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Pflanzenkläranlagen zur Behandlung landwirtschaftlicher Abwässer

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Academic year: 2022

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LANDWIRTSCHAFT UND UMWELT

· · · � · · ·

J ü rgen Kern, Potsdam-Bornim

Pfla nze n klära n l age n zur Beha n d l u ng l a n dwirtschaftl i cher Abwässer

Pflanzenkläranlagen ermögl ichen eine umweltgerechte und kostengünstige Form der dezentra len Abwasserbehandlung.

M it ihnen lassen sich auch hochbelastete Abwässer aus unterschiedl ichen landwi rt­

schaftl ichen Produktionsprozessen (Melkhaus-, Käsereiabwasser) b is zur Vorfluterreife reinigen. Bei angemessener verfahrenstechnischer Gestaltung können organische Verbindungen, Stickstoff, Phosphor sowie fäka lcol iforme Bakterien wirkungsvoll aus dem Abwasser entfernt werden. Weit verbreiteten Problemen wie der Nitratanreicherung im Grundwasser sowie der Eutrophierung von Flüssen und S een wird damit entgegengewirkt.

D

ie Abwasserentsorgung stellt in ländli­chen Regionen, wo noch kei n An­

schluß an die Kanalisation besteht, bis heute ein Problem dar.

Aufgrund der hohen Verrohrungsko­

sten, die für den Anschluß an eine zen­

tra le Klära nlage erforderlich sind, stellt sich die Frage, inwieweit d ie in der Agrar­

la ndschaft a nfallenden Abwässer nicht auch über kostengünstigere Pflan­

zenkläranlagen gereinigt werden können.

Während Pflanzenklära n lagen zur Be­

handlung kommunaler Abwässer inzwi­

schen weite Verbreitu ng gefunden haben [1, 2) , liegen Erfahrungen mit der Be­

handlung sta rk belasteter, la ndwirtschaft­

licher Abwässer bisher erst i n Ansätzen vor [3) . Das hängt oft mit verfa hrenstech­

n ischen Problemen zusa mmen, die a ls Folge hoher Konzentrationen a n Feststof­

fen , Stickstoff, Phosphor u nd Fetten im­

mer wieder auftreten . Vor d iesem H inter­

grund wurde die Reinigu ngsleistu ng von Sumpfpflanzen auf zwei Systemebenen u ntersucht:

• in zwei Pflanzenklära n lagen, die mit verschiedenen Abwässern beschickt werden und

• in Pflanzentöpfen, die mit Mel khausa b­

wasser beschickt wurden.

D r. rer. nat. Jürgen Kern ist wissenschaftli­

cher Mitarbeiter in der Abteilung Bioverfah­

renstechnik am Institut für Agrartechnik Bornim e. V, Max-Eyth-A!Iee 1 00, 1 4469 Potsdam-Bornim (Wissenschaftlicher Direk­

tor: Prof. Dr. -lng. J. Zaske).

Referierter Beitrag der LANDTECHNIK.

1 46

Pflanzenkläranlagen im praktischen Betrieb

ln G roßbeeren und Bad Saarow/Marien­

höhe (Brandenburg) werden zwei Pflan­

zenklära nlagen im jahreszeitlichen Wech­

sel auf ihre Reinigungsleistung u nter­

sucht. Beide etwa gleich großen Pflanzenbeete ( 135 m2) sind mit Kies ge­

füllt, wod u rch eine hohe Durchlässigkeit erreicht und ein oberflächlicher Abfluß verhindert wird . Die hyd raulische Last l iegt in G roßbeeren bei 0,015 u nd in Ma­

rienhöhe bei 0,029 m3/m2•d . Bepflanzt sind die Beete beider An lagen mit Schilf und a nderen Sumpfpflanzen. Die wichtig­

sten U ntersch iede zwischen den beiden Pflanzen kläranlagen sind d ie Art und Menge des beaufschlagten Abwassers.

Wäh rend die Anlage in Großbeeren täg­

lich von etwa 2 m3 häuslichem Abwasser horizontal d urchflossen wird, sind es in Marienhöhe etwa 4 m3 eines Gemisches aus Käsereiabwasser und häuslichem Abwasser, das die Anlage jeden Tag verti­

ka l d u rchströmt.

Reinigungsleistung

Zwischen dem Zu- und dem Ablaufwas­

ser der Pflanzenklära n lage in G roßbeeren ergeben sich sehr gute Rein igungslei­

stu ngen, die für den chemischen Sa uer­

stoffbedarf (CSB), für Stickstoff, Phos­

phor und fäkalcoliforme Bakterien zwi­

schen 80 und 100 % liegen ( Bild 1 ) . Wen iger gut sind die bisherigen Reini­

gungsleistungen der Anlage in Marien-

höhe. Vor allem die konzentrationsbezo­

gene Stickstoffelim i nation erreicht mit maximal 63 % nur seh r unzureichende Werte und drückt d a m it ein häufig vor­

kommendes Problem, n ä ml ich eine ein­

geschränkte Denitrifikation, a us. Große Mengen an N 03- im Ablauf sind ein Indiz für d ie unvollständ ige Red uktion von N03- zu N2, dem letzten Schritt des Stick­

stoffumsatzes, und s piegeln gleichzeitig ein ungünstiges Milieu für die auf a nae­

robe Bedingu ngen angewiesene Denitrifi­

kation wider. Der Grund h ierfür scheint in dem groben Kiessu bstrat sowie i n der in­

termittierenden Beschickungsweise zu liegen, die sich i n diesem System negativ a uswirkt und einen fortwä h renden Sauer­

stoffei ntrag in das Pfla nzen beet' in Mari­

enhöhe ermöglicht.

