1 Lösungen zu den ÃIJbungsaufgaben
1.1 Einleitung
1. Man kann zu jeder Grammatik zusÃd’tzliche Symbole und Regeln annehmen, die unnötige Struktur erzeugen oder einfach nie angewendet werden, weil es kei- ne Wörter oder Phrasen gibt, die in der rechten Regelseite verwendet werden können. Wenn wir unserer Grammatik zum Beispiel die folgende Regel hinzu- fÃgen, haben wir eine komplexere Grammatik, die allerdings denselben Sprachaus- schnitt analysieren kann.
(1) Trallala→Trulla Trollolo
2. Allgemein geht man davon aus, dass die Grammatik mit den wenigsten Regeln die beste ist. Somit kann man Grammatiken, die unnötige Regeln wie (1) enthalten, ablehnen.
Allerdings muss man im Auge behalten, was das Ziel der Grammatiktheorie ist.
Setzt man sich zum Ziel unser menschliches Sprachvermögen zu beschreiben, so kann eine Grammatik mit mehr Regeln die bessere sein. Das liegt daran, dass psycholinguistische Forschungen gezeigt haben, dass hochfrequente Einheiten ein- fach als ganze in unseren Köpfen abgespeichert sind und nicht jedes mal neu aus Einzelteilen aufgebaut werden, obwohl wir natÃrlich prinzipiell in der Lage dazu wÃd’ren.
Damit die letzten beiden SÃd’tze ausgeschlossen sind, muss die Grammatik Kasus- information enthalten. Die folgende Grammatik leistet das GewÃnschte:
(2) a. s→np(nom) v(nom_dat), np(dat)
b. s→np(nom), v(nom_dat_akk), np(dat), np(akk) c. s→np(nom), v(nom_pp_auf), pp(auf,akk) d. pp(Pform,Kas)→p(Pform,Kas), np(Kas) e. np(Kas)→d(Kas), n(Kas)
f. v(nom_dat)→hilft g. v(nom_dat_akk)→gibt h. np(nom)→er
i. np(dat)→ihr j. d(nom)→der k. d(dat)→der
l. d(akk)→das m. d(akk)→ein
n. n(nom)→Mann
o. n(dat)→Frau p. n(akk)→Buch q. n(akk)→Wunder
r. p(auf,akk)→auf
1.2 Der Formalismus
1. Listen kann man mittels rekursiver Strukturen beschreiben, die jeweils aus einem Listenanfang und einem Rest bestehen. Der Rest kann entweder eine nicht leere Liste (ne_list) oder die leere Liste (e_list) sein. Die Listeha,b,cikann man wie folgt darstellen:
(3)
FIRST a
REST
FIRST b
REST
FIRST c
REST e_list ne_list
ne_list
ne_list
2. Erweitert man die Datenstruktur in (3) um zwei weitere Merkmale, kann man auf appendverzichten. Das Stichwort heiçtDifferenzliste. Eine Differenzliste besteht aus einer Liste und einem Zeiger auf das letzte Element der Liste.
(4)
LIST
FIRST a
REST
FIRST b
REST 1 list ne_list
ne_list
LAST 1
diff-list
Im Gegensatz zur ListenreprÃd’sentation in (3) ist jedoch derREST-Wert des Lis- tenendes nichte_listsondern einfachlist. Es ist damit möglich, eine Liste zu ver- lÃd’ngern, indem man an die Stelle, an der sie endet, eine andere Liste anfÃgt. Die Verkettung von (4) und (5a) ist (5b).
(5) a.
LIST
FIRST c
REST 2 list ne_list
1.3 Valenz und Grammatikregeln
b.
LIST
FIRST a
REST
FIRST b
REST
FIRST c
REST 2 list ne_list
ne_list
ne_list
LAST 2
diff-list
FÃr die Verkettung der Listen muss lediglich der LIST-Wert der zweiten Liste mit demLAST-Wert der ersten Liste identifiziert werden. DerLAST-Wert der Ergebnis- liste entspricht demLAST-Wert der zweiten Liste (im Beispiel 2).
Information zur Differenzlistenkodierung lÃd’sst sich z. B. mit einer Suchanfrage mit den Stichwörternlist appendundfeature structurefinden. Bei dieser Suchan- frage bekommt man Grammatikentwicklungsseiten, die Differenzlisten erklÃd’ren.
