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15.07.2017 – 28.08.2017 NR. 01

LANDESVERTEIDIGUNGSAKADEMIE

Institut für Friedenssicherung

IFK

und Konfliktmanagement

FACT SHEET LIBYEN

INTERNATIONALES KONFLIKT- & KRISENMANAGEMENT

• 25.7: In einem von Frankreich initiierten Friedensgespräch einigten sich der Präsident des Präsidialrats (PC), Fayez al-Sarradsch, und Khalifa Haftar, Chef der Libyan National Army (LNA) auf einen 10-Punkte Plan.

• 3.8: Das Eintreffen zweier italienischer Marineschiffe in Tripolis zur Un- terstützung der libyschen Küstenwache sorgte für heftige Kritik seitens diverser Milizen. Haftar drohte nicht-kommerzielle italienische Schiffe an- zugreifen. Unterdessen verlängerte die EU die Marinemission Sophia und die Grenzschutzmission EUBAM bis Ende 2018. Mitte August bot Haftar der EU an, den Migrationsstrom zu stoppen, wenn im Gegenzug die Regie- rung im Osten mit 20 Mrd. USD unterstützt wird.

• 5.8: Ghassan Salamé wurde als neuer UN-Sondergesandter für Liby- en bestellt. Im Rahmen seines Tripolis-Besuchs kündigte er die Rück- kehr von UNSMIL nach Tripolis an.

• 14.8: Der stellvertretende Präsident des PC, Ahmed Maiteeq, kritisier- te die Unterstützung für Haftar von Seiten Frankreichs, Großbritanni- ens sowie von VAE, Ägypten und Russland. Medienberichten zufolge unterstützte auch Israel die LNA mit Waffen.

• 22.8: Ägypten bombardierte erneut Waffenkonvois im ägyptisch-liby- schen Grenzgebiet. Nach einem Treffen in Kairo sprachen sich Ägypten und Algerien, trotz ihrer Unterstützung unterschiedlicher Konfliktakteu- re, für eine politische Lösung in Libyen aus. Algerien vereinbarte ein Aus- bildungsprogramm für die in Tripolis operierende Präsidialgarde.

• 23.8: Katar wird vorgeworfen tschadische Söldner in Libyen zu finan- zieren. Der Tschad reagierte mit der Ausweisung katarischer Diploma- ten. Der LNA-Pressesprecher al-Mesmary verurteilte zudem den Einsatz und die Finanzierung militanter Kräfte in Benghazi durch Katar.

MILITÄRISCHE ENTWICKLUNGEN

• 22.-23.7: In Derna flog die LNA zwei Tage in Folge Luftschläge auf Stel- lungen des Derna Mudschahidin Schura Rates (DMSC), am 29. Juli wurde ein Flugzeug abgeschossen. Daraufhin kündigte die LNA eine vollständi- ge Blockade über Derna an. Laut LNA hat der DMSC einige ehemalige Islamischer Staat (IS)- und Ansar al-Scharia Kämpfer in ihren Rängen.

• 28.7: Milizen aus Zintan, al-Gamil und Raqdeleen vertrieben die loka- le, ins Migrationsgeschäft involvierte Amu-Miliz von Ahmed Debbashi aus Sabrata. Seitdem verlassen kaum mehr Boote die libysche Küste östlich von Tripolis. Rund um Sabrata ist ein erhöhtes humanitäres

und diplomatisches Engagement Italiens zu verzeichnen. Am 29. Juli wurde unter Oberst Omar Abdul Jalil eine „Anti-IS Operationszentrale“ in Sabrata etabliert.

• 14.8: Die LNA kündigte die Schaffung einer Zentrale in Ain Mara für Operationen in Derna an. Drei Tage später beschossen sich LNA-Kräfte gegenseitig, Hintergrund war der Streit um die Öffnung eines Check- points nahe Martouba für Bürger aus Derna.

• 23.8: In der Provinz Jufrah, an der Kreuzung nach al-Fugha griff der IS einen Checkpoint der LNA an, dabei starben 9 Soldaten und 2 Zivilisten.

