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Ein Großprojekt in der Großstadt Paris – die neue Abfallbehandlungsanlage Ivry-sur-Seine –

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203 Ein Großprojekt in der Großstadt Paris – die neue Abfallbehandlungsanlage Ivry-sur-Seine

Neue Anlagen in Europa

Ein Großprojekt in der Großstadt Paris

– die neue Abfallbehandlungsanlage Ivry-sur-Seine –

Thomas Vollmeier und Simon Knellwolf

1. Abfallsituation in Paris und Umgebung ...204

1.1. Île-de-France ...204

1.2. Paris ...205

2. Projektablauf bis zur Vergabe der Anlage ...206

2.1. Machbarkeitsstudien ...207

2.2. Öffentliche Vernehmlassung und neues Anlagenkonzept...207

2.3. Dialogue compétitif (Ausschreibungsverfahren) ...207

2.4. Weitere Studien ...211

3. Neues Ivry-Paris XIII: Anlagenbeschrieb ...211

3.1. Logistik ...213

3.2. Energetische Verwertungsanlage (UVE) ...213

3.3. Organische Verwertungsanlage (UVO) ...214

3.4. Lehrpfad ...214

4. Zusammenfassung ...214

5. Quellen ...215 Jede Abfallbehandlungsanlage ist für einen bestimmten Zeitraum ausgelegt. Wird dieser erreicht, muss nachgerüstet, neu- oder umgebaut werden damit die Versorgungssicher- heit für die Zukunft gewährleistet ist. Die Anlage Ivry-sur-Seine (Ivry-Paris XIII) des Betreibers Syctom in Paris hat, nach zweimaligem Nachrüsten, in den nächsten zehn Jahren das Ende ihrer Lebensdauer erreicht.

Der aktuelle Standort in Mitten des Ballungsgebiets von Paris soll beibehalten werden, damit die Transportwege für den Abfall kurz und wertvolle Arbeitsplätze erhalten bleiben. Mit einer passenden Integration ins Stadtbild und einer schönen Gestaltung der Umgebung soll der Ort zum Verweilen einladen und den abweisenden Charakter einer Abfallbehandlungsanlage überholen.

Verschiedene Faktoren, unter anderem die Knappheit des Platzes und der Betrieb der alten Anlage während dem Bau der neuen, sind wegweisend für die erfolgreiche Umset- zung der Ideen der Betreiber. Die Vorbereitungen, wie das Vernehmlassungsverfahren oder die Ausschreibungsart, sind für ein solches Projekt von enormer Wichtigkeit.

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Neue Anlagen in Europa

1. Abfallsituation in Paris und Umgebung 1.1. Île-de-France

Um die Abfallsituation in Paris besser einordnen zu können, folgt zuerst eine Übersicht über die Situation der Region Île-de-France, in welcher Paris liegt. ..

In dieser Region wurden im Jahr 2013 etwa 5,52 Millionen Tonnen Haushaltsabfall und ähnliche Abfallarten von 11,95 Millionen Einwohnern durch private und öffent- liche Dienste eingesammelt. Das entspricht im Mittel 462 kg pro Einwohner und Jahr (kg/E․a). Der Abfall setzt sich aus Glas, Bauabfällen, Grünabfällen, Elektroschrott, Textilien, Sperrgut, Papier, Karton und dem Restmüll zusammen. 62 Prozent davon wurden verbrannt, 20 Prozent (inkl. Kompostierung) recycelt, 13 Prozent deponiert und die verbleibenden 5 Prozent waren Bauschutt und Baumischabfälle. Nur 0,1 Pro- zent wurden vergärt.

Es wurde eine Reduktion von 11 kg/E․a bezüglich dem Jahr 2012 und 45 kg/E․a seit 2000 festgestellt. Der Hauptgrund dafür liegt in der Verminderung des Restmülls, dank Separatsammlung der Abfälle.

Im Jahr 2013 verarbeiteten die Abfallbehandlungsanlagen der Region Île-de-France 5,25 Millionen Tonnen Haushaltsabfall und ähnliche Abfallarten. Die Tabelle 1 gibt eine Übersicht über die Anzahl, Kapazität und Durchsatz der verschiedenen Anlagen (Werte auf 1.000 gerundet).

