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Jesus und die Zöllner

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Academic year: 2022

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Wissenschaftliche Untersuchungen zum Neuen Testament • 2. Reihe

Begründet von Joachim Jeremias und Otto Michel Herausgegeben von

Martin Hengel und Otfried Hofius

41

Jesus und die Zöllner

Historische und neutestamentlich-exegetische Untersuchungen

von

Fritz Herrenbrück

J . C . B . Mohr (Paul Siebeck) Tübingen

(3)

G e d r u c k t mit U n t e r s t ü t z u n g des F ö r d e r u n g s - und Behilfefonds Wissenschaft der V G Wort.

CIP-Titelaufnahme der Deutschen Bibliothek

Herrenbrück, Fritz:

Jesus u n d die Zöllner : historische u n d neutestamentlich-exegetische U n t e r s u c h u n g e n / v o n Fritz H e r r e n b r ü c k . — T ü b i n g e n : M o h r , 1990

(Wissenschaftliche U n t e r s u c h u n g e n z u m N e u e n T e s t a m e n t : Reihe 2 ; 41) ISSN 0340-9570

I S B N 3-16-145553-3

N E : Wissenschaftliche U n t e r s u c h u n g e n z u m N e u e n T e s t a m e n t / 02

© 1990 J . C . B . M o h r (Paul Siebeck) T ü b i n g e n .

Das W e r k einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede V e r w e r - t u n g außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist o h n e Z u s t i m m u n g des Verlags unzulässig u n d strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Ü b e r s e t - zungen, M i k r o v e r f i l m u n g e n u n d die E i n s p e i c h e r u n g und V e r a r b e i t u n g in elektroni- schen Systemen.

Das B u c h w u r d e aus der B e m b o - A n t i q u a gesetzt v o n C o m p u t e r s a t z Staiger G m b H in A m m e r b u c h - P f ä f f i n g e n , g e d r u c k t von G u i d e - D r u c k G m b H in T ü b i n g e n auf neutral geleimtes W e r k d r u c k p a p i e r der Papierfabrik Niefern u n d g e b u n d e n v o n H e i n r . K o c h K G in T ü b i n g e n .

978-3-16-157455-9 Unveränderte eBook-Ausgabe 2019

(4)

Otto Michel

Marianne und Martin Hengel

uxori carissimae

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(6)

Vorwort

Die vor 10 Jahren eingereichte maschinenschriftliche Dissertation lege ich hiermit in überarbeiteter Fassung vor. Schon bei Abschluß im Jahr 1979 war deutlich, daß der neutestamentliche Teil vor Drucklegung überarbeitet wer- den müßte. Da ich ab Juni 1979 begann, die Freuden und N ö t e eines Pfarram- tes kennenzulernen, konnte ich zwar im Jahr 1980 einen ersten, zusammenfas- senden Aufsatz vorbereiten, die Überarbeitung der Dissertation bis zum Jahr 1984 bis Kapitel 3 vorantreiben, im Jahr 1985 den Aufsatz >Steuerpacht und Morah, der in A N R W II 26 erscheinen soll, abschließen, schließlich noch Ende 1986 einen zweiten Z N W - A u f s a t z schreiben, aber schon längst hatte sich ge- zeigt, daß die notwendige gründliche Überarbeitung der Dissertation im Pfarramt von mir nicht geleistet werden könne.

Eine völlig neue Perspektive tat sich mir auf, als Herr O K R Dr. H. Sick, Karlsruhe, auf den zugesandten ZNW-Artikel von 1987 mit dem Hinweis rea- gierte, ich sollte ein Kontaktsemester beantragen. Dies ließ sich im Sommer- semester 1989 in Tübingen dank des freundlichen Entgegenkommens des Al- testenkreises der Kirchengemeinde Löffingen und der Pfarramtskollegen, dank der großzügigen Förderung durch Frau M. Hengel und Herrn Prof. Dr.

M. Hengel und nicht zuletzt durch das Verständnis und die Bereitschaft mei- ner Frau, einen Teil meiner Aufgaben und damit weitere Belastungen auf sich zu nehmen, durchfuhren.

So ist es naheliegend, stellvertretend für viele, die an dem doch langen Ent- stehungsprozeß mitbeteiligt waren, dieses Buch Frau M . Hengel, meinem verehrten Lehrer Herrn Prof. Dr. M. Hengel und meiner Frau zu widmen;

wenn die W i d m u n g auch Herrn Prof. D . O . Michel mit einschließt, so nicht nur deshalb, weil ich mit Beginn meines Studiums im Jahr 1967 in Tübingen an seinen Vorlesungen und Seminaren teilnahm, sondern auch, weil er mir Pfingsten 1976 in Villingen darlegte:

Die Zöllner verweisen auf den Protest Jesu gegen Übertragung der Halacha auf die Laien. Jesus wehrt die pharisäische Heiligkeit ab. Die Zöllner können allein dann le- ben, w e n n sie sich nicht an der pharisäischen Halacha orientieren müssen. Jesus stellt sich vor die xeXwvai.

Da mir diese Bemerkung damals fremd erschien, geriet sie lange in Vergessen-

heit — bis sie wegweisend wurde. Sehr herzlich danke ich für die Förderung,

die ich durch die Herren Dr. J. Hengstl, Marburg/L., Prof. Dr. P. J. Sijpe-

steijn, Amsterdam, und Prof. Dr. W. Schuller, Konstanz, erfuhr. Dank sage

(7)

VI Vorwort

ich schließlich auch der Kirchenleitung der E K H N , die mit kaum zu rechtfer- tigender Geduld in den Jahren 1978/79 immer wieder der Verlängerung mei- ner Beurlaubung zustimmte, und dem Evangelischen Oberkirchenrat in Karlsruhe für die Gewährung des Kontaktsemesters im Sommer diesen Jahres in Tübingen.

Zugleich danke ich den Herausgebern der Reihe Wissenschaftliche Unter- suchungen zum Neuen Testament, den Herren Professoren Dr. M. Hengel und Dr. O. Hofius und Herrn G. Siebeck für die Aufnahme der Arbeit in diese Reihe.

Nicht mehr ausführlich berücksichtigt werden konnte die neue Inschrift aus Ephesos, das Zollgesetz der Provinz Asia, dessen vollständiger Text von H. Engelmann und D. Knibbe in den Epigraphica Anatolica Heft 14, 1989, zugänglich gemacht wurde. Da dort unter anderem von Zolldeklaration, Schmuggel und Konfiskation die Rede ist, sei darauf ausdrücklich hinge- wiesen.

Löffingen, 18. September 1989 Fritz Herrenbrück

(8)

Inhaltsverzeichnis

V o r w o r t V A b k ü r z u n g s v e r z e i c h n i s XI

1. B e m e r k u n g e n zur Forschungsgeschichte 1 1.1 Zur Deutung von

TEX.Ü>VT]5

in der neutestamentlich-

exegetischen Literatur 3 1.1.1 Zu zwei methodischen Voraussetzungen 3

1.1.2 Darstellung einiger neuerer Arbeiten 9

1.1.2.1 O. Michel, Art.

TEXÜMIS

10 1.1.2.2 J. R. Donahue, Tax Collectors and Sinners 13

1.1.2.3 M. Völkel, »Freund der Zöllner und Sünder« 15 1.1.2.4 L. Schottroff — W. Stegemann, Jesus 16

1.1.2.5 H. Merkel, Art.

TEXCÜVTI5

18 1.2 Die Ansicht Joh. Struckmanns (1750) 19

1.3 Die Aufgabenstellung 21

2. B e s c h r e i b u n g des Wortfeldes von teXwvrig 22

2 .1

Moderne Übersetzungen von

TEXÜWI;

23 2.2 Synonyme Ausdrücke zu TE X

CÜVT

); 26

Exkurs: Kauf und Pacht nach griechischen Rechtsvorstellungen 27

2.3 Zur Übersetzung von TEXüvrig 31

2.3.1 Die r a r ] 31 2.3.2 Exkurs: Zur Terminologie von »Zöllner« im Mittelalter und

seit dem 18. Jahrhundert 34 2.4 Zusammenfassung 37

3.

TEA.Ü)VT)S

in Griechenland (Athen) 38

3.1 Der griechische Versteigerungskauf 40 3.2 Interpretation ausgewählter Texte 43 3.2.1 Texte der klassisch-griechischen und hellenistischen Zeit 43

3.2.2 Texte aus römischer Zeit 60

3.2.3 Texte zur Steuerhinterziehung (Schmuggel) 72

(9)

VIII Inhaltsverzeichnis

3.2.4 Bemerkungen zu den »Negativen Reihen« 81 3.2.5 Sentenzen und metaphorischer Sprachgebrauch 85

3 . 3 Z u r B e u r t e i l u n g d e s XEA.Ü)VTI5 8 9 3.3.1 Klagen über die XEX<I>vai 90 3.3.2 Aristokratische Wertvorstellungen 91

3.3.3 Zur moralischen Beurteilung 94

3.4 Zusammenfassung 94

4. Die römischen Steuerpächter 97 4.1 Die römische Staats- und Steuerpacht (Vectigalienpacht) 98

4.2 Die griechischen Äquivalente zu publicanus und portitor 101

4.3 Die publicani in der römischen Provinz Asia 103 4.4 Zur Beurteilung der römischen Steuerpächter 104

4.5 Zusammenfassung 107

5. TeXo)vr)5 in Ägypten 108 5.1 Zum Wortfeld von xeX(i)vr)g 110

5.2 Bemerkungen zur Abgabenpacht in Ägypten 111 5.3 Exkurs: Zur Kontinuität in der Abgabenpacht 114 5.4 Exkurs: Zur Herkunft der hellenistischen Kleinpacht 115

5.5 Abgaben, die die XEtaivai pachteten 116 5.6 Darstellung ausgewählter Texte 117 5.6.1 Texte aus ptolemäischer Zeit 117 5.6.2 Texte aus römischer Zeit 141 5.6.3 Texte zur sozialen Stellung des XEXÜ)VT)5 155

5.7 Zur Beurteilung des xeXo)VT|5 157

5.8 Zusammenfassung 160

6. Abgaben und Abgabenpächter in Palästina 162 6.1 Beispiele bisheriger Zuordnungen des synoptischen XEXC!)VT)5 . . . 162

