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Erfahrungsbericht: Concepción, Chile, Chirurgie-Tertial, August 2008 bis Dezember 2008 1. Vorbereitung Heimatland: Bewerbung Die Bewerbung war relativ einfach und ist auf der Seite vom Auslandsamt glaube ich ganz gut beschrieben. Fr

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Erfahrungsbericht:

Concepción, Chile, Chirurgie-Tertial, August 2008 bis Dezember 2008

1. Vorbereitung Heimatland:

Bewerbung

Die Bewerbung war relativ einfach und ist auf der Seite vom Auslandsamt glaube ich ganz gut beschrieben. Frau Loy hat uns auch sehr viel geholfen und war ein sehr kompetenter An- sprechpartner. Es gibt eine genaue Auflistung der einzureichenden Unterlagen. Wir mussten die Unterlagen relativ früh abgeben, ca. 1,5 Jahre vor Beginn (Abgabefrist steht auch auf der Seite). Es war nichts sehr schwer zu besorgen, aber ich würde schon 2 Wochen rechnen, da- mit man in Ruhe Sprachzeugnis, Empfehlungsschreiben und Notenspiegel organisieren kann.

Dann wurden wir zum Bewerbungsgespräch mit einem etwa 12-köpfigen Ausschuss geladen, der aus Professoren, Ärzten, Frau Loy und Studenten bestand. Das Bewerbungsgespräch war sehr nett und wir bekamen problemlos Platz und Stipendium. Das Stipendium steht nur für das erste Tertial im A-Turnus zur Verfügung und besteht aus ca. 1000 Euro für den Flug, 300 Euro pro Monat und 30 Euro für Versicherung. Es wurde allerdings erst im September das erste Mal ausbezahlt, so dass Flug und die ersten 2 Monate sozusagen erst mal ausgelegt wer- den mussten.

Visum

Das Visum habe ich erst in Chile beantragt und bin zunächst mit einem Touristenvisum einge- reist. Da das erst mal 90 Tage gültig ist, hat man dort natürlich relativ viel Zeit. Allerdings war es auch ein ziemliches Gerenne und die Chilenen sind unglaublich bürokratisch. Außer- dem verzögert sich sowas immer ziemlich. Statt nach 30 Tagen wie angekündigt, konnte ich mein Visum erst nach 50 Tagen abholen. Ich würde empfehlen, das Visum zu Hause zu bean- tragen. Beantragen muss man es in jedem Fall, weil man ohne Visum in Chile nicht studieren darf und man sich ja bei Registro Civil registrieren muss.

2. Formalitäten Gastland:

Monica Zambrano vor Ort ist sehr kompetent und blickt wirklich durch, was von allen ande- ren Sekretärinnen/Ärzten/Leuten eher nicht behauptet werden kann. Wer sich nach seiner An- kunft als erstes an sie wendet, wird in der richtigen Reihenfolge zu den richtigen Stellen ge- schickt. Also als allererstes zu ihr, das erspart Verwirrungen. Sie gibt einem eine Liste mit Formalitäten, die es zu erledigen gibt. Unter anderem die Einschreibung, Bezahlung der Stu- diengebühren (für uns auf 250 US$ gesenkt wegen Partnerschaft), Registrierung bei der Poli- cia Internacional und dem Registro Civil (da werden sogar alle Fingerabdrücke genommen).

Normalerweise kommt auch ein Student mit, der einem bei den Behördengängen hilft und der normalerweise auch gut Englisch spricht. Für diese organisatorischen Sachen würde ich einen Tag veranschlagen. Es nimmt aber auch keiner krumm, wenn man am ersten Tag im Hospital auftaucht und sagt, man müsse das noch erledigen. Das Verständnis für die Ausländer, die von so weit her kommen ist schon sehr groß.

