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Academic year: 2022

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Katrin Koch

Das Bild der Frau im Lebensentwurf und dem öffentlichen Wirken von Amalie Sieveking SoSe 2000, A 35, 88 Seiten

Im 19. Jahrhundert engagierten sich Frauen aus dem Bürgertum zunehmend auch außerhalb des engen familiären Umfelds in der sozialen Arbeit, Krankenpflege oder Kindererziehung. Amalie Sieveking (1794- 1859) ist eine der ersten Frauen, die für die soziale Arbeit von Frauen in der Öffentlichkeit eintrat.

Die Hamburger Patriziertochter engagierte sich in der Erziehung von Mädchen, half während der Choleraepidemie 1831 in der Krankenpflege und gründete 1832 den Weiblichen Verein für Armen- und Krankenpflege. Ihr Glaube war die Motivation für ihre tätige Liebe. Sieveking wählte nicht den Weg der Diakonisse, sondern ermöglichte der Frau eine selbständige berufliche Tätigkeit. Ausschlaggebend für Sievekings Engagement war die Not der Frauen ihres Standes, die nicht den Männern gleichberechtigt (für das Reich Gottes) wirken konnten. Sie sah es als ihre Aufgabe an, Frauen aus ihrer Gesellschaftsschicht, die nicht auf Erwerbsarbeit angewiesen waren, einen sinnerfüllenden Lebensberuf zu ermöglichen.

Ihr Leben lang dachte sie über das Wesen, die Veranlagungen und Tätigkeitsbereiche der Frau nach und äußerte sich dazu auch öffentlich. An typischen klischeehaften Eigenschaften des Frauenbildes ihrer Zeit änderte Sieveking nichts; vielmehr behielt sie traditionell den Frauen zugeschriebene häuslich- familiäre Tätigkeiten in ihrem Berufsbild bei – verbunden mit Demut und Selbstverleugnung – und verlagerte sie vom Wirkkreis des Hauses in die Öffentlichkeit.

Die vorliegende Arbeit untersucht anhand von Sievekings Schriften sowie ihrer Biographie das Bild der Frau in Sievekings Lebensentwurf und öffentlichen Wirken. Weil die Zeit, in der sie lebte, sowie ihre eigene Erfahrung Sieveking geprägt hat, wird zunächst der historische Kontext untersucht (politische Situation, industrielle Revolution und soziale Frage, Erweckungsbewegung, Frauenbild und Frauenalltag im 19. Jahrhundert bei ledigen und verheirateten Frauen, Berufe von Frauen, Frauenbewegung).

Sodann wird die Biographie von Sieveking ausführlich dargestellt (Kindheit und Jugend in einer Hamburger Bürgerfamilie, eigene Lebensgestaltung innerhalb und gegenüber gesellschaftlichen Kon- ventionen, Einsatz bei der Choleraepidemie, Gründung und Wirksamkeit des Vereins für weibliche Armen- und Krankenpflege).

Den eigentlichen Schwerpunkt der Arbeit bildet die Untersuchung des Bilds der Frau bei Sieveking.

Was veränderte sie durch ihr Wirken an der Lage der Frauen zu ihrer Zeit, und inwieweit blieb sie ihrer Zeit verhaftet? Was läßt sich aus ihrer eigenen Biographie über ihr Frauenbild schließen? War Sievekings Bild der Frau eher konservativ oder eher fortschrittlich? Die Untersuchung stützt sich auf die Tagebuchaufzeichnungen, Briefe, Vorträge, Vereinsberichte oder sonstige Schriften Sievekings, die auch ausführlich zitiert werden. Dabei wird zunächst Sievekings Lebensentwurf behandelt (Grundsätze, Ziele, Ideale; Selbstkritik; Sieveking innerhalb gesellschaftlicher Konventionen; Sievekings Plan, eine Barmherzige Schwesternschaft zu gründen). Sodann wird auf das sich aus ihrem Wirken ergebende Frauenbild eingegangen (Schule, Erziehung, Bildung; Emanzipation und Berufstätigkeit von Frauen;

selbständige Tätigkeit der Frauen im Verein für weibliche Armen- und Krankenpflege; Sievekings Verhältnis zu Männern; Frauen und Politik).

Der Schlußteil stellt das Ergebnis der Arbeit dar: einerseits dachte Sieveking fortschrittlich und löste sich von überkommenen Vorstellungen, andererseits zeigte sie sich konservativ und dem Denken ihrer Zeit verhaftet. Sie orientierte ihre Auffassung von Frauen an der Vorstellungsweise ihrer Zeit und erweiterte sie in dem ihr möglichen Rahmen.

Sievekings Konzept stellte für einige Frauen ein Modell dar, in dem bestehende Ungleichheiten aufgehoben wurden. Dabei trat sie aber nicht aus den Grenzen ihres Standes heraus. Sie ging weder gegen die Klassengesellschaft noch gegen das bestehende Verhältnis von Mann und Frau an. Dennoch überschritt sie Grenzen, z. B. durch ihren Entschluß, ins Hospital zur Krankenpflege einzutreten oder durch die Veröffentlichung ihrer Schriften. Sie wagte es, mit gesellschaftlichen Konventionen zu brechen.

So unternahm sie erste Schritte auf dem Weg zur Emanzipation der Frau. Wollte Sieveking anfangs einen sinnerfüllenden Beruf für die unverheiratete Frau schaffen, so trat sie später allgemein für eine Emanzipation der Frau im christlichen Sinne ein und dachte dabei an Alleinstehende, Hausfrauen, Mütter und junge Mädchen.

Sieveking hatte zwar Ideale und Vorstellungsweisen des 19. Jahrhunderts zum Wesen der Frau verinnerlicht und vertrat sie selbst. Dennoch schaffte sie es auch innerhalb dieses Denkens, der Frau eine selbständige Tätigkeit außerhalb des Hauses zu eröffnen. Dabei befreite sie sich von oberflächli- chen Vorstellungsweisen, wie eine Frau zu sein habe. Sie änderte an der Lage der Frauen aus den

Abschlussarbeit am Diakoniewissenschaftlichen Institut

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oberen Schichten ihrer Zeit insofern etwas, als diese, sofern sie sich im ehrenamtlichen Liebesdienst engagierten, ein Stück Freiheit und sinnvolle Tätigkeit außerhalb der engen häuslichen Kreise finden konnten. Die Frau blieb dabei zwar an sich dem Mann untergeordnet. Dennoch war Sieveking fest von den Stärken der Frau überzeugt, die es zu fördern galt.

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