6.2 Geographische Einordnung der antiken Quellen 163 6.3 Geschichtliche Einordnung der antiken Quellen 165

6.3.1 Belege aus ptolemäischer Zeit 166 6.3.2 Belege aus seleukidischer Zeit 173

Exkurs: Weitere Texte aus dem Herrschaftsbereich der Seleukiden . 174

6.3.3 Abgaben unter den Hasmonäern 183 6.3.4 Abgaben und Abgabenpächter in römischer Zeit 185

6.3.4.1 Von der Eroberung Palästinas durch Pompeius bis ca. 70 n. Chr. . 185

6.3.4.2 Abgaben in Palästina 189 6.3.4.3 Gesichtspunkte für die Abgabenpacht in Palästina 191

(10)

Inhaltsverzeichnis IX

6.4 Die rabbinischen Aussagen über die Abgaben und

Abgabenpächter 192 6.4.1 Bemerkungen zur zeitlichen Einordnung der rabbinischen Belege . 193

6.4.2 Mokhes/xe\u>VT]t; in der rabbinischen Literatur 196 6.4.3 Zur ethisch-religiösen Beurteilung des gabbai und mokhes/Tek(i)vr\t; . 198

6.4.3.1 Z u m mokhes 198 6.4.3.2 Mokhes und 'am ha-ares 201

6.4.3.3 Gabbai und mokhes 202 6.4.3.4 Der gabbai 203 6.4.3.5 Negative Reihen mit mokhes 205

6.4.3.6 Zur Steuerhinterziehung 208 6.5 Weitere antike Zeugnisse zum palästinischen teXü)vt]s 211

6.5.1 Johannes in Caesarea (Jos.Bell. 2,287ff.) 211

6.5.2 Ma'yan oder Ba'yan? 213 6.5.2.1 Der mokhes Ma'yan in Askalon 213

6.5.2.2 Yehonatan, Sohn des Ba'yan 215 6.5.3 Exkurs: Zur ethisch-religiösen Beurteilung der jüdischen xeXwvai

in Ägypten 216 6.5.3.1 Z u m jüdischen te^üW]? in Ägypten 216

6.5.3.2 Z u m Alabarchenamt 217 6.5.4 Zu Dt 23,18 (LXX) 218 6.5.5 Exkurs: TeX(dvt}5 in der Alten Kirche 218

6.5.5.1 Die ältesten Stellen 219 6.5.5.2 Zu publicanus/portitor 219 6.5.5.3 Zu Tert.pudic. 9 , 4 - 7 und Hier.epist. 21,3,2f. 219

6.5.5.4 Der Aufstieg der Seele 221 6.5.5.5 Verschiedenes 224 6.6 Skizzierung des palästinisch-synoptischen teXo)vr)5

(= Zusammenfassung des historischen Teils) 225

7. TeA . o ) VT 15 in der synoptischen Überlieferung 228

7.1 Zur Formel (oi) TEA.cüvai xai änaptcoX.oi 229

Exkurs: Z u m sozioreligiösen Hintergrund der Formel (oi) tsXüvai

xai ctna<?Tu>X.oi (nach M. N . Ebertz) 231 7.2 Berufung und Zöllnergastmahl (Mk 2 , 1 3 - 1 7 ) 235

7.3 Z u m Ausdruck »eotw ooi üiamg 6 ¿Bvixög xai 6 xe^om)?

(Mt 18,17b, vgl. Mt 5,46f.) 244

7.3.1 Mt 18,17b 244 7.3.2 Mt 5,46f. 246 7.3.3 Beurteilung 249

7 .4 TeXcovoi und OTQaTEUöfiEVOL (Lk 3,12 —14) 250

7.5 Anklage und Rechtfertigung der Weisheit

(Lk 7 , 3 1 - 3 5 <Q>; 7,29f.) 255

7.5.1 Lk 7 , 3 1 - 3 5 (Q) 255 7.5.2 Lk 7,29 f. 262 7.6 Das Tun des Willens Gottes (Mt 2 1 , 2 8 - 3 2 b ) 262

(11)

X Inhaltsverzeichnis

1.1 J e s u Auftrag und G o t t e s Urteil (Lk 1 8 , 9 - 1 4 ) 2 6 8 7 . 8 E i n e alte Erzählung v o n J e s u Verhalten g e g e n ü b e r e i n e m

TEX.IOVT|Ç (Lk 19,1 — 10) 2 7 5

8. Aixaioxiv TOV 0E6V — Gott Recht geben.

Zusammenfassung der Synoptiker-Exegese 282 8 . 1 D i e t h e o l o g i s c h e Darstellung der teXcüvai in der s y n o p t i s c h e n

Tradition 2 8 2 8 . 2 Ü b e r l e g u n g e n z u m Stellenwert der Z ö l l n e r - T e x t e i n n e r h a l b

einer neutestamentlichen T h e o l o g i e 2 8 5 8 . 3 B e m e r k u n g e n zur theologischen V e r w e n d u n g der Z ö l l n e r - T e x t e . 2 8 6

9. Schlußthesen 290 9 . 1 Z u r historischen B e s t i m m u n g des synoptischen xeX(ûvr|ç 2 9 0

9 . 2 Z u r ethisch-religiösen B e u r t e i l u n g des TEXOJVT)Ç 2 9 2

9 . 3 E x e g e t i s c h - t h e o l o g i s c h e Einsichten 2 9 3

10. Anhang 294 10.1 Ü b e r s e t z u n g v o n J o h . S t r u c k m a n n , D e portitoribus S. 4 8 — 5 4 . . 2 9 4

10.2 P r o f a n e B e l e g e fur TEXUWIÇ (außerhalb Ä g y p t e n s und Palästinas) . 2 9 8

10.3 B e l e g s a m m l u n g fur ÔT)nooiœvT)ç 3 0 0 10.4 B e l e g s a m m l u n g fur portitor 3 0 2 10.5 Datierbare B e l e g e fur S t e u e r - und A b g a b e n p ä c h t e r in Palästina

(Syria und Iudaea) 3 0 3

Literaturverzeichnis 305 I Primärquellen 3 0 5 II W ö r t e r b ü c h e r , Hilfsmittel 3 0 7

III Sekundärliteratur 311 Stellenregister 351 Namen- und Sachregister 367

Begriffsregister 370 Autorenregister 373

(12)

Abkürzungsverzeichnis

Vorbemerkung: Allgemeine Abkürzungen und Abkürzungen der Literatur richten sich nach T R E , Abkürzungsverzeichnis, bzw. nach I A T G (notfalls auch RGG3). Die grie- chisch-römische Profanliteratur — teilweise einschließlich der Kirchenväter — wird nach dtv-Lexikon der Antike I 1 (dtv 3071), M ü n c h e n 1969, S. 1 9 - 4 0 zitiert, die rab- binische Literatur nach FJB.

Ausnahme: Gegen IATG wird die Abkürzung »RE« nicht für »Realencyclopädie für protestantische Theologie und Kirche« verwendet, sondern für »PRE«, d . h . »Paulys Real-Encyclopädie der classischen Alterthumswissenschaft« (s.u.).

A G A J U Arbeiten zur Geschichte des antiken J u d e n t u m s und des Urchristen- tums.

A N R W Aufstieg und Niedergang der Römischen Welt.

A O Abgabenordnung.

BASP T h e Bulletin of the American Society of Papyrologists.

B N Biblische Notizen.

C R I N T Compendia Rerum ludaicorum ad N o v u m T e s t a m e n t u m . EA Epigraphies Anatolica.

ESAR An Economic Survey of Ancient Rome, ed. by T. Fank, Baltimore.

FzB Forschungen zur Bibel.

GLAJJ Greek and Latin Authors on Jews and Judaism, s. Literaturver- zeichnis I 1.

G W B s. Literaturverzeichnis II.

HIRK H. Freis (Hg.), Historische Inschriften . . ., s. Literaturverzeichnis I 8.

IATG S. Schwertner, Internationales Abkürzungsverzeichnis fur Theologie und Grenzgebiete, B e r l i n / N e w York 1974.

J u d C h r Judaica et Christiana.

LRFJ Literatur und Religion des Frühjudentums, hg. v. J. Maier und J. Schreiner.

J S N T Journal for the Study of the N e w Testament.

LingBibl Linguistica Biblica, Bonn.

L.S.J. s. Literaturverzeichnis II.

O B O Orbis Biblicus et Orientalis.

PW s. RE.

R D G E R. K. Sherk, R o m a n D o c u m e n t s . . ., s. Literaturverzeichnis I 8.

RE s. Literaturverzeichnis II.

RStR Religious Studies Review.

RStTh Regensburger Studien zur Theologie.

SchrGKA Schriften zur Geschichte und Kultur der Antike.

SBEC Studies in the Bible and Early Christianity.

SJA Studies in Judaism in late Antiquity.

(13)

XII

Abkürzungsverzeichnis T h B Theologische Beiträge.

TSAJ Texte und Studien zum Antiken Judentum.

TzF Texte zur Forschung, Darmstadt.

WHJP World History o f the Jewish People.

Hinweis: Weitere Abkürzungen s. Literaturverzeichnis II s. v.