3. Studium/Praktische Ausbildung:

Die chilenischen Internos, so heißen die PJler da, werden ziemlich hart rangenommen. Sie machen 2 Jahre (im 6. Und 7. Studienjahr) praktische Arbeit und machen dabei auch Dienste in der Notaufnahme (je nach Fachrichtung z.B. 2 mal die Woche von 16-22 Uhr zusätzlich zur normalen Stationsarbeit) und arbeiten z.B. jeden Tag von 7 bis 18 Uhr. Das hat ganz

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schön geschlaucht. Teilweise war ich aber auch bei anderen Studienjahren mit eingetaktet, da hatten wir mehr Freizeit. Von den Ausländern erwartet keiner, dass sie das genauso mitma- chen. Ich selber habe zum Beispiel fast keine Dienste gemacht. Das dumme ist aber im Nach- hinein betrachtet, dass man grade in den Diensten viel lernen kann.

Problematisch ist, dass die Behandlung der Patienten schon teilweise ziemlich anders ist. Man kann sich daher nicht darauf verlassen, dass das was in Chile gemacht wird auch in Deutsch- land State of the Art ist. So wird beispielsweise kaum Omeprazol, dafür inflationär Ranitidin verordnet. Bei Verbrennungen wird grundsätzlich immer erst mal Spalthaut transplantiert, und erst wenn das nicht klappt denkt man über bei uns viel öfter eingesetzte Alternativen wie Schwenklappen usw. nach, um nur zwei Beispiele zu nennen.

Man hat in Chile die Möglichkeit, grade in den Diensten sehr viel selber zu machen, weil die Studenten da viel Verantwortung tragen. Da legen die Internos die Gipse an und nähen Wun- den. Im OP hab ich allerdings ziemlich assistiert. Die anderen Internos meinten, das käme darauf an, wie viele Assistenzärzte grade auf der betreffenden Station waren. Die assistieren halt eher erstmal. Vielleicht mal versuchen, über Studenten, die grade im Lande sind rauszu- finden, wo das Verhältnis vernünftiger war.

4. Unterkunft Unter

http://www.udec.cl/dise/index.php?option=com_content&task=view&id=114&Itemid=65 hat die Universidad de Concepción eine Liste von Pensionen aufgestellt. Ich habe mich für die ersten 3 Tage in ein Hostel eingemietet. Dann habe ich bei den Leuten auf der Liste ange- rufen, die mir passend erschienen und habe mir insgesamt 7 Pensionen angeschaut. Es war kein Problem, ein Zimmer zu finden.

Die Familie hatte zwei Häuser auf einem Grundstück und hat insgesamt an 10 Studenten Zimmer vermietet. Das war einerseits sehr bequem, weil die Leute dort Wäsche, Kochen und Putzen für mich erledigt haben. Andererseits habe ich mich oft auch ziemlich eingeschränkt gefühlt. Man hat eben viel weniger Privatsphäre wenn man mit einer Familie und 10 anderen Studenten zusammenwohnt. Ich war es auch nicht mehr gewohnt, Bescheid sagen zu müssen, wenn es später wird (das Schloss wurde nämlich von innen zu gemacht, d.h. spontane Aktio- nen waren manchmal ein Problem). Wir durften auch die Küche nicht benutzen. Im Nachhi- nein würde ich für einen Deutschen Studenten eher eine WG empfehlen. Wir sind einfach so krass viel mehr zur Selbstständigkeit erzogen als die Chilenen, da fühlt man sich in einer Pen- sion schon ab und an in seiner Unabhängigkeit beschnitten. Es ist allerdings natürlich un- schlagbar, um Studenten aus anderen Fachrichtungen kennen zu lernen. Die waren zwar alle jünger als ich (Studenten in meinem Alter haben in der Regel in WGs mit ihren Geschwistern oder Freunden gewohnt), das hat die Jungs aber nicht davon abgehalten, sie zu liebevollen

„großen Brüdern“ aufzuschwingen und mich ein bisschen zu beschützen.

5. Finanzen:

Die Pension hat mich 190 ChPesos, also vielleicht so 250 Euro im Monat gekostet (musste bar bezahlt werden), da war allerdings schon alles drin. Ich hatte ein winziges eigenes Zim- mer, aber auch ein eigenes Bad, bekam 3 Mahlzeiten am Tag, mein Zimmer geputzt und mei- ne Wäsche gewaschen. Kosten für Obst sind in Chile sehr niedrig, einheimisches Bier in loka- len Bars ist auch günstig. Schickere Clubs kommen im Preis schon wieder an europäische Verhältnisse ran und ein Erdinger oder Paulaner gibt es zwar, ist aber sehr teuer. Ansonsten braucht man natürlich noch Geld zum reisen, aber die Preise hier sind ziemlich günstig. Der größte Posten war also mit Abstand die Pension. Wie gesagt mussten wir einmalig 250 US$

für die Uni bezahlen. Alle anderen Posten waren eher klein. Ich denke mit 400 bis 500 Euro im Monat kommt man gut aus. Den Flug sollte man früh buchen, dann sind 1200 Euro realis- tisch.

