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Entscheidungsunterstützung für die Planung regionaler Projekte unter Berücksichtigung nachhaltiger Entwicklung

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Academic year: 2022

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Entscheidungsunterstützung für die Planung regionaler  Projekte unter Berücksichtigung nachhaltiger Entwicklung

Nils Giesen, Tabassom Hashemi Farzad, Jorge Marx Gómez Fakultät II ­ Department für Informatik 

Abteilung Wirtschaftsinformatik I – Very Large Business Applications Carl von Ossietzky Universität Oldenburg

Ammerländer Heerstr. 114­118 26129 Oldenburg

Giesen@wi­ol.de, H.Farzad@wi­ol.de Jorge.Marx.Gomez@uni­oldenburg.de

Abstract:  Neben   ökonomischen   Aspekten   werden   vermehrt   auch   soziale   und  ökologische Faktoren in die Planungsphase von Projekten einbezogen. Um die  dabei   auftretende   Komplexität   zu   verringern,   werden   Informationssysteme  benötigt, die bei der Verwaltung der Planung, der Durchführung von Analysen und  der   abschließenden  Entscheidungsfindung   unterstützen.   Als  zusätzlicher   Anreiz  kann   die   so   entstehende   Datenbasis   als   Darstellungsmöglichkeit   für   den  Umsetzungsgrad einer nachhaltigen Entwicklung in einer Region genutzt werden. 

Die notwendigen Informationen, möglichen Planungen und Entscheidungshilfen  können öffentlich zur Diskussion gestellt werden, um eine direkte Integration der  Öffentlichkeit   in   Form   von   eParticipation   in   Entscheidungsprozesse   zu  ermöglichen.   Weiterentwicklungen   und   Erweiterungen   des   Informationssystem  stellen eine Integration der Daten in und aus betrieblichen Informationssystemen  und   somit   eine   Einbindung   weiterer   Entscheidungsvorgänge   sowie   die  Verwendung   sozialer   und   semantischer   Methoden   (Web   2.0/   Web   3.0)   zur  Verfügung.

1 Motivation

Der gesellschaftliche und politische Druck zu einer nachhaltigen Handlungsweise in  vielen Bereichen ist in den vergangenen Jahren stark gestiegen. Dies führt unter anderem  dazu, dass eine Vielzahl an einzelnen Software­Tools entwickelt worden, die Anwender  bei diesem Problem unterstützend sollen. 

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Die Aufgaben dieser Tools reichen dabei über viele Anwendungsbereiche, die für die  Darstellung und Bewertung des Standes der Nachhaltigkeit benötigt werden. So sind  Tools entstanden, die bei den Aufgaben der Erfassung, der Kategorisierung und der  Analyse   der   benötigten   Daten   assistieren,   den   Planungsablauf   gestalten   oder   die  Integration der Öffentlichkeit in den Ablauf und die Entscheidungsbildung unterstützen.

  Im   Bereich   des   Integrierten   Küstenzonen   Management   (IKZM)   existieren   mehrere  nationale und internationale Projekte, die beispielsweise wie das Projekt  IKZM Oder  [Bosecke 2004] die Unterstützung von Geo­Informationssystemen (GIS)  bieten,  und  damit die für die Ablaufplanung benötigten Informationen in einem einheitlichen Format  integrieren.   Ebenfalls   werden   Metadaten   verwendet   um   Informationen   über   die  Projektregionen transparent darzustellen und der Öffentlichkeit zu präsentieren, wie es  im Projekt NOKIS [Lehfeld 2002] durchgeführt wird.

Weitere Tools stellen Unterstützung bei der Entscheidungsfindung bereit, indem sie die  Prozesse abbilden und bewerten, die für eine Entscheidung notwendig sind. So wird  durch   das   Framework  Dicodess  [Gachet   2004,   Dicodess   2009]   die   Entwicklung  verteilter   kooperative   Entscheidungsunterstützungssysteme   unterstützt.   Zur   Lösung  multikriterieller   Entscheidungsprobleme   kann   die   MACBETH­Methodik   (Measuring  Attractiveness by a Categorical Based Evaluation Technique) [Bana 1999, MACBETH  2009] verwendet werden.

