• Keine Ergebnisse gefunden

Archiv "Erdbeben in Chile" (12.03.2010)

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Archiv "Erdbeben in Chile" (12.03.2010)"

Copied!
1
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

Deutsches Ärzteblatt

|

Jg. 107

|

Heft 10

|

12. März 2010 A 443 Antibiotika und Schmerzmittel zu

verteilen, aber auch bei Operationen zu assistieren“, sagt er. Die Patienten lagen auf Matratzen im Innenhof des Hospitals. Viele Angehörige und Freunde kümmerten sich um sie.

Dolmetscher halfen dabei, dass sich die Helfer und ihre Patienten ver- ständigen konnten. „Wir haben uns abends oft zu den Patienten gesetzt und mit ihnen gesprochen“, berich- tet Brinkmann. „Eine 34-jährige Se- kretärin hat mir erzählt, wie sie im Parterre eines dreistöckigen Hauses gearbeitet hat, als die Erde bebte. Sie war 14 Stunden unter den Trümmern eingeklemmt, bis ihr Bruder sie her - ausgezogen hat. Ihr Bein war ange- schwollen, und die Schmerzen wur- den immer größer. Zwölf Tage nach dem Beben kam sie zu uns mit ei- nem massiven Kompartmentsyn- drom. Wir mussten am Oberschen- kel amputieren. Als sie aus der Nar- kose erwacht ist, sagte sie: ,Ich dan- ke Ihnen, dass ich überlebt habe.‘

Das berührt einen sehr stark.“

„Alle konnten nehmen, was sie brauchten“

Der Niederkasseler Arzt ist mit der Zusammenarbeit der Hilfsorganisa- tionen im Katastrophengebiet sehr zufrieden. „Wir waren mit mehre- ren Organisationen in einer Schule untergebracht. Jede von ihnen stell-

te ihre Hilfsmittel in ein großes Zelt, und alle konnten daraus neh- men, was sie brauchten.“

Ein kleiner Unterschied

Auch Osmers lobt die Arbeit der Hilfsorganisationen: „Ärzte ohne Grenzen zum Beispiel arbeitet ex- trem effizient. Wir Ärzte konnten uns ausschließlich auf unsere Arbeit konzentrieren, logistische oder ad- ministrative Aufgaben wurden uns vollständig abgenommen.“ So hät- ten sie die gesamte Energie auf die Patientenversorgung fokussieren und in der ersten Woche 210 Opera- tionen durchführen können. „Es war, neben all dem Schrecken, eine sehr befriedigende Arbeit, die ei- nem das Gefühl vermittelte, in die- ser apokalyptischen Situation einen kleinen Unterschied machen zu können“, so Osmers.

Etwa zwei Monate nach dem Erdbeben ist die Katastrophenhilfe

in Haiti weitgehend abgeschlos- sen. „Jetzt geht es darum, den Menschen auch wieder eine all- gemeinmedizinische Basisversor- gung zu bieten und zum Beispiel Durchfallerkrankungen, Malaria oder Diabetes zu behandeln“, sagt Brinkmann. Humedica schicke nun kleine Teams auch in Dörfer der Umgebung, um die Menschen dort zu untersuchen und zu behan- deln. Darüber hinaus will Humedi- ca das Krankenhaus wieder auf- bauen und eine Prothesenwerkstatt errichten. Auch viele andere Hilfs- organisationen werden noch lange in Haiti bleiben. Denn „bis ein halbwegs funktionierendes Ge- sundheitssystem wieder aufgebaut ist, wird es noch sehr lange dau- ern“, meint Brinkmann. Dass mitt- lerweile die Regenzeit in Haiti be- gonnen hat, wird diese Aufgabe nicht erleichtern. ■

Falk Osterloh

Wenige Wochen nach der Katastrophe von Haiti bebte die Erde erneut. Als er gehört habe, dass das Erdbeben in Chile eine Stärke von 8,8 auf der Richter-Skala gehabt hätte, sei er schon besorgt gewesen. Doch die Schäden seien noch weit schlimmer gewesen, als er dies zunächst erwartet habe, fasste der Kölner Bankkaufmann Cristian Caro-Valenzuela die Lage in seinem Geburtsland zusammen. Zunächst habe er keinerlei Informatio- nen über seine Angehörigen erhalten können, da die Kommunikationssysteme ebenso wie die Stromversorgung völlig zusammengebrochen sei- en. Inzwischen habe er aber erfahren, dass seine Verwandten, die in dem durch das Erdbeben er- schütterten Gebiet nördlich von Concepción und in Santiago leben, unverletzt geblieben seien. Sie hät- ten allerdings, wie viele andere Chilenen auch, aus Angst vor den zahlreichen Nachbeben die Nächte zunächst im Freien verbracht. Circa 800 Chilenen sind, vor allem aufgrund der Tsunamis, die mehre- re Ortschaften überrollt haben, gestorben. Doch es gibt auch wieder Hoffnung: Viele medizinische Ge- räte seien zwar in letzter Zeit den Haitianern zur Verfügung gestellt worden, in jeder Region habe jedoch ein verfassungsmäßig verankerter Katastro- phenplan dafür gesorgt, dass die medizinische Ver- sorgung weitgehend gewährleistet sei.

„Die Soldaten sorgen nicht nur für Ordnung und Sicherheit, sondern verteilen auch Lebensmit-

tel, Trinkwasser und andere Hilfsgüter“, sagte die chilenische Staatspräsidentin und Ärztin Mi- chelle Bachelet. Nachdem es zu schweren Plünderungen gekommen sei, habe die Sozialis- tin außerdem den Ausnahmezustand und eine Ausgangssperre in den Nachtstunden für die Region um Concepción verhängt, berichtete Ca- ro-Valenzuela dem Deutschen Ärzteblatt. Für 30 Tage werden die am meisten betroffenen Re- gionen von hohen Militärs verwaltet. 230 Ton- nen Hilfsgüter sind auf dem Weg in die Krisen- regionen. Dennoch warfen die Medien der scheidenden Präsidentin auch Langsamkeit und Schwäche vor. „Die Leute werden immer den- ken, dass wir mehr hätten machen können“, so

Bachelet. Kli

ERDBEBEN IN CHILE

80 Prozent aller Häuser der haitianischen Hauptstadt

Port-au-Prince stürzten Schätzungen zufolge bei dem Erdbeben ein.

Fotos: dpa

T H E M E N D E R Z E I T

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE