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Archiv "HEILPRAKTIKER: Produkt der NS-Zeit" (11.06.1986)

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Academic year: 2022

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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

BRIEFE AN DIE REDAKTION

punktur). Die offizielle Me- dizin leidet zu sehr unter ei- nem Spezialistentum. Bei einer rechtsseitigen Schul- tergelenksarthritis und chronischen Gallenblasen- entzündung oder einem Ekzem nach Nierenaus- scheidungsstörung ist eine ursächliche Behandlung erforderlich, nicht nur Cor- tison. Es wäre viel besser, wenn einige Kollegen sich mit den sogenannten Au- ßenseitermethoden befas- sen würden. Sie erfordern auch viel Können und Er- fahrung. Es ist nicht damit getan, sich auf das hohe Pferd zu setzen und gering- schätzig darauf herunter- zusehen. Warum anerkennt die offizielle Medizin diese Methoden nicht als gute Ergänzung zu ihrer eige- nen Therapie? Das wäre auch zum Segen der Pa- tienten.

Dr. med. Heinz Hertel Zeisigweg 15

5650 Solingen

Bereicherung

... „Das Heilpraktikerge- setz verletzt das Vertrauen des Patienten auf Sicher- heit ... " Wer jedoch hin- dert mich als junge Ärztin, bestimmte Medikamente zu verschreiben oder Ope-

rationen auszuführen, weil mir die notwendige Erfah- rung fehlt? Sind nicht oft gerade diejenigen Patien- ten, die einen Heilpraktiker aufsuchen, in ihrem Ver- trauen (auf Sicherheit) von Ärzten verletzt worden?

„Dem Heilpraktiker ist die Fachpresse nicht zugäng- lich... " Warum eigentlich nicht? „Der Heilpraktiker besitzt keine medizinische Fachkunde... " Stimmt das" Aus welchen Berufen kommen denn unsere Heil- praktiker zum großen Teil?

Aus meinem Bekannten- kreis darf ich anführen:

Krankenschwestern und -pfleger, MTAs, Mitarbeiter von Pharmaunternehmen, Pharmareferenten, Sprech-

stundenhilfen, Masseure, Bademeister, Heilgymna- sten, Therapeuten, Medi- zinstudenten, die auf einen Studienplatz warten und viele andere mehr.

Es ist richtig, was die Heil- praktiker tun, ist teilweise wissenschaftlich nicht er- forscht. Welche Bereiche- rung für die Medizin, wenn Ärzte und Medizinstuden- ten diesen Forschungsauf- trag unserer Patienten ver- mehrt aufgreifen! Wie kann ärztliche Wissenschaft rea- listisch sein, wenn die Heil-

praktikervergangenheit und -gegenwart des Patien- ten für den Arzt tabu ist und der Patient sich zwi- schen Arzt und Heilprakti- ker nur durch Unwahrhaf- tigkeit halten kann? Ist nicht die Sicherheit des Pa- tienten gerade dadurch ge- fährdet, daß Ärzte und Heil- praktiker sich nicht ver- ständigen? Eine Regelung der Heilpraktikerausbil- dung ist sicher erstrebens- wert, ob sie sich aber an der heutigen Medizineraus- bildung ein Beispiel neh- men soll? Offen bleibt auch die Frage: Nament- lich welche Therapiever- fahren sind Pseudo-Natur- heilverfahren und nament- lich welche Medizin fällt unter den Begriff „Parame- dizin"?

Wird sich dann möglicher- weise herausstellen, daß nicht nur die Therapie der Heilpraktiker, sondern auch die vieler Ärzte unter die beschriebene „ver- dächtige Vielfalt" einzu- gliedern ist?

Cornelia Selinger Boslerweg 11 7325 Eckwälden

Produkt der NS-Zeit

Ihre Artikel ... könnten den Eindruck erwecken, daß die Heilpraktiker erst seit Erlaß des Heilpraktiker- gesetzes vom 17. Februar 1939 beständen. Dem ist nicht so. Im Frühjahr 1933 wurde ein Münchener Arzt, Dr. Wagner, zum Reichs- ärzteführer und ein Herr Kees zum Reichsheilprakti- kerf ührer ernannt. Dr. Wag- ner hielt damals in einem Münchener Hörsaal einen Vortrag, in dem er u. a. sag- te, auch er bedaure die Heilpraktikersache, man müsse aber Verständnis haben, denn — ich erinnere mich genau an seine For- mulierung — die Heilprakti- ker „hätten eben früher zum Führer gefunden als die Ärzte"; außerdem sei der Heilpraktikerführer nicht nur Altparteigenosse,

sondern als Behandler von Rudolf hiess habe er Zu- gang zu den höchsten Parteikreisen. Es liegt mir natürlich fern, politische Irrtümer von damals anzu- kreiden, aber das muß fest- gestellt werden: Die Heil- praktiker sind ein Produkt der NS-Zeit. Sie wurden auch in Österreich und der DDR 1945 abgeschafft.

Dr. med.

Erich Kammerer Locksteinstraße 78 8240 Berchtesgaden

• Wird fortgesetzt

WINTER 45/46

Erinnerungen an schwere Zei- ten:

Als Zudecke

Das „Neue Deutschland"

erschien gleich nach dem Zusammenbruch von 1945 und wurde von den Russen in großen Mengen an ge- fangene deutsche Soldaten verteilt. Damit sollte für die kommunistische Idee ge- worben werden. Die Zei- tung hatte ein großes For- mat und war auf festem Pa- pier gedruckt. Die Zahl der gefangenen Soldaten, die wegen Ernährungsmangel, schlechter Kleidung und Überanstrengung in der Gefangenschaft erkrank- ten, ja starben, war groß.

Bei der Kälte des Winters 1945/46 waren die Gefan- genen froh, das „Neue Deutschland" zu erhalten.

Wegen ihrer Größe waren die Zeitungen besonders geschätzt als Zudecke.

Sorgfältig wurden die Blät- ter morgens wieder einge- sammelt, um sie abends wieder austeilen zu kön- nen. Nicht wir haben uns für das „Neue Deutsch- land" erwärmt, sondern die Zeitung hat uns erwärmt!

Prof. Dr. med.

Frohwalt Heiss Th.-Veiel-Straße 102 7000 Stuttgart- Bad Cannstatt

HEILPRAKTIKER

Ein Unikum, das um sich greift

1746 (14) Heft 24 vom 11. Juni 1986 83. Jahrgang Ausgabe A

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