut der deutschen Wirtschaft Köln

Chrischilles, Esther, Dipl.-Volkswirtin, Institut der deutschen Wirtschaft Köln

Coppack, Timothy, Dr., Institut für angewandte Ökosystemforschung GmbH (IfAÖ), Neu Broderstorf Dosch, Fabian, Dr., Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR), Bonn

Gosselck, Fritz, Dr., Institut für angewandte Ökosystemforschung GmbH (IfAÖ), Neu Broderstorf

Greiving, Stefan, Prof. Dr., Technische Universität Dortmund, Institut für Raumplanung/plan + risk consult

Henze, Claudia,Dipl.- Landschaftsökologin, Regionale Planungsstelle Uckermark-Barnim Herlitzius, Lena, Dipl.-Ing., Technische Universität Dresden

Hutter, Gérard, Dr., Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung e.V.(IÖR), Dresden Jacoby, Christian, Prof. Dr, Universität der Bundeswehr München

Katzschner, Lutz, Prof. Dr., Universität Kassel

Knieling, Jörg, Prof. Dr., HafenCity Universität Hamburg Kunert, Lisa, Dipl.-Ing., HafenCity Universität Hamburg Kupski, Sebastian, Dipl.-Ing., Universität Kassel

Mahammadzadeh, Mahammad, Dr., Institut der deutschen Wirtschaft Köln

Müller, Bernhard, Prof. Dr. Dr. h.c., Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung e.V. (IÖR), Dresden

Müncheberg, Rieke, Dipl.-Ing., Staatliches Amt für Landwirtschaft und Umwelt Mittleres Mecklenburg (StALU MM), Rostock

Rößler, Stefanie, Dr., Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung e.V.(IÖR), Dresden Schuchardt, Bastian, Dr., BioConsult Schuchardt & Scholle GbR, Bremen

Siekmann, Marko, Dipl.-Ing., Forschungsinstitut für Wasser- und Abfallwirtschaft (FiW) an der RWTH Aachen e.V.

Siekmann, Thomas, Dipl.-Ing., Forschungsinstitut für Wasser- und Abfallwirtschaft (FiW) an der RWTH Aachen e.V.

Steinhardt, Uta,Prof. Dr., Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde (FH)

Weidauer, Alexander, Dipl.-Phys., Institut für Angewandte Ökosystemforschung GmbH (IfAÖ), Neu Broderstorf

Wenk, Roland, Dipl. agr.-Ing., Amt für Raumordnung und Landesplanung Vorpommern, Schwerin Wittig, Stefan, Dipl.-Biologe, BioConsult Schuchardt & Scholle GbR

Zimmermann, Thomas, Dipl.-Ing., HafenCity Universität Hamburg

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Vorwort

Die Anpassung an die Klimafolgen und Extremwetterereignisse stellt die Regional- und Stadtplanung vor große und zum Teil auch neue Herausforderungen. Mit der Einbeziehung des Themenkomplexes Klimawandel, Extremwetterereignisse, Klimaschutz und Anpassung in den regionalen Planungspro- zess erhöhen sich dessen Komplexität und Unsicherheitsgrad. Regionale Akteure und Entscheidungs- träger verlangen nach mehr klimawandelbezogenen planungsrelevanten Informationen sowie nach adäquaten Konzepten und Methoden zur Problemlösung. Vor diesem Hintergrund zielen zahlreiche Forschungsvorhaben auf die Entwicklung oder Weiterentwicklung derartiger Ansätze und Instrumente ab sowie auf die Generierung des dazu notwendigen Wissens über Klimaveränderungen und deren Wirkungszusammenhänge. Dadurch können vor allem Entscheidungsträger auf regionaler Ebene in die Lage versetzt werden, die Anpassungsaspekte rechtzeitig in Planungs- und Entscheidungsprozes- se einzubeziehen.

Regional- und Stadtplanung ist ein Querschnittsthema in der deutschen Anpassungsstrategie an den Klimawandel und hat bereits Eingang in entsprechende Forschungs- und Praxisprojekte gefunden.

Die Raumplanung weist eine Vielzahl an Berührungspunkten mit anderen anpassungsrelevanten Themen wie Bau, Transport/Verkehr, Stadtentwicklung, Wasserversorgung und -entsorgung oder Gesundheit auf.

Solche und andere Themen stehen im Fokus der Fördermaßnahme „KLIMZUG – Klimawandel in Re- gionen zukunftsfähig gestalten“, die sieben Regionen in Deutschland auf dem Weg zu einer regiona- len Anpassungsstrategie unterstützt. Neben den KLIMZUG-Verbundprojekten beschäftigen sich auch andere Modellvorhaben mit regionalen Anpassungsprozessen, insbesondere „KlimaMORO – Raum- entwicklungsstrategien zum Klimawandel“ und „KlimaExWoSt – Urbane Strategien zum Klimawandel“.

Letztere zielen vorwiegen auf eine Weiterentwicklung raumplanerischer Instrumente unter den Bedin- gungen des Klimawandels, wohingegen die KLIMZUG-Projekte an einer Vielzahl verschiedener For- schungsfragen zur Anpassung arbeiten, die jedoch immer mindestens auch einen indirekten Pla- nungsbezug aufweisen. Vor diesem Hintergrund wird in der vorliegenden Publikation nicht nur die KLIMZUG-Forschung themenspezifisch aufgearbeitet, sondern erstmals auch um Forschungsergeb- nisse anderer Forschungsverbünde ergänzt.

Die Autorinnen und Autoren der Beiträge setzen sich nachfolgend konzeptionell fundiert und metho- disch umfassend mit der Klimaanpassung in der Regional- und Stadtplanung auseinander, stellen die entwickelten Ansätze und Verfahren vor, gehen auf Möglichkeiten, Problemfelder und Grenzen der Raumplanung insbesondere auf regionaler Ebene ein und zeigen Entwicklungsperspektiven auf.

Die vorgeschlagenen Konzepte und Instrumente bieten angesichts ihrer Praxisrelevanz wertvolle Hil- festellungen bei einer klimawandelgerechten Regional- und Stadtplanung. Wir hoffen, dass die Publi- kationen sowie die darin präsentierten Strategien, Instrumente und Anwendungsbeispiele eine breite Leserschaft in der Praxis und der Forschung finden.

Dr. Hubertus Bardt

Stellv. Leiter Wissenschaftsbereich Wirtschaftspolitik und Sozialpolitik Leiter Kompetenzfeld Umwelt, Energie, Ressourcen

Institut der deutschen Wirtschaft Köln

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Einführung

Um die im Kontext der Anpassung und Regionalplanung gewonnenen Erfahrungen und Erkenntnisse aus der deutschen Anpassungsforschung zu bündeln, die entwickelten Ansätze und Instrumente zu diskutieren, Handlungsbedarf ab zu leiten und nicht zuletzt mögliche Handlungsempfehlungen geben zu können, fand am 30. September 2011 ein KLIMZUG-verbundübergreifender Workshop satt. Daran waren nicht nur alle KLIMZUG-Verbünde beteiligt, sondern auch Vertreter themenverwandter Modell- vorhaben wie KlimaMORO und KlimaExWost. Veranstalter und Gastgeber war das Institut der deut- schen Wirtschaft Köln, das den KLIMZUG-Begleitprozess durchführt. Im Rahmen von Vorträgen und moderierten Diskussionen konnte detailliert auf Klimaanpassung in Städten, im ländlichen Raum und an deutschen Küsten eingegangen und jeweils die Möglichkeiten und Grenzen der Regionalplanung aufgezeigt und diskutiert werden. Dabei wurden insbesondere folgenden Fragestellungen und Prob- leme thematisiert:

 Wo liegen konkrete Möglichkeiten und Grenzen einer anpassungsorientierten Regionalpla- nung? Welches sind wesentliche Handlungsfelder?

 Wie können die vorhandenen Erkenntnisse aus den Projekten in die Regional- und Stadtpla- nung eingespeist werden? Wo liegen die wesentlichen Ansatzpunkte und Hemmnisse?

 Ist eine gesetzliche Erweiterung der vorhandenen Instrumente der Raumplanung um die As- pekte der Klimaanpassung erforderlich?

 Wie kann mit dem Thema „Unsicherheiten“ in der anpassungsbezogenen Regional- und Stadtplanung umgegangen werden?

 Wie können „No-Regret-Maßnahmen“ identifiziert werden?

 Wie kann die Datengrundlage verbessert und der Zugang zu vorhandenen Daten geschaffen werden?

 Ist „Climate-Proofing“ ein geeignetes Instrument bei der Regionalplanung?

 Gibt es Finanzierungsprobleme, falls ja, wie können sie reduziert werden?

 Wie kann eine ausgewogene Balance zwischen formellen und informellen Instrumenten der Regionalplanung gefunden werden?

 Welche Transferpotenziale besitzen verschiedene Analysen und Methoden wie Klimafunkti- onskarten, Betroffenheitsindex, Gewerbeklimalotse, klimaangepasste Siedlungsstrukturmodel- le, multifunktionale Flächen oder EDV-gestützte Verwundbarkeitschecks?

