Dass Musik auf viele Menschen mit Demenz einen positiven Einfluss hat, ist aus der musiktherapeuti- schen Praxis zwar schon lange be- kannt, war jedoch bisher wissen- schaftlich nur eingeschränkt nach- weisbar. Prüft man nämlich, ob sich das Gedächtnis oder die Denkleis- tung des Patienten verändern, findet man keinen Effekt. Dagegen verbes- sern sich das Wohlbefinden und der emotionale Ausdruck während der Musiktherapie deutlich. Frankfurter Psychologen haben nun ein metho- disches Vorgehen entwickelt, diese aus der Erfahrung bekannten Wir- kungen empirisch zu quantifizieren.
In einer zweijährigen Pilotstudie mit Musiktherapeuten der Fachhoch- schule Frankfurt am Main unter- suchte Arthur Schall, Musikwissen- schaftler und Psychologe im Ar- beitsbereich Altersmedizin der Goe- the-Universität, die Auswirkungen von Musik auf Menschen mit fort- geschrittener Demenz, die im häus- lichen Umfeld gepflegt wurden. Die Forscher konnten nachweisen, dass DEMENZ
Musiktherapie fördert Wohlbefinden
sich nonverbale Kommunikations- fähigkeit, Wohlbefinden und emo- tionaler Ausdruck der demenzkran- ken Menschen während einer Mu- siktherapie signifikant verbessern.
„Menschen haben ein elementares Bedürfnis, sich mitzuteilen. Wenn die Sprachfähigkeit nachlässt, ge- winnen nonverbale Kommunikati- onsformen zunehmend an Bedeu- tung und ermöglichen insbesondere auch die Äußerung von Emotio- nen“, erklärt Schall. In einem wei-
teren Projekt mit dem Frankfurter Städel Museum wollen Prof. Dr.
med. Johannes Pantel, Schall und Dr. med. Valentina Tesky künftig auch die Potenziale von Kunst bei der Therapie Demenzkranker erfor- schen. Im Museum of Modern Art in New York gibt es bereits Kunst- führungen für Menschen mit De- menz und ihre Angehörigen. Kli
Das Praxisnetz „GO IN“ ist mit sei- nen 464 Mitgliedern nicht nur das größte Ärztenetz in Bayern, son- dern es ist auch sehr innovativ. So wurde beispielsweise auf Initiative des GO IN-Arztes Dr. med. Michel Dauphin im Juli 2011 die GO IN- Ärzteband ins Leben gerufen. Dazu
DIE GO IN-ÄRZTEBAND
Let’s make music
Dauphin: „Viele Kollegen, die noch in keinem Ensemble spielten, sehn- ten sich danach. Die Idee, eine ge- meinsame Band zu gründen, keimte daher auf fruchtbaren Boden. Eine bessere Vernetzung der Kollegen als das persönliche Kennenlernen durch die Musik gibt es nicht.“ Der harte Kern der Band besteht mittler- weile aus elf Ärzten aus sämtlichen medizinischen Fachrichtungen und zehn weiteren Hobbymusikern. Die Besetzung reicht von Blech- über Holzbläser, Klavier und Gitarre bis hin zum Schlagzeug und einem E-Gitarren-Bass. Professionell un- terstützt wird die Band von Band-
leader Pavel Sandorf. Der erste Auftritt am 27. November 2012 im Stadttheater in Ingolstadt war gleich ein voller Erfolg. Kein Wun- der, denn die Band trifft sich regel- mäßig zum Üben, teilweise auch am Wochenende. Dadurch entsteht ein Zusammenhalt, den es sonst in einem Ärztenetz nicht gibt. Das Re- pertoire besteht wie bei den meisten Big Bands aus Swing Stücken. Da- neben spielt die Ärzte-Band auch Titel aus den Bereichen Rock und
Pop. Barbara Rögner
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Informationen: www.goin.info und www.facebook.com/GoinBigband@
Informationen: Schall@allgemein medizin.uni-frankfurt.deK U L T U R T I P P S
[62] Deutsches Ärzteblatt
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Jg. 110|
Heft 42|
18. Oktober 2013Die Besetzung der Ärzteband reicht von Blech- über Holzbläser, Klavier und Gitarre bis hin zum Schlag-
zeug und einem E-Gitarren-Bass.
Foto: GO IN-Ärzteband
Nonverbale Kom- munikationsfä- higkeit und Wohl- befinden demenz- kranker Menschen verbessern sich durch eine Musik- therapie signifikant.
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