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Andreas Wilhelm Projekt: Sakkara

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Academic year: 2022

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Andreas Wilhelm · Projekt: Sakkara

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Andreas Wilhelm Projekt:

SAKKARA

Roman

LIMES

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Verlagsgruppe Random House fsc-deu-0100 Das für dieses Buch verwendete fsc-zertifizierte Papier EOS

liefert Salzer, St. Pölten

1. Auflage

© 2007 by Limes Verlag, München, in der Verlagsgruppe Random House GmbH.

Satz: Uhl + Massopust, Aalen

Druck und Bindung: GGP Media GmbH, Pößneck Printed in Germany

ISBN: 978-3-8090-2490-3 www.limes-verlag.de

SGS-COC-1940

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J

ung seid ihr alle im Geist, denn ihr tragt in ihm

keinen Glauben aus alter Überlieferung und kein Wissen über die graue Vorzeit.

Der Grund hiervon ist folgender:

Es haben schon reichlich und vielerlei Vernichtungen der Menschen stattgefunden und werden auch weiterhin stattfinden.

Die umfangreichsten durch Feuer und Wasser, aber auch andere, geringere,

durch unzählige andere Ursachen.

Senchis von Sais, Priester der Neith ca. 570 v. Chr.

Nach Platon, TIMAIOS

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Kapitel 1

11. August 1930, Guardner Residence in Gezira, Kairo

W

olfgang Morgen saß in einem Deckchair am Rande des Gartens, wo ihn das Zwielicht der Dämmerung fast un- sichtbar machte. Seine Ellenbogen ruhten auf den Lehnen, die Finger beider Hände bildeten die Form einer Pyramide über seiner Brust. Er ließ seinen Blick über die Menschen schweifen.

Sie kamen ihm vor wie eine zerstreute Schafherde, die sich auf dem weitläufigen Grundstück zu Grüppchen geschart hatte und an belanglosen Gesprächen weidete. Hier war eine kleine Elite versammelt, die in ihrer ahnungslosen Arroganz doch nicht mehr war als ein Funken im Feuer der Geschichte.

Morgen wartete. Seine Zeit war noch nicht gekommen.

Flammen zuckten auf. Diensteifrig und unauffällig huschten weiß gekleidete Angestellte hinter den Tischen und Zelten vor- bei, füllten die kleinen Gefäße mit Öl, zupften die Dochte zu- recht und entzündeten die Fackeln. Der süßliche Geruch des brennenden Öls mischte sich mit dem würzigen Aroma des übergroßen Holzkohlegrills. Neben Steaks und Lammkoteletts brieten dort Fische, Krebse und zwei Dutzend zierliche Vögel, die mit ihren nackten, von sich gestreckten Extremitäten aus- sahen, als wäre man auf sie getreten.

»Ägyptische Tauben, Lady Evelyn. Ganz delikat. Sie sollten Sie unbedingt kosten.«

Die Dame in ihrem luftigen Kleid lächelte gequält. »Ich danke Ihnen für Ihr Bemühen, Sir Guardner. Ich fürchte allerdings, ich bin seit meiner Ankunft noch immer etwas un päss lich.«

»Es tut mir aufrichtig leid, das zu hören. Dann sagt Ihnen vielleicht eines der frisch gebackenen Fladenbrote mit ein wenig

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ful mudames besser zu. Ich werde Ihnen ein Tonic Water brin- gen lassen. Wenn Sie mich entschuldigen würden.«

Abseits der anderen Gäste hatte er den jungen Deutschen in einem Liegestuhl entdeckt. Als Sir Guardner auf ihn zuging, erhob dieser sich, und Sir Guardner schüttelte ihm herzlich die Hand.

»Herr Morgen, wie schön, dass Sie es noch geschafft ha- ben!«

»Guten Abend, Sir Guardner. Ich hatte noch ein Gespräch mit dem Gesandten, Dr. von Stohrer. Vielen Dank für Ihre Ein- ladung.«

»Nun sind Sie schon einen Monat in Kairo, da wurde es doch langsam Zeit! Ich habe viel von Ihnen gehört, Ihre Interessen scheinen ähnlich gelagert zu sein wie meine.«

Der Deutsche lächelte. »Wie Ihre und die aller anderen hier, nicht wahr?«

»Ja, da haben Sie wohl recht. Erlauben Sie, dass ich Sie eini- gen meiner langjährigen Freunde vorstelle?«

»Sehr gerne.«

Sie nahmen sich Gläser mit Sekt, und Sir Guardner führte seinen Gast durch die Gärten.