Diese und weitere Fragstellungen sind zum großen Teil auch Gegenstand der vorliegenden Publikati- on. Diese ist in Anlehnung an die Aufteilung der Veranstaltung in einen einführenden Block und drei thematische Einheiten gegliedert.

Der erste Beitrag von Hutter/Müller/Rößler/Herlitzius erläutert wichtige Grundbegriffe der Raumpla- nung und skizziert diese als Spannungsfeld auf dem unterschiedliche Akteursinteressen sowie eine Vielzahl an informellen und formellen Lösungsansätzen zum Ausgleich gebracht werden.

Ein weiterer einführender Beitrag von Chrischilles/Mahammadzadeh stellt unternehmerische sowie kommunale Anpassungsansprüche dar, die sich aus klimawandelbedingten Betroffenheiten und Ver- letzlichkeiten ergeben. Hierbei fließen die Erkenntnisse aus der Kommunal- und Unternehmensbefra- gung ein, die 2011 im Rahmen des KLIMZUG-Begleitprozesses durchgeführt wurde.

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Klimaanpassung in Städten: Möglichkeiten und Grenzen der Planung

Greiving/Dosch stellen die Modellvorhaben der Stadt- und Raumentwicklung zur Anpassung an den Klimawandel vor. Insbesondere wird das Vorhaben „Urbane Konzepte zum Klimawandel (StadtKlima- ExWoSt)“ und damit Ansätze und Ergebnisse für die lokale bis stadtregionale Ebene dargelegt.

Anschließend diskutieren Knieling/Kuhnert/Zimmermann (KLIMZUG-NORD) siedlungsstrukturelle Leitbilder und Konzepte in Bezug auf eine klimaangepasste Siedlungs- und Freiraumentwicklung. Im Mittelpunkt steht dabei eine Resilienz-Analyse von punkt-axialen Modellen.

Der dritte Beitrag in diesem Block wägt formelle und informelle Planungsansätze für eine wassersen- sible Stadtentwicklung ab. Zuvor nehmen Siekmann/Siekmann (dynaklim/KLIMZUG) eine fundierte Abschätzung der erwarteten Belastung der Entwässerungssysteme im Siedlungsbereich vor.

Klimaanpassung im ländlichen Raum: Möglichkeiten und Grenzen der Planung

Für den ländlichen Raum stellt Jacoby (KlimaMORO) raumplanerische Handlungsempfehlungen für die Anpassung an den Klimawandel dar. Dies geschieht am Beispiel der Region Regensburg und des Landkreises Neumarkt in der Oberpfalz und fokussiert die Themen „Energien“, „Siedlungs- und Infra- struktur, Bauwesen, Gesundheit“ sowie „Land- und Forstwirtschaft, Naturschutz, Tourismus“.

Katschner/Kupski (KLIMZUG-Nordhessen) widmen sich in ihrem Beitrag dem Instrument der Klima- funktionskarte, mit deren Hilfe mikroklimatische Bedingungen insbesondere in Ballungsräumen abge- bildet werden. Die Methodik wurde am Beispiel des Raums Kassel weiterentwickelt, um Auswirkungen des Klimawandels auf regionaler Ebene abschätzen zu können.

Brandenburg bietet den regionalen Bezugspunkt zum Beitrag von Steinhardt/Henze (INKA BB), die regionale Systemzusammenhänge in den Blick nehmen und ein Tool für die kommunale und regionale Planungsebene vorstellen, das der Ermittlung von Retentionsflächen dient.

Klimaanpassung an den Küsten: Möglichkeiten und Grenzen der Planung

Wenk (KlimaMORO) beschreibt hier zunächst anhand einer Raumentwicklungsstrategie das Zusam- menwirken von Raumplanung und Küstenschutz. Im Fokus steht die an der südlichen Ostsee gelege- ne Planungsregion Vorpommern, die besonders empfindlich gegenüber einem ansteigenden Meeres- spiegel ist.

Beim Küstenschutz an der Nordsee wird eine Anpassung an den beschleunigten Meeresspiegelan- stieg bereits realisiert. Schuchardt/Wittig (nordwest2050/KLIMZUG) diskutieren am Beispiel der Met- ropolregion Bremen-Oldenburg, welche Voraussetzungen diesen Prozess begünstigt haben.

An der Ostsee schließlich kommt es bei der Gewinnung mariner Sande zu Interessenskonflikten zwi- schen Natur- und Küstenschutz. Erste Lösungsansätze im Rahmen einer anwendbaren Raumordnung im marinen Bereich skizzieren Müncheberg/Gosselck/Coppack/Weidauer (RADOST/KLIMZUG).

An dieser Stelle möchten wir uns herzlich bei allen Autorinnen und Autoren dieser Publikation bedan- ken sowie bei Frau Elena M. Rottgardt, Leuphana Universität Lüneburg, Herrn Prof. Dr. Lutz Katzsch- ner, Universität Kassel und Herrn Jens U. Hasse, Forschungsinstitut für Wasser und Abfallwirtschaft an der RWTH Aachen, die uns bei der Moderation des Workshops unterstützt haben.

Wir wünschen eine spannende Lektüre!

Mahammad Mahammadzadeh Esther Chrischilles

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Räumliche Planung und Klimaanpassung – Steuerung durch infor- melle Prozesse oder Verankerung in Plänen?

Das „Integrierte Regionale Klimaanpassungsprogramm“ im Modellprojekt REGKLAM als Bei- spiel

Gérard Hutter / Bernhard Müller / Stefanie Rößler / Lena Herlitzius

1. Einleitung

Bund und Länder fördern derzeit in hohem Maße die Strategieentwicklung zur Klimaanpassung in Regionen. Hervorstechend ist das Förderprogramm KLIMZUG des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) mit Vorhaben in sieben Modellregionen in Deutschland. Das KLIMZUG- Verbundvorhaben REGKLAM1 in der Modellregion Dresden verfolgt das Ziel, bis Mitte des Jahres 2013 ein „Integriertes Regionales Klimaanpassungsprogramm (IRKAP)“ zu formulieren. Das IRKAP ist ein informelles Planungsinstrument mit Ähnlichkeiten zu „Regionalen Entwicklungskonzepten (REK)“:

Es hat keine formale rechtliche Verbindlichkeit, sondern soll Akteure im Prozess zum Handeln motivie- ren und Kooperationen befördern. Es wird in einem offenen Prozess von einer Vielzahl von Akteuren erarbeitet und ist mit seinen vielfältigen Maßnahmenvorschlägen und Projekten in hohem Maße um- setzungsorientiert. Gleichwohl weist das IRKAP auch Bezüge zur formalen Planung auf unterschiedli- chen Ebenen auf: So lieferte es Grundlagen für die Landesentwicklungsplanung in Sachsen und die Flächennutzungsplanung in Dresden.

In den IRKAP-Prozess involviert sind einerseits Vertreter der Wissenschaft aus unterschiedlichen Disziplinen (vor allem IÖR, TU Dresden, TU Bergakademie Freiberg) und andererseits zahlreiche Vertreter der Praxis aus Verwaltung und Wirtschaft (zum Beispiel Landeshauptstadt Dresden mit zahl- reichen Ämtern und Abteilungen, Umwelt- und Innenministerium, Fachbehörden, Regionaler Pla- nungsverband Oberes Elbtal/Osterzgebirge, IHK Dresden, Unternehmen der Region). Die Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern sowie von zivilgesellschaftlichen Organisationen wird schrittweise inten- siviert (Müller/Hutter, 2009; Hutter et al., 2011).

Vor diesem Hintergrund ist es das Ziel dieses Beitrags, Besonderheiten der informellen Planung zur Klimaanpassung am Beispiel des IRKAP in der Modellregion Dresden herauszuarbeiten. Kapitel zwei beschäftigt sich zunächst mit den Herausforderungen von formaler und informeller räumlicher Planung bei der Klimaanpassung. Kapitel drei zeigt anhand eines Vergleichs zwischen REK und dem IRKAP einige Gemeinsamkeiten und Unterschiede auf. Kapitel vier vertieft die Planungsinhalte des IRKAP am Thema „Städtebauliche Strukturen, Grün- und Freiflächen sowie Gebäude“, um die Strategieorien- tierung des Programms zu verdeutlichen. Kapitel fünf formuliert ein kurzes Fazit.

2. Herausforderungen der räumlichen Planung bei der Klimaanpassung

Strategien zur pro-aktiven Anpassung an die Folgen des Klimawandels sind eine noch relativ neue Herausforderung für die räumliche Planung und Entwicklung. Neu ist dabei nicht, dass der Klimawan-

1REGKLAM steht für „Entwicklung und Erprobung eines integrierten regionalen Klimaanpassungsprogramms für die Modellre- gion Dresden“ (www.regklam.de).

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del überhaupt in den gesellschaftlichen Handlungsfeldern („Sektoren“) berücksichtigt wird. Im Hand- lungsfeld der Landwirtschaft wird beispielsweise bereits seit mehreren Jahren nach neuen Strategien für die Anpassung an klimawandel-induziert veränderte Anbaubedingungen gesucht. Neu sind viel- mehr derintegrierte(bzw. integrative) – also mehrere Handlungsfelder übergreifende – und derregio- nale Anspruch einer Anpassung an die Folgen des Klimawandels. Und neu ist auch, dass sich die räumliche Planung dem Thema immer stärker und als einer der Hauptakteure im Handlungsfeld Klimaanpassung zu profilieren beginnt.