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6. Was habe ich sowohl in fachlicher als auch persönlicher Hinsicht gelernt?

Das wichtigste, was ich persönlich gelernt habe ist in erster Linie Spanisch. Ich hatte vorher 2 Jahre lang Spanisch und war auf Unicert II/1 angekommen. Am Anfang hatte ich mit dem Verständnis schon noch große Schwierigkeiten, weil die Chilenen sehr schnell und mit einem Akzent sprechen. Man hört sich aber mit der Zeit rein, nicht frustrieren lassen. Außerdem sind die Chilenen sehr fremdenfreundlich und verständnisvoll und wiederholen alles geduldig auch 10 mal. Total rührend fand ich z.B., als ich in einem 6-Bett-Zimmer eine Aufnahme gemacht habe und die ganzen anderen Patienten mir dabei geholfen haben, indem sie zwischen dem neuen Patienten und mir hin-und herübersetzt haben, meine Fragen erklärt oder seine Antwor- ten einfacher umformuliert haben.

Menschlich lernt man bei jedem Auslandsaufenthalt aufs Neue, dass die Menschen überall ein bisschen anders sind und sich ein wenig anders verhalten. Einem wird klarer, was an Deutsch- land oder den Deutschen überhaupt besonders ist. Bemerkt was einem fehlt und was nicht.

Und andererseits sieht man, dass doch überall die gleichen Probleme und Gefühle die Men- schen berühren. Unerwiderte Schwärmereien, Sorge um kranke Verwandte usw. fühlen sich überall gleich an. Ich würde sagen, es erhöht sich das Verständnis für die fremde Kultur, aber man beschäftigt sich auch ganz anders und viel bewusster mit der eigenen, weil man sie den anderen immer zu erklären versucht.

7. Was hat mir an meinem Auslandsaufenthalt am besten gefallen?

Ich bin von den anderen Studenten sehr nett aufgenommen und relativ schnell in alle Aktivitä- ten integriert worden. So war ich sowohl auf einem 4-tägigen Sportturnier in Temuco dabei als auch auf quasi sämtlichen CEM (Centro de Estudiantes de Medicina) Parties. Eine Freun- din hat mich mit ein paar anderen in das Strandhaus ihrer Mutter eingeladen. Das waren alles tolle Erfahrungen und ich habe mich sehr willkommen und aufgenommen gefühlt. Außerdem bin ich auch viel mit deutschen Studenten gereist. Auch das waren tolle Erfahrungen, weil Chile ein traumhaft schönes Land ist und so viel verschiedenes zu bieten hat.

Ein absolutes Highlight war auch, dass es überall zu günstigen Preisen die köstlichsten Mee- resfrüchte gibt. In dem Bezug ist Chile ein Paradies. Auf keinen Fall die Empanadas mit Mee- resfrüchten in Lenga (das ist eine Art Hafen-Vorort von Concepción, mit der Micro in ca 40 Minuten zu erreichen) entgehen lassen. Auch Meeresfrüchte im Mercado Central in Santiago sind köstlich und auch fast sonst überall.

8. Was hat mir an meinem Auslandsaufenthalt am wenigsten gefallen?

Am wenigsten gefallen hat mir der gefühlte Verlust meiner Unabhängigkeit. Ich war in der Pension wesentlich weniger selbstständig als zu Hause, außerdem waren meine Gastmütter ziemlich besorgt um mich, genau wie meine männlichen Mitbewohner. Nachts alleine nach 22 Uhr herumlaufen, haben mir eigentlich alle verboten. Ich kann das Risiko immer noch nicht einschätzen, aber ich habe wirklich von ein paar anderen Gaststudenten gehört, dass sie überfallen wurden. Das geht zwar meist über einen Raub nicht hinaus, ist aber sicherlich trotzdem eine Erfahrung, die man sich ersparen sollte. Dadurch hatte ich insgesamt das Ge- fühl, mich weniger frei bewegen zu können als zu Hause. Mir ist in der Zeit nie etwas pas- siert, aber ich war auch nie alleine nachts draußen.