»Sprechen Sie eigentlich auch Französisch?«

»Leidlich, muss ich zugeben.«

»Nun, Englisch wird es auch tun.« Sie traten an einen Tisch, und Sir Guardner wies auf einen rundlichen Mann mittleren Alters. »Ich möchte Ihnen Pierre Joliet vorstellen. Er arbeitet mit Dr. Jean-Philippe Lauer am Djoser-Komplex. Monsieur Joliet, dies ist Wolfgang Morgen, wissenschaftlicher Attaché der Deut- schen Gesandtschaft.«

Wolfgang Morgen reichte dem Mann die Hand, der sich an- deutungsweise aus seinem Stuhl erhob. »Sehr erfreut.«

»Ebenso, Herr Morgen. Bienvenu en Égypte.«

»Danke sehr. Ich habe von den umfangreichen Res tau ra tions- ar bei ten in Sakkara gehört. Eine ehrenwerte Arbeit. Leider hatte ich noch keine Gelegenheit, mich dort umzusehen.«

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»Sie sind immer willkommen, Herr Morgen. Dr. Lauer ist leider nicht hier heute Abend. Sonst könnten wir direkt einen Termin vereinbaren.«

»Wer kann es Dr. Lauer verübeln, eine Feldküche und alte Steine einem Diner unter Palmen vorzuziehen? Bemerkenswerte Prioritäten, wenn Sie mich fragen.«

»Oh, er ist niemals im Sommer in Ägypten. Er wird erst wie- der im November hier sein. Aber so bleibt mehr für uns, n’est- ce pas?«

»Erlauben Sie, dass ich Herrn Morgen weiterführe?«, warf Sir Guardner ein.

»Aber natürlich«, antwortete der Franzose. »Au revoir, Herr Morgen. Viel Erfolg weiterhin. Und melden Sie sich jeder- zeit.«

Sir Guardner führte den Deutschen weiter, zwischen Tischen und Fackeln hindurch, zum Pool und zur Terrasse, von einer Gesprächsrunde zur nächsten. Sir Guardner beobachtete, dass der junge Mann dabei eine sehr gute Figur machte. Er war keine dreißig Jahre alt, aber er sprach flüssiges Englisch ohne den harten deutschen Akzent. Er verstand sich in Small Talk, streute amüsante Bemerkungen ein und belohnte die abschät- zenden Blicke der wenigen anwesenden Damen mit elegant platzierten Komplimenten.

»So, nun noch Lord Thornton, dann sollten wir unbedingt etwas essen. Ah, dort hinten ist er ja.«

Lord Thornton war eine stattliche Erscheinung. Der fast zwei Meter große, breitschultrige Herr war mit einem hellen Anzug bekleidet, stilvoll und dem Klima angemessen. An sich war daran nichts außergewöhnlich, dennoch wirkte er darin wie eine Lichtgestalt, ein Eindruck, der durch einen weißen Vollbart und lange weiße Haare, die unter seinem Hut hervor- traten, noch verstärkt wurde.

»Lord Thornton, darf ich Ihnen Wolfgang Morgen vorstel- len, den wissenschaftlichen Attaché der Deutschen Gesandt- schaft.«

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Morgen betrachtete den Hünen aus der Nähe. Das Alter des Mannes war schwer zu schätzen, er mochte um die siebzig sein, aber seine Augen funkelten so außerordentlich wach und ernst- haft, dass der Deutsche unwillkürlich zusammenzuckte. Als er ihm die Hand gab, bemerkte er einen schweren, rotgoldenen Siegelring mit konzentrischen Kreisen an dessen Hand.

»Lord Thornton ist schon seit Menschengedenken in Ägyp- ten, eine wandelnde Legende. Wenn Sie irgendetwas über das Land oder die Menschen hier wissen möchten, sind Sie bei ihm an der richtigen Adresse.«

»Sehr erfreut, Ihre Bekanntschaft zu machen, Lord Thorn- ton.«

»Die Freude ist ganz meinerseits, Herr Morgen. Ich habe von Ihnen gehört. Und von Ihrer beeindruckenden Karriere. Ihr Landsmann Ludwig Borchardt hat sich lobend über Sie geäu- ßert.«

»Das wusste ich nicht. Es ehrt mich natürlich.«

»Was treibt einen so jungen Mann wie Sie nach Ägypten?«

»Ein Geschichtsstudium und die Ägyptologie.«

»So viel eilt Ihnen voraus. Doch welche Ziele verfolgen Sie?

Wandeln Sie in den Fußstapfen Carters oder Champollions?«

»Weder noch. Mein Vater pflegte zu sagen: Wer den Pfaden anderer folgt, wird sie nicht überholen können.«

Ein Lächeln wanderte über das Gesicht von Lord Thornton.