Eine weitergehende Red uzierung fäkal­

coliformer Bakterien erfolgt sowohl in Großbeeren als a uch i n M a rienhöhe i n ei­

nem Teich, der den Pflanzen beeten nachgeschaltet ist. Auf d i e Weise wird ein Hygienestatus erreicht, der als u n be­

den klich a ngesehen werden ka n n . Weiterführende Laborversuche

Eine unzureichende Stickstoffelimi nation, wie sie bei der Beha ndlung von Käserei­

a bwasser in Marienhöhe beobachtet wur­

de, war der Anlaß für weiterge hende U n­

tersuchungen zum Abba uverhalten von fett- und eiweißhaitigern Melkhausa bwas­

ser. Extreme, winterliche Verhä ltnisse bl ieben hierbei u n berücksichtigt.

Tab. 1 : Reinigung von Melkhausabwasser in Topfexperimenten mit und ohne Typha /atifolia Tab!e 1 : Purification of dairy farm waste water in pot experiments with and without Typha tat.

5.-1 2. August 1 996 CSB Gesamt-N NH4-N NOa-N Gesamt-P Fäkalcoliforme

Mittlere Lufttemperatur: 24 oc mg/1 mg/1 mg/1 mg/1 mg/1 KbEJml

Zulauf 3 100,0 85,2 20,4 2,3 402,0 1 00000,0

- - - -

Perkolat des Sandfilters 315,0 25,9 14,3 0,7 < 2 14000,0

Konzentrationsabnahme % 89,8 69,6 29,9 69,6 > 99,5 86,0

- - - -

Perkolat des Pflanzenfilters 248,3 12,8 1,8 0,7 < 2 9200,0 Konzentrationsabnahme % 92,0 85,0 9 1 ,2 69,6 > 99, 5 90,8 1 7.-24. Oktober 1 996

Mittlere Lufttemperatur: 1 1 oc

Zulauf 2700,0 87,7 10,9 2,3 1 16,0 60000,0

- - - -

Perkolat des Sandfilters Konzentrationsabnahme % Perkolat des Pflanzenfilters Konzentrationsabnahme %

390,0 85,6.

148,8 94,5

29,2 66,7 6,6 92,5

1 5,3 - 40,4 2,0 81,7

0,7 69,6 0,4 82,6

52. Jahrgang LANDTEC H N I K 3/97

(2)

. .. . . · · · · 4 · · · .. · · · . .. . . .. .��� . . . .

Großbeeren

Zulauf, influent CAblauf, effluent

CSB

8 0 0 -.---.

600

r

4oo

200 0

Cl

Sep-96 Dec-96 Apr-96 Jun-96

300 -.---=---.,

200 • • - . -. - . ----- - -- E 1 00

0

Sep-95 Dec-95 Apr-96 Jun-96

Gesamt·P

16 ,---, 1 2

r a

4 0

Sep-95 Dec-95 Apr-96 Jun-96

Fäkalcoliforme

Marianhöhe

•zulauf, influent

!;;3 Ablauf, effluent

CSB

800 --------.

600

r

400

200 0

D N03-N

59% 92% 96% 94%

Jan-96 Apr-96 Jul-96 Sep-96

Gesamt·N

300 -.---,

Cl

200 -. ---. -------- - ------. ---- -- -

E 1 00 0

1 6 1 2

Cl 8

E 4

0

Jan-96 Apr-96 Jul-96 Sep-96

- -'39o/,.-

Jan-96

Gesamt-P

520;,; -. '15� • • - . '5:>%

Apr-96 Jul-96 Sep-96

Fäkaleollforme 1.000.000 . - - - - -- -- - -- --- - . - - . - . - - 1 .000.000

1 0 .000 -- - - -- - -- - - - 1 0 .000

w .c

1 00

Sep-95 Dec-95 Apr-96 Jun-96

E

w .c

1 00

Jan-96 Apr-96 Jul-96 Sep-96

Bild 1 : Zu- und Ablaufkonzentrationen in den Pflanzenkläranlagen in Großbeeren und Marien­

höhe mit prozentualer Konzentrationsabnahme (KbE = Keimbildende Einheit)

Fig. 1 : lnlet and outlet concentrations in the reed bed systems at Großbeeren and Marienhöhe with percentage decrease (CFU = colony forming unit)

Zu zwei verschiedenen Zeitpu nkten , einma l wä hrend der Hau ptvegetationspe­

riode im August 1996, ein anderes Mal a m Ende der Vegetationsperiode i m Okto­

ber 1996 wurden sieben Liter fassende Töpfe a us Plexiglas unter natürlichen Licht- und Tem peraturverhältnissen mit Mel khausa bwasser eingestaut (hyd rauli­

sche Last = 0,015 m3/m2•d). Alle Töpfe waren mit Sand gefül lt und hatten die Funktion eines Sand- oder Pfla nzenfil­

ters. Der Pflanzenfilter war zusätzlich mit Rohrkolben (Typha latifolia) bepflanzt worden. Nach einer Woche wurde ü ber ein Glasventil a n der Topfunterseite das Perkolat entnommen und auf CSB, Ge­

samt-N , N H4-N , N03-N, Gesamt-P und fäkaleollforme Bakterien untersucht.

