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Zu gut um wahr zu sein?

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Academic year: 2022

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A R S M E D I C I 2 22 0 0 5 1009

E D I T O R I A L É D I T O R I A L

enn randomisierte kontrollierte Studien vorzeitig abgebrochen werden, weil die untersuchte Therapie sich als eindeutig überlegen erwiesen hat, schlägt die grosse Stunde der PR- Verantwortlichen. Mit bestürzender Regelmäs- sigkeit ist von «wichtigen Fortschritten», «Mei- lenstein», «Durchbruch» oder «herausragenden Ergebnissen» die dringlich gehaltene Rede. Und unterschwellig klingt immer mit, dass es auch draussen in der Praxis fortan ethisch genauso wenig vertretbar sei, Patienten diese neue The- rapie vorzuenthalten, wie es dies innerhalb der Studie war. Darf man das ohne weiteres glauben?

Ein systematischer Review, der eben in JAMA veröffentlicht wurde (1), konnte 143 randomi- sierte kontrollierte Studien unter die Lupe neh- men, die wegen therapeutischen Nutzens vorzei- tig abgebrochen wurden. Die grosse Mehrheit der Ergebnisse wurde in den angesehensten Fachzeitschriften veröffentlicht. Typischerweise, so die Autoren, handelte es sich um industrie- finanzierte Studien aus den Bereichen Kardiolo- gie, Onkologie und HIV-Therapie.

Die Forschergruppe aus Kanada, der sich unter anderem auch klinische Epidemiologen aus Ba- sel angeschlossen hatten, konnte auch den Ein- druck bestätigen, dass heute Studien signifikant häufiger vorzeitig abgebrochen werden (1,2%

in den letzten Jahren, 0,5% zehn Jahre zuvor).

Nach sorgfältiger Sichtung der Angaben in den jeweiligen Publikationen kommen die Autoren zum Schluss, dass vorzeitig gestoppte Studien oft relevante Informationen zur Entscheidung über den Studienabbruch verschweigen und sehr grosse Behandlungsnutzen ausweisen, die nicht

plausibel sind – letzteres vor allem bei kleinen Ereigniszahlen. Sie schlagen daher vor, den Ergebnissen solcher Studien mit Skepsis zu be- gegnen.

Wichtig ist zu wissen, wer die Entscheidung zum Studienabbruch gefällt hat und aufgrund welcher

Kriterien. Dazu vorgesehen sind heute meistens (aber nicht immer) unabhängige Überwachungs- ausschüsse, die sich auf zuvor definierte statis- tische Abbruchkriterien stützen. Die Mitglieder solcher Kommittees sehen sich immer im ethi- schen Dilemma, die Interessen der Studien- patienten zu schützen und die Gesellschaft vor allzu eifrigen verfrühten Behauptungen zum Therapienutzen zu behüten, wobei es gleichzeitig für Industrie und Gesellschaft oft um viel, sehr viel Geld geht. Je länger sie bei den planmässigen Zwischenanalysen den Abbruch hinauszögern, desto präziser werden die Aussagen der Studie – grosse Teilnehmerzahlen allein sind keine Garan- tie. Und desto grösser wird das Vertrauen der- jenigen in die neue Therapie sein, die sie schliess- lich auch in der Praxis einsetzen sollen.

Halid Bas

Zu gut um wahr zu sein?

W

1 Victor M. Montori et al., JAMA 2005; 294: 2203–2209

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