»Eine schöne Belehrung. Glauben Sie denn, Sie fänden Pfade, die nicht schon ausgetreten wären?«

»Und sei es, um eigene Spuren zu hinterlassen, ja.«

»Dann folgt nun mein Beitrag zum Austausch von Weis- heiten: Stolz mag zur Tugend werden, doch nur, wenn er zur Ehre gereicht.« Er machte eine Pause, und der Deutsche wider- stand, etwas zu erwidern. »Zweifellos sind Ihre Ziele ehrgei- zig«, fuhr Lord Thornton dann fort, »und Ihre Leistungen an- erkannt, sonst würden wir uns jetzt nicht unterhalten. Aber sagen Sie mir, Ikarus: Sehen Sie sich dabei als Schatzsucher oder als Wissenschaftler?«

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11 Wolfgang Morgen wollte schon mit einer bissigen Antwort darauf reagieren, doch stattdessen trat er einen halben Schritt zurück. »Ich bin auf der Suche nach Wissen. Und das ist der größte Schatz.«

Den Deutschen traf ein Blick von durchdringender Schärfe.

»Herr Morgen, Sie ahnen nicht, wie recht Sie haben.«

»Sie sind ein ausgezeichneter Gastgeber«, sagte Wolfgang Mor- gen, als sich Sir Guardner zu später Stunde erneut zu ihm ge- sellte. Ihm folgten zwei Diener mit Tunika und Fez. Der eine trug eine große, mit goldenem Blech verzierte Wasserpfeife, der andere ein kleines Kohlegefäß. Sir Guardner setzte sich neben den Deutschen, während die beiden Ägypter die Pfeife aufbau- ten. Nachdem sie den Tabak zum Glühen gebracht hatten, ent- fernten Sie das Mundstück, ersetzten es durch ein neues, reich- ten Sir Guardner den Schlauch und zogen sich zurück.

Der Engländer reichte den Schlauch seinem Gast, und dieser sog kräftig daran. Bald darauf atmete er eine fruchtig parfü- mierte Wolke aus. »Danke sehr«, sagte er, indem er den Schlauch zurückgab.

»Ich hoffe, Sie hatten einen angenehmen Abend?«, fragte Sir Guardner.

»Unbedingt. Nicht nur die Bewirtung, auch Ihre Gäste sind außerordentlich.«

Guardner nickte. »Erzählen Sie mir etwas über Ihre eigene Arbeit. Sie haben einen Aufsatz über die Rosenkreuzer verfasst, über den man spricht.«

»Ja, das stimmt.«

»Sie erwähnen darin die Freimaurer, die katholische Kirche, die Illuminaten und allerlei geheime Gruppierungen und be- haupten schließ lich, dass es eine Art Weltverschwörung der Juden gäbe. Zu mindest wird das daraus gelesen.«

Der Deutsche hob abwehrend die Hand. »Ich habe das nicht als bewiesene Tatsache hingestellt. Mir lag es lediglich daran, aufzuzeigen, dass es möglich ist, diese Schlüsse zu ziehen.«

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»Tatsächlich? Und machen Sie sich keine Sorgen darüber, wie dies von bestimmten Strömungen in Ihrem Land ausgelegt wird?«

»Nein, warum sollte ich? Auch wenn sie schmerzhaft ist, muss die Wahrheit ausgesprochen werde. Und wie kann man jemals die Wahrheit finden, wenn uns schon Gedankenspiele verboten sind?«

»Aber nicht jeder kann mit derart spekulativer Thematik umgehen. Es soll ja Menschen gaben, die für bare Münze neh- men, was immer irgendwo geschrieben steht, allein, weil es ge- schrie ben steht.«

»Ich werde wohl kaum auf jeden Bauern Rücksicht nehmen können, wenn ich eine wissenschaftliche Arbeit ve röffent- liche.«

Sir Guardner winkte ab. »Ich sage nur, dass derjenige, der auf der Suche nach Wahrheit ist, eine große Verantwortung trägt. Und das insbesondere auch dann, wenn es nicht belegbar, nicht die endgültige Wahrheit ist.«

»Ich verstehe natürlich, was Sie meinen.« Morgen lenkte ein, weil er kein Interesse hatte, dieses Thema zu vertiefen. Tatsäch- lich war er aus einem ganz anderen Grund hier. »Und daher bin ich weiter auf der Suche. Nach Quellen, Wurzeln unserer Kul- tur und unserer Herkunft.«

»Und das hat Sie nach Ägypten geführt?«

»Nicht nur das, Sir Guardner. Es hat mich zu Ihnen ge- führt.«

»Was meinen Sie damit?«

»Es gibt nicht viele, die auf der Spur des Allsehenden Auges sind.«

Der Engländer hielt erstaunt inne. »Was wissen Sie dar- über?«

»So viel wie jeder, der die mystische Tradition untersucht und nach dem Ursprung des Allsehenden Auges, ja, dem Ur- sprung unserer Kulturen sucht. Ich habe in den letzten Jahren alles gelesen, was zu finden war, bin in den Bibliotheken von