Seit einigen Jahren erlebt die Diskussion um die Anpassung an den Klimawandel eine ausgeprägte Dynamik. Ressorts auf Bundes- und Landesebene beschäftigen sich mit möglichen Anpassungsstra- tegien und legen entsprechende Programme bzw. Vorhaben auf. Viele Bundesländer verfügen mitt- lerweile über Klimaschutzkonzepte, Anpassungsstrategien oder zumindest Grundlagenarbeiten hier- zu. Nachdem die Raumplanung zu Beginn der Diskussion noch relativ zurückhaltend schien, hat sie inzwischen doch vielerorts begonnen, sich aktiv in die Entwicklung von Anpassungsstrategien einzu- schalten und ihre regionalen Koordinationsaufgaben auch in diesem Themenfeld wahrzunehmen.

Hilfreich waren dabei bundesweite „Modellvorhaben der Raumordnung“ (KlimaMORO), so in Meck- lenburg-Vorpommern, Brandenburg, Hessen, Baden-Württemberg, Bayern und Sachsen.

Auch die Wissenschaft meldet sich verstärkt zu Wort. So sind mehrere Publikationen der Akademie für Raumforschung und Landesplanung dem Thema Klimaanpassung gewidmet. Eine Arbeitsgruppe beschäftigte sich in den letzten Jahren unter anderem mit Planungs- und Steuerungsinstrumenten zum Umgang mit dem Klimawandel. Andere neuere Arbeiten behandeln Instrumente der regionalen Raumordnung und Raumentwicklung zur Anpassung an den Klimawandel (Fröhlich et al., 2011). An- dere Akademien, so die Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften und die Deutsche Akademie der Technikwissenschaften (acatech), greifen das Thema aus einer interdisziplinären Per- spektive auf.

Im Hinblick auf die räumliche Planung und Entwicklung – verstanden als Akteur und Handlungsfeld – gilt es, vor allem drei Herausforderungen zu beachten: das heterogene Akteursspektrum, die Verän- derung von Zeithorizonten und die Passfähigkeit von Instrumenten.

Akteure

Bei der Klimaanpassung ist von einem breiten Akteursspektrum auszugehen. Mindestens sechs „Ak- teursgruppen“ lassen sich unterscheiden: Politik, Verwaltung, Wirtschaft, Medien, Zivilgesellschaft sowie Wissenschaft und Bildung. Diese haben eigene Interessen und Handlungslogiken. Ihre Einbin- dung in Prozesse der Klimaanpassung ist unterschiedlich, ebenso divergiert ihre Bereitschaft, sich zu engagieren. Und auch in sich sind die Akteursgruppen bei weitem nicht homogen. Dies zeigt sich un- ter anderem in den unterschiedlichen Zielsetzungen der einzelnen Fachverwaltungen oder es wird augenscheinlich in der Politik. Die Raumplanung als ein Akteur der Verwaltung ist also bei weitem nicht der einzige Akteur im Feld der Klimaanpassung. Neben den sektoralen Planungs- und Fachbe- hörden, denen jeweils eigene Steuerungsinstrumente zur Verfügung stehen, spielen weitere Akteure aus Verwaltung, Wirtschaft und Zivilgesellschaft, von der Versicherungswirtschaft über den ehrenamt- lichen Naturschutz bis hin zum Katastrophenschutz, eine große Rolle. Somit kann die Raumplanung auch nicht alleine „steuern“, sondern bestenfalls die Rolle eines Förderers von Kooperation und koor- diniertem Handeln sowie eines Netzwerksbildners übernehmen. Sie kann eine Plattform bieten zur Diskussion, zum Interessenausgleich und zur Entwicklung von Strategien und Maßnahmen zur An- passung an den Klimawandel. Dies steht im Kontrast zu ihrer traditionellen Aufgabe der Steuerung der Raumentwicklung durch Pläne und Programme und kommt ihrer Funktion als Auslöser und Gestalter von regionalen Entwicklungsprozessen entgegen.

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Zeit

Die integrierende räumliche Planung auf den unterschiedlichen Planungsebenen (Land, Region, Kommune) ist in unserer Gesellschaft mit ihren teilweise äußerst dynamischen Entwicklungen bereits heute ein Garant für die Berücksichtigung von Langfristperspektiven. Pläne sind auf eine Dekade hin angelegt, manche Planungshorizonte reichen weit darüber hinaus. Vergleicht man dies jedoch mit den zeitlichen Dimensionen von Szenarios des Klimawandels und der Klimaanpassung, die häufig Zeit- räume von 50 bis 100 Jahren berücksichtigen, so wird die Herausforderung für die räumliche Planung deutlich: Eine an den Erfordernissen der Klimaanpassung ausgerichtete Raumplanung muss Hand- lungsfelder mit völlig unterschiedlichen Zeithorizonten integrieren. Das Spektrum reicht dabei von den eher auf wenige Jahre hin angelegten Zyklen der Landwirtschaft bis hin zu den extrem langen Pla- nungshorizonten der Forstwirtschaft, von den eher kurzfristigen Perspektiven der gewerblichen Wirt- schaft, insbesondere im produzierenden Bereich bis hin zu den Entscheidungen von Firmen, lokalen Ver- und Entsorgern und privaten Eigentümern bei Investitionen in Gebäude, Technologien und Infra- strukturnetze, die eine hohe Lebensdauer haben (vgl. Frommer, 2010, 71). Zudem wird deutlich, dass selbst die Langfristorientierung der räumlichen Planung im Vergleich zu den Auswirkungen des Kli- mawandels und den notwendigen Anpassungsstrategien noch relativ kurz greift.

Instrumente

Klimaanpassung kann mit Blick auf die räumliche Planung sowohl ein Thema der formalen als auch der informellen Planung sein. Bei der formalen Planung, unter anderem auf regionaler Ebene, geht es dabei einerseits um Festlegungen zur Freiraum-, Siedlungs- und Infrastrukturentwicklung. Anderer- seits geht es aber auch um verfahrensbezogene Instrumente, etwa die Strategische Umweltprüfung, Raumordnungsverfahren oder das sogenannte Climate Proofing. Ebenso können raumordnerische Verträge oder Zielvereinbarungen zur Verwirklichung von regionalplanerischen Grundsätzen und Zie- len für die Klimaanpassung nutzbar gemacht werden. Bei der informellen Planung geht es zum einen um die Erarbeitung von Szenarien, Leitbildern und Entwicklungskonzepten, die Schaffung von Ak- teursnetzwerken und die Förderung von regionaler Kooperation, zum anderen aber auch um informa- torische Steuerungsinstrumente wie Gefahren-, Risiko- oder Vulnerabilitätskarten (vgl. auch Fröhlich et al., 2011). Die räumliche Planung steht angesichts dieser Situation vor der Herausforderung, die vorhandenen Instrumente situationsgerecht und flexibel anzuwenden (Instrumentenmix).

Fasst man die genannten Herausforderungen zusammen, so ergibt sich ein komplexes Spannungs- feld: Versucht Raumplanung Steuerungsmacht zu erlangen, so läuft sie Gefahr, von den anderen Akteuren, und zwar nicht nur von den Fachverwaltungen, sondern auch von Wirtschaft und Zivilge- sellschaft, „ausgebremst“ zu werden. Bietet sie sich lediglich als Plattform an, könnte es hingegen dazu kommen, dass sie nur mehr bedingt wahrgenommen wird, während andere Akteure die Klima- anpassung inhaltlich einseitig bestimmen.

Raumplanung hat unter den beteiligten Akteuren die größte Expertise im Hinblick auf die Entwicklung von Langfristperspektiven. Spielt sie diese Expertise aus, so läuft sie Gefahr, sich von den Erfah- rungs- und Planungshorizonten einer Vielzahl von Akteuren so weit zu entfernen, dass sie von diesen als irrelevant angesehen wird. Beschäftigt sie sich zu sehr mit kurzfristigen Handlungsansätzen, so wird sie den Anforderungen an eine Anpassung an den Klimawandel nur bedingt gerecht.

Im Hinblick auf die Steuerung von Entwicklungsprozessen steht der Raumplanung zwar ein großes Arsenal an Instrumenten zur Verfügung. Sie kann formal steuern wie informell ermöglichen. Stellt sie dabei formale Aspekte zu stark in den Vordergrund, droht die notwendige Flexibilität bei der Klimaan- passung unterlaufen zu werden. Fokussiert sie hingegen zu stark auf informelle Steuerung, so läuft

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sie Gefahr, dass Strategien und Maßnahmen zwar vereinbart, aber in letzter Konsequenz doch nicht umgesetzt werden, weil die übrigen Akteure sich nicht an die Vereinbarungen gebunden fühlen. Dies dürfte mit zunehmendem zeitlichem Abstand zu den Strategieentscheidungen immer gravierender werden.

