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Archiv "Das Sanatorium Trebschen: Anmutig und unaufdringlich" (25.03.2005)

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I

m Herbst 2003 fand in Trze- biechów (Trebschen) eine internationale Pressekonfe- renz statt. Fachleute und Journalisten aus Belgien, Deutschland und Polen fan- den sich zusammen, um ein lange vergessenes Werk des belgischen Jugendstilkünst- lers Henry van de Velde (1863–1957) der Öffentlich- keit vorzustellen.

Trzebiechów (Trebschen) ist ein kleines Dorf in der Nähe von Zielona Gora (Grünberg) und liegt nur eine Autostunde von der heutigen deutsch-pol- nischen Grenze entfernt. Eine von Kastanien umsäumte Al- lee führt den Besucher direkt zu einem Schloss. Hausherrin dieses Schlosses war einst Marie Alexandrine Prinzessin Reuß. Sie stammte aus Wei- mar, war die Tochter des kunst- sinnigen Großherzogs Carl Alexander und hegte seit 1897 den Plan, in Trebschen ein Sanatorium beziehungsweise eine „Physikalische und diäti- sche Kuranstalt“ zu gründen.

Sie beauftragte 1902 den Zwickauer Architekten Max Schündler mit dem Bau eines umfangreichen Gebäudekom- plexes, bestehend aus Haupt-

bau, Arzthaus und diversen Nebengebäuden. Auch ein Sanatoriumspark mit Luftkur- haus, Liegehallen, Tennisplatz, Luftbad und Kegelbahn durfte nicht fehlen.

Der Auftrag zur Innenaus- stattung erging bald darauf an den belgischen Architek- ten und Designer Henry van de Velde. Ihn kannte die Prin- zessin vermutlich aus Wei- mar, denn dort hatte sich van de Velde gerade niedergelas- sen und unter der Schirm- herrschaft ihres jungen Nef- fen – Großherzog Wilhelm Ernst – das kunstgewerbliche Seminar gegründet.

Das Arzthaus wurde als Arbeits- und Wohnhaus für den leitenden Arzt Dr. med.

Oscar Müller konzipiert.

Im Hochparterre waren die

Sprechzimmer und Büros der Ärzte untergebracht. Auch befanden sich dort die Räu- me für alle elektrischen Un- tersuchungs- und Behand- lungsmethoden, ein Röntgen- kabinett sowie die Bibliothek des Chefarztes. Vorbei an ei- ner reich gestalteten Tür, die an das Weimarer Nietzsche- Archiv erinnert, gelangt man über einen schmalen Trep- penaufgang in die großräumi- ge Oberlichthalle mit umlau- fender Galerie. Glaubt man den Worten van de Veldes, so sollte die Diele einen

„schlichten, starken und wür- digen Charakter“ erhalten.

Dies verwundert nicht, han- delte es sich doch um den repräsentativen Wohnbereich des leitenden Arztes.

Vom Arzthaus gelangte man durch einen überdachten Gang direkt in den Hauptbau des Sanatoriums. Das dreige- schossige Patientenhaus be- herbergte Gesellschafts- und Verpflegungsräume sowie an- nähernd 30 Patientenzimmer.

Gleich hinter dem repräsen- tativen Haupteingang begeg- net der Besucher auch heute noch der Innenausstattung von Henry van de Velde, die sich anmutig und keinesfalls aufdringlich in das vorge- gebene Raumprogramm und die bereits vorhandenen Ein- bauten integriert.

Von der zentralen Halle im ersten Obergeschoss kommt

man sofort in den wohl schön- sten Raum des Sanatoriums.

Dieser wurde von van de Vel- de in zwei Bereiche unterteilt.

Vorne befand sich der Lese- saal. Ursprünglich getrennt durch eine verglaste Eisen- konstruktion, wölbt sich der hintere Teil des Raums als Wintergarten konvex in den weitläufigen Landschafts- park. Den gegenüberliegen- den Speisesaal beabsichtigte

van de Velde nach seinen eigenen Worten „einfach, ein- fach“ einzurichten.

Das Sanatorium wurde schon gut vier Jahre nach sei- ner Eröffnung, im Sommer 1908, wieder geschlossen.

Auch der Wechsel in der Lei- tung im Jahre 1906 von dem wenig bekannten Medizinal- rat Dr. med. Oscar Müller zu dem renommierten Dr. med.

Brennecke aus Dresden hatte dem Unternehmen keinen wirtschaftlichen Erfolg ge- bracht. Antje Neumann, Brigitte Reuter V A R I A

Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 102⏐⏐Heft 12⏐⏐25. März 2005 AA843

Das Sanatorium Trebschen

Anmutig und unaufdringlich

In Polen wurde ein lange vergessenes Werk des belgischen Jugendstilkünstlers Henry van de Velde wiederentdeckt.

In den gut erhaltenen Gebäuden befindet sich heute ein Altenheim. Besucher, die sich für dieses gut hundert Jahre vergessene Werk des belgischen Jugend- stilarchitekten Henry van de Velde interessieren, sind jederzeit willkommen.

Trotz der zahlreich erhalten gebliebenen Briefe von Henry van de Velde und Max Schündler an die Prinzessin Marie Alexandrine von Reuß sind noch viele Fragen zu der Geschichte des Sanatoriums offen. Wer kennt Dr. Oscar Müller oder Dr. Brennecke? Jeder Hinweis zu Trebschen, der Prinzessin Reuß und zu Henry van de Velde ist willkommen: Stiftung Weimarer Klassik und Kunst- sammlungen, Weimar, Forschungsprojekt „Werkverzeichnis Henry van de Vel-

de“ (www.wvz-henryvandevelde.de) )

Feuilleton

Treppenhaus im Patientenge- bäude

Patientengebäude

Patientengebäude, Lesesaal bzw.

Konversationsraum mit Winter- garten, 1905. Entnommen aus:

Innen-Dekoration, Jg. XVI, Darm- stadt 1905, S. 156

Fotos:Roland Dreßler/© Stiftung Weimarer Klassik und Kunstsammlungen

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