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13 Paris, Prag und Lissabon gewesen, den großen Museen und Nationalgalerien, habe mit Esoterikern in Wien und Budapest gesprochen und mit Geistlichen in Rom und New York. Und mehr als einmal bin ich dabei lediglich einer Spur gefolgt, denn stets war bereits jemand vor mir da gewesen und hatte diesel- ben Folianten und Handschriften verlangt, dieselben Fragen gestellt. Alle Fäden liefen schließlich im alten Ägypten zusam- men – und im modernen Kairo: bei Ihnen.« Wolfgang Morgen beugte sich vor. »Und nun brenne ich darauf zu erfahren, wie weit Sie gekommen sind. Welche Verbindungen haben Sie auf- decken können? Und liegt die Lösung in Tell el-Amarna?«

Sir Guardner schwieg einen Augenblick. Er nahm einen wei- teren Zug aus der Wasserpfeife, bevor er antwortete. »Sie über- raschen mich, Herr Morgen.«

»Haben Sie mir derartige Recherchen nicht zugetraut?«

»Das ist es nicht. Dass Sie es jedoch wagen, so direkt mit Ihrem Ansinnen herauszuplatzen, verwundert mich. Ihnen wird nicht entgangen sein, dass es recht energische Interessen gibt, solche Themen unter Verschluss zu halten.«

»Ja, das haben Sie schön ausgedrückt. Tatsächlich sind es sogar fanatische, kriminelle Interessen.« Er beugte sich noch weiter vor. »Aber Sie und ich, wir sind auf derselben Seite. Ich kann Ihnen trauen und Sie mir. Zeigen Sie mir, was Sie heraus- gefunden haben. Niemand kann eine beeindruckendere Samm- lung und ein so unerschöpfliches Wissen haben wie Sie.«

»Sie schmeicheln mir.«

»Ich meine es vollkommen ernst. Sie haben die Spuren bis hierher verfolgt, und nun sind Sie bereits so lange in Ägypten … Wer ist denn sonst schon hier? Ausgräber, Restauratoren, Schatzsucher, Akademiker. Aber wer von denen ist in der Lage, die Funde mit der wirklichen Geschichte in Verbindung zu bringen? Wir beide wissen, dass alle Arbeiten hier nichts weiter als blindes Umhertasten in dreitausend Jahren Dunkelheit sind.

Aber Sie haben den Ariadnefaden erspürt und können ihn zu- rückverfolgen bis ins Herz des Labyrinths.«

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»Ein wirklich treffendes Bild«, sagte Sir Guardner. Dann nickte er zögerlich. »Nun, dann lassen Sie uns warten, bis die Gäste gegangen sind. Vielleicht kann ich Ihnen ja das ein oder andere Stück meiner Sammlung zeigen.«

Einige Stunden später stand Wolfgang Morgen auf der Terrasse am Rand des Pools und blickte in den Garten. Die Öllam- pen im hinteren Teil waren bereits gelöscht und die dortigen Stühle aufgeräumt worden. Im Laufe des Abends hatten sich die Gäste zu immer kleineren, trinkfesten Grüppchen zusam- mengefunden, die oberflächlichen Unterhaltungen waren erst aufdringlichen Abenteuergeschichten, Zoten und Gelächter ge- wichen, dann halblauten und mühsam formulierten Freund- schaftsbekundungen und schließlich der Stille des leeren Gar- tens.

Sir Guardner trat heran. »Herr Morgen, Sie sind tatsächlich noch da.«

Der Deutsche drehte sich um. Guardner trug ein redselig wir- kendes Lächeln zur Schau, und ein leichtes, aber wahrnehm- bares Schwanken ließ vermuten, dass er sich mehr als einer der geselligen Runden angeschlossen hatte.

»Verzeihen Sie, aber ich wollte den wunderbaren Abend und Ihre Einladung bis zuletzt auskosten. Ich sollte mich nun auch auf den Weg machen …«

»Hatten Sie denn eine angenehme Zeit? Ich habe Sie nicht viel trinken gesehen – Sie wissen sicherlich, dass man sich in Afrika besonders um seinen Flüssigkeitshaushalt kümmern sollte …«

»Ja, natürlich. Ich habe mich allerdings mit Wasser be- gnügt.«

»Oh, ich verstehe.« Guardner grinste etwas schief. »Sie ha- ben wirklich sehr professionelle Ambitionen. Darf ich Ihnen denn nicht noch einen letzten Drink anbieten? One for the road? Ich dachte, Sie wollten noch unbedingt meine Sammlung ansehen.«

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»Es ist schon spät, ich möchte Ihre Zeit nicht zu sehr bean- spruchen …«

Guardner winkte ab, und seine Geste gelang etwas zu aus- ladend, so dass es wie ein Rudern aussah. »Keine falsche Be- scheidenheit, Herr Morgen. Wann kommen wir wieder so jung zusammen? Kommen Sie rein, so viel Zeit muss sein.« Der Eng- länder machte eine Handbewegung zum Salon hin.

