Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin
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DOI: 10.21934/baua:berichtkompakt20161005/3b
Projekt „Psychische Gesundheit in der Arbeitswelt“
Arbeitspausen
Johannes Wendsche & Andrea Lohmann-Haislah
Hintergrund und Fragestellung
Methode
Ergebnisse
Diskussion
Definition „Arbeitsunterbrechungen verschiedener Länge, die zwischen zwei in einer Arbeitsschicht vorkommenden
Tätigkeitszeiten auftreten und der Erholung des Arbeiters dienen sollen“ (Graf, Rutenfranz & Ulich, 1970, S. 250).
Gesetzliche Grundlagen Beispiele: Arbeitszeitgesetz,
Betriebsverfassungsgesetz, Bildschirmarbeitsverordnung, Arbeitsstättenverordnung.
Funktionen Erholung, Motivation, Anforderungskompensation, Kommunikation, Information, Ein- und Umstellfunktion,
Ablenkung, Kulturfunktion.
Theorien Arbeitszeit-, Stress-, Erholungs-, Motivations-,
Emotions-, Kognitions- und Lernforschung. Arbeitspausen als organisationale Ressource (Abb. 1). Komplexes Zusammen- spiel verschiedener Stellgrößen. Wechselspiel zwischen
förderlichen und hinderlichen Pausenmechanismen bestimmt Wirkungsgrad von Pausen.
Untersuchungsansatz Scoping-Review, Literatur: 1990-2014.
• Systematische, narrative Reviews (k = 10)
• Primärstudien (k = 129, N = 87.891, 726 Einzeleffekte)
• Zusätzliches, qualitatives Gestaltungswissen (k = 12)
Stichproben EU/USA/Kanada (73%), Mdn (N) = 75, M (Alter) = 36.9 Jahre, Geschlecht ausgeglichen.
Tätigkeiten Überwiegend mit stärker psychischen als physischen Anforderungen.
Studiendesign Längsschnitt (60%), Interventionsstudien (46%, 54% RCT).
Bewertung der Methoden
Studiendesign Kurze Interventionsdauer, fehlende Randomisierung/Zufallsstichproben, geringe statistische Power, fehlende Effektkontrolle für weitere Merkmale der Pausenorganisation.
Variablen Eher kurzfristige Effekte gemessen, kaum Indikatoren für Motivation und psychische Gesundheit untersucht.
Fragestellungen
1) Generelle Effekte von Arbeitspausen. Siehe Abb. 3.
2) Pausenregime Höhere Gesamtpausendauer mit positiven Effekten. Kleine positive Effekte von Kurzpausenregimen.
3) Zeitliche Freiheitsgrade Wenig systematisch untersucht. Eher keine Effekte. Konfundierungseffekte in Fragebogen- studien.
4) Pauseninhalt, Pausenort Kaum Effektunterschiede. Arbeitsbedingungen nicht kontrolliert. Erholungserleben als Prädiktor. Napping reduziert Ermüdungssymptome (Schichtarbeit).
5) Individuelle Merkmale Wenig systematisch untersucht. Hinweise auf Effekte, aber teilweise inkonsistente Befundlage (z. B. Alter, Geschlecht, Rauchen, Verausgabungsneigung, Expertise).
6) Arbeitsbedingungsfaktoren Wenig systematisch untersucht. Hinweise auf Effekte, aber teilweise inkonsistente
Befundlage (z. B. Arbeitszeit, Arbeitsintensität, Aufgabenrepetitivität, Handlungsspielraum, Organisationskontext).
○ Komplexe Wirkmodelle (Moderatoren, Mediatoren) systematisch prüfen.
○ Satz abhängiger gesundheitsrelevanter und motivationaler Variablen erweitern.
○ Determinanten und Mechanismen des Ausfalls von Arbeitspausen ermitteln.
Abb.1 Schematische Darstellung zur Wirkung von Arbeitspausen und ihrer Determinanten.
Pausenorganisation
○ Regime /Anzahl (Dauer, Inter- vall, Zeitpunkt, Bezahlung)
○ Auslösung
○ Inhalt/Ort
Rahmenbedingungen
Normen, z. B. Gesetze, Verordnungen
Betriebliche Faktoren, z. B. Branche, Betriebsgröße Individuelle Faktoren, z. B.
○ Alter
○ Geschlecht Pausenorganisation
○ Arbeitsaufgabe
○ Arbeitsumgebung (physikalisch, sozial)
○ Arbeitsorganisation/
Arbeitsablauf
○ Arbeitsmittel
○ Arbeitsplatz
○ Arbeitszeit
Beanspruchung, z. B.
○ negativ: Ermüdung, Monotonie, Sättigung, Stress, herabgesetzte Wachsamkeit
○ positiv: Aufwärmung, Aktivierung, Lernen
Längerfristige Effekte, z. B.
○ negativ: Erkrankungen, Unfälle, Fehlzeiten,
Fluktuation
○ positiv: Gesundheit, Wohlbefinden, Übung, Weiterentwicklung
5.) Individuelle Merkmale
6.) Weitere Arbeitsbedingungs- faktoren
1.) Genereller Pauseneffekt 2.) Pausenregime
3.) Zeitliche Freiheitsgrade 4.) Pauseninhalt/Pausenort
○ Gesundheit
○ Befinden
○ Motivation
○ Leistung Gestaltungswissen?
Abb.2 Forschungsfragen
○ Zeitliche Dynamik der Pausenorganisation berücksichtigen.
○ Pausenrealität bei geistiger/interaktiver/selbstgesteuerter Arbeit prüfen.
○ Instrumente zur Analyse und Bewertung der Pausenorganisation sichten.
○ Prüfung der Vorgaben zur Pausendauer im Arbeitszeitgesetz.
Studienanzahl
30
20
10
0
Anteil positiver Effekte
41 % 35 % 80 %
Stärkste positive Effekte
Körperbeschwerden Ermüdung Arbeitsleistung,
Unfälle
ohne Intervention ohne
Intervention
mit Intervention
ohne Intervention
mit Intervention
mit Intervention
Gesundheit Befinden Leistung
2
1
3
5 9
10 10
6
5
17
1
2 2
2 18
Positiv Gemischt Neutral Negativ
Pufferwirkung
Abb.3 Wirkung von Pausen auf die Gesundheit, das Befinden und die Arbeitsleistung