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Archiv "Daten für die gesundheitspolitische Planung" (19.09.1974)

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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

Spektrum der Woche Aufsätze • Notizen

THEMEN DER ZEIT:

Daten für die

gesundheitspolitische Planung

Weiterbildung für Augenärzte

FORUM:

Gegenwart und Zukunft der Radiologie

Die Verantwortung der Ärzte

DAS BLAUE PAPIER:

Bedarf an Ärzten Ärztliche Ausbildung

WIRTSCHAFT:

Rückkehr zum braven Sparbuch Aus der

pharmazeutischen Industrie

AUTO:

Windschlüpfig und sparsam:

Citroön CX 2000

Der jetzt vorliegende zweite Struk- turbericht, über dessen wesentli- chen Ergebnisse hier berichtet wird, baut auf der Darstellung der ersten Strukturanalyse auf, wurde jedoch, was die Darstellung der Verhältnisse in den einzelnen schleswig-holsteinischen Landkrei- sen betrifft, wesentlich verbessert und verfeinert: Anstelle der rein numerischen Beschreibung der Arztsitze enthält der neue Bericht auch geographische Übersichten für jeden Landkreis. Diese weisen sämtliche Arztsitze aus, wobei ei- nerseits nach zentralen Orten sowie anderen Arztsitzen und anderer- seits nach Allgemeinärzten und Fachärzten unterschieden wird.

Darüber hinaus enthält die Be- schreibung jedes einzelnen Land- kreises eine kritische Würdigung der gegenwärtigen Versorgungsla- ge, aus der sich wichtige Aufschlüs- se für die Sicherstellung im nörd- lichsten Bundesland ergeben. (Le- sen. Sie dazu auch die Struktur-

analysen der KV Niedersachsen im DEUTSCHEN ÄRZTEBLATT, Heft 6/1973, Seite 349 ff; der KV Saarland, Heft 13/1973, Seite 841 ff; der KVen in Rheinland-Pfalz, Heft 46/1973, Seite 3199 ff, sowie der KV Bayerns, Heft 14/1974, Sei- te 1019 ff).

In den knapp zwei Jahren, die seit dem Erscheinen der ersten Struk- turanalyse der KV Schleswig-Hol- stein vergangen sind, hat sich eine erfreuliche Entwicklung eingestellt:

Bei einer nur geringen Bevölke- rungszunahme erhöhte sich die Zahl der Kassenärzte überpropor- tional. Statt 1850 Kassenärzte, die im Jahre 1971 tätig waren, übten in Schleswig-Holstein im Jahre 1974 insgesamt 1930 Kassenärzte ihre Tätigkeit aus. Von den hinzuge-

kommenen 80 Ärzten waren 35 All- gemeinärzte und 45 Fachärzte. Da- von sind 30 Allgemein- und 29 Fachärzte in Landkreise gegangen und nur 21 Ärzte in die „großen"

Daten für die

gesundheitspolitische Planung

Ergebnisse der zweiten Strukturanalyse

der Kassenärztlichen Vereinigung Schleswig-Holstein

Der im August 1972 erschienene „Bericht zur Struktur der kassen- ärztlichen Versorgung in Schleswig-Holstein" hat in Fachkreisen unerwartet großes Interesse und Anklang gefunden. Ursprünglich nur für den „internen Dienstgebrauch" konzipiert, erwies er sich als nützliche Arbeitsunterlage für die Zulassungsinstanzen und für den bei der Kassenärztlichen Vereinigung Schleswig-Holstein bestehen- den Sicherstellungsausschuß. Darüber hinaus stieß er auf reges In- teresse in der breiten Öffentlichkeit, in gesundheitspolitisch inter- essierten Kreisen und den für das Gesundheitswesen zuständigen amtlichen Institutionen (Das DEUTSCHE ÄRZTEBLATT berichtete hierüber bereits in Heft 24/1973, Seite 1617 ff.). Über die Fortschrei- bung der Analyse informiert nachstehender Bericht.

