Gibt es ein Jüngstes Gericht?
Matthias Zeindler
1. Bilder des Jüngsten Gerichts
Theater: rohestheater Aachen
Film
Cartoon
Kunst:
Kandinsky
2. Das Jüngste Gericht in der (reformierten) Kirche
Wann habe ich das letzte Mal eine Predigt über das Jüngste Gericht
Gründe von Pfarrer:innen, nicht über das Jüngste Gericht zu predigen:
• «Ich möchte nicht moralisieren.»
• «Ich möchte keine Höllenpredigten halten.»
• «Ein richtender Gott widerspricht meinem Gottesbild.»
Hauptgrund:
Das Jüngste Gericht widerspricht der Liebe Gottes.
3. Unverzichtbarkeit des Gerichts - biblisch
Ps. 10,18: «So hilfst du Waisen und Benachteiligten, dass sie zu ihrem Recht kommen.»
Ps. 9,9: «Über den Erdkreis fällt er ein gerechtes Urteil. Nationen richtet er nach Recht und Ordnung.»
Jes. 2,4: «Er sorgt für Recht unter den Völkern. Er schlichtet Streit zwischen mächtigen Staaten.»
Ps. 33,5: «Er sorgt gerne für Recht und Ordnung. Die Güte des HERRN erfüllt die Welt.»
2. Kor. 5,10: «Denn wir alle müssen einmal vor dem Richterstuhl von Christus erscheinen. Dann bekommt jeder, was er verdient. Es hängt davon ab, ob er zu Lebzeiten Gutes oder Böses getan hat.»
Offb. 20,12: «Und ich sah die Toten, die Mächtigen und die einfachen Leute. Sie standen vor dem Thron. Buchrollen wurden geöffnet.
Darunter war auch das Buch des Lebens. Dann wurde das Urteil über die Toten gesprochen. Es richtete sich nach ihren Taten, die in den Rollen aufgeschrieben waren.»
Matth. 25,34-41:
«Dann wird der König zu denen rechts von sich sagen: Kommt her!
Euch hat mein Vater gesegnet» Nehmt das Reich in Besitz, das Gott seit der Erschaffung der Welt für euch vorbereitet hat. Denn ich war hungrig, und ihr habt mir zu essen gegeben. Ich war durstig, und ihr habt mir zu trinken gegeben. Ich war ein Fremder, und ihr habt mich als Gast aufgenommen. Ich war nackt, und ihr habt mir Kleider
gegeben. Ich war krank, und ihr habt euch um mich gekümmert. Ich war im Gefängnis, und ihr habt mich besucht.
Dann werden die Gerechten fragen: Herr, wann haben wir dich hungrig gesehen und haben dir zu essen gegeben? Oder durstig und haben dir zu trinken gegeben? Wann warst du ein Fremder und wir haben dich als Gast aufgenommen? Wann warst du nackt und wir haben dir Klei- der gegeben? Wann warst du krank oder im Gefängnis und wir haben dich besucht? Und der König wird ihnen antworten: Amen, das sage ich euch: Was ihr für einen meiner Brüder oder eine meiner Schwes- tern getan hat – und wenn sie noch so unbedeutend sind –, das habt ihr für mich getan.»
Einsichten:
• Die Bibel spricht häufig vom Gericht – man darf auf den Gedanken nicht vorschnell verzichten.
• Die Bibel ist erfüllt von der Hoffnung, dass Gott seine Gerechtigkeit durchsetzen wird.
• Der Ort, wo Gott seine Gerechtigkeit umfassend durchsetzt, ist das (Jüngste) Gericht.
• Das Gericht Gottes ist ein unverzichtbarer Aspekt seiner Gerechtig- keit.
• Die Rede vom Gericht gehört in die Mitte der biblischen Botschaft.
4. Gott schafft Recht: alternative Bilder
In Gottes Gericht wird…
… Unrecht aufgedeckt,
… Böses als Böses und Gutes als Gutes benannt,
… Unklares geklärt und scheinbar Klares relativiert,
… Recht geschaffen.