1.3 Valenz und Grammatikregeln
(6) a. er:hi
b. seine (inseine AnkÃndigung):hi c. schnarcht:hNP[NOM]i
d. denkt:hNP[NOM], (PP[an,akk])i ∨ hNP[NOM], CP[dass]i e. graut:h(NP[es]), NP[dat], (PP[vor,dat])i
1.4 Kopf-Argument-Strukturen
1. Zeichnen Sie einen Syntaxbaum fÃr (7):
(7) daç der Mann das spannende Buch liest
Markieren Sie die Kanten im Baum mit Ad fÃr Adjunkt, Ar fÃr Argument und H fÃr Kopf.
Die Struktur von (8) ist in Abbildung 1.1 zu sehen. Dabei steht N fÃr ein Nomen, das einen Determinator verlangt (siehe Seite??), V steht fÃr ein lexikalisches Verb, V fÃr eine ungesÃd’ttigte und VP fÃr eine gesÃd’ttigte Verbalprojektion.
CP
H Ar
C VP
Ar H
NP V
Ar H Ar H
Det N NP V
Ar H
Det N
Ad H
Adj N
daç der Mann das spannende Buch liest
Abbildung 1.1: Syntaxstruktur vondaç der Mann das spannende Buch liest
1.4 Kopf-Argument-Strukturen
2. (8)
PHON
das Kind schlÃd’ft
HEAD 1 SUBCAT 2 h i
HEAD-DTR
PHON
schlÃd’ft
HEAD 1
VFORM fin verb
SUBCAT 2 ⊕ h 3 i word
NON-HEAD-DTRS
*
3
PHONhdas Kindi
HEAD 4
CAS 5 nom noun
SUBCAThi
HEAD-DTR
PHONhKindi
HEAD 4 SUBCATh 6 i word
NON-HEAD-DTRS
*
6
PHONhdasi
HEAD
CAS 5
det
SUBCAThi word
+
head-argument-structure
+
head-argument-structure
1.5 Semantik
1. (9)
PHONher lachti
CAT
HEAD 1 SUBCAT 2 h i
CONT 3
HEAD-DTR
PHON hlachti
CAT
HEAD 1
VFORM fin verb
SUBCAT 2 ⊕ h 4 i
CONT 3
AGENS 5
lachen
word
NON-HEAD-DTRS
*
4
PHON heri
CAT
HEAD
CAS nom noun
SUBCAT hi
CONT
IND 5
PER 3
NUM sg
GEN mas
RESTR hi
word
+
head-argument-structure
1.6 Spezifikation und Adjunktion
1. (10)
PHON
groçem
CAT
HEAD
MOD N:
IND 1 RESTR 2
adj
SUBCAT hi
CONT
IND 1
PER 3
NUM sg
GEN mas∨neu
RESTR
*THEME 1
groç
+
⊕ 2
1.7 Das Lexikon
1.7 Das Lexikon
1. (11)
CAT
HEAD
MOD none adj
SUBCAT hNP[nom]i ⊕ 1
CONT 2
7→
CAT
HEAD
MOD N:
IND 3 RESTR 4
adj
SUBCAT 1
CONT
IND 3
PER 3
NUM sg
RESTR h 2 i ⊕ 4
Der Kasus der NP im Eingabezeichen muss spezifiziert werden, da die Lexikonregel sonst auch auf subjektlose Adjektive anwendbar wÃd’re:
(12) a. Dem Mann ist schwindelig/schlecht.
b. * der schwindelige/schlechte Mann
der schlechte Mannist zwar grammatisch, jedoch mit einer anderen Bedeutung als in (12a).
1.8 Ein topologisches Modell des deutschen Satzes
1. (13) a. Karl
|{z}VF isst
|{z}LS .
b. Der Mann
| {z } VF
liebt
|{z}LS
eine Frau
| {z } MF
, den
|{z}VF Peter
| {z } MF
kennt
| {z } RS
| {z }
NF .
c. Der Mann
| {z } VF
liebt
|{z}LS
eine Frau, die
|{z}VF Peter
| {z } MF
kennt
| {z } RS
| {z }
MF
.
d. Die Studenten
| {z } VF
haben
| {z } LS
behauptet
| {z } RS
, nur wegen der Hitze
| {z }
MF
einzuschlafen
| {z } RS
| {z }
NF
.
e. Dass
|{z } LS
Peter nicht
| {z } MF
kommt
| {z } RS
| {z }
VF
, Ãd’rgert
| {z } LS
Klaus
| {z } MF
.
f. Einen Mann
| {z } MF
kÃssen
| {z } RS
, der
|{z}VF
ihr nicht
| {z } MF
gefÃd’llt
| {z } RS
| {z }
| {z NF }
VF
, wÃrde
| {z } LS
sie nie
| {z } MF
.
