1
Grundkurs Physik 2
Schwingungen und Wellen, Thermodynamik, Elektrodynamik
2
Termine
Vorlesung
- Dienstags (alle 14 Tage), 9:15 Uhr Seminarraum 1, Institutsgebäude - Mittwochs 13:30 Uhr,
Hörsaal Schutow, Schutower Straße 5
Kontakt
PD Dr. Josef Tiggesbäumker Universitätsplatz 3
Zimmer 210
josef.tiggesbaeumker@uni-rostock.de
Übung (alle 14 Tage) / Seminar (spezielle Termine) Dienstags 9:15 Uhr (alle 14 Tage)
Übungsgruppe, Seminarraum Didaktik, Schwaansche Strasse 3a
Abgabe der Lösungen jeweils am Montag vor der Übung,
Kontakt
Dipl. Phys. Johannes Passig Universitätsplatz 3
Zimmer 210
johannes.passig@uni-rostock.de
3
Scheine, Scheine, Scheine
Lösungen der Übungsaufgaben werden bewertet !!!
Kriterien
Erfolgreiche Teilnahme an den Übungen
50% der maximal erreichbaren Punkte
Seminarbeitrag
Vortrag über ein gegebenes Thema (20 Minuten plus Diskussion)
Klausur am Ende des Semesters
Teilnehmerschein/ Leistungsschein
4
15a Schwingungen
5
Bestimmung der geographische Länge
berechnet aus Differenz von höchster Sonnenstand und 12 Uhr Zeitangabe
Fehler von einer Minute am Äquator entsprechen 28 km!
1714 Englisches Parlament Preisgeld von 20 000 Pfund (zum Vergleich Jahresverdienst eines Arbeiters 10 Pfund)
für eine Uhr mit einer Genauigkeit von 1 bis 2 Minuten nach mehreren Monaten Schiffsreise
Lösung des Problems erst 1761 durch Harrison
Seefahrt. Genau!
John Harrison (1693-1776)
H1
6
Harmonische Schwingungen
Definition
Sich wiederholende zeitliche Änderung einer physikalischen Größe
(Länge, Temperatur, Spannung, )
Stabiles Gleichgewicht
Kraftwirkung in Richtung Ruhelage
Labiles Gleichgewicht
Kraftwirkung in Richtung Ruhelage
Indifferentes Gleichgewicht
Keine Kraftwirkung bei Auslenkung
Alle System, die dem Hookschen Gesetz genügen, führen harmonische Schwingungen aus.
Harmonische Schwingungen sind die am häufigsten beobachteten Oszillationen im Alltag
Jedes System, das nur geringfügig aus seiner Ruhelage verschoben wird, schwingt harmonisch um den Ruhepunkt.
7
Schwingungen
Klassische Mechanik
Fadenpendel
Hydrometer
Torsionspendel
Cavendish Experiment Masse an Feder
Helmholtzresonantor
Elektrischer Schwingkreis Flüssigkeit in U-Rohr
Masse durch Zugkräfte gehalten
8
Schwingungen
Relevanz in der modernen Physik
Quantenmechanischer harmonischer Oszillator
Phononen
Schwingungen eines Festkörpers
Schwingungen eines Moleküls Riesenresonanz in Atomkernen
Schwingungen Neutronen und Protonen
Nb Al
Mie Lichtstreuung an kleinen Teilchen
Schwingungen der Sonne
9
Gekoppelte Systeme
Oszillationen im Tierreich
Alaska Schneehase
Luchs
10
Hase und Jäger
im ganz normalen Leben sind die Zusammenhänge oft kompliziert
Schneehasen
S(t) Beutepopulation
dS(t)/dt zeitliche Änderung der Beutepopulation S1S(t) natürliche Entwicklung der Beutepopulation
Vermehrung/ Sterben
S2S(t)L(t) Entwicklung der Beutepopulation in Abhängigkeit von der Anzahl der Räuber
(Luchse)
Zeitliche Entwicklung der Population A hängt von der Entwicklung der Population B ab (und umgekehrt) und kann nicht unabhängig voneinander betrachtet werden
