DIRK ANDRES
Die Integration moderner Technologien in den Betrieb
Schriften zum Recht des Informationsverkehrs und der Informationstechnik
Herausgegeben von Prof. Dr. Horst Ehmann und Prof. Dr. Rainer Pitschas
Band 20
Die Integration moderner Technologien in den Betrieb
Eine Untersuchung zum Mitbestimmungsrecht des § 87 Abs. 1 Nr. 6 BetrVG
Von
DirkAndres
Duncker & Humblot . Berlin
Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme Andres, Dirk:
Die Integration moderner Technologien in den Betrieb : eine Untersuchung zum Mitbestimmungsrecht des § 87 Abs. 1 Nr. 6 BetrVG / von Dirk Andres. - Berlin : Duncker und Humblot, 2000
(Schriften zum Recht des Informationsverkehrs und der Informationstechnik ; Bd. 20)
Zugl.: Köln, Univ., Diss., 1998 ISBN 3-428-09914-1
Alle Rechte vorbehalten
©
2000 Duncker & Humblot GmbH, Berlin Fotoprint: Werner Hildebrand, BerlinPrinted in Germany ISSN 0940-1172 ISBN 3-428-09914-1
Gedruckt auf alterungsbeständigem (säurefreiem) Papier entsprechend ISO 9706
e
Meinen Eltern
Wenn es ein Phänomen wie das absolut Böse überhaupt gibt. dann besteht es darin. einen Menschen wie ein Ding zu behandeln.
John Brunner
Vorwort
Die vorliegende Arbeit wurde im Sommersemester 1998 von der Rechtswis- senschaftlichen Fakultät der Universität zu Köln als Dissertation angenommen.
Sie befindet sich nunmehr auf dem Stand September 1999.
Danken möchte ich zunächst meinem Doktorvater, Herrn Prof. Dr. Dres.
h. c. Peter Hanau, ftlr die vielfältige Unterstützung und Förderung, die ich an seinem Lehrstuhl erfahren habe. Herrn Prof. Dr. Martin Henssler danke ich ftlr die zügige Erstellung des Zweitgutachtens.
Durch den Dschungel der Erstellung einer wissenschaftlichen Arbeit haben mich mein "Zellengenosse", Herr Dr. Dirk Gilberg, sowie Herr Dr. Serge Reit- ze und Herr Dr. Thomas Kania begleitet, denen ich ftlr ihre Anregungen und Bereitschaft zur Diskussion dankbar bin.
Düsseldorf, im März 2000
DirkAndresInhaltsverzeichnis
§ 1 Einführung ... ...... 17
A. Anlaß und Gegenstand der Abhandlung ... 17
B. Gang der Darstellung ... 20
C. Entstehungsgeschichte ... 22
D. Zweck der Mitbestimmung ... 23
E. Gesetzessystematik ... 27
§ 2 Voraussetzungen des § 87 Abs. 1 Nr. 6 ... 29
A. Tatbestandsvoraussetzungen ... 29
I. Kollektiver Tatbestand ... 29
11. Begriffsbestimmung der "technischen Einrichtung" i. S. der Nr. 6 ... 29
III. Der Überwachungs begriff.. ... 31
I. Die Datenerhebung ... 3 I 2. Die Datenverwertung ... 33
a) Erweiterung des Überwachungsbegriffs durch das BAG und Ver- treter der Literatur ... 33
b) Ablehnende Stimmen im Schrifttum ... 35
c) Stellungnahme ... 38
3. Die weitere Datenverwendung (Folgeregelungen) ... 41
a) Aus- bzw. Verwertung ... 41
b) Nutzung ... 42
aa) Die überwiegende Ansicht im Schrifttum ... 43
bb) Die Auffassung Ehmanns ... 43
cc) Stellungnahme ... 44
c) Zwischenergebnis ... 45
4. Datenspeicherung ... 46
10 Inhaltsverzeichnis
IV. Überwachung des Verhaltens oder der Leistung der Arbeitnehmer ... 46
I. Verhaltens- oder Leistungsdaten ... 48
a) Begriffsdefinition ... 48
b) Die Erhebung von Daten ... 50
c) Die Verarbeitung von Daten ... 51
d) Betriebsdaten ... 52
2. Aufgabe der Unterscheidung nach Datenarten? ... 52
3. Individualisierbarkeit der Daten ... 53