Glas und anderer gelegentlicher Abfall, wie Elektroschrott oder Bauabfälle, wurden separat gesammelt und nicht weiter von den genannten Anlagen behandelt. Ein Teil wurde deponiert und im Punkt Einlagerung miteinberechnet. Der restliche Anteil begründet die Differenz zwischen der eingesammelten und der behandelten Menge.

In den Abfallverbrennungsanlagen wurden zusätzlich 400.000 Tonnen Gewerbeabfall verwertet und in den Deponien etwa 2.500.000 Tonnen Gewerbeabfall eingelagert.

Tabelle 1: Abfallbehandlungsanlagen für Haushaltsabfall und ähnliche Abfallarten der Île-de-France im Jahr 2013

Jahr 2013 Anzahl Kapazität Verarbeitete Menge

t/a t/a

Kompostieranlage für Restmüll 2 104.000 49.000

Vergärungsanlage 1 100.000 17.000

Kompostierung von Grün- und Bioabfällen 37 628.000 357.000 Abfallsortierungsanlage 27 712.000 410.000 Sperrgutbehandlung 28 386.000 300.000 Abfallverbrennungsanlage 19 4.201.000 3.420.000 Einlagerung (Deponie) 10 3.385.000 701.000

Summe 118 9.516.000 5.254.000

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205 Ein Großprojekt in der Großstadt Paris – die neue Abfallbehandlungsanlage Ivry-sur-Seine

Neue Anlagen in Europa

Die Abfallverbrennungsanlagen haben 650.000 MWh/a Strom und 3.600.000 MWh/a Wärme ins Energienetz eingespeist und sind somit ein essentieller Faktor der Ener- gieversorgung. 11 Anlagen produzieren Wärme, 9 davon zusätzlich Strom, und die restlichen 8 nur Strom.

Ein wichtiger Bestandteil der Abfalllogistik ist neben dem Transport auf der Straße auch der per Binnenschifffahrt. Er hat für die Belieferung der Sortierungsanlagen fast 10 Prozent abgedeckt und wurde auch für die Anlieferung zu den Deponien gebraucht.

1.2. Paris

In der Agglomeration Paris ist Syctom der wichtigste Verband zur Behandlung von Haus- und separat gesammelten Abfällen. Es ist ein Zweckverband von 84 Gemeinden von Paris und Umgebung. In diesem Gebiet wohnen fast 5,7 Millionen Einwohner, was knapp der Hälfte der Bevölkerung der Île-de-France entspricht. Diese produzierten 2014, mit einem jährlichen Durchschnitt von 435 kg/E․a Haushaltsabfall, gesamthaft mehr als 2,4 Millionen Tonnen Haushaltsabfall. Es wurden 62 Prozent verbrannt, 29 Prozent in recycelt und 9 Prozent in Deponien eingelagert. Etwa 1,9 Millionen Tonnen davon wurden in den sieben Sortier- und Abfallverbrennungsanlagen des Zweckverbandes (Bild 1) behandelt. Die Einlagerung in Deponien, die Sortierung von Sperrgut und ein kleiner Teil der thermischen Verwertung des Abfalls wurden extern vollzogen.

Bild 1: Abfallbehandlungsanlagen von Syctom

Quelle: www.syctom-paris.fr/edi/comm/index.htm, Stand Oktober 2016

Die sechs Sortieranlagen (Tabelle 2, Werte auf 1.000 gerundet) verarbeiten den getrennt gesammelten Abfall und unterscheiden über zehn Fraktionen. Mehr als zwei Drittel der Materialen können recycelt werden.

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Neue Anlagen in Europa

Alle drei Abfallverbrennungsanlagen (Tabelle 3, Werte auf 1.000 gerundet) produzieren Strom sowie Wärme, welche ins Wärmenetz von Paris und der nahegelegenen Vororte eingespeist wird. 75 Prozent der produzierten Wärme der Abfallverbrennungsanlagen der Île-de-France werden von den drei Anlagen des Zweckverbandes hergestellt. Acht weitere Anlagen der Region speisen die restlichen 25 Prozent in kleinere Netze ein.