Regelmäßig in den Wahnsinn getrieben hat mich die unzuverlässige Internet-Verbindung, die so manche Skype Unterhaltungen mittendrinnen unterbrochen hat. Aber ich denke, das lag hauptsächlich an meiner Pension.

Und man muss schon zugeben: Nach einer so relativ langen Zeit das neue Land und alle neu- en Freunde zurücklassen zu müssen, ohne zu wissen, ob und wann man sie wiedersieht, bricht einem ein bisschen das Herz.

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9. Irritierende Verhaltensweisen der Menschen

Chilenen sind sehr viel mehr Körperkontakt gewöhnt als wir in Deutschland. Zur Begrüßung unter gleichaltrigen Bekannten bekommen die Damen ein Küsschen auf die Wange, auch wenn man sich gerade erst vorgestellt wird. Das fand ich ein bisschen komisch. Die Unpünkt- lichkeit ist schon ziemlich ausgeprägt, am liebsten zu Hause verabreden und von da losziehen.

Ich stand mehr als einmal alleine vor einer Kneipe und musste warten, obwohl ich selber schon immer mindestens eine Viertelstunde zu spät war.

10. Stadt, Land, Menschen

Ein Versuch, in ein paar Sätzen ein ganzes Land mit seiner Kultur zusammenzufassen muss zwangsläufig unzureichend sein. Hier trotzdem ein Versuch.

Concepción ist sicher nicht die spannendste Stadt in Chile, hat aber eine schöne Studenten- szene mit vielen Kneipen und auch die Mediziner im Centro de Estudiantes de Medicina sind ziemlich aktiv, etwa vergleichbar mit dem Kiste-Team. Tipp: In Facebook der Gruppe beitre- ten, dann wird man immer über Events, wie z.B. die chilenischen Medimeisterschaften oder auch einfach kleine Kiste-Party/Open-Stage ähnliche Events informiert.

Chile ist mit Sicherheit eines der schönsten und vielseitigsten Länder auf dem Planeten. Man sollte auf jeden Fall ein paar Wochen zum Reisen einplanen. Wochenendtrips sind nur be- schränkt hilfreich, weil die Distanzen so groß sind. Und ich kann garantieren, dass man es bereut, wenn man in Chile, aber nicht in Patagonien war.

Die Chilenen selber sind sprichwörtlich unpünktlich und unzuverlässig, aber sehr liebe Men- schen. Sie sind freundlich und hilfreich. Man muss allerdings auch selber ein bisschen auf sie zugehen. Wer andere etwas fragt, wird normalerweise mit freundlicher Hilfe und einem netten Gespräch belohnt. Vorgeschlagene Unternehmungen sollte man immer mal wieder ins Ge- dächtnis rufen, weil lose Absprachen manchmal vergessen werden. Die Chilenen sind sehr stolz auf ihr Land und freuen sich, einem seine Wunder vorzuführen. Für eine gute Carrete (Party) sind sie natürlich auch immer zu haben, oder auch ein schönes Asado (Grillfest). Eu- ropäer sind tendenziell in Chile sehr gut angesehen und werden sehr nett und interessiert be- handelt.

11. evtl. Anerkennung der im Ausland erbrachten Studienleistungen

Die Anerkennung dürfte kein Problem sein, weil der Austausch mit Concepción ja erprobt und bewährt ist. Es ist allerdings zu empfehlen, sich die nötige Bescheinigung in Chile mög- lichst früh zu besorgen. 2 Wochen waren bei uns nicht genug. Dann haben sie versprochen, sie uns zuzuschicken, was Monate gedauert hat und dann war es auch noch eine komplett falsch gestaltete Bescheinigung. Ein ziemliches Affentheater, also besser noch in Chile früh- zeitig drum kümmern.

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