In diesem Spannungsfeld den „richtigen“ Weg im Umgang mit unterschiedlichen Akteuren und ihren Interessen, die adäquaten Ansätze zur Berücksichtigung der unterschiedlichen Zeithorizonte und ei- nen sinnvollen und erfolgreichen Instrumentenmix bei der Klimaanpassung zu finden, dürfte für die Raumplanung in den kommenden Jahren eine ihrer größten Herausforderungen sein.

3. Das „Integrierte Regionale Klimaanpassungsprogramm (IRKAP)“ als infor- melles Planungsinstrument

Die Region Dresden beschreitet einen Weg zur Klimaanpassung, indem sie im Rahmen des KLIM- ZUG-Vorhabens REGKLAM das sogenannte „Integrierte Regionale Klimaanpassungsprogramm (IRKAP)“ formuliert, erprobt und teilweise umsetzt (Projektlaufzeit: 2008 – 2013). Es ist noch zu früh, um zu beurteilen, ob dies der „richtige“ Weg ist. Das Folgende konkretisiert für das informelle Pla- nungsinstrument IRKAP die Herausforderungen der Klimaanpassung im Hinblick auf heterogene Ak- teure mit unterschiedlichen Zeithorizonten und instrumentellen Steuerungsmöglichkeiten (vgl. Über- sicht 1).

KLIMZUG-Projekte, wie REGKLAM, sollen insbesondere auch umsetzungsorientiert sein. Bildlich gesprochen: Durch Wissenschaft und Praxis gemeinsam formulierte Strategiepapiere und Projektvor- schläge sollen nicht in „Schubladen verschwinden“, sondern Entscheidungen in der regional bedeut- samen Politik, Verwaltung, Wirtschaft usw. beeinflussen sowie zu konkreten Verbesserungen für Re- gionen führen. Die im REGKLAM-Rahmenantrag an das BMBF enthaltene Zielformulierung zum IRKAP unterstreicht den regionalen, integrativen und praxis- bzw. umsetzungsorientierten Anspruch des Programms: „Als Verbundvorhaben zwischen Wissenschaft, Politik und Verwaltung sowie Wirt- schaft und Gesellschaft zielt es [das Projekt REGKLAM, die Autoren] auf die modellhafte Entwicklung und Erprobung eines branchen-, sektor- und ebenenübergreifenden Integrierten Regionalen Klimaan- passungsprogramms (IRKAP) für Wirtschaft und Gesellschaft in der Region Dresden und deren Wirt- schaftsraum (Projektziel).“ (REGKLAM-Rahmenantrag, S. 1, kursiv im Original)

Ausgangspunkt bei der Entwicklung von REGKLAM war die These, dass ein regionales, integratives und umsetzungsorientiertes Programm zur Klimaanpassung einen informellen Planungsansatz erfor- dert, der einem REK ähnelt. Übersicht 1 nennt in der linken Spalte die allgemeinen Merkmale eines REK (zusammenfassend Danielzyk/Knieling, 2011). Die rechte Spalte ordnet diesen Merkmalen Er- fahrungen und Erkenntnisse aus REGKLAM zu (vertiefend Müller/Hutter, 2009; Hutter et al., 2011).

Pragmatische Definition der Modellregion Dresden, Vielfalt an Raumbezügen

Regionale Entwicklungskonzepte können räumlich sehr unterschiedlich zugeschnitten sein, je nach- dem welche Zielsetzung, Methodik und Trägerschaft von Bedeutung ist. Klar ist, dass ihr räumliches Referenzgebiet oberhalb der kommunalen Ebene und unterhalb der Landesebene zu bestimmen ist.

Für das Modellprojekt REGKLAM und das IRKAP greift allerdings der Fokus aufeineräumliche Maß- stabsebene zu kurz. Es gibt zahlreiche räumliche Referenzen von Zielen und Maßnahmen. In jedem Themenfeld ergeben sich themenspezifische Mischungsverhältnissevon stärker regional oder lokal definierten Raumbezügen (zum Beispiel Branchenanalysen mit regionaler Ausrichtung, Anpassungs- maßnahmen für den öffentlichen Raum mit stark lokalem Bezug, wie Auswahl und Pflanzung von Straßenbäumen).

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Übersicht 1: Informelle Planung und das IRKAP als Anwendungsbeispiel

Informelle Planung (am Beispiel REK)

IRKAP als Anwendungsbeispiel informeller Planung

Mittlere Maßstabsebene Pragmatische Definition der Modellregion;

Vielfalt an Raumbezügen, je nach Themenfeld unterschiedlich

Integrierter Entwicklungsansatz „Breite Agenda“: mehrere Themen der Regionalentwicklung;

gleichwohl selektiv (z. B. Verkehrsfragen nicht im Vordergrund)

Kooperation Akteure: Wissenschaft als Initiator, Organisator, und Moderator; Praxis von zentraler Bedeutung für Relevanz, Verbindlichkeit, Umsetzung

Prozessuale Methodik Akteure: Organisation und Methodik gemäß Projektantrag; gleichwohl Reorganisation erforderlich (u. a. für Aufbau von Vertrauen)

Strategieorientierung Zeit: Umgang mit Langfristorientierung und Unsicherheiten; Strategie durch Leitbild und Handlungsschwerpunkte, Umsetzungsorientierung durch konkrete Ziele und Maßnahmen

Instrumenten-Mix IRKAP mit breiter Agenda und Umsetzungstiefe, Entwicklung von Schlüsselprojekten; Verknüpfung mit formalen/informellen Planungen (z. B. Landesentwicklungsplan, Flächennutzungsplan, Integriertes Stadt- entwicklungskonzept)

Eigene Darstellung (auf der Grundlage von: Danielzyk/Knieling, 2011, S. 477 zu REK; Müller/Hutter, 2009; Hutter et al., 2011 zum IRKAP)

Integrierter Entwicklungsansatz

Die „Agenda“ des IRKAP dokumentiert das hohe Interesse der Praxis an einem integrierten Entwick- lungsansatz. Das IRKAP ist – auf der Basis intensiver Diskussionen zwischen Wissenschaft und Pra- xis – durch eine „breite Agenda“ geprägt. Das Spektrum reicht von Zielen und Maßnahmen in den Themenfeldern Städtebauliche Strukturen, Grün- und Freiflächen sowie Gebäude, Wasserhaushalt und Wasserwirtschaft, Land- und Forstwirtschaft und Gewerbliche Wirtschaft bis zu Fragen des Na- turschutzes und der Gesundheit. Für die beiden zuletzt genannten Themenfelder gibt es allerdings keine Untersetzung durch wissenschaftliche Teilprojekte von REGKLAM (zum Teil aus förderpoliti- schen Gründen). Die Programmentwicklung zu diesen Themen erfordert deshalb – wie bei allen ande- ren Themen auch, hier aber verstärkt – die Berücksichtigung von Praxiswissen, zusätzliche For- schungsaktivitäten und die Auswertung von Projekten Dritter.

Kooperation

REGKLAM ist, wie andere KLIMZUG-Verbünde auch, durch eine intensive Kooperation von Wissen- schaft und Praxis geprägt. Die vergleichsweise hohen Förderbudgets der KLIMZUG-Verbünde wirken kooperationsfördernd (ein Überblick findet sich im „Aktionsplan Anpassung“, vgl. Deutsche Bundesre- gierung, 2011, Anlage H.3). REK werden oftmals nicht auf einer solchen Ressourcenbasis formuliert.

Entsprechend hoch sind die Erwartungen an die integrative und strategische Ausrichtung des IRKAP.

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Organisationsstruktur und ihre Weiterentwicklung

Die im REGKLAM-Rahmenantrag dargelegte Organisationsstruktur und Vorgehensweise wurde weit- gehend antragsgemäß umgesetzt. Gleichwohl zeigten sich im bisherigen Projektverlauf Herausforde- rungen, die eine Reorganisation bzw. Weiterentwicklung der Organisation nahelegten (zum Beispiel Etablierung einer „Arbeitsrunde von Koordinatoren und IRKAP-Team“, vgl. Hutter et al., 2011, oder eines „Fachkreises Städtebau“, vgl. Kapitel 4). Klimaanpassung durch informelle Planung erfordert ausreichend finanzielle Ressourcen und laufend Aufmerksamkeit für die Weiterentwicklung von Orga- nisations- und Arbeitsweisen im Einklang mit inhaltlichen Anforderungen zu einzelnen Themenfeldern.

Strategieorientierung

REK enthalten „… sowohl grundsätzliche, strategische Aussagen zur künftigen Entwicklung der Regi- on wie auch konkrete handlungsorientierte Festlegungen …“ (Danielzyk/Knieling, 2011, S. 477). Stra- tegieorientierung zielt auf die Synthese von grundsätzlichen Aussagen mit konkreten Zielen und Maß- nahmen („keine Leerformeln und abstrakte Schubladenpapiere“, aber auch „keine konkreten Maß- nahmen ohne strategische Orientierung“). Diese vielleicht trivial anmutende Aussage ist gerade für die Klimaanpassung weniger selbstverständlich als sie scheint. Die Zusammenführung („Synthese“) von grundsätzlichen mit möglichst konkreten Aussagen ist eine Herausforderung für die informelle Pla- nung, weil die Unsicherheiten des langfristigen Klimawandels und seinen Folgen in der Modellregion Dresden die Formulierung räumlich spezifischer, inhaltlich eindeutiger (möglichst quantifizierter) und

„belastbarer“ Aussagen erschweren (Bernhofer et al., 2011). Der Umgang mit Unsicherheiten ist nicht neu für die Planung. Er erhält durch den Klimawandel eine neue Dringlichkeit und betont die langfristi- ge Ausrichtung. Kapitel vier geht am Beispiel des Themenfeldes „Städtebauliche Strukturen, Grün- und Freiflächen sowie Gebäude“ vertiefend auf diese Herausforderung ein.