Tabelle 2: Sortieranlagen der Syctom

Jahr 2014 Kapazität Verarbeitete Menge Wiedergewonnenes Material

t/a t/a t/a

Ivry/Paris XIII 30.000 31.000 20.000

Isséane 24.000 24.000 17.000

Nanterre 40.000 37.000 27.000

Paris XV 20.000 15.000 12.000

Romainville 35.000 31.000 18.000

Sevran 17.000 12.000 9.000

Summe 166.000 150.000 103.000

Tabelle 3: Abfallverbrennungsanlagen der Syctom

Jahr 2014 Kapazität Verbrannte Menge Verkaufter Dampf Verkaufter Strom

t/a t/a MWh/a MWh/a

Ivry/Paris XIII 700.000 693.000 870.000 59.000 Isséane 460.000 460.000 685.000 10.000 Saint-Ouen 600.000 589.000 1.172.000 11.000

Summe 1.760.000 1.742.000 2.727.000 80.000

Der alternative Transport per Schiff wird gegenüber dem Straßenverkehr für den Abtransport der Schlacke der Anlage Isséane und für den Transport von recyceltem Karton, Papier und Plastik favorisiert. Die beförderte Menge belief sich 2014 auf etwa 360.000 Tonnen oder 31 Prozent der Transporte des Zweckverbandes.

Um die Wiederverwertung von Rohstoffen weiter zu stärken und somit die Einlagerung zu minimieren, die Erneuerung der veralteten Anlagen zu realisieren und alternative Transporte zu fördern, sind in Paris zwei neue Großprojekte in Bearbeitung. Einerseits ist das eine neue Sortieranlage (Paris XV) und andererseits der Neubau der Abfallver- brennungsanlage in Ivry-Paris XIII. Dieser sieht eine neue Abfallverbrennungsanlage mit reduzierter Kapazität vor, sowie eine neue Sortier- und organische Verwertungs- anlage. Letzteres wird in den nächsten Kapiteln genauer erläutert.

2. Projektablauf bis zur Vergabe der Anlage

Die Abfallverbrennungsanlage Ivry-Paris aus dem Jahr 1969 mit einer Kapazität von 730.000 t/a muss altershalber erneuert werden.

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207 Ein Großprojekt in der Großstadt Paris – die neue Abfallbehandlungsanlage Ivry-sur-Seine

Neue Anlagen in Europa

Bevor mit dem Umbau oder Neubau einer Anlage begonnen werden kann, muss ge- klärt werden, was die Ziele des Projektes sind, was realisierbar ist und wer das Projekt durchführen darf. Der Ablauf für den Neubau der Anlage Ivry-Paris XIII kann in fünf Teile gegliedert werden und setzt sich wie folgt zusammen:

• 3 Machbarkeitsstudien

• Öffentliche Vernehmlassung

• Neues Anlagenkonzept des Zweckverbandes

• Ausschreibungsverfahren im dialogue compétitif mit zwei Teilnehmern

• Weitere Studien.

2.1. Machbarkeitsstudien

Syctom beauftragte von 2006 bis 2008 parallel drei Planergemeinschaften zur Erar- beitung einer Machbarkeitsstudie für den Neubau ihrer Abfallverbrennungsanlage Ivry-Paris XIII zu einem Zentrum (UVOE) für die organische (UVO) und energetische Verwertung (UVE) von Abfall. Die Anlage, innerhalb des Ballungsgebiets von Paris, soll während ihrem Neubau weiterhin den anfallenden Abfall behandeln und folgende ambitiöse Punkte erfüllen:

• Eine exemplarische Integration, gestalterisch und städtebaulich, in den urbanen Raum Ivry-sur-Seine, Paris

• Die besten Technologien in der Behandlung von Abfall (Sortierung, Vergärung und Verbrennung)

• Die Entwicklung alternativer Verkehrskonzepte (Schiene und Fluss)

• Die strikte Beherrschung der Umweltauswirkungen

• Ein nachhaltiger Ansatz von der Konzeption bis zum Betrieb.

2.2. Öffentliche Vernehmlassung und neues Anlagenkonzept

Im nächsten Schritt ging das Projekt 2009 in eine öffentliche Vernehmlassung. Da- bei diskutierten verschiedene eingeladene Teilnehmer (Verbände und Experten) die Möglichkeiten, Risiken und Realisierbarkeit auf Grundlage der Machbarkeitsstudien.