(14)

1. Bemerkungen zur Forschungsgeschichte

M i t n i c h t e r m ü d e n d e m Fleiß u n d A b s c h r e i b e e i f e r , in E i n f a l l s l o s i g k e i t u n d S c h a r f s i n n s u c h t e d i e F o r s c h u n g h e r a u s z u f i n d e n , w e r d i e xeX.(I)vai w a r e n , m i t d e n e n J e s u s U m g a n g h a t t e ' . D e n n d i e s y n o p t i s c h e n T e x t e , d i e u n s i m N e u e n T e s t a m e n t allein v o n d e n t e X w v a i b e r i c h t e n , l a s s e n u n s ü b e r i h r e s o z i a l e u n d b e r u f l i c h e S t e l l u n g v ö l l i g i m U n k l a r e n . D e s h a l b w a r es s c h o n i m m e r ü b l i c h , e i n e K l ä r u n g d i e s e r F r a g e n ü b e r w e i t e r e a n t i k e Q u e l l e n h e r b e i z u f ü h r e n . H e r - a n g e z o g e n w u r d e n d i e r a b b i n i s c h e n Z e u g n i s s e e i n e r s e i t s u n d d i e p r o f a n h i s t o - r i s c h e n Q u e l l e n a n d e r e r s e i t s2. L e t z t e r e s p i e l t e n in d e r F o r s c h u n g s g e s c h i c h t e e i n e b e s o n d e r e R o l l e , z u n ä c h s t d e s h a l b , w e i l sie d a s p o s i t i v i s t i s c h e r h o b e n e

> Z ö l l n e r - B i l d < d e s N e u e n T e s t a m e n t s a u s g e z e i c h n e t z u e r g ä n z e n s c h i e n e n , v o r a l l e m a b e r d a d u r c h , w e i l z u n ä c h s t e p i g r a p h i s c h e o d e r p a p y r o l o g i s c h e Q u e l l e n

1 Z u r älteren Literatur vgl. C . SIGONIUS, D e antiquo ivre c i v i v m R o m a n o r v m . V e - nedig 1560; J . C . BULENCERIUS, D e Tributis A c Vectigalibus Populi R o m a n i . T ü b i n g e n 1618; JOH. BUXTORF (Pater), Lexicon C h a l d a i c u m , T a l m u d i c u m et R a b b i n i c u m . . . a J o h a n n e B u x t o r f i o filio. Basel 1639; C . SALMASIUS, Dissertatio de foenore in tres libros

divisa. L u g d u n i B a t a v o r u m 1640; H . GROTIUS, Annotationes in N o v u m T e s t a m e n t u m (1644). Ed. nova, B d . I, II. E r l a n g e n / L e i p z i g 1755; I . B . CASALIUS, D e Vrbis ac R o - mani olim imperii splendore . . . R o m 1650; B. WAI.EUS, N o v i Testamenti libri historici graec. et lat. . . . L u g d u n i B a t a v o r u m 1653; J . LIGHTFOOT, H o r a e Hcbraicae et T a l m u - dicae in Q u a t t u o r Evangelistas (s. 1. 1658). Lipsiae 1684; G . SCHRÖDTER, O r d i n e m P u - blicanorum ex historia sacra partiter atque profana studiose e r u t u m atque illustratum, D i s s . A l m a Leucorea 1689; A. HEERING, D e Pvblicanis, Diss. N ü r n b e r g 1703; P. BUR- MANNUS, D e Vectigalibus Populi R o m a n i Dissertatio, Trajecti ad R h e n u m 1714; DERS., Vectigalia Populi R o m a n i . . . Leidae 1734 ( = 2. A u f l a g e von D e Vectigalibus); J . C . SUICERUS, T h e s a u r u s ecclesiasticus, e Patribus Graecis ordine alphabetica exhibens B d . I2. A m s t e r d a m 1728; J . T . KREBS, D e usu et praestantia r o m a n a e historiae in N o v i T e s t a m e n t i interpretatione libellus. Lipsiae 1745; J . STRUCKMANN, D e Portitoribus in Literis R o m a n i s obviis . . . L e m g o v i a e o . J . ; DERS., D e Portitoribus seu publicanis in N . T . obviis . . . L e m g o v i a e 1750; J . J . WETTSTEIN, N o v u m T e s t a m e n t u m G r a e c u m . A m s t e r d a m 1 7 5 2 ; C H R . G . MUILLER, D e TEXOWXIC; e t ÀNAQTCOX.oìc;, a s c r i p t o r i b u s N . T . saepius conjunctis disputai. G e r a e 1770. — Weitere Literatur bei W. REIN, Art. Publi- cani 248; DERS., Art. Vectigal 2418; LEYRER, Art. Zoll 653; C . G . DIETRICH, B e i t r ä g e 3 f f . ; E . SCHÜRER, G J V I 4 7 4 A n m . 9 7 ; 4 7 7 A n m . 1 0 7 ( V / M 1 3 7 2 f f . , b e s . A n m . 9 3 , 1 0 1 ) ; S . J . DELAET, P o r t o r i u m 3 4 1 A n m . 3 ; C . N I C O L E T , L ' o r d r e 1 ff. u n d u . A n m . 7 3 .

2 Vgl. v. a. Poll. 9 , 3 2 f . ( A b s c h n . 3 . 2 . 1 . 1 4 > ; Herakleides Kritikos 1,7 ( 3 . 2 . 1 . 1 2 ) ; H e - rodas 6,64 ( 3 . 2 . 3 . 4 ) ; Plut.Luc. 7 , 6 f . ( 4 . 4 ) . Z u den rabbinischen Stellen (v. a. m N e d 3,4; b S h e v u 39a; t D e m 2,17; b S a n 25a Bar; m B Q 10,1b) s . u . 6.4.3.

(15)

2

Bemerkungen zur Forschungsgeschichte

den Kirchenvätern, dann den H u m a n i s t e n und den Forschern bis z u m Klassi- zismus nicht zur V e r f u g u n g standen. Erst seit A . B o e c k h s bahnbrechenden epigraphischen Forschungen a m A n f a n g des 19. Jahrhunderts und den scharf- sichtigen, genialen U n t e r s u c h u n g e n v o n U . Wilcken und M . I. R o s t o v t z e f f aufgrund papyrologischer Quellenstudien an dessen E n d e begann sich — all- mählich —, das über Jahrhunderte treuherzig ü b e r n o m m e n e Bild des s y n o p t i - schen >Zöllners< zu wandeln.

Im Blick auf die Beurteilung der älteren Forschung sollte bewußt sein, welches Quellenmaterial jeweils zur Verfugung stand. Bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts waren (nur) die noch nicht einmal 20 rabbinischen Stellen bekannt sowie die etwa 60 Belege (von etwa 35 Autoren) aus der klassisch-griechischen Profangräzität zum TEXiövrig, dann folgten (bis heute) acht epigraphische Zeugnisse; ab dem Ende des 19. Jahrhunderts kamen über 52 Belege aus dem ptolemäischen und etwa 250 Belege (darunter über 210 Steuerquittungen auf Ostraka) aus dem römischen Ägypten (bis ca. 200 n. Chr.) hinzu3. Allein schon diese numerische Verteilung des Quellenmaterials mag die These rechtfertigen, der palästinische teXÜ)VT]c; sei als hel- lenistischer Kleinpächter vorzugsweise vom ptolemäischen TeX.üm]5 her zu beurtei- len.

So ist es A u f g a b e dieser Arbeit, vor allem den Erkenntnissen v o n U . W i l k - ken und M . I. R o s t o v t z e f f den ihnen gebührenden Platz einzuräumen. Dabei soll nicht übersehen werden, daß teXü)vt]5 in der Vetus Latina mit >publicanus<

und in der Peschitta mit mokhsa w i e d e r g e g e b e n wird. W e n n darüberhinaus die A r g u m e n t a t i o n der älteren und neueren Forschung, ihre B e g r ü n d u n g e n und ihre Voraussetzungen in den Blick g e n o m m e n werden, so ist es kaum m ö g - lich, irgendeine A u s s a g e zu den TeXurvai — und m a g sie n o c h s o vertraut sein und durch z w i n g e n d e Logik bestechend erscheinen — ungeprüft zu überneh- men.

3 Die 35 griechischen Autoren verteilen sich auf über 600 Jahre (von 424 v. Chr.

( Aristophanes) bis ca. 217 n . C h r . (Philostratos)); sie gehören verschiedenen Wirt- schaftsräumen und -epochen an. — Die Anzahl der Papyrus-Belege ist eher höher an- zusetzen, da es nicht so sehr auf den Terminus technicus xeXûJvr|Ç ankommt, vielmehr auf die Funktion »Abgabenpächter« (s. 5.1). — Nicht immer waren Historiker (vgl.

auch z . B . den Kirchenvater Augustin) der hebräischen (/orientalischen) Sprache(n) mächtig; so stützt sich z. B. H. Seyrig, Antiquités Syriennes 155 bei seiner Untersu- chung zum Steuertarif von Palmyra auf die nicht originale, künstliche lateinische Über- setzung von M. Chabot. S. zum Verständnis des Griechischen z. B. Anthologia Graeca I, ed. H. Beckby. München (2. Aufl.) >1957, 107 (bis 1780 konnte »man kein Grie- chisch«) und J. Kramer, Xenophobie als Motiv fur die Einfuhrung der antikisierenden Aussprache des Griechischen im 16. Jahrhundert. AuA 34 (1988) 82.

(16)

TE/.COVT)5 in der neutestamentlich-exegetischen Literatur 3

1.1 Zur Deutung von xeXcovr)g in der neutestamentlich- exegetischen Literatur

Zunächst befassen wir uns mit zwei wesentlichen Voraussetzungen der neutestamentlichen Literatur (1.1.1), die allerdings auch in der althistorischen Literatur eine bestimmende Rolle spielen, bedingt durch ein früheres gemein- sames Interesse. Danach stellen wir fünf neuere exegetische Arbeiten ausfuhr- licher vor (1.1.2), weil dadurch die verschiedenen Feststellungen dieser Arbeit am ehesten deutlich werden.

1.1.1 Zu zwei methodischen Voraussetzungen

Die meisten Darstellungen der synoptischen TeXwvai lassen sich auf Grundsätze zurückführen, die Th. Mommsen in der 2. Auflage seines »Römi- schen Staatsrechts« im Jahre 1876 folgendermaßen formulierte: das griechische Wort xetaimig sei dem lateinischen portitor (Zollerheber), das lateinische Wort publicanus (Steuerpächter) jedoch dem griechischen ör|nooici)VT]5 gleichzuset- zen. Diese Sicht begegnet allerdings auch schon vor Mommsen

4

, so daß Mommsen als der größte Althistoriker des 19. Jahrhunderts nur eine neuere Autorität für diese Anschauung darstellt, auf die man sich gern berief. Als äl- teste Quelle überhaupt für diese These können die Ausführungen von Clau- dius Salmasius (1640) angesehen werden

5

. Wir geben eine Übersetzung aus seiner Schrift »De foenore«

6

; aus diesem ausfuhrlichen Zitat kann leicht erse- hen werden, wie die synoptische — und zum Teil auch die althistorische — Forschung bei völlig unhaltbaren Erklärungen stehengeblieben ist.

» C i c e r o verbindet im ersten B u c h von D e ofFiciis bei diesen erwähnenswerten E r - werbstätigkeiten, die bei den Menschen dem Haß anheimfallen, den portitor mit dem Geldverleiher. . . . Sicherlich würde man diejenigen, die im Evangelium xeXö)- vai genannt werden, im Lateinischen besser mit portitores wiedergeben als mit pu-

4 Z . B . bei LEYRER, Art. Zoll, aus dem Jahr 1864. J . C . SUICERUS, Thes.eccl. (o.

A n m . 1) I2 Sp. 1266 vergleicht XEX(ÜVT)S nur mit portitor bzw. publicanus: » Q u i in E v a n - geliis v o c a n t u r XEXö)vaL, melius Latine dicuntur portitores, quam publicani.« — S. noch u.