Instrumenten-Mix

Strategieorientierung und Instrumenten-Mix stehen in einem engen Zusammenhang zueinander (ARL, 2011). Kapitel 4 zeigt dies beispielhaft für die Siedlungsentwicklung in der Modellregion Dresden. Das IRKAP ist dabei bisher (Stand: Februar 2012) für Beides vorgesehen: Motivation zur und Stärkung der Kooperation regionaler Akteure sowie Formulierung eigenerintegrativer Lösungen einerseitsundUn- terstützung formaler Planungsverfahren andererseits (vgl. Danielzyk/Knieling, 2011, S. 494 zu dieser Gegenüberstellung). Ob dies zu viel gewollt ist, wird sich zeigen.

4. Strategieorientierung am Beispiel des Themas „Städtebauliche Strukturen, Grün- und Freiflächen sowie Gebäude“

Strategieorientierung verknüpft die Umsetzungsorientierung in der informellen Planung und die Fo- kussierung auf das Machbare einerseits mit der Berücksichtigung langfristiger und komplexer Wir- kungszusammenhänge der Klimaanpassung andererseits. Trotz Unsicherheiten können auch kurzfris- tige Handlungen von hoher Dringlichkeit sein, um die Vorteile einer pro-aktiven Anpassung an die Folgen des Klimawandels in Städten und Regionen zu realisieren. Um diese Herausforderung der Klimaanpassung durch informelle Planung zu verdeutlichen, geht das Folgende auf die Strategieorien- tierung im Themenfeld „Städtebauliche Strukturen, Grün- und Freiflächen sowie Gebäude“ im IRKAP näher ein.

Die folgenden Planungsinhalte wurden und werden in einem engen Diskussionsprozess zwischen den beteiligten Wissenschaftspartnern und den relevanten Akteuren der zuständigen Stellen der kommu- nalen Verwaltungen (Stadtplanung, Umweltplanung, Hoch-, Tiefbau- und Grünflächenämter usw.), aber auch der zuständigen Regionalen Planungsverbände, sowie der Wohnungswirtschaft und der

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Verbände der planenden und bauenden Berufe formuliert. Die Organisationsstruktur von REGKLAM bietet dabei zahlreiche Möglichkeiten zur laufenden Verständigung von Wissenschaft und Praxis über die Strategieorientierung im Themenfeld „Städtebauliche Strukturen, Grün- und Freiflächen sowie Gebäude“, wie die Arbeitsgemeinschaft speziell zum Klimaanpassungsprogramm, der Fachkreis Städ- tebau oder auch der bilaterale Austausch zwischen Praktikern und Wissenschaftlern einzelner Teilpro- jekte.

Rahmenbedingungen und Auswirkungen des Klimawandels

Die Siedlungsstruktur der Modellregion Dresden ist gekennzeichnet durch die Großstadt Dresden und eine Vielzahl von Mittel- und Kleinstädten sowie durch ländliche Räume mit dörflichem Charakter.

Diese Vielfalt stellt ganz unterschiedliche Anforderungen an die Klimaanpassung. Insbesondere die Stadtregion Dresden ist durch (moderate) Zuwanderung und weiteren Siedlungsdruck im suburbanen Raum geprägt – wenngleich die Innenstadtentwicklung und die Revitalisierung von Brachflächen zum Schutz des Außenbereiches forciert werden. Die Folgen des demographischen Wandels schlagen sich in einigen Siedlungsgebieten der Region in einem weiteren Bevölkerungsrückgang und einer anhaltenden Entdichtung der Siedlungsstrukturen nieder. Die Herausforderungen einer alternden Ge- sellschaft hingegen stellen sich in allen Städten und Gemeinden der Region.

Für die Anpassung von städtebaulichen Strukturen, Grün- und Freiflächen sowie Gebäuden sind fol- gende Erwartungen zum Klimawandel und seinen Auswirkungen von besonderer Bedeutung (Bern- hofer et al., 2011):

 Der Anstieg der Durchschnittstemperaturen im Sommerhalbjahr führt insbesondere in dicht bebauten Stadtgebieten zur weiteren Überwärmung (Wärmeinsel-Effekt), welche die Aufenthaltsqualität im städtischen Raum und das Wohlbefinden der Bevölkerung beeinträchtigen kann. Eine steigende Zahl an Sommertagen, heißen Tagen und Tropennächten verursacht häufiger Hitzewellen, die gesundheitliche Beschwerden hervorrufen, insbesondere bei Risikogruppen.

 Die deutliche Zunahme der Häufigkeit von längeren Trockenperioden im Sommerhalbjahr sowie verfrühte phänologische Frühjahrsphasen und der vorverlagerte Beginn der Vegetationsperiode stellen im städtischen Raum insbesondere veränderte Rahmenbedingungen für die Pflege und Unterhaltung von Stadtgrün dar.

 Der zu erwartende Rückgang der Niederschläge im Sommerhalbjahr sowie die Zunahme der potenziellen Verdunstung führen zu einer weiteren Destabilisierung des städtischen Bodenwasserhaushaltes. Ein unter anderem daraus folgender niedriger Grundwasserstand in einzelnen Siedlungsgebieten erschwert die wasserhaushaltsabhängige Bereitstellung von ökologischen Leistungen beispielsweise von Stadtvegetation, die eine wichtige Voraussetzung für Anpassungsoptionen sind.

 Die anzunehmende Häufigkeit von zukünftig auftretenden Starkniederschlagsereignissen erfordert Maßnahmen für die kurzfristige Speicherung und Ableitung von Oberflächenwasser.

Die Analyse von Anpassungserfordernissen und -optionen kann nicht für alle Siedlungsbereiche der Modellregion gleichermaßen mit einem hohen Detaillierungsgrad erfolgen. Durch die Auswahl von sogenannten Lupengebieten (vgl. Abbildung 1) wurden konkrete Fragestellungen bearbeitet und über- tragbare Erkenntnisse generiert (zum Beispiel gebäudetypenspezifische Verwundbarkeit gegenüber Klimafolgen, Analyse bioklimatischer Bedingungen in ausgewählten Siedlungsstrukturtypen). Diese räumlich konkreten Erkenntnisse helfen dabei auch, einzelne Akteure für die Herausforderungen der Klimaanpassung zu sensibilisieren.

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Leitbild „Klimawandelgerechte Siedlungsentwicklung“

In der Modellregion wird eine klimawandelgerechte Siedlungsentwicklung angestrebt, die durch Sied- lungs-, Freiraum- und Gebäudestrukturen, die gesunde Wohn- und Arbeitsverhältnisse und eine hohe Lebensqualität gewährleisten, eine hohe Energie- und Infrastruktureffizienz sowie funktionsfähige städtische Ökosysteme, die eine Anpassung an die Folgen des Klimawandels ermöglichen, gekenn- zeichnet ist. Das Leitbild der Siedlungsentwicklung in der Modellregion Dresden bewegt sich damit, wie in anderen Regionen, im Spannungsfeld zwischen der klimaschutzorientierten kompakten Stadt der kurzen Wege und einer eher klimaangepassten aufgelockerten Stadtstruktur. Es ordnet sich damit in die gegenwärtige Debatte um ein „richtiges“ städtebauliches Leitbild unter den Bedingungen des Klimawandels ein (BMVBS, 2011, 45 ff.).

Handlungsschwerpunkte

Das IRKAP formuliert im Themenfeld „Städtebauliche Strukturen, Grün- und Freiflächen sowie Gebäude“ drei Handlungsschwerpunkte zur strategischen Ausrichtung konkreter Ziele und Maßnahmen:

(1) Umbau: In den Städten und Gemeinden geht es angesichts der überwiegend geringen Entwicklungsdynamik vor allem um den Umbau des Siedlungsbestands. Dies betrifft einerseits Gebäude, um mögliche Risiken zu reduzieren (vgl. Abbildung 1). Andererseits erfordert der Klimawandel Anstrengungen, welche die klimatische Leistungsfähigkeit der Grünflächen erhalten und fördern, so dass diese als Erholungsräume für die Stadtbevölkerung künftig vermehrt zur Verfügung stehen.

(2) Brachflächenpotenziale: Die Kommunen in der Modellregion Dresden verfügen über zahlreiche Brachflächen. Diese gilt es einerseits als Möglichkeitsräume für eine bauliche Innenverdichtung zu nutzen, andererseits im Sinne multifunktionaler Freiflächen zur Verbesserung der sowohl ökologischen als auch klimatischen Situation im Siedlungsraum und für den Umgang mit Starkregenereignissen.