Auch Privatpersonen konnten ihre Meinung äußern und sich aktiv an der Diskussion beteiligen.

Anhand der drei Machbarkeitsstudien und den Resultaten der öffentlichen Vernehmlas- sung erarbeitete der Zweckverband im Jahr 2011 ein neues Anlagenkonzept. Dies diente als Grundlage für die nachfolgende Ausschreibung im dialogue compétitif-Verfahren.

2.3. Dialogue compétitif (Ausschreibungsverfahren)

Der Wettbewerbsdialog (dialogue competitif) ist ein gesetzlich geregeltes Ausschrei- bungsverfahren mit mehreren Phasen bei dem die Teilnehmer im Gespräch mit dem Bauherrn ihre endgültige Offerte vorbereiten. Der Bauherr weiß zu Beginn oft nicht, welches die beste Technologie zur Erfüllung seiner Anforderungen ist und kann die

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Neue Anlagen in Europa

Vorschläge der Offerten-Steller nach jeder Phase gezielt beurteilen und rückfragen. Der Offerierende kann auf diese Wünsche eingehen und eine zugeschnittene finale Offerte abgeben. Ziel dabei ist nicht eine Beschleunigung des Verfahrens, sondern vielmehr eine Verbesserung der Bedürfnismitteilung des Bauherrn und die Adaption durch den Offerierenden. Bei diesem Projekt wurden drei Phasen unterschieden:

• Note d’intention

• Offre initiale

• Offre finale.

Zwei Unternehmerkonsortien haben am Wettbewerb, der insgesamt drei Jahre dauerte, teilgenommen. Der Zuschlag ging an die Gruppe namens IP13.

Note d’intention

Die Note d’intention beinhaltet eine erste Idee der Offerte. Konzepte wurden vorgestellt und anschließend mit dem Zweckverband diskutiert.

IP13 hat die verschiedenen Kriterien der Ausschreibung in 4 Kategorien gegliedert:

• Effizienz der Verfahren

• Realisierbarkeit

• Umwelt

• Betriebstauglichkeit

und den Erfüllungsgrad visuell dargestellt (Bild 2). Finanzielle Kriterien sind nicht Bestandteil der note d’intention. Der erste Entwurf von IP13 legte den Fokus auf eine erweiterbare und anpassbare Lösung in Form und Zeit.

Bild 2:

Erfüllungsgrad verschiedener Kriterien

UVE

UVO Stoff-

bilanzen

Gerüche

Lärm

Emissi- onen

Kontinuität des Betriebs der UIOM

Kontinu- ität des Betriebs Arbeits- bedin- gungen

Fristen

Anforderungen des Pflichtenhefts

Vorgeschlagene Lösungen, welche durch zusätzliche Studien zu bestätigen sind verfügbare

Grundfläche lokale Aus- wirkungen/

Nachbarschaft

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SALZGITTER

GmbH

IESSElSERVICE

Heizflächenreinigungssysteme und -komponenten

• Eigener Drehrohrbläser DB80, Dampf Auslegung

• Eigenes Wassersprühsystem TYP SARA

• Ersatzteile für Reinigungssysteme sämtlicher Fabrikate in Erstausrüsterqualität

• Service und Wartung inkl kpl Revisionen

• Werkstattüberholung von Ventilen und Antrieben

• Reinigungsservice: Waschen der Leerzüge vor Stillstand mittels Wassersprühsystem MARA

• Modernisierungen vorhandener Reinigungssysteme

• Monteure geschult für Clyde Bergemann, Rosink, Diamond und Forrest Anlagen

Salzgitter-Kesselservice GmbH • Seesener Str. 105a • 38239 Salzgitter• Deutschland Tel.: +49 (0) 5341 / 901 7 4 12 • www.salzgitter-kesselservice.de • info@salzgitter-kesselservice.de

Mitglied im Verein ANIF e.V. www.Ausruesternetzwerk.de

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211 Ein Großprojekt in der Großstadt Paris – die neue Abfallbehandlungsanlage Ivry-sur-Seine

Neue Anlagen in Europa

Offre initiale Die erste konkrete Offerte (offre initiale) von IP13 wurde ein Jahr später abgegeben.