Kap. 4.

5 Es genügt somit nicht, auf die Arbeiten P. BURMANNS (I 1714; II 1734 ( o . A n m . 1 ) ) hinzuweisen, der zuerst (»primo audiamus testimonium«) die synoptischen xeXwvai den portitores und nicht den publicani gleichgesetzt habe (]. STRUCKMANN, D e port. 47) und dessen Forschung »lange Zeit . . . Grundlage jeder Untersuchung auf d e m Gebiete der römischen Finanzen« gewesen sei ( M I. ROSTOVTZEFF, Staatspacht 3 6 7 A n m . 73).

Denn P. B u r m a n n weist II (1734) 140 f. auf C . Salmasius hin — ein Abschnitt, der in I (1714) 169 fehlt. Ebenfalls fehlt in I 156 der Abschnitt über die synoptischen XEXWVCU von II 125. Unrichtig deshalb auch M . I. ROSTOVTZEFF, Staatspacht 4 8 0 A n m . 327.

6 S. 2 4 3 - 2 4 5 pass. Vgl. noch ebd. 3 8 4 - 3 8 6 .

(17)

4 Bemerkungen zur Forschungsgeschichte

blicani. Und wir sehen, daß Cicero unter den verhaßten Erwerbstätigkeiten die por- titores nennt, nicht die publicani. Die publicani waren eigentlich diejenigen, die ir- gendeine Steuer pachteten, wie die 5 % - Erbschaftssteuer und die 5 %-Freilassungs- steuer, und die die übrigen Abgaben dieser Art pachteten und die (Hafen-)Zölle.

Nicht sie wurden portitores genannt, sondern nur diejenigen, die von jenen publicani selbst für die Einnahme der (Hafen-)Zölle eingesetzt wurden. . . . Jedoch der Steuer- pächter (publici redemptor) oder publicanus heißt im Griechischen 6r)nooiu)vrig.

Bisweilen auch TEXCOVTIC;. Mehr allerdings jene, die in Häfen und an Zollstellen sit- zen, um die (Hafen-)Zölle einzusammeln und einzutreiben, welche die Griechen EA- Xi(i£vioxai nennen. Diese aber waren etwas anderes als jene großen Steuerpächter (magni publicani), von denen es im Lateinischen ausdrücklich heißt, daß sie die öf- fentliche Steuer eintrieben und die die Griechen ör)(iooiojvai nennen, das heißt Päch- ter der öffentlichen Abgaben. Diese gehörten einem bei den Römern recht angese- henen Stand an, nämlich dem Ritterstand . . . Denn die Römischen Ritter waren be- kanntlich publicani, und das heißt örmoaulivai. Diese waren nicht verhaßt, denn sie trieben die Steuern und Zölle nicht selbst ein, sondern übertrugen anderen den Ein- zug der Abgaben, die portitores genannt wurden. Diese nahmen, um auf ihre Kosten zu kommen, oft mehr ein, als ihnen vom Gesetz erlaubt war, von denen die Grie- chen sagen, daß sie jidgEKAEyEiv und jiapeioJiQctTTEiv. . . .

Im Hebräischen 0310 (sie!). Und in der Tat besteht ein so großer Unterschied zwischen derart niedriggestellten Steuerpächtern (minuti publicani), die eigentlich im Lateinischen portitores heißen, und jenen, die die öffentlichen Abgaben pachte- ten, die dieselben Lateiner publicani nennen. . . . Ein Gelehrter, der kürzlich ein Buch über die Strafgesetze der Juden herausgab, bemerkte zum zehnten Kapitel jener Ausgabe aufgrund der Gemara, man müsse unterscheiden zwischen den (verschie- denen) Steuerpächtern (publicani). Es gebe nämlich solche, bei denen die Einnahme nicht festgesetzt sei, sondern die aus den gepachteten Steuern möglichst viel heraus- pressen, wenn sie nur ihre Pachtsumme dem Staatsbeamten (magistratus) bezahlen.

Diese sind es allerdings, die im Lateinischen eigentlich publicani heißen, im Griechi- schen 6rmooid)vai. Und es ist sicher, daß diese freilich einen besseren Ruf genossen und einem angeseheneren Stand angehörten als die portitores und TE^wvau die die Zölle selbst einnahmen. Denn obwohl jenen die Einnahme nicht begrenzt war, konnten sie trotzdem nicht JI^EOVEXTEIV, und (das heißt) nicht so viel wie möglich herauspressen, weil sie nichts einzunehmen pflegten außer durch die portitores selbst, die sie für die Einnahme der (Hafen-)Zölle einsetzten.«

Bei Salmasius e r g ä n z e n sich z w e i B e g r ü n d u n g e n . Sie g e h e n b e i d e still- s c h w e i g e n d v o n d e r — falschen — V o r a u s s e t z u n g aus, d a ß die TEXÜWXI der S y n o p t i k e r in Palästina a l l g e m e i n verhaßt w a r e n :

— D a bei C i c e r o7 die p u b l i c a n i a n g e s e h e n , die p o r t i t o r e s d a g e g e n v e r h a ß t w a - ren (vgl. C i c . o f f . 1,150), seien die s y n o p t i s c h e n Tetabvai den p o r t i t o r e s gleichzusetzen.

— N a c h M o s e s M a i m o n i d e s (1158/68) u n d O b a d j a di B e r t i n o r o (1548) w e r d e in m N e d 3 , 4 u n d m B Q 10,1b z w i s c h e n e i n e m v o m K ö n i g eingesetzten S t e u e r e r h e b e r (gabbai) u n d e i n e m , d e r so viel n i m m t , w i e er will (m c k h e s )

7 S. dazu ausführlicher u. 4.4.

(18)

TeXcóvri? in der neutestamentlich-exegetischen Literatur 5

unterschieden8. Ersterer sei d e m publicanus gleichzusetzen, der nichts habe erpressen können, letzterer dem TeX.(im]c;/ portitor, der d e m Zollpflichtigen m e h r abpreßte als in den Tarifen vorgesehen w a r9.

E i n weiterer Fehlschluß liegt darin, die r ö m i s c h e Steuerpacht für Palästina vorauszusetzen1 0.

Insgesamt stoßen wir bei diesen beiden angeführten A r g u m e n t e n auf einen Zirkelschluß, da Salmasius die Rückfrage, w a r u m C i c e r o die publicani so p o - sitiv ansieht, ausblendet und die moralische Beurteilung des gabbai wegen un- zureichender Quellenbasis (und offenbar ohne eigene N a c h p r ü f u n g ) v e r - fälscht1 1.

Für Salmasius ergab sich eine sprachliche und sachliche Gleichsetzung des synoptischen teXcovr); mit d e m römischen portitor. Sein B e g r ü n d u n g s z u s a m - m e n h a n g w a r bald vergessen. Die Ergebnisse w u r d e n j e d o c h weiterhin über- n o m m e n (s. Petrus B u r m a n n u s , 1 7 1 4 / 1 7 3 4 )1 2 und lange nicht m e h r überprüft.

8 Vgl. M. B. MAIMON (MAIMONIDES) / O. DI BARTENORA, Seder kedoshim sive Legum Mischnicarum . . ., Teil 5 und 6. Amsterdam 1702, 1703 sowie den Mischna-Kommen- tar von Maimonides (ed. Venedig 1548/49). — Die Bemerkung »vir doctus, qui nuper (sie!) edidit librum de legibus Iudaeorum forensibus« (so C. SALMASIUS, De foenore 245) kann sich — trotz »nuper« — nur auf O. di Bertinoro beziehen.

9 Es heißt bei J. BUXTORF, Lex.Chald. (o. Anm. 1) Sp. 1065: »Bartenorä hic annotat, Publicanos duplicesfuisse; Spontaneos, qui sponta suä ad telonium sedebant: & Constitutos a rege. His necessariö dandum erat vectigal, nec licebat eis illud vel remittere, vel via- toribus effugere, &c.«

10 S. ausführlicher 6.3.4 (vgl. auch MegTaan § 9).

11 Ähnlich problematisch ist beispielsweise die Darstellung der TEXcbvai bei F. M.

HEICHELHEIM, Roman Syria 231—245. Sie werden in die römische Steuerpacht einge- ordnet und als »tax-gatherers« (234) angesehen. Seine Bemerkung »The notoriety o f the tax-farmers and tax-gatherers may be inferred from the Gospels, from the Talmud and from the Midrash« (239) dürfte abhängig sein von A. R. BELLINGER/C. B. WELLES, A Third-Century Contract of Sale from F.dessa in Osrhoene. Y C S 5 (1925) 8 3 - 1 5 4 . Wir werden diese Aussagestruktur immer wieder in den Blick nehmen, um nicht ebenso einem Zirkelschluß zu unterliegen: der Althistoriker verweist auf die synopti- schen (und rabbinischen) Texte, der Neutestamentier auf die profane Literatur — nur die jeweiligen Prämissen werden nicht artikuliert. — S. noch neben dem für die Profan- literatur auffälligen Titel »Publicans and Sinners« von H. C. YOUTIE und E. BADIAN ( v g l . K . C H R . BURCKHARDT, Z ö l l n e r u n d S ü n d e r ) z. B . M . R Ö M S T E D T (U. K a p . 3 Anm. 64); TH. KOCK (U. Kap. 3 Anm. 42 (zu Aristoph.equ. 248, S. 66)): »Oft waren sie auch zugleich Einnehmer (die Zöllner des N . T . ) und als solche meist allgemein ver- hasst« und den Kommentar zu Cic.off. 1,150 von H . A . HOLDEN (Cambridge 1899, 261): portitores = »collectors o f harbour duties<, custom-house officers, an inferior class o f persons, the TEXÜ>VCU or >publicans< o f the New Testament, who contracted with the publicani or farmers-general o f the revenue (usually Roman knights) to collect the portoria«. Vgl. auch H. GRESSMANN, VrMann 13: »Zöllner und Sunder ist im Neuen Te- stament ebenso gleichbedeutend, wie bei profanen Schriftstellern«.

12 S. o. Anm. 5. P. Burmann weist I S. 140 positiv auf C. Salmasius hin (»recte«), ge- gen J . STRUCKMANN, De port. 47.

(19)

6

Bemerkungen zur Forschungsgeschichte

Eine Ü b e r p r ü f u n g erschien in der Folgezeit auch nicht notwendig zu sein, da die weiteren antiken Zeugnisse, die zur Klärung herangezogen wurden, die ci- ceronische Unterscheidung zumindest nicht grundsätzlich in Frage stellten1 3. Wie so oft, konnten erst neue T e x t e — die Papyri — auf diesen H o l z w e g auf- m e r k s a m machen1 4.