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 38 vom

19. September 1974

2721

(2)

3 4

2 2

4 5

8 2

14 371 15 385 18 625 40 778 Städte. Dieser Trend widerlegt da-

mit die weitverbreitete Behauptung einer wachsenden Landflucht der Ärzteschaft. Auch eine andere viel zu hörende Meinung wurde durch die Entwicklung in Schleswig-Hol- stein Lügen gestraft: die Zahl der Gemeinschaftspraxen hat sich in den letzten beiden Jahren von 19 auf 46 (!) erhöht. Mittlerweile (Au- gust 1974) gibt es bereits 60 dieser Praxen. Auch andere Arten der ärztlichen Kooperation und ge- meinsamen Berufsausübung wie beispielsweise Praxis- und Appara- tegemeinschaften finden nach dem Bericht in zunehmenden Maße das Interesse der schleswig-holsteini- schen Ärzteschaft.

Koordination

mit der Regionalplanung

Die KV Schleswig-Holstein lehnt sich bei ihren Planvorstellungen eng an den Raumordnungsplan des Landes an. Nach dieser von der Landesregierung herausgegebenen Übersicht gibt es in Schleswig-Hol-

stein 118 zentrale Orte, die in Oberzentren, Mittelzentren, Unter- zentren, ländliche Zentralorte so- wie Stadtkerne erster und zweiter Ordnung gegliedert sind. Diese Orte werden vom Land hinsichtlich des Schulwesens, der Verkehrsver- bindungen, der sportlichen Mög- lichkeiten usw. besonders geför- dert. Auf Grund dieser regionalpo- litischen Planungen hält es die KV für zweckmäßig, in zentralen Orten die Bildung von Gruppenpraxen durch geeignete Maßnahmen wei- ter zu unterstützen.

Aber auch für die ländlichen Re- gionen hat die KV Schleswig-Hol- stein dezidierte Planvorstellungen:

Sie ist der Meinung, daß in über- wiegend ländlichen Gebieten ein Umkreis mit einem Radius von 7,5 Kilometern durch einen Arztsitz versorgt werden kann. Dies wird in der Einleitung zur zweiten Struktur- analyse so begründet: „Würde man Arztpraxen nur in zentralen Orten gutheißen, so würden sich die Ver- sorgungsbereiche bei einem Ra- dius von 7,5 Kilometern in dichter

besiedelten Gebieten zwar hier und dort überschneiden, in ländlichen Gebieten würden jedoch große un- terversorgte Gebiete entstehen.

Hier müssen also auch in Zukunft zwischen den zentralen Orten Arzt- sitze verbleiben und möglicherwei- se sogar gefördert werden."

Im einzelnen ergibt sich für Schles- wig-Holstein zur Zeit folgende sta- tistische Übersicht: In insgesamt 287 Orten Schleswig-Holsteins praktizieren derzeit Kassenärzte.

Davon sind 114 zentrale Orte. Die restlichen vier zentralen Orte sol- len künftig ebenfalls Arztsitze wer- den. Es handelt sich dabei um die Orte Steinbergkirche im Kreis Flensburg-Land, Siberstedt im Kreis Schleswig, Felde im Kreis Rendsburg-Eckernförde sowie San- desneben im Kreis Herzogtum Lau- enburg. In Sandesneben befindet sich derzeit eine Gemeinschafts- praxis im Planungsstadium, des- gleichen eine Arztpraxis in Stein- bergkirche. Felde und Silberstedt werden zur Zeit noch durch die umliegenden Arztsitze mitversorgt.>

Tabelle 1: An der kassenärztlichen Versorgung teilnehmende Ärzte

voll zugel. Ersatz-

Kassen- Beteiligungen nach kassen- Ermächtigungen

ärzte § 29 ZulO § 30 ZuIO Beteiligung kurativ kur. u. präv. präventiv Gesamt Land I Allgemeinärzte

Fachärzte Land II Allgemeinärzte

Fachärzte Land III Allgemeinärzte

Fachärzte kreisfreie Allgemeinärzte Städte Fachärzte

227 2

100 19 1 1

245 — 1 1

99 19 — 1

337 — 1 7

220 32 — 1

292 — 2 4

410 6 — 13

1 101 829

1 119 87 87 952 1 930

Allgemeinärzte Fachärzte zusammen:

zum Vergleich 1971:

Allgemeinärzte Fachärzte zusammen:

4 14

76 1 16

76 5 30

5 13

72 1 17

72 6 30

1 066 784 1 850

17 13

17 13 87 2 158

1 085 83

31 16 83 920

31 16 83 2 088

2722 Heft 38 vom 19. September 1974 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

(3)