Die Machbarkeit des Projektes war bestätigt. Die technische Lösung konnte unter ge- gebenen, stark einschränkenden Bedingungen eingebaut werden. Die Anforderungen des Zweckverbandes wurden respektiert.

IP13 wünschte sich bis zur finalen Offerte mit Syctom über folgende Punkte auszu- tauschen:

• Technische Optimierungen im Bereich der Konzeption

• Mögliche vertragliche Optimierung zur Anpassung an die Komplexität und Dauer des Vertrags.

Offre finale Nach den letzten Gesprächen mit dem Zweckverband wurden die finalen Offerten der beiden Gruppen abgegeben.

Fünf Schlüsselpunkte in der Offerte von IP13 für das Projekt:

• Die Kontinuität der Abfallbehandlung ist für den Bau und den Betrieb gewährleistet

• Die Ausbaufähigkeit des Projekts erlaubt Veränderungen in der Verfahrenstechnik und den Mengen ohne große Umstrukturierungen der gesamten Anlage

• Das Wissen von IP13 über die Örtlichkeit und das aktuelle Personal sind ein Vorteil für die zukünftige Anlage

• Die Prozesse sind bekannt, beherrscht und erprobt

• Den umwelttechnischen Ambitionen des Zweckverbandes wurde Sorge getragen.

Syctom hat sich für die Gruppe IP13 entschieden. Der Vertrag wurde im Jahr 2015 unterzeichnet.

2.4. Weitere Studien

Nach weiteren Studien wurde entschieden, die Vergärung der Sortier- und organischen Verwertungsanlage (UVO) komplett auszulagern und aus dem Projekt auszugliedern.

Ebenfalls steht der Bau der UVO noch noch zur Diskussion und wird abklärt.

3. Neues Ivry-Paris XIII: Anlagenbeschrieb

Das neue Zentrum (UVOE, Bild 3) für die organische und energetische Verwertung von Abfall ist ein Großstadtprojekt, innerhalb des Ballungsraumes Paris, welches folgende Schwierigkeiten und Auflagen mit sich bringt:

• Neubau bei knappen Platzverhältnissen während uneingeschränktem Betrieb,

• Inmitten von Stadt (Lärm- und Geruchsemissionen),

(12)

Neue Anlagen in Europa

• Alternative Transporte zur Entlastung des Schwerverkehrs,

• Reduzierte Kapazität (Zukunftsentwicklung),

• Förderung des Recyclings zur Minimierung der Einlagerung,

• Der Öffentlichkeit zugänglich machen (Lehrpfad),

• Integration ins Stadtbild und beispielhaftes Bauwerk mit öffentlichem Platz.

Das Projekt der Gruppe IP13, welche die Ausschreibung gewonnen hat, kostet voraus- sichtlich 800 Millionen EUR. Vorgesehen ist eine Kapazität von 544.000 Tonnen pro Jahr, was einer Reduktion von 25 Prozent gegenüber der bisherigen Anlage entspricht.

490.000 Tonnen Abfälle stammen aus der Umgebung des Zentrums und weitere 54.000 Tonnen werden importiert. Der Abfall wird in zwei Anlagenteilen behandelt, der Sortier- und organischen Verwertungsanlage (UVO) und der Verbrennungsanlage (UVE).

UVE

UVO

Tunnel

Quai Sichtachse

öffentl. Platz

Bild 3:

Schematische Darstellung der neuen Anlage

Der Ersatzbau wird am gleichen Standort errichtet und in zwei Phasen durchgeführt um den Betrieb während der Bauzeit zu garantieren. In der ersten Phase wird ab 2018 die neue Abfallverbrennungsanlage gebaut, während die bestehende den anfallenden Abfall weiter behandelt. Inbetriebnahme der UVE ist für 2023 geplant. Die alte An- lage wird in der zweiten Phase ab 2023 rückgebaut und, wenn durch weitere Studien bestätigt, die UVO und ein Tunnel zum Seineufer bis 2027 errichtet.

