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Archiv "Frei von Emotion" (15.12.1988)

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Frei von Emotion

Marguerite Duras: Emily L, Roman, aus dem Französi- schen von Maria Dessauer, 168 Seiten, Frankfurt, Suhr- kamp Verlag, 1988, 30 DM

Von drei ineinanderge- schachtelten, auf unter- schiedliche Weise miteinan- der in Beziehung gebrachten Liebesgeschichten berichtet der neue Roman von Mar- guerite Duras. Bereits mit früheren Werken imponierte die Autorin durch ihren sub- tilen Stil, in dem sie Liebes- geschichten von „existentiel- lem Ernst" schrieb. Doch dann müßte dieses Werk wahrlich eine Parodie auf ih- re eigenen Fähigkeiten sein;

denn es ist schon eine Kunst, in den äußerst handlungsar- men, fast gänzlich auf Beob- achtung und Reflexion be-

schränkten Geschichten das zentrale Thema „Liebe" so leise, so ernst und so subtil anklingen zu lassen, daß dem Leser positive wie negative Emotionen kaum noch ver- mittelt werden. Auf eine zar- te erotische Komponente der Liebesbeziehungen wartet der Leser vergeblich.

Berücksichtigt man nun die Intention des stark bio- graphisch ausgerichteten Werkes von Marguerite Du- ras, daß „zwei Dinge ihre Le- bensarbeit ausmachen — diese Wahrnehmung von Liebe und das Schreiben dieser Wahrnehmung", weil

„Schreiben nicht nur das Mittel zum Zweck", sondern

„ein Lebensbekenntnis, eine Rettungstat" (vor was ei- gentlich?) ist, muß sich der Leser schließlich doch fra- gen: Ist denn das Leben, ist die Liebe wirklich so, Mada- me Duras? UF

Goethes Geheimtip

Alessandro Manzoni: Die Schandsäule, Roman, Ver- lagsgruppe Vis-ä-vis, Berlin, 1988, 96 Seiten, 22 DM

Eigentlich sollte „Die Schandsäule" von Alessan- dro Manzoni einen Teil sei- nes weit über die Grenzen Italiens hinaus bekannten Romans „Die Verlobten"

bilden. Der Stoff floß aber überaus reichhaltig, so daß Manzoni die Geschichte 1842 als eigenständiges Buch ver- öffentlichte.

Der Roman erzählt vom Prozeß gegen G. Giacomo Mora, der verdächtigt wurde, 1630 durch das Beschmieren von Hauswänden mit einer fetthaltigen, vergifteten Paste in Mailand die Pest verbreitet zu haben. „Der Hang des Menschen zum Verdacht"

(30) verleitete zu fehlerhaf- ten Augenzeugenberichten.

„Und als mit diesen Worten voll einer peinlichen Gewiß- heit vom Munde des Volkes in den Mund der Beamten übergegangen war, eröffnete sich der Prozeß" (29). Neben diesen Beschuldigungen führ- ten auch verschiedene Folter- methoden, „ein unzuverlässi- ges, gefährliches und die Wahrheit täuschendes Ding"

(82) den Angeklagten sowie einen Bekannten schließlich seiner ungerechten Verurtei- lung zu. Im Errichten einer Schandsäule erreichte die

Ungerechtigkeit ihren Höhe- punkt und Abschluß, bis Nachfahren den schreck- lichen Irrtum an den Un- schuldigen entdeckten.

Ungerechtigkeit und Ver- urteilung angesichts der irra- tionalen Angst vor einer un- heilbaren Krankheit — eine Thematik, die der Roman im Lichte der Rechtsprechung aus dem Zeitalter des Barock, seiner Gesellschaft und seiner Politik herüberspiegelt in die Gegenwart, in der das Thema durch Krankheiten wie zum Beispiel AIDS wieder aktuell geworden ist.

In der hervorragenden Übersetzung von Wolfgang Boerner ist der altertümliche italienische Sprachstil tref- fend ins Deutsche transfe- riert. Wem zum Beispiel die Erzählungen Heinrich von Kleists mit ihrer scharfsinni- gen Beobachtung, der Fein- heit der Sprache und dem atemlosen, dem Takt der Handlungen unterworfenen Stil gefallen, wird auch die- sen kleinen Roman mit Ver- nügen lesen.

Eine Gesamtausgabe der Werke Manzonis — er galt üb- rigens als literarischer Ge- heimtip Goethes — liegt in deutscher Sprache nicht vor.

Um so verdienstvoller ist da- her die Veröffentlichung die- ses kleinen Werks in einem Verlag, der seine anspruchs- volle Reihe „Literatur und Wirklichkeit" mit diesem au- ßergewöhnlichen Werk eröff- net hat. Ursula Friedrichs Jürgen Schwalm (Hrsg.): Almanach deutscher

Schriftsteller-Ärzte 1989, 11. Jahrgang, Th. Breit Ver- lag, Postfach 127, D-8215 Marquartstein, 1988, 460 Seiten,

11 Abbildungen, broschiert, 24 DM

In diesem Band sind 86 Schriftsteller-Ärzte vertreten, wobei der Herausgeber wieder bestrebt war, das Spek- trum breit zu fächern. Der Almanach wird auch im näch- sten Jahr erscheinen. Autoren, die sich daran beteiligen möchten, werden gebeten, eine selbstkritische Auswahl von Texten (druckfertig, Maschinenschrift, DIN A4 Sei-

L

ten, doppelte Ausfertigung) und eine Kurzbiographie mit Angabe der belletristischen Publikationen bis zum 31. Januar 1989 an den Herausgeber zu senden: Dr. med.

Jürgen Schwalrn, Sandstraße 16, D-2400 Lübeck 1.

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Dieselstraße 2 • 5000 Köln 40-Telefon: 022 34 /7011- 261 A-3622 (88) Dt. Ärztebl. 85, Heft 50, 15. Dezember 1988

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