Obwohl   es   mehrere   individuelle   Ansätze   gibt,   existiert   bisher   kein   allumfassender  Ansatz für ein Tool zur Projektbewertung unter Berücksichtigung einer nachhaltigen  Entwicklung. Solch ein Tool sollte den Projektplanungsablauf ebenso berücksichtigen  wie die Auswahl und Evaluierung der benötigten Bewertungssysteme.

Die   Definition   einer   nachhaltigen   Entwicklung,   wie   sie   im   Bericht   der   Brundtland  Kommission [Hauff 1987], führt bei der Umsetzung eines allumfassendes Softwaretools  zu     integrative   Strategien.     Daher   müssen   soziale,   ökologische   und   ökonomische  Faktoren der nachhaltigen Entwicklung bei der Planung und Umsetzung von Projekten  berücksichtigt werden müssen. Die beste Lösungsmöglichkeit in Form eines Software­

Tools   stellt   dabei   ein   web­basiertes   Portal   dar,   welches   eine   rollenabhängige  Kombination   aus   Informations­,   Analyse­   und   Entscheidungssystemen   bietet.   Ein  solches integriertes System sollte damit unter anderen folgende Anforderungen erfüllen  können:

• Strukturierte   Administration,   Bearbeitung   und   Darstellung   der   für   die  Darstellung des Standes der nachhaltigen Entwicklung benötigten Daten einer  Region  –  Speicherung   und  Zugriff   dieser   Daten  sollte  nachvollziehbar  und  leicht   erreichbar   sein,   ebenso   stellen   diese   Daten   die   Grundlage   für   die  Planungen und verschiedene Berechnungen.

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• Darstellung   des   aktuellen   Stands   sowie   die   Veränderung   der   nachhaltiger  Entwicklung in einer Region – Vor der Planung einer Aktivität muss der initiale  Stand und die erwartete Entwicklung des Standes der nachhaltigen Entwicklung  dokumentiert werden.

• Intuitive   Entscheidungsunterstützung   bei   der   Auswahl   einer   Aktivität   oder  eines  Projektes  – Die Simulation der  Auswirkungen  verschiedener  Projekte  oder der verschiedenen Alternativen eines Projektes sollte einen übersichtlichen  Vergleich ermöglichen und damit die Auswahl einer möglichst effektiven und  nachhaltigen Realisierung ermöglichen.

• ePartizipaition   –   die   interessierte   Öffentlichkeit   soll   in   den   Entscheidungs­

findungsprozess einbezogen werden. Bei der Umsetzung eines transparenten  Entscheidungsprozess   für   die   Öffentlichkeit   und   der   Umsetzung   einer  öffentlichen Diskussion wird die Akzeptanz der getroffenen Entscheidungen  erhöht. 

Diese Anforderungen bilden die Basis für die prototypische Entwicklung eines web­

basierten   Informationssystems   zur   Bewertung   regionaler   Projekte   unter  Berücksichtigung   nachhaltiger   Entwicklung.   Der   erste   Prototyp   wurde   als  Machbarkeitstudie   der   Hauptfunktionalität   durch   die   studentische   Projektgruppe  SPOINK [Spoink 2006] realisiert. Der Prototyp erlaubt den Test und die Validierung des  gewählten   Ansatzes   der   Entscheidungsunterstützung   für   die   Projektplanung   unter  Berücksichtigung   der   nachhaltigen   Entwicklung.   Ebenso   kann   die   Fragestellung  beantwortet   werden,   ob   der   Vorgang   der   nachhaltigen   Entwicklung   mit   einem  automatisiertem System gemessen, bewertet und verglichen werden kann. Die anvisierte  Verwendung des Systems, basierend auf dem Prototyp, ist nicht auf regionale Projekte  beschränkt. Neben den regionalen Interessenvertretern (Bürgermeistern, Stadträten, …)  bestimmter   Projekte   können   auch   Unternehmen   Vorteil   aus   einem   solchen   System  ziehen, in dem sie verschiedene Varianten  von Projekten evaluieren  lassen oder für  vielversprechende Projekte Investoren suchen oder als solcher eintreten.