4. Überwachung von Arbeitsgruppen ... 54
a) Ansicht des BAG und eines Teils der Literatur ... 54
b) Weitergehende Auffassung der Literatur ... 55
c) Die Auffassung von Schwarz ... 56
d) Die Gegenauffassung in der Literatur ... 56
e) Stellungnahme und eigene Ansicht.. ... 58
f) Zwischenergebnis ... 60
5. Überwachung des Betriebsrats ... 60
V. Bestimmung zur Überwachung ... 62
1. Begriffsdefinition ... 62
2. Modeme Datenverarbeitungssysteme, absolute Systeme ... 64
3. Hardware mitbestimmungspflichtig? ... 67
4. Software mitbestimmungspflichtig? ... 68
5. Heutige Bedeutung des Unmittelbarkeitserfordernisses ... 69
6. Ausmaß der Überwachung ... 71
VI. Einführung, Anwendung und Abschaffung technischer Überwachungs- einrichtungen ... 71
1. Einführung ... 71
2. Anwendung ... 74
a) Veränderungen (Erweiterung) der Überwachungseinrichtung ... 74
b) Zusätzliche Erfordernisse? ... 75
c) "Alt-Einrichtungen" ... 76
Inhaltsverzeichnis 11
c) Auftragsdatenverarbeitung ... 77
3. Abschaffung durch den Arbeitgeber ... 78
VII. Umfang der Mitbestimmung bei Überwachungseinrichtungen ... 80
B. Ausschlußgründe der Mitbestimmung nach § 87 Abs. 1 ... 83
I. Gesetzes- und Tarifvorbehait, § 87 Abs. 1 I. Hs ... 83
1. Voraussetzungen und Reichweite des Ausschlusses ... 84
2. Ausschluß durch Verwaitungsakt oder Anordnungen ... 85
a) Rechtsprechung und Teil des Schrifttums ... 85
b) Ansicht eines anderen Teils des Schrifttums ... 86
aa) Der Lösungsvorschlag von BeckfTrürnner ... 86
bb) Die Ansicht von DömerlWildschütz ... 87
ce) Der Vorschlag Däublers ... 88
c) Stellungnahme ... 89
d) Ergebnis zu 2 ... 91
3. Ausschluß durch Richterrecht ... 92
4. Europarecht (EG-Richtlinien) ... 93
5. § 9 BDSG (§ 6 BDSG a. F.) ... 94
II. Tendenzbetriebe ... 95
c.
Exkurs: Anonymisierung von Daten als Ausweg ... 95I. Das Problem ... 95
II. Die Lösung? ... 96
1. Begriffsdefinition ... 97
2. Echte Anonymisierung ... 97
3. Unechte Anonymisierung ... 98
a) Beschränkung der Erlangung von Zusatzwissen ... 99
b) Beschränkung der Verwendung von Zusatzwissen ... I 01 c) Unmöglichkeit der faktischen Anonymisierung ... 101
III. Auswirkungen der Anonymisierung auf das Mitbestimmungsverfahren 102 IV. Ergebnis ... 103
12 Inhaltsverzeichnis
§ 3 Grenzen der Mitbestimmung und Betriebsvereinbarung ... 105
A. Schranken der Mitbestimmung ... 105
I. Allgemeine Grenzen beim Abschluß von Betriebsvereinbarungen ... 105
11. Grundrechtsbindung der Parteien ... \06
HI. Bundesdatenschutzgesetz (BDSG) ... 106
I. Anwendbarkeit. ... 106
2. Subsidiarität ... 107
3. Erlaubnisvorbehalt ... 107
a) Die Auffassung der Rechtsprechung und eines Teils der Lite- ratur ... 108
b) Die überwiegende Ansicht im Schrifttum ... 109
c) Die Position Ehmanns ... 111
d) Stellungnahme ... 112
e) Zwischenergebnis zu 3 ... 114
IV. Das allgemeine Persönlichkeitsrecht des Arbeitnehmers ... 114
I. Funktion des Persönlichkeitsrechts im Rahmen des § 87 Abs. 1 Nr.6 ... 115
2. Verletzung des Persönlichkeitsrechts ... 116
a) Interessenabwägung ... 117
b) FolgeregeIungen ... 120
c) Zwischenergebnis ... 121
B. Betriebsvereinbarungen und Einigungsstellensprüche ... 122
I. Betriebsvereinbarung ... 122
11. Entscheidungen der Einigungsstelle ... 125
1. Ermessensüberschreitung ... 127