»Sind Sie sicher?« Morgen durfte nichts forcieren.

»Ich bestehe darauf.«

»Nun gut …«

Sir Guardner deutete auf seine Bar. »Was möchten Sie? Einen Glenfiddich?«

»Aber nicht allein.«

Der Engländer griff nach zwei Gläsern und begann einzu- schenken. »Natürlich nicht. Das wäre unhöflich. Eis kann ich Ihnen nicht mehr anbieten.«

»Es wäre wohl auch eine Schande.«

»Da haben Sie recht! Bitte sehr.« Er reichte dem Deutschen ein Glas. »Auf Ägypten und King George. Cheers!«

»Cheers.«

»Wissen Sie was?«, sagte der Engländer. »Es ist schön, end- lich jemanden mit denselben Interessen gefunden zu haben. Sie und ich, meine ich. Wenn man, wie ich, so lange auf der Suche war, dann tut es gut, sein Wissen mit jemandem teilen zu kön- nen, der es zu schätzen weiß.«

»Haben Sie denn keine Kollegen, mit denen Sie zusammen- arbeiten?«

Guardner winkte wieder ab, dieses Mal mit dem Glas in der Hand, dessen Inhalt bedrohlich umherschwappte.

»Ach, diese ganzen Leute haben ja alle keine Ahnung«, sagte er mit etwas trägem Zungenschlag. »Sie haben es selbst gesagt.

Alles nur halbgebildete Dilettanten. Ich meine, ich bin ja kein Archäologe. Ich bin Geschäftsmann, nicht wahr? Aber ich habe ein Hobby. Eine Leidenschaft, besser noch. Aber da kenne ich mich aus. Mit wem sollte ich darüber sprechen? Man muss

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jahrelang auf dieser Spur sein, um alles zu verstehen. Und ich sage Ihnen eines: Eigentlich habe ich auch keine Ahnung. Ist doch so. Und Sie auch nicht! Das Ganze ist viel größer als wir.«

Er trank einen Schluck. »Aber, ich bin auf der Spur!«

»Wollen Sie denn niemanden teilhaben lassen?«

»Keiner würde es verstehen. Und außerdem«, er setzte einen verschwörerischen Ausdruck auf, »ist es auch nicht für jeder- mann bestimmt. Es ist nur etwas für Eingeweihte! Verstehen Sie? Eingeweihte.«

»Ich verstehe vollkommen.«

»Aber Sie sind so einer, habe ich den Eindruck!« Sir Guard- ner lächelte. »Im Grunde … wissen Sie, es ist ärgerlich, wenn man der Einzige ist, der Bescheid weiß, finden Sie nicht? Man will sich doch mal austauschen, zeigen, was man hat. Ein echter Mann will immer zeigen, was er hat, hm?«

Morgen schwieg.

Sir Guardner sah den Deutschen mit einem feinen Lächeln an. Es war schwer zu sagen, was er dachte. Vermutlich war es eine Mischung aus jahrelanger Zurückhaltung, dem Bedürfnis, Anerkennung zu erhalten, Misstrauen und Alkohol.

»Wollen Sie es sehen?«, fragte er dann. »Folgen Sie mir!«

Mit dem Glas in der Hand ging Guardner voraus und führte seinen Gast in ein Arbeitszimmer. Er schaltete die Beleuchtung und den hölzernen Deckenventilator ein. Am Fenster des Zim- mers standen ein Schreibtisch und ein Stuhl, der Rest des Raums war mit Regalen gefüllt, die von Büchern und Papierstapeln überquollen. Den wenigen freien Platz an den Wänden bedeck- ten Bilder und gerahmte, illuminierte Manuskriptseiten. Wolf- gang Morgen trat an eines der Bilder heran.

»Ist das tatsächlich ein echter Poussin?«

»Ja. Frevelhaft, in diesem Klima, ich weiß. Aber ich musste ihn einfach haben.«

»Und das Rätsel?«

Guardner schüttelte den Kopf. »Alles Quatsch. Viel zu spät entstanden. Man findet nur noch Spuren. Poussin wusste selbst

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17 schon nicht mehr alles. Aber sehen Sie sich diese Seite an.« Er wies auf ein gerahmtes Pergament. Es schien eine mittelalter- liche Handschrift zu sein. Der lateinische Text war schwer zu lesen und verlief um eine Zeichnung herum. Sie stellte ein Drei- eck dar, aus dem Strahlen in alle Richtung austraten. »Wissen Sie, was das ist?«

Der Deutsche kam näher heran. Ungläubig fuhr er mit den Fingern über das Glas. »Paracelsus? Das ist doch wohl nicht …«

»Doch«, sagte Guardner nicht ohne Stolz in der Stimme.

