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Brutanlagen für Schildkröten-Eier

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Salamandra 12 27-31 Frankfurt am Main, 15. 3. 1976

Brutanlagen für Schildkröten-Eier

WOLFGANG EHRENGART Mit 2 Abbildungen

Im Rahmen von Angaben über die Haltung und Zucht von Testudo h. her- manni hatte ich bereits früher (EHRENGART 1971) die Bebrütung der Eier in einer mit einem Warmwasser-Aquarium gekoppelten Brutanlage beschrieben. Diese Anlage ließ sich aber, da sie von der Aquariengröße abhängig ist, nicht wesentlich erweitern, und es entstanden außerdem, bedingt durch jahreszeitliche Schwan- kungen der Raumtemperatur, starke Differenzen in der Zeitigungsdauer.

Mit der Vergrößerung meiner Schildkrötenherde hat sich auch die Anzahl der abgelegten Eier vergrößert. Von den gehaltenen weiblichen, zuchtfähigen Exemplaren (eine Testudo graeca ibera, drei Testudo h. hermanni, eine Testudo hermanni robertmertensi, eine Testudo marginata) werden jährlich 1-3 Gelege von 1-13 Eiern produziert. Hierdurch war ich gezwungen, größere und von einem Aquarium unabhängige Brutanlagen zu konstruieren. Da in den Zeiten meiner beruflich bedingten Abwesenheit meine Familie in dankenswerter Weise die Schildkrötenherde betreut, sollten die Brutanlagen leicht zu bedienen sein.

Zur leichten und kostengünstigen Herstellung der Brutkästen wurden Hart- schaumplatten (stark wärmedämmend) verwendet, die ich mit einem handels- üblichen Spezialkleber (zum Beispiel Uhu-Por) zusammenfügte. In entsprechen- der Abwandlung lassen sich natürlich auch passende Hartschaumkasten (Ver- packungsmaterial) umarbeiten. Nachfolgend werden zwei bei mir in der Praxis bewährte Brutanlagen beschrieben.

Brutanlage I

Sie besteht aus einem von oben zu öffnenden Kasten. Durch einen Zwischen-.

boden ist das Innere in Heiz- und Brutraum aufgeteilt. Geheizt wird mittels einer Glühlampe von 15 W. Die Temperaturregelung erfolgt über einen Aqua- rienthermostaten. Die Fassung der Glühlampe ist auf eine zweiseitig abgewin- kelte Blechplatte montiert. Zwischen dieser Platte und den Außenwänden liegen zwei Sandsäckchen zur Fixierung der Bodenplatte, zur Wärmespeicherung und zur Erhöhung des geringen Eigengewichtes der Brutanlage. Der Zwischenboden ruht auf einem ringsum angeklebten Hartschaumstreifen. Damit von der Glüh- lampe kein Licht in den Brutraum fällt, ist diese Auflage mit einem lichtundurch- lässigen Folienstreifen abgedichtet. Zur Erhöhung der Betriebssicherheit ( durch den im Heizraum auftretenden Wärmestau kann die Glühlampe durchbrennen) empfiehlt sich der Einbau einer zweiten, parallelgeschalteten Glühlampe oder eines Flächenheizers. Um ein Herabfallen der geschlüpften Jungtiere auf den 27

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Abb. 1. Brutanlage I. - A = Auflage für Zwischen- boden; B = doppelt abgewinkelte Bodenplatte aus Alu- miniumblech (1 mm); D = Deckel; E = Eierbehälter;

G = Glühlampe 220 V/15 W; L = Lampenfassung (mit Bodenplatte verschraubt); S = Sandsäckchen; T =

Aquarien-Thermostat; W = Wasserbehälter mit 40 Deckelbohrungen von 5 mm Durchmesser; Z = Zwi- schenboden aus Aluminiumblech 275 X 275 X 1 mm. - Alle Maßangaben in mm. Aufnahmefähigkeit: 25 be- ziehungsweise mit dem zweiten Eierbehälter (minus 4) 46 Eier.

Details of construction of incubator I.

heißen Zwischenboden zu verhindern, werden die Eierbehälter mit einem aus- reichend hohen Rand aus Pappe versehen. Aus der Abb. 1 ist außerdem die Unter- bringung eines Wasserbehälters zu ersehen.

