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Archiv "Transplantation: Eine philosophisch-theologische Aufgabe" (14.09.2012)

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A 1826 Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 109

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Heft 37

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14. September 2012

Das Leser-Forum

TR AN SPLA NTA TION

Was sich nach der Novellierung alles ändert – ein Über- blick (DÄ 25/2012:

„Organtransplantati- on: Was sich gesetz- lich ändert“ von Eva Richter-Kuhlmann und Nicola Sieg- mund-Schultze).

Die wirkliche Frage

Der Bevölkerung soll auf die Pel- le gerückt werden, wenn es um die Erklärung zur Organspende nach dem Tod geht . . . Mit dem Begriff „nach dem Tode“ wird hier der „Zustand des Hirntodes“

gemeint.

Dabei wird die Meinung vieler an- erkannter Wissenschaftler unter- schiedlicher Disziplinen ver- schwiegen und ignoriert, die auf der Basis schwerwiegender Argu- mente den Hirntod nicht mit dem Tod des Menschen gleichsetzen und Hirntote als Sterbende aner- kennen . . .

Somit wird dem Laien durch die Art der Fragestellung die wahre Problematik verschwiegen.

Das Mindeste, was man verlangen kann, ist Ehrlichkeit. Deshalb müsste die Frage lauten: Wären Sie bereit, „im Zustand des Hirn- todes“ Ihre Organe zu spenden?

Dann kann sich auch ein 16-Jähri- ger über das Internet, mittels Bü- chern und Diskussionsforen infor- mieren, was es heißt, „hirntot“ zu sein. Besonders beeindruckend sind für mich die Berichte von dem amerikanischen Neurologen Prof. Alan Shewmon, der auf der Grundlage seiner jahrelangen Un- tersuchungen seine Haltung än- derte und vom Hirntodbefürworter zum Hirntodkritiker wurde.

Die Tatsache, wann wir einen Menschen für tot erachten, ist nicht nur von den medizinischen Erkenntnissen, sondern auch von unserem Welt- und Menschenbild

abhängig. Nach Meinung vieler Wissenschaftler und Ärzte und auch nach meiner Meinung darf das Menschsein und Personsein nicht auf die Bewusstseins-, Inte- grations- und Steuerungsfähigkeit des Gehirns reduziert werden. Das Hauptargument der Kritiker des Hirntodkriteriums ist die Einheit von Personalität und Leiblichkeit.

Wenn aber „Hirntote“ Sterbende sind, ergibt sich im Hinblick auf Transplantationen ein Konflikt mit konkurrierenden Ansprüchen.

Der Würde des Sterbenden, der das Recht hat, unbehelligt von den Interessen Dritter sein Leben zu beenden, stehen das Elend und die verständliche Not schwerstkran- ker Patienten gegenüber, die ein gespendetes lebensfrisches Organ benötigen. Die Gesellschaft und mit ihr die Propaganda in den Me- dien (das DÄ inbegriffen) haben sich für die entschieden, die noch schreien können. Diejenigen, die sich nicht mehr äußern können und keinen Nutzen mehr bringen, sollen sich opfern. Dafür soll man ihnen zu Lebzeiten „auf die Pelle rücken“ . . .

Dr. med. Inge Gorynia, 10117 Berlin

Eine philosophisch- theologische Aufgabe

Kollege Manfred Dornberg weist im Text auf die fehlende Hirntod- debatte hin. Seinem Anliegen stimme ich voll zu. Im Text wird mehrmals von einer „postmortalen Spende“ gesprochen. Diese „Spen- de“ ist noch „prämortal“! Die Transplantationsorgane müssen noch vom Kreislauf versorgt wer- den, um sie funktionsfähig trans- plantieren zu können, das heißt, Herz-Kreislauf müssen noch intakt sein. Richtig ausgedrückt: Bei den Spendern handelt es sich um

„Sterbende“, die bei der Organent- nahme „getötet“ werden!

Es wurde von keiner nationalen/in- ternationalen wissenschaftlichen

Fachgesellschaft der Nachweis er- bracht, dass der sogenannte Hirn- tod der Tod des Menschen sei!

Beckmann weist darauf hin, dass die Vertreter der Hirntod-These oft ein biologisches-materialistisches Menschenbild bevorzugen: Der Mensch wird ausschließlich auf seine naturwissenschaftlich nach- weisbaren Phänomene reduziert, das heißt, der alleinige Hirntod wird von ihnen als „Tod des Men- schen“ beurteilt. Nach christlicher Auffassung ist der Mensch nicht nur Materie: Die Geistseele be- wirkt, dass der materielle Leib ein lebendiger menschlicher Leib ist.

Die Seele benennt das geistige Le- bensprinzip des Menschen. Diese Auffassung wird in unserem Kul- turkreis allgemein anerkannt.

Wenn der Mensch nur „Biomasse“

wäre (materielles Menschenbild), wäre die Grundannahme, auf der unsere Gesellschafts- und Rechts- ordnung aufgebaut ist, hinfällig.

Die Trennung von Leib und Seele kann durch keine wissenschaftli- chen Techniken unmittelbar exakt festgestellt werden. Die „sichere“

Todesfeststellung ist nur indirekt möglich.

Das Gehirn erhält den Menschen nicht allein lebendig, sondern erst durch Vernetzung lebenswichtiger Organe. Dem Herz-Kreislauf-Sys- tem kommt eine wichtige Integra- tionsaufgabe zu. Aus theologi- scher Sicht gibt es keine ausrei- chenden Beweise, dass die Seele räumlich im Gehirn anzusiedeln ist. In der christlich-abendländi- schen Philosophie versteht man die Seele als das belebende Prin- zip des Leibes . . .

An der Hirntoddebatte müssen sich auch Philosophen und Theo- logen beteiligen, zumal der Arzt- beruf weder rein naturwissenschaft- lich noch geisteswissenschaftlich ist . . .

Literatur beim Verfasser Dr. med. Peter Halama, 23669 Timmendorfer Strand

S

W N ä b

„ o l Richter-Kuhlmannun

B R I E F E

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