(3) Stadtraum:Angesichts der geringen Spielräume, tatsächlich großräumig siedlungsstrukturelle Veränderungen herbeizuführen, bedarf es der Vielfalt, Vielzahl und Kombination kleinteiliger freiraumplanerischer und städtebaulicher Ansätze, um eine Verbesserung der mikro- und bioklimatischen Situation im Stadtraum zu erreichen. Besonderes Augenmerk richtet sich auf den Übergangsbereich zwischen Gebäuden und dem öffentlichen (Frei-)Raum.

Die Formulierung von drei Handlungsschwerpunkten der Klimaanpassung im Themenfeld

„Städtebauliche Strukturen, Grün- und Freiflächen sowie Gebäude“ soll der langfristigen Orientierung in der Modellregion dienen. Das Argument ist, dass die drei Schwerpunkte eine generelle Gültigkeit für die Kommunen in der Modellregion haben (vgl. Abbildung 1 zu einem Fokusgebiet von REGKLAM in der Stadt Stolpen in der Modellregion Dresden) und behalten – auch angesichts der Unsicherheiten des Klimawandels und vor dem Hintergrund ständig aktueller Erkenntnisse zu Klimafolgen, Betroffenheiten und Anpassungsnotwendigkeiten.

Die Handlungsschwerpunkte dienen als Schnittstelle zwischen einem für die Modellregion generell gültigen Leitbild auf der einen und konkreten Zielen und Maßnahmen auf der anderen Seite, die die besonderen Bedingungen einzelner Kommunen reflektieren. Die Schwerpunkte stehen für einen stra- tegischen Ansatz, der das IRKAP vor allem für Entscheider – durchaus auch auf der politischen Ebe- ne – handhabbar machen könnte.

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Abbildung 1: Fokusgebiet Stolpen-Altstadt: Gebäudetypen nach Baualtersstufen als Grundlage zur Ermittlung gebäudetypenabhängiger Anpassungsmaßnahmen

Quelle: Hennersdorf, IÖR; Digitale Orthophotos (ATKIS-DOP) mit Erlaubnis des Landesvermessungsamtes Sachsen; Erlaub- nis-Nr. 2058/06

Die Schwerpunkte sind Ausdruck und zugleich Mittel der Priorisierung der Vielzahl möglicher, wissen- schaftlich abgeleiteter Anpassungsmaßnahmen im KLIMZUG-Verbundvorhaben REGKLAM. Sie zei- gen eine klare Fokussierung auf von den beteiligten Akteuren im Rahmen der Klimaanpassung als zentral angesehene räumliche oder physische Realitäten. Sie dienen als (relativ abstraktes, aber zeit- stabiles) Prüfkriterium zur Aufnahme und Verortung von wissenschaftlich und/oder praktisch diskutier- ten Anpassungsmaßnahmen ins IRKAP.

Ziele und Maßnahmen

Die drei Handlungsschwerpunkte werden mit konkreten Zielen und Maßnahmen untersetzt, die sowohl einen Bezug zu Klimafolgen beschreiben als auch einen deutlichen Hinweis auf die adressierten Akteure oder Gruppen von Akteuren geben. Vier Ziele sind beim derzeitigen Abstimmungsstand formuliert (Stand: Februar 2012):

 Private und öffentliche Gebäude für den Klimawandel fit machen,

 Mikroklimatische Wirksamkeit von öffentlichen Grünflächen trotz Trockenheit und Hitze erhalten und erweitern,

 Potenziale von Brachflächen zur Anpassung an steigende Sommertemperaturen und veränderte Niederschlagsregimes in Kooperation der öffentlichen Hand mit Eigentümern und Nutzern ausschöpfen,

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 Aufenthaltsqualität in dicht bebauten Stadtgebieten trotz steigender Sommertemperaturen und Hitzewellen durch Kooperation der öffentlichen Hand mit privaten Eigentümern und Nutzern erhalten.

Diese Ziele bündeln sektoren- und maßstabs- sowie akteurs- und planungsebenenübergreifende Maßnahmen (vgl. Abbildung 2).

Abbildung 2: Ausgewählte bauliche Anpassungsmaßnahmen an mögliche Klimafolgen (kon- zeptionelle Ebene)

Quelle: Naumann, Nikolowski, Zimm, IÖR (unveröffentlicht)

Instrumentenmix und Schlüsselprojekte

Neben der inhaltlichen Begründung einzelner Anpassungsmaßnahmen ist eine zentrale Anforderung, diese mit bestehenden Instrumenten und Planungsprozessen zu verknüpfen oder konkrete Ansätze für gegebenenfalls neue Instrumente gemeinsam mit der Praxis zu entwickeln. Über die oben angesprochene Kooperation von Wissenschaft und Praxis werden deshalb kontinuierlich Klimaanpassungsbelange und konkrete Anpassungsoptionen in laufende Planungsprozesse der beteiligten Kommunen eingespeist. Neben der Beteiligung im Rahmen der Erstellung formeller Planungen (zum Beispiel Landesentwicklungsplan (LEP), Flächennutzungsplan (FNP), Landschaftsplan) bieten sich vor allem bereits bestehende informelle Instrumente an, um die Belange der Klimaanpassung zu verankern. So wird beispielsweise ein Prozess in der Stadt Dresden begleitet, Klimaanpassungserfordernisse bei der Ausweisung von Schwerpunkten zur städtebaulichen Erneuerung und Sanierung im Rahmen des informellen Planungsinstruments „Integriertes Stadtentwicklungskonzept (INSEK)“ der Stadt Dresden zu berücksichtigen.

Mit in der zweiten Projektphase initiierten Umsetzungsprojekten sollen Anpassungsmaßnahmen – noch während der Projektlaufzeit – fokussiert angestoßen werden. So wird derzeit unter der Federführung des Stadtplanungsamtes der Stadt Dresden die pilothafte Umsetzung wirtschaftlich tragfähiger freiraumplanerischer Nutzungsoptionen auf Brachflächen zur Verbesserung der mikroklimatischen Situation, zum Umgang mit Starkniederschlagsereignissen und als Beitrag zum Klimaschutz vorbereitet. Dabei können Schnittstellen bearbeitet werden, sektorenübergreifende Strukturen und neue Partnerschaften erprobt und etabliert werden und das Anpassungsprogramm exemplarisch mit Leben gefüllt werden.

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5. Fazit

Angesichts (a) der Vielfalt von Akteursgruppen und deren Interessen, (b) der unterschiedlichen Zeitho- rizonte von Klimaanpassung und der Handlungsorientierung der meisten betroffenen bzw. involvierten Akteure sowie (c) der unterschiedlichen Reichweite, Stärken und Schwächen von formalen und infor- mellen Planungs- und Steuerungsinstrumenten, steht die räumliche Planung in Deutschland auf Bun- des-, Landes-, Regions- und kommunaler Ebene bei der Klimaanpassung vor enormen Herausforde- rungen. Sie soll einen fairen und gerechten Interessenausgleich herbeiführen und dabei – über ihren traditionellen Adressatenkreis hinaus – auch Handlungsangebote für Wirtschaft, zivilgesellschaftliche Gruppen und Einzelpersonen machen. Sie soll unterschiedliche Zeithorizonte miteinander in Einklang bringen. Und weiterhin wird erwartet, dass sie einen adäquaten Instrumentenmix findet, bei dem ei- nerseits rechtliche Verbindlichkeit geschaffen wird, andererseits aber auch erfolgreiche und motivie- rende Projektumsetzungen stattfinden.

Die Ausführungen haben am Beispiel des Integrierten Regionalen Klimaanpassungsprogramms in der Modellregion Dresden gezeigt, dass die räumliche Planung dabei pragmatisch vorgehen muss. Sie rückt automatisch in die Nähe von regionalen Entwicklungskonzepten, unterscheidet sich aber den- noch von ihnen in vielerlei Hinsicht. Gleichzeitig kann die Verbindung in die formale Planung hinein gelingen. Ebenso zeigt das Beispiel, hier im Fall der städtischen Planung, dass eine strategische Ori- entierung durch die Initiierung von konkreten Maßnahmen an „Bodenhaftung“ gewinnt. Dies kann ei- nen wesentlichen Beitrag zur Akzeptanz einer stärkeren Rolle der integrierenden räumlichen Planung bei der Klimaanpassung leisten.

Noch ist es zu früh, zu sagen, ob das Experiment „Klimaanpassung durch räumliche Planung und Konzepte der räumlichen Entwicklung“ tatsächlich gelingt. Ob sich die räumliche Planung dabei über- hebt, wird die Zukunft zeigen. Ob die Wissenschaft in der Lage ist, ihr einen Teil der Last abzuneh- men, ist ebenso unklar. Transdisziplinäres Agieren, das heißt ein wirksames Zusammenspiel von Pra- xis und Wissenschaft, ist gefragt. Der Ausgang aber ist offen.

Literatur

ARL(Akademie für Raumforschung und Landesplanung), 2011, Strategische Regionalplanung, Han- nover.

Bernhofer, Christian / Matschullat, Jörg / Bobeth, Achim (Hrsg.), 2011, Klimaprojektionen für die REGKLAM-Modellregion Dresden, Publikationsreihe des BMBF-geförderten Projektes REGKLAM – Regionales Klimaanpassungsprogramm für die Modellregion Dresden, Heft 2, Berlin.