Spektrum der Woche Aufsätze • Notizen

Strukturanalyse Schleswig-Holstein

Die Strukturanalyse stellte weiter fest, daß neben den 118 zentralen Orten etwa weitere 100 Orte Schleswig-Holsteins Arztsitze blei- ben müssen. Danach wären bei den derzeitigen Gegebenheiten etwa 70 Arztsitze für eine ausrei- chende ärztliche Versorgung ent- behrlich. Dieser mehr theoreti- schen Überlegung hält die KV je- doch folgendes Argument entge- gen: „Das bedeutet selbstverständ- lich keinesfalls, daß diese Arztsitze in naher Zukunft aufgegeben wer- den sollen. Dazu hat die Kassen- ärztliche Vereinigung im übrigen auch keinerlei Befugnis. Sie kann nicht einmal einen Arzt hindern, sich in einem Ort niederzulassen, der nicht den Planvorstellungen entspricht. Allerdings wird eine sol- che Niederlassung auch nicht ge- fördert werden können."

Förderung moderner Formen ärztlicher Berufsausübung

Die Kassenärztliche Vereinigung verfolgt das Prinzip einer ärztli- chen Versorgung von zentralen Or- ten bzw. Arztschwerpunkten aus.

Dabei sollen sämtliche Formen der Ausübung des ärztlichen Berufes in freier Praxis gefördert werden, wenn sie dem gewachsenen Ge-

sundheitsverständnis und dem grö- ßer gewordenen Bedarf an Ge- sundheitsleistungen in angemesse- ner Weise Rechnung tragen. Dabei bieten Gruppenpraxen für die be- teiligten Ärzte als auch für die zu versorgende Bevölkerung viele Vorteile.

Bereits im Jahre 1973 wurde in Flintbek bei Kiel eine von der Kas- senärztlichen Vereinigung geför- derte Gruppenpraxis in Betrieb ge- nommen. Hier arbeiten ein Internist und zwei Allgemeinärzte zusam- men, ein Kinderarzt wird sich dem- nächst anschließen.

Ein weiteres wegweisendes Mo- dell einer Gruppenpraxis für ländli- che Gebiete ist im Frühjahr dieses Jahres in Schenefeld im Kreis Steinburg eingeweiht worden, das von zwei Allgemeinärzten betrie- ben wird (Fotos).

Kassenärztliche Vereinigung hilft Um die Sicherstellung der Kassen- ärztlichen Versorgung in Schles- wig-Holstein weiter zu verbessern, hat die KV Schleswig-Holstein am 27. März 1974 einen ganzen Kata- log von Maßnahmen beschlossen:

I. Gemeinschaftsaufgaben zur Auf- rechterhaltung einer ausreichen- den kassenärztlichen Versorgung 1. Die KV gewährt den freiprakti- zierenden Ärzten für Bereitschafts- dienst an Wochenenden und ge- setzlichen Feiertagen ein Sonder- honorar, wenn sie häufiger als an jedem 4. Wochenende zum Bereit- schaftsdienst herangezogen wer- den müssen.

2. Die KV gewährt den regional ge- bildeten Notrufzentralen den vollen Ersatz der durch ihren Betrieb ent- stehenden personellen und sächli- chen Kosten.

3. Die KV gewährt den freiprakti- zierenden Kassenärzten bei Praxis- ausfall infolge Krankheit ein Son- derhonorar, um damit die vertre- tungsweise Fortführung der Praxis während der Krankheit zu ermögli- chen.

II. Maßnahmen zur Verbesserung der kassenärztlichen Versorgung in ländlichen Gebieten und im städti- schen Umland

1. Die KV Schleswig-Holstein ge- währt für dringlich zu besetzende Kassenarztsitze eine Umsatzgaran-

Tabelle 2: Zusammenstellung - Allgemein- und Fachärzte - Schleswig-Holstein

Anzahl der Ärzte Wohnbe- Einwohner Ärzte pro

50 J. 50-60 J. über 60 J. zus. völkerung pro Arzt 10 000 Einw.

Allgemeinärzte

Stadtkreise 66 127 105 298 684 883 2 298 4,4

Landkreise 245 292 284 821 1 882 770 2 293 4,4

zusammen: 311 419 389 1 119 2 567 653 2 295 4,4

Fachärzte

Stadtkreise 197 135 98 430 684 883 1 592 6,3

Landkreise 233 132 127 492 1 882 770 3 827 2,6

zusammen: 430 267 225 922 2 567 653 2 785 3,6

Allgemein- u. Fachärzte

Stadtkreise 263 262 203 728 684 883 941 10,6

Landkreise 478 424 411 1 313 1 882 770 1 434 7,0

zusammen: 741 686 614 2 041 2 567 653 1 258 8,0

*) Kassenärzte und an der kassenärztlichen Versorgung beteiligte Ärzte

2724 Heft 38 vom 19. September 1974 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

(4)

tie bis zu 120 000 DM pro Jahr für 1 _._ _ _ _ _ _

die Dauer von ein oder zwei Jah- ·~~---.':*'

II

IJ

ren.