Zu (13c): Theoretisch könnte hier auch eine Extraposition des Relativsatzes ins Nachfeld vorliegen. Daeine Frau, die Peter kennt aber eine Konstituente ist, geht man davon aus, dass keine Umstellung des Relativsatzes stattgefunden hat, sondern dass die einfachere Struktur mit eine Frau, die Peter kenntals kompletter NP im Mittelfeld vorliegt.
1.9 Konstituentenreihenfolge
C[SUBCAThi]
1 V[SUBCAThi]
V[SUBCATh 2 i]
V[SUBCATh 2, 3 i]
V[SUBCATh 2, 3, 4 i]
gibt
4 NP[dat]
dem Clown
3 NP[acc]
drei Mark
2 NP[nom]
Kurt-Martin C[SUBCATh 1 i]
daç
1.9 Konstituentenreihenfolge C[SUBCAThi]
1 V[SUBCAThi]
V[SUBCATh 4 i]
V[SUBCATh 3, 4 i]
V[SUBCATh 2, 3, 4 i]
gibt
2 NP[nom]
Kurt-Martin
3 NP[acc]
drei Mark
4 NP[dat]
dem Clown C[SUBCATh 1 i]
daç
V[SUBCAThi]
1 V[DSL5,
SUBCAThi]
V[DSL 5,
SUBCATh 2 i ]
V[DSL 5,
SUBCATh 2, 4 i ]
V5[DSL 5,
SUBCATh 2, 3, 4 i ]
_
3 NP[acc]
drei Mark
4 NP[dat]
dem Clown
2 NP[nom]
Kurt-Martin V[SUBCATh 1 i]
V5[SUBCATh 2, 3, 4 i]
gibt V1-LR
1.10 Nichtlokale AbhÃd’ngigkeiten
V[SUBCAThi, SLASHhi]
V[SUBCAThi, SLASHh 1i ]
2V[DSL3, SUBCAThi, SLASHh1 i ]
V[DSL 3,
SUBCATh 4, 5i, SLASHhi]
V3[DSL 3,
SUBCATh4,5i, SLASHhi]
_
4NP[nom]
er
5NP1[SLASHh1i ]
_ V[SUBCATh2i]
V3[SUBCATh 4, 5i]
mietet V1-LR NP1[acc]
diese Wohnung
1.11 RelativsÃd’tze
NP
N′[SPRh1i]
RC[MOD 2,
RELhi,
SLASHhi]
V[SUBCAThi,
SLASHh 4i]
V[SUBCATh5i,
SLASHhi]
5NP[LOC4,
SLASHh4i] NP4[acc,
RELh3i]
2N′[SPRh1i]3 1Det
1.12 Kasus
1.12 Kasus
(14) a. Der Junge (str) lacht.
b. Mich (lex) friert.
c. Er (str) zerstört das Auto (str).
d. Das (str) dauert ein ganzes Jahr (lex = semantischer Kasus).
e. Er (str) hat nur einen Tag (str) dafÃr gebraucht.
f. Er (str) denkt an den morgigen Tag (lex).
1.13 Der Verbalkomplex
HEAD 1 SUBCAT hi cat
2NP[nom]
HEAD 1 SUBCAT 3 cat
5
"
LOC
HEAD 4 SUBCAT 3
#
HEAD 1
VFORM fin verb
SUBCAT 3⊕ h5 i cat
6
LOC
HEAD
VFORM bse verb
SUBCAT3 h2NP[nom]i
HEAD4
VFORM bse verb
SUBCAT 3⊕ h6i cat
er singen können muss
1.14 KohÃd’renz, InkohÃd’renz, Anhebung und Kontrolle
(15)
CAT
SUBCAT 1 ⊕D
NP[ldat]2
E⊕ 3 ⊕ hV[inf,LEX+,SUBJ 1,SUBCAT 3 ]:4i
CONT
EXPERIENCER 2
SOA 4
scheinen