2 Gewählter Ansatz

Vor der Implementierung des Prototypen mussten verschiedene grundlegende Frage­

stellungen gelöst werden, um einen optimalen Weg zur Lösung des Problems zu finden. 

Einige dieser Fragestellungen werden nun im Detail vorgestellt.

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2.1 Den Stand der nachhaltige Entwicklung messen

Eine der ersten Herausforderungen ist es, Nachhaltigkeit messen zu können. Mit einer  solchen   Methode   kann   sowohl   der   Stand   der   (Umsetzung   der)   Nachhaltigkeit   einer  Region   aufgezeigt   werden,   als   auch   die   erwarteten   Auswirkungen   eines   konkreten  Projekts. Im Bericht Our Common Future [WCED 1987, Hauff 1987] wird nachhaltige  Entwicklung   definiert   als   eine   Entwicklung,   „die   den     Bedürfnissen   der   heutigen  Generation entspricht, ohne die Möglichkeiten künftiger Generationen zu gefährden, ihre  eigenen   Bedürfnisse   zu   befriedigen   und   ihren   Lebensstil   zu   wählen.“.   Es   ist  offensichtlich,   dass   der   aktuelle   Stand   der   nachhaltigen   Entwicklung   einer   Region  benötigt   wird,   um   die   Entwicklung   zu   einem   unbestimmten   zukünftigen   Datum   zu  bestimmen.

Um   Nachhaltigkeit   zu   messen,   und   um   die   Nutzung   eines   Informationssystems   zu  ermöglichen, wurden für den Prototypen Indikatoren genutzt, welche konkret messbare  Daten   für   die   verschiedenen   Merkmale   sozialer,   ökologischer   und   ökonomischer  Faktoren ermöglichen. Die Indikatoren bilden dabei eine Schablone, die im konkreten  Fall   mit   Daten   gefüllt   bzw.   belegt   werden.   Dadurch   können   konkrete   und   diffuse  Informationen für dasselbe Projekt oder dieselbe Region verwendet  werden. Ebenso  wird durch die Verwendung von Indikatoren eine transparente und nachvollziehbare  Bewertung ermöglicht. Jeder Indikator kann auf die konkrete Quelle der Informationen  zurückverfolgt   werden,   unabhängig   von   der   Art   der   Informationen.   Zur   besseren  Einordnung   werden   die   Indikatoren   einer   bestimmten   Kategorie   zu   geordnet.   Die  Grundkategorien in Verbindung in der Betrachtung der nachhaltigen Entwicklung sind  soziale,   ökonomische   und   ökologische   Indikatoren.   Verschiedene   konkrete   Projekte  können  davon   abweichend  zusätzlich  weitere   individuelle   Kategorien  enthalten,   wie  Wohlstand, Wettbewerbsfähigkeit oder Umweltfreundlichkeit. Falls notwendig können  diese detaillierteren Unterkategorien können auf die Hauptkategorien reduziert werden. 

Dieses   flexible   Modell   der   Kategorisierung   ermöglicht   gleichermaßen   eine   Planung  genereller als auch spezialisierter Projekte mit unterschiedlichen Kategorien. Mit diesem  flexiblen   Modell   der   Kategorien   können   auch   unterschiedliche   Sichtweisen   auf   die  Definition einer nachhaltigen Entwicklung berücksichtigt werden.

Jeder   Indikator   beinhaltet   ein   Set   aus   Minimal­,   Maximal­   und   Ideal­Werten.   Der  einzelne Wert eines Indikators repräsentiert die konkrete Ausprägung eines Merkmals  und  dient   als   Angabe   des   Zustandes   der   Umgebung.   Neben   diesen   Werten   hat   ein  Indikator eine konkrete räumliche und zeitliche Gültigkeit. Dies erlaubt die Betrachtung  der Veränderungen und dort auftretender regionaler Unterschieder und Trends für jedes  Merkmal. Der Referenzparameter für einen Indikator ist in der Regel auf eine bestimmte  Fläche   oder   eine   Personengruppe   bezogen,   der   als   Bezugsgröße   angegeben   werden  muss. Durch die Verbindung des aktuell gültigen Wertes eines Indikators und des Ideal­

Wertes kann die Veränderung des Standes der nachhaltigen Entwicklung einer Region  festgestellt werden.