BMVBS(Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung), 2011, Klimawandelgerechte Stadtentwicklung. Ursachen und Folgen des Klimawandels durch urbane Konzepte begegnen, Forschungen, Heft 149, Berlin.

Danielzyk, Rainer / Knieling, Jörg, 2011, Informelle Planungsansätze, in: ARL (Akademie für Raum- forschung und Landesplanung) (Hrsg.), Grundriss der Raumordnung und Raumentwicklung, Han- nover, S. 473-498.

Deutsche Bundesregierung, 2011, Aktionsplan Anpassung der Deutschen Anpassungsstrategie an den Klimawandel vom Bundeskabinett am 31. August 2011 beschlossen, Berlin.

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Fröhlich, Jannes / Knieling, Jörg / Schaerffer, Mareike / Zimmermann, Thomas, 2011, Instrumente der regionalen Raumordnung und Raumentwicklung zur Anpassung an den Klimawandel, Ham- burg.

Frommer, Birte, 2010, Akteure regionaler Anpassungsstrategien an den Klimawandel – Lernprozesse und Eigendynamiken im strategischen Diskurs, in: Hutter, Gérard; Wiechmann, Thorsten (Hrsg.), Strategische Planung. Zur Rolle der Planung in der Strategieentwicklung für Städte und Regionen, Berlin/Kassel, S. 59-84.

Hutter, Gérard / Bohnefeld, Jörg / Olfert, Alfred, 2011, Zielgerichtete Netzwerke in Regionen und lan- despolitische Handlungsansätze zur Klimaanpassung – am Beispiel von REGKLAM, in: Cormont, Pascal; Frank, Susanne (Hrsg.), Governance in der Klimaanpassung – Strukturen, Prozesse, In- teraktionen. Dortmund, S. 74-89.

Müller, Bernhard / Hutter, Gérard, 2009, Dresden als Modellregion zur Klimaanpassung – Das Netz- werkprojekt REGKLAM, in: Wissenschaftliche Zeitschrift der TU Dresden, 58, 3-4, S.112-118.

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Klimaanpassung aus Sicht der kommunalen Verwaltung und der Wirtschaft

Esther Chrischilles / Mahammad Mahammadzadeh

1. Einleitung

Der Klimawandel ist kein kurzlebiges Phänomen und er „lässt sich von heute auf morgen auch nicht durch noch so große Anstrengungen auf dem Gebiet der Mitigationspolitik vermeiden“ (Stehr/von Storch, 2008). Er kann jedoch durch Maßnahmen in seiner Intensität begrenzt werden. Für einen wirksamen Umgang mit dem Klimawandel bieten sich zwei grundsätzliche Typen von Strategien und Maßnahmenbündeln an: Klimaschutz im Sinne von Maßnahmenbündeln zur Vermeidung und Vermin- derung von Treibhausgasemissionen und Anpassung an die Klimafolgen und Extremwetterereignisse.

Dabei ist zu betonen, dass ohne einen wirksamen Klimaschutz die Strategie der Anpassung langfristig an ihre Grenzen stößt, der Klimawandel aber auch allein mit Anpassung nicht bewältigt werden kann.

In diesem Beitrag steht die Klimaanpassung in Fokus, wenn auch insgesamt eine integrative Berück- sichtigung beider Strategien erforderlich ist.

Rolle der Region

Das globale Problem des Klimawandels erzeugt regionalen Kooperationsdruck in politischen, wirt- schaftlichen und gesellschaftlichen Belangen. Im Umgang mit dem Klimawandel und seinen Folgen ist die Bedeutung der Region als Handlungsraum daher zunehmend in den Vordergrund gerückt. Insbe- sondere bei der Anpassung an unvermeidbare Klimafolgen wird vielfach eine „Regional Governance“

gefordert, d.h. „Formen der regionalen Selbststeuerung“, die „in Reaktion auf Defizite sowie als Er- gänzung der marktlichen und der staatlichen Steuerung“ entstehen (Fürst, 2004, 46). Beispielsweise dann, wenn neue Aufgaben nicht mehr auf tradierte Weise bewältigt werden können oder aber es vorteilhaft erscheint, neue Herangehensweisen zu entwickeln. Beides trifft auf die klimawandelbeding- ten Herausforderungen der Anpassung zu.

Klimaveränderungen und Klimafolgen differieren regional, wobei die klimatischen Grenzen einer Regi- on in der Regel nicht mit denen politischer Gebietskörperschaften wie Gemeinden übereinstimmen.

Lokal isolierte Anpassungslösungen versprechen daher nur begrenzten Erfolg, wogegen sich ein regi- onal orientiertes Vorgehen effektiver und auch effizienter erweisen kann. Hierbei ist es möglich, regio- nalspezifische Klimaveränderungen zu berücksichtigen, ebenso wie mögliche Nutzungskonflikte und Synergien zwischen kommunalen oder einzelwirtschaftlichen Akteuren. Dabei können unterschiedli- che, netzwerkartige regionale Steuerungsformen entwickelt und genutzt werden, die mit dem Konzept der „Regional Governance“ beschreibbar sind (Nischwitz et al., 2001, 2). Akteursorientierte Betrach- tungen im Kontext der „Regional Governance“ gehen davon aus, dass hauptsächlich die beteiligten Akteure und deren Handlungslogiken Einfluss auf Gestalt und Ausprägung der regionalen Steue- rungsform nehmen (Pütz, 2006, 43).

Rolle der Akteure

Unternehmen und Kommunen sind zentrale regionale Akteure, die wiederum unterschiedlichen Steue- rungsformen unterliegen: den Regeln des Marktes einerseits und den Regeln staatlicher Steuerung andererseits. In Bezug auf die Region weisen sie grundsätzlich folgende Orientierung auf:

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• Gemeinden: Vertreter der kommunalen Politik/Verwaltung sind hauptsächlich durch hierarchische staatliche Steuerungsformen und Strukturen beeinflusst. Sie sind in der Hauptsache dem kom- munalen Wahlvolk verpflichtet und daher territorial orientiert.

• Wirtschaft: Unternehmen agieren innerhalb marktlich geprägter Anreizstrukturen und sind funkti- onal häufig überregional orientiert. Ihre Bindung an die Region ist an die Bereitstellung vorteilhaf- ter Produktionsbedingungen gekoppelt. Zudem spielen auch Kundenbindung und andere Fakto- ren eine Rolle.

Die betrachteten Akteursgruppen sind besonders bedeutsam, da sie für Anpassungsprozesse an den Klimawandel zwei zentrale Funktionen auf sich vereinen. Zum einen haben die lokalen Gebietskörper- schaften wie auch die regionale Wirtschaft erheblichen Einfluss auf Entscheidungs- und auch Pla- nungsprozesse in der Region. Sie sind in dieser Funktion Anpassungsträger, da sie maßgeblich mit bestimmen, ob und inwieweit klimawandelbedingte Veränderungen und Verletzlichkeiten wahrge- nommen und Anpassungsprozesse geplant und umgesetzt werden. Zum anderen leisten Gemeinden und Unternehmen einen wesentlichen Beitrag zu Wohlstand und Attraktivität einer Region, sei es über öffentliche Leistungen wie die Bereitstellung von Infrastruktur oder die Schaffung von Arbeitsplätzen und Wertschöpfung. Somit unterliegen die kommunale Daseinsvorsorge und die Leistungsfähigkeit der regionalen Wirtschaft selbst klimawandelbedingten Verletzlichkeiten. Beide Akteursgruppen haben folglich nicht nur wichtige Kompetenzen, Anpassung zu planen und umzusetzen, gleichzeitig sind ihre kommunalen oder unternehmensspezifischen Leistungen anpassungsbedürftig.

Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) Köln hat vor diesem Hintergrund Anfang 2012 eine deutschlandweite Studie zu Betroffenheiten, Verletzlichkeiten und Anpassungsbedarf in Städten und Gemeinden, sowie in Unternehmen fertig gestellt, die in Kürze in der Reihe IW-Analysen erscheint (Mahammadzadeh/Chrischilles/Biebeler, 2012). Für die Kommunalstudie wurden von Juni bis August 2011 bundesweit Kommunalvertreter auf der Ebene von Gemeindeverbänden und Einheitsgemeinden postalisch zu Aspekten der Klimaanpassung befragt. Es antworteten 317 Gemeinden, wobei zwischen Groß-, Mittel-, Klein-, Landstädten und ländlichen Gemeinden sowie topografischen Merkmalen unter- schieden wurde. Die Befragung der Geschäftsführer deutscher Unternehmen aus den Bereichen In- dustrie, Logistik und unternehmensnahe Dienstleistungen wurde online durchgeführt. Sie war Teil der mehrere Themen umfassenden 16. Befragungswelle des IW-Zukunftspanels (vgl. Neligan/Schmitz, 2009). Am Klimateil beteiligten sich von März bis Mai 2011 1.040 Geschäftsführer.