2. Die KV gewährt zur Mitfinanzie- rung von Arztpraxen, die für die Si- cherstellung der kassenärztlichen Versorgung unentbehrlich sind, zinsgünstige Darlehen bis zum Be- trag von 150 000 DM für Bauvorha- ben und bis zum Betrag von 40 000 DM für Einrichtungszwecke.

3. Für die Finanzierung von Praxis- einrichtungen bei Gemeinschafts- praxen in ländlichen Gebieten kön- nen auch dann zinsgünstige Darle- hen bis zum Betrag von 40 000 DM je Arzt gewährt werden, wenn es sich nicht um Arztpraxen handelt, die für die Sicherstellung der kas- senärztlichen Versorgung unent- behrlich sind.

4. Für die Finanzierung von Praxis- rationalisierungs- und Modernisie- rungsvorhaben können zinslose Darlehen bis zum Betrag von 25 000 DM gewährt werden.

5. Für die Installation von Auto- Sprechfunkanlagen werden eben- falls zinslose Darlehen bis zum Be- trag von 10 000 DM gewährt.

111. Weitere Maßnahmen

1. Die KV gewährt Lehrbeauftrag- ten für Allgemeinmedizin an der Universität Kiel, der Medizinischen Hochschule Lübeck oder ver- gleichbaren Einrichtungen Zu- schüsse bis zum Betrag von 1500 DM monatlich, um damit die Wei- terbildung zum Arzt für Allgemein- medizin zu fördern.

2. Die KV beteiligt sich an dem Zentralinstitut der Kassenärztli- chen Bundesvereinigung, Köln, das u. a. die Aufgabe hat, moderne Praxisformen zu erforschen.

3. Die KV beteiligt sich mit einem Betrag von 10 000 DM an der Stif- tung "Deutsches Institut für Allge- meinmedizin".

.,. Diese zu besonderen Maßnah- men benötigten Mittel werden aus-

I

Röntgenuntersuchungsraum in der Gemeinschaftspraxis Schenefeld Foto: Kaack

schließlich von den freipraktizie- renden und · an der kassenärztli- chen Versorgung teilnehmenden Ärzten im Umlageverfahren aufge- bracht.

.,. Daran ist allerdings die Erwar- tung geknüpft, daß auch die öffent- liche Hand, insbesondere die Ge- meinden, bei der Schaffung oder Erhaltung notwendiger Arztsitze fördernd mitwirkt:

Förderung durch Ärzte-Fonds

Inzwischen wurden auf Grund der genannten Maßnahmen Darlehens- zusagen in Höhe von insgesamt 3 Millionen DM gewährt. Damit sind die zur Verfügung stehenden Mittel bereits bis in das Jahr 1975 hinein ausgeschöpft worden. Der Bericht verweist in diesem Zusammenhang auf den Ende 1973 gegründeten schleswig-holsteinischen Ärzte- fonds, der in erster Linie Gemein-

schafts- bzw. Gruppenpraxen fi- nanzieren soll und der gegenwärtig über Einlagen in Höhe von einer Million DM verfügt. Zur Zeit sind sechs derartige Gruppenpraxen in Planung.

Höhere Arztdichte

ln den letzten Jahren hat sich die Arztdichte in Schleswig-Holstein erfreulicherweise stetig verbessert.

Sie ist von 7,8 Ärzten je 10 000 Ein- wohner im Jahre 1972 auf 8,0 Ärzte je 10 000 Einwohner in diesem Jahr gestiegen.