Luchse
L(t) Räuberpopulation
dL(t)/dt zeitliche Änderung der Räuberpopulation L1L(t) natürliche Entwicklung der Räuberpopulation
Vermehrung/ Sterben
L2S(t)L(t) Entwicklung der Räuberpopulation in
Abhängigkeit von der Anzahl der Beutetiere
(Schneehasen)
Gegenseitige Abhängigkeiten zwischen Hasen und Jäger
11
Hase und Jäger
im ganz normalen Leben sind die Zusammenhänge oft kompliziert
) ( )
( ) ) (
(
) ( ) ( )
) ( (
2 1
2 1
t L L t L t S dt L
t dL
t L t S S t S dt S
t dS
−
=
−
=
Gekoppelte Differentialgleichung
Schneehasen unter sich
gegenseitige Abhängigkeit
- Oszillation in der Population - Populationen gleichen sich an - Maxima und Minima
zu unterschiedlichen Zeitpunkten (Phase)
Ähnliche Beobachtungen Löwe-Antilope
Panda-Bambus
12
Hooksches Gesetz
Kraftwirkung ist umgekehrt proportional der Auslenkung
Auslenkung aus der Ruhelage nach rechts x positiv
Auslenkung aus der Ruhelage nach links x negativ
Kraftwirkung der Auslenkung entgegengesetzt
F negativ (F~-x)
Gleichgewichtsposition (x=0) Kraftwirkung verschwindet
Kraftwirkung der Auslenkung entgegengesetzt
F positiv (F~x)
kx F
S= −
Gesetz Hooksches
Robert Hooke (1635-1703)
stets entgegengesetzt
der Auslenkung linear der Auslenkung
Proportionalitätskonstante
[ ] ⎥⎦ ⎤ = ⎢⎣ ⎡ ⎥⎦ ⎤
⎢⎣ ⎡
= m
N x
k F
S13
Einfach harmonische Bewegung
vertikale Auslenkung
Grundlage der Beschreibung
Newtonsche Bewegungsgleichung
∑ F r = m a r
Beschleunigung proportional der Auslenkung
Beschleunigungsvektor entgegengesetzt zur Auslenkung
wechselt Vorzeichen
da , 0 Auslenkung
minimaler bei
maximal gkeit
Geschwindi
Auslenkung maximaler
bei maximal g
chleunigun Anfangsbes
a x
m A A k
x
=
−
⇒
=
→
betrachte
vertikale Auslenkung reibungsfrei
Das Hooksche Gesetz beschreibt solche Bewegungsformen
wir werden sehen, dass in der Natur viele Systeme in so einer Weise auf äußere Störungen reagieren
m x a k
kx ma
x x
−
=
−
Komponenten
=
Direkte Konsequenzen aus dem Hookschen Gesetz
Schwingung heißt Energietausch zwischen Energieformen gekoppelte Systeme
kinetische Energie – potentielle Energie elektrische Energie – magnetische Energie
14
Mathematische Beschreibung
welche Funktionen könnten solche physikalischen Phänomene beschreiben
x x
m k m x
x k dt
d
dt² ² d²
: enz Kreisfrequ Definiere
²
²
2
ω
ω
−
=
=
−
=
gesucht eine Funktion, deren zweite Ableitung wieder sich selbst ergibt (mal einer Konstante)
( )
( )
( )
) (
² )
² (
²
cos
² )
² (
²
sin )
(
cos )
(
t x t
dt x d
t A
t dt x
d
t A
t dt x
d
t A
t x
ω
φ ω ω
φ ω ω
φ ω
−
=
+
−
=
+
=
+
=
Ratesansatz Kosinusfunktion
Newtonsche Bewegungsgleichung
Amplitude A
φ ω t +
Phase
⎥⎦ ⎤
⎢⎣ ⎡ s Einheit rad
Vermutung Sinus und Kosinus erfüllen die Anforderungen
Phasenwinkel
[ ] rad
Einheit
≠ 0 φ
= 0 φ
Ansatz sin Funktion liefert auch eine Lösung
Erinnerung
Radian [rad]
15
Harmonische Bewegung eines Oszillators
Oszillierender Körper schreibt Sinus- bzw
Kosinusfunktion auf gleichmäßig bewegtem Papier
x-t Schreiber
16
Jupitermonde