2. Die zu berücksichtigenden Belange der Arbeitnehmer und des Betriebes ... 128
3. Ermessensfehlgebrauch ... 131
4. Ermessensunterschreitung ... 131
5. Ordnungsgemäß ausgeübtes Ermessen ... 132
6. Ergebnis zu 11 ... 132
Inhaltsverzeichnis 13
§ 4 Ausübung und Durchsetzung des Mitbestimmungsrechts ... 134
A. Ausübungsformen der Mitbestimmung ... 134
B. Verzicht auf das Mitbestimmungsrecht ...•... 135
C. Anforderungen an den Inhalt einer Betriebsvereinbarung ... 135
D. Rahmenbetriebsvereinbarung ... 136
E. Zuständigkeit des Gesamtbetriebsrats ... 137
I. Die Tatbestandsvoraussetzungen des § 50 ... 13 8 11. Projektion dieses Ergebnisses auf den Anwendungsbereich des § 87 Abs. 1 Nr. 6 ... 141
III. Die Ansicht von Keim ... 142
IV. Zwischenergebnis ... 143
F. Zuständigkeitskonflikt zwischen Betriebsrat und Gesamtbetriebsrat ... 144
G. Zuständigkeit des Konzembetriebsrats ... 145
H. Informationsanspruch und Hinzuziehung von Sachverständigen ... 147
I. Die Auffassung des BAG und eines Teils der Literatur. ... 148
11. Die Gegenposition ... 149
111. Stellungnahme ... 151
IV. Ergebnis ... 154
I. Durchsetzung des Mitbestimmungsrechts... 154
I. Kollektivrechtliche Mittel ... 154
I. Die Einrichtung ist noch nicht im Betrieb eingeführt ... 154
2. Die Einrichtung ist bereits im Betrieb installiert ... 156
3. Anrufung der Einigungsstelle ... 158
11. Individualrechtliche MitteL ... 159
1. Initiativrecht des Betriebsrats im Rahmen von Nr. 6 ... 160
I. Initiativrecht bezüglich der Einführung ... 161
II. Initiativrecht bezüglich der Änderung und Abschaffung ... 162
§ 5 Ausgewählte Überwachungseinrichtungen ... 164
A. Spezielle Überwachungssoftware ... 164
I. Technische Möglichkeiten ... 164
14 Inhaltsverzeichnis
1. Allgemeine Überwachungsprogramme ... 164
2. Internetüberwachungsprogramme ... 166
3. Trojanische Pferde ... 167
II. Mitbestimmungsrechtliche Auswirkungen ... 168
1. Screen-Capture in Verbindung mit Log-File-Erstellung ... 168
a) Vergleichbarkeit mit klassischen Kontrolleinrichtungen ... 168
b) Eingriff in das Persönlichkeitsrecht ... 170
c) Zu lässigkeit des Eingriffs in das Persönlichkeitsrecht ... 171
d) Regelungsmöglichkeiten des Betriebsrats ... 172
2. Alleinige Log-File-Erstellung, Internetüberwachung ... 173
III. Zwischenergebnis ... 174
B. Computernetzwerke ... 175
I. Technische Möglichkeiten ... 175
11. Mitbestimmungsrechtliche Probleme ... 178
III. Beschränkungen durch § 14 Abs. 4 BDSG ... 180
IV. Ist die Installation eines Netzwerks generell mitbestimmungspflichtig? 180 V. Sonderprobleme bei der Vernetzung im Konzern ... 181
C. Betriebssysteme (Microsoft Windows NT 4.0) ... 183
D. Standard-Anwendungen ... 185
I. Technische Möglichkeiten ... 185
II. Mitbestimmungsrechtliche Auswirkungen ... 187
III. Exkurs: Makroprogrammierung ... 189
E. ISDN-Telefonanlagen (Telefondatenerfassung) ... 190
I. Technische Möglichkeiten ... 190
11. Mitbestimmungsrechtliche Auswirkungen ... 191
1. Inhaltskontrolle von Telefongesprächen ... 192
2. Kontrolle der äußeren Umstände von Telefongesprächen ... 194
a) Dienstgespräche und dienstlich veranlaßte Privatgespräche ... 194
b) Erweiterte Überwachungsmöglichkeiten durch ISDN-Anlagen .... 196
c) Privatgespräche ... 198
Inhaltsverzeichnis 15 III. Vom Telekommunikationsanbieter verfaßter Einzelgesprächsnachweis 199