Eine andere methodische Voraussetzung verbindet sich mit der jeweiligen Übersetzung von xeXowig. N o c h im Mittelalter war die Wiedergabe mit

»Zöllner« durchaus angemessen, da die damalige Steuerverwaltung in etwa den antiken Verhältnissen entsprach1 5. Mit Beginn des 18. Jahrhunderts k a m die kameralistische Staatswirtschaftslehre auf1 6. Mit dieser theoretischen Durchdringung der Wirtschaftspraxis veränderte sich der ökonomisch-juristi- sche Sprachgebrauch. Infolgedessen wurde allgemein nicht mehr v o m »Zöll- ner«, sondern v o m »Zollbeamten« gesprochen, so daß J. C h r . Adelung (1786) das Wort »Zöllner« außer in mundartlicher V e r w e n d u n g nur noch im Z u s a m - menhang mit d e m biblischen Sprachgebrauch erwähnen kann. E b e n s o w e n i g war seitdem »Zoll« der umfassende Begriff, sondern »Steuer« oder » A b - gabe«1 7.

Zugleich gewann im Merkantilismus, dem praktischen Pendant zum K a - meralismus1 8, der Schutzzollgedanke an R a u m . Dies hat für uns deshalb Bedeu- tung, weil sich der Schutzzoll mit d e m Gebietszollsystem verband, das sich aus dem den antiken Verhältnissen eher entsprechenden mittelalterlichen Pas-

13 Trotz auffälliger Gegenbeispiele, s. u. Abschn. 4.4. — Die erste Überprüfung er- folgte durch J. STRUCKMANN, De port. (1750), dann erst teilweise wieder durch C. G.

DIETRICH, Beiträge (1877) S . 4 1 - 4 3 , schließlich durch M. I. ROSTOVTZEFF, Staatspacht (1902). Auf das Problem einer auch die rabbinische Literatur umfassenden Untersu- chung (vgl. G. SCHRÖDTER, Ordinem Publicanorum 1689 (o. Anm. 1)) macht M. I.

ROSTOVTZEFF, Staatspacht 482 Anm. 330 aufmerksam. — Zu Dio Cass. 38,7,4 s.u.

Anm. 74.

14 In diesem Zusammenhang sei auf einen »der bedeutendsten Inschriftenfunde« hin- gewiesen, »der jemals in Ephesos gemacht wurde« (H. ENGELMANN/D. KNIBBE, Das Monumentum Ephesenum 19): die lex portorii Asiae aus dem Jahr 75 v. Chr., mit ver- schiedenen Nachträgen; das Praescript stammt aus dem Jahr 62 n. Chr. »Der Stein aus Ephesos enthielt die Bestimmungen, welche für die Verpachtung der fünf Publica in der Provinz Asia galten« (ebd. 21). § 1 beginnt: N6|ioc; xeXoug 'Aoia? £LaaYa>yr|g xai iijaywYfj? xaxä xe yfjv xai xaxa öaXaaoav (Zollgesetz von Asia für Einfuhr und Ausfuhr zu Wasser und zu Land).

15 Vgl. z. B. J. H. G. v. JUSTI, Ausfuhrliche Abhandlung von denen Steuern und Ab- gaben nach ächten . . . Grundsätzen . . ., Erster Theil. Königsberg/Leipzig 1762; J. G.

LORI, Sammlung des baierischen Bergrechts . . . München 1764 und A. SMITH, Der Wohlstand der Nationen. (1776 = ) München 1974.

16 Vgl. A. TAUTSCHER, in: Hb. Finanzwiss. I2. Tübingen 1952, 404 ff.

17 S. dazu ausfuhrlicher 2.3.1. — Zu J. Chr. Adelung s.u. Kap. 2 Anm. 3 und 91.

18 Vgl. A. TAUTSCHER (O. Anm. 16) 388: »Der Merkantilismus ist eine Epoche der Wirtschaftsgeschichte, der Kameralismus ist ein Abschnitt der sozial- und staatswirt- schaftlichen Theoriegeschichte« (im Original kursiv).

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TEXCÔVT)Ç in der neutestamentlich-exegetischen Literatur 1

s i e r z o l l s y s t e m ü b e r das landesherrliche G r e n z z o l l s y s t e m e n t w i c k e l t h a t t e1 9. D i e Z ö l l e w e r d e n h e u t e deshalb im Z u s a m m e n h a n g m i t » W i r t s c h a f t s r ä u m e n « o d e r » S t a a t s g r e n z e « definiert2 0.

I n d e m E . S c h ü r e r (I2 1 8 9 0 ) u n d , i h m f o l g e n d , L. G o l d s c h m i d ( 1 8 9 7 , v g l . a u c h Bill. I 3 7 7 f.) den s y n o p t i s c h e n TEXÜ)VT|5 v o r w i e g e n d als Grenz Zöllner a n - s a h e n2 1, hielten sie z w a r unbeirrt an der traditionellen B e g r i f f l i c h k e i t » Z ö l l - n e r « fest, w a r e n aber beeinflußt v o n der w i r t s c h a f t l i c h e n E n t w i c k l u n g ihrer Z e i t . Ihre D a r s t e l l u n g v e r e n g t e das B i l d des s y n o p t i s c h e n » Z ö l l n e r s « in h i s t o - risch u n h a l t b a r e r W e i s e . E i n e ähnliche A n s i c h t v e r t r a t der A l t h i s t o r i k e r S . J . d e L a e t ( 1 9 4 9 ) , der sich in seinen A u s f ü h r u n g e n ü b e r Palästina v o r w i e g e n d a u f G o l d s c h m i d s t ü t z t e2 2. D a m i t stellt sich die F r a g e , i n w i e w e i t er als m a ß g e b l i - c h e A u t o r i t ä t so h e r a n g e z o g e n w e r d e n k a n n , w i e O . M i c h e l ( 1 9 6 5 ) es tut.

19 Vgl. W. KNIES, Steuerzweck und Steuerbegriff (Steuerrecht im Rechtsstaat 14).

München 1976, 5 ff.; W. E. GRAMS, Zoll 1 1 9 - 1 3 0 und K. H. Graf, Zielsetzungen 96, 1 0 2 f., 1 2 9 .

2 0 S. u. Kap. 2 A n m . 4. — Der neuzeitliche Zolleinnehmer/Zöllner kann ebensowe- nig wie der antike vom Begriff der »Grenze« her verstanden werden. Allgemein ist zu sagen, daß der Zöllner als Angehöriger der Zollverwaltung Aufgaben ausübt, die der Zollverwaltung übertragen sind. Dieser sind z. Zt. die Verwaltung der Zölle, des Branntweinmonopols, der Verbrauchssteuern und der E G - A b g a b e n übertragen sowie an sonstigen Aufgaben u. a. Grenzpolizeiliche Aufgaben sowie Vollstreckung für alle Bundesbehörden (s. Daten der Zollverwaltung 1988 (hg. vom Bundesminister der Fi- nanzen) S. 2).

2 1 V g l . E . SCHÜRER, G J V I2 3 9 5 ff. (s. I3 4 4 7 4 f f ( V / M I 3 7 3 f . ) ) - in I ' 2 5 0 f o l g t a u f I3 4 458 sogleich I3 4 485 (vgl. u. Abschn. 6.1 mit A n m . 2); L. GOLDSCHMID, Impôts 215 mit A n m . 5 ( = 216); s. noch J. SCHMID, Art. Zöllner, L T h K X . Freiburg/Br. 1965, S p . 1 4 0 1 f., J . R . DONAHUE, T a x C o l l e c t o r s 4 5 , 5 0 u n d P . - M . B E N O I T / E . BOISMARD, Synopse II 110 § 41 (douanier = publicain). — Zu den Grenzzöllen s. die Ausfuhrungen v o n M . I. ROSTOVTZEFF, S t a a t s p a c h t 3 8 0 f. u n d F . VITTINGHOFF, A r t . P o r t o r i u m , Sp. 375,44 ff.

2 2 Er weist auf S. 342 (s. auch Anm. 2) auf den Gegensatz zwischen E . Schürer (/L.

Goldschmid) und (U. Wilcken/) M . I. Rostovtzeff hin und scheint sich letzterem anzu- schließen: »Ces traitants . . . ont souvent été considérés exclusivement c o m m e des doua- niers, mais cette conception est trop étroite et il semble qu'ils affermaient aussi toute une série d'autres impôts« (342). Dennoch k o m m t er nicht über E. Schürer hinaus:

»Toutefois la ferme et l'exploitation des péages et des octrois avoir été leur principale occupation« (ebd., vgl. E. Schürer I3 476). — Aufgrund von deLaets Bemerkungen S. 341 ff. kann folgendes festgehalten werden: a) DeLaet folgt vor allem L. Goldschmid, was aus seinen Anmerkungen S. 341 ff. deutlich hervorgeht, b) Seine Unkenntnis des Hebräischen (»Ne connaissant pas le hébreu«, S. 341) gibt den Spezialuntersuchungen (s. seine Lit. S. 341 A n m . 3) zwar einen Vorzug, aber M . I. Rostovtzeff verstand eben- falls kein Hebräisch (vgl. DERS., Staatspacht 482 A n m . 330) und kam dennoch — trotz E. Schürer und L. Goldschmid — zu ganz anderen Ergebnissen, c) A. BÜCHLER, D e r ga- liläische 'Am-ha'ares grenzt »die Ächtung der in römischen Diensten stehenden Juden«, d . h . der »Zöllner«, auf die Zeit nach dem hadrianischen Aufstand (136 n . C h r . ) ein (S. 187 (s. u. Abschn. 6 . 4 . 3 . 6 mit Anm. 192)), was Anlaß zu der Frage geben sollte, wie

(21)

8

Bemerkungen zur Forschungsgeschichte

Erst auf diesem Hintergrund löst sich eine methodische Schwierigkeit bei O. Mi- chel. In seinem historischen Teil lehnt er sich an U. Wilcken und M. I. Rostovtzeff an, folgt aber, was Palästina anbelangt, zugleich auch S. J. de Laet. Jedoch arbeiten Wilcken und Rostovtzeff einerseits und de Laet andererseits mit einer sich ausschlie- ßenden Systematik. Erstere sehen im TEXÜW|5 den hellenistischen Kleinpächter, während deLaet auf den römischen portitor (bzw. auf die römische Steuerpacht) re- kurriert und hier wieder vor allem den Grenzzöllner vor Augen hat. Die Harmoni- sierung bei Michel bringt deshalb inhaltliche Unklarheiten. Das zeigt sich augenfäl- lig daran, daß er in seinem außerpalästinischen Teil XEXCÜVT); mit »Staatspächter«

(gelegentlich auch mit »Zollpächter«) wiedergibt, in seinem Abschnitt über Palä- stina dagegen mit »Zollpächter« oder »Zöllner«. Es stellt sich deshalb die Frage, weshalb er zur Erklärung des palästinisch-synoptischen xeXcüvr); so allgemein auf die antike Staatspacht eingeht.