»Eine Seite aus dem Schlüssel der Archidoxa Medicinae.«

»Das Zehnte Buch der Erzdoktrine. Über die geheimen Mys- te rien des Lebens … Ich habe nur eine angebliche Abschrift ge- lesen. Aber diese Seite, ist sie …?«

»Es ist ein Original, natürlich! Und es ist nicht irgendeine Seite, wohlgemerkt. Auf dieser Seite erläutert er die herme- tischen Prinzipien, wie sie uns von der Tabula überliefert sind.

Und damit«, dabei klopfte er auf die Zeichnung, »ist dies das bedeutendste Zeitfester in die Vergangenheit. Ist aus Turin, wis- sen Sie.«

»Faszinierend.«

Guardner nickte, und sein Blick verlor sich beim Betrachten des Manuskripts in unbestimmter Ferne. »Ja, an diesem Kno- tenpunkt sehen wir die Geschichte des Allsehenden Auges di- rekt verknüpft mit den hermetischen Schriften. Alle späteren Publikationen, die der Rosenkreuzer und die späteren der schottischen Freimaurer, sie alle jagen nur noch Schatten hin- terher und schwenken triumphierend die losen Enden einer viel größeren, längst vergessenen Historie.« Dann wandte er sich wieder dem Deutschen zu. Er wippte leicht, als er sprach. »Aber das ist Ihnen sicherlich auch klar geworden … Sie sagten, Sie wären ebenfalls einer Spur gefolgt, und so sind Sie nach Ägyp- ten und zu mir gekommen.«

»Das ist richtig. Auch ich stieß irgendwann natürlich auf Paracelsus und ging den Weg zurück, vor ihm Giovanni Pico

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della Mirandola, Nicolas Flamel, Roger Bacon und natür- lich Albertus Magnus. Ich studierte die alchimistischen Schrif- ten des Mittelalters und wollte dann zu ihren Quellen vor sto- ßen.«

Guardner nickte und trank einen Schluck. »Hm, die herme- tischen Schriften.«

»Richtig. Ich las alles über das Große Werk auf Griechisch.

So kam ich auf die Tabula Smaragdina und gelangte schließlich zum Ursprung aller Weisheit. Thot. Ich bin der Überzeugung, dass sein Vermächtnis noch gefunden werden kann!«

Sir Guardner legte Morgen eine Hand auf die Schulter. »O ja, diesem Traum jagte auch ich mein Leben lang hinterher. Die Suche nach dem Stein der Weisen als verkümmertes Glühen der einst strahlenden Macht Thots, des Kulturbringers, der den Ägyptern ihre fantastische Schrift schenkte, der sie Medizin und Astronomie lehrte und über das Gericht der Toten wacht … Der unsterbliche Gott Thot, Hüter aller Mysterien der Natur und des Kosmos … Ihn und sein Vermächtnis zu finden, das war mein Traum.«

»Und? Was haben Sie entdeckt? Erzählen Sie es mir!« Mor- gen biss sich auf die Lippen.

Sir Guardner zögerte einen Augenblick. Dann nickte er wie- der. »Ja, tatsächlich, ich habe etwas entdeckt … Und Sie werden Ihren Augen nicht trauen!«

Er stellte sein Whiskyglas auf den Schreibtisch und ging zu einem Regal, wo er eine Schublade aufzog und eine metallene Schatulle heraushob. »Sicherlich ist Ihnen der Codex Guil- laume bekannt, in dem Guillaume von Baux davon berichtet, wie der Stein der Weisheit in Ägypten gefunden wurde und in den Besitz der Templer kam.« Er schloss die Lade und kehrte mit der Kassette an den Schreibtisch zurück.

»Natürlich! Es ist einer der unzähligen Berichte über die Ta- bula, aber es gibt keinen weiteren historischen Beleg dazu … Ich hatte es wie alle anderen derartigen Hinweise für eine Le- gende gehalten.«

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»Das dachte ich auch! Aber dieses Dokument hier«, er wies auf die Schatulle, »ist der Wegweiser in eine völlig andere Rich- tung! Ich habe es noch nicht vollständig übersetzt, aber es ist bereits klar, dass dies den Schlüssel zum Vermächtnis Thots, zum Ursprung, zur Kultur vor unserer Kultur, birgt!«

Wolfgang Morgen trat heran und streckte seine Rechte nach der Kassette aus, doch Sir Guardner hob die Hand. »Sie dürfen es nicht berühren! Jede unsanfte Bewegung könnte es zu Staub zerfallen lassen!«

Wolfgang Morgen zog seine Hand zurück. »Sicher, ich ver- stehe.«

»Niemand weiß, dass ich diesen Papyrus besitze«, erklärte Sir Guardner, während er die Schatulle behutsam öffnete. »Sie und ich sind die einzigen Menschen, die ihn seit über dreitau- send Jahren zu Gesicht bekommen … Schauen Sie!«