INNENPOLITISCHE DYNAMIK

• 16.7: Sarradsch fertigte einen Fahrplan an, der neue Parlaments- und Präsidentschaftswahlen im März 2018, die Fortsetzung des Libyan Political Agreement (LPA), den landesweiten Waffenstillstand, die Grün- dung eines Hohen Rates der nationalen Versöhnung, die Erweiterung des Mandats der Einheitsregierung und die Vereinigung der militäri- schen Institutionen beinhaltet.

• 29.7: In al-Baida kam es zur Abstimmung des Komitees zur Erstellung des Verfassungsentwurfs, bei der es Berichten zufolge zu bewaffneten Bedrohungen durch Pro-Haftar Kräfte kam. Über deren Ausgang und die

weitere Referendumsvorbereitung gibt es widersprüchliche Berichte. Sar- radsch und UNSMIL begrüßten die Annahme des Verfassungsentwurfs.

• 27.7: Khalifa Haftar gab bekannt, dass er sich eine zukünftige, politi- sche Rolle für Gaddafis Sohn Saif al-Islam, der sich im Westen Tripo- lis’ aufhält, vorstellen könnte.

• 10.8: Stämme aus dem Osten sagten Sarradsch bei einem Treffen ihre Unterstützung für die politische Versöhnung im Land zu. Unterdessen versprach er militärischen Führern die baldige Aufhebung des von der UN auferlegten Waffenimportverbotes.

HUMANITÄRE LAGE

• 1.8.: Im Jahr 2017 sind bislang 111 tote und 120 verletzte Zivilisten zu beklagen, davon im Juli allein 15 Todesopfer.

• Die von Haftar auferlegte Belagerung Dernas führte zu katastrophalen humanitären Bedingungen, aufgrund fehlender Lebensmittel, Medika- mente und Treibstoffe.

• NGOs kritisieren die Unterbringungsverhältnisse von Flüchtlingen. Sie leben entweder in von der Einheitsregierung (GNA) oder von Milizen und Schlepper- banden geführten Lagern, wo Gewalt und unzureichende Versorgung herrschen.

• 10.8: Die libysche Küstenwache verstärkte ihre Präsenz im Mittelmeer und definierte eine Such- und Rettungszone, dabei kam es vermehrt zu Zustän- digkeitsfragen und Zusammenstößen mit NGOs. Im Juli gingen laut Frontex die Ankünfte in Italien im Vergleich zum Vormonat um mehr als 50% zurück.

• 15.8: Wegen Exekutionen an dutzenden Gefangenen, erteilte der Inter- nationale Strafgerichtshof für Mahmoud al-Werfalli, dem Kommandan- ten der Spezialeinheit der LNA, einen internationalen Haftbefehl. Die LNA verhaftete ihn wenig später, weigerte sich aber Werfalli auszuliefern.

KARTENANALYSE

• Im Osten und Süden Libyens verbündete sich Haftars Libyan National Army (LNA) mit lo- kalen Milizen und konnte so ihr Einflussgebiet ausweiten. Die Zintan-Brigaden im Westen sind die mächtigsten Verbündeten der LNA.

• Im Zentrum und Westen Libyens konnte die Einheitsregierung (GNA) viele ehemalige Milizen des Libya Dawn Bündnisses auf ihre Seite bringen, andere kämpfen noch gegen die GNA.

• Der Westen und Südwesten steht unter dem Einfluss diverser Tuareg Stämme die nur teilweise eine Einheit darstellen.

• Der islamistische Derna Mudschahidin Schura Rat kontrolliert die ehemalige IS-Hochburg Derna.

AUSBLICK

Gebietsveränderungen sind rund um die Städte Derna, Sirte und Sabrata zu erwarten. In Derna ist die LNA auf dem Vormarsch gegen den DMSC, auf Sirte rückte die LNA jüngst von Osten her vor, außerdem ist der IS noch in der Gegend präsent. In Sabrata und Umgebung geht es nicht nur um die Kontrolle der Migrationsströme, sondern um Ölterminals und Pipe- lines. Durch das verstärkte Engagement in Sabrata werden sich die Abfahrtsstellen von Schlepperbooten voraussichtlich in den Osten von Tripolis bzw. nach Marokko verlagern.

QUELLEN: MEDIENANALYSE; AUFBEREITUNG: IFK MENA-Team (Jasmina RUPP, Viktoria PICHLER, David FUSSI);

LAYOUT: REF III/Medien, IMG

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