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Die Festlegung und Freigabe von Indikatorwerten und die Bedeutung dieses Wertes für  die nachhaltige Entwicklung muss von einem Experten der entsprechenden Kategorie  durchgeführt werden.  Nur durch einen solchen Experten kann die korrekte Verwendung  eines   solchen   Indikators   und   der   entsprechenden   Werte   garantiert   werden,   unter  Berücksichtigung das die große Menge an Indikatoren die sich erstellen lassen können  manuell   überprüft   werden   müssen.   Zur   besseren   Nachvollziehbarkeit   der   Basis   der  späteren Entscheidungsfindung sollten die Basisdaten der Indikatoren der Öffentlichkeit  zur Verfügung gestellt werden. Die Messung des Standes der nachhaltigen Entwicklung  für das gewählte Konzept kann nur auf Basis von Indikatoren erfolgen.

Zur Messung des aktuellen Stands der nachhaltigen Entwicklung in einer Region oder  der Veränderungen eines Projektes an diesem Stand werden jeweils unterschiedliche  geeignete Indikatoren aus den verschiedenen Kategorien benötigt. Um diesen häufig  durchgeführten Schritt zu vereinfachen, ist es möglich verschiedene Indikatoren in ein  sogenanntes Indikator­Set zusammenzufassen. Solch ein Indikator­Set ermöglicht eine  schnelle Auswahl gängiger oder relevanter Indikatoren zu einer Region oder zu einem  Projekt.   Es   gibt   verschiedene   Organisationen   und   Institutionen   die   sich   mit   der  Erstellung solcher Indikator­Sets beschäftigen, beispielsweise der OECD [OECD 2005],  der CSD [UNCSD 2008] oder der Agenda 21[BMU 1992].

Mit dem ersten Prototypen werden alle Anforderungen an Indikatoren oder Indikator­

Sets erfüllt. Das Konzept der unbeschränkten und individuellen Kategorien ermöglichen  eine   schnelle   und   einfache   Anpassung   an   neue   Erweiterungen   des   Begriffes  Nachhaltigkeit,   neue   Indikatoren   können   durch   Experten   hinzugefügt   und   bewertet  werden,   auf   Basis   der   hinterlegten   Informationen   und   Daten.   Dies   ermöglicht   ein  Indikator­System, welches langfristig genutzt werden kann und jederzeit flexibel genug  ist, neue Strömungen und Trends darzustellen.

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2.2 Stand und Entwicklung einer Region

Der   erste   Schritt   zur   Darstellung   des   Zustandes   (des   Standes   der   nachhaltigen  Entwicklung) einer Region ist die Auswahl der Region. Für den ersten Prototypen wurde  für   die   Realisierung   dieser   Funktion  auf   ein   einfaches   graphisches   Interface   [UNM  2009] zurückgegriffen, welches in das web­basierte System integriert wurde. Der zweite  Schritt ist die Wahl eines entsprechenden Indikator­Sets, durch welches die Veränderung  oder der Zustand der nachhaltigen Entwicklung bewertet werden soll. Je nach Wahl der  Region kann in dieser Phase eine Aggregation oder Interpolation der Werte notwendig  werden. So kann für eine gewählte Region X der Fall auftreten, dass einige Indikatoren  jeweils   für   die   überschneidenden   Regionen   Y1  und   Y2  vorhanden   sind.   Um   einen  gültigen Wert für die Region zu berechnen, werden in diesem Fall die betreffenden  Teilregionen in X berechnet und die Anteiligen Werte des Indikators zu einem Indikator  für die Region X aggregiert. Ebenso können für einzelne nicht überlappende Regionen  Teil­Indikatorwerte gebildet werden.  Für den Fall der zeitlichen Überschneidung wird  ein   gewichteter   Mittelwert   der   betreffenden   Indikatoren   bestimmt,   ebenso   ist   durch  Interpolation möglich, fehlende Werte zu bestimmen. 