Für eine Untersuchung, deren Absicht es ist, den synoptischen TEXÜ)VT]5 möglichst präzise darzustellen, dürfte sich eine Wiedergabe allein mit »Zöll- ner« oder im beliebigen Austausch der W o r t e wie z. B. Zöllner, Zo//erheber, -pächter, -erpresser2 3, -betrüger2 4; S/euerbeamter, -pächter, -einnehmer, -ein- treibet oder gar »der M a n n v o m Zollposten«2 5, »Zollwächter«2 6, »die H a n d - langer der R ö m e r am Zoll«2 7 kaum nahelegen. Diese Übersetzungsversuche sind weitgehend nur Ausdruck einer sachlichen Unklarheit. Abgesehen da- von, daß gerade die angeblich plastischen Übertragungen nichts mit der da- maligen Wirklichkeit zu tun haben, sollte uns auch der — heutzutage — miß- verständliche Sprachgebrauch von »Zöllner« vor vorschnellen Deutungen warnen. Wir führen als Beispiel drei Zitate aus T h . M o m m s e n s Römischer Geschichte an2 8; das zweite und dritte Zitat stehen kurz hintereinander:

sie zuvor von jüdischer Seite (sozial und moralisch) eingestuft wurden, d) DeLaets Lit.

entstammen — mit Ausnahme von H. C. YOUTIE, Publicans — den Arbeiten von F. M.

HEICHELHEIM, R . S . 2 3 3 A n m . 15; 2 3 9 A n m . 5 0 ; 2 5 5 f f . u n d M . I. ROSTOVTZEFF, S t a a t s - pacht 479 Anm. 319. Seine anzuerkennende umfassende Quellenarbeit wird jedoch durch die starke Abhängigkeit von der Sekundärliteratur mit ihren oft unzutreffenden Thesen in Frage gestellt. Die Rezensenten K. Kraft und H. Nesselhauf geben in ihrer Kritik an deLaet die Richtung an, in der wir, ausgehend vor allem von U. Wilcken und M. I. Rostovtzeff, weiterfragen werden. Ubereinstimmend bemerken sie: »In Ägyp- ten, Syrien und Judäa bleibt während der ganzen Kaiserzeit die >Kleinpacht<, getragen von lokalen reichen Leuten, in Geltung« (K. KRAFT, Rez. deLaet, Portorium 257).

»Ganz unberührt von dieser Entwicklung blieb die Organisation des Zollwesens in Sy- rien und Ägypten. Die Römer hatten hier von ihren hellenistischen Vorgängern das Sy- stem der Kleinpacht übernommen und behielten es die ganze Kaiserzeit hindurch ziem- lich unverändert bei« (H. NESSELHAUF, Rez. deLaet, Portorium 161).

23 S o J . LEVY, Chald. Wb. II 36a s.v. mokhsa: »Zöllner, Steuernerpresser«.

24 H. RIETHMÜLLER, Das Neue Testament für Menschen unserer Zeit, Teil I. Stutt- gart 21964, zu Mt 21,32.

25 J. ZINK, Das Neue Testament. Stuttgart/Berlin 41968, zu Mt 10,3.

2 6 Ebd. zu Mk 2,15; Mt 21,31; Lk 3,12; 7,29.

27 Ebd. zu Mt 21,32, vgl. Mt 9,10; Lk 15,1; 19,2.

2 8 II 265, 388 (Sperrung F. H.). — Vgl. noch u. Kap. 4 und L. FRIEDLAENDER, Sitten- geschichte I, 158.

(22)

TeXü>vr]5 in der neutestamentlich-exegetischen Literatur 9

»Man erinnere sich an die Einziehung des Bodeneigentums in der Provinz Asien durch Gaius Gracchus, an die römischen Zehnten und Zölle und an die Menschen- jagden, die die Zöllner daselbst nebenbei betrieben«.

»Mit Recht . . . sagt Scipio Aemilianus bei Cicero, daß es der römischen Bürger- schaft übel anstehe, zugleich den Gebieter und den Zöllner der Nation zu machen.«

»Es gehört wohl schon dieser Zeit an, daß der N a m e des Zöllners den östlichen Völkerschaften gleichbedeutend mit dem des Frevlers und des Räubers ward; keine Belastung hat so wie diese dazu beigetragen, den römischen N a m e n besonders im Osten widerwärtig und gehässig zu machen.«

Wer die Quellen überprüft, auf die sich M o m m s e n hierbei stützt, wird feststellen, daß er i m ersten und dritten Zitat m i t »Zöllner« den römischen pu- blicanus meint, dagegen i m z w e i t e n Zitat2 9 den portitor. D a ß beide historisch grundverschieden zu beurteilen sind und nicht v e r m e n g t w e r d e n sollen, dürfte allein s c h o n durch das bisher Gesagte deutlich g e w o r d e n sein.

Die — unumgängliche — Übersetzung von TEXom]g stellt eine erhebliche Schwierig- keit dar. Einerseits ist der im Grunde nicht mehr übertragbare antike Gesamtzu- sammenhang, in den XEXÜ)VT)5 (bzw. publicanus) gehört, mit heutigen Begriffen darzustellen, die einem ganz anderen Wirtschaftssystem entstammen, so daß sich schnell die Gefahr einer Aktualisierung einstellt30, andererseits gibt es weder eine antike Definition der XEXT] noch einen modernen >klassischen< Zoll- oder Steuerbe- griff, der als feste Größe einen Orientierungspunkt bieten könnte3'. Wir werden uns deshalb im folgenden Kapitel ausfuhrlicher mit der Übersetzung von xeX<üvti5 beschäftigen.

1 . 1 . 2 D a r s t e l l u n g e i n i g e r n e u e r e r A r b e i t e n

In neuerer Zeit untersuchten vor allem O . Michel (1965) und J. R. D o n a - hue (1971) s o w i e M . V ö l k e l und L. S c h o t t r o f f / W . S t e g e m a n n (jeweils 1978), schließlich H . Merkel (1983) die synoptischen TEXWVCU,32. Wir geben eine kurze Darstellung ihrer A u s f ü h r u n g e n .

29 Dieses gibt Cic.rep. 4,7 wieder.

30 Vgl. zur dogmatischen Terminologie bzw. zur >modernen< Sprache L. WENGER, Quellen 3f. und M. I. FINLEY, Wirtschaft 18f. mit Anm. 29.

31 Vgl. W. KNIES, Steuerzweck (o. Anm. 19) 2f, 27, 72, 74f. »Vor anderen Fragen verdient zunächst die Tatsache besondere Beachtung, daß die meist als fiskalischer Steuerbegriff interpretierte Steuerdefinition des § 1 Abs. 1 R A O verstanden wird als die gesetzliche Inkarnation des >klassischen< Steuerbegriffs. Damit wird der fiskalische Steuerbegriff zu einem zeitlosen Wesensbegriff der Steuer stilisiert. Denn was anders als zeitlose oder zumindest zeitgelöste Gültigkeit könnte >Klassizität< in diesem Zusam- menhang bedeuten? Die Frage, wie tief die Wurzeln dieses Steuerbegriffs zeitlich rei- chen und aus welchem ideengeschichtlichen Grund sie sich nähren, wird nicht gestellt.

Mit der Erhebung in den Rang des >Klassischen< wird der fiskalische Steuerbegriff aus seiner historischen Relativität, seiner geschichtlichen Bedingtheit, herausgelöst« (ebd.

2 f.).

3 2 V g l . n o c h S. N . SAKKOS, OL T E A Q N A I ( 1 9 6 8 ) ; H . BRAUN, G o t t ( 1 9 7 3 ) ; P . FIED-

(23)

10

Bemerkungen zur Forschungsgeschichte

1.1.2.1 O . M i c h e l , A r t . TEkövr); (1965):

M i c h e l s A r t i k e l o r i e n t i e r t sich in s e i n e m e r s t e n Teil (S. 88—103) u n t e r s y - s t e m a t i s i e r e n d e m A s p e k t an d e r m e d i t e r r a n e n a n t i k e n S t e u e r p a c h t . E r ist n a c h d e n drei t y p i s c h e n lokalen A u s p r ä g u n g e n g e g l i e d e r t u n d stellt in e i n e m l ä n g e - ren A b s c h n i t t (S. 98—103) die f ü r die E x e g e s e b e d e u t s a m e F r a g e des m o r a l i - schen A n s e h e n s d e r TeXwvai dar. D e r zweite, e x e g e t i s c h e T e i l (S. 103—106) b r i n g t die n e u t e s t a m e n t l i c h e P r o b l e m s t e l l u n g in stark k o m p r i m i e r t e r F o r m . D e r G e w i n n seiner A u s f u h r u n g e n S. 89—98 liegt d a r i n , daß d e r Leser v o n v o r n h e r e i n g e z w u n g e n w i r d , m o d e r n e V o r s t e l l u n g e n h i n t a n z u s e t z e n u n d sich m i t dem33 a n t i k e n S y s t e m v e r t r a u t zu m a c h e n . A l l e r d i n g s e r h e b t sich sogleich die Frage, o b es nicht richtiger g e w e s e n w ä r e , als s y s t e m a t i s c h e n B e g r i f f n i c h t

»Pacht«, s o n d e r n » S t a a t s e i n k ü n f t e « o d e r » A b g a b e « / »Steuer« d e r D a r s t e l l u n g z u g r u n d e zu legen, w i e es z. B. A. A n d r e a d e s in d e r Ü b e r n a h m e v o n P s . A r i - s t o t . o i k . II 1 tut3 4. W e i t e r h i n ist zu f r a g e n , o b » S t o i f i p a c h t «3 5 n i c h t besser d u r c h » A b g a b e n - « / » S t e u e r p a c h t « zu ersetzen sei3 6 u n d o b X e n . v e c t . 4 , 1 9 f .