IV. Kontrolle des Telefonanschlusses des Betriebsrats ... 202
F. Electronic-Mail-(E-Mail-)Systeme ... 202
I. Mitbestimmungspflichtigkeit des E-Mail-Einsatzes ... 203
11. Zulässiger Kontrollumfang ... 204
I. Problem der Unterscheidung dienstlicher und privater E-Mails ... 204
2. Die Überwachung des Inhalts der E-Mails ... 205
3. Die Überwachung der äußeren Verbindungsdaten ... 206
111. Verschlüsse\ung ... 209
G. Telearbeit (Te\ecommuting) ... 209
I. Anwendbarkeit des Betriebsverfassungsgesetzes ... 210
11. Überwachung der Telearbeitnehmer ... 213
H. Mobiltelefone ... 215
§ 6 Schluß ... 217
Literaturverzeichnis ... ... 220
Sachverzeichnis .. ... 232
Abkürzungsverzeichnis
Es wird verwiesen auf das Abkürzungsverzeichnis von Kirchner, 4. Auflage, Berlin u.a. 1993. Dort nicht aufgeführt:
CAD Computer aided Design
cc. carbon copy
DUZ Deutsche Universitäts-Zeitung
E-Mail Electronic Mail
ISDN Integrated Services Digital Network
Kbyte Kilobyte
kW Kilowatt
LAN Local Area Network
PC Personal Computer
POP Pretty Oood Privacy
TK Taschenkommentar
WAN Wide Area Network
WWW World Wide Web
§ 1 Einführung
lA. Anlaß und Gegenstand der Abhandlung
Seit Beginn der neunzig er Jahre entwickeln sich Informations- und Kommu- nikationstechnologien mit imposanter Geschwindigkeit fort. Gegenüber den achtziger Jahren hat sich das Entwicklungstempo wesentlich erhöht. Technolo- gien, die Anfang dieses Jahrzehnts fiir mittlere Unternehmen unerschwinglich waren, werden heute fiir den Consumer-Bereich kostengünstig angeboten
2 •Die bisher existierende Trennung von Computer-, Medien- und Kommunikation- stechnologie löst sich auf. Die Medien- und Kommunikationstechnologie ver- schmilzt mit der Computertechnologie. Dieser immer schneller voranschrei- tende Veränderungs- und Entwicklungsprozeß der Technologien verwandelt das Lebens- und Arbeitsumfeld. Während sich im privaten Bereich technische Neuerungen vielfach erst langsahl durchsetzen, ist diese Phase
inder Arbeits- welt bereits weitgehend abgeschlossen. Die Optimierung einzelner Arbeitspro- zesse durch technische Systeme (Insellösungen), die bisher im Vordergrund der Entwicklung stand, ist in den Betrieben überwiegend vollzogen. Nunmehr wird die Optimierung des Gesamtprozesses und Zusammenspiels verschiedener Sy- steme angestrebt. Dabei stellt der Betrieb nicht die Grenze dar. Häufig steht die Vernetzung verschiedener Systeme unterschiedlicher Betriebe oder Unterneh- men im Mittelpunkt der Planungen. Die Unternehmen werden hierzu durch die gestiegenen Anforderungen des Wettbewerbs gezwungen. Ein Rationalisie- rungspotential besteht oftmals nur noch im Abgleich der unterschiedlichen Arbeits- oder Produktionsprozesse aufeinander. Neue betriebliche, zwischen- betriebliche oder globale Unternehmensstrategien können nur durch moderne Computertechnologie verwirklicht werden. Derartige Prozesse haben zwangs- läufig vielfältige Auswirkungen auf die Arbeitnehmer, selbst wenn die einzelne Maßnahme nicht die Produktivitätssteigerung oder Einsparung von Mitarbei- tern zum Ziel hat. Welche Auswirkungen eine bestimmte technologische Ver- änderung dabei nach sich zieht, ist jedoch zum Zeitpunkt der Einfiihrung zu-
§§ ohne Gesetzesangaben sind solche des BetrVG 1972.