.,. Allerdings bestehen nach wie vor erhebliche Unterschiede in den einzelnen Regionalbereichen, ins- besondere was die Verteilung der Fachärzte betrifft. Der Grund: Die fachärztliche Versorgung in Schles- wig-Holstein erfolgt überwiegend von großen Städten aus. So war beispielsweise während des Be- richtszeitraumes in dem früheren Kreis Flensburg-Land kein Facharzt DEUTSCHES ARZTEBLATT Heft 38 vom 19. September 1974 2725

(5)

Tabelle 3: Praxisausstattung bei Allgemein- und Fachärzten Praxisausstattung mit: Fachärzte Allgemeinärzte Kassenärzte

°/0- °/o-

Anz. Anteil Anz. Anteil Anz. Anteil Röntgeneinrichtung 368 65,0 140 18,2 429 32,2

EKG 196 34,6 399 52,0 531 39,8

EEG 12 2,1 2 0,3 14 1,1

Ultraschallgerät 73 12,9 89 11,6 162 12,2 Reizstromgerät 120 21,2 264 34,4 384 28,8 Kurzwellengerät 406 71,7 719 93,6 1 125 84,3 Sollulxlampe u. ä. 381 67,3 735 95,7 1 116 83,7 endoskopische

Einrichtung*) 217 32,2 139 18,0 356 26,7 Praxislabor (klein) 255 45,0 513 66,8 768 57,6 Praxislabor (groß) 165 29,2 223 29,0 388 29,0

*) Rektoskop, Kolposkop, Zystoskop

Quelle der Tabellen: Zweiter Bericht zur Struktur der kassenärztlichen Versorgung in Schleswig-Holstein, herausgegeben von der Kassenärztlichen Vereinigung Schleswig-Holstein, Bad Segeberg, Juli 1974

2726 Heft 38 vom 19. September 1974 DEUTSCHES ARZTEBLATT Spektrum der Woche

Aufsätze • Notizen

Strukturanalyse Schleswig-Holstein

niedergelassen. Die fachäzrtliche Versorgung erfolgte ausschließlich durch Flensburger und Schleswiger Fachärzte.

Ähnliche Verhältnisse sind auch in den anderen städtischen Randkrei- sen anzutreffen, besonders im Landkreis Plön, der fachärztlich von Kieler Ärzten mitversorgt wird.

Bei den Allgemeinärzten fällt die geringe Arztdichte in den Kreisen Segeberg und Stormarn auf. Diese beiden Kreise müssen bevorzugt mit jüngeren Allgemeinärzten ver- sorgt werden.

Nicht nur die Zahl der voll zuge- lassenen Ärzte hat sich in den letz- ten beiden Jahren erhöht, sondern auch die Zahl der nach § 29 der Zulassungsordnung ausgesproche- nen Beteiligungen. Ende 1973 gab es 76 an der kassenärztlichen Ver- sorgung beteiligte Ärzte, 30 an der Ersatzkassenpraxis beteiligte Ärzte und fünf gemäß § 30 der Zulas- sungsordnung vorübergehend an der kassenärztlichen Versorgung beteiligte Ärzte.

111> Ferner gab es zum gleichen Zeitpunkt 117 zur Durchführung be- stimmter Leistungen ermächtigte

Ärzte. Davon waren 17 Ärzte nur kurativ, 87 nur präventiv und 13 Ärzte sowohl kurativ als auch prä- ventiv tätig.

Fachärzte jünger als Allgemeinärzte Das Durchschnittsalter ist bei den Allgemeinärzten mit 56 Jahren ge- genüber 1972 unverändert geblie- ben. Das Durchschnittsalter der Fachärzte hat sich hingegen ge- ringfügig verringert. Es beträgt jetzt 51 Jahre.

Die Übersicht nach Jahrgangsklas- sen zeigt, daß zwei Drittel aller praktizierenden Kassenärzte zwi- schen 1906 und 1925 geboren sind, also zwischen 49 und 68 Jahren alt sind. Nur knapp 10 Prozent sind äl- ter als 68 Jahre, knapp ein Viertel sind jedoch jünger als 49 Jahre.

Die über 68 Jahre alten Ärzte sind nahezu gleichmäßig auf Allgemein- ärzte und Fachärzte verteilt. Von den Allgemeinärzten sind 10,8 Pro- zent und von Fachärzten 7,3 Pro- zent vor 1906 geboren.

Dagegen sind nach 1925 nur 17,3 Prozent der Allgemeinärzte, jedoch 34 Prozent der Fachärzte geboren.