Für   die  Darstellung   des  Standes  der   nachhaltigen  Entwicklung  in  einer  bestimmten  Region werden die Informationen aus den einzelnen Indikatoren in Form verschiedener  Grafiken   (Tabellen,   Balkendiagramme,   Polargraphen...)   dargestellt.   Neben   dem  aktuellen Wert des Indikators wird der Ideal­Wert dargestellt. Die Entwicklung einer  Region   wird   anhand   des   Vergleiches   des   Zustands   zwischen   zwei   Zeitpunkten  dargestellt. In Verbindung mit der linearen Interpolation besteht die Möglichkeit eine  gewisse Prognose zu erstellen.

2.3 Auswirkungen von Projekten und der Vergleich von Alternativen

Die Möglichkeit, die Darstellung des Standes der nachhaltigen Entwicklung in einer  Region   erlaubt   die   Region   an   sich   zu   bewerten,   für   eine   nachhaltige   Entwicklung  müssen aber  angedachte  Maßnahmen auf ihre Auswirkungen  auf diese Entwicklung  abgeschätzt werden. In dem ersten Prototypen werden solche Maßnahmen als Projekt  betrachtet,   das   neben   unterschiedlichen   Bewertungsmöglichkeiten   auch   verschiedene  alternative   Ausprägungen   besitzen   kann.   Jede   dieser   Alternativen   kann   individuell  bewertet und ausgeplant werden. Um die Planung dieser konkreten Projekte anhand der  vorliegenden   Daten   zu   ermöglichen   und   Analysen   durchzuführen,   nutzt   der   erste  Prototyp eine Komponente zum Erstellen, Planen und Bewerten von Projekten. 

Ein Projekt ist eine abstrakte Administrationseinheit, die mehrere Metadaten enthält und  allgemein beschreibt, was durch das Projekt dargestellt werden soll:

• Die Aufgabe des Projektes – eine allgemeine Beschreibung der Ziele die mit  dem Projekt erreicht werden sollen.

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• Der  Zeitraum  des  Projektes  – Konkrete  Zeitpunkte  für Start  und Ende  des  Projektes

• Die   Region   des   Projektes   –   eine   konkrete,   an   das   GIS   angebundene  Beschreibung des regionalen Raums, in dem das Projekt wirkt.

Da   es   verschiedene   mögliche   Bewertungsmöglichkeiten   für   eine   nachhaltige  Entwicklung  gibt,   kann   jedes   Projekt   unter   verschiedenen   Bewertungsvarianten,   mit  jeweils   unterschiedlichen   Indikator­Sets   bewertet   werden.   Dies   ermöglicht   eine  Bewertung unter verschiedenen Gesichtspunkten.

Für jedes konkrete Projekt gibt es wiederum verschiedene Realisierungsmöglichkeiten,  die   Projektalternativen.   Jede   Alternative   wird     unter   jede   Bewertungsmöglichkeit  hinzugefügt,   um   über   alle   Realisierungsvorschläge   gleichermaßen   abstimmen   zu  können.   Mit   den   Alternativen   können   verschiedene   Wege   der   Erreichung   der   Ziele  simuliert werden, die jeweils unterschiedliche Auswirkungen auf die (zu bewertenden)  Indikatoren   haben   können.   Um   einen   stabilisierenden   Faktor   in   die   Planung   zu  integrieren, werden die erwarteten Veränderungen durch die Alternativen der Projekte in  drei verschiedene Fälle eingeordnet:

• Erwartete Veränderung – der Wert an Veränderung am Indikator der erwartet  und gewollt wird vom Projekt­Planer.

• Worst Case – die schlechteste Veränderung am Wert des Indikators die durch  das Projekt eintreten kann.

• Best  Case  –  die  beste  Veränderung   am   Wert  des  Indikators  die  durch  das  Projekt eintreten kann.