LER, J e s u s ( 1 9 7 6 ) s o w i e W M . O . WALKER, J e s u s ( 1 9 7 8 ) . - V g l . a u c h W . STENGER, K a i s e r (1988). Sein Untertitel »Eine sozialgeschichtliche Untersuchung zur Besteuerung Palä- stinas in neutestamentlicher Zeit« beschreibt ein Desiderat — vgl. M. I. FINLEY, Wirt- schaft 27 Anm. 45: »es gibt keine umfassende moderne Untersuchung zu dem Pro- blem« der Besteuerung in der frühen Kaiserzeit. Auch L. NEESEN, Staatsabgaben, be- handelt nur ein Teilgebiet —, das nach W. Stengers amateurhaften Ausführungen ein umso größeres bleibt. — Zu W. BAUER, Wb. s. u. Anm. 36.

33 Der Singular ist zunächst zu betonen: Der Vordere Orient / Griechenland (Athen) als Vorbild fiir das ptolemäische Ägypten und für Sizilien (Hieron II.) (und Rom?). Daß wegen lokaler Besonderheiten und in der Entwicklung differenziert werden muß, spielt zunächst keine Rolle, s. M. I. ROSTOVTZEFF, Staatspacht 336ff., 350ff., 357ff., bes. 359, 3 6 6 f . , 3 6 8 , 3 7 2 s o w i e A . H . M . J O N E S / P . A . BRUNT, O v e r - T a x a t i o n .

3 4 S. d i e G l i e d e r u n g v o n A . ANDREADES, G e s c h i c h t e , b e s 3. u n d 4. B u c h ( S . 8 3 F F );

v g l . W . SCHWAHN, A r t . TGXR).

35 H. G. KIPPENBERG, Religion greift neuerdings den Begriff »Staatspacht« wieder auf (S. 78 ff.). Seine Begründung lautet: »Der Begriff der Staatspacht, den Rostovtzeff verwendet, ist dem der Steuerpacht vorzuziehen, da nicht nur Steuern, sondern auch Tribute, Zölle, Abgaben aller Art verpachtet wurden und das Kennzeichen dieser O r d - nung die Funktion des Staates als Verpächter war« (78 Anm. 2). Er übersieht dabei nicht nur, daß sich Rostovtzeff in seiner >Geschichte der Staatspacht in der römischen Kaiserzeit bis Diokletian< besonders auf die römische Kaiserzeit bezieht, sondern daß er auch für Athen von »Polispacht« spricht (333 und pass.), daß das ptolemäische Ägypten kein Staat im heutigen Sinn war — sondern Privatbesitz des Königs! —, daß auch K o m - munalsteuern an TeXüvai verpachtet wurden. Die Verpachtung von Tributen an helle- nistische Kleinpächter wäre nachzuweisen.

36 So jetzt auch W. BAUER, Wb. (61988). - Leider verweist er noch immer auf (E.

Schürer — warum nicht dann auch auf Vermes/Miliar? — und) J. Marquardt (1884!), der die römische (!) Steuerverwaltung beschreibt und noch nicht einmal mehr im Kl.Pauly (V 1551) erwähnt ist. - Zu SB 8072 (= P.Princ. II 20) s. u. 5.6.2.7. - Der Ar- tikel bedarf (vgl. ebd. Art. TeXog.3) der grundlegenden Revision.

(24)

TeXcÓvt)5 in der neutestamentlich-exegetischen Literatur 11

(s. S. 8 9 , 3 f.) richtig a u f g e n o m m e n w u r d e3 7. So f o l g t O . M i c h e l d e n A u s f u h - r u n g e n v o n D . D e m e t r a k o s u n d nicht d e n e n v o n j . H . T h i e l , d e r a u f g r u n d d e r W o r t b i l d u n g zu R e c h t b e t o n t : » N u n q u a m TEXT] (iicröoiiadai sed S e m p e r (bvei- a d a t dicitur xeXcbvrig«38. W e i t e r h i n ist f e s t z u h a l t e n , d a ß TeXog/teXri k e i n e e i n - d e u t i g e n W o r t e sind, d e n n sie k ö n n e n s o w o h l allgemein f ü r A b g a b e / Steuer als a u c h zugleich im engeren Sinn n u r f ü r die i n d i r e k t e n S t e u e r n (z. B. Zölle) ste- h e n3 9. Z u m a n d e r e n s p r e c h e n die griechischen Q u e l l e n v o n cöveioöai/d)vr|, w a s m i t »kaufen« / »Kauf« übersetzt w e r d e n m u ß4 0. O . M i c h e l f u h r t dies S. 8 9 , 3 f. richtig an, b e m e r k t aber i m A n s c h l u ß an D . D e m e t r a k o s u n d U . W i l c k e n : » K a u f u(nd) P a c h t w e r d e n t e r m i n o l o g i s c h i m G r i e c h ( i s c h e n ) vielfach nicht u n t e r s c h i e d e n ; vgl O s t r a k a I 525 A 3«. M i t »vielfach« ist O . M i c h e l z w a r v o r s i c h t i g e r als U . W i l c k e n , der d a r ü b e r h i n a u s eine A u s t a u s c h f a h i g k e i t f ü r K a u f u n d P a c h t v e r m u t e t , w a s M . I . R o s t o v t z e f f bestritt4 1; allerdings s p r i c h t U . W i l c k e n 1. c. v o n mrcgdaxeiv, jtcoXeiv u n d ä n o ö i ö o a d a i ( v e r k a u f e n , v e r - p a c h t e n ) , d a n n v o n dyopa^Eiv u n d n g i a o d a i ( k a u f e n , p a c h t e n ) — d o c h n i c h t v o n wvEiadai/covri4 2!

37 Xen.vect. 4,19 f. lautet:

19. èiieióàv òè cbvnfrp, xi äv fjxxov nioOoìxó xi; n a p à toi) ór||ioaiou r) jtapà xoü töui>- xou, F.jri XOL$ ainoic; \ii)j,u)v e^eiv; |ucri)oùvxai yoùv xal X£|ÌÉVT| xaì tega xal oLxia; xaì

TÉLI) w v o ù v x a i JIAPÀ x f j g jióXecog. 2 0 . ö j t a j c ; y e NR|v x à A M | d é v x a ACI)^R]xai, xü> ÓT]|ÌOOÌU) l e m

Xanßäveiv èyyuotjc; jrapòt xa>v niadovnÉvcov, ó'iojtty xal x a g à xa>v wvou(iéva)v xà xé/.r].

àXXà (if|v xaì àòixfjaai ye pgtov to> xéXog jiQianéviu f) xà) àvÒQÓmoba inafrou^évq).

((17). Die Polis soll Sklaven kaufen . . .) (19). Wenn sie aber gekauft sind, aus wel- chem Grunde sollte da jemand Sklaven weniger gern von ihr als von Privatleuten mie- ten, wenn er sie unter denselben Bedingungen haben kann? Man pachtet ja auch heilige Haine, Heiligtümer, Häuser und kauft Steuern von der Stadt. (20) Damit aber die (Zahl der) gemieten Sklaven unverändert erhalten bleibt, hat der Staat die Möglichkeit, so wie bei den Stcuerpächtem als Sicherheit von den Mietern der Sklaven Bürgen zu nehmen. U n d Betrug ist für einen Steuerpächter ja leichter als fur jemanden, der Skla- ven mietet. (Die Ubers, folgt in enger Anlehnung an E. Schütrumpf, Xenophon. Vor- schläge zur Beschaffung von Geldmitteln . . . [TzF 38]. Darmstadt 1982, 97, 99).

38 EENOOQNTOZ n O P O I cum prolegomenis et commentariis, Vindobonae 1922, S. 23; vgl. schon A. WILHELM (zu SIG3 742,35 ( = Anm. 9): »Notum est de ea re Grae- cos nunquam locationis conductionis ((uofkrijv, niofloüafrai), sed semper emtionis venditionis (jiaAeiv, wveioöai) vocabulis uti«) sowie A. H. M. JONES, Taxation 153:

»All these taxes . . . were farmed, or as the Greeks said >sold<« und H. C. YOUTIE, Pub- licans 561 (7): »a telones is a tax-buyer, and his contract was not a niaikuoig, a lease, but an ¿>vr|, a purchase, in Latin legal terminology, an emptio-venditio, not a locatio-con-

d u c t i o « ; s. n o c h T . R . S. B R O U G H T O N , O n T w o P a s s a g e s 1 7 3 f . s o w i e D . B E H R E N D ,

Pachturkunden, bes. 4f., lOff., 29ff. 41 f. und u. Abschn. 2.2.

3 9 S . u . A b s c h n . 2 . 3 . 1 u n d G . B U S O L T / H . S W O B O D A , S t k . I3 6 0 4 f f , b e s . 6 0 9 f f . u n d

612 ff. (vgl. II3 1221 ff. und 1228ff); s. auch noch A. BOECKH, Sth.Ath. I3367f., 3 7 2 f f ;

A . ANDREADES, G e s c h i c h t e 2 8 5 f f .

4 0 V g l . b e s . G . M C L E A N H A R P E R , T a x C o n t r a c t o r s 4 9 f.

41 Kolonat 22.

42 U. Wilcken spricht Ostraka I 525 von der »Verpachtung von Domanialland«

(25)

12

Bemerkungen zur Forschungsgeschichte

Da O. Michel besonders S.J. de Laet folgte, konnte er den Vortrag H. C.

Youties über »Publicans and Sinners« (1937), der M. I. Rostovtzeff verpflich- tet ist

43

, nicht angemessen aufnehmen, obwohl Youtie sowohl methodisch als auch inhaltlich den palästinisch-synoptischen TEX.ÜW]5 in enge Verbindung mit dem ägyptischen TEÄ.cim]g brachte. Die Ausfuhrungen Youties beinhalten inso- fern einen wesentlichen Fortschritt, als sich hier ein Kenner der Papyrologie — in ausfuhrlicherer Form zum ersten Mal und etwa 40 Jahre nach den grundle- genden Arbeiten von Rostovtzeff und Wilcken — gerade zu diesem Thema äußerte. Wenn überhaupt, dann müssen bei Youtie wesentliche Hinweise für eine Darstellung des palästinisch-synoptischen teXaw); zu finden sein.

