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Univerzita Karlova Pedagogická fakulta Katedra germanistiky

PhDr. Ing. Jindra Broukalová Ph. D.

Gutachten zur Diplomarbeit von Věra Charvátová

Wortbildung – grammatisch / semantisch / pragmatisch – am Beispiel ausgewählter politischer Reden

In ihrer Diplomarbeit, deren Thema über die Grenzen der Wortbildung hinausgeht, beschäftigt sich Věra Charvátová mit der Rolle von Wortbildung in der Sprache der Politik, die sie an vier ausgewählten Reden untersucht, die von führenden Politikern/Politikerinnen in entscheidenden Momenten der deutschen Geschichte gehalten worden sind. Um ihr fachübergreifendes Thema bearbeiten zu können, muss sich die Autorin zunächst mit der Theorie auseinandersetzen, was im zweiten Kapitel geschieht. Hier befasst sie sich vor allem mit im Deutschen üblichen

Wortbildungsarten, mit ausgewählten rhetorischen Figuren und mit Karl Bühlers Auffassung der Sprachpsychologie.

In dem praktischen Teil der Diplomarbeit (Kapitel 3) führt die Autorin dann eine detaillierte Analyse von Wortbildungen durch, die es in den von ihr ausgewählten Reden gibt. Es handelt sich um Otto von Bismarcks Rede in der 2. Sitzung des Norddeutschen Reichstags vom 20. Juli 1870, um Adolf Hitlers vor dem Großdeutschen Reichstag gehaltene und im Großdeutschen Rundfunk übertragene Rede vom 1. September 1939, um Willy Brandts Rede vor dem Schöneberger Rathaus in Westberlin am 10. 11. 1989, in der er sich an Berlinerinnen und Berliner aus Ost- und Westberlin wendet, und um Angela Merkels am 14. Dezember 2015 vor den Delegierten des 28. Parteitags der CDU

Deutschlands in Karlsruhe gehaltene Rede, die als Auftakt zu der Karlsruher Erklärung zu Terror und Sicherheit, Flucht und Migration gilt. Die Autorin macht den Leser mit dem historischen Kontext der Entstehung dieser Reden vertraut und findet Wörter, die den Politikern/Politikerinnen zum Ausdruck oder zur Verschleierung ihrer Absichten und zur Manipulation ihrer Zuhörer dienen. Sie betrachtet die Form und Bedeutung dieser Wörter aus der Sicht von Wortbildung und Semantik, in den Überlegungen darüber, welchen Zweck der Redner/die Rednerin mit dem Gebrauch dieses Wortes verfolgt, kommt der pragmatische Aspekt der vorliegenden Diplomarbeit zum Ausdruck.

Eine besondere Aufmerksamkeit wird der Metapher gewidmet, die in der Kommunikation eine wichtige Rolle spielt. Als Beispiel einer gelungenen Analyse kann die Betrachtung der Wörter zurückschießen (S. 36) und multikulti (S. 73) und des Ausdrucks aus der Sakralsprache

Wiederauferstehung (S. 43) dienen, an dem der pseudoreligiöse Charakter der Nazi-Ideologie sichtbar wird. Die Autorin befasst sich jedoch nicht nur mit einzelnen Wörtern, sondern macht sich auch Gedanken über den Charakter der in den einzelnen Reden verwendeten Sprache, so wird Bismarcks Sprache zum Beispiel als „Bürokratenbildungsdeutsch“ (Kapitel 3.1.3.3) bezeichnet.

Darüber hinaus befasst sich die Autorin auch mit der Gesamtbetrachtung von jeder einzelnen Rede und fragt, ob sie eher eine Polemik oder eine Apologie ist.

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Věra Charvátová hat mit ihrer Diplomarbeit nachgewiesen, dass sie mit Primär- und

Sekundärliteratur umgehen und sich in eine schwierige linguistische und politolinguistische Materie einarbeiten kann. Sie durchschaut die kommunikativen Absichten der einzelnen

Politiker/Politikerinnen und kann ihre Reden ausführlich und mit Sachkenntnis analysieren. Die Schlussfolgerungen, zu denen sie kommt, sind gut begründet. Der Autorin gelingt es, solche Wörter und Wortverbindungen zu wählen, die für die Erfüllung der kommunikativen Absicht der einzelnen Politiker/Politikerinnen wesentlich sind. Im Hinblick auf Angela Merkels Rede kann man allerdings bemerken, dass Wörter und Wortverbindungen wie Herausforderung, Hotspot oder unser

Rendezvous mit der Globalisierung auch eine Analyse verdient hätten. Im theoretischen Teil der vorliegenden Diplomarbeit würden mehr Beispiele für größere Anschaulichkeit sorgen, gewisse sachliche Mängel weist die Darstellung von Folgen des im Jahre 2016 abgeschlossenen

Flüchtlingsabkommens (Kapitel 3.4.1) auf, sonst kann man aber sagen, dass die Autorin die historischen Zusammenhänge richtig versteht.

Die Diplomarbeit ist auf Deutsch geschrieben, was der Autorin ermöglicht hat, ihre

ausgezeichneten Deutschkenntnisse unter Beweis zu stellen. Sie zeigt, dass sie auch schwierige grammatische Konstruktionen oder Formen wie den Konjunktiv I beherrscht. Zu den seltenen Fehlern, die man im Text finden kann, gehören Wortverbindungen wie „Grund Bismarcks Rede“ (S.

28) oder fehlerhafte Bildung des Superlativadverbs meistens (S. 38). Adjektive quantitativ und qualitativ sollte man lieber nicht steigern (Kapitel 4).

Anschließend möchte ich an die Autorin folgende Fragen stellen. Könnten Sie wenigstens eine Neuschöpfung der politischen Sprache nennen, die im öffentlichen Diskurs der jüngsten Zeit verwendet wird? Was versteht man unter dem Begriff Schibboleth? Auf welche Weise ist die Metapher Winde der Veränderung, die Willy Brandt in seiner Rede verwendet, mit der Popkultur verbunden?

Bewertung: Die von Věra Charvátová vorgelegte Diplomarbeit möchte ich zur Verteidigung empfehlen.

Prag den 13. Mai 2018

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