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Archiv "Ungleichgewicht durch Impact Factor" (02.11.2012)

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Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 109

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Heft 44

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2. November 2012 753

M E D I Z I N

DISKUSSION

Ungleichgewicht durch Impact Factor

Ziemann und Oestmann belegen, dass der Impact Factor (IF) medizinischer Publikationen resultierend aus Promotionsarbeiten an der Charite innerhalb einer Dekade unkorrigiert um rund 50 %, die Zahl der Publi- kationen pro Promovend von 0,8 auf 1,4 anstiegen.

Diese Daten sind erfreulich, veranlassen jedoch zur Diskussion um die Wertigkeit des Impact-Faktor (IF) beim intra- und interfakultären Vergleich.

Eingereichte Manuskripte werden von Herausge- bern und Gutachtern sorgfältig geprüft, um die Priorität für eine Veröffentlichung festzulegen.

Regelhaft werden hierbei Vorschläge umgesetzt, die Qualität und Zitierungen erhöhen sollen (1). In Anbetracht der aktuellen Plagiatsdiskussion sind diese verdeckten Fremdleistungen nicht trivial.

Der IF medizinischer Zeitschriften korreliert mit der Länge der zugehörigen Fachlisten; hierbei er- geben sich Unterschiede für Querschnittfächer, Or- ganfächer und Subspezialitäten (2). Weiterhin sind Formalien relevant für die Zitierhäufigkeit (1).

Herausragende Ergebnisse erscheinen bevorzugt in Top-Journalen ohne Fachzugehörigkeit, so dass der IF einer Fachliste nicht unbedingt das wissen- schaftliche Potenzial des Fachgebiets widerspie- gelt. Punktuell lässt sich diese Aussage für die pä- diatrische Onkologie und Hämatologie belegen, weil kürzlich fünf ihrer Forscher herausragende Wissenschaftspreise und Ehrungen erhielten; die zur Beurteilung herangezogenen Arbeiten er- schienen ausnahmslos in nichtpädiatrischen Zeit- schriften (3).

Die fachliche Zuordnung jeder Einzelpublikation wird Ungleichgewichte kaum beseitigen können (2) und erscheint realitätsfern. Einfach wäre dagegen ein Score, der für das Ranking einer Zeitschrift innerhalb einer Fachliste unter Berücksichtigung von Quartilen Punkte vergibt. Würde ein derartiger Score fachüber- greifend zum Vergleich wissenschaftlicher Leistungen angewandt, bliebe der Einfluss der Top-Journale erhal- ten, aber fremde und formale Einflüsse würden margi- nalisiert und jetzt benachteiligte Fachlisten gewinnen.

Damit wären auch valide Vergleiche zwischen Fakultä- ten mit unterschiedlichen Profilen möglich.

DOI: 10.3238/arztebl.2012.0753a LITERATUR

1. Göbel U, Gortner L: Peer Review, Impact Factor und Leserpräferenz geben Hinweise zur Erstellung von Publikationen für die klinische Be- handlung. Klin Padiatr 2012; 224: 3–7.

2. Göbel U, Niem V: Rating und Ranking medizinischer Zeitschriften:

Randomisiert kontrollierte Evaluation von Impact Factor und Zahl der gelisteten Journale. Klin Padiatr 2012; 224: 43–50.

3. Klingebiel T: Herausragende Wissenschaftspreise und Ehrungen für pädiatrische Onkologen. Klin Padiatr 2012; 224: 121–3.

4. Ziemann E, Oestmann J-W: Publications by doctoral candidates at charité university hospital, Berlin, from 1998–2008. Dtsch Arztebl Int 2012; 109(18): 333–7.

em. Prof. Dr. med. Ulrich Göbel

ESPED-Geschäftsstelle, Koordinierungszentrum für Klinische Studien Universitätsklinikum der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf goebelu@arcor.de

Prof. Dr. med. Ludwig Gortner

Klinik für Allgemeine Pädiatrie und Neonatologie

Kliniken Kinder und Jugendmedizin, Universitätsklinikum des Saarlandes neonat@uniklinikum-saarland.de.

Interessenkonflikt

Die Autoren erklären, dass kein Interessenkonflikt besteht.

Effizienzminderung statt Steigerung

Es stellt sich die Frage, ob die Charité das Ziel verfolgt, erstklassige medizinische Forschung abzuschaffen. In ihrer neuen Promotionsordnung (ab Sommer 2012) wird die sogenannte Publikationspromotion gefordert (1), dass heißt, der Doktorand sollte Erstautor in einem internationalen Journal mit möglichst hohem (für den Individualforscher äußerst dubiosen [2]) Impact-Faktor sein. Doktoranden sind aber akademische Anfänger.

Anfängerarbeiten sind nicht erstklassig. Erst wenn der Doktorand sehr gut betreut wird, in der Regel von ei- nem PD oder einem „fast PD“, können erstklassige uni- versitäre Arbeiten entstehen. Das Problem ist aber, dass ein PD oder ein „fast PD“ selbst Erstautorschaften für eine Professur oder ein PD benötigen (3, 4). Sollten jetzt die Erstautorschaften regelmäßig an die betreuten Doktoranden gehen, dann wird es keine Betreuungen mehr geben, dass heißt die entstehenden Uni-Arbeiten werden immer nur solche von unbetreuten Anfängern sein. Statt die Effizienz zu steigern, werden die Berliner die Effizienz mindern. DOI: 10.3238/arztebl.2012.0753b

LITERATUR

1. Ziemann E, Oestmann J-W: Publications by doctoral candidates at charité university hospital, Berlin, from 1998–2008. Dtsch Arztebl Int 2012; 109(18): 333–7.

2. Seglen PO: Why the impact factor of journals should not be used for evaluating research. BMJ 1997; 314: 498–502.

3. Stief TW: The Researcher´s publication index. Hemostasis Laboratory 2011; 4: 261–2.

4. Stief TW: Red flags and green flags. Hemostasis Laboratory 2012; 5 (Heft 3, im Druck).

PD Dr. med. Thomas Stief

Institut für Laboratoriumsmedizin und Pathobiochemie, Marburg thstief@med.uni-marburg.de

Interessenkonflikt

Der Autor erklärt, dass kein Interessenkonflikt besteht.

zu dem Beitrag

Publikationen von Doktoranden 1998–2008:

das Beispiel Charité

von Esther Ziemann, Prof. Dr. med. Jörg-Wilhelm Oestmann in Heft 18/2012

Referenzen

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