Hier zeigt sich deutlich der Trend der jüngeren Arztgeneration zur fachärztlichen Tätigkeit. Bei der Beurteilung des Durchschnittsal- ters der Kassenärzte darf aller- dings nicht unberücksichtigt blei- ben, daß ein Arzt für Allgemeinme- dizin selten vor dem 32. Lebensjahr und ein Facharzt fast überwiegend erst nach dem 34. Lebensjahr sei- ne Weiterbildung abgeschlossen hat. Wenn man zu diesem Aus- gangsalter 35 Berufsjahre hinzu- rechnet, so ergibt sich ein Mittel- wert von 50,5 Jahren. Tatsächlich beträgt das Durchschnittsalter der Kassenärzte in Schleswig-Holstein gegenwärtig 54 Jahre. Es weicht also von dem errechneten Mittel- wert nur um dreieinhalb Jahre nach oben ab.

Bei der Ermittlung der Arztdichte ergab sich für 1973 folgendes Bild:

Auf jeden voll zugelassenen Kas- senarzt entfielen 1330 Einwohner.

Berücksichtigt man jedoch auch die nach § 29 und § 30 der Zulas- sungsordnung beteiligten Ärzte und die an der Ersatzkassenpraxis teilnehmenden Ärzte, so ergibt sich eine Arztdichte von nur 1258 Ein- wohner je Arzt.

• Im Vergleich zur Bevölkerungs- entwicklung ist die Zahl der Ärzte in den vergangenen zwei Jahren relativ stärker gestiegen. 1973 wa- ren im Vergleich zu 1971 insgesamt 1,5 Prozent Personen weniger von einem Arzt zu versorgen. Die Zu- nahme der Arztdichte verteilt sich gleichmäßig auf Allgemeinärzte wie Fachärzte.

Verbesserte fachärztliche Versorgung

Die fachärztliche Versorgung konnte bei den Augenärzten, den Chirurgen, Gynäkologen und den HNO-Ärzten verbessert werden.

Die Gesamtzahl in diesen Gruppen erhöhte sich jeweils um vier bzw.

fünf Ärzte.

Die Zahl der Internisten hat dage- gen nur geringfügig zugenommen.

Ihr prozentualer Anteil verminderte

(6)

sich sogar von 25,1 Prozent auf 24,8 Prozent.

..,_. Dagegen ist bei den Nervenärz- ten ein Zugang von einem und bei den Urologen von zwei Arztsitzen zu verzeichnen.

..,_. Erfreulich ist auch die Zunahme der Facharztdichte in den ländli- chen Regionalbereichen. ln den Westküstenkreisen sind vier Fach- ärzte hinzugekommen, in den Ost- küstenkreisen haben neun Fach- ärzte ihre Tätigkeit zusätzlich auf- genommen, und in den Hamburger Randkreisen haben acht Fachärzte neue Praxen eröffnet.

Dieser Trend ist deswegen beson- ders bemerkenswert, weil bestimm- te Fachgruppen in beachtlichem Umfang an der primärärztlichen Versorgung teilnehmen. So beträgt der Anteil an der primärärztlichen Versorgung bei Kinderärzten 90 Prozent und bei den Internisten 70 Prozent. Aber auch andere Fach- arztsparten wie Chirurgen und Gy- näkologen nehmen an der primär- ärztlichen Versorgung teil, wenn auch in einem geringeren Maße.

..,_. Aus dem Gesagten ergibt sich folgendes Fazit: Würde man die Arztdichte insbesondere in Landgebieten - ausschließlich an der Zahl der Allgemeinärzte und der praktischen Ärzte messen, so würde man zu völlig falschen Schlußfolgerungen gelangen. Viel- mehr müssen auch die in die pri- märärztliche Versorgung in erhebli- chem Umfang eingeschalteten Fachärzte angemessen berücksich- tigt werden.

Bessere apparative Ausstattung Erfreulicherweise ist auch eine qualitative Verbesserung der ärztli- chen Versorgung zu verzeichnen:

Während im Jahre 1971 insgesamt 445 Ärzte über besondere medizi- nisch-technische Einrichtungen verfügten, waren es 1973 bereits 551 Ärzte. Das bedeutet: Die nie- dergelassenen Ärzte mit gut ausge- statteten Praxen bedürfen immer weniger der Mitwirkung von Kran- kenhausambulanzen; ihre Einrich-

tungen sind häufig besser und mo- derner als die der Krankenhäuser, besonders in ländlichen Gebieten.

Von 1971 bis 1973 hat sich die Ge- samtzahl der ärztlich erbrachten Leistungen von 44 Millionen auf 48,8 Millionen erhöht. An der Zu- nahme um mehr als 10 Prozent sind die Beratungen in der Sprech- stunde des Arztes allein mit 1,4 Millionen beteiligt. Die Zahl der Hausbesuche ging hingegen um 160 000 zurück. Dieser Trend wird jedoch seit Jahren von vielen Kas- senärztlichen Vereinigungen beob- achtet; er hängt mit der zunehmen- den Mobilität auch des kranken Menschen zusammen (Motorisie- rung; Zunahme der beruflichen Mobilität; Pendlerproblem).

Die Zahl der im Jahr 1973 seitens der KV abgerechneten RVO- und Ersatzkassenbehandlungsfälle be- lief sich auf 8,1 Millionen. Bezogen auf die Summe aller erbrachten Leistungen fielen also 6,0 Leistun- gen je Behandlungsfall an. Die Zahl der Behandlungsfälle hat sich damit um 700 000 erhöht und die Zahl der Leistungen je Behand- lungsfall nur um 0,1.

..,_. Die von den Krankenkassen und auch in verschiedenen "wissen- schaftlichen" Gutachten so häufig beklagte Steigerung des Leistungs- umfanges ist also in erster Linie durch die häufigere Inanspruch- nahme des Arztes begründet. Die Verschlechterung der Morbidität beläuft sich auf knapp 10 Prozent, während die Zunahme des Lei- stungsbedarfs je Behandlungsfall nur etwa 1,5 Prozent beträgt.

..,_. Als Fazit des zweiten Struktur- berichtes der Kassenärztlichen Vereinigung Schleswig-Holsteins ergibt sich: Gegenüber 1971/1972 hat sich die kassenärztliche Ver- sorgungslage in Schleswig-Hol- stein merklich verbessert: Diese Tendenz wird noch deutlicher wer- den, wenn auch die übrigen be- reits eingeleiteten Maßnahmen greifen, also der gesamte Katalog der Gemeinschaftsaufgaben und Sicherstellungsmaßnahmen der KV wirksam geworden ist.

Dr. Harald Clade

Gesamtreform des Lebensmittelrechts unter Dach und Fach

Nachdem der Deutsche Bundestag bereits im Jahre 1958 eine Gesamt~

reform des Lebensmittelrechts ge- fordert hatte und die erste Lesung eines entsprechenden Gesetzent- wurfes der Bundesregierung be- reits 1971 im 6. Deutschen Bundes- tag stattfand, hat der Bundestag am 18. Juni 1974 diese lang erwar- tete und intensiv beratene Reform einstimmig verabschiedet.

Obwohl die Gesamtreform das Recht im Verkehr mit Lebensmit- teln, Tabakerzeugnissen, kosmeti- schen Mitteln und sonstigen Be- darfsgegenständen (zum Beispiel Wasch- und Reinigungsmitteln, ln- sektensprays, Spielwaren), neu ordnet, umfaßt sie noch keines- wegs alle rechtlichen Regelungen über Lebensmittel, da viele wichti- ge Einzelgesetze, zum Beispiel das Zuckergesetz, das Brotgesetz, das Milchgesetz, das Margarinegesetz, nach wie vor weiterhin neben dem jetzt verabschiedeten Gesetz in Kraft bleiben.

Das neue Lebensmittelgesetz soll unter Beibehaltung der grundle- genden Konzeption des früheren Lebensmittelgesetzes den Schutz des Menschen vor Gesundheits- schäden unter Berücksichtigung der technologischen und allgemein wirtschaftlichen Entwicklung ver- stärken. Zugleich wird mit diesem Gesetz eine größere Übersichtlich- keit durch gesonderte Regelungen für jedes Sachgebiet, nämlich Le- bensmittel, Tabakerzeugnisse, Kos- metika und Bedarfsgegenstände, angestrebt. Neben der Verwirkli- chung des Gesundheitsschutzes will das Gesetz vor allem den Ver- braucher vor Täuschung und Irre- führung schützen, ohne dabei die Entwicklung in der Lebensmittel- wirtschaft unnötig zu behindern.

Im einzelnen hat sich der Bundes- tag in Übernahme der Voten des für die Lebensmittelrechtsreform

DEUTSCHES ARZTEBLATT Heft 38 vom 19. September 1974 2727

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