Der Deutsche beugte sich vor und betrachte das alte ägyp- tische Schriftstück. In wenigen Augenblicken wurde ihm klar, dass der Mann nicht übertrieben hatte. Die Zeichnungen spra- chen eine allzu deutliche Sprache. Wortlos betrachtete er die Figur eines Pharaos, der neben einer Stele stand und darauf die Quelle seiner Weisheit schilderte. Wolfgang Morgen erkannte die Darstellung auf der Stele, wie sie auch der Codex Guillaume unbeholfen beschrieb, und sah das strahlende Auge in der Pyra- mide. Die Namenskartusche schrie ihm förmlich entgegen, so sehr war sie ihm vertraut. Ein Schauer rann seinen Nacken hi- nab. Guardner hatte den Schlüssel also tatsächlich gefunden!

Und er, Morgen, hatte es geahnt! Vor ihnen lag der Zugang zum größten Geheimnis der Menschheitsgeschichte, zu jener ver sun- kenen Hochkultur, aus der alle anderen hervorgegangen waren.

Lange vor den griechischen Gelehrten, lange vor den Ägyptern.

Dies hier führte in eine Vergangenheit zurück, die Zehntau- sende von Jahren zurücklag. Mit zittrigen Fingern griff er nach dem Glas des Engländers, hielt es kurz in der Hand und reichte es dann seinem Gastgeber. »Das ist … einfach fantastisch! Eine Weltsensation! Ein Prost auf Ihre Entdeckung!«

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Sir Guardner ergriff das Glas, nachdem er seinen Blick von dem Dokument gelöst hatte, und leerte den Drink. »Cheers, Sportsfreund. Ja, tatsächlich, dieses Stück ist mit Gold nicht aufzuwiegen. Unsere ganze Geschichte wird neu geschrieben werden müssen.« Er verschloss die Kassette wieder.

»Wie lange besitzen Sie es schon, und was haben Sie damit vor?«, fragte Morgen. »Wann werden Sie es übersetzen?«

»Ach, ich habe es nicht besonders eilig. Ich muss es alleine tun, weil ich nicht möchte, dass es in die falschen Hände gerät.«

»Verraten Sie mir, wie um alles in der Welt Sie es erworben haben?«

»Nun, das wäre eine zu lange Geschichte. Dazu müssen Sie wissen, dass ich mit Lord Carnarvon gut befreundet war, möge er in Frieden ruhen.«

»Ist der Papyrus etwa aus dem Grab Tutanchamuns?«

»Ja, ganz richtig! Sozusagen aus seinem privaten Erinne- rungsschatz der Ausgrabungen. Sie wissen vielleicht, dass er sich ein paar Stücke ausgesucht hatte, wie Carter ja im Übrigen auch … Nichts Großes, keine Kostbarkeiten, keine Statuen oder gar so etwas wie die Büste der Nofretete, die Ihr Lands- mann mit nach Berlin genommen hat. Es waren eher Souvenirs.

Und eines davon, diesen unscheinbaren Papyrus, konnte ich Lord Car… Carnarvon abringen. Sicherlich wissen Sie, dass er …« Sir Guardner fuhr sich mit der Zunge über die Lippen.

»… dass er kein gelernter Ägypto-oge waar.« Der Engländer runzelte die Stirn und griff sich mit der Hand an den Mund, um sich hektisch über seine Lippen zu reiben.

»Sir Guardner?« Morgen lächelte.

»So taub …«, erklärte er und bewegte weiter testweise den Mund. Dabei wurden seine Bewegungen ruckartig und unge- lenk.

Wolfgang Morgen trat eilig auf den Mann zu und stütze ihn, als dem Engländer auch schon die Beine versagten und ein- knickten.

Mühsam kamen einige unartikulierte Laute über die Lippen

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21 des Alten, der mit schreckensstarren Augen immer weiter in sich zusammensackte.

Wolfgang Morgen ließ den Mann auf den Boden gleiten.

Dann richtete er sich auf und sah eine Weile zufrieden auf ihn herab. Es war geschafft!

»Sie wundern sich zu Recht«, sagte er schließlich. »Ich weiß, dass Sie mich noch hören können, deswegen will ich Sie noch schnell aufklären. Sie sind gelähmt, Sportsfreund. Wie Sie be- merkt haben, fängt es an den Extremitäten an. Ich bin aller- dings selbst erstaunt, dass es so schnell geht. Nun, umso ange- nehmer für Sie. Bald werden Sie auch nicht mehr atmen können.

Aber ich denke, bevor Sie ersticken, wird wahrscheinlich Ihr Herz stehen bleiben.«

Der Engländer starrte ihn vom Boden aus an, entsetzt und unfähig, sich zu rühren.