Rolle der Planung

Die empirischen Befunde der Kommunalstudie bestätigen: Die verschiedenen Ebenen planerischer Ansätze können in vielen anpassungsrelevanten Handlungsfeldern Wirkung entfalten. In den meisten wird planerischen Maßnahmen sogar die bedeutendste Rolle zur Reduktion der klimawandelbedingten Verletzlichkeit zugesprochen. Aus Sicht der Kommunen sind planerische Instrumente am besten ge- eignet, also wirksam und durchführbar, um die Folgen des Klimawandels zu bewältigen, und werden anderen Instrumenten, wie Anreizmechanismen, regulatorischen, informatorischen und koordinieren- den Maßnahmen oder der kommunalen Eigenverantwortung für im Besitz der Gemeinde befindliche Schutzgüter, vorgezogen. Dabei kann sich die Planung selbst natürlich einiger dieser Maßnahmenar- ten im Rahmen vor allem des informellen Instrumentariums bedienen. Den wichtigsten Beitrag kann die Planung nach Meinung der Gemeinden in den Bereichen Wasser, Verkehr und Gesundheit leisten (siehe Abbildung 1). Nur in den Handlungsfeldern Tourismus und Kultur sowie Industrie und Gewerbe versprechen sich Kommunalvertreter von koordinierenden bzw. von Anreizmaßnahmen größeren Erfolg, da hier vor allem private Anpassungspotenziale und -aktivitäten gefördert werden müssen.

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76,4 73,9 62,1 60,5 60,4 58,8 46,3 43,1 Wasserversorgung/-entsorgung

Transport und Verkehr Gesundheit Energieversorgung Land- und Forstwirtschaft Gebäude Industrie und Gewerbe Tourismus und Kultur

Die räumliche Planung hat explizit partizipativen und integrativen Charakter und kann daher kontinu- ierlich den Ausgleich verschiedener Interessen und Raumansprüche herbeiführen. Das gilt auch für anpassungsrelevante Planungsprozesse. Die Berücksichtigung von verwaltungsspezifischen und un- ternehmerischen Verletzlichkeiten schafft dabei größtmögliche Bedarfsgerechtigkeit und Umsetzbar- keit. Die Ergebnisse der IW-Unternehmensbefragung und der IW-Kommunalstudie geben wichtige Hinweise auf kommunale und unternehmerische Anpassungserfordernisse und werden nachfolgend in Ausschnitten vorgestellt und diskutiert.

Abbildung 1: Eignung planerischer Anpassungsmaßnahmen in kommunalen Handlungsfeldern Angaben in Prozent

Eigene Darstellung auf Basis der IW-Kommunalbefragung

2. Unternehmerische Anpassungserfordernisse

Die Wirtschaft ist ein wichtiger Träger der Anpassung in Deutschland. Hier liegen wichtige bereichs- übergreifende Anpassungskapazitäten vor, beispielsweise in technologischer Hinsicht, die es zu nut- zen und auszubauen gilt. Gleichzeitig müssen privatwirtschaftliche Akteure selbst ihre Produktions- und Lieferfähigkeit unter den Bedingungen des Klimawandels sichern und ihre Handlungsfähigkeit erhalten. Die deutsche Anpassungspolitik weist dem privaten Sektor ein hohes Maß an Eigenverant- wortung zu. Wo private Anpassung jedoch nicht zu einem optimalen Anpassungsniveau führt, kann sie durch staatliche Rahmenbedingungen unterstützt werden. Die Raumplanung kann wesentlich zu einem Ermöglichungsrahmen effizienter privater Anpassung beitragen, beispielsweise im Bereich der Gewerbeflächen oder unternehmensnahen Infrastrukturen, wie Verkehrs-, Energie- oder Wasserver- sorgungsleistungen. Die wahrgenommen unternehmerischen Betroffenheiten durch Klimafolgen sind daher ein wichtiger Bestandteil konsens- und integrativ orientierter Planungsvorhaben.

2.1 Klimawandel und unternehmensstrategische Bedeutung

Das Thema der Klimaanpassung hat im Vergleich zum Klimaschutz keine längere Tradition in der deutschen Unternehmenspraxis und die Anpassungsstrategie wird auch nicht so stark angewendet wie die Klimaschutzstrategie. Ein wichtiger Grund hierfür ist darin zu sehen, dass die eigene Betrof- fenheit der Unternehmen bei der Anpassung an ein verändertes Klima und an die Folgen der Extrem- wetterereignisse eine wesentliche Rolle spielt (Mahammadzadeh, 2010, 48): Je stärker die eigene Betroffenheit ist (zum Beispiel mangelndes Kühlwasser), desto eher werden die Betroffenen versu- chen, sich durch entsprechende Strategien und Maßnahmen anzupassen. Knapp 44 Prozent derjeni-

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gen Unternehmen, die die Klimafolgen bereits heute für sich als relevant betrachten, gaben bei der Befragung an, dass sie eine Strategie der Klimaanpassung verfolgen. Hingegen wählen nur rund 14 Prozent der Unternehmen, bei denen der Klimawandel und Klimafolgen derzeit keine Relevanz besit- zen, eine Klimaanpassungsstrategie. Bei der Auswahl einer Strategie des Klimaschutzes spielen aber die heutigen und künftigen Klimafolgen und damit auch die vorliegenden und erwarteten eigenen Be- troffenheiten eine eher geringe Rolle. Die Gründe für den Klimaschutz sind vielfältig. Das Spektrum reicht von klimarelevanten Regulierungen über freiwillige Selbstverpflichtungen bis hin zu ökonomi- schen Motiven wie etwa Marktchancen durch den Klimaschutz.

Vor dem Hintergrund der geringen negativen Betroffenheit der deutschen Unternehmen durch natür- lich-physikalische Auswirkungen des Klimawandels und von Extremwetterereignissen ist es auch nicht erstaunlich, dass die Unternehmen heute dem Klimawandel vorwiegend nicht mit einer Strategie der Klimaanpassung begegnen. 48 Prozent der Unternehmen verfolgen eine Strategie des Klimaschutzes.

Halb so viele Unternehmen gaben an, dass sie dem Klimawandel mit einer Anpassungsstrategie be- gegnen. 17,2 Prozent befolgen eine kombinierte Strategie des Klimaschutzes und der Klimaanpas- sung. Über die Hälfte der Unternehmen begegnet dem Klimawandel mit einer oder beiden Strategien.

Der Anteil der Unternehmen mit einer ausschließlichen Strategie des Klimaschutzes liegt dabei mit 30 Prozent fast sechsmal höher als der Anteil der Unternehmen mit einer alleinigen Strategie der Klima- anpassung.

2.2 Direkte und indirekte Betroffenheiten

Direkte Betroffenheit durch die natürlich-physikalische Auswirkungen

In Unternehmen können die Anpassungsprozesse und -entscheidungen durch interne oder externe Faktoren positiv (fördernd) oder negativ (hemmend) beeinflusst werden. In diesem Kontext wird der eigenen direkten Betroffenheit durch die Klimafolgen und Extremwetterereignisse eine Schlüsselrolle beigemessen. Die Unternehmensbefragung hat jedoch gezeigt, dass eine direkte negative Betroffen- heit durch die Auswirkungen des Klimawandels oder Extremwetterereignisse nur von rund 15 Prozent der deutschen Unternehmen wahrgenommen wird. Dabei schätzen die Unternehmen der Logistik- branche (rund 21 Prozent), der sonstigen Industrie (19 Prozent) und der Bauwirtschaft (knapp 16 Pro- zent) ihre negative Betroffenheit vergleichsweise stärker ein als andere Unternehmen. Acht Prozent der Unternehmen (bei der Baubranche sogar 13 Prozent) erwarten allerdings auch positive Auswir- kungen. Aber ein Großteil der Unternehmen (76 Prozent) sieht heute durch den Klimawandel keine positiven oder negativen Effekte. Die Beurteilung der eigenen Betroffenheitssituation ändert sich teil- weise, wenn die Unternehmen nach ihren künftigen Erwartungen gefragt werden. Um 2030 wird eine direkte negative Betroffenheit durch Klimafolgen und Extremwetterereignisse im Vergleich zu heute von fast doppelt so vielen Unternehmen erwartet. Der Anteil derjenigen, die dadurch weder positive noch negative Folgen erwarten, beträgt jedoch immer noch 60 Prozent.

Indirekte Betroffenheit regulatorischer Art

Nach Einschätzungen der Unternehmen liegt gegenwärtig überwiegend eine indirekte Betroffenheit bedingt durch klimaschutz- und anpassungsbezogene Regulierungen vor. Die Betroffenheit durch klimaschutzbezogene Gesetze und Verordnungen (zum Beispiel Emissionshandelsgesetz) ist mit rund 24 Prozent stärker ausgeprägt als die anpassungsbedingte regulatorische Betroffenheit (beispielswei- se durch klimaangepasste Bauvorschriften oder Bauleitpläne) mit rund 21 Prozent. Insbesondere nehmen die Unternehmen mit über 50 Beschäftigten aus der Metallbranche und der Bauwirtschaft eine negative Betroffenheit durch die vorhandenen klimawandelbedingten Regulierungen wahr. Rund 19 Prozent der Unternehmen erwarten aber auch eine positive Betroffenheit durch anpassungsbe-

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