Dies ist in dreierlei Hinsicht der Fall.

a) H. C. Youtie unterscheidet den römischen publicanus vom hellenisti- schen Kleinpächter TEXÜ)VT]S: »This all too brief summary, which carries us into the first century o f our era, is sufficient to bring to light the significant dif- ference between the Roman publicani and the eastern telonai. «

44

b) Er erklärt den jüdischen

TEXÜ)VT]S

vom ägyptischen

TEXWVTIS

( = helleni- stischer Kleinpächter) her: »For an understanding o f the social, economic, and moral status o f the Jewish tax-farmer of the first century of our era, we cannot

do better than to turn to the abundant evidence for Egypt under the Ptolemies and the

early Emperors.«

4 5

— Oder, a) und b) zusammenfassend: »The tax-farmers o f the New Testament have nothing to do with the Roman publicani«

46

.

c) Der TeA.dwi5 kann nicht unbesehen verbunden werden mit Verhaßtsein und Übergriffen; vielmehr konzentrieren sich in der Beurteilung des teXwvrig Steuerhinterziehung des Steuerzahlers, die Absicht des Tetaim]g, sich womög- lich zu bereichern und das Interesse des Staates, maximale Steuererträge zu er- halten

47

. Er folgert aus allem: »I hope I have shown that their morals and man- ners were not inferior to those of other business men of their time. «

48

Oder:

»A tax-farmer was neither more nor less honest than other men.«4l)

Allerdings können wir seinen Ausführungen nicht in allem zustimmen.

Drei Punkte sind vor allem abzulehnen:

a) Youtie setzt mit der älteren Forschung als unbestritten voraus, daß seit Augustus das Steuerwesen Änderungen unterlag, so z. B. die Einschränkung

(sie!); mit der Bodenpacht hatten die TEXMVCU wenig oder gar nichts zu tun. Michel hätte besser auf Ostraka S. 539 Anm. 1 verwiesen, w o Wilcken »f| ibvr| = Pacht« setzt.

4 3 Vgl. H . C . YOUTIE, Publicans 562 (8) mit Anm. (S.577).

4 4 Ebd. 566 (12), vgl. 564ff. (lOff.) und 572 (17).

4 5 Ebd. 567 (12 (Sperrung F. H. )); vgl. 560f. (7); 572 (17); 574f. (19).

4 6 Ebd. 572 (17).

4 7 S . u . Abschn. 3.2.3 und 5.6.1.13.

4 8 Ebd. 575 (19), vgl. 572 (17): »Tax-farmers w h o m Jesus knew seem to be, like those o f Egypt, local men, bourgeois, respectable business men, such as business men usually are, sometimes truly wealthy, sometimes with only the façade o f wealth, now honest, now dishonest, occasionally sheer speculators«; s. noch ebd. 574f. (19).

4 9 Ebd. 573 (18 (Sperrung F. H . ) ) , vgl. 571 (16).

(26)

TEXWVTIÇ in der neutestamentlich-exegetischen Literatur

13

der Steuerpacht auf die indirekten Steuern

50

: »Under Augustus, the Roman government developed a system of tax-collection which made use of agents other than telonai.«

51

ß) Seine Darstellung ist an vielen Stellen davon bestimmt, daß die palästi- nisch-synoptischen TeXwvai in römischen Diensten gestanden hätten: »Mat- thew . . . would have been considerably embarrassed to neglect his contract with Rome. «

52

Y) Schließlich behauptet auch er - trotz P.Hib. I 29 (= W.Chrest. 259) - der (ägyptische)

TEA.Ü)VT|5

habe mit dem Steuereinzug nichts zu tun gehabt:

»The tax-farmer . . . was not an actual collector«

53

.

Trotz dieser kritischen Einwände bleibt festzuhalten, daß es hinter diese drei erstgenannten Grunderkenntnisse, die im Wesentlichen schon von Ro- stovtzeff vorgetragen wurden, kein Zurück mehr gibt. Wenn die »Zeitschrift fur Papyrologie und Epigraphik« im Jahr 1967 mit dem Wiederabdruck des Referates von Youtie aus dem Jahr 1937 ihre erste Ausgabe eröffnete, so zeugt dies ebenfalls von dem wichtigen Beitrag, den dieser 30 Jahre zuvor leistete.

1.1.2.2 J. R. Donahue, Tax Collectors and Sinners (1971):

Donahue nimmt seinen Ausgangspunkt bei den Thesen von J. Jeremias und seinem Lehrer N . Perrin

54

.

J. Jeremias meinte in seinem Aufsatz »Zöllner und Sünder« (1931), in die- ser Wendung sei »Sünder« nicht aus der pharisäischen Sicht, sondern aus der des Volkes hinzugefügt, u m den allgemein verachteten Beruf anzuzeigen

55

.

N . Perrin dagegen führte zu dem Ausdruck »Zöllner und Sünder«, in der Absicht, J. Jeremias zu präzisieren, im Jahr 1967 aus, daß die palästinisch-syn- optischen teXüvai als »Jews w h o have made themselves as Gentiles« anzuse- hen seien

56

, wobei noch zu bemerken ist, daß N . Perrin nicht unterscheiden

50 E b d . 566 (11 f.); 570f. (15f.); 573 (18).

51 E b d . 561 (7).

52 E b d . 558 (5); vgl. ebd. 556 (3); 557 (4); 573 (17); 574 (19).

5 3 E b d . 568 (14). Vgl. die oft zitierte A u f f a s s u n g v o n C . PRÉAUX, L ' é c o n o m i e 450:

»Dans l ' E g y p t e lagide, la f e r m e est u n e institution de garantie, n o n une institution de perception« (s. auch G. MCLEAN HARPER, T a x C o n t r a c t o r s 49 A n m . 2); vgl. a n d e r e r - seits U . Wilckens ausdrücklichen H i n w e i s in W. C h r . 259 ( = P . H i b . I 29): » B e m e r - k e n s w e r t ist, daß dem xe/.(i)vr]ç selbst in Z. 25 das JIQÓOOEIV zugeschrieben wird« (ebd.

S. 306). — Für Griechenland b e k u n d e t Hesych N r . 563 s . v . ÔExaTEÛEiv' Tf/.ojveìv, óe- y.ÓTT)v EÌajtQÓtTTEaòai ( A r i s t o p h . f r . 455) u n d ebd. N r . 564 s. v. ÔExaxEvxai' xeXœvai, oi TT|V . . . Ô£XÔTT|V ÈXXÉYOVTEÇ.

5 4 S. das Z e i t s c h r i f t e n r e f e r a t v o n B. JONCELING, JSJ 3 (1972) 80; vgl. n o c h P . FIEDLER, Jesus 140 ff.

5 5 293f., 294.

56 N . PERRIN, Rediscovering 94, vgl. 103 sowie DERS., Jesus 101 ff. (117, 133); s. n o c h J. R . DONAHUE, T a x C o l l e c t o r s 40.

(27)

14

Bemerkungen zur Forschungsgeschichte

will »between the various kinds of tax collectors, tax farmers and excise men«, da die Quellen selbst keine durchgehende Differenzierung aufwiesen, so daß er meint, allgemein von »tax collector« sprechen zu können

5 7

. Weiterhin stellt er

die

TEXWVCU

dar anhand von bSan 25b und sieht in ihnen solche, die mit den

verhaßten Römern kollaborierten

5 8

. Er meint, m R H 1,8 auf sie anwenden zu können und behauptet, daß »man .. . ihnen die normalen Bürgerrechte (ver- weigerte)«, und daß »sie z. B. als Zeugen vor Gericht ebenso wenig wie heid- nische Sklaven (galten)« (ebd.).

Gegen diese Sicht äußerte J. Jeremias in einem Brief Bedenken. J. R. D o - nahue referiert den Inhalt und benutzt dies zugleich als Ausgangspunkt für sei- nen eigenen Entwurf

5 9

.

»Jeremias has suggested a m e t h o d f o r r e - e x a m i n a t i o n of the p r o b l e m . H e says that the J e w i s h material m u s t be e x a m i n e d to see w h e t h e r tax collectors are ritually de- filed and considered as Gentiles. Secondly, h e suggests that w e m u s t find o u t w h e t h e r J e w s actually p e r f o r m e d this task in Palestine at the t i m e o f j e s u s ' ministry, and finally he notes that careful distinctions m u s t be m a d e b e t w e e n tax collectors and toll collectors. T h i s m o s t crucial distinction, w h i c h will e m e r g e in the course o f the present discussion, in its simplest f o r m m e a n s that tax collectors are those w h o collect the direct taxes, the poll or head tax and the land tax for the current rulers, w h i l e toll collectors are those w h o collect the m y r i a d o f m i n o r taxes, sales taxes, c u s t o m s taxes, taxes on t r a n s p o r t . «

Weiterhin sucht Donahue die Kontroverse zwischen Perrin und Jeremias dadurch zu lösen, daß er zwischen einer galiläischen bzw. vorösterlichen und einer jerusalemischen bzw. nachösterlichen Schicht unterscheidet. In Galiläa könne man bis 44 n. Chr. nicht von einer Kollaboration der Zöllner mit den Römern sprechen, wohl aber in Judäa. Der Ausdruck »Zöllner und Sünder«

sei Anzeichen der galiläischen Sicht des Zöllners, dagegen zeige die Wendung

»Zöllner und Heide«

6 0

die judäische bzw. nach 44 n. Chr. auch die galiläische Sicht des Zöllners (59f.).

Für seine Ansicht entscheidend ist die Ubersetzung von teXü)vt|5. Dieses Wort sei mit »Einnehmer der indirekten Steuern« (»toll collector«) wiederzu- geben

61

:

»The telönai of the Gospels are w r o n g l y i n t e r p r e t e d w h e n the w o r d is translated ei- ther as >publican< o r >tax collectors T h e literal G r e e k translation o f the Latin publi- canus is demosiones, a w o r d w h i c h does n o t appear in the Gospels. Also, as has been n o t e d , the classical publican s y s t e m w a s a b r o g a t e d by the N T period. T h e transla-

5 7 N . P E R R I N , R e d i s c o v e r i n g 9 3 A n m . 1.

5 8 E b d . 93. — Diese B e m e r k u n g fehlt in DERS., Jesus 101.

5 9 V g l . J . R . D O N A H U E , T a x C o l l e c t o r s 4 2 u n d 4 0 m i t A n m . 7 .

6 0 Inversion u n d C h a r a k t e r i s i e r u n g als F o r m e l ist häufig, vgl. z. B. J. JEREMIAS, J e r u - salem 346 m i t A n m . 82 s o w i e J. R. DONAHUE, T a x Collectors 54 (»Telönes kai (sie!) eth- nikos«),

6 1 J . R . D O N A H U E , T a x C o l l e c t o r s 5 4 .

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