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213 Ein Großprojekt in der Großstadt Paris – die neue Abfallbehandlungsanlage Ivry-sur-Seine

Neue Anlagen in Europa

Bild 4: Vorgesehener Zeitplan

3.1. Logistik

Mit dem Bau der UVO und dem Tunnel, für den Anschluss an die Seine, könnte der alternative Transport per Binnenschifffahrt ausgebaut werden. In Containern würde das Material durch den Tunnel von und zu den Transportschiffen befördert werden.

Dadurch könnten Lastwagenlieferungen vermieden und der Schwerverkehr entlastet werden.

Die Transportwege der UVO und UVE mit den Lastwagen sind strikt getrennt geführt um beide Anlagenteile unabhängig voneinander zu beliefern.

3.2. Energetische Verwertungsanlage (UVE)

Die neue Abfallverbrennungsanlage weist eine Kapazität von 350.000 t/a auf, also 50 Prozent der aktuellen Anlage. Angeliefert werden:

• Resthausmüll aus der Umgebung (117.000 t/a),

• EBS (Ersatzbrennstoffe) von auswärts (54.000 t/a, Anlieferung per Schiff),

• EBS von der UVO (bis 179.000 t/a).

Technische Daten sind in der Tabelle 4 ersichtlich.

Bunkervolumen 18.000 m3 (4 Tage) Ofenlinien 2 x 22,4 t/h

(92,6 t Dampf/h), gekühlt Kessel 420 °C/60 bara Max. Thermische Leistung 920.000 t/a (nur UVE) (Prozessdampf) Max. Elektrische Leistung 62.700 MWh/a (nur UVE) (Gegendruckturbine, 40 MW)

Tabelle 4:

Technische Daten der neuen Abfallverbren- nungsanlage

Das Abgas wird mit Hilfe von Gewebefiltern von festen Partikeln befreit, Katalysatoren minimieren die NOx, und die Abscheidung von sauren Schadstoffen geschieht in einem trockenen Prozess. Über einen Saugzug verlassen die Abgase den 100 m hohen Kamin und halten alle Umweltvorschriften ein.

Juli 2015

Phase 2:

Abbau bestehender KVA, Bau UVO, Betrieb UVE

2023 – 2027

Offerte Vergabe Phase 1:

Bau UVE, Betrieb bestehender KVA

Phase 3:

IBS UVE + UVO

2018 – 2023 2027

Phase 4:

Betrieb UVOE

APD/PRO UVOE

2027 – 2037

2013

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Neue Anlagen in Europa

3.3. Organische Verwertungsanlage (UVO)

Die Kapazität der Sortier- und organischen Verwertungsanlage beträgt 365.000 Ton- nen für den Restmüll und 8.000 t/a für Bioabfälle. Angeliefert wird hauptsächlich per Schwerverkehr.

Sortierung

Der Sortierbereich unterscheidet im angelieferten Restmüll gemäß seiner Zusammen- setzung 4 Fraktionen:

• Organisch, für die Biotrocknung,

• Brennbar (mit hohem Heizwert), für die UVE,

• Recycelbar (Eisenmetalle),

• Nicht verwertbar, für die Deponie bestimmt.

In drei Linien durchläuft der Restmüll Trommeln, Siebe und eine Stufe mit BRS (bioréacteur stabilisateur), ein langes Drehrohr innerhalb dessen der Abfall einer mikrobiologischen Reaktion unterstellt wird. Der organische Teil nach dem BRS geht direkt zur Biotrocknung.

Biotrocknung

Die angelieferten Bioabfälle und der organische Anteil des Restmülls werden separat getrocknet, da die Qualität unterschiedlich ist. Extern wird das Material später zu Kompost weiterverarbeitet.

3.4. Lehrpfad

Eine weitere Auflage ist es die Anlage öffentlich zugänglich zu machen um die Akzep- tanz in der Bevölkerung zu erhöhen. Neben einem öffentlichen Platz wird ein Lehrpfad mit Informationstafeln erstellt. Er gewährt den Zutritt in einen definierten Bereich des Gebäudes und die Einsicht in verschiedene Hallen. Die Aufgabe ist es einen Einblick in die Abfallbehandlung zu geben und die Öffentlichkeit für das Thema Abfall und Industrie zu sensibilisieren. Wissen kann so gezielt vermittelt werden.