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Dieses Konzept verringert das Problem zu riskanter „optimistischer“ Projektalternativen,  da in der Entscheidungsfindung immer auch die Worst Case Fälle sichtbar sind, und so  eine Alternative gewählt werden würde, die weniger starke negative Auswirkungen bei  der Realisierung mit sich führt. Die Phase der Entscheidungsunterstützung wird durch  ein   multikriterielles   Entscheidungssystem   (MCDA)   unterstützt,   in   welcher   die  verschiedenen Bewertungsvarianten der Planungsalternativen verglichen werden und die  insgesamt   (nach   einer   festzulegenden   Gewichtung   der   Bewertungsfaktoren)  vorteilhafteste Alternative hervorgehoben wird. In Hinblick auf die große Anzahl an  auftretenden Indikatoren wird im Prototypen als MCDA­Methode  Promethee gewählt. 

Diese Methode erlaubt ein paarweises Vergleichen der Alternativen für jedes einzelne  Kriterium,   die   unterschiedlich   gewichtet   werden.   Um   einen   Gesamtvergleich   zu  erreichen, werden die Ergebnisse durch eine gewichtete Summe zusammengefasst.  Die  so berechneten Ergebnisse werden zusätzlich in einer graphischen Variante ausgegeben,  um einen schnellen Überblick über die verschiedenen Varianten zu ermöglichen. Die  Entwicklung   einer   Region   wird   von   den   jeweiligen   Projekten   beeinflusst,   die   im  gegebenen Zeitraum projiziert werden. Diese Projekte können individuell ausgewählt  werden, um die zukünftigen Auswirkungen eines Projektes in einer Region darzustellen.

2.4 Rollenkonzept und Qualitätssicherung

Der Prototyp unterstützt vier verschiedene Benutzerklassen, welche die Prozesse der  Datenintegration   und   der   Projektplanung   separieren.     Neben   dem   systemweiten  Administrator, der als Techniker für das gesamte System dient, sind die weiteren Rollen  auf verschiedene Projekte, Kategorien oder Indikatoren beschränkt. User die sich mit der  Integration von Informationen beschäftigen fallen unter die Rolle des Statistiker. Diese  können die Daten bzw. Informationen in das System einstellen (und auf die Quelldaten  verweisen).   Diese   Informationen   werden   durch   die   Klasse   der   Experten   verifiziert. 

Experten beaufsichtigen die Indikatoren der Kategorie, in der sie als Experte gelten. Die  Rolle des Planers wird den Usern zugewiesen, die sich mit der Planung der einzelnen  Projektalternativen beschäftigen. Die endgültige Analyse und Ausführung der MCDA­

Berechnung obliegt den Usern der Entscheider­Rolle, die diese Aufgaben neben der  administrativen   Generierung   der   Projekte   ausführen.   Es   ist   möglich   und   nicht  ausgeschlossen, dass einzelne User mehrere Rollen erfüllen, insbesondere im Bereich  der Statistiker und der Experten gibt es mehrere Überschneidungsmöglichkeiten. 

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Innerhalb des Prototyps ist es möglich, eine große Anzahl an heterogenen Informationen  zu integrieren, aggregieren und zu bewerten. Um ein verlässliches Ergebnis zu erhalten,  ist   es   notwendig   ein   Konzept   der   Qualitätssicherung   zu   integrieren.   Wie   bei  vergleichbaren   Systemen   setzt   der   Prototyp   auf   einen   Peer­Review   Prozess   [Ahlers  2004].   Ein   Statistiker   kann   Informationen   hinzufügen   und   empfehlen,   aber   die  Validierung eines Experten wird benötigt, um diese Informationen im System einsetzen  zu   können.   Um   diesen   Vorgang   zu   beschleunigen,   können   die   Informationen   mit  weiteren Hinweisen belegt werden. Ein ähnliches Verfahren wird bei den Komponenten  für die Projektplanung und die MCDA­Berechnung vorgenommen, um Manipulationen  zu verhindern. 