Brutanlage II

Da sich die Brutanlage I ebenfalls als zu klein erwiesen hatte, wurde ein wei- terer Brutkasten angefertigt. Anstelle der Beheizung durch eine Glühlampe baute ich zur Erhöhung der Betriebssicherheit und zur großflächigeren Wärmeverteilung ein Heizkabel ein. Durch die Verwendung eines größeren Wasserbehälters als in Anlage I muß nur noch gelegentlich Wasser nachgefüllt werden. Die Abmessungen eines vorhandenen Schrankes bestimmten die Größe der darin unterzubringenden Brutanlage. An einer Längsseite des Kastens befindet sich der zur Bedienung ab- nehmbare Deckel. Die Brut-Etagen bilden eingelegte Gitter, die eine Zirkulation der Warmluft ermöglichen und durch enge Maschenweite ein Durchfallen der geschlüpften Tiere verhindern. Die Eierbehälter (aus Hartschaumresten) nehmen 1-2 Gelege auf und ermöglichen damit die Kontrolle der schlupfreifen Gelege ohne Störung der übrigen Eier. Entsprechende Markierungen und Beschriftungen sind auf der Stirnseite der Eierbehälter angebracht.

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Abb. 2. Brutanlage II. - A = Auflage für Gitter; B = Blechstreifen aus Aluminiumblech (1 mm), zum Verschließen abgewinkelt mit aufgenietetem Riegel beziehungsweise mit an- gefalz.tem Griff; D = Deckel (538 mm breit); E = Eierbehälter; G = Gitter; H = Heiz- kabel 220 V/ 30 W; R = Riegel; S = Sand; T = Aquarien-Thermostat; W = Wasser- behälter (Inhalt etwa 1,5 1) mit 40 Deckelbohrungen von 8 mm Durchmesser. - Alle Maßangaben in mm. Aufnahmefähigkeit: Drei Etagen mit je 5 mal 12 Eier (

=

180 Eier).

- Zeichn. v. Verf. •

Details of construction of incubator II.

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Betrieb

Beide Brutanlagen werden durch den Thermostaten auf einer konstanten Temperatur von 30 °C gehalten. Die relative Luftfeuchte beträgt etwa 800/o.

Diese wird durch Ab-oder Zudecken von in den Abbildungen näher bezeichneten Bohrungen im Deckel des Wasserbehälters erreicht. Auf die Verwendung eines Füllmaterials habe ich, wie bereits früher, verzichtet. Hierdurch wird die Kon- trolle der Eier ungemein erleichtert. Verdorbene oder unentwickelte Eier können ausgesondert werden, und bei schlupfreifen Schildkröten kann durch Anschlagen der Eischale eine Nachhilfe erfolgen.

Ergebnisse

Bisher wurden von mir mit den vorstehend beschriebenen Brutanlagen die folgenden Ergebnisse erzielt:

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Hierzu ist festzustellen, daß Gelege von gesunden, eingewöhnten 'Tieren trotz leichter Beschädigungen einzelner Eier vollzählig schlüpften. Nachteilige Aus- wirkungen zeigten sich aber bei Gelegen von erkrankten und noch nicht voll- ständig eingewöhnten Zuchttieren. Einzelheiten hierüber sollen in anderem Zu- sammenhang genannt werden.

Die Brutanlage I wurde auch von Prof. Dr. ERHARD THOMAS, Institut für Zoologie der Universität Mainz, zur Erbrütung von Wasserschildkröten verwandt. Hierbei schlüpften bisher insgesamt 43 Jungtiere von Geoemyda trijuga, Lissemys punctata und Siebenrockiella crassicollis. Näheres darüber wird an anderer Stelle mitgeteilt.

Da die beschriebenen Brutkästen sich sowohl zur Zeitigung von Land- als auch von Wasserschildkröten eignen, ist anzunehmen, daß sie - eventuell unter Anderung der genannten Temperatur und relativen Luftfeuchte - auch zur Be- brütung weiterer Reptilieneier verwendbar sind.

Zusammenfassung

Beschrieben werden Konstruktion und Betrieb von Brutanlagen, in denen bisher er- folgreich die Inkubierung von Eiern europäischer Land-und südostasiatischer Süßwasser- schildkröten gelang. Die Brutkästen bestehen aus Hartschaumplatten und sind elektrisch beheizt. Es wird eine konstante Temperatur von 30 °C und eine relative Luftfeuchte von 800/o eingehalten. Die Bebrütung erfolgt ohne Füllmaterial.

Summary

The construction and Operation of incubators are described, in which incubation of eggs of European testudinids and South East Asian emydids succeeded. The incubators consist of styrofoam plates and are heated electrically at a constant temperature of 30

°c

and a relative humidity of 80°/o is maintained. No filling material was used.

Schriften

EHRENGART, W. (1971): Zur Pflege und Zucht der Griechischen Landschildkröte (Testudo h. hermanni). - Salamandra, 7: 71-80. Frankfurt am Main.

Verfasser: WOLFGANG EHRENGART, Am Lindenbach 3, 6200 Wiesbaden-Schierstein.

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