Aus Sicht der Erde führen die Jupitermonde eine harmonische Schwingung aus
Hinweis auf heliozentrisches Weltbild
17
Definitionen
Amplitude
Die Amplitude definiert die maximale Auslenkung aus der Gleichgewichtslage
Auslenkung = Längenänderung (m)
Auslenkung = Winkeländerung (rad) Der Wert der Auslenkung kann
unterschiedlich bestimmt werden
( ω + φ )
= A t t
x ( ) cos
18
Definitionen
Phase
Violin Phase (1967) Musikstück für vier Violinen oder für eine Violine und Tonband
Durch die Phase φ wird das Schwingungsverhalten
unterschiedlicher Oszillatoren (gleicher Frequenz) verglichen
Position der größten Auslenkung ist gegenüber dem anderen System um einen gewissen Betrag
verschoben
gilt aber für jeden Wert der Auslenkung Maximaler Unterschied
(Phasenwinkel) ist 2π
π 2
( ω + φ )
= A t t
x ( ) cos
gleiche Amplitude gleiche Frequenz
aber unterschiedliche Phase
Steve Reich (1936-)
19
Definitionen
Periode und Frequenz
Ein vollständiger Zyklus der Bewegung
Position des Körpers identisch bei t und t+T
Kosinus f(α)=f(α+2π)
π 2
( )
( ) ( )
ω π
π ω
π φ
ω φ
ω
2 2
2
=
=
⇓
= +
− + +
T T
t T
t
π ω 2 1 =
= T f
Periode
SI Einheit [s]
Frequenz
SI Einheit [1/s=1 Hz]
f T π π
ω = 2 = 2 Kreisfrequenz
SI Einheit [1 rad/s]
m k f T
k T m
π ω π
π
2 1 1 2 2
=
=
=
=
Frequenz der Oszillation hängt nur von der Masse m des Körpers und der Federkonstante k ab und nicht von den Parametern der Schwingung wie Amplitude A und Phase φ( ω + φ )
= A t t
x ( ) cos
betrachte eine vollständige Schwingung
20
Harmonische Schwingung
( ω + φ )
= A t t
x ( ) cos
Diese Funktion beschreibt das Verhalten der Ortskoordinate
GESUCHT
das zeitliches Verhalten
von Geschwindigkeit und Beschleunigung
21
Geschwindigkeit
( )
( )
( ω φ )
ω
φ ω +
−
=
+
=
=
t A
t dt A
x d dt
d
sin v
cos v
Geschwindigkeit des Körpers bei der Oszillation
m A k A
±
=
±
=
max max
v
v ω
x(t)
v(t) für eine willkürlich gewählte Phase
Geschwindigkeit maximal wenn Beschleunigung minimal
( ω + φ )
= A t t
x ( ) cos
erste Ableitung
maximaler Wert
m
= k ω
Erinnerung
22
Geschwindigkeit und Beschleunigung
( )
( )
( ω φ )
ω
φ ω +
−
=
+
=
=
t A
t dt A
x d dt
d
sin v
cos v
Geschwindigkeit des Körpers bei der Oszillation Beschleunigung des Körpers bei der Oszillation
m A k
A
±
=
±
=
max max
v
v ω
m A k a
A a
±
=
±
=
max
max
ω ²
( )
( )
( ω φ )
ω
φ ω +
=
+
=
=
t A
a
t dt² A
x d² dt² a d²
cos
²
cos
x(t)
v(t)
a(t)
für eine willkürlich gewählte Phase
Geschwindigkeit maximal wenn Beschleunigung minimal
( ω + φ )
= A t t
x ( ) cos
Beschleunigung maximal, wenn Auslenkung maximal
erste Ableitung zweite Ableitung
maximaler Wert
23
Anfangsbedingung I
Feder gespannt
0 sin
) 0 ( v
cos 0
ungen Randbeding
=
−
=
=
=
φ ω
φ A
A A
) x(
Als Phase wählen wir φ=0, damit ist die Gleichung oben erfüllt
Ortskoordinate
x(t=0)=Α
t A
x = cos ω
Lösung
( ω + φ )
= A t t
x ( ) cos
Geschwindigkeit
v(t=0)=0
Beschleunigung
a(t=0)=-a0
Verlauf der Schwingung bei unterschiedlichen Anfangsbedingungen
( )
( ω φ )
ω
φ ω
+
−
=
+
=
t A
t
t A
x(t)
sin )
( v
cos
Phase?