»Dieses Gift produziert der Kugelfisch in seinem Gedärm«, fuhr Morgen nach einer Weile fort. »Wussten Sie das? Er lebt gar nicht weit von hier, im Roten Meer. Außerordentlich prak- tisch. Sie haben doch nichts dagegen, wenn ich mir Ihr Glas nehme? Und selbstverständlich die Schatulle.«

Der Deutsche trat an den Schreibtisch und nahm beides an sich. Er nippte noch einmal aus seinem eigenen Glas und wan- derte ein wenig im Arbeitszimmer auf und ab, betrachtete ei- nige der gerahmten Dokumente, überflog die Rücken der Bü- cher im Regal und wandte sich schließlich wieder um. »Los, sterben Sie schon! Dann haben wir es hinter uns!«

Der Brustkorb von Sir Guardner hob sich nur kaum wahr- nehmbar. Wolfgang Morgen blieb noch einige Minuten im Ar- beitszimmer, bis er sich sicher sein konnte, dass der Mann tot war. Dann eilte er durch den Salon und trat hinaus auf die Terrasse.

»Hilfe, helfen Sie!«, rief er dort, stolperte einen Schritt vor- wärts und ließ die beiden Gläser in den Pool fallen.

Wenige Augenblicke später war er von allerlei Personal des Engländers umgeben.

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»Sir Guardner«, erklärte er erregt. »Er hatte einen Herzan- fall! Im Arbeitszimmer! Schnell!« Sofort stoben alle aufge- schreckt auseinander.

Wolfgang Morgen blieb allein am Pool zurück. Er legte eine Hand auf die Schatulle, lächelte und sagte leise: »Dabei wollte ich ihm gerade meinen Papyrus zeigen …«

Kapitel 2

27. September 2006, Congress Centrum Hamburg

W

issen ist Macht«, tönte die Stimme durch die Lautspre- cher. Es war ein kleiner Saal des CCH, und er war bis auf den letzten Platz gefüllt. In den Reihen saßen Menschen aller Altersgruppen und Bevölkerungsschichten. Studentinnen mit Umhängetaschen aus Jute auf dem Schoß neben Herren mit Jackett, Hausfrauen mit Universitätsabschluss neben scheinbar ungepflegten Männern in Jeans und Turnschuhen.

Neben dem Rednerpult stand ein hochgewachsener Mann Ende fünfzig, in einen vornehmen Anzug und mit einer Lese- brille auf der Nase. Er lehnte mit einem angewinkelten Arm auf dem Pult und ließ seinen Blick über die Anwesenden gleiten. Er machte den selbstsicheren Eindruck eines Hochschullehrers vor dem Auditorium.

»Die wenigsten von uns wissen, was Francis Bacon mit die- sem Ausspruch eigentlich meinte. Sind wir deswegen macht- los?

Gestatten Sie, dass ich mich Ihnen kurz vorstelle. Mein Name ist Peter Lavell. Ich bin Professor für Geschichte und arbeite im wissenschaftlichen Beirat des Museums für Völkerkunde sowie als Gastdozent an der Universität Hamburg. Ich bin außerdem Anthropologe, und ich beschäftige mich mit den Zusammen- hängen und der Entwicklungsgeschichte unseres kulturellen

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UNVERKÄUFLICHE LESEPROBE

Andreas Wilhelm Projekt: Sakkara Roman

ORIGINALAUSGABE

Gebundenes Buch mit Schutzumschlag, 448 Seiten, 13,5 x 21,5 cm 10 s/w Abbildungen

ISBN: 978-3-8090-2490-3

Limes

Erscheinungstermin: Februar 2007

Ein mysteriöses Vermächtnis, gefährliche Sekten und eine hinreißende Frau …

Das »Projekt: Babylon« und die Höhle mit dem rätselhaften Leuchten sind Peter Lavell und Patrick Nevreux noch lebhaft in Erinnerung, da warten bereits neue Abenteuer auf die ungleichen Forscher: Sie sollen den sagenumwobenen Pyramidion aus der Zeit Imhoteps ausfindig machen, dem magische Kräfte nachgesagt werden. Erster Anhaltspunkt: ein aus dem Grab Tutanchamons gestohlener Papyrus. Schon bald weckt ihre Expedition, die sie über Kairo nach Rhodos und zu den Wurzeln der Menschheitsgeschichte führt, das Interesse zwielichtiger Konkurrenten: da ist Al Haris, ein undurchsichtiger Grandseigneur, der nicht zu altern scheint;

eine skrupellose Geheimgesellschaft, die den beiden unverhohlen droht; und die hinreißende Melissa, die einer dubiosen Sekte angehört. Als Peter und Patrick schließlich das verschollene Grab Imhoteps entdecken, spitzt sich die Lage dramatisch zu ...

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