Welche anderen Bilder haben wir, um dasselbe auszudrücken?
a. Offenes Gespräch
b. Psychotherapie
c. Krise als Chance
d. Wahrheitskommission
5. Gott schafft Recht – Gericht und Gottesreich
Joh. 21,3-4:
«Und ich hörte eine laute Stimme vom Thron her rufen: Sieh her: Got- tes Wohnung ist bei den Menschen! Er selbst wird bei ihnen wohnen, und sie werden seine Völker sein. Gott selbst wir als ihr Gott bei ihnen sein. Er wird jede Träne abwischen von ihren Augen. Es wird keinen Tod und keine Trauer mehr geben, kein Klagegeschrei und keinen Schmerzen. Denn was früher war, ist vergangen.»
Joh. 21,3-4:
«Und ich hörte eine laute Stimme vom Thron her rufen: Sieh her: Got- tes Wohnung ist bei den Menschen! Er selbst wird bei ihnen wohnen, und sie werden seine Völker sein. Gott selbst wir als ihr Gott bei ihnen sein. Er wird jede Träne abwischen von ihren Augen. Es wird keinen Tod und keine Trauer mehr geben, kein Klagegeschrei und keinen Schmerzen. Denn war früher war, ist vergangen.»
Joh. 21,3-4:
«Und ich hörte eine laute Stimme vom Thron her rufen: Sieh her: Got- tes Wohnung ist bei den Menschen! Er selbst wird bei ihnen wohnen, und sie werden seine Völker sein. Gott selbst wir als ihr Gott bei ihnen sein. Er wird jede Träne abwischen von ihren Augen. Es wird keinen Tod und keine Trauer mehr geben, kein Klagegeschrei und keinen Schmerzen. Denn war früher war, ist vergangen.»
Das kommende Friedensreich
Jes. 11,3-4.6:
«Er urteilt nicht nach dem Augenschein und entscheidet nicht nach dem Hörensagen. Er ist gerecht und sorgt dafür, dass die Schwachen zu ihrem Recht kommen. Er ist aufrichtig und trifft Entscheidungen zugunsten der Armen im Land.
Dann ist der Wolf beim Lamm zu Gast, und er der Leopard liegt neben dem Böckchen. Ein Kalb und ein junger Löwe grasen miteinander, ein kleiner Junge hütet sie.»
Jes. 11,3-4.6:
«Er urteilt nicht nach dem Augenschein und entscheidet nicht nach dem Hörensagen. Er ist gerecht und sorgt dafür, dass die Schwachen zu ihrem Recht kommen. Er ist aufrichtig und trifft Entscheidungen zugunsten der Armen im Land.
Dann ist der Wolf beim Lamm zu Gast, und er der Leopard liegt neben dem Böckchen. Ein Kalb und ein junger Löwe grasen miteinander, ein kleiner Junge hütet sie.»
Jes. 11,3-4.6:
«Er urteilt nicht nach dem Augenschein und entscheidet nicht nach dem Hörensagen. Er ist gerecht und sorgt dafür, dass die Schwachen zu ihrem Recht kommen. Er ist aufrichtig und trifft Entscheidungen zugunsten der Armen im Land.
Dann ist der Wolf beim Lamm zu Gast, und er der Leopard liegt neben dem Böckchen. Ein Kalb und ein junger Löwe grasen miteinander, ein kleiner Junge hütet sie.»
Das Ziel des Gerichts:
Wir werden (um)gestaltet zu Bürgerinnen und Bürgern des Gottesreichs.
Der Massstab des Gerichts:
Unser Leben wird gemessen an Gottes Liebe – der wir entspro-
Der Schmerz des Gerichts:
Der Schmerz darüber, wie sehr wir vor Gottes Liebe versagt haben.