der
mit
ist
Was
24
Anfangsbedingung II
Durchgang durch die Gleichgewichtslage
φ ω ω
φ π φ
i
i
A
A A ) x(
v v sin
) 0 ( v
0 2 cos
0
= m
⇒
=
−
=
±
=
⇒
=
=
- 2 -1
sin
positiv A
und 0 v
ung Randbeding
φ π φ = ⇒ =
↓
i
>
⎟ ⎠
⎜ ⎞
⎝
⎛ −
= v cos ω π 2
ω t
x
iLösung
resultierende Amplitude
Phase um π/4 verschoben
Anfangsbedingung I (Feder gespannt)
( ω + φ )
= A t t
x ( ) cos
Ortskoordinate
x(t=0)=0
Geschwindigkeit
v(t=0)=v0
Beschleunigung
a(t=0)=0
25
Schlagloch
Masse des Trabant 620 kg
Federkonstante der Einzelfeder k=15 000 N/m
Fall B
Zusätzlich Fahrer und drei Mitfahrer insgesamt 250 kg
Hz 2 3 . 1
250kg 620kg
m 000 N 60 2
1 2
1
=
= +
= +
voll
Personen Trabi
eff voll
f
m m
f k
π π
Hz 7 5 . 1
620kg m 00 N 600 2
1 2
1
=
=
=
leer Trabi
eff leer
f m f k
π π
( )
m 00 N 600
m 00 N 150 4
=
⋅
=
−
=
−
=
−
= ∑ ∑
eff eff
eff res
k k
x k x k kx
F
Fall A
Oszillationsfrequenz des leeren Trabant
26
Energiebetrachtung
Energietransfer in schwingendem System
Erinnerung an die Vorlesung MECHANIK
Viele Probleme lassen sich unter Verwendung des Energiesatzes leichter lösen
Kinetische Energie des harmonischen Oszillators
( )
( )
( ) ( )
( )
2 1 cos sin
2 2
2
2 2 2
2 2 2
2 1
cos 2 sin
1
2 cos 1 2
1
2 sin
² 1 2 v 1
2 2
kA E
t t
kA E
PE KE
E
t kA
kx PE
t A
m m
KE
=
⇓
+ +
+
=
+
=
+
=
=
+
=
=
= Θ + Θ
φ ω φ
ω
φ ω
φ ω ω
Gesamtenergie des harmonischen Oszillators Elastische Energie des harmonischen Oszillators
( )
( ω φ )
ω
φ ω
+
=
+
=
t A
t
t A
t x
sin )
( v
cos )
Ausgangslage
(
schon berechnet
Die Gesamtenergie eines harmonischen Oszillators ist eine Konstante der Bewegung und ist proportional zum Quadrat der Amplitude
Bemerkung
Sowohl die kinetische Energie als auch die elastische Energie sind stets positiv
Gesamtenergie des harmonischen Oszillators
27
Energie des harmonischen Oszillators
2
2 2
2 ax
2 1
2 1 2
v 1 2 1
0
0 Position Betrachte
kA E
m A m k A
m m
E
PE
x
m
=
=
=
=
=
= ω
= 0 x
Austausch von kinetischer und elastischer Energie im harmonischen Oszillator
Beitrag von kinetischer und elastischer/ potentieller Energie während der Schwingung
ω
= A v
maxErinnerung
Gesamtenergie
28
Energie des harmonischen Oszillators
= 0 x
x 2
2 1 4
1 2
2 1 2 1
gilt der bei Amplitude Suche
2 2
Bedingung 2 2
A kx kA
E PE kx PE
kA E
=
=
=
⇓
=
=
Bei welcher Auslenkung ist kinetische und
potentielle Energie vom Betrag her gleich?
29
Energietransfer
PE max
PE max
PE max KE max KE max
Pendel Feder
30
Geschwindigkeit v(x)
( )
(
2 2)
²
2 2
2 2
2
v
m v k
2 v 1 2 1 2
1
x A
x A
mx m
kA
PE KE
E
m k
−
±
=
⇓
−
±
=
= +
=
⇓ +
=
=
ω
ω
A x
ω
±
=
⇓
= v
0
( ) 0
v = ±
2−
2=
⇓
=
A A A
A x
ω Check für Extremalpositionen
Nutze Energiesatz um Geschwindigkeit des Körpers an beliebiger Position zu berechnen
Geschwindigkeit an Position x
Maximal am Gleichgewichtspunkt Minimal am Umkehrpunkt