2.5 ePartizipation

Eine   nachhaltige   Entwicklung   bedeutet   immer   eine   Integration   der   interessierten  Öffentlichkeit   [BMU  1992].  Insbesondere  wenn  Projekte  von  öffentlichem  Interesse  geplant werden, bietet sich eine frühzeitige Integration der Öffentlichkeit an, wenn diese  ohnehin nicht verpflichtend ist. Um eine solche Integration zu ermöglichen wird in dem  ersten Prototypen konsequent  die Prinzipien der ePartizipation [Bräuer 2009] in jedem  Entscheidungsunterstützungsprozess des Systems. Der erste Schritt in der Realisierung  der ePartizipation ist die Verwendung eines integrierten webbasierten Systems für alle  Komponenten.   Dieser   zentrale   Ansatz   erlaubt   eine   einfache   Integration   von   und   in  verschiedene  Kommunikationsmittel. Statt eines  Chats  oder Ticket­Systems  wird im  Prototypen auf ein Diskussionsforum  zurückgegriffen,  welches  eine gängige und oft  verwendete Form des Kommunikationsmedium im Internet darstellt.  Ein solches Forum  erlaubt eine asynchrone Kommunikation und zusätzlich die automatische Generierung  von Inhalten als Inhalt der Diskussion. Diese Eigenschaften können von einem Chat oder  Ticket­System   nur   schwer   oder   gar   nicht   erfüllt   werden.   Für   alle   Informationen,  Indikatoren,   Indikator­Sets und Projekte (inklusive aller Varianten und Alternativen)  werden   die   zugehörigen   Daten   und   Informationen   automatisch   im   Forum   in   einem  eigenen Bereich erstellt und zur Diskussion gestellt. 

Zusätzlich   zu   diesen   Informationsmöglichkeiten   besteht   für   die   interessierte  Öffentlichkeit die Möglichkeit, mehrere Funktionen des Systems verwenden zu können. 

So können durch die Öffentlichkeit der Stand der nachhaltigen Entwicklung in einer  Region angezeigt  werden, die Auswirkungen von Projekten eingesehen werden oder  eigene   Berechnungen   auf   Basis   der   freiverfügbaren   Daten   durchgeführt   werden. 

Zusätzlich können sich Interessenten als User auf der Plattform registrieren und so mit  anderen Usern, auch mit Verantwortlichen aus den Rollen Statistiker, Experte, Planer  und Entscheider in Kontakt treten.

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3 Zusammenfassung und Ausblick

Der   erste   Prototyp   erfüllt   grundlegend   alle   Anforderungen   und   dient   als   Proof   of  Concept der eigentlichen Projektidee. Es ist möglich, für eine Region die notwendigen  Daten   für   die   Darstellung   der   Nachhaltigkeit   zu   verwalten   und   eine   entsprechende  Übersicht zu generieren. Ebenso können Projekte geplant werden, die Auswirkungen  dieser Ideen dargestellt werden und verschiedene Alternativen gegeneinander abgewägt  werden. Der gesamte Ablauf wird konsequent der Öffentlichkeit gegenüber offengelegt  und integriert diese, soweit wie möglich in die Entscheidungsprozesse. 

Neben der grundsätzlichen Funktionalität benötigt ein solches System zusätzlich weitere  Eigenschaften, die eine Verwendung  ermöglicht. So besteht der erste Prototyp teilweise  aus vorgefertigten Komponenten und verwendet ein relativ festes Framework, das die  Erweiterung   mit weiteren Komponenten zwar nicht ausschließt, aber erschwert. Zum  derzeitigen Zeitpunkt befindet sich ein zweiter Prototyp in der Entwicklung, der bei der  Entwicklung neue Schwerpunkte in diesen Bereichen setzt. So sollen unteranderem der  Aspekt der Usability stärker in die Betrachtung fließen. Ebenso sollen Methoden und  Konzepte des Web 2.0 eingesetzt werden, um eine stärke Nutzerbindung an das System  zu   erreichen.   Über   offene   Schnittstellen   soll   der   automatische   Import   und   Export  verschiedener  Daten  erleichtert   werden,  was   den  gesamten   Arbeitsablauf  erleichtern  wird.   Insbesondere   die   Erweiterung   mit   standardisierten   Schnittstellen   soll   die  Attraktivität einer solchen Plattform für Unternehmen stärken.

Literaturverzeichnis

Ahlers, D. (2004): „Entwicklung einer webbasierten Reviewing­Komponente für eine ökologische  Pflanzendatenbank“, Diplomarbeit, Carl von Ossietzky Universität Oldenburg.

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Referenzen

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