6. Befreiung durch Gottes Gericht
6.1 Gottes Wahrheit und unsere Unwahrheit
Menschliches Leben ist Leben im Mischmasch von Wahrheit und Unwahrheit: Leugnen, Beschönigen, Vernebeln.
Das Mischmasch von Wahrheit und Unwahrheit verlängert, vertieft und festigt Unrecht und Leiden.
Gottes Befreiung im Gericht besteht darin, dass er uns von der Unwahrheit trennt.
Befreiung von der Unwahrheit ist schmerzhaft, aber erst recht entlastend.
6.2 Gottes Erinnerung und unsere Vergesslichkeit
Menschliches Leben ist nur möglich als Leben im Vergessen.
Vergessen ist aber auch die Ursache neuen Leids: Vernachlässigung, Verleugnung, Konstruktion einer Scheinexistenz.
Gottes Befreiung im Gericht besteht darin, dass er uns mit der Wahr- heit unseres Lebens konfrontiert.
6.3 Gottes Versöhnung und unsere zerbrochenen Beziehungen
Menschliches Leben ist Leben in gefährdeten und zerbrochenen Beziehungen.
Gefährdete und zerbrochene Beziehungen sind Grund unserer Leiden und Ursache neuer Leiden.
Gottes Befreiung im Gericht besteht darin, dass er uns durch seine Wahrheit und seine Liebe versöhnt.
6.4 Gottes Heilung und unsere Verletzungen
Menschliches Leben ist Leben als Erleiden und Zufügen von Verlet- zungen.
Das Neue des Reichs Gottes: «Und abwischen wird er jede Träne»
(Apk. 21,4).
Gottes Befreiung im Gericht besteht darin, dass er unsere Verletzun- gen heilt, damit die Ursache von neuer Verletzung beseitigt.
6.5 Gottes Gerechtigkeit und die Ausbeutung unter uns
Menschliches Leben ist Leben der einen auf Kosten der andern.
Leben der einen auf Kosten der andern gebiert immer neue Ungerech- tigkeit und damit neues Leiden.
Gottes Befreiung im Gericht besteht darin, dass er durch seine Ge- rechtigkeit Ausbeutungsverhältnisse überwindet.
Abschaffung von Ungerechtigkeit ist für beide Seiten befreiend, für bei- de Seiten aber auch schmerzhaft.
6.6 Gottes Zurechtbringung des Gewesenen
Im Kommen des Reichs Gottes handelt Gott auch nochmals am Vergangenen – die einst wirksame Sünde kann nicht ewig wirksam bleiben.
Karl Barth: «Es gibt keine mit Gott rivalisierende, Gott gewissermassen Bedingungen stellende Zeit an sich. Es gibt keinen Gott Chronos.»
Gottes Befreiung im Gericht besteht darin, dass er auch vergangenes Leid heilt und vergangene Schuld sühnt.
7. Jüngstes Gericht und Glaube heute
7.1 Fragliche Hoffnung
Optimismus oder Pessimismus – das ist heute die Frage.
Kurt Marti: Auferstehung als «aufstand gottes gegen die herren».
→ Das Bestehende und seine «Wahrheit» sind befristet und nicht
7.2 «Richtet nicht!»
Die moderne «Lust am Tribunal» (Gottfried Bachl).
Social Media als Verschärfung des öffentlichen Tribunals.
Die Gnade der Gerichtsbotschaft: Endgültig sind erst die Urteile Gottes. Alles menschliche Urteilen bleibt endlich, fehlbar und damit relativ.
7.3 Es kommt an auf mich!
Verbreitetes Gefühl:
Moralität lohnt sich nicht.
Die Gnade der Gerichtsbotschaft: Als zukünftig Gerichtete sind wir schon jetzt verantwortungsfähige und schuldfähige Subjekte.
Die Gnade der Gerichtsbotschaft: Ethisches Handeln ist zutiefst sinnvoll, auch gegen den Augenschein.
Die Gnade der Gerichtsbotschaft: Auf mich kommt es an!
8. Und wie geht das Gericht aus?