4. Zusammenfassung

Syctom, als der größte Abfallbehandlungsverband der Île-de-France, will in eine nach- haltige Zukunft investieren. Dafür möchte er den Abfall am Entstehungsort reduzieren, mehr Material organisch und energetisch recyceln, um die Einlagerung in Deponien zu minimieren und den alternativen Transport per Schiff und Bahn fördern, damit der Schwerverkehr entlastet werden kann.

Das Projekt Ivry-Paris XIII, welches eine über zehnjährige Vorbereitung mit Machbar- keitsstudien, einer öffentlichen Vernehmlassung und einem Wettbewerbsdialog hinter sich hat, vereint verschiedene sehr anspruchsvolle Kriterien, darunter:

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215 Ein Großprojekt in der Großstadt Paris – die neue Abfallbehandlungsanlage Ivry-sur-Seine

Neue Anlagen in Europa

• Neubau der Anlage bei laufendem Betrieb mit uneingeschränkter Kapazität,

• Integration ins Stadtbild,

• Teilverlagerung der Transporte von der Straße auf den Fluss,

• Förderung des Recyclings in der UVO,

• Reduzierte Kapazität der Anlage,

• Öffentlicher Zugang mit Lehrpfad.

All diese Punkte stärken die Politik des Zweckverbandes und beziehen gleichzeitig die Abfallentwicklung der Zukunft und die Problematik als Großstadtprojekt im Ballungs- raum mit ein. Mit diesem Hintergrund ist das Projekt Ivry-Paris XIII gut aufgestellt und verspricht Nachhaltigkeit und Erfolg.

5. Quellen

[1] Groupement IP13, Note d‘intention, 2012 [2] Groupement IP13, Synthèse de l‘offre initiale, 2012 [3] Groupement IP13, Synthèse de l‘offre, 2013

[4] http://cpdp.debatpublic.fr/cpdp-traitement-dechets-ivry/, Stand Oktober 2016

[5] http://projet-ivryparis13.syctom.fr/le-dialogue-avec-le-territoire/les-precedentes-etapes-de- la-concertation-sur-le-projet/, Stand Oktober 2016

[6] http://www.marche-public.fr/Manuel-2006/1113-procedure-dialogue-competitif.htm, Stand Oktober 2016

[7] Marguerite Muhlhaus, Les réseaux de chaleur en Île-de-France, 2014

[8] Observatoire régional des déchets (ORDIF), Rapport sur la gestion des déchets ménagers et assimilés 2013, 2015

[9] Observatoire régional des déchets (ORDIF), Tableau de Bord des déchets franciliens, 2015 [10] Plan régional d‘élimination des déchets ménagers et assimilés (PREDMA), Rapport de suivi et

d‘évaluation 2015 (données 2013), 2015

[11] Syctom, Projet de transformation du centre Ivry-Paris 13: Dossier de Présentation, 2015 [12] Syctom, Rapport d‘activité 2014, 2014

[13] Ville de vitry sur seine, Rapport annuel 2012 sur le prix et la qualité du service public d‘élimination des déchets ménagers et assimilés

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Vorwort

4

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar

Karl J. Thomé-Kozmiensky, Stephanie Thiel, Elisabeth Thomé-Kozmiensky (Hrsg.):

Strategie • Planung • Umweltrecht, Band 11

ISBN 978-3-944310-33-6 TK Verlag Karl Thomé-Kozmiensky

Copyright: Elisabeth Thomé-Kozmiensky, M.Sc., Dr.-Ing. Stephanie Thiel Alle Rechte vorbehalten

Verlag: TK Verlag Karl Thomé-Kozmiensky • Neuruppin 2017

Redaktion und Lektorat: Dr.-Ing. Stephanie Thiel, Elisabeth Thomé-Kozmiensky, M.Sc.

Erfassung und Layout: Sandra Peters, Anne Kuhlo, Janin Burbott-Seidel, Claudia Naumann-Deppe, Ginette Teske, Gabi Spiegel, Cordula Müller

Druck: Universal Medien GmbH, München

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Abbildung

Tabelle 1:   Abfallbehandlungsanlagen für Haushaltsabfall und ähnliche Abfallarten der Île-de-France  im Jahr 2013
Tabelle 3:   Abfallverbrennungsanlagen der Syctom

Referenzen

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