I m Perkolat der Sandfilter und insbe­

sondere der Pflanzenfilter waren starke Konzentrationsabnahmen zu verzeich- 52. Jahrgang LANDTEC H N I K 3/97

nen ( Tab. 1 ) . Am Abbau der Kohlenstoff­

und Stickstoffverbindu ngen wird beson­

ders deutlich, daß d ie Reinigu ngsleistung des Pfla nzenfilters die des un bepflanzten Sandfilters deutlich übertrifft. Wäh rend i m August die Stickstoffelimination im Pflanzenfilter a uch d u rch den Einbau in die pflanzliche Biomasse von Typha lati­

folia erklärt werden kan n , ist die hohe Eli­

m inationsrate von 92,5 % im O ktober, als d ie oberird ischen Pflanzenteile bereits braun, also n icht mehr a ktiv, waren, allein a uf die mikrobielle Abbauleistung i m Sand-Wurzelbereich zurückzuführen. I m Oktober kam es im Sandfilter z u einem nur mäßigen Abbau der Stickstoffverbin­

d u ngen; die Konzentration a n N H4-N im Perkolat wa r höher als im u rsprünglichen Melkhausabwasser. Dies deutet darauf h i n , daß i n diesem Fall eine N itrifikation i nfolge anaerober Verhältnisse u nter-

d rückt wurde und somit a uch der letzte Schritt der atmosphärischen Stickstofff­

reisetzung, a lso die Den itrifi kation, aus­

blieb. Ein anderes Bild zeich [lete sich im Pflanzenfilter ab, dessen d u rchlüftendes Wurzelsystem den Reinigungs prozeß beim Melkhausa bwasser offensichtlich stark förderte.

Schlußfolgerungen

Abwasserinha ltsstoffe wie etwa Stickstoff, Phosphor und fäka leollforme Bakterien können erfah rungsge m ä ß bei einer Di­

mensionierung von mindestens 5 m2 pro Einwohnergleichwert und einer a n d ie Ab­

wasserart a ngepaßten Verfahrensweise ( Kombi nation von Horizontal- und Verti­

kalfilterung) im Wurzelbereich von Sumpfpfla nzen sehr gut eliminiert wer­

den. Eine landbauliche Verwertung des beha ndelten Abwassers ist bisher auf­

gru nd wasserrechtlicher Bedenken nicht ohne weiteres möglich, könnte in Zukunft a llerd ings einen wichtigen Beitrag zur Einsparung von Tri n kwasserressourcen leisten.

Betrachtet man die Wirtschaftlich keit von Pflanzenklära nlagen, so stel len sie bei nied rigem Anschlußwert (:<=; zehn Ein­

wohner) neben Abwasserteichen hin­

sichtlich I nvestitions- und Betriebsa uf­

wa nd d ie günstigste Va ria nte der Abwas­

serbehand lung dar [4] . Bei einem Anschlußwert von 50 Einwohnern liegen die I nvestitionskosten dagegen höher als für Tropfkörper und Belebungsanlagen.

Aufgru nd nied riger Betrie bs kosten blei­

ben Pflanzenkläranlagen nach etwa vier­

jährigem Betrieb a ber a uch h ier die ko­

stengünstigste Va riante und zeich nen sich damit unter verschiedenen Klein klär­

anlagensystemen sowohl durch ihre öko­

logischen als auch ökonomischen Vorzü­

ge aus.

Literatur

[ 1 ] U mweltbundesamt U ntersuchungen zur um­

weit- und seuchenhygien-ischen Bewertung naturnaher Abwasserbehand I ungssysteme.

Texte 60/94, 1994

[2] Cooper, P. u nd B. Green: Reed bed treatment systems for sewage treatment i n the U nited Kingdom - The first 10 years experience. Wat.

Sei. Tech. 32 ( 1995), S. 3 17-327

[3] Cronk, J.: Constructed wetlands to treat wa­

stewater from dairy and swine operations: a review. Agriculture, Ecosystems & Environ­

ment 58 ( 1996), S. 97- 1 14

[4] Kollatsch, 0.: Die dezentrale private Abwas­

serbehand lung im ländlichen Ra um. Korre­

spondenz Abwasser 6 ( 1992), S. 832-844 Schlüsselwörter

Kü nstliche Feuchtgebiete, Abwasserrei­

n igung, N itratelimination, Denitrifikation Keywords

Artificial wetlands, waste water treatment, nitrate removal , den itrification

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Referenzen

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