2 Als Beispiel sei hier nur auf die Bild- und Videobearbeitung hingewiesen, die mittlerweile am heimischen PC in Studioqualität durchgeflihrt werden kann. Ein anderes Beispiel ist die Bildtelefonie, die heute jeder PC mit einer Zusatzausstattung flir wenige hundert Mark sowie einem ISDN-Anschluß beherrscht.
lust-in-time-Produktion bzw. -An lieferung sind dabei aktuelle Stichworte.
2 Andres
18 § 1 Einftihrung
meist nicht absehbar. Ursache Wld Wirkung fallen in der Regel zeitlich auseinan- der
4 •Die technischen Veränderungen können sich freilich sowohl negativ als auch positiv fiir die Arbeitnehmer auswirken. Die sich durch die TechnisierWlg er- gebenden Synergie- Wld RationalisierWlgseffekte werden vielfach Beschäfti- gWlgsrisiken zur Folge haben. Andererseits werden durch die ZWlehmende TechnisierWlg auch neue Berufsbilder Wld Formen geschaffen. Die Telearbeif beispielsweise ermöglicht es Behinderten am Berufsleben teilzuhaben, ohne auf Fortbewegungsmittel oder behindertengerechte Büros angewiesen zu sein. In Familien mit Kindern kann der erziehende Elternteil durch einen Telearbeits- platz weiterhin am Berufsleben teilnehmen
6 •Er gerät nicht mangels Berufsaus- übung in die Isolation
7•Viele der bestehenden Berufsbilder Wlterliegen infolge des technologischen Fortschritts einem ständigen Wandel. Entweder sind die Arbeitnehmer gezwungen, sich kontinuierlich weiterzubilden, um ihre Arbeits- aufgabe weiterhin erfüllen zu können
8,oder bereits erworbene QualifIkationen werden nicht mehr benötigt. Der ständige Wandel erzeugt einen hohen Lei- stungsdruck auf viele Arbeitnehmer. Er gibt ihnen aber auch die Möglichkeit, sich weiterzuentwickeln und neue Aufgabengebiete zu erschließen. Die ZWleh- mende Perfektion der TechnisierWlg kann aber auch dazu führen, daß der Ar- beitnehmer vom Arbeitgeber nur noch als Funktionsobjekt im Gesamtablauf
DäublerlKittner/Klebe, § 87 RdNr. 126.
In Deutschland sind zur Zeit etwa 150.000 Arbeitnehmer in Telearbeitsverhält- nissen beschäftigt. In der EU sind es insgesamt etwa 1,25 Millionen, vgl. Forum, Heft 3 Oktober 1997, S. 20. Die Telekom schätzt das Marktpotential ftir Telearbeit bis zum Jahr 2000 auf minimal 640.000 bis zu 2.000.000 Arbeitsplätzen. IBM erhofft sich von der Telearbeit eine Produktivitätssteigerung von 7-10 %; vgl. c't Heft 11 aus 1997, S. 70.
Zu den unterschiedlichen Erhebungen in bezug auf die Zahl der Telearbeitnehmer in Deutschland vgl. Klein, c't Heft 13 aus 1997, S. 150, S. 151 f.
6 Die hierbei entstehenden Vorteile hinsichtlich der Verbindung von Familie und Beruf schildert Beyer in ihrem Buch Telearbeit anschaulich.
7 Die vielfach angeftihrten Nachteile der Telearbeit (soziale Isolation, etc.) werden heute dadurch vermieden, daß Mischarbeitsplätze geschaffen werden. Ein Teil der Ar- beit wird dabei im gewohnten sozialen Arbeitsumfeld erbracht.
8 Erwähnt sei hier allein das Berufsbild der Sekretärin. Eine Sekretärin muß heute in der Lage sein, ein modemes Textverarbeitungs- und Tabellenkalkulationsprogramm zu bedienen. Darüber hinaus muß sie eine modeme ISDN-Telefonanlage mit allen Son- derfunktionen bedienen können. In naher Zukunft wird sie des weiteren die Termine ihres Arbeitgeber in einem elektronischen Terminplaner koordinieren müssen. Sie wird Kenntnisse über die Bedienung des Internets sowie anderer elektronischer Informations- system besitzen müssen. All diese Kenntnisse waren 1980 nicht erforderlich, um den Beruf der Sekretärin ausüben zu können. Computer waren zum damaligen Zeitpunkt in Büros noch nicht vorhanden, Telefonanlagen verfügten nur über die Standardmerkmale und das Internet war in seiner heutigen Form noch nicht vorhanden.
A. Anlaß und Gegenstand der Abhandlung 19